Versicherungsbote 1-2020
- Leitfaden: Zukauf von Maklerbeständen und Firmen - Krankenkasse: Die hohen Überschüsse führten zu Begehrlichkeiten - Wie man sich gegen das Wetter versichert
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sein Rad sicher abzustellen. Da gäbe es viel Potential. Und<br />
erste Städte justieren auch auf Druck des ADFC ihre<br />
Bauordnungen zu diesem Thema nach.<br />
Blickt man auf die Berichterstattung der Medien, scheint<br />
sie Vorurteile gegenüber Radfahrern teils zu bestärken.<br />
„Radfahrer verursachen immer mehr Unfälle“, schrieb<br />
zum Beispiel vor kurzem dpa – obwohl bei verunfallten<br />
Radfahrern, Alleinunfälle eingerechnet, diese „nur“ zu<br />
40 Prozent Hauptverursacher sind. Die „WELT“ gibt,<br />
weitestgehend unkommentiert, einen Kommentar von<br />
Bernd Irrgang wieder, Vorsitzender des Bundes der Fußgänger:<br />
„Es liegt in der Natur des Radfahrers, dass er<br />
90 Prozent der für ihn geltenden Regeln ignoriert“. Woher<br />
rühren aus Ihrer Sicht derartige Vorurteile? Was hilft<br />
dagegen?<br />
Radfahrer sind – so lange sie es gibt – immer wieder dem<br />
Vorwurf ausgesetzt gewesen, gesetzlos zu sein, sich über<br />
Regeln hinwegzusetzen, latent gegen gesellschaftliche<br />
Konventionen zu verstoßen. Das fängt bei Rad fahrenden<br />
Frauen im 19. Jahrhundert an, die sich skandalöserweise<br />
weigerten, Röcke zu tragen. Und ich bin mir sicher, es<br />
hört beim heute immer wieder ertönenden Vorwurf nicht<br />
auf, Radfahrer seien selbst Schuld an Unfällen, solange sie<br />
keine Warnweste trügen. Das ist natürlich völlig absurd:<br />
Niemand käme angesichts einer ungleich größeren Zahl<br />
an Unfällen mit Autos auf die Idee, die Zulassung eines<br />
Kraftfahrzeugs an eine neongelbe Lackierung zu koppeln.<br />
Ich denke, im Kern geht es darum, welche Form der<br />
Alltagsmobilität wir in Deutschland heute als Normalität<br />
wahrnehmen und welche Form eher die Ausnahme<br />
darstellt. Und Dinge, die normal sind, werden nicht<br />
hinterfragt – wer etwas Unnormales tut, muss sich<br />
hingegen dafür rechtfertigen. Niemand würde je auf die<br />
Idee kommen, eine Autohelmpflicht zu verlangen –<br />
obwohl die Zahl der schweren Kopfverletzungen bei<br />
Autoinsassen ungleich größer ist als bei Radfahrern. Ich<br />
erlebe da gerade aber auch einen Wandel des Diskurses,<br />
der mich grundsätzlich hoffnungsvoll stimmt. Und in den<br />
Niederlanden redet schon lange niemand mehr über die<br />
kriminelle „Natur des Radfahrers“ – schließlich legen dort<br />
inzwischen nahezu alle Leute Wege mit dem Rad zurück.<br />
Die Fragen an Konrad Krause<br />
stellte Mirko Wenig<br />
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