06.05.2024 Aufrufe

Versicherungsbote 1-2020

- Leitfaden: Zukauf von Maklerbeständen und Firmen - Krankenkasse: Die hohen Überschüsse führten zu Begehrlichkeiten - Wie man sich gegen das Wetter versichert

- Leitfaden: Zukauf von Maklerbeständen und Firmen
- Krankenkasse: Die hohen Überschüsse führten zu Begehrlichkeiten
- Wie man sich gegen das Wetter versichert

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wetterstation aufbaut, dann dauert es ein paar Jahre, bis<br />

Sie eine gewisse Historie haben, die für die Versicherbarkeit<br />

notwendig ist.<br />

Wenn wir jetzt aber, wie es momentan geschieht,<br />

zunehmend Satellitendaten verfügbar machen über<br />

Programme der Europäischen Weltraumorganisation<br />

(ESA) oder wenn der Deutsche Wetterdienst mehr<br />

Stationen aufbaut und Daten sammelt und auswertet,<br />

schaffen wir für die Zukunft die Grundlage für eine<br />

Versicherbarkeit dieser Wetterparameter. Insofern – der<br />

GDV hat schon recht – benötigen wir mehr Wetterstationen<br />

und mehr Datensammelpunkte.<br />

Also gibt es tatsächlich Gegenden, wo die Versicherung<br />

noch nicht abgeschlossen werden kann, weil die Daten<br />

noch nicht vorliegen?<br />

Naja, sagen wir mal so: Es gibt bei den Wettermessstellen<br />

Unterschiede: Gebiete, die sehr gut abgedeckt sind,<br />

andere hingegen nicht. Generell ist die Abdeckung in<br />

Deutschland aber schon sehr gut. Problematisch wird es<br />

zum Beispiel, wenn Sie sich auf einer Seite eines Berges<br />

befinden. Da kann es sein, dass mit Luftlinie drei<br />

Kilometer auf der anderen Seite des Berges die<br />

Interpretation der Daten nicht mehr sinnvoll ist. Denn<br />

auf der anderen Seite des Berges ist die Situation nicht<br />

mehr vergleichbar.<br />

Da ja auch wenige geographische Unterschiede einen großen<br />

Unterschied in der Wetterhistorie bedeuten können?<br />

Ja. Deswegen brauchen wir mehr Wettermessungen.<br />

Grundsätzlich haben wir aber schon eine sehr gute<br />

Abdeckung, gerade auch im internationalen Vergleich.<br />

Wir hatten jetzt die Messbarkeit des Wetters. Aber es<br />

geht auch um die Frage nach dem Schaden. Wann leistet<br />

die Versicherung? Ist es so, dass – ich weiß nicht, ob die<br />

Formulierung richtig ist – nicht nach einem entstandenen<br />

Schaden geleistet wird, sondern wirklich nach den<br />

Parametern?<br />

Also sachlich ist das richtig. Der Punkt ist aber:<br />

Natürlich wird bei so einer Versicherung vorher<br />

entsprechend genau hingeschaut und analysiert. In der<br />

Regel entspricht der Schaden auch der vereinbarten<br />

Schadensumme bei dem festgelegten Parameter.<br />

Die Analyse kann mitunter relativ einfach sein. Am<br />

Beispiel Bodenfrost sehen Sie das: Da ist ein<br />

Handwerksbetrieb mit fünf Mitarbeitern, ein<br />

Dachdecker-Betrieb zum Beispiel. Und dieser Betrieb<br />

möchte im Frühjahr eben versichert haben, dass Tage<br />

mit Bodenfrost sich nicht übermäßig häufen. Pro Tag, an<br />

dem es über eine normale Wetterhistorie hinaus<br />

Bodenfrost gibt, braucht der Unternehmer eben eine<br />

Auszahlung von „x“. Das kann man relativ schnell<br />

kalkulieren.<br />

Wichtig ist aber auch: Natürlich kann ein Unternehmen<br />

nie sein komplettes Geschäftsrisiko über das Wetter<br />

absichern. Sondern letztendlich geht es immer um<br />

Extreme. Denn das Risiko spiegelt sich auch in der<br />

Prämie wider. Sobald also durchschnittlich zwanzig<br />

Tage Bodenfrost herrschen um zehn Uhr morgens, wenn<br />

gearbeitet werden soll, kann man sich sinnvollerweise<br />

nicht ab dem ersten Tag darüber hinaus versichern.<br />

Sondern man schaut: Was wäre ein extremes Ereignis,<br />

welches mein Unternehmen gefährdet? Es geht darum,<br />

Extreme abzufedern und nicht das, was sowieso jeden<br />

Tag oder jedes Jahr passiert.<br />

Wir haben verschiedene, jeweils spezifische Schadensszenarien.<br />

Und diese sind abhängig von spezifischen<br />

Wetterbedingungen an einem Ort. Das klingt nach sehr<br />

individuellen Produkten.<br />

Sie haben recht: Wetterindexversicherungen sind immer<br />

sehr individuell – sowohl die festgelegten Schadensummen<br />

als auch die Wetterereignisse, die dann<br />

definiert werden. Es ist eben nicht die<br />

Gebäudeversicherung, bei der fünf Fragen gestellt<br />

werden – ganz überspitzt gesagt – und man dann ein<br />

Standardprodukt eines Versicherers anbringen kann.<br />

Und welche Vorteile hat die Wetterversicherung gegenüber<br />

klassischen Produkten wie die Gebäudeversicherung<br />

oder Elementarschadenversicherungen?<br />

Die haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Eine<br />

Elementarschadenversicherung versichert zwar auch<br />

gegen ungünstige Wetterereignisse. Aber da geht es um<br />

tatsächlich vorliegende Schäden, zum Beispiel an einem<br />

Gebäude, die müssen repariert werden. Eine<br />

Wetterindexversicherung wird jedoch für die<br />

Absicherung von wetterbedingten finanziellen Schäden<br />

genutzt – also zum Beispiel Umsatzausfall oder<br />

Mehrkosten. Dies kann eine klassische Versicherung<br />

nicht leisten.<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!