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Versicherungsbote 1-2016

- Die Zukunft der privaten Krankenversicherung - Der Bestand des Versicherungsmaklers bei dessen Tod - Generationsberatung: Ein Feld mit vielen Chancen - aber nicht ohne Risiken

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Nur noch 0,25 Prozent Zins<br />

Heiß! Den Lebensversichern fehlen viele Milliarden, wohl Billionen, wenn man die Zahlen für Europa<br />

rechnet. Im Jahr 2010 errechnete die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa für die Lebensversicherer noch<br />

4,2 Prozent „sicheren“ Zins als langfristige Prognose. Nach denselben(!) Regeln käme die Eiopa in diesem<br />

Jahr noch auf 0,25 Prozent risikofreiem Zins. Da das nicht geht und um die Lebensversicherer zu<br />

schützen, ändert die Eiopa nun ihren Rechenmodus. Und orakelt sich nun statt realen 0,25 einfach 3,7<br />

Prozent Zins herbei. Und startet einen hoffnungslosen Hoffnungslauf, basierend auf Inflations-Fantasien<br />

– nicht auf Marktfakten.<br />

Nach den Rechenregeln der EU-Versicherungsaufsicht<br />

Eiopa Stand 2010<br />

erwirtschaften die Lebensversicherer<br />

aktuell noch 0,25 Prozent Zins. Zurzeit<br />

und noch gut fünfzehn bis zwanzig und<br />

mehr Jahre lang haben die Lebensversicherer<br />

(bald 0,9) 1,25, 1,75, 2,25, 2.75,<br />

3,25, 3,5 und bis zu 4,0 Prozent Garantien<br />

in den Büchern stehen. Ohne Drama, rein<br />

in Zahlen der Eiopa: Es geht um Milliarden,<br />

nein Billionen Euro. Bei rund 90<br />

Millionen Lebensversicherungs-Verträgen<br />

allein in Deutschland und im Schnitt<br />

100 Euro Monatsbeitrag X Europa (Allianz,<br />

Axa bis Zurich) geht es um Billionen.<br />

Selbst der aktuell beschlossene Rechnungszins<br />

von 0,9 Prozent übertrifft<br />

neuen Eiopa-Wert (rechnerisch 0,25<br />

Prozent nach den Regeln 2010) fast um<br />

das Dreifache. Nun ändert die EU-Aufsicht<br />

einfach ihre Berechnungen. Ein<br />

Häuslebauer mit so einer schlechten<br />

Einkommensprognose müsste der Bank<br />

neue Sicherheiten stellen und Oma’s ihr<br />

Kleinhäuschen zusätzlich verpfänden.<br />

Aber Lebensversicherungen haben keine<br />

so vielen Omas, die so viele Sicherungsmittel<br />

(Pullover und Socken) stricken<br />

könnten. Die Eiopa setzt nun gegen ihre<br />

Regeln von 2010 eigene, neue Berechnungen<br />

für die Lebensversicherer mit stolzen<br />

3,7 Prozent Zins-Hoffnung an. Ohne<br />

konkreten wirtschaftlichen Grund. Und<br />

wenn die Inflation nicht steigt. Nur steigt<br />

sie zurzeit nicht.<br />

Zur Übersicht<br />

Die Frage ist einfach. Mit wie viel Zinsen<br />

(EU-Aufsicht Eiopa: Ultimate Forward<br />

Rate, kurz UFR) können die Lebensversicherungen<br />

– und deren Kunden<br />

– für die kommenden Jahre rechnen,<br />

damit die Unternehmen ihren vertraglichen<br />

Verpflichtungen gegenüber den<br />

Sparkunden nachkommen? 4,2 Prozent<br />

„risikofreier“ Zins gab die EU-Versicherungsaufsicht<br />

Eiopa im Jahr 2010 heraus,<br />

zusammengesetzt aus 2,2 Prozent<br />

Marktzins für sichere Staatsanleihen<br />

plus 2,0 Prozent Inflation (letztere „verbilligt“<br />

Schulden, die Leistungspflichten<br />

der Versicherer). Grundlage hierfür war<br />

ein Papier namens Solvency II-Auswirkungsstudie<br />

QIS5; dies als Quelle.<br />

Für das laufende Jahr kommt die Eiopa<br />

nach denselben Rechenregeln wie 2010<br />

auf null Prozent Inflation. Plus 0,25 Prozent<br />

für zehnjährige deutsche Anleihen.<br />

Macht in Summe: 0,00 plus 0,25 Prozent<br />

Zins = 0,25 Prozent. Das entspricht derselben<br />

Wert-Addition wie der Eiopa-Regel<br />

von 2010. Mit diesem Wert wäre der<br />

Staus Quo eigentlich beschrieben.<br />

Schnellleser, die es eilig haben könnten<br />

hier enden. Im Folgenden kommen<br />

nämlich keine neuen, frohen Botschaften<br />

für die Lebensversicherung.<br />

Schönen Feierabend!<br />

Lang-Leser lesen das Papier der Eiopa vom<br />

6. April <strong>2016</strong>, das seine Zinsprojektion von<br />

(neu) 3,7 Prozent für die Lebensversicherer<br />

vor allem auf 1,7 Prozent Zins - plus<br />

Hoffnung auf 2,0 Prozent bei derzeit null<br />

und nicht vorhandener Inflation - stützt.<br />

Zur Zinslage<br />

Marktweit auf Deutschland bezogen,<br />

alle Policen zusammengenommen und<br />

einen Strich drunter gesetzt, mussten die<br />

Lebensversicherer ihren Kunden für das<br />

Jahr 2014 im Schnitt 3,15 Prozent auf<br />

die angesparten Kapitalien sicherstellen.<br />

Dieser so genannte Referenzzins ist etwa<br />

als Durchschnittsertrag der langfristigen<br />

Kapitalanlagen der Versicherer im Durchschnitt<br />

der vergangenen zehn Jahre zu<br />

erklären.<br />

3,15 Prozent Soll-Zins, den die Versicherer<br />

2014 marktweit zu erwirtschaften<br />

in der Lage waren bedeutete vor zwei<br />

Jahren bereits, dass die Versicherer bei<br />

ihren Beständen mit 3,5 und 4,0 Prozent<br />

Garantien Geld drauflegen mussten. Da<br />

die Unternehmen in diesen Dimensionen<br />

kein eigenes Geld haben, nehmen sie sich<br />

die erforderlichen Zusatzmitteln von ihren<br />

Kunden. Deren ohnehin schmalen, sinkenden<br />

Überschüsse werden seit einigen<br />

Seite 6 01/<strong>2016</strong>

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