Stadtbuch Schwaz 2024
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In den unter den Abbauen des Eiblschrofen gelegenen<br />
Abraumhalden finden sich ebenfalls gelegentlich Steingeräte,<br />
die den urgeschichtlichen Kupferbergbau belegen.<br />
8<br />
Ein Verhüttungsplatz oberhalb der<br />
Ruine Rottenburg<br />
Den Nachweis für die Verhüttung des im <strong>Schwaz</strong>er Revier<br />
gefundenen Kupfererzes in urgeschichtlicher Zeit<br />
gelang Archäologen der Universität Innsbruck. Oberhalb<br />
der Burgruine Rottenburg im Revier Ringenwechsel<br />
konnten neben einigen Röstbetten auch eine „Ofenbatterie“<br />
mit Resten von vier Schmelzöfen ausgegraben<br />
werden. Radiokarbonanalysen an Holzkohlefragmenten<br />
aus den vier Öfen datieren diese durchwegs in das<br />
12./11. Jahrhundert v. Chr. (Ofen 1: 1207–1024 v. Chr.<br />
Ofen 2: 1213–1054 v. Chr.). Neben spätbronzezeitlicher,<br />
grober Gebrauchskeramik fanden sich auch Fragmente<br />
feiner Keramik, die teilweise mit eingeritzten Strichen<br />
und Inkrustation verziert sind. Bruchstücke von Gebläsetöpfen<br />
belegen den Einsatz von Blasebälgen.<br />
In den Gehhorizonten konnten die für einen Verhüttungsplatz<br />
typischen unterschiedlichen Steingeräte<br />
(Reibplatten, Pochplatten, Klopf- und Pochsteine, ein<br />
fragmentierter Rillenschlägel) geborgen werden. 9<br />
Urgeschichtliche Pingenfelder in den<br />
Revieren Ringenwechsel und Burgstall<br />
In den Montanrevieren Ringenwechsel und Burgstall<br />
können immer wieder Spuren des urgeschichtlichen<br />
Kupferbergbaus entdeckt werden; so das Pingenfeld<br />
Obertroi (Revier Ringenwechsel, Teilrevier Rotenstein).<br />
Im Teilrevier Rotenstein östlich vom Schlierbach<br />
bzw. Geistgraben liegt im Bereich eines Forstwegs auf<br />
ca. 1250 m ü. M. ein relativ ausgedehntes Pingenfeld.<br />
Dort haben bereits Rieser und Schrattenthaler 10 etliche<br />
prähistorische Funde bergen können. Im Verlauf einer<br />
Geländebegehung durch Archäologen der Universität<br />
Innsbruck im Sommer 2016 wurden im Umfeld dieser<br />
Pingen weitere urgeschichtliche Rillenschlägel, Keramikfragmente<br />
und grüngefärbte Tierknochen aufgelesen. 11<br />
Am Plateau des Blutskopf (Montanrevier Burgstall) auf<br />
ca. 1300 m ü. M. sind deutlich Bergbauspuren (Pingen,<br />
Tagebaue, verbrochene Mundlöcher, Halden etc.) erkennbar,<br />
teilweise mit Hinweisen auf Feuersetzen. Beim<br />
Stollenmundloch des Ivanuslaufs wies Peter Gstrein<br />
erstmals anhand hallstattzeitlicher Keramik einen prähistorischen<br />
Bergbau im Fahlerzrevier <strong>Schwaz</strong>-Brixlegg<br />
nach. 12 Aus dem Schönbiegler Bau stammen sowohl urgeschichtliche<br />
Keramikfragmente als auch Keramik des<br />
späten Mittelalters und der frühen Neuzeit.<br />
Zirka 70 Meter südwestlich vom Gut-Wetter-Bau wurde<br />
2015 im Verlauf einer Prospektion ein kleines Pingenfeld<br />
näher untersucht, das mittels 14C-Analyse ins 10./9.<br />
Rillenschlägel vom Weißen Schrofen.<br />
Foto: Markus Staudt.<br />
Jh. v. Chr. datiert wurde. Im Bereich der Pingen konnten<br />
mehrere Keramikfragmente, Gezähe (Schlägel und<br />
Schlägelbruchstücke) sowie Tierknochen (Rippen zum<br />
Scheiden des Erzes) aufgelesen werden. 13<br />
Auch am Weißen Schrofen im Revier Ringenwechsel finden<br />
sich mitten im Wald Pingen des urgeschichtlichen<br />
Bergbaus. Von dort stammen ebenfalls etliche Rillenschlägel.<br />
Die späte Bronze- oder<br />
Urnenfelderzeit in <strong>Schwaz</strong><br />
Die Urnenfelderkultur, die in Mitteleuropa von ca. 1300<br />
bis 800 v. Chr. vorherrschte, kann im Raum <strong>Schwaz</strong><br />
durch mehrere Gräberfelder erfasst werden. Ihren Namen<br />
erhielt diese Kultur durch die Sitte der Leichenverbrennung<br />
auf einem Scheiterhaufen und die Beisetzung<br />
des Leichenbrands in Urnen. Da aber auch andere Kulturen<br />
diesen Bestattungsritus pflegten, wird die Urnenfelderkultur<br />
durch weitere Kriterien wie typische Bronze-<br />
und Keramikformen gekennzeichnet.<br />
Das Gräberfeld St. Martin<br />
Die erste Entdeckung eines urnenfelderzeitlichen Gräberfelds<br />
in <strong>Schwaz</strong> erfolgte schon 1904 beim Anlegen<br />
einer neuen städtischen Wasserleitung auf dem damaligen<br />
Feldweg, der sich dicht an der östlichen Umfassungsmauer<br />
des Klostergartens von St. Martin hinzog.<br />
Leider war zum damaligen Zeitpunkt keine reguläre<br />
archäologische Ausgrabung möglich, und so blieben nur<br />
13