LE-2-2024 - HANDEL & DISTANZHANDEL
LOGISTIK express Journal 2/2024 - Handel & Distanzhandel
LOGISTIK express Journal 2/2024 - Handel & Distanzhandel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>HANDEL</strong> & DISTANZ<strong>HANDEL</strong> <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong><br />
<strong>HANDEL</strong>(N) AUS <strong>LE</strong>IDENSCHAFT<br />
OTTO Austria Group Achim Güllmann<br />
& Harald Gutschi über Branchen und<br />
Märkte, Leistung und Services.<br />
LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S2<br />
LOGISTIK express<br />
<strong>HANDEL</strong> &<br />
DISTANZ<strong>HANDEL</strong><br />
Auf einen Blick:<br />
04 Händler in Österreich optimistischer<br />
06 Hohe Mitarbeiter Zufriedenheit<br />
10 Handelsverband fordert gerechte<br />
Lohnnebenkostensenkung<br />
12 Plattformen aus Fernost<br />
16 Das war das Handelskolloquium <strong>2024</strong><br />
20 Verbreitung von KI im Einkauf<br />
22 Wie KI-basierte Lösungen für mehr<br />
Kundenzufriedenheit sorgen<br />
24 Otto Austria Group startet durch<br />
26 Supply Chain & Einzelhandel <strong>2024</strong><br />
28 Goodbye Retouren - hallo bewusste<br />
Kaufentscheidungen<br />
30 Weniger Verpackung und<br />
mehr Sichtbarkeit<br />
32 Amazon: 7 Tipps für Händler für<br />
den erfolgreichen Produktlaunch<br />
34 Wellpappe-Industrie zieht Bilanz
<strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber, Herausgeber:<br />
Markus Jaklitsch<br />
Fotos: istockphoto.com<br />
LOGISTIK express / MJR MEDIA WORLD<br />
Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />
+43 676 7035206 / info@logistik-express.at<br />
www.logistik-express.com
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S4<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Händler in Österreich<br />
deutlich optimistischer<br />
als in Deutschland<br />
Konsumstimmung hellt sich weiter auf,<br />
Umsätze blieben im 1. Quartal aber noch<br />
verhalten. Inflation lässt nach. Einzelhandel<br />
fehlen weiterhin rund 10.000 Arbeitskräfte.<br />
REDAKTION<br />
Gedämpfter Geschäftsverlauf, Preisauftrieb<br />
lässt nach<br />
Laut WIFO lag die heimische Wirtschaftsleistung<br />
im Jänner um 1,3 %, im Februar um 1,7 %<br />
unter dem Vorjahresniveau. Dementsprechend<br />
gedämpft fiel auch der Geschäftsverlauf im Einzelhandel<br />
aus. „Gegenüber dem Vorjahr sind die<br />
Umsätze im Jänner nominell um 1,6 % und real<br />
um 2,3 % zurückgegangen. Im Februar erzielte<br />
der heimische Einzelhandel zwar ein nominelles<br />
Umsatzplus von 0,6 %, inflationsbereinigt lagen<br />
die Umsätze jedoch um 1,7 % unter dem Vorjahresniveau.<br />
Vor allem im Nichtnahrungsmittelbereich<br />
war die Entwicklung erneut schwach“,<br />
berichtet WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer.<br />
Zur Erinnerung: Auch im gesamten Jahr 2023<br />
hatte es keinen einzigen Monat gegeben, in<br />
dem die Umsätze im Einzelhandel real<br />
angestiegen waren.<br />
Jürgen Bierbaumer<br />
(links) und Rainer Will ©<br />
Handelsverband/Daniel<br />
Mikkelsen<br />
Österreichs Wirtschaft befindet sich<br />
nach wie vor in der Rezession. Dem<br />
kann sich auch der heimische<br />
Einzelhandel nicht ganz entziehen.<br />
Aber: Besserung ist bereits in Sicht! „Sowohl die<br />
Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten<br />
als auch jene der Handelsunternehmen<br />
hat sich im ersten Quartal des Jahres verbessert.<br />
Der Handel ist heuer deutlich optimistischer als<br />
die Gesamtwirtschaft und der österreichische<br />
Handel deutlich optimistischer als der deutsche<br />
Handel.“ So fasst Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des freiwilligen, unabhängigen und überparteilichen<br />
Handelsverbands, die Ergebnisse des<br />
Konjunkturreports Einzelhandel zusammen, den<br />
das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO jedes<br />
Quartal für den Handelsverband erstellt.<br />
Positiv: Der Preisauftrieb lässt weiter nach. Eine<br />
Inflationsrate von 4,1 % im März (lt. Statistik<br />
Austria) markiert den tiefsten Punkt seit Oktober<br />
2021, wobei die höchsten Preissteigerungen in<br />
den Bereichen Restaurants & Hotels (+8 %) sowie<br />
Wohnen, Wasser und Energie (+4,2 %) verzeichnet<br />
werden. Insbesondere Nahrungsmittel<br />
und alkoholfreie Getränke wurden gegenüber<br />
Februar <strong>2024</strong> sogar um -0,2 % billiger.<br />
Konsumenten stehen bei größeren<br />
Anschaffungen (noch) auf der Bremse<br />
Entsprechend positiv entwickelt sich das<br />
Stimmungsbild im Handel: Das Konsumentenvertrauen<br />
ist zuletzt weiter angestiegen und<br />
befindet sich nun auf dem höchsten Niveau<br />
seit Sommer 2021 – wenngleich weiterhin im<br />
negativen Bereich (-16,6 Punkte). Der historische<br />
Tiefstwert war Mitte 2022 (-34,3 Punkte)<br />
erreicht worden. Insbesondere die Neigung zu<br />
größeren Anschaffungen ist seither noch kaum
gestiegen. Auch bei den Einzelhandelsunternehmen<br />
hat sich die Gesamteinschätzung<br />
der aktuellen Lage deutlich<br />
verbessert, obwohl auch hier die pessimistischen<br />
Einschätzungen noch überwiegen<br />
(März: -6,2 Punkte; Februar: -10,9<br />
Punkte).<br />
gehen wir von 2,1 % aus“, erklärt Jürgen<br />
Bierbaumer. „Wir hoffen, dass auch der<br />
heimische Handel mit seinen 620.000<br />
Beschäftigten vom allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung profitieren<br />
kann. Immerhin spielt unsere Branche<br />
eine Schlüsselrolle für das bunte Leben in<br />
den 2.093 österreichischen Gemeinden<br />
und sichert die flächendeckende Nahversorgung<br />
im Land“, so Will. [RED]<br />
Die Verbesserung im Stimmungsbild der<br />
Einzelhandelsunternehmen zeigt sich sowohl<br />
bei der aktuellen Lage als auch mit<br />
Fokus auf die kommenden Monate und<br />
sie fällt auch deutlich stärker aus als in<br />
der Gesamtwirtschaft.<br />
9.660 offene Stellen: Arbeitskräftemangel<br />
entspannt sich<br />
Aus Arbeitgebersicht zumindest etwas<br />
entspannt hat sich der Arbeitskräftemangel.<br />
Im Einzelhandel waren im März <strong>2024</strong><br />
noch 9.660 offene Stellen beim Arbeitsmarktservice<br />
vorgemerkt. Das sind um<br />
30,6 % weniger als vor Jahresfrist. Zuletzt<br />
hatte eine Studie von Mindtake Research<br />
den Handelsbeschäftigten eine sehr<br />
hohe Arbeitszufriedenheit bescheinigt:<br />
85 % der Beschäftigten im Einzelhandel<br />
bewerten ihre Arbeitsstelle als attraktiv,<br />
77 % würden ihre Stelle weiterempfehlen.<br />
Ihr Value Chain<br />
Tech Partner für<br />
effizientes Order<br />
Fulfillment<br />
Für höchste Leistung im Order Fulfillment<br />
und maximale Flexibilität in den Prozessen.<br />
„Der heimische Handel ist nicht nur<br />
zweitgrößter privater Arbeitgeber des<br />
Landes, sondern auch eine zukunftsweisende<br />
und krisensichere Branche mit<br />
fairen Arbeitsbedingungen und flexiblen,<br />
familienfreundlichen Arbeitszeiten. Das<br />
belegt unsere Mitarbeiterbefragung eindrucksvoll.<br />
Drei Viertel aller Beschäftigen<br />
im Einzelhandel würden ihren Arbeitgeber<br />
weiterempfehlen“, bestätigt Handelssprecher<br />
Rainer Will.<br />
Mehr dazu hier<br />
Positiver Ausblick für <strong>2024</strong> und <strong>2024</strong><br />
Für die nächsten Monate stehen die<br />
Zeichen somit besser als zuletzt.<br />
„Für <strong>2024</strong> und 2025 rechnen wir im<br />
Zuge des Anstiegs der real verfügbaren<br />
Haushaltseinkommen wieder mit einer<br />
höheren Konsumnachfrage. Wir erwarten<br />
heuer Steigerungen der privaten Konsumausgaben<br />
um 1,2 %, im nächsten Jahr
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S6<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Hohe Mitarbeiter<br />
Zufriedenheit im Handel<br />
Handel ist und bleibt zukunftssicherer Arbeitgeber<br />
für 620.000 Beschäftigte. 3/4 des Personals<br />
würden ihre Stelle weiterempfehlen,<br />
73% sehen Samstagsarbeit positiv.<br />
GERALD KÜHBERGER & MANUEL FRIEDL<br />
In den 1950er Jahren galt der Handel als<br />
klassische „Billiglohnbranche“. Diese Zeiten<br />
sind längst vorbei, heute zählt der österreichische<br />
Handel zu den attraktivsten und<br />
zukunftssichersten Arbeitgebern des Landes.<br />
Dies belegt eine brandneue Studie von Mindtake<br />
Research im Auftrag des Handelsverbandes,<br />
für die 283 Mitarbeiter:innen aus der heimischen<br />
Einzelhandelsbranche befragt wurden.<br />
Key Facts der Handelsmitarbeiter-Befragung:<br />
- 85% der Beschäftigten im österreichischen<br />
Einzelhandel bewerten ihre Arbeitsstelle als<br />
attraktiv.<br />
- 79% sind mit ihren Arbeitszeiten zufrieden.<br />
- 77% würden ihre Stelle weiterempfehlen.<br />
- 75% würden ihren Arbeitgeber weiterempfehlen.<br />
- 73% bewerten die Arbeit am Samstag<br />
(mit Zuschlägen ab 13:00 Uhr) als attraktiv.<br />
"Der heimische Handel ist eine zukunftsweisende<br />
und krisensichere Branche mit fairen<br />
Arbeitsbedingungen und flexiblen, familienfreundlichen<br />
Arbeitszeiten, das belegt unsere<br />
Mitarbeiterbefragung eindrucksvoll.<br />
Drei Viertel aller Handelsbeschäftigten würden<br />
ihren Arbeitgeber weiterempfehlen. 85 Prozent<br />
empfinden ihren Job im Einzelhandel als attraktiv,<br />
bei unseren 15.000 Lehrlingen sind es sogar<br />
100 Prozent", bestätigt Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des unabhängigen und überparteilichen<br />
Handelsverbandes.<br />
RAINER WILL<br />
Bundesländervergleich: Mitarbeiterzufriedenheit<br />
in Salzburg & Oberösterreich am<br />
höchsten<br />
Spannend: Im Bundesländervergleich belegen<br />
Salzburg und Oberösterreich die Spitzenposition.<br />
In beiden Bundesländern bewerten 95%<br />
der Beschäftigten ihren Job im Einzelhandel als<br />
attraktiv, 81% würden ihre Arbeitsstelle weiterempfehlen.<br />
Knapp dahinter folgen Vorarlberg<br />
und Tirol mit einem Attraktivitätswert von 90%<br />
und einer Weiterempfehlungsquote von 83%.
Apropos Attraktivität: Im Rahmen der letzten<br />
KV-Verhandlungen 2023 wurden die Löhne<br />
im Handel um 8,4% erhöht, um die Leistungen<br />
der Beschäftigten in Zeiten multipler Krisen zu<br />
würdigen. Das Vollzeit-Mindestgehalt beträgt<br />
demnach 2.124 Euro und macht die Attraktivität<br />
der Branche auch in Zahlen deutlich. Zum<br />
Mindestlohn kommen vielfach Überzahlungen,<br />
Zuschläge und variable Prämien hinzu, auch<br />
die Aufstiegsmöglichkeiten in der Branche sind<br />
groß.<br />
Jahrbuch Handel: Fünftel aller unselbstständig<br />
Beschäftigten arbeitet im Handel<br />
Der österreichische Handel beschäftigt laut<br />
dem neuen Jahrbuch Handel <strong>2024</strong> von Handelsverband<br />
und KMU Forschung Austria aktuell<br />
rund 619.800 Mitarbeiter:innen. Das sind 20%<br />
aller unselbstständig Beschäftigten der marktorientierten<br />
Gesamtwirtschaft. Im Vergleich<br />
mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist die Zahl der<br />
Beschäftigten damit um 12.000 angestiegen.<br />
Die Hälfte aller Handelsmitarbeitenden sind<br />
übrigens fünf Jahre und länger im selben Unternehmen<br />
beschäftigt, fast ein Drittel (31%) sogar<br />
länger als zehn Jahre.<br />
Innerhalb des Handels sind die meisten<br />
Beschäftigten dem Einzelhandel zuzurechnen<br />
(351.200 Personen), der Großhandel beschäftigt<br />
194.900 und der Kfz-Handel (inkl. Reparatur)<br />
rund 73.700 Personen.<br />
"Die einzelnen Handelssektoren haben sich<br />
seit 2020 sehr unterschiedlich entwickelt. Die<br />
Beschäftigtenzahlen im Kfz-Handel blieben<br />
annähernd stabil, während der Großhandel in<br />
den drei Folgejahren ein jährliches Wachstum<br />
verzeichnete. Im Einzelhandel ist die Anzahl<br />
der Mitarbeitenden zwischen 2020 und 2022<br />
ebenfalls gestiegen, während es im Jahr 2023<br />
zu einem minimalen Rückgang um 0,6% gekommen<br />
ist", erklärt Wolfgang Ziniel, Senior<br />
Researcher der KMU Forschung Austria.
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S8<br />
Teilzeitquote im Einzelhandel sinkt auf 47%,<br />
Frauenquote konstant bei 71%<br />
Rund 36% der Handelsbeschäftigten gehen<br />
einer Teilzeitbeschäftigung nach. Im Einzelhandel<br />
liegt die Teilzeitquote aktuell bei 47%,<br />
im Großhandel bei 21% und im Kfz-Handel bei<br />
17%. In den letzten Jahren ist die Teilzeitquote<br />
sowohl im gesamten Handel als auch im Einzelhandel<br />
kontinuierlich gesunken, im Kfz-Handel<br />
und im Großhandel ist sie nahezu unverändert<br />
geblieben. Dass die Einzelhandelsunternehmen<br />
sowohl beim Ausmaß als auch bei der Lage<br />
der Arbeitszeiten sehr flexibel auf die Wünsche<br />
ihrer Beschäftigten eingehen, zeigt deren hohe<br />
Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten: 37% zeigen<br />
sich laut Mindtake-Umfrage sehr zufrieden,<br />
weitere 42% eher zufrieden mit ihren persönlichen<br />
Arbeitszeiten. 6% würden gerne mehr<br />
arbeiten, 9,5% hingegen lieber weniger. Und nur<br />
6% geben an, gerne zu anderen Zeiten arbeiten<br />
zu wollen.<br />
"79% der Beschäftigten im Handel sind damit<br />
laut unserer Umfrage mit ihren Arbeitszeiten<br />
zufrieden. Die jüngste Kritik der Gewerkschaft<br />
an den Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen<br />
im Handel geht daher völlig an der Realität vorbei",<br />
so Rainer Will. "Wenn es vereinzelt Missstände<br />
im Personalbereich gibt, müssen diese<br />
sanktioniert werden. Aber ständig eine ganze<br />
Branche pauschal schlechtzureden – das ist ein<br />
No-Go!"<br />
Mehr als die Hälfte (54%) aller Handelsmitarbeitenden<br />
waren im Jahresdurchschnitt 2023<br />
Frauen. Im Einzelhandel liegt die Frauenquote<br />
bei 71% und damit deutlich höher als im Großhandel<br />
(38%) und im Kfz-Handel (23%). Diese<br />
Geschlechterverteilung ist in den letzten Jahren<br />
nahezu unverändert geblieben. Das Durchschnittsalter<br />
aller Beschäftigten im Gesamthandel<br />
liegt bei 39,7 Jahren. Der Handel ist auch ein<br />
wichtiger Arbeitgeber für Migrant:innen.<br />
"Mehr als ein Viertel der unselbstständig Beschäftigten<br />
im Handel haben Migrationshintergrund.<br />
Im Einzelhandel ist dieser Anteil mit<br />
30% am höchsten, im Kfz-Handel mit 21% am<br />
niedrigsten. Im Großhandel liegt der Anteil bei<br />
28%", erklärt Jahrbuch Handel-Autor Wolfgang<br />
Ziniel.<br />
Handel bildet jährlich 14.800 Lehrlinge aus<br />
Im Jahr 2023 wurden in den heimischen<br />
Handelsunternehmen rund 14.800 Lehrlinge<br />
ausgebildet – immerhin 14% aller Lehrlinge in<br />
Österreich. Der Handel liegt damit hinter dem<br />
Gewerbe und Handwerk sowie der Industrie an<br />
dritter Stelle. Seit 2018 fluktuiert die Zahl der<br />
Lehrlinge zwischen 14.800 (2023) und 15.300<br />
(2019). Nach leichten Anstiegen in den Jahren<br />
2021 und 2022 wurden 2023 im Handel um<br />
knapp 3% weniger Lehrlinge ausgebildet als<br />
2022.<br />
Handelsverband erneuert Forderung nach<br />
umfassender Arbeitsmarktreform<br />
Trotz dieser beeindruckenden Zahlen bleibt die<br />
Lage am österreichischen Arbeitsmarkt herausfordernd.<br />
Allein im Handel gibt es aktuell<br />
mehr als 10.000 offene Stellen, die nicht<br />
zeitnah besetzt werden können. Forderungen<br />
nach einer Reduzierung der Arbeitszeit auf 32<br />
Wochenstunden sind unter den gegenwärtigen<br />
Rahmenbedingungen schlicht nicht umsetzbar<br />
– und angesichts der hohen Arbeitszufriedenheit<br />
offenbar auch gar nicht gewünscht.<br />
"Stattdessen empfehlen wir eine umfassende<br />
Arbeitsmarktreform, eine substanzielle Senkung<br />
der Lohnnebenkosten und Anreize zur Erhöhung<br />
der Arbeitsstunden bis hin zur Vollzeitarbeit.<br />
Jenen Beschäftigten, die ihre Stunden erhöhen<br />
wollen, darf die zunehmende Abgabenlast keinen<br />
Strich durch die Rechnung machen. Genau<br />
das ist jedoch derzeit der Fall", sagt Rainer Will.<br />
Der Handel bietet attraktive Jobmöglichkeiten<br />
Aber im EU-Vergleich ist die Abgabenbelastung<br />
nur in Belgien und Deutschland noch höher<br />
als in Österreich. In allen anderen EU-Ländern<br />
bleibt einem Durchschnittsverdiener monatlich<br />
mehr Netto vom Brutto. "Wir müssen jene<br />
Menschen mobilisieren, die arbeiten können,<br />
aber nicht wollen, um auch jene nachhaltig in<br />
ihrer Lebenssituation abzusichern, die arbeiten<br />
wollen, aber nicht können", so Handelssprecher<br />
Rainer Will abschließend.<br />
[RED]
#gamechanger<br />
Der Kongress<br />
für den<br />
Onlinehandel<br />
ecommerce-day.at<br />
eCOMMERCE<br />
DAY<strong>2024</strong><br />
ARIANA SEESTADT, WIEN<br />
13. JUNI
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S10<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Handelsverband fordert<br />
gerechte Lohnnebenkostensenkung<br />
Senkung der Lohnnebenkosten mit Blick auf<br />
Inflationsentwicklung und kommende Lohnrunden<br />
alternativlos – Handelsverband zeigt<br />
3 Schrauben auf, an denen man drehen kann.<br />
REDAKTION<br />
Bereits seit mehr als zwei Jahren leidet<br />
Österreichs Wirtschaft unter einer<br />
der höchsten Inflationsraten Europas.<br />
„Steigende Preise führen zu höheren<br />
Lohnkosten und höhere Lohnkosten führen zu<br />
steigenden Preisen. Das sehen wir auch dieser<br />
Tage wieder. Diese Spirale muss durchbrochen<br />
werden. Ein wichtiger Schritt dazu wäre eine<br />
nachhaltige Senkung der Lohnnebenkosten“,<br />
erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des freiwilligen,<br />
unabhängigen und überparteilichen<br />
Handelsverbands.<br />
Mit den letzten zwei KV-Erhöhungen stiegen<br />
die Lohnkosten für den Handel um 16 %. „Mit<br />
mehr als 700.000 Beschäftigten ist der Handel<br />
der größte Arbeitgeber des Landes. Damit diese<br />
Beschäftigung leistbar bleibt, muss eine Entlastung<br />
bei den Lohnnebenkosten erste Priorität<br />
haben“, so Will. „Dabei geht es uns nicht um<br />
eine Streichung von Sozialleistungen, sondern<br />
um eine andere Finanzierung von historisch gewachsenen,<br />
aber heute nicht mehr schlüssig zu<br />
erklärenden Lohnnebenkosten-Bestandteilen.“<br />
Steuerfairness gefordert<br />
So werden heute beispielsweise 0,5 % Wohnbauförderungsbeitrag,<br />
3,0 % Kommunalsteuer<br />
und 3,7 % Dienstgeberbeiträge zum Familienlastenausgleichsfonds<br />
auf die Lohnsumme<br />
aufgeschlagen. „Warum wird der Gratis-Schulbus<br />
einseitig durch unselbstständige Erwerbseinkommen<br />
finanziert und nicht durch das<br />
allgemeine Budget“, fragt sich Handelssprecher<br />
Will. „Das ist auch eine Frage der Steuerfairness.<br />
Ähnliches gilt für den Wohnbauförderungsbeitrag,<br />
der nicht einmal für den Wohnbau zweckgewidmet<br />
ist, sondern in den allgemeinen Budgets<br />
der Bundesländer versickert. Dass diese<br />
Finanzierung auf neue Beine gestellt und nicht
nur von privatwirtschaftlich tätigen Arbeitnehmern<br />
getragen wird, daran sollten ganz offenkundig<br />
auch die Arbeitnehmervertreter:innen<br />
ein großes Interesse haben.“<br />
Die heute veröffentlichte Studie von ECO Austria<br />
im Auftrag der WKO zeigt ganz klar, dass sich<br />
eine Lohnnebenkostensenkung enorm positiv<br />
auf die Beschäftigung und die Konsumnachfrage<br />
auswirken würde, wodurch Staatsausgaben<br />
sinken und die Steuereinnahmen steigen würden.<br />
„Wenn wir international wettbewerbsfähig<br />
bleiben wollen, ist ab sofort ein Lohnnebenkostensenkungspfad<br />
notwendig. Auch der Handel<br />
steht in einem starken internationalen Wettbewerb,<br />
zunehmend etwa durch Quick-Commerce-Plattformen<br />
aus Fernost, die unter<br />
fragwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren.<br />
Und die Kostenschere geht immer weiter auf“,<br />
bekräftigt Will.<br />
Studie bestätigt große Zufriedenheit mit<br />
Arbeitszeiten bei Handels-Mitarbeiter<br />
Zuletzt hat eine Studie von Mindtake Research<br />
den Handelsbeschäftigten eine sehr hohe<br />
Arbeitszufriedenheit bescheinigt: 85 % der<br />
Beschäftigten im Einzelhandel bewerten ihre<br />
Arbeitsstelle als attraktiv, 77 % würden ihre<br />
Stelle weiterempfehlen. Explizit zeigen sich<br />
auch 79 % mit ihren Arbeitszeiten zufrieden.<br />
„Der heimische Handel ist eine zukunftsweisende<br />
und krisensichere Branche mit fairen<br />
Arbeitsbedingungen und flexiblen, familienfreundlichen<br />
Arbeitszeiten. Das belegt unsere<br />
Mitarbeiterbefragung eindrucksvoll“, betont<br />
Handelssprecher Rainer Will. „Wenn Arbeitnehmervertreter<br />
das aus politischen Motiven trotz<br />
aller Fakten immer wieder anders darstellen,<br />
entsteht dadurch ein Imageschaden für die<br />
Branche, der niemandem hilft.“<br />
[RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S12<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Plattformen aus Fernost<br />
definieren den<br />
digitalen Einzelhandel<br />
In den letzten 18 Monaten haben chinesische<br />
digitale Handelsplattformen ein neues<br />
Geschäftsmodel im grenzüberschreitenden<br />
Einzelhandel durchgesetzt. Entstanden ist das<br />
Geschäftsmodell während der Pandemie in<br />
China.<br />
LOGISTIC-NATIVES.COM<br />
So ge nannte „quick-commerce“ Plattformen<br />
hatten die chinesischen Endkonsumenten<br />
direkt mit Herstellern<br />
und Anbietern von Produkten des täglichen<br />
Bedarfs, insbesondere Nahrungsmittel,<br />
Hygieneprodukten und Pharmazeutika verbunden<br />
und eine Zustellung „on-demand“ organisiert.<br />
Dieses Model des „direct ecommerce“ wird<br />
nun, gestützt auf die neue strategische Handelsoffensive<br />
der Volksrepublik China, weltweit<br />
ausgerollt. Wie funktioniert das Modell?<br />
WALTER TREZEK<br />
Hersteller wird über eine Kommunikationsund<br />
Handelsplattform mit dem Konsumenten<br />
verbunden<br />
Nachfrage nach Produkten wird über eine zentralisierte<br />
Kommunikationsplattform generiert.<br />
Dabei werden die angebotenen Produkte in der<br />
Regel erst dann endgefertigt, wenn der Konsument<br />
in Europa oder N-Amerika gekauft hat. Je<br />
mehr Konsumenten die Plattform nutzen, desto<br />
besser können Vorhersagen getroffen werden,<br />
welche Produkte, von welchen Konsumenten<br />
nachgefragt werden. Dem folgend generieren<br />
die neuen Plattformen auch entsprechende<br />
Nachfrage und unterstützen die Kundenbindung<br />
durch Spiele, Rabattaktionen und andere<br />
social-media Werkzeuge über Apps auf den<br />
mobilen Endgeräten der Konsumenten. Durch<br />
dieses Geschäftsmodell wird der traditionelle<br />
Groß- und Einzelhandel weitgehend ausgeschaltet<br />
und substituiert.
30 – 40% günstigere Endkonsumentenpreise<br />
im „direct-ecommerce“ sind die Regel<br />
Produktion nur nach Bestellung, keine Zwischenlagerung,<br />
keine Zwischenhändler, keine<br />
Großhändler und Logistikketten. Stattdessen<br />
werden die einmal bestellten Waren produziert,<br />
direkt verpackt und dann an zentralen Orten<br />
in Übersee gesammelt und für die Flugfracht<br />
konsolidiert. Keine Zuladung, sondern Großraumfrachtflugzeuge,<br />
ca. 25 - 35 pro Tag nach<br />
Europa (Stand März 24).<br />
Selbst wenn die Plattform die Versandkosten<br />
von Fernost nach Europa übernimmt, bleibt der<br />
Endkonsumentenpreis bis zu 40% günstiger als<br />
vergleichbare Angebote auf „old-ecommerce“<br />
Plattformen. Deutsche und nordamerikanische<br />
Plattformen sind dieser Konkurrenz noch nicht<br />
gewachsen. Der Europäische Endkunde hat das<br />
Modell bereits angenommen und wur können<br />
davon ausgehen, dass sich dieses Modell mittelfristig<br />
am Markt durchsetzt.<br />
EU hat klare Regeln, die das Geschäftsmodel<br />
fördern<br />
Die 27 Mitgliedsstaaten der EU haben die<br />
jetzt eingetretenen Entwicklungen bereits vor<br />
etwa 10 Jahren vorhergesehen. Entsprechend<br />
wurden die Regeln für Warensendungen mit<br />
geringem Wert (max. 150 EUR) angepasst. Für<br />
alle Warensendungen gilt, Vorabdaten sind<br />
Pflicht, zu diesen Daten gehört eine klare Kennung<br />
des Lieferanten, des Empfängers und<br />
des Abgabenschuldners. Wenn die Einfuhrumsatzsteuer<br />
bereits beim Vertragsabschluss<br />
von Konsumenten in der EU gezahlt wurde, ist<br />
die Sendungen von der Einfuhrumsatzsteuer<br />
beim Import in die gesamte EU befreit. Erst ab<br />
einem Warenwert von 150 EUR fällt Zoll an. Das<br />
neue Geschäftsmodell ist für diese geltenden<br />
Rahmenbedingungen optimiert.<br />
Bis 2021: EU-Mitgliedsstaaten hätten eine<br />
Datenaustauschplattform aufbauen müssen-<br />
leider wurde es versäumt, dies einheitlich<br />
zu tun<br />
Die rechtlichen und regulatorischen Vorgaben,<br />
um Entwicklungen wie jetzt zu beherrschen<br />
wurden von AL<strong>LE</strong>N 27 EU-Staaten einstimmig<br />
beschlossen. Die bekannten Probleme basieren<br />
nicht auf mangelnden oder fehlerhaften<br />
Regeln oder gesetzlichen Vorgaben, sondern<br />
auf mangelhafter Umsetzung durch die Mitgliedsstaaten<br />
oder deren Behörden.<br />
Das neue IOSS-Modell, das wie davor existente<br />
B2B2C-Importmodelle, eine konsolidierte<br />
Einfuhr in alle EU-Mitgliedsstaaten über ein<br />
ausgewähltes EU-Land ermöglicht, setzten<br />
einen laufenden und qualitativ hochwertigen<br />
Datenaustausch zwischen den Mitgliedsstaaten<br />
voraus. Allerdings werden bis heute<br />
etwa von Irland nur mangelhaft Daten mit den<br />
BeNeLux Zollbehörden ausgetauscht.
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S14<br />
PLATTFORMEN AUS FERNOST<br />
DEFINIEREN DEN DIGITA<strong>LE</strong>N<br />
EINZEL<strong>HANDEL</strong> NEU<br />
Ähnlich schlecht läuft es in Deutschland. Den<br />
Zollbehörden fehlen die Mittel und das Personal,<br />
um die vorhandenen Daten zu analysieren und<br />
das entsprechende Risikomanagement beim<br />
Import von bis zu 7.000 Tonnen an Warensendungen<br />
pro Monat an einzelnen Flughäfen zu<br />
gewährleisten.<br />
Wo keine Vorabdaten verfügbar sind, wird<br />
das System missbraucht<br />
Wo die notwendigen Daten (noch) nicht verfügbar<br />
sind oder nicht ausgetauscht werden,<br />
steigen die Einfuhrmengen, die Zollbehörden<br />
sind überlastet und nicht in der Lage die notwendigen<br />
Kontrollen zu gewährleisten. Resultat:<br />
Missbrauch durch Fehldeklarierungen, schlechte<br />
Datenqualität, mangelnde Produktsicherheit.<br />
Wie es anders geht, zeigt etwa Ungarn. Dort<br />
verlangt der Zoll zusätzlich – wenn eine rasche,<br />
datengestützte Verzollung zu einer raschen<br />
Freigabe der vorangemeldeten B2C Sendungen<br />
unter 150 EUR, deren Einfuhrumsatzsteuer<br />
bereits gezahlt wurde (s.g. „Import-One-Stop-<br />
Shop“ System), für die Zustellung in der EU führen<br />
soll – eine digitale Proforma-Rechnung.<br />
Eine solche standardisierte e-Rechnung lässt<br />
sich leicht aus den verpflichtenden Daten<br />
der gesetzlich vorgesehenen Vorabdaten der<br />
digitalen Zollerklärung zusammenstellen. Konsequenz:<br />
Verglichen mit anderen EU-Zollgrenzen<br />
ist die Datenqualität in Ungarn signifikant<br />
besser als in Deutschland oder den BeNeLux<br />
Staaten.<br />
1. Zwischenfazit: Nicht die rechtlichen und<br />
regulatorischen Rahmenbedingungen, wie sie<br />
das EU-MWSt. Ecommerce Paket vorgegeben<br />
hat, sind schlecht. Es ist die mangelnde Umsetzung<br />
in einzelnen EU-Mitgliedsstaaten die zu<br />
Herausforderungen führen. EU-Konsumenten<br />
erkennen die Vorzüge des grenzüberschreitenden<br />
Einzelhandels im direct-ecommerce.<br />
Europäische Einzelhändler werden gleiche oder<br />
ähnliche Geschäftsmodelle aufbauen müssen.<br />
Zollbehörden müssen die notwendigen digitalen<br />
Kompetenzen zur Nutzung der vorhandenen<br />
Daten und die notwendigen Ressourcen<br />
aufbauen.<br />
Zollverfahren und IOSS Verfahren (vereinfachte<br />
Einfuhrumsatzsteueranmeldung)<br />
müssen angeglichen werden<br />
Das neue „direct-ecommerce“ Geschäftsmodell,<br />
führt zur Ausschaltung der Warenwirtschaftsketten<br />
im Zwischenhandel. Während im<br />
Großhandel bei einem Import in die EU Zoll und<br />
Einfuhrumsatzsteuer anfällt, fällt im vereinfachten<br />
Verfahren für B2C Lieferungen mit geringem<br />
Wert (unter einem Warenwert von EUR 150) nur<br />
die Einfuhrumsatzsteuer (i.e. die MWSt. des EU<br />
MS in dem der Adressat der B2C Sendung ist)<br />
an.<br />
Selbst bei der Konsolidierung der B2C Sendungen<br />
für den Transport (etwa die Flugtransport<br />
aus China in die EU) bleibt der Einzelsendungscharakter<br />
der B2C Lieferung bestehen, und eine<br />
solche B2C Sendung ist von der Einfuhrumsatzsteuer<br />
am Ort der Einfuhr für die gesamte<br />
Zustellung in der EU befreit, wenn das Import-<br />
One-Stop-Shop System genutzt wurde.<br />
2. Zwischenfazit: Bei der Einzelanmeldung von<br />
B2C Warensendungen mit geringem Wert fällt<br />
kein Zoll an, während beim Import von Handelswaren<br />
für den Verkauf über den europ.<br />
Einzelhandel aus Drittstaaten (neben der<br />
Einfuhrumsatzsteuer) sehr wohl Zoll anfällt.<br />
Um Wettbewerbsgleichheit herzustellen, sollte<br />
umgehend die Zollgrenze von EUR 150 auf EUR<br />
0 abgesenkt werden. Die notwendigen digitalen<br />
Systemanforderungen bestehen, dazu ist ein<br />
europ. Zolldatenhub notwendig.<br />
Re-finanzierung: Der EU-Binnenmarkt ist für<br />
Investoren höchst interessant<br />
Neben Nordamerika und Süd-Ost Asien ist<br />
die EU als Binnenmarkt für Investoren höchst<br />
interessant. Individueller Konsum und Digitalisierung,<br />
verbundenen mit rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
sorgen für ein nachhaltiges<br />
Investitionsumfeld.
Verglichen mit anderen Regionen, verfügt die<br />
EU über keine marktbeherrschenden digitalen<br />
Plattformen. Das Wachstum des digitalen<br />
Einzelhandels, die damit verbundenen Warensendungsmengen,<br />
führen zu Investitionen in die<br />
dazu notwendige Infrastruktur.<br />
3. Zwischenfazit: Jene, die über Daten zur Disposition<br />
der Warensendungsmengen verfügen<br />
und den Handel an Bedürfnisse der Endkonsumenten<br />
anpassen, werden bestehende Geschäftsmodelle<br />
nutzen, um die damit verbundene<br />
Infrastruktur in der EU an sich zu binden.<br />
Direkte und/oder verdeckte strategische<br />
Investitionen in EU-Schlüsselunternehmen in<br />
der notwendigen Infrastruktur sind zu erwarten.<br />
Dazu fehlen politische und rechtliche Grundsatzentscheidungen<br />
und Rahmenbedingungen,<br />
IV. absenken der Zollgrenze für B2C Warensendungen<br />
von EUR 150 auf EUR 0;<br />
V. Vereinfachung der Steuersätze in der EU um<br />
eine zusätzliche Vereinfachung des grenzüberschreitenden<br />
Einzelhandels zu gewährleisten;<br />
VI. Datentechnische Harmonisierung von postalischen<br />
/ Express Transportdokumenten;<br />
VII. Digitale Kennung der Betreiber entlang der<br />
gesamten Warenwirtschafts- und Zustellkette;<br />
VIII. Schaffung der digitalen Zolldatenplattform<br />
in der EU, um einen Datenaustausch in Echtzeit<br />
zu Einzelhandelsbewegungen in der Union zu<br />
gewährleisten. [RED]<br />
Der logistic-natvies e.V.<br />
ist ein internationales<br />
Netzwerk für Logistik &<br />
Infrastruktur des<br />
modernen Handels<br />
und legt großen Wert<br />
auf eine pragmatische<br />
Herangehensweise mit<br />
direktem Praxisbezug.<br />
Jeder Leser ist herzlich<br />
eingeladen, im Netzwerk<br />
zu engagieren.<br />
E-Mail: florian.seikel@<br />
logistic-natives.com<br />
Nächste Schritte: MWSt. im digitalen Zeitalter<br />
& Zoll-Paket<br />
Noch fehlen leider politische Grundsatzentscheidungen<br />
nach wie vor in Europa und sollten<br />
einheitlich innerhalb der EU und seiner Mitgliedsstaaten<br />
getroffen und umgesetzt werden.<br />
Der Handelsverband.at hat national einen<br />
Aktionsplan aufgestellt, der sehr begrüßenswert<br />
ist. Auf Europäischer Ebene und in Deutschland<br />
haben wir ähnliche Empfehlungen platziert.<br />
Vorausgesetzt die EU-Mitgliedsstaaten halten<br />
sich an ihre eigenen Gesetze und Vorgaben,<br />
raten wir zu folgende nächste Schritte, die im<br />
Sinnes eines Level Playing Fields und der Chancengleichheit<br />
in allen EU-Staaten gleichermaßen<br />
umgesetzt werden sollten:<br />
I. verpflichtende Einführung der Einhebung der<br />
Einfuhrumsatzsteuer für grenzüberschreitende<br />
B2C Warensendungen unter einem Warenwert<br />
von EUR 150 bei Kauf über Plattformen (Import-<br />
One-Stop-Shop System, inkl. der verpflichtenden<br />
IOSS VAT Kennung);<br />
II. verpflichtende Vorabversandt einer normierten<br />
eRechnung, als Bestandteil des Datensatzes<br />
der verpflichtend mit der elektronischen<br />
Zolleinfuhrerklärung;<br />
III. einheitliche MWSt. Nummer, um digitale<br />
Berichtspflichten in der gesamten EU für direkte<br />
und indirekte Abgaben anzupassen;<br />
FLORIAN SEIKEL
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S16<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Das war das<br />
Handelskolloquium<br />
<strong>2024</strong><br />
Spitzenvertreter aus Wirtschaft & Politik<br />
besuchten 34. Ausgabe des Kolloquiums im<br />
Schloss Schönbrunn. Im Fokus: Digitalisierung,<br />
Kreislaufwirtschaft und die Zukunft Europas.<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
Rund 350 führende Branchenvertreter<br />
des Handels sowie zahlreiche Spitzenpolitiker:innen<br />
diskutierten am 11.<br />
April beim traditionsreichen Handelskolloquium<br />
über Österreichs Erfolgsfaktoren im<br />
globalen Handel, aktuelle geopolitische Herausforderungen,<br />
Chancen der Kreislaufwirtschaft<br />
und die transformative Kraft der Digitalisierung.<br />
Kompetent moderiert wurde die Veranstaltung<br />
von Pitch Professor Daniel Cronin.<br />
Einer der Höhepunkte des Handelskolloquiums<br />
<strong>2024</strong> war die Keynote von Wirtschaftsminister<br />
Martin Kocher. Er strich die Bedeutung der europäischen<br />
Integration ebenso hervor wie seinen<br />
politischen Fokus auf die Entlastung des Faktors<br />
Arbeit und die Attraktivierung der Vollzeitarbeit.<br />
Letzteres sei ein entscheidender Baustein zur<br />
Bekämpfung des flächendeckenden Personalmangels.<br />
Ein Herzstück des Events war der hochkarätige<br />
Wirtschaftstalk, bei dem Martin Kocher mit WI-<br />
FO-Chef Gabriel Felbermayr und dem ukrainischen<br />
Botschafter Vasyl Khymynets u.a. über die<br />
aktuelle Lage und Zukunft Europas sowie die
EU-Beitrittsperspektive der Ukraine diskutierte.<br />
Auch der Ende <strong>2024</strong> auslaufende Gas-Transitvertrag<br />
zwischen Russland und der Ukraine und<br />
die daraus potentiell resultierende Lücke für die<br />
europäische Gasversorgung wurden angesprochen.<br />
Fazit der Runde: Die Unabhängigkeit von<br />
russischen Gasquellen müsse so schnell wie<br />
möglich erreicht werden. Der Handel betonte,<br />
dass es weitere Gespräche von europäischen<br />
Politiker:innen für eine Übergangslösung<br />
braucht.<br />
Das wurde auch beim anschließenden<br />
CEO-Austausch des Wirtschaftsministers mit<br />
dem HV-Präsidialrat unterstrichen. Vor der<br />
illustren Runde hob Kocher die ausgezeichnete<br />
Kooperation mit dem Handelsverband in den<br />
Krisen, die Relevanz des Beschäftigungsmotors<br />
Handel mit mehr als 700.000 Beschäftigen<br />
sowie die Bedeutung von mehr Fair Play<br />
im internationalen Handel (Stichwort Temu)<br />
hervor. HV-Präsident Stephan Mayer-Heinisch<br />
und HV-Geschäftsführer Rainer Will dankten<br />
HBM Kocher für die enge Zusammenarbeit, den<br />
laufenden Einbezug und die gesetzten Schritte<br />
der Bundesregierung, etwa die Abschaffung<br />
der kalten Progression. Einigkeit herrschte auch<br />
darüber, finanzielle Anreize für die Erhöhung der<br />
Wochenarbeitszeit zu setzen. Die ausstehende<br />
Abschaffung der Mietvertragsgebühr wurde<br />
ebenfalls aufs Tapet gebracht.<br />
Das Who-is-Who der Retail-Szene<br />
live on stage<br />
Bereits untertags glänzte das Programm des<br />
Handelskolloquiums <strong>2024</strong> mit zahlreichen<br />
Highlights. Business Mentor Felix Thönnessen<br />
referierte in seiner Keynote "Handel 4.0" über<br />
Erfolgsstrategien bei der Navigation durch die<br />
Zukunft des Einzelhandels. "Europa leidet an<br />
Neophobie – die Angst vor Neuem", so lautet die<br />
streitbare Diagnose des deutschen Digitalisierungsexperten.<br />
Wie ein modernes Einkaufserlebnis<br />
ausschaut und welche Rolle der stationäre<br />
Checkout dabei spielt, darüber philosophierte<br />
Thönnessen am Podium gemeinsam mit Andrea<br />
Heumann (Thalia), Mario Arh (Zebra) und<br />
Christoph Heinzle (Unzer).
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S18<br />
Thomas Klein (Edeka) zeigte in seinem Best<br />
Practice Vortrag die Vorzüge des ersten klimaneutralen<br />
Edeka-Marktes auf, Ulrike Kittinger<br />
(Pagro Diskont) und Oliver Olschewski (Offerista)<br />
die Vorzüge der digitalen Reichweite, nämlich<br />
höhere Umsätze durch mehr Sichtbarkeit. Warum<br />
Agilität bei der Neuaufstellung von Systemlandschaften<br />
essenziell ist, erklärten Heimo<br />
Kern (Neuroth) und Luka Petek (PwC) in ihrem<br />
spannenden Vortrag.<br />
Die grüne Revolution im Handel<br />
Das Thema Nachhaltigkeit durfte beim wichtigsten<br />
Handelskongress Österreichs natürlich<br />
nicht fehlen. Rainer Will stellte gemeinsam mit<br />
Paul Leitenmüller (Leadersnet) und Roland Otto<br />
(CRIF) die Ergebnisse der jüngsten HV-Konsumentenbefragung<br />
zur Kreislaufwirtschaft<br />
vor. Beispielsweise ist es 61% der heimischen<br />
Konsument:innen wichtig, dass sich Händler für<br />
Nachhaltigkeit engagieren. Mehr als die Hälfte<br />
aller Österreicher:innen (54%) fordert vom eigenen<br />
Arbeitgeber Engagement für Nachhaltigkeit<br />
ein. Passend dazu präsentierte der Technologie-Anbieter<br />
CRIF seine globale digitale Plattform<br />
Synesgy, welche ESG-Nachhaltigkeitsanalysen<br />
innerhalb der Lieferkette ermöglicht – und<br />
damit die Bewältigung der Bürokratie und die<br />
Einhaltung der künftigen Verpflichtungen aus<br />
der EU-Lieferketten-Richtlinie.<br />
Beim Podium "Circular and Green Revolution"<br />
drehte sich alles um die Kreislaufwirtschaft.<br />
Wertvolle Insights aus der Praxis lieferten Susanne<br />
Eidenberger (Bellaflora), Peter Umundum<br />
(Post) und Roman Postl (Tomra). Die Themenpalette<br />
reichte von der CO2-freien Zustellung über<br />
Mehrwegboxen im eCommerce bis hin zum<br />
Einwegpfand, welches hierzulande ab 1.1.2025<br />
kommt – und der Handel dafür Millionen in<br />
nachhaltige Prozesse investiert.<br />
HV-Wissenschaftspreis: And the Winner is…<br />
Im Rahmen des Handelskolloquiums vergibt der<br />
HV alle zwei Jahre den mit 14.000 Euro dotierten<br />
Wissenschaftspreis für herausragende<br />
wissenschaftliche Publikationen, welche eine<br />
hochgradige Relevanz für die Handelsbranche<br />
aufweisen. Der Preis für die beste Bachelorarbeit<br />
ging heuer an David Berghamer vom Management<br />
Center Innsbruck für seine Arbeit zum<br />
Einsatz von WhatsApp im Elektrofachhandel.<br />
Als beste Masterarbeit wurde jene von Chiara
Brammer (FH St. Pölten) zum Thema Tierwohlkennzeichnung<br />
ausgezeichnet. Die Auszeichnung<br />
für die beste Dissertation erhielt Robert<br />
Zimmermann für seine an der JKU Linz eingereichte<br />
Arbeit zur Optimierung der Conversion<br />
Rate im Sportfachhandel. Die Auszeichnungen<br />
wurden von Utho Creusen (Universität St. Gallen),<br />
Maria Madlberger (Webster Universität) und<br />
Karin Saey (Dorotheum) übergeben.<br />
Am Nachmittag brillierte Günther Helm (Cenomi<br />
Retail), der österreichische Händler des Jahres<br />
2019, auf der Bühne mit seiner Keynote über<br />
Saudi-Arabiens Vision 2030. "Saudi-Arabien ist<br />
ein Land auf der globalen Überholspur. Daraus<br />
ergeben sich enorm viele Export- und Wachstumschancen<br />
für die Handels- und Lieferantenlandschaft",<br />
gab Helm den anwesenden<br />
Entscheider:innen mit auf den Weg.<br />
Überzeugend waren auch die Kurzvorträge von<br />
Roman Pickl (Graphmasters), Raphael Pflügl<br />
(GoldTheke), Barbara Seidelmann (5 Star Plus<br />
Retail Design) und Eli Widecki (TurboVolt) beim<br />
traditionellen Startup Zapping. Charmant moderiert<br />
wurde die Startup-Session von Markus<br />
Kuntke (REWE Group), Schirmherr ACSP war<br />
durch Generalsekretär Roman Schwarzenecker<br />
prominent vertreten.<br />
Krönender Abschluss: Ehrung zweier<br />
Funktionäre & Podium zur Lage des Handels<br />
Der abendliche Empfang des österreichischen<br />
Handels stand ganz im Zeichen der Ehrung<br />
zweier langjähriger HV-Funktionäre. Nach einer<br />
Grußbotschaft des Bundespräsidenten Alexander<br />
Van der Bellen, der die Rolle des Handelsverbandes<br />
als wertvolle und positive Kraft im<br />
Land hervorhob, wurden zwei echte Legenden<br />
der Handelsbranche auf der Bühne geehrt:<br />
Unito/Otto-Geschäftsführer Harald Gutschi<br />
für zehn Jahre als HV-Vizepräsident und elf<br />
Jahre als Leiter der Plattform "Versandhandel,<br />
eCommerce & Marktplätze" sowie Georg Müller<br />
(Deichmann) für 17 Jahre als HV-Präsidialrat und<br />
fünf Jahre als Leiter des Textil-Ressorts.<br />
Der Handelsverband bedankt sich im Namen<br />
der gesamten Branche sehr herzlich sowie an<br />
alle Sponsoren und Kooperationspartner<br />
Inspirierender Abschluss des Handelskolloquiums<br />
<strong>2024</strong> war das von Silvia Schneider<br />
moderierte Podium zur Lage des heimischen<br />
Handels. Live on Stage diskutierten Ina Bauer<br />
(MediaShop), Alpay Güner (MediaMarkt), Andrea<br />
Heumann (Thalia) und REWE-Vorstand Marcel<br />
Haraszti.<br />
[RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S20<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Globale Umfrage:<br />
Verbreitung von KI im<br />
Einkauf noch am Anfang<br />
Die auf Einkaufs- und Lieferkettenoptimierung<br />
spezialisierte Kloepfel Group hat von<br />
Mitte Februar bis Mitte März <strong>2024</strong> weltweit<br />
branchenübergreifend 421 Fach- und<br />
Führungskräfte zum Einsatz von Künstlicher<br />
Intelligenz (KI) im Einkauf befragt. Vertreten<br />
waren Teilnehmer von KMUs bis hin zu<br />
Konzernen.<br />
PI REDAKTION<br />
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer<br />
(90,9 %) sind Einkaufsmanager mit<br />
und ohne Führungsverantwortung.<br />
Die Befragten kommen u.a. aus Pakistan,<br />
der Türkei, Deutschland, Ghana, Nigeria<br />
(Lagos), Österreich, Uganda, den Vereinigten<br />
Staaten und Kenia.<br />
Verbreitung von KI im Einkauf<br />
noch am Anfang<br />
Trotz des wachsenden Trends zur Digitalisierung<br />
in vielen Bereichen der Wirtschaft zeigt<br />
die aktuelle Umfrage, dass der Einsatz von KI im<br />
Beschaffungswesen noch am Anfang steht.<br />
Aktuell setzen 36,4 % der Befragten KI-Technologien<br />
im Einkauf ein, während eine deutliche<br />
Mehrheit von 63,6 % noch keine KI nutzt.<br />
Jedoch blickt der Großteil der Teilnehmer optimistisch<br />
in die Zukunft: 75,9 % planen, KI in<br />
ihre Beschaffungsprozesse zu integrieren bzw.<br />
auszuweiten. Im Gegensatz dazu stehen 24,1<br />
%, die keine Pläne zur Nutzung von KI in der<br />
Beschaffung haben.<br />
Marc Kloepfel, CEO der Kloepfel Group, erklärt:<br />
„Die Bereiche, in denen KI bereits Anwendung<br />
findet oder für die Nutzung geplant ist, variieren<br />
von direkten Beschaffungsaktivitäten über<br />
Lieferantenverhandlungen und Vertragsmanagement<br />
bis hin zu Ausgabenanalytik und<br />
Risikomanagement.“<br />
Mehr als die Hälfte hat Probleme bei der<br />
Implementierung von KI im Einkauf<br />
Von denen, die KI nutzen, hat mehr als die Hälfte<br />
der Teilnehmer, nämlich 58,2 %, Schwierigkeiten<br />
bei der Implementierung von KI-Technologien<br />
erlebt. Im Gegensatz dazu hatten 41,8 %<br />
der Befragten, die KI im Alltag einsetzen, keine<br />
größeren Probleme, diese in ihre Prozesse zu<br />
integrieren.
Kloepfel: „Wir erleben oft, dass die (Implementierungs-)Kosten<br />
für die Einführung von KI eine<br />
Hürde sind, und es gibt Bedenken bezüglich der<br />
Datensicherheit. Die Kosten sollten jedoch als<br />
Investition in die Zukunft angesehen werden,<br />
um den Einkauf mittelfristig dank KI nachhaltiger<br />
und resilienter managen zu können. Dabei<br />
hat KI nur eine Zukunft in den Unternehmen,<br />
wenn man die Voraussetzungen für die Datensicherheit<br />
bei ihrem Einsatz schafft.“<br />
Mehrheit der KI-Anwender konnte<br />
Beschaffungsprozesse verbessern<br />
94,5 % der KI-Nutzer im Einkauf berichten, dass<br />
ihr Einsatz zu einer Verbesserung ihrer Beschaffungsprozesse<br />
beigetragen hat. Es gibt nur eine<br />
kleine Gruppe von 5,5 %, die keine signifikanten<br />
Verbesserungen durch die Nutzung von KI<br />
feststellen konnte.<br />
KI-Integrationsquote: Anteil Mensch<br />
und KI im Einkauf<br />
Bei denen, die KI einsetzen, verteilt sich der<br />
Anteil von KI und Mensch wie folgt: Eine sehr<br />
geringe Anzahl (1 %) verlässt sich hauptsächlich<br />
auf KI mit einer 80/20-Verteilung (80 % KI, 20<br />
% Arbeitskräfte). 5,8 % der Befragten berichten<br />
von einer ausgewogenen 50/50-Aufteilung<br />
zwischen menschlichen Arbeitskräften und<br />
KI. Unterdessen geben 13 % an, dass 20 % der<br />
Arbeiten die KI und 80 % die Arbeitskräfte übernehmen.<br />
Bei 14,5 % verteilt sich die menschliche<br />
Arbeitskraft auf 90 % und auf die der KI auf<br />
10 %. Kloepfel stellt fest: „Die Integration von KI<br />
in der Beschaffung befindet sich noch in einem<br />
frühen Stadium. Es sind aber bereits vielfältige<br />
Ansätze zur Zusammenarbeit zwischen KI und<br />
menschlichen Mitarbeitenden erkennbar.“<br />
Große Mehrheit empfiehlt den Einsatz<br />
von KI in der Beschaffung<br />
Eine beachtliche Mehrheit von 87,3 % der<br />
Studienteilnehmer spricht sich dafür aus, KI im<br />
Beschaffungswesen zu nutzen. Im Gegensatz<br />
dazu stehen 12,7 % der Befragten, die eine solche<br />
Empfehlung nicht aussprechen.<br />
Efe Duran Sarikaya, Geschäftsführer von Kloepfel<br />
Consulting, sagt: „Um KI kommt kein Unternehmen<br />
herum. KI kann in Teilen Fachkräfte<br />
ersetzen, was beim aktuellen Fachkräftemangel<br />
eine große Hilfe ist. Hinzu kommen die vielen<br />
(Nachhaltigkeits-)Risiken für die Lieferketten.<br />
Mittels KI erkennt man diese frühzeitig, um sie<br />
abwehren zu können. KI ist auch im Einkauf<br />
ein Gamechanger und kann den Renditemotor<br />
Einkauf massiv auf Touren bringen.“<br />
Teilnehmer nach Jahresumsatz<br />
Die Gruppe der Teilnehmer aus Unternehmen<br />
mit einem Jahresumsatz zwischen 10 und 200<br />
Millionen USD stellt mit 42,3 % den größten<br />
Anteil dar. Ein Viertel der Befragten arbeitet in<br />
Unternehmen mit einem Umsatz von unter 10<br />
Millionen USD im Jahr. 23,1 % der Befragten<br />
kommen aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz<br />
zwischen 200 Millionen USD und<br />
1 Milliarde USD. 9,6 % sind bei Unternehmen mit<br />
einem Jahresumsatz von über 1 Milliarde USD<br />
beschäftigt.<br />
[RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S22<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Wie KI-basierte<br />
Lösungen für mehr<br />
Kundenzufriedenheit<br />
sorgen<br />
Lieferkettenoptimierung & Bedarfsprognosen:<br />
In 3 Schritten zur zufriedenen Kundschaft.<br />
PI REDAKTION<br />
Leere Regale und lückenhafte Sortimente<br />
sorgen bei Verbrauchern für Frustration<br />
und Enttäuschung: Sie entscheiden<br />
sich gegen einen Einkauf und weichen<br />
auf andere Anbieter aus. Anhaltende Lieferkettenschwierigkeiten<br />
verstärken diesen Unmut.<br />
Betroffene Händler können allerdings Technologien<br />
und Strategien einsetzen, um die negativen<br />
Auswirkungen auf ihr Tagesgeschäft und<br />
den potenziellen Schaden zu minimieren.<br />
Troy Prothero, SVP Product Management von<br />
SymphonyAI Retail | CPG, erklärt, wie Händler<br />
die Daten entlang ihrer Lieferkette nutzen<br />
können, um bessere Prognosen aufzustellen,<br />
welche Rolle Künstliche Intelligenz (KI) dabei<br />
spielt und wie sich das auf die Kundenzufriedenheit<br />
auswirkt.<br />
1. Keine Überraschungen mehr mit genaueren<br />
Vorhersagen<br />
Händler kennen die Produkte, um die sich Kunden<br />
traditionell reißen, wenn große Feiertage<br />
wie Valentinstag, Ostern oder Weihnachten anstehen.<br />
Dieses Wissen hilft ihnen jedes Jahr aufs<br />
Neue: Sie können genau planen, welche Waren<br />
sie in welchem Umfang bestellen müssen, um<br />
zu verhindern, dass Käufer mit leeren Händen<br />
aus dem Laden gehen.<br />
Unvorhergesehene Ereignisse führen allerdings<br />
dazu, dass sich die Anforderungen und Präferenzen<br />
auf Seiten der Kunden spontan ändern.<br />
Dann sind Produkte schneller ausverkauft als<br />
Retailer für Nachschub sorgen können – so<br />
wie es 2020 mit Toilettenpapier, Mehl und Hefe<br />
der Fall war. Mit solch einem plötzlichen Peak<br />
rechnen die wenigsten Händler, was eine gute<br />
Vorausplanung erschwert. In diesem Fall kommen<br />
Maßnahmen oftmals zu spät.<br />
Vorhersagen müssen also zeitnaher und genauer<br />
werden. KI-basierte End-to-End-Lösungen<br />
erweisen sich hier als besonders hilfreich.<br />
Sie analysieren sowohl Kundendaten für eine<br />
360-Grad-Kundensicht als auch die Bewegungsdaten<br />
entlang der Lieferkette. Dadurch<br />
erkennen sie potenzielle Lieferengpässe und<br />
Trends im Einkaufsverhalten der Kunden . Auf<br />
diese Weise können Sie antizipieren, wann es<br />
zu Nachschubschwierigkeiten kommt und wie<br />
gefragt bestimmte Produkte in Zukunft sein<br />
werden. Auf diese Erkenntnisse aufbauend<br />
können Händler dann bessere strategische<br />
Entscheidungen treffen.<br />
2. Echtzeit-Insights und ein stabiles Netzwerk<br />
über die gesamte Lieferkette hinweg<br />
Bei der Erstellung von Bedarfsprognosen spielt<br />
die Zusammenarbeit innerhalb der Lieferkette<br />
eine wichtige Rolle. Daher sollte die Kommunikation<br />
innerhalb des Lieferantennetzwerks<br />
reibunglos und transparent erfolgen, um<br />
die Zusammenarbeit mit Großhändlern und<br />
Herstellern zu fördern. Der Austausch relevanter<br />
Daten kommen dabei nicht nur Händlern,<br />
sondern dem gesamten Netzwerk zugute.<br />
Mithilfe von KI sammelt Software Daten, erstellt<br />
Nachfrageprognosen, die viel genauer sind als<br />
herkömmliche statistische Prognosen, und stellt<br />
sie sämtlichen Parteien als Single Source of<br />
Truth zur Verfügung. Dadurch stehen diese Informationen<br />
nicht nur in Echtzeit zur Verfügung,<br />
Händler können darüber hinaus auf detaillierte<br />
Was-wäre-wenn-Szenarien zugreifen.<br />
Zudem ist es von Vorteil,Transparenz zwischen<br />
dem Zeitpunkt, an dem eine Bestellung bei<br />
einem Lieferanten aufgegeben wird, und dem
Moment, an dem das Produkt im Lager eintrifft,<br />
aufrecht zu erhalten. Die enge Zusammenarbeit<br />
mit Lieferanten hat einen direkten Einfluss auf<br />
die Kundenerfahrung vor den Regalen. Je mehr<br />
Transparenz über Verzögerungen und Vorlaufzeiten<br />
herrscht, desto flexibler können Händler<br />
Entscheidungen in Bezug auf die Lieferkette<br />
treffen.<br />
3. Technologie und transparente Kommunikation<br />
unterstützen Erwartungsmanagement<br />
Für Händler besteht eine große Herausforderung<br />
darin, die Informationen, die sie durch<br />
ihr Lieferkettenmanagement gewinnen, auch<br />
nachvollziehbar und verständlich an ihre<br />
Kunden weiterzugeben. Denn es macht einen<br />
Unterschied, ob Kunden vorab darüber informiert<br />
werden, wenn ihre Wunschware ausverkauft<br />
ist, oder ob sie leere Regale vorfinden. In<br />
beiden Fällen ist die Enttäuschung zwar groß,<br />
jedoch stärkt transparente Kommunikation das<br />
Vertrauen der Verbraucher.<br />
Händler sollten also ihre Kundschaft informieren,<br />
wenn es zu Störungen, Lieferschwierigkeiten<br />
und Verzögerungen kommt. Mit den<br />
Informationen über zukünftige Warenverfügbarkeiten<br />
können sie auf die Erwartungshaltung<br />
ihrer Kunden einwirken. Auch Ersatzprodukte<br />
können den akuten Bedarf decken und Engpässe<br />
überbrücken. Damit solche Maßnahmen<br />
zielführend gestaltet werden können, ist ein<br />
holistischer Ansatz von großer Bedeutung. Alle<br />
Systeme sollten miteinander kommunizieren<br />
können und Informationen austauschen. Bilden<br />
zum Beispiel Supply-Chain-Management- und<br />
Marketing-Lösungen eine Einheit, ist mithilfe<br />
einer KI-basierten End-to-End-Lösung eine<br />
hyper-personalisierte Omnichannel-Kommunikation<br />
realisierbar. So erhalten Online- und<br />
In-Store-Kunden zeitnah automatisierte personalisierte<br />
Benachrichtigungen über Verfügbarkeiten<br />
und Alternativen.<br />
Die Lösung unterstützt sogar die Entwicklung<br />
personalisierter Werbe- und Angebotsaktionen,<br />
die sowohl Bedarf als auch Produktverfügbarkeiten<br />
berücksichtigen. Im Anschluss wertet sie<br />
die Performance-Daten aus und kann anhand<br />
von historischen und Echtzeitdaten künftige<br />
Werbemittel und -Maßnahmen optimieren.<br />
[RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S24<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Otto Austria Group<br />
startet durch<br />
Die UNITO-Gruppe heißt jetzt Otto Austria<br />
Group – ein Name, der in sich in Österreich<br />
wohl deutlich größerer Bekanntheit erfreut.<br />
Nach einem leichten Umsatzrückgang im<br />
vergangenen Geschäftsjahr blickt das Unternehmen<br />
vorsichtig optimistisch in das neue<br />
Geschäftsjahr <strong>2024</strong>. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Zur Otto Austria Group gehören<br />
OTTO Österreich, Universal, Quelle,<br />
Ackermann, Jelmoli und Lascana. Im<br />
Geschäftsjahr 2023/24 (vom 01. März<br />
2023 bis 29. Februar <strong>2024</strong>) betrug der Gesamtumsatz<br />
laut IFRS 15 349 Millionen Euro – ein<br />
Umsatzrückgang von 3,8 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr, aber angesichts der schwierigen<br />
Marktbedingungen doch besser als erwartet.<br />
Das weiß auch der Sprecher der Geschäftsführung,<br />
Harald Gutschi: „Für den gesamten<br />
Onlinehandel war 2023 ein ungewohnt<br />
schwieriges Jahr. Angesichts der multiplen<br />
Krisen (Krieg, Inflation, Kaufzurückhaltung) sind<br />
wir akzeptabel durchgekommen. Mit der Entwicklung<br />
im Living-Sortiment können wir aber<br />
nicht zufrieden sein. Diese wurde durch das<br />
stark rückläufige Neubau-Volumen im Wohnbau<br />
in Österreich und dem Verzicht auf größere<br />
Investitionen im Möbelbereich durch Konsumenten<br />
negativ beeinflusst. Zudem erschweren<br />
uns unfaire Wettbewerbsbedingungen durch<br />
chinesische Billiganbieter das Geschäft“.<br />
Trotz des Umsatzrückganges gibt es Grund<br />
zu feiern: denn die Marktanteile in Österreich<br />
konnten mit -1,7 % Umsatz zum Vorjahr ausgebaut<br />
werden - schließlich war laut Statistik<br />
Austria der E-Commerce-Markt 2023 in<br />
Österreich nominell mit -2,4 % bzw. real mit<br />
-7,5 % rückläufig. Noch schlimmer die Situation<br />
im Einzelhandelsmarkt für Möbel & Elektro, hier<br />
ging der Markt nominell um -4,2 % bzw. real um<br />
-11,5 % zurück.<br />
Technik-Sortiment legt zu<br />
Während der Markttrend nach unten zeigte,<br />
konnte die Otto Austria Group im Bereich des<br />
Technik-Sortiments wachsen. Der Verkaufsschlager<br />
dabei war die Playstation 5 Konsole<br />
– der mit Abstand meistbestellte Artikel<br />
bei OTTO Österreich im vergangenen Jahr, der<br />
einen Bodenstaubsauger auf den zweiten Rang<br />
verwies. Angesichts des Wetters lief das Textilgeschäft<br />
akzeptabel. Das große Sorgenkind ist<br />
der Bereich Living: durch den stark rückläufigen<br />
Wohnbausektor – bis zu 50 % weniger Bautätigkeit<br />
- sanken die Living-Umsätze um –13 %.<br />
Umfragen und Marktanalysen zeigen, dass die<br />
verfügbaren Einkommen der Bevölkerung neben<br />
notwendigen Gütern des täglichen Bedarfs<br />
in Freizeit und Urlaube fließen. Anders als zur<br />
Corona-Pandemiezeit wurden Güter für Haus &<br />
Heim im Jahr 2023 schlecht nachgefragt.<br />
Auffällig ist, dass die Artikel in den Onlineshops<br />
der Otto Austria Group schon zu rund 60<br />
Prozent über App bzw. mobil bestellt werden<br />
- mehr als die Hälfte davon sogar nur via App.<br />
Dabei wurden rund zwei Drittel der Umsätze im<br />
österreichischen Markt generiert. Auch hinsichtlich<br />
der Retourenquote vermeldet OTTO<br />
Österreich eine positive Entwicklung: um 1 %<br />
weniger als im Vorjahr pendelt sich die Quote<br />
der Rücksendungen bei etwa einem Drittel ein.<br />
Gutschi: „Auch wenn das vergangene Geschäftsjahr<br />
aufgrund der Kundenzurückhaltung<br />
für alle Händler schwierig war, sind wir dennoch<br />
bedingt zufrieden. Besonders auch deshalb, weil<br />
unsere Leadmarken Universal und OTTO Österreich<br />
trotz der widrigen Umstände zum Vorjahr<br />
um fünf bzw. rund vier Prozent gewachsen sind.<br />
Zudem wurden die Onlineshops 101 Mio. Mal<br />
und damit um 5 % öfter als im Vorjahr besucht.<br />
Das Interesse unserer Kunden an unseren Produkten<br />
stieg weiter an. Die Anzahl der Kunden<br />
war nur geringfügig unter Vorjahr, pro Bestellung<br />
wurde in Österreich mit 234 € real um<br />
rund 6 % weniger bestellt. Aber: Unsere Kunden<br />
hatten 2023 Geldsorgen. Sie haben die Inflation<br />
über rückläufige Bestellwerte weggespart. Seit<br />
Beginn dieses Jahres sehen wir aufgrund der<br />
steigenden Reallöhne eine deutliche Erholung<br />
der Bestellwerte. Unsere Mitarbeiter mussten<br />
sich schnell an verändernde Marktsituationen<br />
anpassen. Das ist nicht immer einfach, aber wir<br />
sind stolz darauf, dass sie das geschafft haben.“
Umfirmierung zum Jubiläum<br />
Der nächste Meilenstein in der 20-jährigen<br />
Unternehmensgeschichte ist die Umbenennung<br />
von UNITO zu Otto Austria Group, über die sich<br />
die Geschäftsführer Harald Gutschi und Achim<br />
Güllmann besonders freuen. Hinter dem neuen<br />
Namen stehen aber auch ganz pragmatische<br />
Gründe: „Am Markt herrscht trotz Rezession ein<br />
„War for Talents“. Die Neuausrichtung unserer<br />
Arbeitgebermarke stärkt nicht nur unsere Unternehmenskultur,<br />
sondern unterstreicht auch<br />
die Werte, die wir aktiv leben. Zudem verbinden<br />
wir damit unsere Vertriebsmarken noch stärker.<br />
Unser Ziel ist es, am Arbeitsmarkt noch bekannter<br />
zu werden und geeignete Fachkräfte zu<br />
finden, was in den letzten Jahren immer schwieriger<br />
wurde. Das werden wir auch schaffen,<br />
denn mit unserem Namen Otto Austria Group<br />
profitieren wir von der Consumer Brand OTTO<br />
Österreich, die 90 % der Österreicher kennen<br />
(Werbespendings von mehr als 20 Mio. € pro<br />
Jahr). Deswegen haben wir Otto in unseren neuen<br />
Namen integriert. Auch unsere Kollegen von<br />
Universal, Quelle oder den Schweizer Marken<br />
identifizieren sich sehr stark mit dem Namen<br />
Otto Austria Group, was unlängst eine Mitarbeiter-Umfrage<br />
ergab. Für uns bedeutet dies eine<br />
Win-Win-Situation – extern sowie auch intern<br />
gesehen“, erklärt Harald Gutschi.<br />
Nichts Neues für Stakeholder<br />
Die Auswirkungen der Namensänderung für<br />
externe Stakeholder sind marginal: abgesehen<br />
vom Unternehmensnamen, neuem Corporate<br />
Design und neuer Employer-Branding-Strategie<br />
ändert sich so gut wie nichts. Partner und<br />
Lieferanten wurden natürlich bereits über die<br />
Änderung informiert, sind jedoch nur minimal<br />
von der Umbenennung betroffen. Für Kunden<br />
der Onlineshops der Otto Austria Group ändert<br />
sich überhaupt nichts, sie können wie gewohnt<br />
in ihrem bevorzugten Onlineshop einkaufen.<br />
Teil der Hamburger Otto Group<br />
Die Otto Austria Group ist, wie zuvor UNITO, Teil<br />
der BAUR-Gruppe, die wiederum zur Hamburger<br />
Otto Group zählt. Diese weltweit agierende<br />
Handels- und Dienstleistungsgruppe ist mit<br />
rund 41.000 Mitarbeitern in 30 wesentlichen<br />
Unternehmensgruppen in Deutschland, Europa<br />
und den USA aktiv. Ihre Geschäftstätigkeit<br />
erstreckt sich auf die Segmente Plattformen,<br />
Markenkonzepte, Händler, Services und Finanzdienstleistungen.<br />
Im Geschäftsjahr 2022/23<br />
(28. Februar) erwirtschaftete die Otto Group<br />
einen Umsatz von 16,2 Milliarden Euro. Sie<br />
gehört mit einem Onlineumsatz von rund 12<br />
Milliarden Euro zu den weltweit größten<br />
Onlinehändlern.<br />
[RED]<br />
Die Geschäftsführung:<br />
Dkfm. Achim Güllmann<br />
& Mag. Harald Gutschi
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S26<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Supply Chain & Einzelhandel:<br />
Vier Prognosen<br />
für <strong>2024</strong><br />
Wie es weitergeht mit KI, Cloud-nativer Software,<br />
der Kreislaufwirtschaft und Unified<br />
Supply Chain. Welche Technologietrends beeinflussen<br />
die Supply Chain und den Einzelhandel<br />
im Jahr <strong>2024</strong>?<br />
Die Nutzung physischer Lager kann optimiert<br />
werden, und durch effizientere Prozesse werden<br />
weniger Lkw auf den Straßen benötigt. Supply<br />
Chains können optimiert werden, was den Verbrauchern<br />
als auch den Einzelhändlern und der<br />
Umwelt zugutekommt.<br />
PI REDAKTION<br />
Manhattan Associates wagt einen<br />
Ausblick auf die kommenden<br />
Monate und hat vier Prognosen<br />
zu einigen der spannendsten<br />
Trends erstellt. „<strong>2024</strong> wird ein Jahr des technologischen<br />
Wandels für die Supply Chain und<br />
den Einzelhandel sein“, sagt Pieter Van den<br />
Broecke, Managing Director Benelux, Germany,<br />
Denmark and Eastern Europe bei Manhattan<br />
Associates. „Technologische Entwicklungen<br />
werden nicht nur das Einkaufserlebnis der Verbraucher<br />
verändern, sondern die Effizienz und<br />
Transparenz in der Supply Chain verbessern.“<br />
Prognose 1: Effizienzgewinne durch KI<br />
Die rasante Entwicklung der generativen KI<br />
kann dazu beitragen, die Effizienz in bisher<br />
undenkbarer Weise zu steigern. Die Möglichkeit,<br />
Computern über Sprache Aufgaben zu<br />
erteilen, die sie dann präzise ausführen, ist eine<br />
Revolution für die Arbeitswelt. Dieser Fortschritt<br />
ermöglicht es nahezu jedem Menschen, komplexe<br />
Aufgaben mit Hilfe von KI zu bewältigen.<br />
Generative KI wird sich zunehmend durchsetzen<br />
und in den Alltag integriert werden. Von<br />
dieser Entwicklung kann auch die Logistik<br />
profitieren. Künstliche Intelligenz, maschinelles<br />
Lernen und Automatisierung können beispielsweise<br />
in Distributionszentren und Lagern eine<br />
wichtige Rolle spielen, indem sie alltägliche,<br />
aber mühsame Aufgaben wie das Kommissionieren<br />
übernehmen.<br />
Prognose 2: Cloud-basierte Software<br />
Der Trend zu Cloud-basierter Software hat in<br />
den letzten Jahren zugenommen und dürfte<br />
sich in den kommenden Jahren verstärken. Der<br />
Grund dafür ist nicht nur die Auslagerung von<br />
Wartungs- und Betriebsaspekten an die Softwareanbieter,<br />
sondern der schnellere Zugang zu<br />
den neuesten Systemaktualisierungen. Versionslose<br />
Software in der Cloud ermöglicht heute<br />
regelmäßige Updates in Echtzeit, um immer<br />
auf dem aktuellen Stand zu sein. So können<br />
Unternehmen mit den schnellen Innovationszyklen<br />
Schritt halten und nahezu in Echtzeit auf<br />
Kundenerwartungen und Markttrends reagieren.<br />
Wenn Unternehmen den Erwartungen des<br />
Marktes und der Verbraucher gerecht werden<br />
wollen, können sie sich Stillstand nicht leisten.<br />
Prognose 3: Kreislaufwirtschaft<br />
Die Kreislaufwirtschaft wird immer wichtiger.<br />
Vor allem die Generation Z und die Millennials<br />
legen großen Wert auf verantwortungsvollen<br />
Konsum. Gefragt sind recycelte, gebrauchte und<br />
umweltfreundliche Produkte, die weniger Abfall<br />
verursachen. Die Verbraucher bleiben Einzelhändlern<br />
treu, die sich für mehr Nachhaltigkeit<br />
einsetzen.<br />
Im Einklang mit ESG-Vorschriften, die Einzelhändler<br />
zu einem verantwortungsvolleren<br />
Verhalten verpflichten, kann die Wirtschaft<br />
von strengeren Nachhaltigkeitskonzepten<br />
profitieren. Zudem können Retouren gezielt<br />
verringert oder sogar ganz vermieden werden,<br />
wenn Verbraucher mehr Kontrolle über den
Online-Kaufprozess haben, indem sie getätigte<br />
Bestellungen im Nachhinein selbst ändern<br />
oder stornieren können. Eine intelligentere,<br />
schnellere und sauberere Lieferkette spielt<br />
eine entscheidende Rolle für den Erfolg von<br />
Unternehmen. Ein gutes Beispiel ist die Lebensmittelindustrie,<br />
die mit verderblichen Waren<br />
handelt. 42 Prozent der 50 weltweit führenden<br />
Lebensmitteleinzelhändler haben laut eines<br />
Reports von Oliver Wyman inzwischen eine<br />
Nachhaltigkeitsfunktion eingerichtet, und 82<br />
Prozent der CEOs im Lebensmitteleinzelhandel<br />
nennen Nachhaltigkeit als eine ihrer obersten<br />
Prioritäten.<br />
Prognose 4: Optimierte Logistik durch<br />
Vereinigung von WMS und TMS<br />
Oft agieren WMS und TMS noch getrennt voneinander.<br />
Wird beispielsweise ein Transportplan<br />
an das Lagerverwaltungssystem übergeben,<br />
kann die Planung in herkömmlichen Systemen<br />
nicht mehr umgelenkt, angepasst oder optimiert<br />
werden. Durch die Unified Supply Chain – die<br />
Vereinigung der Bereiche – ist es möglich, in<br />
die Prozesse der gesamten Lieferkette einzugreifen,<br />
kurzfristige Änderungen vorzunehmen<br />
und somit Zeit, Ressourcen und viel Aufwand<br />
zu sparen. Unternehmen erhalten zudem einen<br />
Überblick über die aktuellen Bestände in<br />
Distributionszentren, Lagern und Filialen. Dies<br />
ermöglicht den Unternehmen einen idealen<br />
End-to-End-Prozess, der eine kontinuierliche<br />
Optimierung auf Basis der Realität statt grober<br />
Schätzungen erlaubt.<br />
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage von<br />
Manhattan ergab, dass nur 5 Prozent der Einzelhändler<br />
in Deutschland glauben, jederzeit einen<br />
genauen Überblick über die Bestände in den<br />
Filialen und im gesamten Vertriebsnetz zu haben.<br />
Hier kann RFID eine wichtige Rolle spielen.<br />
Mit dieser Technologie können Lagerbestände<br />
lokalisiert und identifiziert werden, so dass eine<br />
Bestandsaufnahme in Echtzeit möglich ist. Sobald<br />
das System erkennt, dass die Bestände zur<br />
Neige gehen, kann automatisch nachbestellt<br />
werden. [RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S28<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Goodbye Retouren -<br />
hallo bewusste<br />
Kaufentscheidungen<br />
Durch die Möglichkeit kostenloser Retouren<br />
ist die Kultur des Kaufens, Ausprobierens und<br />
Zurückgebens für viele Shopper über lange<br />
Zeit zu einer typischen Gewohnheit geworden.<br />
Viele Konsumenten haben darüber allerdings<br />
vergessen: Gratis-Rücksendungen sind<br />
eigentlich überhaupt nicht kostenfrei.<br />
ROB VAN DEN HEUVEL, CEO UND MITBEGRÜNDER VON SENDCLOUD<br />
Denn auch wenn die Kosten einer<br />
Retoure nicht direkt vom Kunden<br />
getragen werden, durchlaufen retournierte<br />
Waren mindestens zwei<br />
Verpackungsprozesse und müssen sowohl auf<br />
dem Hinweg zum Kunden als auch auf dem<br />
Rückweg zum Händler über längere Strecken<br />
transportiert werden. All dies verursacht Kosten,<br />
belastet die Umwelt und erhöht die logistische<br />
Komplexität.<br />
Allein in Deutschland schicken Online-Shopper:innen<br />
elf Prozent ihrer Einkäufe zurück - das<br />
ist jede neunte bestellte Ware, wie eine vom<br />
Digitalverband Bitkom in Auftrag gegebene<br />
Umfrage unter 1.050 Online-Shoppern ab 16<br />
Jahren ergeben hat. Händler müssen dafür bis<br />
zu 10 Euro, die sich aus einer Reihe von Versand-,<br />
Lager- und Verpackungskosten zusammensetzen,<br />
pro zurückgesendetem Paket<br />
einplanen. Mittlerweile sind Bearbeitung und<br />
Wiederverkauf von Rücksendungen teilweise<br />
so teuer geworden, dass einige Shops, darunter<br />
auch Amazon, ihren Kunden absurderweise<br />
sogar raten, sich die Mühe der Rücksendung zu<br />
sparen und das Produkt einfach zu behalten.<br />
Eine Rückerstattung erhalten sie trotzdem.<br />
Spielregeln im Wandel<br />
Die von Einzelhandelsriesen wie H&M und<br />
Zara eingeführten Retourengebühren haben<br />
allerdings zu einem wachsenden Umdenken<br />
im Umgang mit Retouren im Online-Handel<br />
geführt. Die hohen wirtschaftlichen Kosten, die<br />
Retouren mittlerweile verursachen, führen dazu,<br />
dass sich langsam aber sicher bei immer mehr<br />
Händlern kostenpflichtige Retouren als neuer<br />
Standard durchsetzen.<br />
Trotzdem sind viele in der Branche auch besorgt,<br />
dass Kosten für Rücksendungen potenzielle<br />
Kunden abschrecken könnten. Hier drängt<br />
sich allerdings eine interessante Frage auf:<br />
Wenn Konsumenten bereit sind, für Lieferungen<br />
zu bezahlen, warum dann nicht auch für mögliche<br />
Rücksendungen? Als Anfangsanreiz für<br />
einen Online-Einkauf haben Kunden den kostenlosen<br />
Versand zwar schnell akzeptiert, aber<br />
sie können sich auch wieder an kostenpflichtige<br />
Rücksendungen gewöhnen. Wenn der Rücksendungsprozess<br />
insgesamt so unkompliziert
wie möglich ist, können Rücksendegebühren<br />
durchaus Teil einer neuen Lösung sein. Auch<br />
wenn die Erhebung von Rücknahmegebühren<br />
auf Online-Händlerseite in erster Linie wohl aus<br />
Kostengründen und nicht aus Umweltschutzüberlegungen<br />
erfolgen, können sie aus letzterem<br />
Grund eine sinnvolle Entscheidung darstellen,<br />
sofern der Rücknahmeprozess insgesamt<br />
problemlos möglich ist. Damit letzteres gelingt,<br />
sollten Einzelhändler ihren Kunden transparent<br />
kommunizieren, was bei der Rückgabe eines<br />
Produkts auf sie zukommt – sie müssen Bedingungen,<br />
Fristen und Verfahren klar erläutern.<br />
Diese Transparenz ist eine Grundvoraussetzung,<br />
Kunden nicht vom Kauf abzuschrecken.<br />
So zeigen Zahlen, dass 67 Prozent der Online-Shopper<br />
es nicht in Erwägung ziehen, in<br />
einem Online-Shop zu bestellen, wenn dieser<br />
keine klaren Informationen zur Rücksendepolitik<br />
verfügbar macht.<br />
Eine weitere Voraussetzung ist es: Rücksendeprozesse<br />
müssen sehr einfach sein. Denn<br />
ebenfalls sind über die Hälfte der Online-Shopper<br />
der Meinung, dass sie Rücksendungen als<br />
Belastung empfinden. Online-Shops sollten<br />
diesem spezifischen „Pain Point“ ihrer Kunden<br />
bei der Gestaltung ihrer Retourenprozesse besondere<br />
Aufmerksamkeit widmen. So könnten<br />
sie ihren Kunden z. B. die Möglichkeit bieten,<br />
mit nur wenigen Klicks die für sie komfortabelste<br />
Rückgabemethode zu wählen - sei es<br />
Abholung, Paketschließfach oder Abgabe bei<br />
Packstationen.<br />
Verantwortungsvolle Rückführung: Technologie<br />
als Game Changer<br />
Online-Shops sollten nicht davor zurückschrecken,<br />
ihre Kundschaft zu einem verantwortungsbewussten<br />
Rückgabeverhalten zu ermutigen.<br />
Und auch sie selbst sollten sich um eine<br />
verantwortungsvolle Retouren-Politik bemühen.<br />
In der Praxis bedeutet dies, die eigene Rücksendeprozesse<br />
zu evaluieren und neu zu bewerten.<br />
Online-Shops sollten dabei vor allem verstehen,<br />
warum bestimmte Produkte überhaupt retourniert<br />
werden. Dabei können sie sich moderne<br />
Technologien zunutze machen – so lässt<br />
sich die Dynamik von Rücksendungen durch<br />
Predictive Analytics Lösungen heute schon<br />
sehr gut prognostizieren, so dass Händler ihre<br />
Rückschlüsse für ihre Retourenpolitik ziehen<br />
können. Zeigen die Daten z. B. ein wiederkehrendes<br />
Muster bei ihren Retouren aufgrund von<br />
Konfektionsgrößenproblemen, könnte eine Aktualisierung<br />
der betreffenden Produktbeschreibungen<br />
oder der Größentabelleninformationen<br />
ein Game-Changer sein.<br />
Mit der „Return Merchandise Authorization“<br />
(RMA) wurde ein System entwickelt, das über<br />
die einfache Retoure von Artikeln hinausgeht<br />
und in der Lage ist, die Details von Reparaturen,<br />
Rückerstattungen und Ersatzteilen optimiert zu<br />
verwalten. Über das System lassen sich je nach<br />
den spezifischen Garantiebedingungen oder<br />
den festgelegten Retouren-Richtlinien Rücksendungen<br />
genehmigen oder ablehnen. RMA<br />
kann so den Rückgabeprozess optimal und für<br />
alle Beteiligten so einfach wie möglich gestalten<br />
– mit dem großen Vorteil, dass Händler bei<br />
minimalem Arbeitsaufwand nicht die Zufriedenheit<br />
ihrer Kunden riskieren.<br />
Auch „Virtual Try-On“-Technologien können<br />
Retourenprozesse erleichtern, da Kunden<br />
hierbei in den Genuss eines hochpersonalisierten<br />
Einkaufserlebnisses kommen, bei dem sie<br />
das Aussehen und die Passform ihres Produkts<br />
schon vor dem Kauf detailgenau sehen können.<br />
So können sie schon beim Kaufen ihrer Produkte<br />
eine sehr viel fundiertere Entscheidung<br />
treffen.<br />
Die Zukunft der Retouren ist kostenpflichtig<br />
Die neue Ära kostenpflichtiger Retouren wird<br />
sowohl Shops als auch Käufer:innen dazu<br />
veranlassen, ihre Rückgaberichtlinien und<br />
-gewohnheiten bewusster zu überdenken.<br />
Kund:innen werden sich es in Zukunft durch<br />
die Zunahme kostenpflichtiger Regelungen<br />
bei Rücksendungen lieber zweimal überlegen,<br />
ob sie einen Artikel kaufen, bei dem die Möglichkeit<br />
besteht, dass sie ihn zurücksenden<br />
müssen. Den Shops werden kostenpflichtige<br />
Rücksendungen ermöglichen, wirtschaftlichere,<br />
reibungslosere und insgesamt bessere Prozesse<br />
zu implementieren. Solange sie den Rückgabeprozess<br />
dabei insgesamt so einfach wie<br />
möglich gestalten, werden Online-Shops aber<br />
auch mit kostenpflichtigen Rückgaberegelungen<br />
erfolgreich sein können. [RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S30<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Weniger Verpackung<br />
und mehr Sichtbarkeit<br />
Amazon ermöglicht Verkaufspartnern Lieferungen<br />
ohne zusätzliche Umverpackung<br />
PI REDAKTION<br />
Amazon arbeitet kontinuierlich daran,<br />
Verpackungsmaterial zu reduzieren<br />
und im Idealfall ganz darauf zu<br />
verzichten. Seit 2015 konnte das Gewicht<br />
der Versandverpackungen pro Sendung<br />
im Schnitt um 41 Prozent reduziert werden,<br />
was mehr als zwei Millionen Tonnen Material<br />
eingespart hat. Außerdem werden immer mehr<br />
Produkte in ihrer Originalverpackung versendet:<br />
Im Jahr 2022 wurden so schon elf Prozent aller<br />
Pakete weltweit ganz ohne zusätzliche Umverpackung<br />
versendet, was einem Zuwachs von<br />
50 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.<br />
Jetzt bietet Amazon die Option „Ohne zusätzliche<br />
Amazon-Verpackung versendet“ auch für<br />
Bestellungen bei Verkaufspartnern an, die den<br />
Versand durch Amazon (FBA) zu nutzen.<br />
Um von dieser Möglichkeit zu profitieren,<br />
können österreichische Verkaufspartner ihre<br />
Produktverpackungen zertifizieren. Die Produkte<br />
werden dann, sollten Kund:innen das wünschen,<br />
mit einem Adressaufkleber versehen und in ihrer<br />
Originalverpackung ausgeliefert. Wenn dennoch<br />
zusätzliche Umverpackungen erforderlich<br />
sind, verwendet Amazon in Europa ausschließlich<br />
Papier-Versandtaschen, Kartonumschläge<br />
und Wellpappkartons, die einfach im Haushalt<br />
recycelt werden können.<br />
Wenn die Produkte im Rahmen des Amazon-Programms<br />
"Ohne zusätzliche Amazon-Verpackung<br />
versendet" für den sicheren<br />
Versand an Kunden zertifiziert sind, genügt ein<br />
Versandetikett.<br />
Im Jahr 2023 hat Amazon dazu ein Pilotprogramm<br />
mit ausgewählten Verkäufern durchgeführt,<br />
um deren Feedback einzuholen. Mit dabei<br />
war auch Naturabiomat aus Schwaz in Tirol, ein<br />
Hersteller von Produkten aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen im Verpackungs- und Abfallbereich.<br />
Geschäftsführer Christian Margreiter sagt: „Für<br />
uns liegen die Vorteile des Programms auf der<br />
Hand: Unser AirBox® Bioabfallbehälter wird nun<br />
in unserer eigenen Markenverpackung versendet,<br />
ohne zusätzliches Verpackungsmaterial<br />
von Amazon. Eine umweltbewusste Lösung für<br />
unsere Kundinnen und Kunden – so arbeiten<br />
wir gemeinsam an einer grüneren Zukunft."<br />
“Indem wir Herstellern und Verkäufern Anreize<br />
bieten, auf eine zusätzliche Umverpackung zu<br />
verzichten, verbessern wir das Shopping-Erlebnis<br />
und reduzieren den Verpackungsmüll. Das<br />
ist ein Gewinn für Kundinnen und Kunden, Verkaufspartner<br />
und den Planeten”, sagt Kayla Fenton,<br />
Senior Manager für Verpackungsinnovation<br />
bei Amazon. “Außerdem hilft das Programm den<br />
Verkaufspartnern dabei, die Kundenbindung<br />
zu stärken, weil Kundinnen und Kunden bei der<br />
Lieferung sofort ihr Branding erkennen.“<br />
Über die Gestaltung ihrer Verpackungen ergeben<br />
sich oftmals Einsparungspotenziale für<br />
Händler: Verpackungen für den Einzelhandel<br />
sind oftmals aufwendig gestaltet, damit sie
die Aufmerksamkeit von Kund:innen erregen.<br />
E-Commerce Händler können hingegen einfachere<br />
– und oftmals kostengünstigere – Verpackungen<br />
verwenden, denn ihre Kund:innen<br />
können sich ihre Lieblingsprodukte bei der<br />
Online-Bestellung aus zahlreichen Blickwinkeln<br />
ansehen. Neben den Umwelt- und Branding-Aspekten<br />
gibt es für Verkaufspartner aber<br />
auch finanzielle Anreize, denn es fallen niedrigere<br />
FBA-Fulfillment-Gebühren an. In Europa<br />
können Produkte, die für den Versand in ihrer<br />
eigenen Verpackung zertifiziert sind, einen Rabatt<br />
auf die Versandgebühr erhalten.<br />
Händler können viele Produkte per Selbsttest<br />
zertifizieren oder von Amazon akkreditierte<br />
Labor nutzen<br />
Wenn das Produkt nicht zerbrechlich ist, keine<br />
Flüssigkeiten enthält oder scharfen Kanten<br />
aufweist, können die Verkäufer einen Selbsttest<br />
durchführen, um sich zu zertifizieren. Alternativ<br />
können Verkäufer auch einen zertifizierten<br />
Labortest eines Drittanbieters in Anspruch nehmen<br />
und ihr Produkt dann anmelden. Amazon<br />
stellt eine Liste von Laboren zur Verfügung, in<br />
denen der Test durchgeführt werden kann. Alle<br />
zerbrechlichen, flüssigen und scharfkantigen<br />
Artikel müssen durch ein zertifiziertes Labor<br />
getestet werden. Interessierte Verkaufspartner<br />
finden alle Informationen zum Programm und<br />
detaillierte Anweisungen zur Zertifizierung auf<br />
der Amazon-Verpackungswebseite und in der<br />
Verkäuferzentrale Seller Central.<br />
Amazon wird von vier Grundprinzipien geleitet:<br />
Fokus auf Kund:innen statt auf den Wettbewerb,<br />
Leidenschaft fürs Erfinden, Verpflichtung zu<br />
operativer Exzellenz und langfristiges Denken.<br />
Amazon strebt danach, das kundenorientierteste<br />
Unternehmen, der beste Arbeitgeber und<br />
der sicherste Arbeitsplatz der Welt zu sein.<br />
Kundenrezensionen, 1-Click-Shopping, personalisierte<br />
Empfehlungen, Prime, Versand<br />
durch Amazon, AWS, Kindle Direct Publishing,<br />
Kindle, Fire Tablets, Fire TV, Amazon Echo, Alexa,<br />
Just-Walk-Out-Technologie, Amazon Studios<br />
und The Climate Pledge sind nur einige Beispiele,<br />
für die Amazon Pionierarbeit geleistet<br />
hat.<br />
[RED]
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S32<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Amazon-Marketing:<br />
7 Tipps für Händler für<br />
den erfolgreichen<br />
Produktlaunch<br />
Zum Produktlaunch im E-Commerce-Umfeld<br />
gehört das Marketing auf dem Amazon<br />
Marketplace als Teil des Marketing-Mix dazu.<br />
Brands sollten die Chancen, die sich hieraus<br />
ergeben, für sich nutzen. PI REDAKTION<br />
Unternehmen, die neue Produkte auf<br />
den Markt bringen, werden im Rahmen<br />
der Markteinführung sinnvollerweise<br />
auch Amazon Marketplace<br />
und die dortigen Werbemöglichkeiten<br />
einsetzen. Denn Amazon bietet inzwischen<br />
eine Vielzahl spannender Werbeformate und<br />
–lösungen für ein maßgeschneidertes Marketing.<br />
Die Marketing-Expert:innen der Berliner<br />
Amazon Produkt Performance Agentur AMZELL<br />
haben Tipps zusammengestellt und erklären,<br />
was Unternehmen im Rahmen einer Produkteinführung<br />
rund um Amazon beachten sollten und<br />
welche Stellschrauben die erfolgreiche E-Commerce-Plattform<br />
bietet.<br />
Den Rückenwind in den Wochen nach<br />
Erstellung des Listings nutzen<br />
Grundsätzlich können Markeninhaber vom<br />
Neuigkeitsfaktor, einer Art „Honeymoon-<br />
Phase“ im Produktlebenszyklus, profitieren<br />
und so nachhaltige Bekanntheit schaffen.<br />
Denn Amazon gibt neuen Produkten in der<br />
Anfangszeit nach der Erstellung des Listings<br />
eine höhere Sichtbarkeit und Relevanz, um<br />
die potentielle Performance zu evaluieren. Die<br />
Markenbetreiber haben dadurch die Möglichkeit,<br />
schneller und einfacher hohe Rankingpositionen<br />
zu erreichen. Die Erfahrungen<br />
der AMZELL-Expert:innen haben gezeigt, dass<br />
die Dauer bei rund vier Wochen liegt, in denen<br />
der A9-Algorithmus noch nicht auf die Sales-<br />
History und die Conversion Rate zurückgreift,<br />
um die Rankings für Keywords zuzuordnen. Statt<br />
dessen wird vor allem die Qualität des Listings,<br />
also der Beschreibungen, Keywords und Bilder,<br />
bewertet. Entscheidend ist daher, das Listing<br />
bereits zu diesem Zeitpunkt auf die relevanten<br />
Keywords hin zu optimieren und so Relevanz<br />
in den gewünschten Kundenumfeldern zu<br />
gewährleisten.<br />
Ausführliche Produktrecherche und Wettbewerbsanalyse<br />
sind vorab Pflicht<br />
Zur passenden Vorbereitung eines Produktlaunchs<br />
bei Amazon gehört die Produktrecherche<br />
und die Wettbewerbsanalyse – mit<br />
dem Ziel, eine Produktnische und möglichst<br />
klare Positionierung zu finden. Dieser USP sollte<br />
sich im Produktlisting widerspiegeln. Entscheidend<br />
sind hier vor allem jene Mitbewerber,<br />
die sich auf den ersten zehn bis zwanzig Plätzen<br />
finden – und somit die verkaufstärksten und aus<br />
Kundensicht besten Produkte sind. Die im Rahmen<br />
der Wettbewerbsanalyse gefundenen Keywords<br />
und beschreibenden Elemente, die Art der<br />
Produktpräsentation, aber auch die Schwachstellen<br />
und das Pricing können einen wertvollen<br />
Beitrag fürs Produktmanagement leisten. Bei<br />
Erreichen der „Retail Readiness“ sollte auf die<br />
Click-through-Rate (CTR) und auf die Conversion<br />
Rate (CVR) geachtet werden.<br />
Passende Werbeformate und Keyword-<br />
Kombinationen auswählen<br />
Ohne eine durchdachte Advertising-Strategie<br />
droht eine ineffiziente Budget-Allokation. Je<br />
nach Marktumfeld und Bekanntheit der Brand<br />
gilt es, entweder die Sichtbarkeit zu steigern,<br />
schnell die Verkaufszahlen zu steigern oder<br />
bestimmte Keywords und Keyword-Kombinationen<br />
zu dominieren. Amazon bietet mit Sponsored<br />
Products, Sponsored Brands und Sponsored<br />
Display die für jeden Zweck passenden<br />
Werbeformate an. Ist das Budget begrenzt, sollte<br />
auf Sponsored Products, also die Werbung für<br />
das einzelne Produkt, gesetzt werden. Hier sind<br />
die Chancen auf eine hohe CTR am größten, da<br />
die Produkte wenig werblich erscheinen und<br />
dennoch prominent platziert sind. Auch wenn<br />
sich in der Launch-Phase die Advertising Cost<br />
of Sales (ACoS) nicht im Vordergrund stehen<br />
werden, sollte dieser zentrale KPI immer Berücksichtigung<br />
finden, um einen möglichst hohen<br />
Return on Investment (ROI) zu erzielen.
Übersichtliches Kampagnenmanagement<br />
und Definieren von Budgets<br />
Entscheidend ist eine gründliche Keywordrecherche<br />
und das ausgiebige Testen und<br />
Optimieren der Kampagne. Sinnvoll ist es, pro<br />
Kampagne nur eine Anzeigengruppe anzulegen<br />
und pro Anzeigengruppe möglichst wenige Targets<br />
gleichzeitig laufen zu haben. Zunächst sollte<br />
mit festen Geboten gearbeitet werden, später<br />
kann die Gebotsstrategie auch dynamisch<br />
ausgerichtet sind. Wichtig ist dabei, die Tagesbudgets<br />
ausreichend hoch zu definieren, und<br />
die Kampagnenbudgets im Interesse des Sales-<br />
Momentums möglichst nicht zu limitieren.<br />
Drei PPC-Phasen und jeweilige<br />
wichtigste Ziele und Faktoren<br />
Die Erfahrung lehrt, dass es sinnvoll ist, die<br />
Launch-Strategie in drei PPC-Phasen à 30<br />
Tagen zu unterteilen, Während es zunächst gilt,<br />
im Interesse des Rankings Single-Keyword-<br />
Kampagnen zu entwickeln, passende Targets<br />
zu finden und immer wieder Gebote für performante<br />
Targets zu erhöhen, steht danach das<br />
Testen neuer Targets und das Anpassen der<br />
Gebote im Vordergrund. Gebote sollten erhöht<br />
oder gesenkt werden, sehr schwache Targets<br />
können in dieser Phase abgeschaltet werden.<br />
Nach 60 Tagen geht es darum, die Ziel-TACoS<br />
(Total Advertising Cost of Sale) zu optimieren,<br />
Gebote mit hohem ACoS zu senken und bei den<br />
Searchterms weiter aufzuräumen.<br />
Die Conversion Rate kann nun optimiert werden,<br />
indem möglicherweise auch der Produktpreis<br />
angehoben wird, sofern die Konkurrenzsituation<br />
dies zulässt. Wichtige Kennzahlen sollten in<br />
allen drei Phasen getracked und systematisch<br />
ausgewertet werden, um möglichst zeitnah die<br />
richtigen Schlüsse zu ziehen.<br />
Kundenbewertungen und begleitendes<br />
Marketing für Steigerung der Abverkäufe<br />
Auch (oder gerade) bei neu eingeführten<br />
Produkten und Marken beeinflussen Kundenbewertungen<br />
auf Amazon das Kaufverhalten<br />
und die Glaubwürdigkeit einer Marke. Daher<br />
ist es entscheidend, möglichst frühzeitig viele<br />
positive Bewertungen zu sammeln. Ein reduzierter<br />
Preis kann die Wahrscheinlichkeit hierfür<br />
ebenso erhöhen wie ein gezielter Hinweis an<br />
die Käuferinnen und Käufer auf der Verpackung.<br />
Auch die Teilnahme am Vine-Produkttester-<br />
Programm kann sich bezahlt machen. In vielerlei<br />
Hinsicht empfehlenswert ist die zusätzliche<br />
Bewerbung in sozialen Medien oder in bereits<br />
bestehenden Newslettern – in beiden Fällen<br />
gegebenenfalls unterstützt durch Rabattcodes<br />
oder Aktionen<br />
Regelmäßiges Monitoring, Auswerten<br />
der Daten und Definieren von Learnings<br />
Nach der Launch-Phase geht es an die Auswertung<br />
der gesammelten Daten der Kampagne.<br />
Diese können zum einen dafür herangezogen<br />
werden, mit Hilfe von A/B-Tests die<br />
wichtigsten KPIs und die Conversion weiter zu<br />
optimieren oder auch zur Blaupause für die folgenden<br />
Produkteinführungen werden. Sinnvoll<br />
ist es außerdem, immer weitere Kampagnentypen<br />
und Keyword-Kombinationen zu testen<br />
und Amazon als einen wichtigen Channel im<br />
Sales Funnel zu verstehen.<br />
[RED]<br />
Die „Honeymoon-Phase“<br />
ist eine Art Schonfrist,<br />
in der neue Brands und<br />
Produkte davon profitieren<br />
können, dass Amazon<br />
noch nicht über<br />
eine Sales-History verfügt,<br />
bzw. verfügen kann.<br />
Unternehmen sollten<br />
diese Phase systematisch<br />
für sich nutzen und<br />
mit Hilfe entsprechender<br />
Daten ihre Conversion<br />
optimieren. Händlerinnen<br />
und Händler, die in diesem<br />
Bereich Schwierigkeiten<br />
sehen, sollten sich eine auf<br />
Amazon-Markteing spezialsierte<br />
Performance-<br />
Agentur an Bord holen,<br />
die als Sparringspartner<br />
fungiert oder bei Setup,<br />
Optimierung und Auswertung<br />
der Kampagnen<br />
unterstützt. Grundsätzlich<br />
gilt, dass Amazon-Werbung<br />
im E-Commerce-<br />
Kontext nach wie vor ein<br />
wichtiger und nicht zu<br />
unterschätzender Faktor<br />
im Mediamix ist - und<br />
dass Werbebudgets durch<br />
ineffizient ausgesteuerte<br />
Kampagnen unnötig<br />
schnell verbrannt werden<br />
können.
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 2/<strong>2024</strong> | S34<br />
Die mit Abstand wichtigsten Abnehmer der<br />
heimischen Wellpappe-Industrie waren 2023<br />
die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft mit<br />
knapp 46 Prozent, gefolgt von Maschinen, Möbel,<br />
Elektronik und Automotive mit 18 Prozent.<br />
Der Anteil von Versandverpackungen liegt bei<br />
rund zehn Prozent“, so der Branchen-Sprecher.<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Wellpappe-Industrie<br />
zieht Bilanz<br />
Die wichtigste Transportverpackung Österreichs<br />
hieß 2023 Wellpappe. Das wird sich<br />
auch in Zukunft nicht ändern. Denn die Welt<br />
braucht umweltfreundliche Lösungen mehr<br />
denn je. Nachhaltige Verpackungen für<br />
Handel, Gewerbe und Industrie spielen eine<br />
immer wichtigere Rolle. Über zwei Drittel aller<br />
in Österreich hergestellten Waren werden in<br />
faserbasierter Wellpappe verpackt.<br />
PI REDAKTION<br />
Wellpappe ist ein zentraler Bestandteil<br />
unserer Lieferketten<br />
und das Material ist perfekt darauf<br />
abgestimmt“, sagt Stephan<br />
Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria.<br />
Eine große Rolle spielt Wellpappe im B2B-Bereich.<br />
„Optimal abgestimmte Wellpappe-Verpackungen<br />
wirken wie eine Reiseversicherung für<br />
unterschiedlichste Waren und Produkte. Wird<br />
Obst und Gemüse in Wellpappe verpackt, hält<br />
das Lebensmittel sogar bis zu drei Tage länger<br />
frisch“, so Kaar.<br />
Wirtschaftliche Entwicklung: Erholung erst<br />
zur Jahresmitte?<br />
Die heimische Wellpappe-Industrie blickt auf<br />
ein schwieriges Jahr zurück. 2023 war geprägt<br />
von hohem Kostendruck, geringer Konsumlaune,<br />
Zurückhaltung bei Investitionen und einer<br />
weiterhin hohen Inflation. „Überrascht hat, dass<br />
das traditionell stärkere vierte Quartal keine<br />
Entspannung gebracht hat“, berichtet Stephan<br />
Kaar. Beim mengenmäßigen Absatz verzeichneten<br />
die im Forum Wellpappe Austria organisierten<br />
Unternehmen im Jahr 2023 mit 740<br />
Millionen Quadratmeter gegenüber dem Vorjahr<br />
einen Rückgang von 11,2 Prozent.<br />
Beim Umsatz erzielten die heimischen Wellpappe-Unternehmen<br />
2023 ein Minus von 16,5<br />
Prozent: gesamt waren es 548,7 Millionen Euro.<br />
„Da die Wellpappe-Industrie mit der Transportverpackung<br />
eng an die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung gekoppelt ist, überraschen diese<br />
Rückgänge nicht. Die Hoffnung liegt jetzt auf<br />
einer wirtschaftlichen Erholung ab dem dritten<br />
beziehungsweise vierten Quartal,“ sagt Forumssprecher<br />
Kaar. Für <strong>2024</strong> rechnet die Branche mit<br />
einem leichten Plus von rund zwei Prozent.<br />
Wellpappe-Branche als Kreislauf-Profi Verpackungen<br />
aus Wellpappe bestehen in Österreich<br />
im Schnitt bereits zu über 80 Prozent aus<br />
Recyclingmaterial, nur 20 Prozent aus Frischfaserpapier.<br />
Die Rohstoffe kommen aus Bruchund<br />
Durchforstungsholz, das bei der Pflege<br />
nachhaltig bewirtschafteter Wälder anfällt. Ein<br />
Großteil des Materials verbleibt im Rohstoffkreislauf<br />
und kann bis zu 25 Mal zur erneuten<br />
Wellpappe-Herstellung verwendet werden.<br />
Für Konsumenten und Unternehmen ist die einfache<br />
Entsorgung der Wellpappe-Verpackung<br />
ein großer Vorteil. Denn auch im Handel fällt<br />
Wellpappe als sortenreine Einstoffverpackung<br />
an und muss nicht aufwendig getrennt werden.
Über 90 Prozent aller gebrauchten Wellpappe-Verpackungen<br />
werden dank des in Österreich<br />
bestens etablierten Sammel- und Recyclingsystems<br />
wieder als Rohstoff verwendet.<br />
EU-Verpackungsverordnung auf<br />
der Zielgeraden<br />
Eine neue EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung<br />
(PPWR) ist derzeit<br />
auf der Zielgeraden. Mit der PPWR will die EU<br />
die Verpackungsmengen in Europa verringern<br />
und die Kreislaufwirtschaft stärken. „Als heimische<br />
Wellpappe-Industrie begrüßen wir die<br />
Annahme des aktuellen Textes im Plenum des<br />
Europäischen Parlaments und warten auf eine<br />
endgültige Genehmigung durch den Rat. Die EU<br />
erkennt damit an, dass das vorbildliche System<br />
des Wertstoffkreislaufs von Papier, Wellpappe<br />
und Karton ökologische Vorteile bietet und ein<br />
wichtiger Bestandteil des funktionierenden Binnenmarktes<br />
ist,“ kommentiert Branchensprecher<br />
Kaar diese vorläufige Entscheidung.<br />
Post Loop – wiederverwendbare Verpackungen<br />
als Regelservice<br />
Auch die Österreichische Post AG setzt auf<br />
nachhaltige Lösungen. Mit „Post Loop“ bietet sie<br />
einen Regelservice für Online-Händler und wiederverwendbare<br />
Verpackungen aus Wellpappe<br />
und Holzfaser an.<br />
„Nachhaltigkeit ist uns ein ganz besonderes<br />
Anliegen und gehört schon lange zum Alltag<br />
der Post. Neben der CO2-neutralen Zustellung<br />
aller Sendungen in Österreich, der größten<br />
E-Flotte des Landes und einer grünen Bauweise<br />
der neuen Logistikstandorte, spielt angesichts<br />
des boomenden E-Commerce das Thema wiederverwendbare<br />
Verpackung eine große Rolle“,<br />
erklärt Peter Umundum, Vorstandsdirektor für<br />
Paket und Logistik, Österreichische Post AG.<br />
„Wellpappe ist dabei ein ideales Verpackungsmaterial,<br />
um den Online-Handel noch nachhaltiger<br />
zu gestalten“.<br />
Jobs und Ausbildung<br />
Vielfalt mit Zukunft „Die österreichische Wellpappe-Industrie<br />
ist ein stabiler und attraktiver<br />
Arbeitgeber“, sagt Franz Grafendorfer vom<br />
Forum Wellpappe Austria. Die Unternehmen<br />
der Branche bieten zukunftsorientierte Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und langfristige Perspektiven<br />
in großer Vielfalt, sowohl im technischen<br />
als auch im kaufmännischen Bereich. Die<br />
Anzahl der Unternehmen, Werke und Anlagen<br />
in Österreich ist in den letzten Jahren konstant<br />
geblieben. „Trotz deutlich steigender Personalkosten<br />
setzen wir als Unternehmen alles daran,<br />
die Fachkräfte im Betrieb zu halten“, so Grafendorfer.<br />
Die Zahl der Beschäftigten ist mit rund<br />
1.600 Mitarbeiter konstant geblieben. Jahr für<br />
Jahr bilden die heimischen Wellpappe-Unternehmen<br />
rund 60 Lehrlinge in<br />
14 verschiedenen Lehrberufen aus,<br />
ein Drittel davon sind weiblich<br />
Einmal im Jahr lädt das Forum Wellpappe Austria<br />
die Lehrlinge zu einem sportlichen Event –<br />
den Wellpappe Adventure Days – an den Faaker<br />
See ein. „Als besonderes Highlight haben wir in<br />
diesem Jahr Irene Fuhrmann, Österreichs Frauenfußball-Nationalteam-Chefin,<br />
eingeladen.<br />
Sie wird unsere Lehrlinge mit dem Teamspirit<br />
aus dem Fußball begeistern und mit ihnen auch<br />
ein Fußball-Training absolvieren,“ so<br />
Grafendorfer.<br />
Best of Wellpappe<br />
Besonders innovative und kreative Verpackungen<br />
aus Wellpappe werden jährlich mit dem<br />
Wellpappe Austria Award ausgezeichnet.<br />
„Dieser Award jährt sich zum bereits zehnten<br />
Mal und zeigt die Leistungsfähigkeit der heimischen<br />
Wellpappe-Unternehmen,“ sagt Franz<br />
Grafendorfer. „Besonders stolz sind wir auf<br />
unsere nationalen Gewinner, die heuer bei den<br />
WorldStar Packaging Awards auf internationaler<br />
Bühne sehr erfolgreich waren!“<br />
Das Forum Wellpappe Austria vertritt die Interessen<br />
der österreichischen Wellpappe-Industrie<br />
und fungiert als Sprachrohr gegenüber<br />
Handel, Behörden, Politik und Öffentlichkeit. Die<br />
Mitgliedsfirmen des Forum Wellpappe Austria<br />
sind: DONAUWELL Wellpappe Verpackungsgesellschaft<br />
m.b.H., Margarethner Verpackungsgesellschaft<br />
m.b.H, Mondi Grünburg GmbH,<br />
Mosburger GmbH (Standorte: Wien und Straßwalchen),<br />
Rondo Ganahl Aktiengesellschaft<br />
(Standorte: Frastanz und St. Ruprecht), Steirerpack<br />
GmbH und Wellpappenfabrik TEWA GmbH.<br />
[RED]<br />
Foto v.l.n.r.: Franz GRAFEN-<br />
DORFER, Forum Wellpappe<br />
Austria Peter UMUNDUM,<br />
Vorstandsdirektor für<br />
Paket & Logistik, Österreichische<br />
Post AG Stephan<br />
KAAR, Sprecher Forum<br />
Wellpappe Austria
#ECOMLOG24<br />
ECOM-<br />
LOG24<br />
9. ECOMMERCE<br />
LOGISTIK- DAY<br />
WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />
logistik-express.com