Stadtbuch Schwaz 2024
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Zuge des Bergsegens wurde die Kirche 1460 vergrößert,<br />
weil laut einer Urkunde die alte Kirche „alles zugezogene<br />
Volk nicht fasst, man dieselbe abbricht und an der<br />
Stelle den Grundstein zu einem neuen Gotteshaus zu<br />
und preisen Unser Lieben Frau setzet.“ 13 Die Erweiterung<br />
sollte jedoch nicht sehr lange ausreichen. Da die<br />
Zuwanderung kein Ende nahm, wurde die Kirche bereits<br />
1490 erneut vergrößert und erhielt somit ihre heutige<br />
Erscheinungsform. Als eigenständige Pfarre wurde<br />
<strong>Schwaz</strong> allerdings erst 1645 nach langen Verhandlungen<br />
zwischen dem Pfarrer von Vomp und den Kuratoren<br />
und Frühmessern bestätigt.<br />
Älter als die Liebfrauenkirche ist die Kirche St. Martin,<br />
deren Wurzeln wahrscheinlich bis in Karolingische Zeit<br />
reichen. 1444 wurde sie neu errichtet und 1510 von Kaiser<br />
Maximilian I. den Augustiner Eremitinnen aus dem<br />
Halltal übergeben. Fertiggestellt und bezogen wurde das<br />
Kloster aber erst 1522. 14 Berichtet wird auch, dass der<br />
Lahnbach ursprünglich bei St. Martin vorbei in den Inn<br />
floss. Durch regelmäßige, verheerende Überflutungen,<br />
die man auch in den diversen Chroniken liest, verlagerte<br />
sich das Bachbett in die heutige Lage und überschwemmte<br />
immer wieder ganze Ortsteile. In den Steinund<br />
Schlammlawinen, die sich über den Ort ergossen,<br />
starben viele Menschen. In etlichen <strong>Schwaz</strong>er Häusern<br />
zeugen die tiefen Keller noch von den Wiederaufbauarbeiten<br />
nach solchen Katastrophen, wobei bis zu drei<br />
Häuser übereinander errichtet wurden. Man kann gut<br />
nachvollziehen, wie sehr die Bevölkerung durch solche<br />
Unglücke gelitten haben muss. Oft ging damit der gesamte<br />
Besitz verloren. 15<br />
Im Gegensatz zur Armut am Schwemmkegel erlebten<br />
die Herren von Freundsberg einen wesentlichen Aufschwung.<br />
Der Bau der Burg Freundsberg fällt mit seiner<br />
Entstehungszeit um 1170 in die Blütezeit des Burgenbauens.<br />
Das „Gschlössl“, wie es von den Einheimischen<br />
liebevoll genannt wird, ist und war niemals ein Schloss.<br />
Eine Burg sollte für deren Bewohner hauptsächlich ein<br />
Wehrbau sein, der einerseits dem Schutz und andererseits<br />
als Wohnraum diente. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts<br />
begann für die meisten Burgen auch der Über-<br />
Detailansicht von St. Martin, Kupferstich<br />
nach M. Merian 1649. Quelle: TLMF, W_3968<br />
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