MuW Nachrichten 2419
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6 TITELSTORY 1<br />
Ein Symbol der Gemeinschaft<br />
und des Brauchtums<br />
Die Ursprünge des Maibaumaufstellens<br />
In unserer Region wird jedes<br />
Jahr am 01. Mai eine<br />
alte Tradition zelebriert,<br />
die bis ins Mittelalter zurückreicht:<br />
das Maibaumaufstellen.<br />
Ein Symbol<br />
der Gemeinschaft,<br />
Brauchtumspflege und<br />
Fruchtbarkeit.<br />
Der Maibaum - oft mit bunten<br />
Bändern geschmückt -<br />
wird von den Bewohnern<br />
oder örtlichen Vereinen in<br />
Handarbeit gefertigt und<br />
in feierlicher Zeremonie<br />
auf dem Dorf- oder Stadtplatz<br />
aufgestellt. Meist<br />
wird der Fichten-, Tannen-<br />
oder Birkenstamm<br />
zusätzlich noch mit<br />
Wappen oder Symbolen<br />
der örtlichen Vereine bestückt.<br />
Das traditionelle<br />
Maibaumaufstellen ist ein<br />
gemeinschaftliches Ereignis,<br />
bei dem Jung und Alt<br />
zusammenkommen, es<br />
wird gemeinsam gegessen<br />
und gefeiert. Eine weitere<br />
Tradition rund um das<br />
Maibaumaufstellen ist<br />
der Diebstahl des Baums.<br />
In vielen Regionen wird<br />
der Maibaum von benachbarten<br />
Dörfern gestohlen,<br />
was zu einem lustigen<br />
Wettstreit zwischen den<br />
Gemeinden führt. Oftmals<br />
wird der gestohlene Baum<br />
erst nach Verhandlungen<br />
oder einer symbolischen<br />
zu-<br />
„Lösegeldzahlung“<br />
rückgegeben.<br />
Die Bedeutung des<br />
Maibaumaufstellens<br />
Die Bedeutung des Maibaums<br />
geht jedoch über die<br />
bloße Tradition hinaus. Er<br />
symbolisiert Fruchtbarkeit,<br />
Wachstum sowie Lebenskraft<br />
und markiert den<br />
Beginn der warmen Jahreszeit.<br />
Mit dem Aufstellen des<br />
Maibaums wird symbolisch<br />
der Winter vertrieben und<br />
der Frühling willkommen<br />
geheißen. Die Tradition des<br />
Maibaumaufstellens hat<br />
ihre Wurzeln in vorchristlichen<br />
Fruchtbarkeitsriten<br />
und dem Brauchtum des<br />
Maifests. Die genaue Entstehungsgeschichte<br />
des<br />
Maibaumaufstellens ist<br />
jedoch nicht eindeutig dokumentiert.<br />
Eine mögliche<br />
Ursprungstheorie führt<br />
das Maibaumaufstellen auf<br />
germanische und keltische<br />
Bräuche zurück. Diese Kulturen<br />
verehrten Bäume als<br />
heilige Symbole für Fruchtbarkeit<br />
und Lebenskraft.<br />
Eine weitere Theorie besagt,<br />
dass das Maibaumaufstellen<br />
im Mittelalter<br />
entstanden sein könnte, als<br />
Zeichen der Zugehörigkeit<br />
zu einem bestimmten Ort<br />
oder einer Gemeinde. Der<br />
Maibaum wurde als Grenzmarkierung<br />
oder Identifikationszeichen<br />
aufgestellt<br />
und diente als Treffpunkt<br />
für Versammlungen und<br />
Feierlichkeiten.<br />
Gemeinschaftlich wurde der Maibaum im Camping Resort Bayerwald aufgestellt.<br />
Besonderheit: Maibaumaufstellen<br />
im Schaltjahr<br />
Ursprünglich war das Maibaumaufstellen<br />
eine rein<br />
männliche Domäne, die<br />
mit Stärke, Geschicklichkeit<br />
und Gemeinschaftsgeist<br />
verbunden war.<br />
Männer aus der Gemeinde<br />
kamen zusammen, um den<br />
Baum zu fällen, zu schmücken<br />
und aufzustellen.<br />
Frauen spielten traditionell<br />
eine unterstützende<br />
Rolle, indem sie bei den<br />
Vorbereitungen halfen<br />
und für das leibliche Wohl<br />
sorgten.<br />
In einem Schaltjahr, das<br />
durch eine längere Zeitperiode<br />
zwischen zwei<br />
aufeinanderfolgenden<br />
Maifesten gekennzeichnet<br />
ist, erhielten Frauen<br />
die Gelegenheit, die traditionelle<br />
Geschlechterrolle<br />
umzukehren und<br />
selbst den Maibaum aufzustellen.<br />
Diese Praxis<br />
wurde oft als Zeichen des<br />
Respekts für die Frauen in<br />
der Gemeinschaft und als<br />
Möglichkeit zur Förderung<br />
der Gleichberechtigung<br />
angesehen.<br />
Trotz Modernisierung<br />
und Wandel in der Gesellschaft<br />
bleibt das Maibaumaufstellen<br />
in Bayern<br />
eine lebendige Tradition,<br />
die von Generation zu Generation<br />
weitergegeben<br />
wird. Ein Zeugnis für die<br />
Werte der Gemeinschaft,<br />
der Verbundenheit mit der<br />
Natur und der Wertschätzung<br />
von Brauchtum und<br />
Geschichte.<br />
Fotos: Gründinger<br />
Foto: Stadt Grafenau<br />
Nach dem erfolgreichen „Diebstahl“ wurde der Maibaum in Grafenau mit Pauken und Trompeten wieder an Bürgermeister Alexander Mayer übergeben.