Stadtbuch Schwaz 2024

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Codex Odalberti mit der Ersterwähnung von Schwaz um 930 n. Chr. Quelle: HHStA_Salzburg_R41_049. 26
1.2. Das mittelalterliche Schwaz und die Herren von Freundsberg Ursula Kirchner Der heutige Siedlungsraum von Schwaz wurde durch die Jahrhunderte hindurch von vielen Völkern besiedelt. Über die meisten von ihnen können wir heute nur Mutmaßungen anstellen. Bereits bei der Besetzung durch die Römer um 15 n. Chr. wird namentlich der Stamm der Breoni oder Breonen für das Inntal erwähnt. Diese werden gegen Ende des 6. Jahrhunderts von den Bajuwaren in deren Herzogtum eingegliedert. 930 n. Chr. scheint erstmals „Suates“ als Ortsbezeichnung von Besitzungen der Frau Himiltrud an den Erzbischof Odalberti von Salzburg in einer Schenkungsurkunde auf. Der Name, den die Bajuwaren während ihrer Herrschaft über das Inntal übernahmen, dürfte aus vorgermanischer sowie vorrömischer Zeit stammen und in der ostalpenindogermanischen Sprachfamilie zu suchen sein. 1 Zu dem Zeitpunkt, als das Fränkische Reich nach dem Tod Karl des Großen aufgeteilt wurde, lag das „Land im Gebirge“, wie Tirol auch oft genannt wird, im Herrschaftsgebiet des Ostfränkischen Reichs. Um die Durchreise über den Brenner weiterhin gefahrlos gewährleisten zu können, belehnte Kaiser Konrad II. im Jahr 1027 die Bischöfe von Brixen mit der Grafschaft Norital, die sich von Bozen bis ins Inntal erstreckte. Die geistlichen Herren galten als verlässliche und treue Vasallen, da sie durch das Ottonische Reichskirchensystem direkt vom Herrscher selbst eingesetzt wurden und die Besitzungen nicht vererbt werden konnten. Die Bischöfe übten aufgrund ihrer geistlichen Stellung die weltliche Gewalt nicht selbst aus, weil auch die Halsgerichtsbarkeit (all jene Delikte, die mit Körper- oder Todesstrafen zusammenhingen) betroffen hätte. Dafür setzten sie Vögte ein, die für die Verwaltung der Gebiete verantwortlich waren. Bischof Otto von Brixen aus dem Haus Andechs verlieh um das Jahr 1165 seinem Bruder Berthold II. das Gebiet zwischen Zirl und dem Ziller, das Eisack- sowie das Pustertal. 2 Zu diesem Zeitpunkt tauchten erstmals auch die Herren von Freundsberg als Ministerialen der Grafen von Andechs urkundlich auf. Zur Verwaltung der Gebiete brauchte man eine breite Dienstmannenschaft. Ursprünglich waren sie, wie im Wort schon erkennbar, Diener im Haushalt ihrer Herren und unterschieden sich aufgrund bestimmter Qualitäten, wie beispielsweise Treue oder Vertrauenswürdigkeit vom restlichen Personal, wodurch sie mit der Zeit in Sonderpositionen erhoben wurden. 3 Wahrscheinlich kamen die Herren von Freundsberg auch als Gefolgsmänner der Andechser aus Bayern und errichteten auf dem Hügel über Schwaz die Burg als strategischen Standpunkt. Dass sie immer schon diesen Namen trugen, ist unwahrscheinlich, spätestens aber seit der Zeit um 1170 sind Familien- und Burgname identisch. 4 Die Verbindung zwischen den Freundsbergern und den Andechsern blieb bis zur Ächtung der Letzteren im Jahr 1209 bestehen. Danach wandten sie ihre Aufmerksamkeit den bayrischen Herzögen zu, was im Wesentlichen bis in das späte 13. Jahrhundert so blieb. Im 13. Jahrhundert näherten sich die Ministerialen immer mehr den Adeligen an, und im späten Mittelalter waren sie fast zur Gänze mit dem Tiroler Adel identisch. In dieser Zeit bildete sich auch das Gewohnheitsrecht, das ihnen erlaubte, Rechtshandlungen für ihre Zustän- 27
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