12.05.2024 Aufrufe

Stadtbuch Schwaz 2024

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Übersichtsplan über die im Innenhof des Mathoi-Hauses ausgegrabenen Steinstrukturen.<br />

Plan: Ardis Archaeology, Umzeichnung: Beatrix Nutz.<br />

von Holzbrettern bedeckten. Die einzelnen Holzbretter<br />

lagen nicht regelmäßig über einer 3 bis 15 cm dicken<br />

Schicht von schwarzbrauner Farbe mit einer Vielzahl<br />

von pflanzlichen Samen und Quecksilberperlen. Keramikfragmente<br />

von ober- und unterhalb der Bretterlage,<br />

die zu demselben Gefäß gehörten und sich wieder zusammensetzen<br />

ließen, deuten darauf hin, dass all diese<br />

Schichten zur selben Zeit in den Raum eingebracht worden<br />

waren.<br />

Unter den Keramikfunden von Raum A fanden sich<br />

Fragmente von Töpfen sogenannte „Schwarzware“<br />

oder „Graphitkeramik“ aus dem 16. Jahrhundert. Diese<br />

Keramik stammt aus der Region Passau und wurde<br />

wohl wegen ihrer größeren Hitzebeständigkeit importiert.<br />

Schon der Zolltarif für Rattenberg von 1506 vermerkt:<br />

„Ofenkacheln und ander erden geschirr, so die<br />

durch inlendisch oder gerichtsleut hie gefuert werden,<br />

hundert geben 2 stuck, pringen solche war aus der Zell<br />

unter Passau an den scheffen“. 35 Töpfe dieser Art wurden<br />

gern zum Kochen verwendet, weil man sie direkt<br />

auf den Herd stellen konnte. Es gelang, einen 12,5 cm<br />

hohen Topf aus etlichen Scherben wieder komplett zusammenzusetzen,<br />

dessen im oberen Rand eingedrückte<br />

Töpfermarken die Herkunft aus Obernzell östlich von<br />

Passau belegen. Abplatzungen an der Gefäßwand dieses<br />

Topfes zeigen, dass er trotz seiner Hitzebeständigkeit zu<br />

heiß wurde und zersprang.<br />

Die ins 16. Jahrhundert zu datierenden Funde aus der<br />

Verfüllung von Raum A belegt, dass der Raum selbst zu<br />

dieser Zeit nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion<br />

in Verwendung war, nur noch der Müllentsorgung<br />

diente, daher älter sein muss und mindestens bis ins 15.<br />

Jahrhundert zurückreicht.<br />

Von besonderem Interesse sind die Quecksilberkügelchen,<br />

die in der untersten Schicht von Raum A gefunden<br />

wurden. Quecksilber wird unter anderem zur Gewinnung<br />

von Silber genutzt. Dieses Verfahren nennt sich<br />

Amalgamation oder auch Patio-Prozess. 36 Das Erz wird<br />

mit Quecksilber gemischt, und das Quecksilber bildet<br />

mit dem im Erz enthaltenen Silber eine Legierung. Beim<br />

Erhitzen dieser Legierung entweicht das Quecksilber,<br />

sodass das Silber übrigbleibt. Der Patio-Prozess wurde<br />

erstmals 1557 von Bartolomé de Medina, von dem es<br />

heißt, er hätte das Verfahren von einem gewissen „Maestro<br />

Lorenzo“ („Meister Lorenz“) aus Deutschland gelernt,<br />

in Mexiko in größerem Maßstab eingesetzt. Aber<br />

Geschirr aus Raum A. Links: 12,5 cm hoher Topf aus Obernzell<br />

östlich von Passau. Rechts: Innen grün glasierter Henkeltopf<br />

mit Ausguss. Foto: Beatrix Nutz.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!