Die Johann Krame. Zeichnung nach Krauß und Huijsmans von Beatrix Nutz. 18
angeführt. Ob es sich dabei um einen Vorgängerbau der ergrabenen Johann Krame handelt, lässt sich nicht belegen. 30 Eine Krame zählt zur Grundausstattung eines Bergwerkbetriebs. In ihr wurden unterschiedliche Arbeiten verrichtet, wie Erze gepocht, Werkzeug instandgehalten, Material und Arbeitsgeräte gelagert oder gekocht. In der Regel diente sie aber nicht als Schlafstätte für die Knappen, da sie meist zu klein war, um mehrere Bergleute zu beherbergen. Die Johann Krame weist drei Haupträume auf, von denen einer den Knappen als Wohnraum und Küche diente. An der Westmauer des Wohnraums, dessen Mauern stellenweise noch bis in 1,80 m Höhe erhalten waren, befand sich, wie Funde von Butzenscheibenfragmenten nachweisen, ein Glasfenster. Die Türöffnung zum anschließenden Raum mit der Schlämmanlage ist unter der Schwelle mit einem durchgehenden Hohlraum versehen, der vermutlich der Luftzirkulation bei geschlossener Tür diente. In der Nordwestecke des Wohnraums gab es einen offenen Kochherd mit freiem Rauchabzug und anschließendem Steinpflaster zur Lagerung von Brennholz. Die Herdplatte aus gebrannten Ziegeln weist in der Mitte eine leichte Vertiefung auf. Ein solcher Herd ist auch im <strong>Schwaz</strong>er Bergbuch zu sehen. Der Herd war gleichzeitig für vier bis fünf Personen zugänglich. Vermutlich gab es für die Knappen noch einen kleinen Tisch, Sitzbänke und einige wenige Schlafstellen an der Ostwand. In der Nähe des Herds lagen verstreut vier Münzen, die ins späte 18./beginnende 19. Jahrhundert datieren und einen Hinweis auf die Benützungsdauer der gesamten Anlage bieten. Eine größere Anzahl an Flintensteinen belegt das Feuerschlagen vor der Einführung der Schwefelhölzchen. Einzelne Keramikfragmente aus dem Kröning importierter und lokal hergestellter Töpfe, Schüsseln und Tabakspfeifen sowie Devotionalien befanden sich zwischen den teilweise vermorschten Bodenbrettern und in den Ecken des Raums. Als Kröninger Hafnerkeramik werden die Produkte von Handwerkern in der an Tonerde reichen Hügellandschaft Kröning im westlichen Niederbayern zwischen Isar und Bina bezeichnet. Die qualitätsvollen Produkte, vor allem das berühmte Kröninger Blau-Geschirr, waren begehrt und wurden weit über die Produktionszentren hinaus gehandelt. Die Ware wurde auf Schiffen innaufwärts bis Rattenberg, Hall oder bis zum Umschlagplatz der lnnschifffahrt in das in der Nähe von Wörgl liegende Kastengstatt getreidelt. 31 Mit einem eigens konzipierten Kreinzenwagen (Geschirrtransportwagen) 32 befuhren die Kröninger Hafner auch den direkten Brennerweg nach Südtirol. Im „Taxbüchl“ des Hafners Berghofer aus Spielberg, Gemeinde Gangkofen, findet sich auf einer Liste seiner Geschirrabnehmer aus dem Zeitraum 1889–1897 auch ein Joseph Eller, Geschirrhändler zu <strong>Schwaz</strong> in Tirol. 33 ´Geschirr aus der Johann Krame. Hinten komplett ergänzter und restaurierter Kröninger Nachttopf (Höhe 15,8 cm). Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Foto: Beatrix Nutz. Im zweiten, direkt an den Wohnbereich anschließenden Raum befand sich ein Gerinne aus Brettern und Pfosten. Einstemmschlitze an den außen liegenden Hölzern dienten zur Befestigung von Stehern, die vermutlich einen Wasch- oder Stoßherd trugen. Eine weitere Möglichkeit wäre der Aufbau einer Erzwäsche mit Schwenksieb, das zur Klassierung des zerkleinerten Erzes verwendet wurde. Dr. Kurt Nicolussi, Institut für Hochgebirgsforschung der Universität lnnsbruck, untersuchte ein Bodenbrett des Schlämmbeckens mit gut erhaltenen Jahresringen und datierte es auf den Zeitraum von 1638 bis 1689. In der 1678 von Johannes Zyler erarbeiteten Belegschafts-Spezifikation für den <strong>Schwaz</strong>er Bergbau wird unter den insgesamt fünf am Falkenstein betriebenen Poch- und Waschwerken auch eines bei der Grube „St. Johann u. Vrony u. puchr“ aufgelistet. Von der dortigen Belegschaft von zusammen 152 Köpfen werden acht als Poch- und Waschknechte ausgewiesen. 34 In der Südostecke des Raums ließ sich durch eine Sondierung eine weitere, ältere Schlämmablage aus dem späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert nachweisen. Auch dort fanden sich inner- und außerhalb der noch stehenden Bretter des Waschgrabens Feinsedimente des Pochgangs, die auf Erzscheidematerial und tauben Bergen auflagen. Die Schlämmanlage setzte sich im größten Raum der Krame fort, wurde aber einplaniert, als die Erzaufbereitung an andere Standorte verlagert wurde. Danach wurde dieser Raum durch hölzerne, auf Steinsockeln aufliegende Zwischenwände unterteilt und als Arbeits- und Lagerraum genutzt. Spärliches Fundmaterial indiziert, dass es sich um die letzte Phase der Belegung gehandelt haben muss und das Berghaus kaum noch genützt wurde. Um den noch erhaltenen Unterbau eines 1,50 x 1,30 m großen Kachelofens lagen zum Teil fragmentierte gelbrote, unglasierte Ofenkacheln. Im Bergbaubuch „De re metallica“ von 19