Aquila Tirolensis, Matthias Burglechner. Quelle: TLA Bibl.K 288. 28
digkeitsgebiete auszuführen. Innerhalb dieses Stands gehörten die Freundsberger im ausgehenden Mittelalter einer schmalen Oberschicht von „herrenmäßigen“ Familien an, welche die Geschichte von <strong>Schwaz</strong> im Mittelalter prägen sollte. 5 Die Ortschaft <strong>Schwaz</strong> liegt auf der Südseite des Inn, was das Anbauen von Feldfrüchten erschwert. Dies und die prähistorischen Funde aus dem Bergbau lassen darauf schließen, dass die Besiedelung im Gegensatz zu Vomp oder Stans bereits als Bergwerksort stattfand. Somit war <strong>Schwaz</strong> anfänglich eher unbedeutend und zählte ursprünglich zur Pfarre Vomp. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts übergab Bischof Reginbert dem Benediktinerkonvent von St. Georgenberg die Pfarre Vomp und die Betreuung der Seelsorge der Orte <strong>Schwaz</strong>, Terfens, Vomperbach, Vomp, Fiecht, Stans, St. Margarethen und Buch. 6 Interessanterweise wird in der Chronik von St. Georgenberg mehrmals als Ortsbezeichnung ausdrücklich die Pfarre Vomp-<strong>Schwaz</strong> genannt. Dies lässt darauf schließen, dass <strong>Schwaz</strong> zu dieser Zeit zumindest ein nicht mehr gänzlich unbedeutender Ort war, was eventuell auch mit der Präsenz der Herren von Freundsberg zu tun haben könnte. Allerdings wurde diese Chronik durch einen Brand vernichtet und teilweise aus dem Gedächtnis wieder aufgeschrieben, weshalb man Details sicherlich hinterfragen sollte. 7 <strong>Schwaz</strong> als Gemeinde, wie wir sie heute kennen, existierte damals noch nicht. In den Urkunden wurde stets zwischen Markt <strong>Schwaz</strong> und Dorf <strong>Schwaz</strong> unterschieden. Laut Inntaler Steuerbuch aus dem Jahr 1312 zählte man „in dem Dorfe“ und „in dem Riede“ insgesamt 40 Steuerträger. Im Vergleich dazu zählte Vomp 57 Haushalte. 8 Die größte Errungenschaft der Herren von Freundsberg war sicherlich die im Jahr 1326 erfolgte Verleihung eines Wochenmarkts durch den Landesfürst Heinrich VI. Die wenigen Bauern vor Ort konnten die Einwohner von <strong>Schwaz</strong> nur schwer ernähren. Deshalb gibt es Vermutungen, dass <strong>Schwaz</strong> einen Markt benötigte, da die Haupteinnahmequelle im Bergbau begründet lag, wenngleich das Ausmaß damals noch keine größere Rolle spielte. Eine Urkunde aus dem Jahr 1273 bezeichnet ein Gut Heinrichs von Rottenburg als „auf dem Arzberge beim Schwaighofe“. 9 Das Vorkommen von „Erz“ war, wie dem Namen zu entnehmen ist, zumindest bekannt, und man schließt auch daraus, dass die Mehrheit der Einwohner einer nicht agrarischen Gesellschaft angehörte, weshalb deren Versorgung durch den Markt sichergestellt wurde. So wurde auf der linken Seite des Lahnbachs entlang der Landstraße eine eigene „Marktstraße“ geschaffen und später in den südlichen Teil des Kirchangers unterhalb des Kreuzes verlegt. 10 So bildete sich im Gegensatz zum Dorf <strong>Schwaz</strong> auch der Markt als eigenständiger Ort heraus. Damit gewann die kleine Siedlung <strong>Schwaz</strong> im Gegensatz zu Vomp immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung, da Märkte im Mittelalter eine sehr wichtige Rolle spielten. Auf der einen Wappen der Herren von Freundsberg auf einem Schild anlässlich einer Geldsammlung im Jahr 1916. Foto: Egon Spiss Seite konnten dort Waren gekauft werden, die im Alltag schwer herzustellen und vor Ort kaum zu kaufen waren; auf der anderen Seite war es auch ein wichtiges Medium für die neuesten Nachrichten. Weil das Bildungsniveau niedrig und der Analphabetismus vorherrschend war, erfuhr man die wichtigsten Neuigkeiten von den fahrenden Händlern. Diverse Abläufe am Markt wurden rechtlich geregelt und bei Nichteinhaltung bestraft. Die Abhaltung des Marktes war für den gesamten Ort ein gesellschaftliches Ereignis. Ursprünglich stand dort auch der Pranger. Dieser wurde aber aufgrund der Nähe zur Kirche 1568 abgebaut und in den Spitalhof verlegt. 11 Die erste urkundliche Erwähnung der Liebfrauenkirche an der Stelle der heutigen Pfarrkirche stammt aus dem Jahr 1337. Das Gotteshaus gehörte – wie bereits erwähnt – als „Filiale“ zur Pfarre Vomp; es brannte laut Chronik 1429 nach einem Blitzschlag ab und wurde danach gleich wieder neu errichtet. Spätestens seit 1434 setzte der Bischof von Brixen einen Pfarrer und einen Kooperator für <strong>Schwaz</strong> ein. Allerdings waren die Geistlichen nicht ständig anwesend, denn erst zehn Jahre später erfolgten im Zuge des Konzils von Basel die Bestellung des ersten dauerhaft anwesenden Priesters vor Ort und die Errichtung einer täglichen Frühmesse, damit die Bergarbeiter, die ständig großen Gefahren ausgesetzt waren, die Möglichkeit zum Besuch des Gottesdiensts erhielten und nicht ständig den Weg nach Vomp auf sich nehmen mussten. 12 Aufgrund der großen Zuwanderung im 29