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Versicherungsbote 1-2016

- Die Zukunft der privaten Krankenversicherung - Der Bestand des Versicherungsmaklers bei dessen Tod - Generationsberatung: Ein Feld mit vielen Chancen - aber nicht ohne Risiken

- Die Zukunft der privaten Krankenversicherung
- Der Bestand des Versicherungsmaklers bei dessen Tod
- Generationsberatung: Ein Feld mit vielen Chancen - aber nicht ohne Risiken

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FAMR Financial Advice Market Review<br />

What’s up in Great Britain?<br />

Im Vereinigten Königreich trat 2013 die sogenannte „Retail Distribution Review“ (RDR) in Kraft, die<br />

u. a. ein Provisionsverbot für bestimmte Finanzprodukte beinhaltet. Nun, knapp 3 Jahre später, melden<br />

deutsche Finanzzeitschriften, das Provisionsverbot solle wieder gelockert werden, weil bestimmte<br />

Bevölkerungsgruppen von der Finanzberatung ausgeschlossen seien – dies lege ein Bericht der kürzlich<br />

veröffentlichten Bericht „Financial Advice Market Review“ (FAMR) der britischen Finanzaufsichtsbehörde<br />

hervor. Doch haben die Befürworter von Provisionen den Bericht aufmerksam gelesen? In einem<br />

Gastkommentar meldet Versicherungsbetriebswirt Michael A. Hillenbrand Zweifel an.<br />

In den letzten Wochen hat man verschiedentlich<br />

Meldungen vernommen,<br />

dass in Großbritannien über die Wiedereinführung<br />

von Provisionsmodellen<br />

nachgedacht würde – zumindest für<br />

bestimmte Konstellationen.<br />

Dies lässt die Gegner von Honorarmodellen<br />

frohlocken und ermutigt die Vertreter<br />

der These, dass sich Verbraucher<br />

keine Beratung auf Honorarbasis leisten<br />

könnten und deshalb mit einer Verarmung<br />

von weiten Teilen der Bevölkerung<br />

im Alter zu rechnen sei, dazu, diesen<br />

geballten Unsinn weiter zu spinnen.<br />

Hierzu ist zunächst festzustellen, dass<br />

es mit den deutschen Provisionsmodellen<br />

in der Vergangenheit doch sehr gut<br />

gelang, aus den Zahlungsströmen der<br />

Kunden so gewaltige Geldmengen abzuzweigen,<br />

dass die regelmäßigen Skandale<br />

im Stile einer MEG u.a. finanziert werden<br />

konnten. Denn dass die Versicherer<br />

die Provisionen aus ihrer „Privatschatulle“<br />

finanzierten, vermutet wohl keiner.<br />

Wenn die Kunden in der Lage waren,<br />

diese Provisionen (mit) zu bezahlen, so<br />

sollte dies auch über Honorarmodelle<br />

möglich sein. Ob der Kunde allerdings<br />

bereit ist, weiterhin solch exorbitante<br />

Kosten hinzunehmen, darf dann doch<br />

angezweifelt werden. Wer also Kunden<br />

weiterhin mit unangemessen hohen<br />

Kosten – a‘ la Strukki- oder teurer<br />

Exklusivvertrieb – belasten will, bleibt<br />

wohl besser bei den Provisionsmodellen.<br />

Alle anderen sollten sich den FAMR-Report<br />

aufmerksam durchlesen, weil sich<br />

dort die von den britischen Kollegen<br />

gesammelten Erfahrungen widerspiegeln!<br />

Die Rückschau wurde mit dem Ziel angestoßen,<br />

Wege zu identifizieren, die den<br />

Finanzmarkt im Sinne des Kunden besser<br />

funktionieren lassen. Die Untersuchung<br />

hatte einen breiten Blickwinkel über den<br />

gesamten Markt des financial service, um<br />

die Verfügbarkeit von Beratung und die<br />

Begleitung der britischen Kunden (insbesondere<br />

jener Verbraucher, die über kein<br />

signifikantes Vermögen oder Einkommen<br />

verfügen) bei ihren finanziellen Entscheidungen<br />

beurteilen zu können.<br />

Es werden eine Reihe von Fragen, einschließlich<br />

der regulatorischen und<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen, die<br />

Wirtschaftlichkeit der Beratung, das Verbraucherengagement<br />

und die Rolle der<br />

Technologie, beleuchtet.<br />

Professionellere Standards,<br />

aber noch kein Gleichgewicht<br />

von Angebot und<br />

Nachfrage<br />

Gleich zu Beginn wird festgestellt, dass<br />

die Regulierung zu weitaus professionelleren<br />

Standards und höherer Qualität im<br />

Finanzmarkt geführt hat, und dass die<br />

Interessenkonflikte, die durch Provisionsmodelle<br />

verursacht waren, beseitigt<br />

wurden.<br />

Allerdings zeigt sich auch, dass sich<br />

Angebot und Nachfrage noch nicht<br />

im Gleichgewicht befinden. In einer<br />

Umfrage der APFA Association of Professional<br />

Financial Advisers in <strong>2016</strong><br />

gaben 43 % der befragten Berater an, in<br />

den letzten 12 Monaten Kunden abgewiesen<br />

zu haben, weil eine Beratung,<br />

bezogen auf die Umstände des Kunden,<br />

unwirtschaftlich gewesen sei.<br />

Dies verwundert aber bei näherer<br />

Betrachtung nicht, denn<br />

a) muss sich so ein Markt erst entwickeln<br />

und Anbieter und Nachfrager müssen<br />

sich finden, und<br />

b) ist das in der Provisionswelt nicht<br />

anders. KAG’s, oder Versicherer lehnen<br />

Anträge ab, wenn die Sparraten zum<br />

Beispiel zu niedrig sind (Mindestbeiträge).<br />

Vermittler meiden Kunden und<br />

lehnen Aufträge ab, wenn erkennbar ist,<br />

dass die Verhältnisse keine vernünftigen<br />

Abschlüsse (und somit Provisionen)<br />

zulassen.<br />

Zudem muss man die Aussagekraft<br />

dieser Prozentangabe kritisch beleuchten.<br />

Es wurden nicht 43 % aller Kunden<br />

abgewiesen, sondern 43 % der Befragten<br />

(Banker, Finanzierungsvermittler,<br />

Makler usw.) gaben an, in den letzten<br />

12 Monaten mindestens einen Kunden<br />

abgewiesen zu haben. Wie hoch das Verhältnis<br />

zu denen, die nicht abgewiesen<br />

wurden, ist, lässt sich nicht feststellen.<br />

Überlegung: Kann es sein, dass in<br />

Deutschland auch Banken, Versicherer,<br />

Seite 30 01/<strong>2016</strong>

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