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Stadtbuch Schwaz 2024

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1.1 Archäologische Funde in <strong>Schwaz</strong><br />

Beatrix Nutz<br />

Die Steinzeit<br />

Als <strong>Schwaz</strong> im Jahr 930 n. Chr. erstmals als „Suates“<br />

urkundlich erwähnt wurde, reichte die Besiedlungsgeschichte<br />

bereits mehrere tausend Jahre weiter zurück.<br />

Schon in der Mittelsteinzeit, deren Beginn um etwa 9500<br />

v. Chr. angesetzt wird, kreuzten wohl Jäger und Sammler<br />

das Inntal, um an die Hornsteinvorkommen im Karwendel<br />

und Rofan zu kommen. An der Grubalacke im<br />

Rofan im heutigen Bezirk <strong>Schwaz</strong> fanden Archäologen<br />

die ältesten Bergbauspuren Tirols. Auf einer Höhe von<br />

ca. 1980 m über dem Meer hatten dereinst die steinzeitlichen<br />

Jäger den lokalen Hornstein aus den obersten Verwitterungslagen<br />

des Gesteins gekratzt. 1<br />

Auch im Karwendel wurden die Hornsteinvorkommen<br />

zur Herstellung von aller Art Geräten wie Pfeilspitzen<br />

oder Messern genutzt. 2 Die Spuren steinzeitlicher Jägerlager<br />

mit Geräten aus diesem Rohmaterial finden sich<br />

zahlreich im Rofan und Karwendel 3 , mitunter aber auch<br />

an weit entfernten Orten und zeugen so von der Bedeutung<br />

dieses Abbaugebiets. Die damaligen Bewohner der<br />

<strong>Schwaz</strong>er Region nutzten ebenfalls diesen Hornstein,<br />

wie Gerätefunde am Loassattel in 1683 m Seehöhe am<br />

Übergang vom Inntal durch den Finsinggrund ins Zillertal<br />

belegen. 4<br />

Der am Riepenkar am Südfuß des Olperer von steinzeitlichen<br />

Jägern abgebaute Bergkristall fand wohl ebenfalls<br />

seinen Weg Richtung Norden. 5<br />

Aus der Jungsteinzeit liegt bislang nur ein einziger Fund<br />

aus <strong>Schwaz</strong> vor. Die 1977 von Arno Kobald unter einem<br />

Strauch auf der Liegewiese des <strong>Schwaz</strong>er Schwimmbads<br />

gefundene 3,6 cm lange Pfeilspitze befindet sich heute<br />

in der Lehrsammlung des Bischöflichen Gymnasiums<br />

Paulinum in <strong>Schwaz</strong>. Vergleichsfunde aus dem südalpinen<br />

Raum datieren die Spitze in das 4./3. Jahrtausend<br />

v. Chr. 6<br />

Der bronzezeitliche Kupferbergbau<br />

Reicht im Bezirk <strong>Schwaz</strong> der Bergbau bis in die Mittelsteinzeit<br />

zurück, so wurde in der unmittelbaren Umgebung<br />

von <strong>Schwaz</strong> bereits in der Bronzezeit (ca. 2400–<br />

800 v. Chr.) das Kupfer unter Tage abgebaut.<br />

Im Südosten von <strong>Schwaz</strong> sticht die Felswand des<br />

Eiblschrofen mit den darunterliegenden großflächigen<br />

Halden ins Auge. Bei genauer Betrachtung fallen dunkle<br />

Löcher in der Wand auf; es sind dies die Stolleneingänge<br />

der sogenannten Heidenzechen. Die meist urgeschichtlichen,<br />

feuergesetzten Abbaue durchsetzen stockwerkartig<br />

die fast senkrechte Wand des Eiblschrofen. In 15<br />

Stollen wurden Steinschlägel, Fäustel, Unterlagsplatten<br />

und Knochenwerkzeuge aus bronzezeitlichen Abbauphasen<br />

gefunden. 7 In den Zechen weisen Feuerstellen,<br />

zahlreiche Keramikscherben und Essensreste (Knochen)<br />

darauf hin, dass die bronzezeitlichen Bergleute<br />

dort auch längere Zeit verbrachten; möglicherweise um<br />

nicht jeden Tag aufs Neue den beschwerlichen Aufstieg<br />

zu den Gruben bewältigen zu müssen.<br />

1992 wurde im Revier Falkenstein am Oberrand des<br />

Eiblschrofen die durch Feuersetzung herausgearbeitete<br />

Geophonkaverne archäologisch untersucht. Funde von<br />

spätbronzezeitlichen Keramikbruchstücken sowie die<br />

Radiokarbondatierung von Holzkohleresten stellen die<br />

Betriebszeit der Kaverne in das 13./12. Jh. v. Chr. und in<br />

die Zeit um 932–762 v. Chr.<br />

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