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Kleine-Zeitung-Sonntag

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5. Mai 2024<br />

sonntag<br />

<strong>Kleine</strong><br />

Detektive<br />

Bienen liefern nicht nur<br />

fleißig Honig,<br />

sondern unfreiwillig<br />

auch Daten zur<br />

Umweltverschmutzung.<br />

Seite 10/11<br />

D I E S C H Ö N E N S E I T E N D E S L E B E N S<br />

APA/PATRICK PLEUL<br />

KUNST & KULTUR<br />

Hollywoodstar Ryan Gosling im Interview über<br />

seinen spektakulären Stunt-Film „The Fall Guy“.<br />

Seite 4/5<br />

POLITIK & DEMOKRATIE<br />

Teil 4 unserer Reportagenserie zur EU-Wahl:<br />

Tradition und Moderne von bosnischen Holzschnitzern.<br />

Seite 12–15<br />

RÄTSEL | Sudoku und Kreuzworträtsel finden Sie auf Seite 28 bis 30.


2|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

AUFTAKT|3<br />

MENSCHEN<br />

Inger Nilsson feierte<br />

gestern ihren 65er.<br />

Ein Porträt der<br />

Schwedin, die Pippi<br />

Langstrumpf war.<br />

Seite 6/7<br />

INHALT<br />

SINN & SUCHE<br />

Der Soziologe Armin<br />

Nassehi sprach mit uns<br />

über Erwartungen, Hoffnungen<br />

und Probleme<br />

unserer Gesellschaft.<br />

Seite 26/27<br />

Kurz & gut<br />

MENSCHEN<br />

Richard Branson von<br />

ungewöhnlicher Seite:<br />

25 Fragen an den<br />

britischen Konzernchef<br />

und Multimilliardär.<br />

Seite 8/9<br />

Was wir wissen, ist ein Tropfen,<br />

was wir nicht wissen, ein Ozean.<br />

IMAGO (2), VIRGIN<br />

Aus unserer Reihe: „Ozeanografie<br />

einmal anders“. Mit Dank an den großen<br />

Naturwissenschaftler Isaac Newton (1643–1727)<br />

75<br />

sei für ihn eine „gute Zahl“, sagt Billy Joel.<br />

Aber nicht nur, weil er am Donnerstag<br />

(9. Mai) so alt wird. Der Sänger und „Piano<br />

Man“ nimmt das auch zum Anlass, sein<br />

vorerst letztes Konzert im New Yorker<br />

Madison Square Garden zu geben. Seit zehn<br />

Jahren klettert der Joel einmal pro Monat<br />

vor seiner Villa auf Long Island in den<br />

Hubschrauber, singt knapp drei Stunden<br />

lang in der berühmten Arena in Manhattan<br />

seine Hits vor vollen Rängen und fliegt<br />

wieder zurück. Mehr als 1,6 Millionen Fans<br />

verzückte er auf diese Art. Nun will er sein<br />

Anwesen auf Long Island verkaufen.<br />

„Aber ich verlasse New York nicht.<br />

Ich verbringe nur mehr Zeit unten in<br />

Florida, wie alte jüdische Männer aus<br />

New York das eben so machen.“<br />

UNSER LIEBLINGSFOTO<br />

GLASS BEACH<br />

Vom Schrott<br />

zum Schatz<br />

Der Glass Beach nahe Fort<br />

Bragg in Kalifornien besteht<br />

streng genommen aus Müll, der<br />

dort seit 1906 deponiert wurde.<br />

Erst 1967 wurde die Halde geschlossen.<br />

Die biologischen<br />

Abfälle verrotteten, der Unrat<br />

wurden bei Aufräumaktionen<br />

über die Jahre entsorgt. Mit<br />

dem Glas vollbrachte Mutter<br />

Natur ein Meisterwerk: Der<br />

Wellengang des Meeres hat die<br />

Scherben von Glas und Keramik<br />

in unermüdlicher Kleinarbeit<br />

geschliffen. Heute zählt der<br />

Glass Beach zu den schönsten<br />

der Welt. Davon mehr in unserer<br />

Grafik auf den Seiten 16/17.<br />

UNSERE LIEBLINGSGESCHICHTE<br />

Tiereals<br />

Ärzte<br />

Ein Orang-Utan heilte<br />

eine im Kampf erlittene<br />

Wunde mit einer<br />

Pflanze. Auch andere<br />

Tiere nutzen einfache<br />

Formen der Medizin.<br />

Von Miriam Al Kafur<br />

Bei einer Verletzung greifen<br />

Menschen zu Salben,<br />

Pflastern und Medizin.<br />

Doch nicht nur<br />

der Mensch hat die Fähigkeit,<br />

sich teilweise selbst zu kurieren.<br />

Auch einige Tiere wissen, zu welchen<br />

Mitteln sie greifen, um den<br />

Heilungsprozess einzuleiten.<br />

Von Forschern wurde nun erstmals<br />

dokumentiert, dass ein Sumatra-Orang-Utan<br />

eine Wunde<br />

in seinem Gesicht aktiv mit einer<br />

Heilpflanze behandelt hat.<br />

Das Männchen mit dem Namen<br />

„Rakus“ hatte einige Tage nach<br />

einer Verletzung, die es im<br />

Kampf mit einem Artgenossen<br />

erlitten hatte, Blätter einer Liane<br />

abgerissen, darauf herumgekaut<br />

und den Saft mehrere Minuten<br />

lang wiederholt auf die<br />

Gesichtswunde aufgetragen.<br />

Die zur Heilung verwendete<br />

Liane (Fibraurea tinctoria) ist für<br />

ihre schmerzstillende und fiebersenkende<br />

Wirkung bekannt<br />

und wird in der traditionellen<br />

Medizin zur Behandlung verschiedener<br />

Krankheiten wie etwa<br />

Malaria eingesetzt. „Als letzten<br />

Schritt bedeckte er die Wunde<br />

vollständig mit den zerkauten<br />

Blättern“, berichtet die Biologin<br />

Isabelle Laumer. Die Wunde habe<br />

sich in fünf Tagen geschlossen<br />

und sei binnen eines Monats<br />

vollständig verheilt.<br />

Auch andere Menschenaffen nutzen<br />

die Heilkraft von Pflanzen.<br />

Wenn Schimpansen Darmparasiten<br />

haben, fressen sie etwa die<br />

Blätter der Aspilia-Pflanze, die<br />

Kluger Bursche: Orang-Utan<br />

Rakus<br />

ARMAS / SUAQ PROJECT<br />

mit dem Gänseblümchen verwandt<br />

ist. Im Verdauungstrakt<br />

verwickeln sich die Würmer<br />

dann in den Haaren der Blätter<br />

und können so ausgeschieden<br />

werden. Die Affen nutzen die<br />

Blätter, die sie ungekaut hinunterschlucken,<br />

vor allem zur Regenzeit,<br />

wenn die Infektionsgefahr<br />

mit Parasiten besonders<br />

hoch ist. Weiters wurde vor Kurzem<br />

beobachtet, wie eine Schimpansengruppe<br />

Insekten auf<br />

Wunden auftrug.<br />

Delfine wissen ebenfalls sich<br />

selbst zu helfen. Bei Hautkrankheiten<br />

reiben sie sich an einer<br />

Koralle, die einen speziellen<br />

Schleim absondert. Dieser wirkt<br />

wie eine Hautcreme gegen Irritationen.<br />

Für diese Art von Pflege<br />

reihen sie sich hintereinander<br />

ein und schwimmen über die Koralle.<br />

Der Schleim der Gorgonie<br />

hat antibakterielle, antioxidante,<br />

aber auch hormonell wirksame<br />

Substanzen. Für Delfine ist<br />

eine gesunde Haut unerlässlich.<br />

Eine elastische Schicht hilft außerdem<br />

dabei, den Reibungswiderstand<br />

kleinzuhalten.<br />

Um einen angenehmen Winterschlaf<br />

zu haben, fressen Alaskas<br />

Braunbären scharfkantiges<br />

Riedgras. Damit versuchen sie,<br />

Bandwürmer loszuwerden. Würmer<br />

sind aber nicht die einzigen<br />

Parasiten, mit denen die Bären<br />

zu kämpfen haben. Damit sie vor<br />

Fliegen oder Gelsen geschützt<br />

sind, graben die Tiere die Osha-<br />

Wurzel aus und zerkauen sie.<br />

Das Gemisch aus Wurzel und<br />

Speichel wird dann im Pelz verteilt.<br />

Ein selbstgemachter Mückenschutz,<br />

der das Ungeziefer<br />

fernhält.<br />

EDITORIAL<br />

Michael Tschida,<br />

Leiter der<br />

<strong>Sonntag</strong>sbeilage<br />

42<br />

Manchmal sitzt man vor einer köstlichen<br />

Buchstabensuppe und selbst da<br />

fällt einem einfach nicht das richtige Wort<br />

ein. Manchmal reißt einem das Schuhband<br />

und schon denkt man über den Sinn des<br />

Lebens nach. Ja, manchmal hat man’s nicht<br />

schwer, das Leben nicht leicht zu finden.<br />

Science-Fiction-Leser wissen, dass die<br />

endgültige Antwort auf die Frage nach dem<br />

Leben, dem Universum und dem ganzen<br />

Rest „42“ ist. Sie kommt nach einer Rechenzeit<br />

von 7,5 Millionen Jahren vom Supercomputer<br />

Deep Thought. In der Romanreihe<br />

„Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas<br />

Adams nämlich, der damit die Eigenschaft<br />

der Menschheit karikiert, ständig<br />

nach dem Sinn des Lebens zu suchen.<br />

Um diese Zahl 42 ranken sich zahlreiche<br />

Mythen, ihretwegen zerbrachen zig Mathematikerköpfe.<br />

Die Antwort, warum<br />

gerade die 42, ist aber denkbar einfach und<br />

kam vom 2001 verstorbenen britischen<br />

Autor selbst: „Ich saß am Schreibtisch,<br />

starrte in den Garten hinaus und dachte:<br />

‚42 passt‘. Ich tippte es hin. Das ist alles.“<br />

An diesem kleinen Beispiel sieht man:<br />

Das Leben kann so einfach sein und muss<br />

nicht immer Sinn ergeben. Schönen <strong>Sonntag</strong>!<br />

POESIE AM SONNTAG<br />

Allein<br />

durchs Dorf.<br />

Im Finstern<br />

ächzen Reblatten –<br />

Die Bora klettert<br />

über Mauern, ans Fenster<br />

schlägt sie: „Wer?“<br />

Das Fenster erhellt<br />

die Finsternis.<br />

Und am Dorfende<br />

rauscht die Föhre auf –<br />

erzittert,<br />

da sie mich erkennt.<br />

Srečko Kosovel (1904–1926)<br />

Gedicht des „slowenischen Rimbaud“,<br />

der mit 22 Jahren an Meningitis starb.<br />

Aus dem Band „Mein Gedicht ist mein<br />

Gesicht“ (Otto-Müller-Verlag, 2023).<br />

Übersetzung von Ludwig Hartinger.


4|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

KUNST & KULTUR|5<br />

LINZ<br />

Harnoncourt<br />

zu Ehren<br />

Bruckner-Universität<br />

eröffnete das Nikolaus-<br />

Harnoncourt-Zentrum.<br />

Ein Jahr nach Bekanntgabe<br />

der Gründung eines<br />

Nikolaus-Harnoncourt-Zentrums<br />

an der Anton-Bruckner-Privatuniversität<br />

in Linz<br />

wurde dieses während der<br />

Harnoncourt-Tage in St.<br />

Georgen im Attergau am<br />

Freitag feierlich eröffnet. Die<br />

Familie Harnoncourt hatte<br />

den Nachlass des Dirigenten<br />

und Musikforschers zur<br />

Verfügung gestellt. Dieser<br />

besteht aus audiovisuellen<br />

Medien, rund 50 Regalmetern<br />

Notenmaterial, knapp<br />

zwei Kubikmetern Korrespondenzen,<br />

Essays, Notizen<br />

zu Werken und zur Aufführungspraxis<br />

Harnoncourts.<br />

Das Zentrum mache<br />

es sich zur Aufgabe, das über<br />

sieben Jahrzehnte angelegte<br />

Archiv des 2016 in St.<br />

Georgen im Attergau gestorbenen<br />

Dirigenten zu<br />

digitalisieren und der Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu<br />

machen. Zudem lädt eine<br />

kulturphilosophische Denkwerkstatt<br />

in St. Georgen<br />

immer wieder „Persönlichkeiten<br />

unserer Zeit zur Auseinandersetzung<br />

mit den<br />

aktuell brennenden gesellschaftlichen<br />

Themen ein“.<br />

Ausstellung „Nikolaus und<br />

Alice Harnoncourt: Musik ist<br />

eine Sprache“ bis 15. 9. in der<br />

Musikschule St. Georgen,<br />

von 21. 10. bis 6. 12. an der<br />

Bruckner-Universität Linz.<br />

www.bruckneruni.at<br />

Das Musiker-Ehepaar Harnoncourt<br />

im Jahr 2015<br />

APA<br />

„Ich hatte<br />

schon immer<br />

Stunt-Doubles“<br />

INTERVIEW. Ryan Gosling verneigt sich in<br />

„The Fall Guy“, neu im Kino, vor Stuntfrauen<br />

und -männern. Der Hollywoodstar sinniert<br />

über Liebesbriefe, Idealpartnerin Emily Blunt<br />

und einen „französischsprachigen“ Hund.<br />

The Fall Guy“ basiert auf<br />

der gleichnamigen, sehr<br />

erfolgreichen Fernsehserie<br />

aus den 1980er-Jahren<br />

mit Lee Majors in der Hauptrolle.<br />

Der Film unter der Regie von David<br />

Leitch („John Wick“, „Bullet<br />

Train“) erzählt die Geschichte<br />

des vom Kampf gezeichneten<br />

Stuntman Colt Seavers (Ryan<br />

Gosling), der, nachdem er ein<br />

Jahr zuvor aus dem Geschäft<br />

ausgestiegen ist, wieder in Aktion<br />

tritt, als der Star eines großen<br />

Studiofilms plötzlich verschwindet.<br />

Während das Geheimnis<br />

um den verschwundenen<br />

Schauspieler immer dunkler<br />

wird, findet sich Colt bald in eine<br />

finstere Verschwörung verwickelt,<br />

die ihn an den Rand eines<br />

Absturzes treibt, der gefährlicher<br />

ist als jeder Stunt. Emily<br />

Blunt spielt Colts Ex-Freundin<br />

Judy Moreno, in weiteren Rollen<br />

sind Aaron Taylor-Johnson,<br />

Winston Duke, Hannah Waddingham,<br />

Stephanie Hsu und<br />

Teresa Palmer zu sehen.<br />

Bei Ihrem Auftritt bei der Oscar-Gala<br />

haben wir beim „Barbenheimer“-Battle,<br />

dem augenzwinkernd<br />

frechen verbalen Schlagabtausch,<br />

einen Vorgeschmack darauf<br />

bekommen, wie sehr die<br />

Chemie zwischen Ihnen und Emily<br />

Blunt stimmt. Nun spielen sie gemeinsam<br />

in „The Fall Guy“.<br />

RYAN GOSLING: Ich konnte es<br />

kaum erwarten, dass die Leute<br />

Von Lucy Allen<br />

diesen Film sehen. Es hat so viel<br />

Spaß gemacht. Wir haben die<br />

ganze Zeit an das Publikum gedacht<br />

und immer wieder überlegt:<br />

Was würde es sehen wollen,<br />

was hat es schon gesehen,<br />

was ist die ideale Mischung?<br />

Und Emily: Sie könnte selbst in<br />

einem Mülleimer die richtige<br />

Chemie und Dynamik herstellen,<br />

ihre „Blunt-Kraft“ ist der<br />

Schlüssel zu diesem Film.<br />

Es war Ihre Idee, auch eine Liebesgeschichte<br />

in „The Fall Guy“<br />

einzubauen?<br />

Ich war so inspiriert von Regisseur<br />

David Leitch und Produzentin<br />

Kelly McCormick. Es ist wunderschön<br />

zu sehen, wie sie selbst<br />

als Paar sind und wie sie zusammenarbeiten.<br />

Außerdem behandeln<br />

sie die gesamte Crew wie<br />

ihre Familie.<br />

Was hat Sie an diesem Projekt<br />

gereizt?<br />

Endlich die Stuntfrauen und<br />

-männer entsprechend zu würdigen,<br />

eben mit David Leitch, der<br />

selbst ein ehemaliger Stuntman<br />

ist. Ich habe seinerzeit in einer<br />

Action- und Abenteuer-Fernsehserie<br />

namens „Young Hercules“<br />

angefangen, also hatte ich<br />

quasi mein ganzes Schauspielerleben<br />

lang Stunt-Doubles. Die<br />

machen die coolsten Stunts für<br />

uns, und dann treten wir so auf,<br />

als ob wir die geschafft hätten.<br />

Es ist an der Zeit hervorzustreichen,<br />

dass erst sie uns Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler<br />

in solchen Filmen zu Stars machen.<br />

Es gibt in „The Fall Guy“ Stunts,<br />

die man schon lang nicht mehr<br />

ohne Computersimulation gesehen<br />

hat.<br />

Ja, jedes Mal, wenn ich von einem<br />

Auto angefahren wurde<br />

oder Feuer legen musste oder irgendetwas<br />

anderes Gefährliches<br />

tat, das war Ben Jenkin.<br />

Zur Person<br />

Ryan Gosling, geboren am<br />

12. November 1980 in<br />

London, Ontario/Kanada.<br />

Schauspieler, „Blue Valentine“,<br />

„The Ides of March“,<br />

„Crazy, Stupid, Love“, „La La<br />

Land“ (Golden Globe 2017),<br />

„Barbie“. Seit 2011 mit<br />

Schauspielkollegin Eva<br />

Mendes liiert, zwei Töchter.<br />

Haben Sie denn irgendeinen<br />

Stunt im Film selber gemacht?<br />

Nun, ich wäre froh, wenn ich sagen<br />

könnte, dass ich keine eigenen<br />

Stunts in diesem Film gemacht<br />

habe. Aber da waren ein<br />

paar, ein Sturz aus dem zwölften<br />

Stockwerk etwa. Aber die wirklich<br />

heiklen Stunts machten natürlich<br />

die großartigen Profis.<br />

Was mussten Sie tun, um sich<br />

körperlich auf den Dreh vorzubereiten?<br />

Auf jeden Fall Pilates (lacht).<br />

Wie war die Zusammenarbeit<br />

mit dem mittlerweile 85-jährigen<br />

Lee Majors, der „The Fall Guy“ zwischen<br />

1981 und 1986 in einer TV-<br />

Serie spielte?<br />

Lee war großartig und wir<br />

schreiben uns jetzt die ganze<br />

Zeit SMS. Es hat so viel Spaß gemacht,<br />

ihn zu treffen. Meine<br />

Mutter liebte diese Fernsehserie<br />

und ich auch. Er ist eine Legende,<br />

sehr cool und sehr nett.<br />

Ryan Gosling<br />

mit Emily<br />

Blunt in einer<br />

Drehpause und<br />

auf dem Set<br />

von „The Fall<br />

Guy“ UNIVERSAL (2),<br />

AFP<br />

Und wie war es, mit einem<br />

Hund zu spielen, der Kommandos<br />

nur auf Französisch versteht?<br />

Auch Ihre Idee?<br />

Meine Frau Eva hatte früher einen<br />

Hund namens Hugo, einen<br />

Malinois, einen belgischen Schäferhund,<br />

und er verstand nur<br />

Französisch. Er ist jetzt verstorben,<br />

also ist das meine Hommage<br />

an ihn, an Hugo. Ich vermisse<br />

den Kerl. Er war ein bon<br />

garçon.<br />

Wie würden sie dem Publikum<br />

„The Fall Guy“ zusammenfassend<br />

beschreiben?<br />

Wenn „Barbie“ eine Party war, zu<br />

der jeder eingeladen war, dann<br />

ist dies die After-Party, zu der jeder<br />

danach kommen kann. Der<br />

Film ist für jeden. Er ist unterhaltsam,<br />

lustig, romantisch. Er<br />

ist ein Liebesbrief an das Publikum,<br />

das Filmemachen, an die<br />

Crews und an jene, die jeden Tag<br />

ihr Leben riskieren, um Filme zu<br />

dem zu machen, was sie sind.<br />

MEIN<br />

FAVORIT<br />

!<br />

Wen oder was<br />

wir besonders<br />

schätzen. !Paul Austers Sound.<br />

Sein Freund Spiegelmann<br />

pflegte auf die<br />

Frage, warum er rauche,<br />

stets zu antworten: „Weil<br />

ich gern huste.“ Paul<br />

Auster liebte Menschen<br />

mit absurdem Humor.<br />

Samuel Beckett war einer<br />

seiner Helden. Im Paris<br />

der 70er-Jahre trafen sich<br />

die beiden – Auster in<br />

seinen Sturm-und-Drang-<br />

Zeiten und Beckett im<br />

Herbst seines Lebens –<br />

und debattierten stundenlang<br />

in verrauchten<br />

Cafés. Die Zeit in Frankreich<br />

war prägend für den<br />

US-Autor, auch oder vielleicht<br />

gerade weil er sich<br />

damals einsam wie nie<br />

gefühlt habe, wie er in<br />

seiner 2012 erschienenen<br />

Autobiografie „Winterjournal“<br />

gestand. Er war<br />

auf sich selbst zurückgeworfen.<br />

Sein eigenes Leben<br />

diente ihm häufig als<br />

„Ersatzteillager“ für seine<br />

Bücher, sagte er einmal<br />

der „New York Times“.<br />

Auch in seinem Opus<br />

magnum „4321“ hatte Paul<br />

Auster die Courage, sich<br />

selbst zu entblättern,<br />

auch wenn man spürte,<br />

wie er mit sich rang, den<br />

richtigen Sound für die<br />

Eckpunkte seiner eigenen<br />

Existenz zu finden. Da<br />

war er wieder, der fehlende<br />

Vater. Intensiver hatte<br />

er diese Sehnsucht nur in<br />

„Die Erfindung der Einsamkeit“<br />

beschrieben.<br />

Diese Woche starb der<br />

große Erzähler im Alter<br />

von 77 Jahren in New<br />

York an den Folgen einer<br />

Lungenkrebserkrankung.<br />

Sein Sound wird fehlen.<br />

Manuela Tschida-Swoboda


6|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

MENSCHEN|7<br />

ASTRID LINDGREN<br />

Trost und<br />

Rat für alle<br />

Mit Pippi, Michel und Co<br />

schuf sie Kultfiguren.<br />

Pippi Langstrumpf ist auf<br />

der ganzen Welt die<br />

beliebteste Figur von Astrid<br />

Lindgren. Eine Figur für<br />

Trost und Rat. Laut „Astrid<br />

Lindgren Company“ gibt es<br />

aber Ausnahmen: In Russland<br />

ist es „Karlsson vom<br />

Dach“, in Polen und Tschechien<br />

„Wir Kinder aus Bullerbü“.<br />

Mehr als 70 Bücher<br />

hat die Schwedin geschrieben.<br />

Neben „Pippi“ sind „Ronja<br />

Räubertochter“, „Kalle<br />

Blomquist“, „Mio, mein Mio“<br />

und ihre persönlichen Lieblinge<br />

„Michel aus Lönneberga“<br />

und „Die Kinder aus<br />

Bullerbü“ die bekanntesten<br />

ihrer Werke,<br />

die in 60<br />

Sprachen<br />

übersetzt<br />

wurden.<br />

Astrid Lindgren<br />

hat im<br />

Laufe ihres<br />

Lebens<br />

Astrid Lindgren<br />

(1907–2002)<br />

außerdem<br />

mehr als<br />

100 Preise<br />

erhalten,<br />

den Nobelpreis für Literatur<br />

bekam sie nicht. Aber als<br />

80-Jährige den „Brustpreis<br />

der Stillhilfe“, für einen speziellen<br />

Satz in ihrem „Ronja“-Buch:<br />

„Sie nahm ihm das<br />

Kind weg und legte es an<br />

ihre Brust und dann gab es<br />

kein Wimmern mehr.“<br />

Astrid Lindgren kam im<br />

November 1907 bei Vimmerby<br />

im Småland auf die Welt,<br />

im März 2002 wurde sie dort<br />

auch beerdigt. Am Trauergottesdienst<br />

in Stockholm<br />

nahm die schwedische Regierung<br />

teil, wie auch König<br />

Carl Gustaf und Königin<br />

Silvia sowie ein Millionenpublikum<br />

bei der Liveübertragung<br />

vor den Fernsehern.<br />

Manuela Tschida-Swoboda<br />

Auf<br />

ewig<br />

Pippi<br />

Inger Nilsson in ihrer Paraderolle IMAGO (3)<br />

Inger Nilsson, seit<br />

gestern 65, will nicht<br />

immer als Pippi<br />

Langstrumpf gelten.<br />

Bleibt sie aber wohl.<br />

Die Schwedin hat<br />

trotzdem noch<br />

einiges vor, denn<br />

„Schauspieler gehen<br />

nicht in den<br />

Ruhestand“.<br />

Ihr voller Name lautet Pippilotta<br />

Viktualia Rollgardina<br />

Schokominza Efraimstochter<br />

Langstrumpf. In Astrid<br />

Lindgrens Roman steht Pfefferminz<br />

statt Schokominza. Aber<br />

alle sagen am liebsten: Pippi.<br />

Inger Nilsson wurde in der<br />

Rolle des Mädchens mit den roten<br />

abstehenden Zöpfen weltberühmt.<br />

Sie spielte die Piratentochter<br />

von Kapitän Efraim<br />

Langstrumpf, „früher Schrecken<br />

der Meere, jetzt Südseekönig“,<br />

wie’s im Buch heißt, die alleine<br />

in der Villa Kunterbunt lebt –<br />

mit ihren engsten Vertrauten,<br />

dem Affen namens Herr Nilsson<br />

und einem Pferd mit Namen<br />

<strong>Kleine</strong>r Onkel. Und die mit siebentem<br />

Namen durchaus auch<br />

Eigensinna heißen könnte:<br />

„Zwei mal drei macht vier, widdewiddewitt<br />

und drei macht<br />

neune. Ich mach mir die Welt,<br />

widdewidde wie sie mir gefällt<br />

…“<br />

Der einstige Kinderstar Inger<br />

Nilsson hat mittlerweile einiges<br />

mehr an Lebenserfahrung. Aber<br />

auch heute kann man in ihrem<br />

Gesicht noch die Züge der neunjährigen<br />

Pippi sehen, die Grübchen,<br />

das verschmitzte Lächeln.<br />

Gestern feierte die schwedische<br />

Schauspielerin ihren 65. Geburtstag.<br />

Beinahe 55 Jahre ist es her, dass<br />

die erste Langstrumpf-Geschichte<br />

nach der Romanvorlage<br />

von Astrid Lindgren ins Kino<br />

kam und sich damit in die Köpfe<br />

und Herzen vieler Kindergenerationen<br />

einbrannte. „Es war natürlich<br />

etwas Besonderes“, sagt<br />

Nilsson über ihre Zeit als Pippi.<br />

Damals sei es eine Sensation gewesen,<br />

dass jemand in der <strong>Zeitung</strong><br />

oder im Fernsehen vorkam.<br />

Eine andere Zeit, besonders für<br />

jemanden aus dem Irgendwo in<br />

Östergötland. In einem Interview<br />

mit dem „Spiegel“ erklärte<br />

Nilsson einmal, dass sie als Kind<br />

das genaue Gegenteil von Pippi<br />

gewesen sei: „Ich war ein eher<br />

ängstliches, schüchternes Mädchen<br />

aus einem kleinen Dorf namens<br />

Kisa.“<br />

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In der Welt des Bikefittings ist Präzision entscheidend.<br />

Die Positionsanalyse von Andreas Knapp misst und<br />

verbessert die Aerodynamik auf dem Rad.<br />

Es sei für sie nicht immer<br />

leicht gewesen, ewig als Pippi zu<br />

gelten. Das Image der sommersprossigen<br />

Kultfigur pickte wie<br />

ein Kaugummi an ihr und tut es<br />

noch. „Jeder will, dass es die fantastischste<br />

Rolle der Welt ist.<br />

Aber es war etwas, das ich als<br />

Kind gemacht habe. Man kann<br />

es nicht mit dem vergleichen,<br />

was man als Erwachsene<br />

macht“, stellt sie fest. Denn auch<br />

Bei der Positionsanalyse<br />

ist höchste Präzision gefragt.<br />

Mit seinem Unternehmen<br />

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Österreich ersetzt den Weg<br />

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Windgeschwindigkeit sowie<br />

-richtung, sondern auch Temperatur,<br />

Luftdruck und Vibrationen<br />

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ermöglicht dadurch eine präzise<br />

Anpassung der Sitzposition<br />

an verschiedene Windverhältnisse.<br />

Dies steigert Effizienz<br />

und Komfort für alle Radfahrer:innen,<br />

ganz unabhängig<br />

vom Erfahrungsgrad.<br />

Andreas Knapp, Bikefitting-<br />

Experte, nutzt Windpuls, um<br />

die Leistung von Fahrer:innen<br />

zu maximieren. So können Aerodynamik<br />

optimiert und langfristig<br />

Ziele erreicht werden.<br />

Zusätzlich beugt die bessere<br />

Position auf dem Rad Schmerzen<br />

und Verletzungen vor.<br />

Der Windpuls-Sensor kann gemeinsam<br />

mit unterschiedlichen<br />

Carbonlaufrädern der österreichischen<br />

Firma Xentis von<br />

9. bis 12. Mai exklusiv im Hotel<br />

Seepark Wörthersee Resort<br />

in Klagenfurt getestet werden.<br />

INFOS: Andreas Knapp,<br />

Positionsanalyse<br />

Tel.: (0664) 52 28 063<br />

www.positionsanalyse.at<br />

Zur Person<br />

Inger Nilsson, geb. am 4. 5.<br />

1959 in Kisa, unweit von Astrid<br />

Lindgrens Heimatstadt<br />

Vimmerby. Ihr Vater meldete<br />

sie zum Casting für die Rolle<br />

der Pippi an, Inger setzte sich<br />

unter 8000 Kindern durch.<br />

Weitere Filme: „Gripsholm“<br />

(2000), „Der Kommissar und<br />

das Meer“ (TV-Serie).<br />

als Erwachsene habe sie für sich<br />

bedeutsame Rollen gespielt. Unter<br />

anderem spielte sie viele Jahre<br />

in der ZDF-Krimireihe „Der<br />

Kommissar und das Meer“ die<br />

Gerichtsmedizinerin Ewa Svensson<br />

an der Seite von Walter Sittler<br />

und Andy Gätjen.<br />

„Ich will nicht in der Vergangenheit<br />

leben“, sagt Nilsson. „Ich<br />

möchte, dass das, was ich jetzt<br />

mache, fantastisch ist, aber auf<br />

eine andere Art und Weise.“ Dass<br />

sie ständig auf ihre Paraderolle<br />

angesprochen werde, nerve mitunter:<br />

„Ich möchte einfach nicht<br />

immer mit jeder wildfremden<br />

Person reden.“<br />

Sie hat in ihrem Job weiter viel<br />

vor. „Ich liebe es wirklich, vor der<br />

Kamera und auf der Bühne zu<br />

stehen. Und ich hoffe, dass ich<br />

noch viele, viele Jahre weiterarbeiten<br />

kann“, schwärmt sie von<br />

ihrem Beruf. „Schauspieler gehen<br />

nicht in den Ruhestand.“<br />

Ihre Geburtstagsfeier hielt Inger<br />

Nilsson wie immer schlicht.<br />

„Ich treffe mich einfach mit ein<br />

paar Freunden in einem Restaurant,<br />

wie ich es immer an Geburtstagen<br />

gemacht habe“, sagte<br />

die Schauspielerin im Vorfeld.<br />

Für sie war es also ein ganz normaler<br />

Geburtstag. Ganz ohne<br />

Äffchen und Pferd. Und ohne<br />

Pippi.<br />

Mit seinen<br />

Analysen und<br />

dem<br />

Windpuls-<br />

Sensor hilft<br />

Andreas<br />

Knapp dabei,<br />

Ziele beim<br />

Radsport zu<br />

erreichen<br />

NIKE PAYER


8|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

MENSCHEN|9<br />

„Ich bin der Erste,<br />

der aufsteht und tanzt“<br />

Man kennt<br />

1<br />

Mein Lieblingssong<br />

„Legalize It“ von Peter Tosh.<br />

Ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass Drogenkonsum entkriminalisiert<br />

werden sollte und dass<br />

man den Abhängigen besser<br />

helfen müsste. „Legalize It“<br />

bringt diese starke Botschaft<br />

perfekt zum Ausdruck.<br />

Der Song, der mich rettete<br />

„Tubular Bells“ von Mike<br />

2<br />

Oldfield. Es war die erste Platte<br />

unseres Labels Virgin Records<br />

und brachte uns auf die Landkarte.<br />

Sie kam 1973 heraus und<br />

bestand eigentlich aus zwei<br />

Songs. Sie wurde zu einer der<br />

meistverkauften Platten des<br />

Jahrzehnts. Danke, Mike!<br />

3<br />

Musik, die mich aufmuntert<br />

Boy George singt „Karma<br />

Chameleon“ und macht damit<br />

einfach Freude, die mich in die<br />

Vergangenheit versetzt und<br />

mich zum Lächeln bringt.<br />

4<br />

Das Musikstück, das mich zuletzt<br />

zum Weinen brachte<br />

„Colours Fade“ von meinem Sohn<br />

Sam, das von seiner Großmutter<br />

handelt – meiner Mutter Eve. Er<br />

schrieb es, nachdem er sie zum<br />

letzten Mal gesehen hatte. Sie<br />

starb 2021.<br />

5<br />

Ein Konzert, das ich gerne besuchen<br />

würde<br />

Eines auf der „Hackney Diamonds“-Tournee<br />

der Rolling<br />

Stones. Ich habe sie im Laufe der<br />

Jahre etwa 15 bis 20 Mal gesehen.<br />

Ich war 1969 sogar bei dem<br />

großen Gratiskonzert im Hyde<br />

Park in London dabei. Als wir sie<br />

1992 bei Virgin unter Vertrag<br />

nahmen, sagte einer meiner Manager:<br />

„Die sind ja total verrückt.<br />

Die sind zu alt. Wir werden den<br />

Richard Branson<br />

als Konzernchef,<br />

Multimilliardär,<br />

Investor,<br />

Abenteurer und<br />

Wohltäter. In diesem<br />

Fragebogen zeigt<br />

sich der 73-jährige<br />

Brite aber noch von<br />

ganz anderen Seiten.<br />

Vorschuss nicht zurückbekommen,<br />

und Keith Richards wird<br />

kein weiteres Jahr durchhalten.“<br />

6<br />

Mein Instrument ist<br />

Leider ist jede Faser meines<br />

Körpers unmusikalisch. Aber ich<br />

bin der Erste am Tisch, der aufsteht<br />

und tanzt, wenn die Musik<br />

losgeht.<br />

7<br />

Das Instrument, das ich gerne<br />

erlernt hätte<br />

Mit 13 habe ich versucht, Gitarre<br />

selbst aus einem Buch zu lernen,<br />

weil ich dachte, das sei der beste<br />

Weg, um eine Freundin zu finden.<br />

Hoffnungslos.<br />

8<br />

Meine liebste TV-Serie<br />

„Bad Sisters“ ist fesselnd.<br />

Sie hat mir so gut gefallen, dass<br />

ich Bono eine kleine Nachricht<br />

geschickt habe, um ihm zu sagen,<br />

wie toll seine Tochter Eve<br />

darin ist.<br />

9<br />

Von Rob McGibbon<br />

Die Fernsehsendung, die ich<br />

aufgegeben habe<br />

„The Apprentice“, die Fernseh-<br />

Show mit Donald Trump.<br />

10<br />

Eine Dokumentation, nach<br />

der ich süchtig bin<br />

„20 Tage in Mariupol“ ist ein erschütternder<br />

Blick auf die russische<br />

Invasion. Die Ukrainer<br />

kämpfen und sterben für die gesamte<br />

freie Welt, durch ihre Tapferkeit<br />

und Aufopferung fühlt<br />

man sich ganz klein.<br />

11<br />

Ich habe ein Wochenende<br />

damit verschwendet<br />

„Friends“ zu schauen. Mit meinen<br />

Kindern. Wir haben nicht<br />

aufgehört und sehr viel gelacht,<br />

also war es nicht ganz umsonst.<br />

Mein Lieblingsfilm<br />

„1984“, der letzte Auftritt<br />

12<br />

des großen Richard Burton. Ich<br />

traf ihn bei den Dreharbeiten in<br />

den berühmten Shepperton Studios<br />

und er war einfach wunderbar.<br />

In der George-Orwell-Verfilmung<br />

spielte auch der großartige<br />

John Hurt mit. Wir wurden<br />

sehr gute Freunde und verbrachten<br />

viele lange Nächte in Irland.<br />

13<br />

Wenn ich ein Gemälde besitzen<br />

könnte, wäre es<br />

Ich bin ein großer Beatles-Fan,<br />

deshalb würde ich gern das Originalgemälde<br />

von Peter Blake<br />

und Jann Haworth für das Cover<br />

von „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts<br />

Club Band“ besitzen. Es ist ikonisch.<br />

14<br />

Der Ort, an dem ich mich<br />

am glücklichsten fühle<br />

Auf meiner Privatinsel Necker<br />

Island, Teil der Virgin Islands in<br />

der Karibik – mit meiner Frau Joan<br />

und der ganzen Familie. Wir<br />

versuchen, mindestens einmal<br />

im Jahr mit allen Enkelkindern<br />

dorthin zu fahren. Das sind die<br />

Momente, die ich am meisten<br />

genieße.<br />

15<br />

Ein Vergnügen, von dem ich<br />

nicht lassen kann<br />

Ich bin süchtig nach Schach und<br />

nach Pickleball, das Elemente<br />

von Tennis, Tischtennis und<br />

Badminton verbindet. Beides<br />

kann ich stundenlang spielen.<br />

Dann merke ich, dass ich mich<br />

damit einfach nur vor der Arbeit<br />

drücke.<br />

16<br />

Ich veranstalte eine Dinnerparty<br />

mit Wunschgästen<br />

aus der Geschichte<br />

Ich würde Persönlichkeiten aus<br />

jenen Bereichen einladen, die<br />

mich am meisten interessieren.<br />

Unter den Entdeckern Sir<br />

Francis Drake und Polarforscher<br />

Robert Falcon Scott. Unter Politikern<br />

Winston Churchill und<br />

Barack Obama. Und für die Luftfahrt<br />

würde ich die Gebrüder<br />

Wright und Buzz Aldrin nehmen.<br />

Stellen Sie sich einmal diese<br />

Unterhaltung vor!<br />

17<br />

Und dabei lege ich folgende<br />

Musik auf<br />

Ich würde die Spice Girls und<br />

John Lennon dazu bringen, in<br />

der Ecke ein akustisches Livekonzert<br />

zu geben.<br />

18<br />

Mein favorisiertes Bühnenstück<br />

„Come from Away“ von Irene<br />

Sankoff und David Hein ist eine<br />

faszinierende Geschichte über<br />

Flugpassagiere, die während des<br />

Terroranschlags von 9/11 auf<br />

Neufundland gestrandet sind.<br />

Das Musical ist eine Geschichte<br />

der Hoffnung, weil es zeigt, wie<br />

Menschen im Angesicht des<br />

Schreckens zusammenhalten.<br />

19<br />

Der Text, den ich gerne geschrieben<br />

hätte<br />

„Wenn du nicht tust, was du<br />

willst, wirst du verblassen / Du<br />

wirst mich nicht bei der Arbeit<br />

finden / Es macht zu viel Spaß,<br />

am Leben zu sein“ aus „Problems“<br />

von den Sex Pistols.<br />

Wenn ich die Sex Pistols höre,<br />

löst das immer noch ein rebellisches<br />

Gefühl in mir aus.<br />

20<br />

Ich las zuletzt<br />

Meine eigenen Memoiren,<br />

schonungslos. Ich<br />

musste sie für ein Hörbuch laut<br />

vorlesen, was bedeutete, dass<br />

ich tagelang in einem brütend<br />

heißen, provisorischen Studio<br />

auf Necker Island verbringen<br />

musste. Ich hatte eine alte Matratze<br />

und Decken zur Schallisolierung.<br />

Es war anstrengend,<br />

aber es hat auch großen Spaß<br />

gemacht, einige fantastische<br />

Erinnerungen wieder aufleben<br />

zu lassen. Manchmal dachte ich:<br />

„Der Typ ist total verrückt, was<br />

zum Teufel macht er da?“ Abgesehen<br />

davon habe ich gerade<br />

„Tisch für zwei“ von Amor<br />

Towles begonnen und es gefällt<br />

mir sehr gut.<br />

21<br />

Mein Lieblingsbuch<br />

„21 Lektionen für das 21.<br />

Jahrhundert“ von Yuval Noah<br />

Harari. Der israelische Historiker<br />

befasst sich mit einigen der<br />

komplexesten Fragen, denen die<br />

Welt gegenübersteht, und hat<br />

ein Händchen dafür, beängstigende,<br />

komplexe Themen nachvollziehbar<br />

und verständlich zu<br />

machen. Seine Bücher lesen sich<br />

wie Krimis.<br />

22<br />

Das Buch, von dem ich<br />

wünschte, ich hätte es<br />

selber geschrieben<br />

„In 80 Tagen um die Welt“ von<br />

Jules Verne. Es hat meine Abenteuerlust<br />

geweckt und viele<br />

Jahrzehnte später einen großen<br />

Einfluss auf meine Entscheidung<br />

gehabt, unsere rekordverdächtigen<br />

Ballonfahrten anzutreten.<br />

23<br />

Man soll seinem<br />

Instinkt vertrauen<br />

und seinem Herzen<br />

folgen, rät Richard<br />

Branson (73)<br />

Das Buch, das ich nicht zu<br />

Ende lesen konnte<br />

„Middlemarch“ von George Eliot,<br />

Pseudonym für die Schriftstellerin<br />

Mary Ann Evans, war zu<br />

schwer für mich, als ich noch zur<br />

Schule ging. Ich habe vor, all die<br />

großartigen Bücher zu lesen, die<br />

ich verpasst habe, wenn ich endlich<br />

weniger umtriebig werde<br />

VIRGIN GROUP<br />

und gezwungen bin, in einem<br />

Sessel zu sitzen, aber dieser Tag<br />

kann warten.<br />

24<br />

Ein leider unterschätztes<br />

Buch<br />

„The Art of Pollination: The Irrepressible<br />

Jane Tewson“. Das<br />

Buch von Martin Flanagan über<br />

die hoch engagierte britische<br />

Philanthropin und Gründerin<br />

mehrerer gemeinnütziger Organisationen<br />

zeigt, wie Empathie<br />

die Welt verändern kann, wenn<br />

eine ungewöhnliche Kombination<br />

von Menschen zusammenkommt.<br />

25<br />

Zur Person<br />

Richard Branson,<br />

geboren am 18. 7.<br />

1950 in Blackheath,<br />

London/<br />

England. Sein<br />

Mischkonzern<br />

Virgin Group ist<br />

in der Musikindustrie,<br />

Telekommunikation,<br />

Luftfahrt und der<br />

Eisenbahnbranche<br />

tätig.<br />

Abenteurer bei<br />

Atlantiküberquerungen<br />

und<br />

Erdumrundungen.<br />

Branson ist<br />

verheiratet und<br />

hat drei Kinder.<br />

virgin.com<br />

Ein sehr überbewertetes<br />

Buch<br />

Alle Business-Ratgeber. Sie sind<br />

trocken und selbstgerecht und<br />

ziehen sich einfach über Hunderte<br />

von Seiten mit sinnlosen<br />

Plattitüden hin. Ich sage: Vertrauen<br />

Sie Ihrem Instinkt, folgen<br />

Sie Ihrem Herzen und arbeiten<br />

Sie ohne Unterlass, bis Sie<br />

Erfolg haben!


10|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

NATUR & WISSEN|11<br />

BODENSEE<br />

Attrappen für<br />

Waldrappe<br />

Attrappen aus dem 3D-<br />

Drucker animieren elf<br />

Waldrappe zu nisten.<br />

Einst bevölkerten Waldrappe<br />

große Teile des<br />

Alpen- und Mittelmeerraums.<br />

Über die Jahrhunderte<br />

verschwanden die gänsegroßen<br />

Zugvögel jedoch vom<br />

europäischen Kontinent.<br />

Dank eines Auswilderungsprojekts<br />

sind mittlerweile<br />

wieder einige Exemplare in<br />

unseren Breitengraden heimisch.<br />

Nun gab es die nächste<br />

Erfolgsmeldung.<br />

Elf Waldrappe haben in<br />

einer Felsnische am Bodensee<br />

bei Überlingen/Deutschland,<br />

rund 60 Kilometer von<br />

der österreichischen Grenze<br />

entfernt, zu nisten begonnen<br />

– dank zweier Attrappen.<br />

Diese wurden mit einem<br />

3D-Drucker erzeugt und<br />

entsprechend an den Felsen<br />

positioniert. Die echten Artgenossen<br />

wurden dadurch<br />

animiert. „Der Platz wurde<br />

sehr gut aufgenommen“,<br />

sagte Anne-Gabriela Schmalstieg<br />

vom sogenannten<br />

Waldrapp-Team. „Wir sind<br />

sehr optimistisch, dass in<br />

der Felswand auch gebrütet<br />

wird.“<br />

Noch seien keine Eier in<br />

den Nestern. Die Hoffnung<br />

auf Küken sei bei aktuell<br />

drei Brutpaaren und einem<br />

potenziell vierten allerdings<br />

auch in diesem Jahr hoch.<br />

„Nächste Woche könnte es<br />

schon losgehen mit dem<br />

Brüten“, glaubt Schmalstieg.<br />

Der Waldrapp, eine markante<br />

Erscheinung<br />

IMAGO<br />

Auch wenn der Kälteeinbruch<br />

zuletzt wertvolle<br />

Nahrungsquellen<br />

zerstört hat, sind seit<br />

einigen Tagen millionenfach<br />

Bienen unterwegs, um wertvollen<br />

Blütenstaub einzusammeln.<br />

Die fleißigen Insekten fliegen<br />

dabei mancherorts auch im<br />

Dienst der Wissenschaft. Denn<br />

Forscher haben herausgefunden,<br />

dass die Honigbienen<br />

längst nicht nur Pollen und<br />

Nektar aufnehmen, sondern<br />

auch Schadstoffe aller Art. Dafür<br />

interessieren sich Wissenschaftlerinnen<br />

wie Daniela Haluza<br />

von der Abteilung für Umwelthygiene<br />

und Umweltmedizin<br />

des Zentrums für Public<br />

Health an der MedUni Wien.<br />

Zusammen mit einem Team hat<br />

Haluza zuletzt eine groß angelegte<br />

Übersicht über die entsprechenden<br />

Forschungsarbeiten in<br />

Europa erstellt. Dafür wurden 19<br />

Studien unter anderem aus Italien,<br />

Frankreich, Serbien, Spanien,<br />

den Niederlanden und Polen<br />

gesichtet und deren Kernaussagen<br />

zusammengefasst.<br />

Bienen als<br />

Detektive für<br />

Schwermetalle<br />

Bienen sammeln bei<br />

ihrer Nahrungssuche<br />

mit den Pollen auch<br />

Schadstoffe aus Luft,<br />

Boden und Wasser<br />

ein. Forscher leiten<br />

davon Details über<br />

die Umweltverschmutzungen<br />

ab.<br />

Von Klaus Höfler<br />

„Wir konnten mit unserer Analyse<br />

zeigen, dass die Bienen einen<br />

herausragenden Indikator<br />

für das Ausmaß der Umweltverschmutzung<br />

in einer bestimmten<br />

Region darstellen“, resümiert<br />

Haluza. Zu den Arten von<br />

Schadstoffen, die von Bienen<br />

aufgenommen werden können,<br />

gehören Schwermetalle wie Blei<br />

und Quecksilber, Pestizide und<br />

Herbizide, Luftschadstoffe wie<br />

Stickstoffdioxid und Feinstaub<br />

sowie organische Chemikalien<br />

aus verschiedenen Quellen.<br />

Wie man zu diesen Daten kommt?<br />

Die Forscherinnen und Forscher<br />

nehmen die von ihren Sammelflügen<br />

zurückkehrenden Honigbienen<br />

und streifen deren sogenannte<br />

Pollenhöschen ab oder<br />

sammeln verendete Bienen ein.<br />

„Die Pollen werden untersucht,<br />

um Informationen über Luftund<br />

Bodenqualität, Schadstoffbelastung,<br />

Pflanzengesundheit<br />

und andere Umweltfaktoren zu<br />

liefern“, erklärt Haluza, die sich<br />

beeilt hinzuzufügen, dass bei<br />

diesem Analyseverfahren keine<br />

Biene zu Schaden kommt.<br />

Da sich das Monitoring auf die<br />

ganze Biene oder die Pollenhöschen<br />

fokussiert, ist die Quantität<br />

des Honigs bei dieser Analysevariante<br />

kein Maß für die<br />

Aussagekraft. Etwas anders<br />

war eine Untersuchung in Kanada<br />

vor fünf Jahren aufgebaut.<br />

Wissenschaftler der University<br />

of British Columbia<br />

nutzten ebenfalls Bienen, um<br />

Verschmutzungsquellen im<br />

Großraum Vancouver zu identifizieren.<br />

Verglichen wurde dafür<br />

allerdings der Honig – einerseits<br />

aus dem Stadtzentrum, andererseits<br />

aus abgelegeneren Gebieten.<br />

Aus den Daten hat man eine<br />

kleinteilige Karte der Schadstoffbelastung<br />

erstellt. Honig<br />

aus den Arealen mit größerer<br />

städtischer Dichte wies demnach<br />

eine höhere Konzentration<br />

an Spurenelementen wie Blei,<br />

Kupfer, Cadmium, Zink und Titan<br />

auf als Honig aus ländlichen<br />

Gebieten. Klingt naheliegend.<br />

Überraschender waren die Ergebnisse<br />

einer Analyse der jeweiligen<br />

Bleiisotopenzusammensetzung.<br />

Als Quelle der<br />

Schadstoffe wurde nämlich zum<br />

einen verbleites Benzin ausgemacht,<br />

das in Nordamerika zwar<br />

in den 1990er-Jahren verboten<br />

wurde, dessen Emissionen aber<br />

heute noch in der Umwelt – und<br />

damit im Honig – zu finden sind.<br />

Zum anderen rückte der Schiffsverkehr<br />

im Hafen Vancouvers in<br />

den Fokus. Mehr als 70 Prozent<br />

der Schiffe kommen aus Asien.<br />

Sie bunkern dort asiatische Erdölprodukte<br />

als Treibstoff, dessen<br />

geochemische Spuren dann<br />

in Kanada im Honig auftauchen.<br />

Globalisierung der anderen<br />

Art.<br />

Aber auch in Europa herrscht Ungemach.<br />

Hier sind die für ihren<br />

Fleiß bekannten Tiere massiven<br />

Staatsfläche<br />

Ein Bienenvolk besteht aus<br />

bis zu 80.000 Bienen und<br />

sucht in einem Umkreis<br />

von etwa zwei bis fünf<br />

Kilometern um seinen<br />

Bienenstock Nahrung.<br />

Daniela<br />

Haluza,<br />

Umweltwissenschaftlerin<br />

in Wien IMAGO,<br />

UNIVERSITÄT WIEN/PUIU<br />

Bedrohungen ausgesetzt. Neben<br />

der Varroamilbe, die die Bienenlarven<br />

und -puppen, aber<br />

auch erwachsene Tiere tödlich<br />

schädigt, ist es vor allem auch<br />

die vermehrte Verbreitung von<br />

Pestiziden und Insektiziden auf<br />

den Feldern. Diese Gifte stören<br />

das Orientierungsvermögen<br />

und Gedächtnis der Bienen und<br />

schwächen ihr Immunsystem.<br />

In der Folge finden die Tiere<br />

nicht mehr zu ihrem Stock zurück<br />

und werden anfälliger für<br />

Krankheiten, die zum Kollaps<br />

des ganzen Bienenvolkes führen<br />

können.<br />

Dazu kommt das Fehlen von<br />

Blühpflanzen aufgrund von Bodenversiegelung,<br />

Monokulturen<br />

in der Landwirtschaft oder<br />

akkurat gestutzten Rasenflächen.<br />

Dieser Rückgang beim<br />

Vorkommen bremst auch deren<br />

noch gezieltere Nutzung als<br />

Schadstoffanzeiger, die der Umweltmedizinerin<br />

in Verbindung<br />

mit anderen Messnetzwerken,<br />

Überwachungssystemen und<br />

Datenplattformen vorschwebt.<br />

Die gesammelten Daten können<br />

dazu verwendet werden, um<br />

Umweltverschmutzung zu<br />

überwachen, Entwicklungen zu<br />

verfolgen und gesetzte Umweltschutzmaßnahmen<br />

zu evaluieren.<br />

„Denn Bienen helfen als Biomonitore,<br />

die Auswirkungen<br />

menschlicher Aktivitäten auf<br />

die Umwelt besser zu verstehen<br />

und darauf zu reagieren“, erklärt<br />

Haluza.<br />

IN SECHS STÄDTEN<br />

Auf ein<br />

Bier mit<br />

Forschenden<br />

Das Festival „Pint of<br />

Science“ bringt Wissenschaft<br />

in Lokale.<br />

Wie wir mit Nanotechnologie<br />

die Welt verändern<br />

können“ und dazu<br />

ein Seidel. „Winzige Helden<br />

der Neurowissenschaften:<br />

von Bakterien bis Zebrafische“<br />

und dazu ein Krügel.<br />

„Denken, Verdauen, Handeln:<br />

die Verbindung von Geist<br />

und Körper entschlüsselt“<br />

und dazu ein Pfiff …<br />

Wissenschaft herauszuholen<br />

aus dem Elfenbeinturm,<br />

hin an jene Orte,<br />

wo sie in der Regel eher<br />

weniger ein Thema ist, nämlich<br />

in die Lokale der Stadt,<br />

das ist das Ziel des Wissenschaftsfestivals<br />

„Pint of<br />

Science“.<br />

Von 13. bis<br />

15. Mai ist<br />

es wieder<br />

so weit. In<br />

Lokalen in<br />

Wien, Innsbruck,<br />

Graz,<br />

Salzburg,<br />

Kufstein<br />

und Krems<br />

präsentieren<br />

Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler „bei<br />

einem Glas Bier modernste<br />

Forschung, aktuelle wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse<br />

und deren gesellschaftliche<br />

Auswirkungen“, wie es in<br />

einer Aussendung der Veranstalter<br />

heißt.<br />

Das ursprünglich 2013 in<br />

England von zwei Medizinern<br />

lancierte Festival gibt<br />

es nun schon in 24 Ländern<br />

und 400 Städten und fand<br />

bereits mehrmals in Österreich<br />

statt. Heuer gibt es in<br />

den sechs ausgewählten<br />

Städten 50 Veranstaltungen<br />

mit mehr als 100 Vortragenden.<br />

pintofscience.at


12|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

POLITIK & DEMOKRATIE|13<br />

EUROPA<br />

WAHLT<br />

Die alte<br />

Steinbrücke in<br />

Konjic ist eine<br />

der schönsten<br />

Brücken der<br />

osmanischen<br />

Zeit<br />

IMAGO<br />

Der preisgekrönte<br />

Ombra-Tisch<br />

wird noch<br />

heute von<br />

Besim Nikšić<br />

gebaut<br />

Die<br />

Schnitzer<br />

am Fluss<br />

In Konjic in Bosnien ist das<br />

Holzschnitzen eine Volkskunst.<br />

Drei Kriege überstand die<br />

Manufaktur von Besim Nikšić.<br />

Seine Söhne schafften nun den<br />

Aufbruch in die Moderne.<br />

Schlüsselthemen<br />

Europas:<br />

In einer<br />

Serie von<br />

Reportagen<br />

vor der<br />

EU-Wahl<br />

leuchten<br />

wir Themen<br />

aus, die für<br />

die Zukunft<br />

Europas<br />

entscheidend<br />

werden.<br />

Heute:<br />

Aufbruch im<br />

Wartesaal<br />

Europas<br />

Von Nina Koren<br />

Die vierte<br />

Generation:<br />

Orhan Nikšić<br />

arbeitet heute<br />

mit Topdesignern<br />

aus<br />

aller Welt<br />

zusammen<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

Republika<br />

Srpska<br />

Bosniakisch-Kroatische<br />

Föderation<br />

Kroatien<br />

Banja<br />

Luka<br />

Quelle: APA<br />

Adria<br />

Konjic<br />

Serbien<br />

Bosnien-<br />

Herzegowina<br />

Sarajevo Srebrenica<br />

Montenegro<br />

Was einem Fischer<br />

das Meer, ist Besim<br />

Nikšić der Wald.<br />

Holz. Dort sind seine<br />

Hände zu Hause. Sie sind faltig<br />

und alt, doch wenn<br />

Nikšić von seinem langen Leben<br />

erzählt, sind es seine Finger, die<br />

sprechen. Lebendig, geschmeidig,<br />

sie scheinen freundlich in<br />

die Welt zu lachen wie das Gesicht<br />

des alten Mannes. 89 Jahre<br />

hat er in seiner Heimatstadt<br />

verbracht und er tut, was er immer<br />

schon tat: Kunstwerke mit<br />

seinen Händen erschaffen.<br />

Wir befinden uns 40 Kilometer<br />

südlich von Sarajevo. Tief<br />

eingeschnitten zwischen den<br />

faltigen Rücken des Dinarischen<br />

Gebirges, am Ufer der türkisblauen<br />

Neretwa, liegt Konjic. Die<br />

Neretwa rauscht hier, aus der<br />

Schlucht kommend, unter der<br />

geschwungenen alten Steinbrücke<br />

hindurch, die einst noch von<br />

den Osmanen erbaut, im Zweiten<br />

Weltkrieg beschädigt und<br />

dann wieder aufgebaut wurde.<br />

Konjic: Wie keine andere Stadt<br />

steht sie für die traditionelle<br />

Schnitzkunst Bosniens. Nirgendwo<br />

sonst sieht man so viele<br />

Werkstätten auf einem Fleck.<br />

Viel hat der Fluss gesehen,<br />

viel hat Besim Nikšić gesehen.<br />

Vor mehr als 100 Jahren erlernte<br />

sein Großvater Gano in Konjic<br />

die Kunst der Holzschnitzer. Seine<br />

Söhne bauten eine Werkstatt<br />

auf. Es folgte der Erste Weltkrieg,<br />

der ausbrach, nachdem<br />

der österreichische Thronfolger<br />

Franz Ferdinand in Sarajevo angeschossen<br />

worden war und im<br />

alten Konat, der Villa des Gouverneurs,<br />

verblutete.<br />

Die Schnitzerei der<br />

Nikšić überstand die<br />

Wirren des Ersten<br />

Weltkriegs, erholte<br />

sich, überstand die Wirren des<br />

Zweiten Weltkriegs. Im kommunistischen<br />

Tito-Jugoslawien lief<br />

es mehr schlecht als recht, als<br />

Besim Nikšić die Holzschnitzerei<br />

in den 50er-Jahren in dritter<br />

Besim Nikšić<br />

(89): In dritter<br />

Generation<br />

übernahm er<br />

in den 50er-<br />

Jahren die<br />

Schnitzerei<br />

IRFAN REDŽOVIĆ (4)<br />

Er ließ sich auf<br />

die Zukunftsvisionen<br />

seiner<br />

Söhne ein<br />

Generation übernahm. Das Ende<br />

des Sozialismus mündete in das<br />

Grauen der Jugoslawienkriege;<br />

auch Konjic, strategisch eine<br />

Schlüsselstelle, wurde schwer<br />

getroffen.<br />

1995 endete der Krieg mit dem<br />

Dayton-Abkommen, Besim öffnete<br />

den Betrieb wieder und versuchte<br />

der Werkstatt in den<br />

Nachkriegsjahren unter schwierigen<br />

Bedingungen wieder Leben<br />

einzuhauchen. 2016 stiegen<br />

schließlich seine beiden Söhne<br />

ein, Orhan und Adem.<br />

Mittlerweile ist Bosnien erneut<br />

im Umbruch. Das Land<br />

kämpft mit einer komplizierten<br />

Staatsstruktur, immer noch<br />

ethnonationalistisch orientiertem<br />

politischen Personal und<br />

starker Emigration. Doch im<br />

März erhielt Bosnien grünes<br />

Licht für EU-Beitrittsgespräche;<br />

viele im Land atmen erleichtert<br />

auf.<br />

Orhan Nikšić etwa, Besims<br />

Sohn. Er ist Rückkehrer.<br />

Und was für einer.<br />

Als Jugendlicher<br />

ging er an ein College in den USA,<br />

„ich wollte die Welt sehen“. Als<br />

in seiner Heimat Bosnien der<br />

Krieg ausbrach, hängte Orhan<br />

an der Universität in Stanford<br />

sein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften<br />

an. Es folgte eine<br />

steile internationale Karriere<br />

als Analyst und Senior Economist<br />

bei der Weltbank, Projekte<br />

von Palästina bis Kosovo. Und<br />

dann: Konjic. Orhan kehrte zurück<br />

in die Kleinstadt seiner<br />

Kindheit, aus der sein Vater nie<br />

hinausgekommen war. Und<br />

stieg ein in die Schnitzerei. „Ich<br />

habe meine Heimat vermisst,<br />

unsere Familie“, sagt Orhan.<br />

Generation vier übernahm das<br />

Ruder. Orhan und sein Bruder<br />

Adem entwickelten eine neue<br />

Vision für den Familienbetrieb.<br />

„Wir wollten unsere Liebe zu modernem<br />

Design mit der Tradition<br />

der Handwerkskunst in Konjic<br />

und in unserer Familie verbinden“,<br />

erklärt Orhan Nikšić.<br />

„Und wir wollten zeigen: Auch in<br />

Bosnien kann man erfolgreich<br />

sein, Arbeitsplätze schaffen, vorankommen.“<br />

Man dürfe nicht<br />

darauf warten, dass der hiesige<br />

Staat die eigenen Projekte sonderlich<br />

unterstütze – „aber mit<br />

Eigeninitiative ist hier sehr viel<br />

möglich“.<br />

Bosnien sieht er in der<br />

Zukunft eindeutig in<br />

der EU: „Wir sind Teil<br />

Europas, wir sollten<br />

auch offiziell in die europäische<br />

Familie aufgenommen werden“,<br />

sagt Orhan Nikšić. Und was ist<br />

mit den Nationalisten, die eine<br />

gemeinsame Zukunft hintertreiben?<br />

„Ich denke, auch sie<br />

wissen, dass ihre Ansichten<br />

letztlich der Vergangenheit angehören;<br />

auch sie merken, dass<br />

Fortsetzung auf Seite 14


14|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

POLITIK & DEMOKRATIE|15<br />

EUROPA<br />

WAHLT<br />

Aufbruch Bosniens<br />

Im März erhielt Bosnien grünes<br />

Licht für EU-Beitrittsgespräche;<br />

bis zu einem Beitritt<br />

ist es noch weit, doch die<br />

Aussicht macht vielen Hoffnung.<br />

Konflikte mit der serbischen<br />

Teilrepublik haben<br />

jahrelang für Spannungen in<br />

dem Vielvölkerstaat gesorgt<br />

und Reformen erschwert. Der<br />

heutige Staat ging aus dem<br />

Dayton-Abkommen hervor,<br />

das 1995 den Bosnienkrieg<br />

beendete (100.000 Tote). Es<br />

schuf einen einheitlichen,<br />

stark dezentralisierten Staat,<br />

bestehend aus: Föderation<br />

Bosnien Herzegowina (mehrheitlich<br />

von Bosniaken und<br />

bosnischen Kroaten bewohnt),<br />

Republika Srpska (mehrheitlich<br />

bosnische Serben).<br />

DOSSIER<br />

QR-Code<br />

scannen und<br />

unser Dossier<br />

zu den<br />

wichtigsten<br />

Institutionen<br />

der EU lesen.<br />

Fortsetzung von Seite 13<br />

der Weg nach Europa für uns alle<br />

besser ist.“<br />

Zu behaupten, der Plan der<br />

Nikšić-Brüder sei aufgegangen,<br />

ist eine Untertreibung. Heute arbeitet<br />

„Zanat“ (zu Deutsch:<br />

„Handwerk“), wie die Brüder den<br />

Betrieb nun nennen, mit den<br />

weltbesten Designern zusammen<br />

– von Monica Förster über<br />

Michele de Lucchi bis zum japanischen<br />

Stardesigner Naoto Fukasawa.<br />

Quer über den Erdball<br />

sind Designertische oder Stühle<br />

von Zanat zu finden. Auch Kastner<br />

& Öhler hat Interieur aus<br />

dem Hause Zanat in seinen Verkaufsräumen<br />

aufgestellt. „Ich<br />

hätte mir nicht träumen lassen,<br />

dass möglich ist, was meinen<br />

Söhnen da gelungen ist“, strahlt<br />

Besim Nikšić stolz.<br />

Der Duft nach Holz: Er<br />

durchdringt hier alles.<br />

Wenn man den Raum<br />

der Schnitzer betritt,<br />

herrscht Stille; eine Stille, die<br />

nicht leise ist; sie kommt von<br />

der Konzentration. Durchbrochen<br />

vom kratzenden Geräusch<br />

der Hohlbeitel, mit denen Kerben<br />

ins Holz geritzt werden, muschelförmig,<br />

blumig, dann wieder<br />

geometrisch-linear; zwischendurch<br />

ein gezieltes Schlagen<br />

mit dem Hammer, ein<br />

zufriedener Seufzer der Schnitzer,<br />

wenn das Ornament auf ihrem<br />

Werkstück gelungen ist.<br />

„Ich arbeite am liebsten mit<br />

Walnussholz“, sagt Amira. „Es<br />

ist etwas weicher, kommt mir<br />

entgegen“, sagt die 25-Jährige.<br />

Sie hat hier ihre Kunst erlernt.<br />

Auch Dzejna, am großen Fenster,<br />

ist völlig vertieft in das Blumenmuster,<br />

das sie in ein Stück<br />

Esche zaubert. Fortgehen, ins<br />

Ausland? „Das kam mir noch nie<br />

in den Sinn“, sagt die 23-Jährige.<br />

Tatsächlich herrscht dank Zanat<br />

und anderen Unternehmern<br />

hier in Konjic Vollbeschäftigung<br />

in der Stadt. „Es ging uns nie nur<br />

ums Geld“, sagt Orhan Nikšić,<br />

„wir wollen auch lebenswertes<br />

Leben für die Menschen hier erschaffen.“<br />

Es ist ein Markenzeichen von<br />

Zanat, dass hier die Generationen<br />

zusammengreifen. Das Lob<br />

kommt von Jasna Mujkić. Sie<br />

hat den Ombra-Tisch entworfen,<br />

der mit dem Interior Innovation<br />

Award 2012 ausgezeichnet wurde,<br />

und sie war die erste Designerin,<br />

die mit Orhan und seinem<br />

Bruder begann, die traditionellen<br />

Muster neu aufzugreifen<br />

und moderne Ausdrucksformen<br />

zu entwickeln.<br />

Jasna Mujkić sitzt in ihrem<br />

Kreativbüro an der Akademie<br />

der bildenden Künste<br />

in Sarajevo – im „Dom“, wie<br />

sie sagt, direkt unter dem halbrunden<br />

Dach der Kuppel des imposanten<br />

Gebäudes im Zentrum<br />

der Stadt. „Solange ich die Stiegen<br />

hier herauf schaffe, werde<br />

ich hier unterrichten“, sagt die<br />

international erfolgreiche Designerin,<br />

die hier Studenten aus<br />

allen Landesteilen Bosniens<br />

ausbildet. „Ich habe immer<br />

schon geometrische Formen geliebt“,<br />

sagt Mujkić. Für die Platte<br />

des Ombra-Tisches werden kleine<br />

Würfel aus massivem Walnussholz<br />

verwendet und zu sogenannten<br />

„Penrose-Kachelstrukturen“<br />

verbunden.<br />

„Innerhalb der Penrose-Struktur<br />

ist keine Form wiederholbar,<br />

Titos Konferenzzimmer<br />

im Atombunker<br />

in Konjic KOREN<br />

jede ist einzigartig, eine Formel,<br />

die auf die Unendlichkeit verweist“,<br />

sagt Jasna Mujkić. „Dies<br />

über Holz auszudrücken, hat<br />

mich fasziniert.“ Ombra, Schatten,<br />

habe sie den Tisch genannt,<br />

weil die Oberfläche wirke wie<br />

ein fließender Fluss und zugleich<br />

wie die beweglichen<br />

Schattenbilder, die Blätter eines<br />

Baumes erzeugen. Zusammengebaut<br />

zu dem komplexen Muster<br />

werden die Holzstücke noch<br />

heute vom 89-jährigen Besim<br />

Nikšić.<br />

Die Frage, wie sie auf die<br />

Zukunft ihres Landes<br />

blicke, erstaunt die Designerin.<br />

„Optimistisch<br />

natürlich“, erklärt Jasna Mujkić.<br />

„Wir haben so viele kreative Leute<br />

im Land, die etwas Neues erschaffen<br />

wollen.“ Stolz zeigt sie<br />

Arbeiten der Nachwuchsdesigner<br />

an der Akademie – kubistisch<br />

anmutende Karosseriedesigns<br />

für ein E-Auto etwa. Im<br />

Ausland halte sich ein Bild des<br />

Nachkriegsbosniens, das zum<br />

Teil überholt sei. „Das ist wie mit<br />

dem Licht der Sterne, das wir sehen:<br />

Es ist so lange unterwegs,<br />

dass wir nur das Abbild des Sternes<br />

sehen, den es in dieser Form<br />

gar nicht mehr gibt. Wenn eines<br />

Tages die Tür Europas für uns<br />

aufgeht, wird man das erkennen.“<br />

Ein paar Gehminuten<br />

weiter unterrichtet Valida<br />

Repovac-Nikšić an<br />

der Akademie für Politikwissenschaft.<br />

Auch sie hat<br />

an Universitäten im Ausland<br />

studiert und unterrichtet; auch<br />

sie ist zurückgekehrt. Natürlich<br />

gebe es Probleme mit einigen<br />

Vertretern des politischen Personals,<br />

sagt sie. „Aber es gibt so<br />

viele Initiativen der Zivilgesellschaft<br />

in Bosnien, die sich da-<br />

Völlig vertieft<br />

in die Schnitzarbeit:<br />

Dzejna<br />

(23). Sie fühlt<br />

sich hier zu<br />

Hause<br />

IRFAN REDŽOVIĆ (4)<br />

von nicht aufhalten lassen.“ Gerade<br />

die Frauen, die oftmals ihre<br />

ganze Familie im Krieg verloren<br />

haben, hätten beim Wiederaufbau<br />

Enormes geleistet. Und wieder<br />

fällt der gleiche Satz: „Wie<br />

sonst als optimistisch könnte<br />

ich in die Zukunft blicken?“,<br />

fragt sie.<br />

Ja, es mache sie wütend, wenn<br />

manche die alte Kriegsrhetorik<br />

und ethnische Klischees bedienten.<br />

Dennoch: „Wenn man im Alltag<br />

mit den Menschen spricht,<br />

sieht man, dass sie in allen Landesteilen<br />

eines wollen: Arbeit,<br />

von der man leben kann. Und sie<br />

Hier braucht es<br />

vollste Konzentration<br />

kommen miteinander aus.“ In<br />

beiden Teilen Bosniens sei die<br />

Unterstützung für einen EU-<br />

Beitritt hoch.<br />

Auch Konjic selbst, die<br />

Stadt an der Brücke,<br />

hat sich mit dem unternehmerischen<br />

Aufbruch<br />

seiner Bewohner gewandelt.<br />

Wie sehr, zeigt ausgerechnet<br />

das über Jahrzehnte geheimste<br />

Bauwerk der Stadt: Ab<br />

1953 ließ Tito hier seinen Kommando-Atombunker<br />

bauen. Versteckt<br />

unter den Wäldern und<br />

Bergen nahe dem Fluss, ist er<br />

heute noch original eingerichtet<br />

und zu besichtigen. Im Fall eines<br />

Atomkriegs hätte die gesamte<br />

jugoslawische Staatsführung<br />

hier unten überleben sollen.<br />

6500 m 2 Tunnelsystem hätten<br />

im Ernstfall Platz für 350<br />

Menschen geboten. Noch heute<br />

kann man, 280 Meter unter der<br />

Erde, Titos mit ockerfarbenen<br />

Stoffsitzen ausgestatteten Konferenzraum,<br />

sein schlichtes<br />

Schlafzimmer oder die Stockbetten<br />

für die Offiziere besichtigen.<br />

„Es erschüttert mich zu sehen,<br />

wie sehr Tito dachte, die Gefahr<br />

würde von außen kommen –<br />

In der<br />

Werkstatt<br />

verbinden sich<br />

die alten Traditionen<br />

mit<br />

den Formen<br />

modernen<br />

Designs<br />

Die Schnitzer<br />

dürfen sich<br />

keine Schnitzer<br />

erlauben<br />

nicht ahnend, dass Jugoslawien<br />

von innen zerbrechen würde<br />

und alles in diesem entsetzlichen<br />

Krieg endet“, sagt eine Besucherin.<br />

Die Abschottung, für<br />

die der Bunker steht, die Angst<br />

vor dem Außen: Sie machen<br />

deutlich, wie sehr sich die Zeiten<br />

seit damals verändert haben.<br />

Wir stehen heute mit<br />

der Welt im Austausch“,<br />

sagt Orhan<br />

Nikšić, „nur so können<br />

wir erfolgreich sein.“ Das<br />

gilt auch für Konjic selbst: Die<br />

jahrhundertealte Schnitzkunst<br />

der Stadt wurde 2017 von der<br />

Unesco auf die Liste des immateriellen<br />

Weltkulturerbes aufgenommen.<br />

„Wir sind glückliche<br />

Menschen“, sagt Orhan Nikšić:<br />

„Wir erschaffen Schönheit.“ Sein<br />

Vater sieht das ähnlich. „Kommt<br />

im Sommer wieder, wenn das<br />

Wetter besser ist“, sagt Besim<br />

Nikšić, „dann angle ich euch einen<br />

Fisch aus der Neretwa und<br />

wir essen zusammen.“ Tische<br />

und Sessel dafür hat er ja reichlich.<br />

Dieser Beitrag wurde von der EU im<br />

Rahmen eines Förderprogramms des<br />

Europäischen Parlaments kofinanziert.


16|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

DIE WELT IN ZAHLEN UND DATEN|17<br />

4,8<br />

Kilometer ist<br />

der rosarote Pink<br />

Sands Beach auf<br />

Harbour Island,<br />

Bahamas. Der Farbton<br />

stammt von den<br />

Gehäusen winziger<br />

Meeresorganismen.<br />

254<br />

R<br />

Welcher Strand der schönste ist,<br />

das muss jeder für sich selbst<br />

herausfinden. Hier gibt es als<br />

Anregung eine unverbindliche<br />

Auswahl von Traumstränden<br />

aus dem aktuellen Reiseführer<br />

von „Lonely Planet“:<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

K<br />

L<br />

M<br />

N<br />

O<br />

P<br />

Q<br />

Die schönsten Strände<br />

der Welt (1 (Auswahl)<br />

Chesterman Beach, Kanada<br />

Sand Harbor, USA<br />

Venice Beach, USA<br />

Grayton Beach, USA<br />

Playa Holbox, Mexiko<br />

Frenchman’s Cove, Jamaika<br />

Bottom Bay, Barbados<br />

Gardner Bay, Ecuador<br />

Máncora Beach, Peru<br />

Baía dos Porcos, Brasilien<br />

Mahmya Island, Ägypten<br />

Mnemba, Sansibar, Tansania<br />

Le Morne Beach, Mauritius<br />

Palolem Beach, Indien<br />

Diamond Beach, Indonesien<br />

Squeaky Beach, Australien<br />

Cathedral Cove, Neuseeland<br />

C<br />

Strände: Das große Glück, auf Sand gebaut<br />

Für viele ist es ohne Strand kein richtiger Urlaub: Hier finden Sie eine Auswahl der schönsten oder spannendsten Strände der Welt.<br />

A<br />

Kanada<br />

7 B<br />

USA<br />

D<br />

R<br />

Mexiko E<br />

F<br />

Jamaika<br />

H Ecuador<br />

S<br />

I<br />

Peru<br />

Pink Sands<br />

Beach,<br />

Bahamas<br />

G<br />

Barbados<br />

Brasilien<br />

4<br />

Copacabana<br />

Kilometer lang misst der<br />

längste Strand der Welt. Die Praia do Cassino<br />

liegt in Brasilien zwischen Molhes da Barra und Barra do Chuí an der Grenze zu<br />

Uruguay. Seine Ausmaße bescherten dem Strand einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde.<br />

Sandige Sehnsuchtsorte<br />

des Menschen<br />

Für nicht wenige sind Strände der<br />

Inbegriff von Urlaub. Viele lieben<br />

die flachen Küstenabschnitte mit<br />

weißem oder goldenem Sand, sehr<br />

selten ist er auch rosa oder gar rot.<br />

Vulkanische Aktivitäten können<br />

den Sand auch schwarz färben.<br />

Galapagosinseln<br />

Fernando-de-<br />

Noronha-<br />

Nationalpark<br />

J<br />

Island<br />

A<br />

6<br />

Irland<br />

Portugal<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Berneray,<br />

Schottland<br />

UK<br />

10<br />

Frankreich<br />

E<br />

Spanien<br />

Die schönsten Strände<br />

in Europa (1 (Auswahl)<br />

Eine unverbindliche Auswahl von<br />

Traumstränden in Europa aus der<br />

„Lonely-Planet“-Liste gibt es hier:<br />

1) „Best Beaches: 100 of the World’s Most Incredible Beaches“ von Lonely Planet ist eine als Reiseführer erschienene Auflistung von 100 ausgewählten Stränden weltweit.<br />

2) Der "Golden Beach Award 2024" ist ein Ranking des Onlineportals „Beachatlas“, das nicht nur nach den klassischen Badekriterien bewertet, sondern sozialen Nutzen, Diversität, Inklusion berücksichtigt.<br />

S<br />

Praia do Cassino,<br />

der längste Strand<br />

der Welt.<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

Rauðasandur, Island<br />

West Beach, Schottland<br />

Keem Bay Beach, Irland<br />

Praia do Camilo, Portugal<br />

Platja Illetes, Spanien<br />

Sylt, Deutschland<br />

Baia di Ieranto, Italien<br />

Zlatni Rat, Bol, Kroatien<br />

Sarakiniko, Griechenland<br />

Kabak Beach, Türkei<br />

Von Karin Riess und Günter Pichler<br />

F<br />

Italien<br />

H<br />

G<br />

9<br />

Kroatien<br />

I<br />

Namibia<br />

Reynisfjara –<br />

der schwarze<br />

Strand auf<br />

Island.<br />

2<br />

J<br />

Türkei<br />

Griechenland<br />

Südafrika<br />

8<br />

K<br />

Ägypten<br />

L<br />

Der Strand<br />

auf der Insel<br />

Mnemba in<br />

Tansania<br />

L<br />

Tansania<br />

Kilometer Wanderung<br />

muss einem der<br />

Anblick des Papakōlea<br />

Beachs auf Hawaii wert<br />

sein. Der Sand ist grün,<br />

gefärbt vom Mineral Olivin.<br />

U<br />

6<br />

8<br />

Mauritius<br />

Dubai<br />

V.A.E.<br />

M<br />

Baia di leranto an<br />

der italienischen<br />

Amalfiküste.<br />

Österreich<br />

N<br />

Indien<br />

G<br />

Für einen schönen Strand<br />

braucht es nicht unbedingt<br />

ein Meer: Österreich hat dafür<br />

Strände an Seen und Flüssen<br />

zu bieten. Einer hat es im<br />

aktuellen Ranking von<br />

Beachatlas sogar unter die<br />

besten 100 der Welt geschafft –<br />

die Esplanade in Zell am See<br />

in Salzburg rangiert auf<br />

Platz 94. Das Onlineportal lobt<br />

besonders die Szenerie der<br />

Promenade zwischen hohen<br />

Bergen und dem Zeller See.<br />

5<br />

374 Urlauber dürfen<br />

sich aufgrund des<br />

Touristenansturms<br />

maximal eine Stunde<br />

in der Maya-Bucht in<br />

Thailand aufhalten.<br />

Der Film „The Beach“<br />

mit Leonardo DiCaprio<br />

machte den Strand<br />

weltberühmt.<br />

Thailand<br />

T<br />

O<br />

Shell Beach<br />

Indonesien<br />

Australien<br />

P<br />

Meter dick ist die<br />

Schicht von Herzmuscheln,<br />

die den Shell<br />

Beach in Australien bildet.<br />

Die Muscheln kommen<br />

in der Shark Bay<br />

häufig vor, ihre Schalen<br />

werden angeschwemmt.<br />

Golden Beach<br />

Award 2024 (2<br />

Neuseeland<br />

Q<br />

10<br />

Ein anderes Ranking bietet das<br />

Onlineportal Beachatlas mit den<br />

„besten Stränden der Welt“.<br />

Bora Bora, Franz.-Polynesien<br />

3<br />

Hawaii (USA)<br />

1<br />

Französisch-<br />

Polinesien<br />

628<br />

Die Esplanade am<br />

„Blaue Flaggen“ und damit die meisten wehten<br />

Zeller See.<br />

2023 an den Stränden in Spanien. Auf Platz 2 lag Griechenland (596),<br />

gefolgt von der Türkei (551), Italien (457) und Frankreich (403). Die Stiftung für<br />

Umwelterziehung vergibt „Blaue Flaggen“ für besonders schöne und saubere Strände.<br />

5<br />

Datenrecherche: Karin Riess und Günter Pichler; Illustrationen: AdobeStock (5), Imago (2) Getty (1);<br />

Quellen: <strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong>/Lonely Planet und Golden Beach Award 2024<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

T<br />

Boulders Beach, Südafrika<br />

Waikiki Beach, Hawaii, USA<br />

Copacabana, Brasilien<br />

Maya Beach, Thailand<br />

Reynisfjara Strand, Island<br />

Glass Beach, USA<br />

JBR Beach, Dubai, V. A. E.<br />

Skelettküste, Namibia<br />

Omaha Beach, Frankreich<br />

U


18|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

EINST & JETZT|19<br />

{<br />

Heute: der Pallawatsch<br />

Es gibt Begriffe, bei<br />

denen die Zunge<br />

angesichts der atemberaubend<br />

entschlossenen<br />

Wortmelodie beinahe<br />

reflexartig schnalzen<br />

will: Der „Pallawatsch“<br />

(auch Ballawatsch), den<br />

der Duden als Durcheinander,<br />

Wirrwarr bzw.<br />

Unsinn definiert, gehört<br />

dazu. Und: Dieses schöne<br />

Wort scheint, obwohl<br />

nicht mehr sehr geläufig,<br />

gut in unsere bewegten<br />

Zeiten zu passen.<br />

Der Ursprung des Begriffes<br />

dürfte mit ziemlicher<br />

Sicherheit im italienischen<br />

„balordaggine”<br />

liegen, das eine Dummheit<br />

oder Tölpelei bezeichnet.<br />

Häufig dem<br />

Wiener Raum zugeordnet,<br />

scheint er im östlichen<br />

Bundesgebiet<br />

Anwendung und Zuflucht<br />

gefunden zu haben.<br />

Das wie eine schöne<br />

Antiquität wirkende<br />

Wort erinnert nicht zuletzt<br />

an jene ferne Ära,<br />

als Österreich noch bis<br />

zur Adria reichte. Keine<br />

Querverbindung besteht<br />

indes zur „Watsche“.<br />

P<br />

allawatsch<br />

ARTENSCHUTZ<br />

Begriffe, die<br />

auf der roten<br />

Liste stehen.<br />

ist heute<br />

so einiges – wohl<br />

auch die nervös-wackelige<br />

Welt, obgleich der<br />

Begriff angesichts des<br />

geopolitischen Chaos zu<br />

verniedlichend wirkt.<br />

Wer will, kann auch noch<br />

ein passendes Adjektiv<br />

bilden – „pallawadschert“<br />

bedeutet wirr, schräg<br />

oder durcheinander. Von<br />

ähnlichem Schlag scheinen<br />

„Tamtam“ und „Tohuwabohu“<br />

zu sein, auch<br />

wenn keine unmittelbare<br />

Verwandtschaft besteht.<br />

Thomas Golser<br />

{<br />

Bild 1: Das<br />

Fotoalbum der<br />

Hopes. Bild 2:<br />

Die Ausstellung<br />

im hdgö<br />

LAURENZ PAULUS<br />

Sommerfrische<br />

(nicht nur) aus<br />

dem Bilderbuch<br />

Der Sommer kommt näher, damit auch die<br />

Hauptreisesaison. Wo der Tourismus in<br />

Österreich seine Ursprünge und auch welche<br />

Schattenseiten er hat, sieht man in zwei<br />

Ausstellungen in Wien.<br />

Von Miriam Al Kafur<br />

Daheim ist es doch am<br />

schönsten, besagt ein<br />

bekanntes Sprichwort.<br />

So schön, dass sich österreichweit<br />

gleich vier Ausstellungen<br />

mit dem Thema „Tourismus<br />

in Österreich“ auseinandersetzen,<br />

zwei davon in Wien.<br />

„Über Tourismus“ heißt die<br />

neue Schau im Architekturzentrum<br />

Wien (AzW). Das Wortspiel<br />

ist gewollt: Besucherinnen und<br />

Besucher erfahren mehr über die<br />

Geschichte des Tourismus, aber<br />

auch über seine Schattenseiten.<br />

Die Kuratorinnen Katharina Ritter<br />

und Karoline Mayer haben<br />

sich in den letzten zwei Jahren<br />

die wachsende Branche angesehen;<br />

inklusive Kehrseiten.<br />

Wer die Ausstellung betritt,<br />

wähnt sich auf einer Ferienmesse<br />

mit Stationenbetrieb. Am Beispiel<br />

des Grazer Hotel Daniel<br />

wird gezeigt, wie fortschrittlich<br />

der Nachkriegsbau seinerzeit gestaltet<br />

worden war und wie dieser<br />

saniert wurde, bevor er unter<br />

Denkmalschutz gesetzt wurde.<br />

Wie unterschiedlich die Reiselust<br />

im städtischen und ländlichen<br />

Bereich ist, wird ebenso<br />

thematisiert. Besonders der urbane<br />

Bereich leidet unter dem<br />

Kurzzeitvermieter Airbnb: „Es<br />

kommt zu Verwerfungen auf<br />

dem Immobilienmarkt, oft sind<br />

davon Städte mit schwachem<br />

Mieterschutz betroffen“, erklären<br />

die Kuratorinnen. Die Stadt<br />

Wien will mit einer Verordnung<br />

die Vermietung auf Airbnb einschränken.<br />

Der Klimawandel – „der Elefant<br />

im Raum“ – bekommt unter dem<br />

Schlagwort „Sonne“ seine eigene<br />

Station. Dort werden mögliche<br />

Klimaszenarien der Zukunft<br />

dank künstlicher Intelligenz visualisiert.<br />

„Es wird davon ausgegangen,<br />

dass die schmelzenden<br />

Gletscher zu Seen werden und<br />

damit ein neues Ziel für Touristen“,<br />

wagt Mayer einen Blick in<br />

die Zukunft. Und weiter: „Die Urlaubsziele<br />

Lignano und Bibione<br />

könnten zu Inseln werden und<br />

damit eine ähnlich exklusive<br />

Destination wie die Malediven.“<br />

Ferienimmobilien sind als Anlagen<br />

interessant, das ist nicht<br />

neu. Zuletzt wurde durch den<br />

Bau von Chalet-Dörfern ein Plus<br />

an Arbeitsplätzen versprochen.<br />

Ein leeres Versprechen, viele von<br />

ihnen gleichen nun Geisterorten.<br />

Ein weiterer Aspekt sei das Versäumnis,<br />

freie Seezugänge zu garantieren.<br />

„Erst nach massivem<br />

öffentlichen Druck wurden Maßnahmen<br />

in die Wege geleitet“, erklärt<br />

Mayer.<br />

Die fehlenden Seezugänge werden<br />

auch wenige Hundert Meter<br />

weiter im Haus der Geschichte<br />

Österreich (hdgö) thematisiert.<br />

Viele der Grundstücke am Wörthersee<br />

etwa wurden während<br />

der Nazizeit enteignet und kamen<br />

dann in die Hände der NS-<br />

Familie Hope bei ihrem Urlaub in Österreich in den 1950ern HDGÖ/HOPE<br />

Führungsriege. Doch so dunkel<br />

arrangiert ist die Ausstellung<br />

„Holidays in Austria“ am Wiener<br />

Heldenplatz nicht, beruht sie<br />

doch auf zwei Fotoalben der englischen<br />

Familie Hope, die in den<br />

frühen 1950er-Jahren Urlaub in<br />

Österreich machte. Viel mehr gewährt<br />

sie einen spannenden<br />

Blick von außen in das damals<br />

neu gegründete Österreich.<br />

Anders als beim AzW wird im<br />

hdgö gezeigt, wie die Grenzen<br />

zwischen öffentlichem und privatem<br />

Raum verschwinden. Die<br />

Aufnahmen der Hobbyfotografen<br />

Joyce und Eric Hope sind der<br />

rote Faden, der durch die Schau<br />

führt, Souvenirs und Gebrauchsgegenstände<br />

machen die Reise<br />

des Paares begreifbar. Die damals<br />

noch junge Republik vermarktete<br />

sich im Ausland als<br />

„billige Reisedestination“, erklärt<br />

Kurator Stefan Benedik.<br />

Grund genug für das junge Paar,<br />

den Jahresurlaub dort zu verbringen.<br />

Bild 3: Kurzzeitvermietungen<br />

als Problem<br />

Bild 4:<br />

Die Ausstellung<br />

im AzW<br />

ANA GAGO, LISA RASTL<br />

Zu den<br />

Ausstellungen<br />

„Holidays in Austria“<br />

ist bis 6. Jänner<br />

2025 im Haus der<br />

Geschichte Österreich<br />

am Heldenplatz zu<br />

sehen.<br />

hdgoe.at/holidays<br />

„Über Tourismus“<br />

läuft bis 9. September<br />

2024 im Architekturzentrum<br />

Wien im Museumsquartier.<br />

azw.at<br />

„Dass der Tourismus erhalten und<br />

gefördert werden muss, war eine<br />

Entscheidung, die in den ersten<br />

Wochen nach der Gründung der<br />

Zweiten Republik gefällt wurde“,<br />

sagt Benedik. Man versuchte,<br />

das Land von der Abschottung<br />

im NS-Regime zu lösen und öffnete<br />

die Türen für internationale<br />

Gäste. Interessantes Detail: Es<br />

wurden „Erziehungsfilme“ für<br />

die Österreicher gedreht, in denen<br />

veranschaulicht wurde, welche<br />

Werte vertreten werden sollen,<br />

um Gäste aus dem Ausland<br />

anzulocken. Historische Werbematerialien<br />

vermitteln ein Gefühl<br />

dafür, wie sich Österreichklischees<br />

über den Tourismus<br />

verfestigen konnten.<br />

Kulturtourismus steckte in<br />

den frühen 1950ern noch in den<br />

Kinderschuhen. Die Hopes besuchten<br />

trotzdem mehrere<br />

Staatsoper-Aufführungen pro<br />

Woche. Obwohl es noch keine<br />

Bildbearbeitungsprogramme<br />

gab, trickste Eric Hope bei der Zusammenstellung<br />

seiner Fotoalben:<br />

Die Auswirkungen des<br />

Kriegs ignorierte er gekonnt.<br />

Beim Blättern durch die schwarzen<br />

Seiten des Albums würde<br />

man nicht auf die Idee kommen,<br />

dass ein paar Jahre zuvor noch<br />

Gewalt die Straßen beherrschte.<br />

WIEN<br />

Handschrift<br />

der „Neunten“<br />

Originalblätter von Beethovens<br />

letzter Symphonie<br />

im Theatermuseum.<br />

Große Kunstwerke umweht<br />

stets die Aura des<br />

Unsterblichen, der Hauch der<br />

Geschichte, den keine noch<br />

so gute Reproduktion evozieren<br />

kann. Dies gilt auch<br />

für die handschriftliche<br />

Partitur von Ludwig<br />

van Beethovens 9. Sinfonie,<br />

die sich überwiegend in der<br />

Staatsbibliothek zu Berlin<br />

befindet. Normalerweise.<br />

Anlässlich des übermorgigen<br />

200. Jahrestags der Uraufführung<br />

ist es den Wiener<br />

Philharmonikern gelungen,<br />

einige Blätter temporär ins<br />

Wiener Theatermuseum zu<br />

holen.<br />

Dort sind nun bis 1. Juli<br />

wichtige Teile des 1. und<br />

4. Satzes zu sehen. Diese<br />

stammen aus dem einstigen<br />

Besitz des Wiener Musikverlegers<br />

Domenico Artaria,<br />

der diese nach dem<br />

Tod Beethovens 1827 aus<br />

dem Nachlass ersteigert<br />

hatte. Die Artaria-Blätter<br />

werden flankiert von einem<br />

Exemplar der Erstausgabe<br />

aus dem Besitz der Wiener<br />

Philharmoniker. Und Stardirigent<br />

Riccardo Muti, der das<br />

Orchester auch durch die<br />

Serie von Jubiläumskonzerten<br />

im Musikverein führen<br />

wird, steuerte zur Verdeutlichung<br />

der Rezeptionsgeschichte<br />

eine seltene Faksimile-Ausgabe<br />

aus 1924 bei.<br />

www.theatermuseum.at<br />

Teil von Beethovens Partitur<br />

der 9. Sinfonie THEATERMUSEUM


20|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

ALPEN & ADRIA|21<br />

VENEDIG<br />

Erfolgreich<br />

abkassiert<br />

Eintritt bringt Venedig<br />

mehr Geld als erwartet.<br />

Als erste Metropole der<br />

Welt verlangt ja Venedig<br />

an ausgewählten Tagen Geld<br />

für den Eintritt in die Altstadt.<br />

Klassische Tagestouristen<br />

mussten fünf Euro<br />

zahlen, um Markusplatz und<br />

Co zu sehen. Den Auftakt<br />

machte der 25. April, bis zum<br />

heutigen 5. Mai galt die<br />

Regelung jeden Tag. Anschließend<br />

wird die Gebühr<br />

an allen Samstagen und<br />

<strong>Sonntag</strong>en von 11. Mai bis<br />

zum 14. Juli eingehoben, eine<br />

Ausnahme bildet wegen des<br />

„Tags der Republik“ nur das<br />

erste Juli-Wochenende.<br />

Eine erste Bilanz können<br />

die Verantwortlichen bereits<br />

ziehen, und sie ist durchaus<br />

überraschend: 700.000 Euro<br />

erwarteten sich die Verantwortlichen<br />

als Erlös aus dem<br />

gesamten Zeitraum von<br />

April bis Juli. Wie die Tageszeitung<br />

„Corriere della Sera“<br />

berichtet, wurde dieser Wert<br />

aber bereits nach den ersten<br />

acht Tagen übertroffen. Bis<br />

inklusive Donnerstag, 2. Mai,<br />

bezahlten 144.645 Personen<br />

die Eintrittsgebühr.<br />

Die Probezeit in diesem<br />

Jahr gilt als Test für eine<br />

generelle Einführung von<br />

Gebühren für Tagestouristen.<br />

2025 soll der Eintritt<br />

darüber hinaus bereits zehn<br />

Euro kosten. Das Geld soll in<br />

die Sanierung der Lagunenstadt<br />

investiert werden.<br />

Der Protest gegen den Eintritt<br />

verhallte ungehört LUKAS MOSER<br />

Früher fürchteten<br />

Seefahrer die Piraten<br />

aus der kroatischen<br />

Stadt Omiš. Heute<br />

belächelt man den<br />

Ort. Schuld ist eine<br />

spektakuläre Brücke.<br />

Von Marko Petelin<br />

und Georg Lux<br />

Wenn viele Touristen<br />

durch die Altstadt<br />

von Omiš schlendern<br />

(also im Sommer<br />

so gut wie immer), muss<br />

man sich anstrengen, um das<br />

„Haus des glücklichen Mannes“<br />

zu finden. Mit dem Tipp, dass es<br />

an das Restaurant „König“ angrenzt,<br />

klappt es aber doch. Die<br />

Sehenswürdigkeit ist in knapp<br />

30 Sekunden abgefrühstückt.<br />

Das „Haus des glücklichen Mannes“<br />

heißt nämlich nur wegen<br />

der lateinischen Inschrift über<br />

dem Portal so. Sie besagt: „Herr,<br />

ich danke dir, dass ich auf dieser<br />

Welt sein durfte.“ Leider ist<br />

nicht überliefert, wer der glückliche<br />

Mann war und ob er glücklich<br />

darüber wäre, dass sein<br />

schönes Portal heute in einen<br />

Souvenirshop führt.<br />

Glücklich machen die rund 15.000<br />

aktuellen Einwohner von Omiš<br />

seit vielen Jahren vor allem zahlungskräftige<br />

Besucher. Die<br />

Kleinstadt 25 Kilometer westlich<br />

von Split an der kroatischen<br />

Adriaküste lebt vom Tourismus,<br />

der nicht nur die malerischen<br />

Gassen als Attraktion verkauft,<br />

sondern vor allem das Image des<br />

Ortes als Piratennest. Vom 12.<br />

bis zum 14. Jahrhundert war<br />

Omiš ein Stützpunkt von Seeräubern,<br />

die für ihre Beutezüge<br />

hier perfekte geografische Bedingungen<br />

vorfanden. In der<br />

Stadt mündet der Fluss Cetina<br />

in die Adria. Er kommt aus einer<br />

Schlucht, die er in die Bergkette<br />

hinter den Häuserzeilen gegraben<br />

hat. Wer dort ums Eck segelt,<br />

wird vom offenen Meer aus<br />

nicht gesehen, kann aber gleichzeitig<br />

vorbeikommende Schiffe<br />

schnell angreifen.<br />

Geschäften dieser Art geht<br />

mittlerweile natürlich niemand<br />

Das „Haus des glücklichen Mannes“<br />

STYRIA/WEICHSELBRAUN<br />

mehr nach. Auf Bootstouren in<br />

den Canyon wird, zumindest im<br />

kriminellen Sinn, niemand mehr<br />

ausgeraubt. Mittlerweile ist für<br />

Touristen gratis eine Attraktion<br />

dazugekommen. Über den Fluss<br />

spannt sich in 70 Metern Höhe<br />

die Brücke der neuen Umfahrungsstraße,<br />

frei schwebend<br />

zwischen zwei Tunnelportalen.<br />

Sie macht seit mehr als einem<br />

Jahr international Schlagzeilen,<br />

auch in der <strong>Kleine</strong>n <strong>Zeitung</strong>.<br />

Denn zunächst schienen die aus<br />

beiden Richtungen aufeinander<br />

zugebauten Brückensegmente<br />

nicht zusammenzufinden. Am<br />

Ende aber doch.<br />

Die<br />

Piraten<br />

waren<br />

schneller<br />

Omiš<br />

Sehenswert ist neben der<br />

Cetina-Mündung vor allem<br />

die Festung Mirabella. Sie<br />

entstand rund um einen<br />

Turm, der einst Piraten als<br />

Aussichtspunkt diente.<br />

Erreichbar ist sie – gut<br />

beschildert – direkt aus<br />

der Altstadt.<br />

Im März 2023 gelang die Vereinigung,<br />

die „Hochzeit“ wurde<br />

in Omiš groß gefeiert. Immerhin<br />

hatte die Bevölkerung mehr als<br />

30 Jahre auf den Bau der Umfahrungsstraße<br />

gewartet. Ende<br />

2023 sollte sie eröffnet werden.<br />

Aber dann wurde die Freigabe<br />

der Brücke zunächst auf Februar,<br />

dann auf März und schließlich<br />

auf unbestimmte Zeit verschoben.<br />

„Sie haben keinen<br />

Windschutz gebaut und werden<br />

die Brücke nun bei jedem Sturm<br />

schließen müssen“, erzählt man<br />

sich im Ort. Die offizielle Version<br />

klingt laut dem Autobahnbetreiber<br />

„Hrvatske ceste“ so: „Die<br />

Ausrüstung von Straßen und<br />

Anlagen und damit auch die<br />

technischen Kontrollen sind<br />

recht komplex und dauern noch<br />

an“.<br />

In den vergangenen Wochen<br />

führte man Tests im Windkanal<br />

und Modellrechnungen durch.<br />

„Da es am Standort keine zuverlässigen<br />

meteorologischen Daten<br />

gibt, werden nun Wetterstationen<br />

installiert und mit Messgeräten<br />

auf der Brücke verbunden.“<br />

Damit wolle man<br />

realistische Daten zum Verhalten<br />

des spektakulären Bauwerks<br />

erhalten. „Danach werden<br />

Projekte mit modifiziertem<br />

Windschutz sowie zusätzliche<br />

Arbeiten zur Stabilisierung des<br />

Bauwerks in Auftrag gegeben.“<br />

Das nährt den Verdacht, dass es<br />

sich bei den zuständigen Ingenieuren,<br />

um beim Beispiel aus<br />

Omiš zu bleiben, im Moment<br />

eher nicht um glückliche Männer<br />

beziehungsweise Frauen<br />

handelt.<br />

Die Touristen bleiben glücklich.<br />

Fotografieren kann man<br />

die Brücke ja schon. Und wenn<br />

sie irgendwann einmal endlich<br />

für den Verkehr geöffnet wird,<br />

hat man wenigstens einen<br />

Grund, um wiederzukommen.<br />

In Omiš mündet<br />

der Fluss<br />

Cetina in die<br />

Adria. Er<br />

kommt aus<br />

einer Schlucht,<br />

die er in die<br />

Berge hinter<br />

der Stadt<br />

gegraben hat<br />

IMAGO/TAMBOLY<br />

Fotos wie<br />

dieses gingen<br />

kurz vor<br />

Bauende der<br />

Brücke um die<br />

Welt IMAGO/PIXSELL<br />

POST AUS GRADO<br />

Stefan Maiwald lebt seit<br />

Jahren in Grado. Auch sein<br />

Buch „Meine Bar in Italien“<br />

(Styria-Verlag) spielt dort.<br />

Ein Geheimtipp<br />

für Wagemutige<br />

Seit dieser Woche ist die Schiffslinie<br />

Grado–Triest wieder in Betrieb, was uns<br />

alle freut. Das neue Schiff ist auch endlich<br />

hochseetüchtig (sagen die Betreiber), im<br />

Gegensatz zum Vorgänger, was aber über<br />

die Jahre niemanden groß zu stören<br />

schien. Die Fahrtzeit beträgt eineinhalb<br />

Stunden. Das neue Schiff trägt den Namen<br />

„Audace“ – kühn, wagemutig. Das ist dann<br />

doch wieder etwas beunruhigend.<br />

Touristen fragen sich oft, warum es<br />

keine Schiffsverbindung von Grado nach<br />

Venedig gibt. Ja, das ist tatsächlich ein<br />

paar Mal versucht worden. Aber es rechnet<br />

sich einfach nicht, denn die Fahrt dauert<br />

dreieinhalb Stunden. Selbst bei einem Aufbruch<br />

frühmorgens kommt man erst am<br />

späten Vormittag an und dann muss man<br />

ja auch bald die Rückfahrt antreten, was<br />

wenig Zeit für einen Bummel lässt.<br />

Schiffsdiesel ist außerdem teuer. Aber wer<br />

weiß? Vielleicht findet sich ja ein Unternehmer,<br />

der es noch einmal wagen will.<br />

Auch der Fahrradbus hat seinen Betrieb<br />

aufgenommen, der zwei Mal am Tag von<br />

Udine über Palmanova, Aquileia und Grado<br />

und wieder zurück fährt. Das ist eine feine<br />

Sache; wie in der letzten „Post aus Grado“<br />

geschrieben, soll in den nächsten Jahren<br />

zudem ordentlich in die Radwege rund um<br />

die Insel investiert werden.<br />

Am 1. Mai war die feierliche Eröffnung<br />

der Strandsaison, wo sich Italien so<br />

prächtig und behäbig präsentiert, wie es<br />

bei solchen Anlässen sein muss (finden<br />

jedenfalls die Italiener.) Der kommissarische<br />

Bürgermeister, der noch bis zu den<br />

Neuwahlen Anfang Juni im Amt ist, trägt<br />

stolz die grün-weiß-rote Schärpe, das Ortsorchester<br />

spielt auf, Reden werden gehalten,<br />

die „bandiera blu“ wird gehisst, die<br />

blaue Flagge, die Grado als besonders gepflegten<br />

Strand auszeichnet.<br />

Schirme und Liegen sollen ab 17. Mai<br />

offiziell aufgestellt und vermietet werden.<br />

Das Baden vorher ist selbstverständlich<br />

erlaubt. Derzeitige Wassertemperatur nach<br />

dem empfindlich kühlen April (wer über<br />

Ostern vor Ort war, weiß, wovon der Autor<br />

redet): 14 Grad.


22|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

LEBEN & GESELLSCHAFT|23<br />

Die dunkle Seite der<br />

Maria Montessori<br />

In einer aktuellen Monografie wird die Ikone der<br />

Reformpädagogik erneut entzaubert: Die Italienerin<br />

Maria Montessori (1870–1952) vertrat rassistisches<br />

Denken und stand dem Faschismus nahe.<br />

Dreimal war sie für den<br />

Friedensnobelpreis nominiert.<br />

Ihr Credo:<br />

„Konflikte zu vermeiden,<br />

ist Werk der Politik; den<br />

Frieden aufzubauen, ist Werk<br />

der Erziehung.“<br />

Maria Montessori wurde 1870<br />

in Italien geboren und war eine<br />

der ersten Frauen, die Medizin<br />

studierten. Zur Pädagogik kam<br />

die Ärztin laut Biografin Rita<br />

Kramer nach dem Besuch einer<br />

psychiatrischen Einrichtung in<br />

Rom: Sie sah Kinder, die in dunkle,<br />

kahle Zimmer gesperrt waren,<br />

wo sie völlig apathisch vor<br />

sich hindämmerten. Montessori<br />

war entsetzt.<br />

1907 eröffnete sie das erste<br />

„Kinderhaus“ in einem römischen<br />

Armenviertel, wo Kinder<br />

nicht nur verwahrt, sondern gefördert<br />

wurden. Sie schaffte es,<br />

die oft so schwierigen, auffälligen<br />

Kinder zu lernfreudigen<br />

Menschen zu machen. Montessoris<br />

pädagogische Grundgedanken<br />

waren, vereinfacht ausgedrückt:<br />

Freiheit statt Zwang,<br />

Lernen durch Begreifen, vom<br />

Sinnlichen zum Abstrakten.<br />

Raum, um eigene Erfahrungen<br />

zu machen, und Zeit für Übung.<br />

„Hilf mir, es selbst zu tun“, lautete<br />

eine Maxime Montessoris. Eine<br />

Revolution zu einer Zeit, in<br />

der Kinder nur Druck, Drill und<br />

Zwang ausgesetzt waren. 1910<br />

veröffentlichte Montessori ihr<br />

wissenschaftliches Hauptwerk<br />

unter dem Titel „Antropologia<br />

pedagogica“. Der weltweite<br />

Hype darum war enorm. Als<br />

Montessori 1913 damit auch<br />

nach New York reiste, kündigte<br />

die „New York Tribune“ sie als<br />

Von Manuela Tschida-Swoboda<br />

„interessanteste Frau Europas“<br />

an. Sie hielt einen Vortrag in der<br />

übervollen Carnegie Hall, wurde<br />

von Erfinder Thomas Alva Edison<br />

zum Essen eingeladen und<br />

von Präsidententochter Margaret<br />

Wilson durch Washington<br />

geführt.<br />

Mehr als 100 Jahre später, im Jahr<br />

2019, erschien Maria Montessoris<br />

Buch auch auf Deutsch. Für<br />

Sabine Seichter, Professorin für<br />

Allgemeine Erziehungswissenschaft<br />

an der Universität Salzburg,<br />

war diese 600-Seiten-<br />

Schrift mit dem Titel „Pädagogische<br />

Anthropologie“ der Anlass,<br />

Montessoris geistigen Nährboden<br />

zu Erziehungszielen und<br />

-methoden anhand ihrer Schriften<br />

unter die Lupe zu nehmen.<br />

Die Erziehungswissenschaftlerin<br />

stieß dabei allerdings auf<br />

kein humanistisches Welt- und<br />

Menschenbild, sondern auf ein<br />

rassistisch und eugenisch<br />

durchdrungenes, wie sie der<br />

Austria Presse Agentur (APA)<br />

erklärte.<br />

Statt Vielfalt zu respektieren,<br />

galt Montessoris Aufmerksamkeit<br />

der Hervorbringung des perfekten<br />

Menschen, der ästhetisch<br />

vollkommen, körperlich<br />

gesund, moralisch und intellektuell<br />

vollkommen zu sein hat,<br />

sagt die Forscherin. „Ich wollte<br />

mit meinem Buch nicht einen<br />

Mythos zerstören, sondern – anhand<br />

von Montessoris Schriften<br />

– einen erhellenden Blick auf die<br />

scheinbare Lichtgestalt der Reformpädagogik<br />

werfen. Wissenschaftliche<br />

Forschung ist der<br />

wertfreien Aufklärung verpflichtet<br />

und ich denke, dass<br />

Sabine<br />

Seichter.<br />

Der lange<br />

Schatten<br />

Maria<br />

Montessoris.<br />

Der Traum<br />

vom perfekten<br />

Kind. Beltz<br />

Verlag,<br />

198 Seiten,<br />

30,50 Euro.<br />

”<br />

Montessoris Denken hat<br />

nichts mit einer kinderlieben<br />

Erzieherin zu tun.<br />

Ihre Überzeugungen<br />

speist sie aus der<br />

Rassenanthropologie.<br />

Sabine Seichter<br />

Erziehungswissenschaftlerin<br />

“<br />

diese in der Montessori-Rezeption<br />

bis heute vielfach fehlt.“<br />

Die Studienautorin moniert,<br />

„dass man Maria Montessori anscheinend<br />

nicht kritisieren darf.<br />

Das wird von ihrer eingeschworenen<br />

Anhängerschaft beinahe<br />

wie Blasphemie geächtet. Montessori<br />

wird im Gegenteil geradezu<br />

wie eine Heilige verehrt. Es<br />

gibt Wundererzählungen, Erfolgsgeschichten<br />

und werbeträchtige<br />

Wohlfühlslogans.<br />

Dunkle biografische Details wie<br />

zum Beispiel, dass sie ihr eigenes<br />

Kind weggegeben hat oder<br />

dass ihr rassenanthropologisches<br />

Denken alles andere als<br />

inklusiv war, werden dann gerne<br />

ausgeblendet.“ Maria Montessori<br />

verheimlichte tatsächlich<br />

ihre Schwangerschaft und<br />

gab ihren Sohn Mario direkt<br />

nach der Geburt zu einer Amme.<br />

Ein uneheliches Kind war zur<br />

damaligen Zeit ein gesellschaftlicher<br />

Skandal. Erst mit 15 Jahren<br />

nahm sie ihr Kind wieder zu<br />

sich.<br />

Zur Person<br />

Maria Montessori, geboren<br />

am 31. 8. 1870 in Chiaravalle/<br />

Ancona, gestorben am<br />

6. 5. 1952 in Südholland.<br />

Ärztin, Reformpädagogin<br />

und Philosophin.<br />

1907 leitete sie ihr erstes<br />

Kinderhaus in Rom. Ihren<br />

Sohn Mario nahm sie erst<br />

mit 15 zu sich.<br />

„Das Besondere an meiner Studie<br />

ist“, so erläutert Seichter, „dass<br />

Montessoris Denken nichts mit<br />

einer kinderlieben Erzieherin zu<br />

tun hat, wie es oft völlig verkitscht<br />

dargestellt wird, sondern<br />

mit einer Naturwissenschaftlerin,<br />

die ihre ‚pädagogischen‘<br />

Überzeugungen voll und<br />

ganz aus der Rassenanthropologie<br />

speist. Und davon ist sie zeitlebens<br />

auch nie abgerückt.“<br />

Maria Montessori sei es nie um<br />

das einzelne individuelle Kind<br />

gegangen, „ihr schwebte vielmehr<br />

der Aufbau einer besseren<br />

Menschheit vor, genauer gesagt:<br />

der sogenannten weißen Rasse.<br />

Maria Montessoris<br />

pädagogischer<br />

Ansatz:<br />

selbstständiges<br />

Lernen<br />

fördern<br />

GETTY/ULLSTEIN<br />

Alles, was sie tat, zum Beispiel<br />

ihr enger Schulterschluss mit<br />

dem italienischen Faschismus<br />

Benito Mussolinis, passierte,<br />

weil sie eine kalkulierte Strategin<br />

war, die genau wusste, wie<br />

sie sich für die Verbreitung ihrer<br />

Gedanken inszenieren musste,<br />

von der Kleidung bis zur Rhetorik.<br />

Ihr Traum war der Traum<br />

vom neuen Menschen, vom perfekten<br />

Kind, das sie dann vollmundig<br />

als den neuen Messias<br />

ankündigte“, sagt Seichter.<br />

Auf die Frage, wie es Eltern in der<br />

Praxis nun mit Montessori-Einrichtungen<br />

halten sollen, erklärt<br />

die Erziehungswissenschaftlerin<br />

Seichter im APA-Science-Talk:<br />

„Salopp würde ich sagen,<br />

man muss eigentlich froh<br />

sein, wenn in einer Montessori-<br />

Einrichtung nicht viel von jener<br />

Montessori drin ist, die ich analysiert<br />

habe.“<br />

Ich plädiere auf Gassigeherrouten<br />

– und wo wäre<br />

in unserer hundelieben<br />

Stadt keine? – für eine allgemeine<br />

Gacksisackerlpflicht.<br />

Das kam so: Ich gehe,<br />

Kopfhörer an den Ohren, um<br />

über die neuesten Weltkatastrophenneuigkeiten<br />

informiert zu sein, mit meinem<br />

Vollmops Paul an der<br />

Mur spazieren, wo eine von<br />

der Stadt in den Boden gerammte<br />

Tafel ein „gedeihliches<br />

Miteinander“ einmahnt.<br />

Ein Bild auf der Mahntafel<br />

zeigt uns als ineinander<br />

verkeilte heitere Menagerie.<br />

Wir sind rüstige Wanderer<br />

und Tierfreunde, die ihre<br />

Lieblinge äußerln führen,<br />

und Kinder auf Dreiradlern<br />

(ich habe hier noch nie ein<br />

Kind auf einem Dreiradler<br />

gesehen) und Mamas und<br />

Papas mit ihrem Nachwuchs<br />

in Kinderwagerln.<br />

Folgendes passiert nun:<br />

Ich höre gerade, dass<br />

überall auf der Welt geschossen,<br />

gestochen, gefoltert,<br />

gestreikt und hungers<br />

gestorben wird, während<br />

mein Paul sanftmöpsisch<br />

röchelt. Er dürfte sich, ginge<br />

es nach den Tierschützern,<br />

gar nicht seines Lebens<br />

erfreuen, weil er eine „Qualzuchtkreatur“<br />

sei. Ich finde<br />

diese Bezeichnung würdelos,<br />

aber die Weltverbesserer<br />

kennen kein Halten; die<br />

Würde meines Pauls ist<br />

ihnen sogar im Kant-Jahr<br />

schnuppe. Während derlei<br />

Untiefen meinen Spaziergang<br />

entlang der Mur-Auen<br />

zur Hochschaubahn der<br />

EINE FRAGE<br />

DER MORAL<br />

Peter Strasser<br />

ist Philosoph in Graz.<br />

Soll man<br />

eine allgemeine<br />

Gacksisackerlpflicht<br />

einführen?<br />

Gefühle machen, bleibt Paul<br />

stehen, schaut mich mit<br />

seinen basedowschen Äuglein<br />

bedürftig an – und setzt<br />

einen dampfenden Haufen<br />

ab, dessen Größe und Konsistenz<br />

von strotzender<br />

Gesundheit zeugen.<br />

Ich zücke mein Gacksisackerl,<br />

um Pauls Morgengabe<br />

ordentlich zu entsorgen,<br />

da kommt von hinten<br />

ein Rennradler angerauscht<br />

(ach, was waren das für<br />

Zeiten, als man noch auf<br />

dem Rad gemütlich durch<br />

die Gegend zockelte!) und<br />

rast, den schwarzbehelmten<br />

Kopf tief über die Rennradlenkstange<br />

gebeugt,<br />

blindlings in Pauls Zeugnis<br />

einer famosen Verdauung.<br />

Es macht ein quatschendes<br />

Geräusch, dann ein quietschendes<br />

wegen des Bremsmanövers,<br />

das der Rennradler<br />

einleitet, während<br />

sein Vorderreifen mit Pauls<br />

kernweicher Tretmine, die<br />

ordnungsgemäß ins Gacksisackerl<br />

gehörte, rundum<br />

eingegatscht wird.<br />

Der Rennradler reißt sich<br />

den Sturzhelm vom<br />

Kopf, um sich die Haare zu<br />

raufen, und, während aus<br />

meinen Kopfhörern laufend<br />

Kriegsgeräusche dringen,<br />

schreit er mich an, ich möge<br />

gefälligst „den Dreck“ von<br />

seinem „Radl“ wegmachen.<br />

Da kommt mir, des gedeihlichen<br />

Miteinanders eingedenk,<br />

über die Lippen: „Machen<br />

Sie’s doch selber, Sie<br />

Herrenradler, und nicht vergessen:<br />

Ordentlich rein damit<br />

ins Gacksisackerl!“


24|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

FAMILIE & BEZIEHUNGEN|25<br />

MUTTER<br />

SEIN<br />

FAST VERLIEBT<br />

Claudia Schumacher. Die rätselhafte Welt<br />

der menschlichen Beziehungen –<br />

von wahren Begebenheiten inspiriert.<br />

Daniela Buchegger,<br />

Mutter von zwei Kindern<br />

Bitte<br />

aussteigen!<br />

Ich behaupte von mir,<br />

eine gute Autofahrerin<br />

zu sein. Zugegeben, das<br />

Stellen der Parkuhr gehört<br />

nicht zu meinen<br />

größten Stärken, aber<br />

meine Fahrkünste sind<br />

durchaus herzeigbar. Das<br />

sehen meine beiden Kinder<br />

jedoch offensichtlich<br />

anders. Vor allem mein<br />

bald vierjähriger Sohn<br />

fühlt sich regelmäßig<br />

dazu veranlasst, mir aus<br />

der zweiten Reihe mehr<br />

oder meist weniger gut<br />

gemeinte Anweisungen<br />

zu geben. „Überholen,<br />

Mama!“ „Schneller, Mama!“<br />

„Bremsen, Mama!“<br />

Nahezu frech wird er,<br />

wenn er bemerkt, dass<br />

ich mich verfahren haben<br />

könnte: „Falscher Weg,<br />

Mama.“ Oder fast boshaft:<br />

„Haha, verfahren, Mama.“<br />

Und ich übertreibe damit<br />

wahrlich nicht.<br />

Und meine sechsjährige<br />

Tochter? Die<br />

befürchtet anscheinend,<br />

dass ich die Bremsen<br />

nicht immer im Griff<br />

habe. Als ich jüngst meine<br />

beiden kleinen Mitfahrer<br />

auf dem Rücksitz<br />

liebevoll darauf hingewiesen<br />

habe, dass auf der<br />

Wiese vor uns ein paar<br />

Rehe stehen, sagte meine<br />

Tochter nur lapidar: „Gut,<br />

dass du sie nicht zusammengefahren<br />

hast.“<br />

Das letzte Wort habe<br />

aber noch immer ich:<br />

„Heute fahrt ihr Bus.“<br />

Mädchen<br />

können alles<br />

In ihrem aktuellen Buch „Mädchen stärken“<br />

erklärt Annette Oschmann,<br />

warum das immer noch notwendig ist.<br />

Auf dem Empfang und<br />

Vortragsabend für<br />

Mandanten einer Anwaltskanzlei<br />

wurden<br />

auch Snacks angeboten. Fragt<br />

der männliche Mandant die sehr<br />

attraktive 25-jährige Rechtsreferendarin<br />

mit Doktortitel: ‚Hier<br />

soll es irgendwo Häppchen geben.<br />

Sind Sie eins davon?‘“ Diese<br />

Szene schildert Annette<br />

Oschmann in ihrem soeben erschienen<br />

Buch „Mädchen stärken“.<br />

Dass die junge Frau mitlächelte,<br />

statt den Mann zurechtzuweisen,<br />

wertet sie als schweren<br />

Fehler.<br />

Die Rechtsanwältin, die seit mehreren<br />

Jahren auch als Mediatorin<br />

und Coachin arbeitet, erlebt<br />

immer wieder, dass unsere Gesellschaft<br />

Mädchen und Frauen<br />

auch nach Jahrzehnten der<br />

Emanzipation in bestimmte<br />

Rollen drängt und in Ecken<br />

zwängt. Viele Mädchen und<br />

Frauen würden das allerdings<br />

noch immer zulassen, „weil sie<br />

Von Manuela Tschida-Swoboda<br />

Autorin Annette Oschmann<br />

GOLDEGG VERLAG/MAISENHAELDER<br />

so zugänglich und anpassungsfähig<br />

sind, gerade weil das ‚Du‘<br />

und das ‚Wir‘ sowie das Erspüren<br />

der Bedürfnisse anderer für viele<br />

Mädchen und Frauen einen so<br />

hohen Stellenwert hat“, erklärt<br />

Oschmann im Interview.<br />

Unsere Gesellschaft, die so<br />

stark auf Leistung und Performance<br />

ausgerichtet sei, bringe<br />

aber gerade „die leistungsstarken<br />

Mädchen und Frauen dazu,<br />

sich dem zu entziehen“. All diese<br />

Beobachtungen aus ihrer<br />

Coaching-Tätigkeit haben die<br />

Mutter von drei Söhnen im Alter<br />

von 15, 19 und 21 Jahren zum<br />

Schreiben dieses Buchs veranlasst,<br />

denn Mädchen müssten<br />

auch heute noch gestärkt werden.<br />

Sie erlebe bei ihren Klientinnen<br />

immer wieder Muster, die<br />

sich über Generationen halten,<br />

die Frauen kleinmachen und<br />

kleinhalten würden. Es sei noch<br />

immer notwendig, Mädchen in<br />

ihrer Individualität zu fördern,<br />

sie in ihrem Selbstwert zu stärken<br />

und ihnen Mut zuzusprechen:<br />

„Damit kann gar nicht<br />

früh genug begonnen werden.“<br />

”<br />

Sie sind als Mutter<br />

das erste Rollenvorbild<br />

für Ihre Tochter.<br />

Nutzen Sie das!<br />

Annette Oschmann<br />

Autorin und Coachin<br />

“<br />

Attraktivität war für Frauen immer<br />

wichtig, für die heute heranwachsenden<br />

Mädchen ist es<br />

aber das alles überragende Topthema:<br />

„Egal wie intelligent, wie<br />

sportlich, wie kreativ oder wie<br />

kommunikativ sie sind, mit<br />

dem eigenen Aussehen steht<br />

und fällt alles“, sagt Oschmann.<br />

Hier gehe es darum, die Selbstakzeptanz<br />

zu stärken. „Ich darf<br />

so sein, wie ich bin. Ich bin genau<br />

richtig“, das seien Sätze, die<br />

vielen Mädchen und Frauen nur<br />

schwer über die Lippen kommen.<br />

„Mädchen haben andauernd<br />

das Gefühl, sie müssten es<br />

anderen recht machen, anderen<br />

gefallen“, erklärt die Expertin.<br />

Kinder brauchen<br />

Wurzeln, aber<br />

auch Flügel<br />

ADOBE/YUGANOV<br />

Information<br />

Annette<br />

Oschmann (54) ist<br />

Mediatorin und<br />

Coachin in Essen.<br />

Die Rechtsanwältin<br />

ist verheiratet<br />

und Mutter von<br />

drei Söhnen.<br />

Soeben erschienen:<br />

Mädchen stärken.<br />

Goldegg Verlag,<br />

252 Seiten, 22 Euro.<br />

Ihr Tipp: „Es gibt drei Prinzipien,<br />

die sich positiv auf die Entwicklung<br />

von Mädchen auswirken:<br />

Erstens: Vertrauen und Kontrolle.<br />

Zweitens: das rechte Maß.<br />

Drittens: Vorbild sein.“ Mit dem<br />

rechten Maß meint Oschmann,<br />

„nicht zu viel und nicht zu wenig<br />

behüten: Kinder brauchen<br />

Wurzeln, aber sie brauchen auch<br />

Flügel“. Kinder benötigen das<br />

Gefühl von Stabilität, aber auch<br />

genügend Raum, um sich entwickeln<br />

zu können. Das lernen sie<br />

im Übrigen nicht nur im Elternhaus,<br />

auch Großeltern, Kindergarten,<br />

Schule und der Freundeskreis<br />

würden dazu beitragen.<br />

Hier möchte die Coachin auch<br />

den Druck von Eltern und insbesondere<br />

von Müttern nehmen:<br />

„Ein afrikanisches Sprichwort<br />

lautet: Es braucht ein Dorf, um<br />

ein Kind zu erziehen.“<br />

„Mädchen müssen liebevoll gefördert<br />

werden“, sagt<br />

Oschmann. Man müsse ihnen<br />

ein Gespür für ihre eigenen Grenzen<br />

vermitteln: Was will ich?<br />

Was will ich nicht? Oschmann<br />

sieht immer wieder, dass just<br />

empathische und hochsensible<br />

Frauen Probleme hätten, einen<br />

Grenzzaun um sich zu ziehen,<br />

aber genau den brauche es, „um<br />

sie widerstandsfähig zu machen<br />

gegen den Wind, der Frauen<br />

immer noch entgegenschlägt“.<br />

Ein anderer Rat: „Sie<br />

sind als Mutter das erste Rollenvorbild<br />

für Ihre Tochter. Nutzen<br />

Sie das!“ Und es gehe dabei niemals<br />

darum, perfekt zu sein.<br />

Eifersucht<br />

Was es braucht, damit man sich<br />

vom dunkelsten aller Beziehungsgefühle<br />

befreien kann.<br />

Einer meiner guten Freunde<br />

erzählt oft von der<br />

Eifersucht seiner Partnerin.<br />

Sie fühle sich nicht wohl,<br />

wenn eine andere Frau zu<br />

laut über seine Witze lache.<br />

Abends dürfe er sich nicht<br />

allein mit anderen Frauen<br />

treffen. „Ich muss die ganze<br />

Zeit auf der Hut sein, um<br />

ihre Eifersucht nicht zu<br />

reizen“, sagt er bedrückt.<br />

Ich lasse das dunkle,<br />

schwere, kaltnasse Gefühl<br />

kurz auf mich wirken: Eifersucht,<br />

brrr! Sofort werfe ich<br />

sie zurück in den Giftschrank<br />

– und wundere<br />

mich. Lange her, dass ich so<br />

gefühlt habe. Dabei war ich<br />

doch früher einmal selbst<br />

Botschafterin der Eifersucht?<br />

Mit 20 machte ich meinem<br />

ersten Freund auf<br />

der Straße eine Szene, weil er<br />

angeblich einer anderen<br />

nachschaute – Verrat! Wie<br />

ein Klischee auf zwei Beinen<br />

zischte und heulte ich und<br />

rannte allein nach Hause.<br />

Später schrieb ich Artikel, in<br />

denen ich die Eifersucht<br />

lobte („Der Partner spürt<br />

jedenfalls: Er ist gewollt“),<br />

und solche, in denen ich<br />

Freundschaft zwischen<br />

Frauen und Männern als<br />

Phänomen „auf Zeit“ erklärte:<br />

„Teilweise hielten<br />

diese Freundschaften gerade<br />

so lange, bis der Mann oder<br />

ich in einer Beziehung verschwand.<br />

Vielleicht wollte ja<br />

doch insgeheim einer mehr.“<br />

Heute kommen mir diese<br />

Sätze sehr weit weg vor.<br />

Ich habe männliche Freunde,<br />

mein Mann hat Freundinnen<br />

– und das ist gut. Die Vorstellung,<br />

Freundschaft zwischen<br />

Mann und Frau sei<br />

nicht ohne Hintergedanken<br />

möglich, ist doch verstörend,<br />

oder?<br />

Man muss sich im Leben<br />

irgendwann entscheiden,<br />

wo es hingehen soll: auf<br />

die Sonnenseite oder die<br />

Schattenseite? Leider leidet<br />

der Eifersüchtige ja am allermeisten<br />

selbst unter seiner<br />

Eifersucht. Aber auch die<br />

Geliebten bekommen Liebe<br />

lieber durch Vertrauen, Romantik<br />

und Verbindung zu<br />

spüren als durch Gängelung,<br />

Vorschriften oder eine Szene<br />

auf offener Straße.<br />

Ich kenne die fiesen, hochnäsigen<br />

und widersprüchlichen<br />

Glaubenssätze der<br />

Eifersucht: „Die andere Frau<br />

will mich beklauen“, „Mein<br />

Mann liebt mich nicht und<br />

hält Ausschau nach anderen“.<br />

Dahinter versteckt sich<br />

Unsicherheit, ein schlechtes<br />

Selbstwertgefühl. Nur wer<br />

sich selbst nicht viel wert<br />

ist, glaubt, andere könnten<br />

einen jederzeit wegwerfen<br />

oder mit Füßen treten. Wer<br />

an sich selbst glaubt, wer<br />

anderen vertraut, den lässt<br />

auch die Eifersucht in Ruhe.<br />

Die eifersüchtige Partnerin<br />

meines guten<br />

Freundes möchte ich am<br />

liebsten in den Arm nehmen<br />

und ihr sagen: Ich weiß, wie<br />

es dir geht, aber befreien<br />

kannst du dich nur selbst.<br />

Aber das mache ich natürlich<br />

nicht. Ich würde damit<br />

nur ihre Eifersucht befeuern.


26|SONNTAG<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

SINN & SUCHE|27<br />

SCHRIFT-ZEICHEN<br />

„Ich nenne euch nicht mehr<br />

Knechte. Vielmehr habe ich<br />

euch Freunde genannt.“<br />

Joh 15,15<br />

Im intimen Gespräch mit<br />

den Jüngerinnen und<br />

Jüngern bringt Jesus den<br />

Sinn seiner Mission auf<br />

den Punkt. Er befreit sie<br />

und damit uns von falschen<br />

Gottesbildern. Wir<br />

stehen in keinem sklavischen<br />

Verhältnis zu Gott,<br />

auch nicht in einer knechtischen<br />

Lohnarbeiter-<br />

Beziehung, wo ich beständig<br />

leisten muss, um<br />

nicht gekündigt zu werden.<br />

Weder der Sklave<br />

noch der Knecht sind ab<br />

nun Modelle, die unser<br />

Verhältnis zu Gott abbilden<br />

sollen.<br />

Trotzdem sind unsere<br />

Religionsgeschichte und<br />

unsere eigene Spiritualität<br />

immer wieder in Gefahr,<br />

in diese alten, von<br />

Jesus abgeschafften Geleise<br />

zu geraten. Doch davon<br />

hat uns Jesus ja schon<br />

erlöst. Wir brauchen es<br />

nur zu realisieren, dass<br />

wir durch ihn in eine<br />

andere Dimension eingetreten<br />

sind. Er erhebt den<br />

Menschen aus einer minderwertigen<br />

Existenz zur<br />

Höhe der Freundschaft,<br />

die wohl der edelste und<br />

motivierendste Weg eines<br />

Miteinanders sein kann.<br />

In Freundschaft mit Gott<br />

zu leben, das müsste<br />

man uns als Menschen<br />

und als Kirche in der<br />

Realität aber auch anmerken<br />

können.<br />

Hans-Peter<br />

Premur,<br />

katholischer<br />

Priester in<br />

Krumpendorf<br />

„Menschen sind<br />

eigentlich<br />

zufrieden“<br />

INTERVIEW. Der Soziologe Armin Nassehi<br />

über Überforderung als Problem der Eliten,<br />

individuelle Zufriedenheit und allgemeine<br />

Unzufriedenheit, Hoffnung auf Kontinuität<br />

und Erwartungen an die KI.<br />

Sie beschäftigen sich intensiv<br />

mit dem Zusammenleben<br />

in unserer Gesellschaft.<br />

Gespalten,<br />

überfordert, überhitzt: Welche<br />

der Zuschreibungen trifft den aktuellen<br />

Zustand am ehesten?<br />

ARMIN NASSEHI: Diese Zuschreibungen<br />

gelten natürlich alle.<br />

Krise und Transformation sind<br />

aber die beiden Worte, die alles<br />

überlagern. Es zeigt sich, dass<br />

wir mit klassischen Formen Krisen<br />

nicht mehr bewältigen können.<br />

Von Wolfgang Fercher<br />

Sie haben schon 2021 in einem<br />

Buch über die „überforderte Gesellschaft“<br />

geschrieben. Ist die<br />

Gesellschaft mit ihrem Zusammenleben<br />

überfordert oder sehen<br />

wir eine Überforderung von<br />

Individuen?<br />

Dass einzelne Menschen überfordert<br />

waren, galt immer. Heute<br />

zeigen empirische Ergebnisse,<br />

dass die Menschen in unserem<br />

privilegierten Teil der Welt mit<br />

ihrem eigenen Leben eigentlich<br />

relativ zufrieden sind. Aber sie<br />

sagen, das Gesamtsystem ist<br />

ganz schrecklich. Das passt ja<br />

nicht so richtig zusammen.<br />

Überfordert sind also vor allem<br />

Eliten, die diese Probleme lösen<br />

müssen und feststellen, dass es<br />

permanent Zielkonflikte gibt,<br />

wie etwa in der Coronapandemie<br />

zwischen Freiheitsrechten und<br />

dem Recht auf Leben und Gesundheit.<br />

Beim Klimaschutz etwa<br />

müssen wir auf neue Technologien<br />

umstellen, das kostet<br />

viel Geld und kann Preise erhöhen<br />

– dann sinken die Zustimmungsraten<br />

für Klimaschutz.<br />

Früher wurden Zielkonflikte<br />

wegmoderiert, das geht heute<br />

nicht mehr. Dann versucht man<br />

es mit Nebenschauplätzen wie<br />

Leitkultur-Debatten.<br />

Sind die nicht Ausdruck eines<br />

Unbehagens gegenüber Migrationsströmen<br />

und deren Folgen für<br />

die Gesellschaft?<br />

Migrationsthemen waren eigentlich<br />

immer welche, an denen<br />

man besonders gut andocken<br />

und auf Probleme verweisen<br />

konnte. Europa sagt immer,<br />

wir müssen das begrenzen,<br />

Grenzen schließen. Aber alle, die<br />

sich damit auseinandersetzen,<br />

wissen genau, dass das so einfach<br />

nicht passieren wird. Und<br />

das produziert dieses Unbehagen.<br />

Und rechte Parteien haben die<br />

glaubwürdigeren Antworten?<br />

Sie tun sich zumindest leichter<br />

in der Argumentation. Rechtspopulisten<br />

geben vor, genau zu<br />

wissen, was man machen muss.<br />

Wenn es Donald Trump nicht<br />

gäbe, müsste man ihn literarisch<br />

erfinden. Der weiß zu jedem<br />

Problem eine eindeutige<br />

Lösung und es gibt keine Abweichung<br />

im Denken.<br />

Inwieweit sind die angesprochenen<br />

Zielkonflikte ausschlaggebend<br />

für die Spaltung der Gesellschaft?<br />

Ich würde die Diagnose der gespaltenen<br />

Gesellschaft gar nicht<br />

so teilen. Das Spaltungspotenzial<br />

liegt in der Politik und in der<br />

veröffentlichten Meinung. Was<br />

Einstellungen und Lebensformen<br />

angeht, ist das gar nicht so<br />

stark. Was wir eher haben, ist,<br />

dass der Glaube an die Eliten<br />

verschwunden ist – egal, ob wissenschaftliche,<br />

politische, ökonomische<br />

oder medizinische.<br />

Einher geht das mit Ablehnung<br />

demokratischer Institutionen<br />

oder auch wissenschaftlicher Arbeit.<br />

Wie gefährlich ist das?<br />

Total gefährlich, und man kann<br />

es nicht durch gutes Zureden<br />

loswerden. Was hilft, sind Erfolge<br />

und kompetente Formen politischer<br />

und ökonomischer Entscheidungen.<br />

Zufrieden waren<br />

Leute immer dann, wenn sie<br />

Kontinuität verspürten. Die<br />

ökologische Transformation<br />

muss man mit Antworten auf<br />

soziale Fragen verbinden. Deutlich<br />

gestiegene Energiepreise<br />

können für unterste Gehaltsklassen<br />

zu einer Frage von sein<br />

oder nicht sein werden.<br />

Braucht es im Klimaschutz<br />

nicht trotzdem mehr Tempo oder<br />

Zur Person<br />

Armin Nassehi, geboren 1960<br />

in Tübingen, ist ein deutscher<br />

Soziologe und Autor mehrerer<br />

Bücher. Als Professor an der<br />

Ludwig-Maximilians-Uni München<br />

forscht er u. a. zu Gesellschaftstheorie<br />

und sozialen<br />

Systemen.<br />

vielleicht sogar radikale Antworten<br />

wie jene der Letzten Generation?<br />

Ich glaube nicht, dass es radikale<br />

Antworten braucht, sondern<br />

kleine Schritte. In den letzten<br />

Jahrzehnten ist fast nie etwas<br />

disruptiv passiert, sondern evolutionär,<br />

etwa die Veränderung<br />

von gesellschaftlichen Milieus<br />

oder Geschlechterrollen. Wenn<br />

es heißt, wir haben keine Zeit<br />

mehr, dann muss man es trotzdem<br />

langsamer machen, weil<br />

die Gesellschaften das nicht hergeben.<br />

Auch auf die Gefahr hin, dass<br />

man gewisse Klimaschutzziele<br />

nicht erreicht, mit allen möglichen<br />

Konsequenzen?<br />

Das lässt sich nun mal nicht ändern.<br />

Gesellschaften sind träge.<br />

Kein Mensch glaubt doch ernsthaft,<br />

dass die Pariser Klimaziele<br />

erreicht werden. Im <strong>Kleine</strong>n passiert<br />

vieles an Transformation.<br />

Sie haben einmal geschrieben,<br />

dass ein „Sich-gegenseitig-in-Ruhe-Lassen“<br />

schon eine „zivilisatorische<br />

Errungenschaft“ wäre,<br />

egal, ob es ums Geschlecht, Sexualität,<br />

Ethnizität oder Hautfarbe<br />

geht. Warum schaffen wir es<br />

nicht mehr, andere einfach so<br />

sein zu lassen, wie sie sind?<br />

Ich würde ja sagen, Zivilisation<br />

kann man daran erkennen, dass<br />

man nicht alles sagt, was einem<br />

gleich in den Kopf kommt. Einerseits<br />

haben wir eine nie dagewesene<br />

Pluralität, andererseits<br />

bekämpfen wir uns mit<br />

Fragen der Zugehörigkeit, Identität<br />

und richtiger Lebensform.<br />

Der Transformationsdruck ist<br />

groß, deshalb sehnt man sich<br />

nach Kontinuitäten. Diese dialektische<br />

Beziehung kann man<br />

Armin Nassehi.<br />

Unbehagen.<br />

Theorie der<br />

überforderten<br />

Gesellschaft<br />

C. H. Beck,<br />

384 Seiten,<br />

26,95 Euro.<br />

Armin Nassehi<br />

sieht nicht<br />

wirklich eine<br />

gespaltene<br />

Gesellschaft<br />

ADOBE<br />

nicht aufwiegen. In den 70er-<br />

Jahren wollten wir sozialen Aufstieg,<br />

raus in die Welt, neue<br />

Möglichkeiten, heute wollen wir<br />

eigentlich zurück in eine vergleichsweise<br />

starke Sicherheit.<br />

Ist all das, was wir gerade besprochen<br />

haben, nicht ohnehin<br />

bald Makulatur, weil künstliche<br />

Intelligenz unsere Gesellschaft<br />

radikal verändern wird?<br />

Sie wird sich verändern, aber<br />

nicht so radikal, dass es diese<br />

Zielkonflikte nicht mehr gibt.<br />

Diese Technologien duplizieren<br />

Strukturen der Gesellschaft. Sie<br />

müssen also auch träge sein.<br />

Aber wir werden Steuerungstechniken<br />

in einer Geschwindigkeit<br />

haben, die man sich mit natürlichem<br />

Bewusstsein nicht<br />

vorstellen kann.<br />

Wie groß ist Ihre Hoffnung,<br />

dass uns KI helfen wird, solidarischer<br />

zu werden?<br />

Ich glaube nicht, dass wir dadurch<br />

solidarischer werden, aber<br />

sie kann helfen, effizienter zu<br />

werden oder solidarische Lösungen<br />

für Verteilungskonflikte<br />

besser hinzukriegen. Gerechter,<br />

schlauer, vernünftiger können<br />

die Dinger nicht sein, weil sie<br />

weder gerecht noch schlau noch<br />

vernünftig sind.<br />

OBJEKT DER WOCHE<br />

Heute: der Maibuschen<br />

Die Kraft<br />

der Kräuter<br />

Nach altem Brauch<br />

werden für Christi<br />

Himmelfahrt Maibuschen<br />

gebunden. „Auffahrtskräuter“<br />

werden<br />

die Wiesenblumen auch<br />

genannt, die um diesen<br />

Feiertag, 40 Tage nach<br />

Ostern, blühen. Zu Maibuschen<br />

gebunden, sollen<br />

sie vor Unheil schützen.<br />

Sie werden in den Stall<br />

gehängt, sollen die Mäuse<br />

abhalten und das Vieh<br />

vor Krankheiten schützen.<br />

Im Haus kommen<br />

sie in den Herrgottswinkel.<br />

Maibuschen in<br />

Haus und Hof sollen<br />

außerdem vor Blitz und<br />

Donner schützen. Zum<br />

Maibuschen gehören auf<br />

alle Fälle die Wiesen-<br />

Margerite, die lilafarbene<br />

Acker-Witwenblume,<br />

vielleicht der gelbe Hahnenfuß,<br />

selten zu finden,<br />

aber wunderschön die<br />

Heide-Nelke, die pinkrosa<br />

blüht.<br />

Und natürlich das<br />

Gänseblümchen, das<br />

neben seiner unaufgeregten<br />

Schönheit auch noch<br />

ein wildwachsendes<br />

Superfood ist. Schon im<br />

Mittelalter galt es als<br />

Wunderkraut und bei<br />

Hildegard von Bingen<br />

brachte es Kranke wieder<br />

zu Kräften und sorgte für<br />

einen klaren Verstand.<br />

Manuela Tschida-Swoboda<br />

ADOBE


aufmerksam<br />

griech.<br />

Buchstabe<br />

österr.<br />

Skirennläuferin<br />

(Traudl) †<br />

poln.<br />

Politiker<br />

(Józef)<br />

† 1944<br />

Nebenhaus<br />

Pokal<br />

(engl.)<br />

bayer.<br />

Volksdichter<br />

† 1921<br />

lustige<br />

Darbietung<br />

(engl.)<br />

sagenh.<br />

weiser<br />

Ratgeber<br />

Odins<br />

Atomart<br />

eines<br />

chem.<br />

Elements<br />

Stadt an<br />

der<br />

Thaya<br />

Spaltwerkzeug<br />

Körperorgan<br />

Abk.:<br />

Doktor<br />

Doktor<br />

Gebirgsbach<br />

Andrang<br />

sandiges<br />

Badeufer<br />

altgriechischer<br />

Waldgeist<br />

Abbauform<br />

im<br />

Bergbau<br />

ugs.:<br />

stechen<br />

vorgeschichtl.<br />

Bewohner<br />

Italiens<br />

deshalb<br />

veraltet:<br />

Cousine<br />

frz.: nein<br />

Papa<br />

(engl.<br />

Kurzform)<br />

Übertragungsgerät<br />

f. digitale<br />

Daten<br />

span.<br />

Maler<br />

(Joan)<br />

† 1983<br />

Kurzwort<br />

für ein<br />

Urreptil<br />

Prüfer<br />

Anhänger<br />

einer<br />

Subkultur<br />

von geringer<br />

Wassertiefe<br />

stoßweise<br />

windig<br />

med.<br />

Vorsorgeuntersuchung<br />

lautm.<br />

für den<br />

Schluckauf<br />

(ugs.)<br />

Fruchtbrei<br />

Sauerstoffverbindung<br />

Gemüsepflanze<br />

plötzlicher<br />

Angriff<br />

Längsträger<br />

eines<br />

Schiffes<br />

türk.<br />

Sultansname<br />

Männerkurzname<br />

Argonautenführer<br />

(gr.<br />

Sage)<br />

gesamte<br />

Takelung<br />

eines<br />

Schiffes<br />

Einzahlung<br />

schweizerisch:<br />

Speiseeis<br />

arabisch:<br />

Sohn<br />

Säuger mit<br />

Hautfalte<br />

für den<br />

Nachwuchs<br />

Österr.<br />

Rundfunk<br />

(Kurzf.)<br />

Name<br />

vieler<br />

österr.<br />

Orte<br />

Aufgussgetränk<br />

Pueblobewohner<br />

in<br />

Arizona<br />

ugs.:<br />

gemein,<br />

widerwärtig<br />

behaarte<br />

Tierhaut<br />

gezogener<br />

Wechsel<br />

Hornzehe<br />

techn. Vorzeichnung<br />

Edelkastanie<br />

Teil<br />

Großbritanniens<br />

Digitalisiergerät<br />

(EDV)<br />

Himmelsbote<br />

Dichtungsmittel<br />

(Glaser)<br />

kurzärmeliges<br />

Trikothemd<br />

amerik.<br />

Jazzpianist<br />

(Count) †<br />

ugs.:<br />

billiges<br />

Taschenmesser<br />

türk.<br />

Anisbranntwein<br />

Süßwasserspeisefisch<br />

Achtelbogengröße<br />

(Buch)<br />

afrik.<br />

Rundplatzsiedlung<br />

Zahlwort<br />

Sittenlehre<br />

Gebirge<br />

auf<br />

Kreta<br />

ugs.:<br />

Männchen<br />

Abzählreim:<br />

..., mene,<br />

muh<br />

EUROMILLIONEN | ZIEHUNG VOM 3. MAI 2024<br />

6 9 10 30 49 | 3 4<br />

0 x 5 +2 17.000.000,00<br />

3 x 5 +1 211.741,00<br />

8 x 5 +0 18.557,70<br />

24 x 4 +2 1926,70<br />

816 x 4 +1 104,30<br />

1569 x 3 +2 57,30<br />

1610 x 4 +0 39,30<br />

21.715 x 2 +2 14,50<br />

35.764 x 3 +1 9,80<br />

LUCKY DAY<br />

zwei zusammengehörende<br />

Dinge<br />

dt. EDV-<br />

Pionier<br />

(Konrad)<br />

† 1995<br />

Schaukelreck<br />

Geliebte<br />

des Zeus<br />

Boot der<br />

Malaien<br />

75.020 x 3 +0 8,70<br />

109.236 x 1 +2 7,20<br />

508.536 x 2 +1 4,90<br />

1.027.342 x 2 +0 3,90<br />

OsterreichBonus Quittungsnummer:<br />

7 0 7 6 1 1 6 8 3 0<br />

In der nächsten Ziehung geht es um<br />

27 Millionen Euro.<br />

(Alle Angaben ohne Gewähr)<br />

XX-XX-X XXXXXXX, Ziehung vom DD. MMMM<br />

leichter<br />

Schlag<br />

franz.<br />

Männername<br />

(Peter)<br />

brav,<br />

artig<br />

Südosteuropäer<br />

Weil wir<br />

wollen,<br />

dass Kinder<br />

neugierig<br />

bleiben<br />

altrömischer<br />

Marktplatz<br />

tatkräftiges<br />

Streben<br />

südamerikanische<br />

Hochgrassteppe<br />

Die Auflösung finden Sie im Hauptblatt auf Seite 46<br />

Aktuelle Angebote unter:<br />

kinderzeitung.kleinezeitung.at<br />

Tiroler<br />

Ort am<br />

Lech<br />

Aktuelle<br />

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durchstöbern und<br />

prof㘶tieren!<br />

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Nebenfluss<br />

der<br />

Drau<br />

®<br />

s2020-0018<br />

Impressum: KLEINE ZEITUNG gegründet 1904. Erscheinungsort Graz, Verlagspostamt 8020 Graz. – Medieninhaber (Verleger): <strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong> GmbH & Co KG. Geschäftsführung: Mag. Xenia Daum,<br />

Mag. Thomas Spann. Chefredakteur: Mag. Hubert Patterer. Alle: 8010 Graz, Gadollaplatz 1, Tel.: 0316/875-0. Digital: www.kleinezeitung.at. Redaktionen Graz: 8010 Graz,<br />

Gadollaplatz 1, Tel.: 0 31 6/875-0, Fax: 0 31 6/875-4034, 4014, E-Mail: redaktion@ kleinezeitung.at; Wien: 1010 Wien, Lobkowitzplatz 1, Tel.: 01/51 21 618; Klagenfurt: 9020 Klagenfurt, Hasnerstraße 2,<br />

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Fax: 0316/875-3244, Auskunft: Mo. bis Fr., 6.15 bis 14.00, Sa., 6.15 bis 11.00, E-Mail: aboservice@kleinezeitung.at. Druck: Druck Styria GmbH & CoKG, 8042 Graz, Styriastraße 20. Vertrieb: redmail,<br />

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Produziert nach den Richtlinien<br />

des Österreichischen<br />

Umweltzeichens Druck Styria,<br />

UW-NR. 1417<br />

Bitte sammeln Sie Altpapier für das Recycling<br />

EU Ecolabel : AT/053/057


<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

RÄTSEL|29<br />

Korbwurfart<br />

im Basketball<br />

auf mehrere<br />

verteilter<br />

Betrag<br />

nett,<br />

zierlich,<br />

possierlich<br />

Witterung,<br />

über lange<br />

Zeiträume<br />

betrachtet<br />

Abk.: Instrumentenlandesystem<br />

Wiener<br />

Schauspielerin<br />

† 1934<br />

lateinisch:<br />

ich<br />

weiches<br />

Gewebe<br />

keltischer<br />

Sänger,<br />

Dichter<br />

Stadt im<br />

Kanton<br />

Bern<br />

altgriech.<br />

Stadt<br />

wohlhabender<br />

Mensch<br />

Vorname<br />

der Schauspielerin<br />

Feiler †<br />

kaum<br />

hörbar<br />

Mittelsperson<br />

bei<br />

Seancen<br />

Abk.:<br />

Administration<br />

altgriech.<br />

Grabsäule<br />

frz. Autor †<br />

(Jean-Paul)<br />

Beurkundungsjuristen<br />

ein<br />

Handwerksberuf<br />

stark<br />

an sich<br />

ziehen<br />

rumän.<br />

Währungseinheit<br />

(Mz.)<br />

gurrender<br />

Vogel<br />

Paste;<br />

Salbe<br />

altgriech.<br />

Philosoph<br />

leichtathlet.<br />

Übung<br />

ein Teilgebiet<br />

der Mathematik<br />

Meine<br />

Zukunft.<br />

weibliches<br />

Raub-,<br />

Pelztier<br />

Name des<br />

Fuchses<br />

in der<br />

Fabel<br />

frühere<br />

landwirtsch.<br />

Gehilfin<br />

kurze<br />

Filmeinstellung<br />

(engl.)<br />

Verslehre<br />

fruchtbare<br />

Wüstenstelle<br />

Monatsmitte<br />

im röm.<br />

Kalender<br />

ferner,<br />

außerdem<br />

englischer<br />

Hochadliger<br />

Maßeinteilung<br />

an Messgeräten<br />

Vorname<br />

von<br />

Picasso<br />

† 1973<br />

Verfahrenslehre,<br />

-weise<br />

brit. u.<br />

amerik.<br />

Marine<br />

poetisch:<br />

darüber<br />

männl.<br />

Vorname<br />

Schriftstil<br />

Wasserkochgefäß<br />

Glanz-,<br />

Höhepunkt<br />

(frz.)<br />

Strom<br />

in Südamerika<br />

Flugsandhügel<br />

Haft,<br />

Gefängnis<br />

Missgunst<br />

Tortillachip<br />

aus<br />

Maismehl<br />

italienischer<br />

Frauenname<br />

Innzufluss<br />

in Tirol<br />

Weglassen<br />

eines<br />

Satz-<br />

Rolle<br />

zum Aufwickelgliedes<br />

ripsartiger<br />

Textilstoff<br />

Vorsilbe:<br />

Blut<br />

(griech.)<br />

gebratene<br />

Fleischschnitte<br />

Zweig<br />

der<br />

Medizin<br />

Barriere,<br />

Schlagbaum<br />

österr.<br />

Kabarettist<br />

(Gernot)<br />

kuban.<br />

Politiker<br />

(Che)<br />

† 1967<br />

lat.:<br />

Zorn<br />

Gliedmaßenteil<br />

dän.<br />

Ostseeinsel<br />

Bob-,<br />

Rodelbahn<br />

Grundform,<br />

Urgestalt<br />

Top-<br />

Berühmtheit<br />

Postschnellsendung<br />

Arbeitsferien<br />

exklusives<br />

Fest<br />

zweiter<br />

Präsident<br />

der USA<br />

† 1826<br />

Roman<br />

von Zola<br />

† 1902<br />

abgeschloss.<br />

Klosterbereich<br />

Dringlichkeitsvermerk<br />

span.<br />

Maler<br />

(Salvador)<br />

† 1989<br />

Fluss zur<br />

Weichsel<br />

Bankansturm<br />

(engl.)<br />

Elbe-<br />

Zufluss<br />

Cocktail<br />

mit Zitronensaft<br />

(engl.)<br />

Mutter<br />

der<br />

Helena<br />

Revue<br />

engl.<br />

Männername<br />

altmexikanischer<br />

Indianer<br />

Pferdekrankheit<br />

schneefrei<br />

orient.<br />

Gedichtform<br />

mustergültig<br />

Straßenzoll<br />

Frauenfigur<br />

in<br />

„Wiener<br />

Blut“<br />

Fechthieb<br />

Lausbub<br />

bei<br />

Wilhelm<br />

s1823-1264<br />

Busch<br />

Die Auflösung finden Sie im Hauptblatt auf Seite 46<br />

®


30|HOROSKOP<br />

<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

IHRE STERNE<br />

Widder 21.3. – 20.4.<br />

Job:<br />

Ehrgeizig verfolgen Sie<br />

Ihre Ziele und schaffen das,<br />

was Sie sich vorgenommen<br />

haben. Liebe: Greifen Sie<br />

auf Ratschläge Ihrer Lieben zurück,<br />

und verzichten Sie auf Eigensinn.<br />

Allgemeines: Variieren Sie Ihr Trai-<br />

ningsprogramm.<br />

Krebs 22.6. – 22.7.<br />

Job: Fordern Sie sich und<br />

andere nur nicht zu sehr.<br />

Gehen Sie alles in Ruhe an.<br />

Das wird bereichern. Liebe:<br />

Nehmen Sie sich Zeit für die Liebe,<br />

und setzen Sie auf Genuss. Innigkeit<br />

beflügelt. Allgemeines: Schaffen Sie<br />

sich Ruheinseln.<br />

Waage 24.9. – 23.10.<br />

Job: Überlegen Sie in Ruhe,<br />

was Sie realisieren möch-<br />

ten, und überdenken Sie<br />

Ihre Prioritäten. Liebe: Es<br />

geht ein wenig hin und her. Versu-<br />

chen Sie, feinfühlig zu sein und Streit<br />

zu vermeiden. Allgemeines: Ernähren<br />

Sie sich ausgewogen.<br />

Steinbock 22.12. – 20.1.<br />

Job: Sie erkennen, wie sich<br />

Erfolge erzielen lassen.<br />

Unterstützen Sie auch die,<br />

die nicht weiterwissen.<br />

Liebe: Glücksgefühle schenkt Ihnen<br />

unter Venus auch die Liebe. Unter-<br />

nehmen Sie Schönes. Allgemeines:<br />

Konzentrieren Sie sich auf Wichtiges.<br />

Stier 21.4. – 20.5.<br />

Job: Handeln Sie nicht<br />

voreilig, und versuchen Sie,<br />

das Miteinander empa-<br />

thisch zu fördern. Liebe: Sie<br />

bezaubern charmant. Eifersüchte-<br />

leien sind aber möglich. Zeigen Sie,<br />

wem Ihr Herz gehört. Allgemeines:<br />

Halten Sie bewusst inne.<br />

Löwe 23.7. – 23.8.<br />

Job: Vieles kann nun aktu-<br />

ell werden und interessantsant<br />

sein. Sortieren Sie in Ruhe<br />

aus, was von Belang ist.<br />

Liebe: Sie beschäftigen sich mit vielem.<br />

Bleiben Sie auch zugewandt, und star-<br />

ten Sie Schönes zu zweit. Allgemeines:<br />

Überdenken Sie Gewohnheiten.<br />

Skorpion 24.10. – 22.11.<br />

Job: Erledigen Sie eine<br />

Aufgabe umgehend, und<br />

schauen Sie, ob frühere Me-<br />

thoden hilfreich sind. Lie-<br />

be: Singles erobern, und in Ihrer Zwei-<br />

samkeit knistert es herrlich. Venus<br />

schenkt ein Liebeshoch. Allgemeines:<br />

Setzen Sie besondere Akzente.<br />

Wassermann 21.1. – 19.2.<br />

Job: Ihre Ideen und Vorha-<br />

ben setzen Sie unter Mars<br />

zielstrebig und entschlos-<br />

sen in die Tat um. Liebe:<br />

Kommen Sie Pflichten und Verpflich-<br />

tungen nach. Zeigen Sie, dass auf Sie<br />

Verlass ist. Allgemeines: Prüfen Sie<br />

Angebote genau.<br />

Zwillinge 21.5. – 21.6.<br />

Job: Bleiben Sie geduldig,<br />

wenn ein Projekt nicht so-<br />

fort vorankommt. Nutzen<br />

Sie Ihren Elan überlegt.<br />

Liebe: : Seien Sie weiterhin achtsam,<br />

und nehmen Sie auf die Belange Ihrer<br />

Lieben Rücksicht. Allgemeines: Offen-<br />

heit für Hinweise kommt gut an.<br />

Jungfrau 24.8. – 23.9.<br />

Job: Sie können Schwieri-<br />

ges dank Jupiter meistern,<br />

und ausgeglichen faszi-<br />

nieren Sie. Liebe: Sie leben<br />

Ihre Gefühle unter Venus aus, und Sie<br />

zeigen, wie sehr Sie innige Momente<br />

genießen. Allgemeines: Gönnen Sie<br />

sich Auszeiten.<br />

Schütze 23.11. – 21.12.<br />

Job: Sie bringen sich unter<br />

Pluto und Mars intensiv<br />

in ein wichtiges Projekt<br />

ein. Erfolge winken. Liebe:<br />

Überlegen Sie, wie Sie Ihrer Zweisam-<br />

keit Frische schenken können. Seien<br />

Sie achtsam. Allgemeines: Pflegen<br />

Sie Ihre Freundschaften.<br />

Fische 20.2. – 20.3.<br />

Job: Sie haben sich mit vie-<br />

lem beschäftigt. Zeigen Sie<br />

das, aber entscheiden Sie<br />

nichts vorschnell. Liebe: Sie<br />

zeigen unter Venus, wie sehr Sie Nähe<br />

genießen. Schmieden Sie gemeinsam<br />

Zukunftspläne. Allgemeines: Spiele-<br />

abende beglücken.<br />

GARFIELD<br />

CRASHKURS<br />

Wie sagt<br />

man das auf<br />

Englisch?<br />

Bitte halten Sie Abstand.<br />

Please keep the distance.<br />

LEICHT<br />

undef.<br />

9 8 1 3 7<br />

2 8 1<br />

4 9 3 7 5 8<br />

6 5 8 4 1 7 9<br />

8 2 6 5<br />

3 6 5 8 9<br />

1 3 8<br />

© Philipp Hübner 935<br />

puzzlephil.com<br />

SCHWER<br />

schwierig<br />

6<br />

9 7 1<br />

4 1 2 9<br />

6 4<br />

5 1<br />

7 8 3 5 9<br />

9 5<br />

FARBSUDOKU:<br />

Füllen Sie die leeren<br />

Felder Füllen so aus, Sie dass die leeren<br />

in jeder Felder Reihe, so inaus, dass in<br />

jeder jederReihe, Spalte, in in jeder Spalte<br />

jedem<br />

und 3x3-Quadrat<br />

in jedem 3x3-Quadrat<br />

und zusätzlich auf<br />

Feldern<br />

und gleicher<br />

zusätzlich auf<br />

Farbe Feldern die Ziffern gleicher Farbe<br />

1 bisdie 9 genau Ziffern einmal 1 bis 9 genau<br />

vorkommen. einmal vorkommen.<br />

VielDie Vergnügen! Auflösungen finden<br />

Sie im Hauptblatt auf<br />

Seite 46<br />

Täglich neue Rätsel<br />

und Logik-Spiele<br />

auf puzzlephil.com


<strong>Kleine</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Sonntag</strong>, 5. Mai 2024<br />

VATER & SOHN|31<br />

Wir Jungen sind pan, fluid und divers.<br />

Und trotzdem engstirnig.<br />

Ein bisschen Spießigkeit kann<br />

im Leben aber nicht schaden.<br />

Meine Generation ist paradox. Wir wollen<br />

uns auf keinen Fall in Schubladen drängen<br />

lassen. Trotzdem reduzieren wir Menschen<br />

auf einzelne Eigenschaften. Nonkonformismus<br />

schützt nicht vor Engstirnigkeit. Ein<br />

Mann mit lackierten Fingernägeln? Der muss<br />

ein Feminist sein. Also links. Weil rechts<br />

kann es sowas ja nicht geben? Eine<br />

Frau, die eine Frau und keine „gebärende<br />

Person“ sein will? Rechts.<br />

Darüber hinaus feiern wir die<br />

polyamore Liebe. Wir begreifen<br />

uns als fluid, pan. Weltumfassend.<br />

Solange es die<br />

Welt ist, für die wir stehen.<br />

Eigentlich ziemlich spießig.<br />

Oder ist es spießig, wenn<br />

mir das gegen den Strich<br />

geht? Dann bin ich gerne spießig.<br />

Aber eine kurze Umfrage im<br />

Freundeskreis, der sich als weltoffen<br />

und tolerant identifiziert,<br />

ergibt: Wir alle sind stockspießsteif.<br />

Katharina hält es ganz<br />

und gar nicht aus, wenn Kindern<br />

allzu viele Freiheiten gelassen<br />

werden. Das kann ich verstehen.<br />

Wenn sich das Kind mit Wasser<br />

anschüttet und man es fragt, ob es<br />

das nasse Leiberl ausziehen möchte<br />

oder sich doch lieber selbstbestimmt<br />

eine Lungenentzündung<br />

holen möchte, dann ist das Glas<br />

voll. Akis wiederum steht auf eine strenge<br />

Schlafroutine. Als ihn neulich eine Freundin zum<br />

Beischlaf begleiten wollte und diese über keine<br />

Zahnbürste verfügte, ließ er ihr nur zwei Möglichkeiten:<br />

Tankstelle oder Abschied.<br />

Ein bisserl Elmayer darf im Leben schon sein.<br />

Strukturen geben dem Leben einen feierlichen<br />

Touch. Ungebügelte Hemdenträger, Menschen,<br />

die im Restaurant die Stoffserviette nicht<br />

auf ihre Schenkel legen – erste Vorboten des<br />

zivilisatorischen Niedergangs. Aber alles hat<br />

seine Grenzen: Die tagelangen Marmelade-Einkoch-Orgien<br />

der Liebsten und der Vorschlag<br />

eines Aktivurlaubs in den Alpen machen mir<br />

mittlerweile Sorgen. Wie gesagt, diese Generation<br />

ist paradox.<br />

MELICHAR & MELICHAR<br />

Wie<br />

spießig<br />

sind<br />

wir?<br />

Julian & Bernd<br />

Melichar<br />

Alternierend nehmen<br />

hier Valerie Fritsch und<br />

ihre Mutter Gudrun<br />

(Schriftstellerinnen) sowie<br />

Bernd Melichar und sein<br />

Sohn Julian (Kultur-Redakteur<br />

bzw. Außenpolitik-Redakteur<br />

der <strong>Kleine</strong>n <strong>Zeitung</strong>)<br />

Stellung zu Fragen der<br />

Gesellschaft und des Lebens.<br />

Nachzulesen unter:<br />

kleinezeitung.at/sonntag<br />

Was genau ist das, ein Spießbürger?<br />

Gehöre ich dazu? Und was steckt dahinter,<br />

dass mich der junge Mann nebenan zum<br />

Freigeist kürt? So viele Fragen!<br />

Ich habe ein Eigenheim gebaut (na ja, bauen<br />

lassen eigentlich), einen Sohn gezeugt und<br />

einen Lindenbaum gepflanzt; unterm Carport<br />

steht ein mittelgroßer SUV-Brocken; sonntags<br />

gehe ich gerne spazieren, ab und zu in die Kirche,<br />

Autoritäten kann ich akzeptieren, wenn<br />

sie das Format dazu haben. Ich bin seit<br />

einer Ewigkeit mit derselben Frau verheiratet,<br />

arbeite seit Jahrzehnten für<br />

dieselbe Firma. Ich mag Haustiere, habe<br />

aber selbst keine. Sie wissen schon, die<br />

vielen Haare. Ich mähe regelmäßig<br />

meinen Rasen, bin lieb zu allen Lebewesen,<br />

sogar zu den Nachbarn. Früher hatte<br />

ich sogar Thujen, aber die wurden leider<br />

kaputt. Macht mich all das zu einem<br />

Spießer, zu einem kleinkarierten Konformisten,<br />

einem Füdlibürger, wie die<br />

Schweizer sagen – schauen Sie ruhig<br />

nach, was „Füdli“ bedeutet!<br />

Aber nein, winkt der Junior nebenan<br />

energisch ab. Das sind nur Äußerlichkeiten.<br />

Beurteile nie ein Buch nach<br />

seinem Umschlag usw. usf. Du und<br />

ein Spießer? Never! Das hört man<br />

natürlich gerne, wer will schon ein<br />

Füdli sein? Aber möglicherweise<br />

steckt hinter der Krönung zum<br />

Libertin ein gerütteltes Maß an<br />

Eigeninteresse. Als der junge<br />

Mann noch erzieherisch formbar<br />

war, waren die Rollen der formenden<br />

Personen klar verteilt. Die<br />

Mutter war die böse Polizistin, die die Verbotstafeln<br />

aufstellte und die Einhaltung der Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

überprüfte. Der<br />

Vater, also ich, war der gute Polizist, der jede<br />

Grenzüberschreitung weglächelte und jede pubertäre<br />

Sauerei durchwinkte. Dreimal dürfen Sie<br />

raten, mit wem der Heranwachsende mehr im<br />

Clinch lag. Und ich stand als lässig-liberale Laissez-faire-Lichtgestalt<br />

da. Mieser Deal, ich weiß!<br />

Aber irgendetwas scheint schiefgelaufen zu<br />

sein bei diesem Hochrisikospiel namens<br />

Erziehung. Denn offensichtlich nicht nach dem<br />

coolen Freigeist-Cop ist das ehemalige Pubertier<br />

geraten, sondern nach jener strengen Polizistin,<br />

die ihm ein Regelwerk ins Stammbuch schrieb.<br />

Da hat das Leben wohl den Spieß umgedreht.


HADERER<br />

Wenn Sie glauben, dass<br />

Manager stets in Eile<br />

sind, dann irren Sie. Ich kenne<br />

viele, die mir schon bei kleinen<br />

Anlässen lange Briefe schreiben:<br />

Sie gratulieren zum Geburtstag,<br />

beglückwünschen<br />

mich zu meinen Einkäufen,<br />

unterbreiten lukrative Angebote,<br />

helfen mit Einrichtungs-<br />

und Modetipps, weisen<br />

mich auf allerlei Neues hin und<br />

zerbrechen sich den Kopf über<br />

meine Finanzen. Also kein<br />

Vergleich zum nur mühsam<br />

übertünchten Desinteresse der<br />

erbberechtigten Verwandtschaft.<br />

Unlängst informierte<br />

mich einer über die „Trendfarbe<br />

2024 für Ihr Zuhause“, obwohl<br />

er noch nie bei mir eingeladen<br />

war (wir sind noch per Sie). Die<br />

Farbe heißt „Peach Fuzz“, was<br />

meine Hoffnung nährt, dass<br />

ein paar Pfirsichblüten den<br />

Aprilfrost überlebt haben.<br />

ERNST JETZT!<br />

Über Geburtstagswünsche, Pfirsichblüten<br />

und die Bahama-Beige-Blamage.<br />

Wie es der Zufall will, hatte<br />

er farblich passende Ware lagernd,<br />

etwa eine pfirsichflaumfarbene<br />

Pfeffermühle um 99<br />

Euro. Das brachte mich in die<br />

Pfeffer-Zwickmühle. Einerseits<br />

wäre mir die Befreiung von der<br />

Schmach, mein Pfefferkorn in<br />

einer veraltet bemalten Mühle<br />

mahlen zu müssen, viel Geld<br />

wert. Andererseits war mir neu,<br />

dass es auch im Küchen- und<br />

Sanitärbereich Saisonmode<br />

gibt. Die Badezimmer der<br />

1970er-Jahre in Kotzgrün, Hellblau<br />

und dem legendären Bahama-Beige<br />

waren wenigstens<br />

noch hässlich für die Ewigkeit.<br />

(Sie sind wohl der Grund für die<br />

Bedeutung von „bad“ im Englischen.)<br />

Heute ist das anders:<br />

Wer grausliche Sanitärfarben<br />

liebt, muss Wanne, WC und<br />

Waschtisch jährlich wechseln.<br />

Sage noch einer, es gebe keinen<br />

Fortschritt! Ernst Sittinger

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