Stadtbuch Schwaz 2024

12.05.2024 Aufrufe

schon Vannoccio Biringuccio († August 1537 in Rom) hat in seinem 1540 posthum erschienenen Werk „De la Pirotechnia“ angegeben, dass man Silbererzen das Silber mittels Quecksilber entziehen kann. 37 In diesem Werk ist auch eine Amalgamiermühle abgebildet, in der gold- und silberhaltige Abfälle zur Gewinnung der beiden Edelmetalle mit Quecksilber verrieben werden. Biringuccio soll auf einer Studienreise auch das Bergwerk von Schwaz besucht haben. 38 Auch Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, soll seine Erfahrungen mit Quecksilber unter anderem im Alchemistenlabor des Sigmund Füger in Schwaz gemacht haben. 39 Paracelsus selbst schreibt dazu „Domit ich euch underricht, wie mir solichs zutun müglich sei, soliches zu schicken wie gemelt ist, so nempt ir also zuverstehen: von kintheit auf hab ich die ding getriben und von guten underrichtern gelernet, … auch so ist ein große erfarnus beschehen und ein lange zeit her durch vil alchimisten, die in solchen künsten gesucht haben, als nemlich der edel und fest Sigmund Füger von Schwaz mit sampt einer anzal seiner gehaltnen laboranten.“ 40 Als Kaiser Maximilian I. 1516 auf viele Waren ein Geleitsgeld einhob, fand sich auch Quecksilber unter dem Handelsgut. 41 Im Hof des Mathoi-Hauses fanden sich unter der alten Steinpflasterung auch Fragmente von Probiertiegeln, das Bruchstück einer kleinen steinernen Gussform und diverse Schlackestücke. Probiertiegel, manchmal auch Kupellen genannt, finden sich häufig in Bergbaurevieren, aber auch in Alchimistenlabors. 42 Zusammen mit dem Quecksilber könnte dies darauf hindeuten, dass man im Mathoi-Haus oder in einem Vorgängerbau mit der Amalgamation experimentiert hat. Möglicherweise fand sich im Mathoi-Haus die Werkstätte eines Probierers oder Silberbrenners. Der Probierer ermittelte den Metallgehalt des Erzes und entschied somit, ob ein Abbau gewinnbringend war. 43 Der Silberbrenner war ein vereidigter Bediensteter des Landesherrn. Er nimmt das letzte Ausschmelzen des Silbererzes vor, untersuchte das zur Einlösung bestimmte Feinsilber und legte dessen Wert fest. Er hatte darauf zu achten, dass niemand zum Schaden des Landesherren heimlich Silber ausschmolz. 44 In Schwaz ist für das Jahr 1500 ein Silberbrenner namens Jörg Enndorffer belegt. 45 In anderen Bereichen des Innenhofs kamen oberhalb der Steinpflasterung Scherben von allerlei jüngerem Geschirr zutage. So auch Fragmente Kröninger Teller und Schüsseln, sowohl blaues Geschirr aus dem 18. Jahrhundert als auch braun glasierte Töpfe mit weißen Punkten aus der Zeit um 1800. Im östlichen Hofbereich fand sich ein verfüllter Brunnenschacht. Der Brunnen mit einem Außendurchmesser von rund zwei Meter und einem Innendurchmesser von etwa einem Meter wurde aus 50–60 cm großen Steinen errichtet und ist nicht gemörtelt. Nicht genau festgestellt werden konnte, wie lange der Brunnen in Betrieb war, weil die Verfüllung nur auf rund zwei Meter Tiefe entnommen und der Boden des Brunnens nicht erreicht wurde. Somit ist es nicht möglich zu ermitteln, ab wann der Brunnen verfüllt wurde, weil die ersten Dinge, die hineingeworfen wurden, ganz unten zu liegen kamen. Auch Objekte, die vielleicht unbeabsichtigt ins Wasser fielen, als der Brunnen noch in Benützung stand, wären auf den Grund gesunken. Es lässt sich aber vermuten, dass der Brunnen zumindest im 20. Jahrhundert nicht mehr als solcher benutzt wurde, da aus der Verfüllung sehr große Mengen an neuzeitlicher Ofenkeramik, etliche Fragmente von glasierter Gefäßkeramik, Porzellanstücke, tierische Knochen sowie Flachglas, aber auch ein Isolator aus Porzellan und metallene Funde wie industriell gefertigte und daneben geschmiedete Nägel gehoben wurden. Zwar lassen sich einige Ofenkacheln formal noch ins 17. Jahrhundert datieren; unbekannt ist, wie lange der Ofen stand und wann er abgerissen und die Kacheln entsorgt wurden. Die jüngsten, grün glasierten Ofenkacheln mit Sterndekor stammen aus dem 19. Jahrhundert und kamen ebenfalls aus dem Kröning. Ein Ofen mit identen Blattkacheln, nur dunkelbraun glasiert, aus einem Haus in einer Seitengasse am Stadtplatz Löchl Nr. 1 in Vilsbiburg steht heute im Museum dieser Stadt in Niederbayern. 46 Ebenfalls im Brunnen als auch im gesamten Hofbereich fanden sich zahlreiche Bruchstücke von kleinen Apothekerflaschen aus Glas und ein halbes Apothekenabgabegefäß aus Porzellan, ältere mundgeblasene Flaschen aus dem 18./19. Jahrhundert und auch solche aus dem frühen 20. Jahrhundert. Eine 8,7 cm hohe Flasche konnte komplett wieder zusammengesetzt werden. All diese Flaschen stammen vermutlich aus der Apotheke zum Einhorn, die sich damals in der Franz-Josef-Straße in Schwaz befand und die eine der ältesten Apotheken Tirols ist. Die Apotheke in Schwaz geht zurück auf Kaiser Maximilian I., der Niclas Zan von Belano 1510 ein Jahresgehalt von 20 Gulden aussetzte. Dafür sollte dieser „alzeit ain guete Appotegkn daselbst zu Swatz“ betreiben. 1555 sind dann für das volkreiche Schwaz schon zwei Apotheker, Hanns Harlanger und Francisc Stain, nachweisbar. 47 Von Spiel und Spaß durch die Jahrhunderte berichten die Funde von Murmeln, eines Schwirrknochens und eines Puppenkopfs aus Porzellan. Mit sogenannten Schwirrknochen (oder „Schnurrer“) kann man windähnliche, schwirrende Geräusche erzeugen. Dazu bohrt man ein Loch in die Mitte eines Mittelfußknochens eines Tieres (Schaf oder Schwein) und fädelt eine Schnur in einer 8 durch das Loch. Nun hält man in jeder Hand eine der Endschlaufen und schwingt den Knochen, bis die Schnur aufgedreht ist. Zieht man dann die Schnur mit einem Ruck stramm, dreht sich der Knochen mit einem brummenden Geräusch in die andere Richtung. 22

Murmeln und Schwirrknochen gibt es seit dem Mittelalter, der Puppenkopf ist jedoch jüngeren Datums. Fragmente von Flaschen und Pfeifen zeigen, dass es sich die erwachsenen Bewohner des Mathoi-Hauses wohl mit Wein und Tabak gemütlich gemacht hatten. Anmerkungen 1 Walter Leitner/Michael Brandl/Thomas Bachnetzer: Die Ostalpen als Abbaugebiet und Versorgungsregion für Silex und Bergkristall in der Prähistorie, in: Thomas Stöllner/Klaus Oeggl (Hg.), Bergauf bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen; wissenschaftlicher Beiband zur Ausstellung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum vom 31.10.2015–24.04.2016; im vorarlberg museum in Bregenz vom 11.06.2016–26.10.2016. (Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum Nr. 207) Bochum, in Komm. Rahden, Westf. 2015, 59–69. 2 Thomas Bachnetzer/Walter Leitner/Markus Staudt: Radiolarit, Hornstein und Bergkristall. Steinzeitliche Bodenschätze aus den Tiroler Alpen, in: Klaus Oeggl (Hg.), Die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten. [Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Gesellschaften]; proceedings zum 3. Milestone-Meeting des SFB- HiMAT vom 23.–26.10.2008 in Silbertal. (Conference series) Innsbruck 2009, 261–267. 3 Dieter Schäfer: Fundplätze aus der Umgebung des Achensees (Östliches Karwendel), die im Zusammenhang mit einer mittelsteinzeitlichen Ausbeutung des lokalen Gesteins stehen, in: Klaus Oeggl/ Gernot Patzelt/Dieter Schäfer (Hg.): Alpine Vorzeit in Tirol. Begleitbeft zur Ausstellung. Arbeiten und erste Ergebnisse, vorgestellt vom Forschungsinstitut für Alpine Vorzeit, vom Institut für Botanik und vom Forschungsinstitut für Hochgebirgsforschung der Universität Innsbruck, Innsbruck 1997, 15–21. 4 Wolfgang Sölder: Zeitsprung – von der Steinzeit bis zu den Römern. Ein Überblick zur prähistorischen Besiedlung im Bezirk Schwaz. (Heimatblätter. Schwazer Kulturzeitschrift, 67). Schwaz 2009, 5–7; Beatrix Nutz: Loassattel, OG Pill, VB Schwaz, in: Fundberichte aus Österreich 36, 1997, 729. 5 Leitner/Brandl/Bachnetzer (wie Anm. 1), Bd. 207, 66–68. 6 Sölder (wie Anm. 4), 9–10. 7 Brigitte Rieser/Hanspeter Schrattenthaler: Urgeschichtlicher Kupferbergbau im Raum Schwaz- Brixlegg, Tirol, in: Archaeologia Austriaca 82–83, 1998–1999, 135–179. 8 Peter Gstrein: About prehistoric Mining in Tyrol. Vom prähistorischen Bergbau in Tirol, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 101, 2013, 38–45. 9 Markus Staudt/Gert Goldenberg/Roman Lamprecht/Bianca Zerobi: Untersuchungen bei einem spätbronzezeitlichen Kupferverhüttungsplatz in Rotholz (Gem. Buch in Tirol) – Grabung 2016, in: Fundberichte aus Österreich 55, 2016 (2018), D7034–D7042. 10 Brigitte Rieser/Hanspeter Schrattenthaler: Prähistorischer Bergbau im Raum Schwaz-Brixlegg. Urgeschichtliche Bergbauspuren, Werkzeugfunde, Experimente, Mineralien. Reith im Alpbachtal 2002, 53–54. 11 Markus Staudt/Gert Goldenberg/Caroline Grutsch/ Manuel Scherer-Windisch: Montanarchäologische Untersuchungen zum spätbronze- und früheisenzeitlichen Kupferbergbau im Tiroler Unterinntal – Prospektionen 2016, in: Fundberichte aus Österreich 55, 2016 (2018), D7090–D7105. 12 Peter Gstrein: Prähistorischer Bergbau am Burgstall bei Schwaz (Tirol), in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 61, 1981, 25–46. 13 Staudt/Goldenberg/Grutsch/Scherer-Windisch (wie Anm. 11), D7102–D7104. 14 Franz von Wieser: Der Urnenfriedhof von Schwaz, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3. F., 48, 1904, 360–363. 15 Franz von Wieser: Neuaufgedeckte Urnenfriedhöfe in Tirol, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3. F., 53, 1909, 195–199. 16 Gerard Kaltenhauser: Neue urnenfelderzeitliche Funde aus Schwaz, in: Osmund Menghin/Hermann M. Ölberg (Hg.): Festschrift Leonhard C. Franz zum 70. Geburtstag. (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, 11) Innsbruck 1965, 177– 185. 17 Sölder (wie Anm. 4), 25–31. 18 Ulrike Töchterle: Ein Vorbericht zu den Auswertungen der bronzezeitlichen Brandopferplatzdeponie Weer-Stadlerhof, in: Harald Stadler (Hg.): Brandopferplätze in den Alpen. Der Scheibenstuhl in Nenzing. (Nenzing-Schriftenreihe, 6), Nenzing 2013, 113–122. 19 Alfred Prinz zur Lippe: Ein vorgeschichtlicher Weiler auf dem Burgberg von Stans bei Schwaz. (Schlern-Schriften, 199). Innsbruck 1960. Egon K. Moser: Zur Hallstattzeit in Nordtirol, in: Mitteilungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte 22, 1971, 73–80. 20 Philipp Heidegger: Ein latènezeitliches Eisendepot aus Stans in Tirol. Bakkalaureatsarbeit. Innsbruck 2012. 21 Konrad Spindler: Ein Eisenhort der Zeitenwende von Fiecht in Nordtirol, in: Archäologisches Korrespondenzblatt 35, 2005, 39–54. 22 Sölder (wie Anm. 4), 37. 23

schon Vannoccio Biringuccio († August 1537 in Rom)<br />

hat in seinem 1540 posthum erschienenen Werk „De la<br />

Pirotechnia“ angegeben, dass man Silbererzen das Silber<br />

mittels Quecksilber entziehen kann. 37 In diesem Werk ist<br />

auch eine Amalgamiermühle abgebildet, in der gold- und<br />

silberhaltige Abfälle zur Gewinnung der beiden Edelmetalle<br />

mit Quecksilber verrieben werden. Biringuccio soll<br />

auf einer Studienreise auch das Bergwerk von <strong>Schwaz</strong><br />

besucht haben. 38 Auch Theophrastus Bombast von Hohenheim,<br />

genannt Paracelsus, soll seine Erfahrungen mit<br />

Quecksilber unter anderem im Alchemistenlabor des<br />

Sigmund Füger in <strong>Schwaz</strong> gemacht haben. 39 Paracelsus<br />

selbst schreibt dazu „Domit ich euch underricht, wie mir<br />

solichs zutun müglich sei, soliches zu schicken wie gemelt<br />

ist, so nempt ir also zuverstehen: von kintheit auf<br />

hab ich die ding getriben und von guten underrichtern<br />

gelernet, … auch so ist ein große erfarnus beschehen<br />

und ein lange zeit her durch vil alchimisten, die in solchen<br />

künsten gesucht haben, als nemlich der edel und<br />

fest Sigmund Füger von <strong>Schwaz</strong> mit sampt einer anzal<br />

seiner gehaltnen laboranten.“ 40 Als Kaiser Maximilian I.<br />

1516 auf viele Waren ein Geleitsgeld einhob, fand sich<br />

auch Quecksilber unter dem Handelsgut. 41<br />

Im Hof des Mathoi-Hauses fanden sich unter der alten<br />

Steinpflasterung auch Fragmente von Probiertiegeln,<br />

das Bruchstück einer kleinen steinernen Gussform und<br />

diverse Schlackestücke. Probiertiegel, manchmal auch<br />

Kupellen genannt, finden sich häufig in Bergbaurevieren,<br />

aber auch in Alchimistenlabors. 42 Zusammen mit<br />

dem Quecksilber könnte dies darauf hindeuten, dass<br />

man im Mathoi-Haus oder in einem Vorgängerbau mit<br />

der Amalgamation experimentiert hat. Möglicherweise<br />

fand sich im Mathoi-Haus die Werkstätte eines Probierers<br />

oder Silberbrenners. Der Probierer ermittelte den<br />

Metallgehalt des Erzes und entschied somit, ob ein Abbau<br />

gewinnbringend war. 43 Der Silberbrenner war ein<br />

vereidigter Bediensteter des Landesherrn. Er nimmt das<br />

letzte Ausschmelzen des Silbererzes vor, untersuchte das<br />

zur Einlösung bestimmte Feinsilber und legte dessen<br />

Wert fest. Er hatte darauf zu achten, dass niemand zum<br />

Schaden des Landesherren heimlich Silber ausschmolz. 44<br />

In <strong>Schwaz</strong> ist für das Jahr 1500 ein Silberbrenner namens<br />

Jörg Enndorffer belegt. 45<br />

In anderen Bereichen des Innenhofs kamen oberhalb<br />

der Steinpflasterung Scherben von allerlei jüngerem Geschirr<br />

zutage. So auch Fragmente Kröninger Teller und<br />

Schüsseln, sowohl blaues Geschirr aus dem 18. Jahrhundert<br />

als auch braun glasierte Töpfe mit weißen Punkten<br />

aus der Zeit um 1800.<br />

Im östlichen Hofbereich fand sich ein verfüllter Brunnenschacht.<br />

Der Brunnen mit einem Außendurchmesser<br />

von rund zwei Meter und einem Innendurchmesser von<br />

etwa einem Meter wurde aus 50–60 cm großen Steinen<br />

errichtet und ist nicht gemörtelt.<br />

Nicht genau festgestellt werden konnte, wie lange der<br />

Brunnen in Betrieb war, weil die Verfüllung nur auf rund<br />

zwei Meter Tiefe entnommen und der Boden des Brunnens<br />

nicht erreicht wurde. Somit ist es nicht möglich zu<br />

ermitteln, ab wann der Brunnen verfüllt wurde, weil die<br />

ersten Dinge, die hineingeworfen wurden, ganz unten zu<br />

liegen kamen. Auch Objekte, die vielleicht unbeabsichtigt<br />

ins Wasser fielen, als der Brunnen noch in Benützung<br />

stand, wären auf den Grund gesunken. Es lässt sich aber<br />

vermuten, dass der Brunnen zumindest im 20. Jahrhundert<br />

nicht mehr als solcher benutzt wurde, da aus der<br />

Verfüllung sehr große Mengen an neuzeitlicher Ofenkeramik,<br />

etliche Fragmente von glasierter Gefäßkeramik,<br />

Porzellanstücke, tierische Knochen sowie Flachglas, aber<br />

auch ein Isolator aus Porzellan und metallene Funde wie<br />

industriell gefertigte und daneben geschmiedete Nägel<br />

gehoben wurden. Zwar lassen sich einige Ofenkacheln<br />

formal noch ins 17. Jahrhundert datieren; unbekannt ist,<br />

wie lange der Ofen stand und wann er abgerissen und<br />

die Kacheln entsorgt wurden. Die jüngsten, grün glasierten<br />

Ofenkacheln mit Sterndekor stammen aus dem 19.<br />

Jahrhundert und kamen ebenfalls aus dem Kröning. Ein<br />

Ofen mit identen Blattkacheln, nur dunkelbraun glasiert,<br />

aus einem Haus in einer Seitengasse am Stadtplatz Löchl<br />

Nr. 1 in Vilsbiburg steht heute im Museum dieser Stadt<br />

in Niederbayern. 46<br />

Ebenfalls im Brunnen als auch im gesamten Hofbereich<br />

fanden sich zahlreiche Bruchstücke von kleinen Apothekerflaschen<br />

aus Glas und ein halbes Apothekenabgabegefäß<br />

aus Porzellan, ältere mundgeblasene Flaschen<br />

aus dem 18./19. Jahrhundert und auch solche aus dem<br />

frühen 20. Jahrhundert. Eine 8,7 cm hohe Flasche konnte<br />

komplett wieder zusammengesetzt werden. All diese<br />

Flaschen stammen vermutlich aus der Apotheke zum<br />

Einhorn, die sich damals in der Franz-Josef-Straße in<br />

<strong>Schwaz</strong> befand und die eine der ältesten Apotheken Tirols<br />

ist. Die Apotheke in <strong>Schwaz</strong> geht zurück auf Kaiser<br />

Maximilian I., der Niclas Zan von Belano 1510 ein Jahresgehalt<br />

von 20 Gulden aussetzte. Dafür sollte dieser<br />

„alzeit ain guete Appotegkn daselbst zu Swatz“ betreiben.<br />

1555 sind dann für das volkreiche <strong>Schwaz</strong> schon<br />

zwei Apotheker, Hanns Harlanger und Francisc Stain,<br />

nachweisbar. 47<br />

Von Spiel und Spaß durch die Jahrhunderte berichten<br />

die Funde von Murmeln, eines Schwirrknochens und<br />

eines Puppenkopfs aus Porzellan. Mit sogenannten<br />

Schwirrknochen (oder „Schnurrer“) kann man windähnliche,<br />

schwirrende Geräusche erzeugen. Dazu bohrt<br />

man ein Loch in die Mitte eines Mittelfußknochens eines<br />

Tieres (Schaf oder Schwein) und fädelt eine Schnur in<br />

einer 8 durch das Loch. Nun hält man in jeder Hand<br />

eine der Endschlaufen und schwingt den Knochen, bis<br />

die Schnur aufgedreht ist. Zieht man dann die Schnur<br />

mit einem Ruck stramm, dreht sich der Knochen mit<br />

einem brummenden Geräusch in die andere Richtung.<br />

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