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Kampf um Anderswelt 2

Es beschreibt den Kampf zwischen Gut und Böse, ein Kampf, der in jedem von uns angelegt ist. Ein kluger Mann sagte einmal: In dir sind zwei Wölfe, einer gut, der andere böse. Auf die Frage hin, welcher denn gewinnen würde, sagte er, der, den du fütterst.

Es beschreibt den Kampf zwischen Gut und Böse, ein Kampf, der in jedem von uns angelegt ist. Ein kluger Mann sagte einmal: In dir sind zwei Wölfe, einer gut, der andere böse. Auf die Frage hin, welcher denn gewinnen würde, sagte er, der, den du fütterst.

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1


Rückblick<br />

„Soll das heißen, ich bin geboren worden, <strong>um</strong> deinen Fehler geradezubiegen?“<br />

„Wenn du es so siehst, ja man könnte es so nennen. Weißt du, der<br />

Herr des Univers<strong>um</strong>s ist auch ein Spieler und jemand, der alles<br />

besser weiß und das auch wissen will. Der Herr der Schattengestalten<br />

und der Herr des Lichts liegen im Dauerclinch. Da sie beid<br />

gleich stark sind, ist es ein schwieriges Unterfangen, das eine Seite<br />

gewinnt. Deshalb benutzen sie die Menschen, <strong>um</strong> ihre Zwistigkeiten<br />

auszutragen. Nicht sehr fair oder?“<br />

„Was ist, wenn ich versage?“<br />

„Dann siegt die Finsternis, Satan wird regieren und es wird nur<br />

noch Hass, Missgunst und Tod geben.“<br />

Hoffnung für die Menschen, die hier lebten. Angelo schaute sie an<br />

und flüsterte: „Jetzt bist du bereit, deine Mission zu erfüllen. Ich<br />

habe dich hierher gebracht, aber hier endet auch mein Weg. Ich<br />

empfing eine mentale Botschaft, dass mein Erscheinen beim Herrscher<br />

des Univers<strong>um</strong>s beinhaltet. Aber du bist stark und fast<br />

unbesiegbar. Versprich mir, dir immer treu zu bleiben und nicht den<br />

Versuchungen, die auf dich zukommen werden zu erliegen.“ Liv<br />

nickte. Sie <strong>um</strong>armte Angelo und die alte Frau, schritt durch die Tür<br />

und machte sich auf in eine ungewisse Zukunft.<br />

Vor der Tür holte sie tief Luft, schaute noch einmal zurück und sah,<br />

dass die alte Frau ihr ein Amulett zuwarf, dass eine Löwin im<br />

Sprung zeigte. Liv fing es auf und hängte es sich <strong>um</strong> den Hals.<br />

Ka<strong>um</strong> hatte es Kontakt mit ihrer Haut, zeigte sich ein sanftes Grün.<br />

Sie hörte noch die Worte der alten Frau:<br />

2


„Lege es niemals ab und hier hast du immer einen Unterschlupf.<br />

Komm her, wenn es dir nicht gut geht.“<br />

Unbehelligt erreichte Liv die nahen kahlen Bä<strong>um</strong>e. Liv wusste, dass<br />

dies der Beginn eines neuen Kapitels war. Sie fühlte sich bereit, den<br />

Herausforderungen zu begegnen, die vor ihr lagen, und die<br />

Versprechen, die sie Angelo und der alten Frau gegeben hatte, zu<br />

erfüllen. Mit einem tiefen Atemzug setzte sie ihren Fuß auf den<br />

Pfad, der sich vor ihr erstreckte, und mit jedem Schritt wuchs ihr<br />

Entschluss, sich selbst treu zu bleiben und ihre Bestimmung zu<br />

finden. Sie würde den <strong>Kampf</strong> mit der Finsternis aufnehmen. Sie war<br />

einen halben Tag unterwegs und nichts geschah. Die Gegend<br />

schien ausgestorben zu sein. Nicht einmal ein Tier kreuzte ihren<br />

Weg.<br />

Es fiel ihr auf, dass sich die schwarze Sonne nicht vom Fleck<br />

bewegte. Nur die Wolken zogen von Osten nach Westen, in wilder<br />

jagt über den grauen Himmel. Wie es schien, gab es keine Tag- und<br />

Nachtzeiten. Rechts und links des Weges gab es auch nichts<br />

aufregendes, bis Liv aus einem kahlen Strauch, dessen Äste so<br />

3


dicht beieinander wuchsen, das sie nicht ausmachen konnte, wer<br />

oder was sich darin befand und fürchterlich schluchzte. Vorsichtig<br />

näherte sie sich den Ästen und bog sie leicht auseinander <strong>um</strong> einen<br />

Blick dahinter zu bekommen. Was sie sah, machte sie betroffen. Da<br />

saß ein kleines Tier, in einer Art Uniform. Sein ganzer Körper wurde<br />

geschüttelt von einem Weinkrampf. Es war an einem der stärkern<br />

Äste angebunden, mit einer Kette, die es ohne weiteres nicht<br />

zerreißen konnte. Sofort regte sich Livs Mitleid, obwohl Angelo ihr<br />

eingeschärft hatte, mit niemandem in <strong>Anderswelt</strong> Mitleid zu haben.<br />

Sie ignorierte diese Warnung und machte die Lücke in dem Geäst<br />

so groß, dass sie hindurchgreifen konnte. Das kleine Tier hörte auf<br />

mit weinen und schaute aus großen Augen auf Liv. Plötzlich gab es<br />

einen quatschenden Laut von sich und deutete über Livs Schulter<br />

mit seinen kurzen Armen. Liv fuhr her<strong>um</strong>. Gerade noch rechtzeitig,<br />

<strong>um</strong> einem Prankenhieb auszuweichen. Sie richtete<br />

geistesgegenwärtig ihren Stab auf die Kreatur, die sie angriff. Der<br />

Kristall schoss einen scharfen Lichtstrahl zwischen die Augen des<br />

Angreifers. In dessen Schädel schien es zu knistern. Ein Netz aus<br />

Licht zog sich von dieser Stelle über den ganzen Körper. Das Licht<br />

brannte sich hinein in das schmutzige Fell der Kreatur und bereitete<br />

ihm Schmerzen, denn es schrie, bis es zusammenfiel. Nichts blieb<br />

von ihm übrig.<br />

Liv wendete sich wieder dem kleinen Tier oder was es auch sonst<br />

war zu und befreite es<br />

aus seiner misslichen<br />

Lage.<br />

Als es frei war, griff es<br />

hinter sich und holte<br />

eine kleine Spitzhacke<br />

z<strong>um</strong> Vorschein. Es<br />

hatte anscheinend eine<br />

Vorliebe für die Farbe<br />

Blau. Sein Fell auf dem Kopf stand ab, wie kleine gebündelte Flam-<br />

4


men in Blau. Auf der Stirn hatte es ein Amulett aus Gold und Blau.<br />

Seine Kleidung war hellblau mit Gold angesetzt. Seine Augen<br />

strahlten ebenfalls in einem intensiven Blauton. Liv trat einen<br />

Schritt zurück und das blaue Etwas kam aus dem Astgewirr heraus<br />

und stellte sich vor Liv hin. Es musterte die Frau von oben bis nten<br />

und sagte: „Ganz schön mutig von dir. Niemand hier in <strong>Anderswelt</strong><br />

hätte mich befreit. Alle haben Angst vor mir, denn ich bin die Boshaftigkeit<br />

in Person.“<br />

Liv schaute auf ihn hinunter und sagte gespielt ernsthaft: „Ich<br />

glaube dir, das du sehr böse sein kannst und gefährlich. Aber weißt<br />

du, ich habe keine Angst vor dir. Wie bist du in diese Lage<br />

gekommen, aus der ich dich befreien musste?“<br />

„Ich hätte es auch allein geschafft, mich zu befreien,“ dabei warf er<br />

sich in die Brust und wurde im ein paar Zentimeter größer. Liv<br />

musste sich das Lachen verkneifen.<br />

„Natürlich, sicher hättest du das, die vielen Tränen hätten bestimmt<br />

die Kette rosten lassen und dann wärest du frei gewesen. Aber ich<br />

muss nun weiter und pass auf, dass dich nicht noch einmal einer<br />

anbindet.“<br />

Mit diesen Worten drehte Liv sich <strong>um</strong> und ging auf den Weg zurück.<br />

Der Kleine kam hinter ihr her und rief: „Nimm mich bitte mit!“<br />

Liv drehte sich <strong>um</strong> und nun war der Kleine gar nicht mehr so selbstsicher.<br />

„Ich heiße Kev und bin ein Blessom. Von uns gibt es nicht<br />

mehr viele, die in Freiheit leben. Die Monster jagen uns. Wir dienen<br />

ihnen als Futter. Sie züchten uns in großen Käfigen. Ich war auf<br />

dem Weg, <strong>um</strong> meine Brüder und Schwestern zu befreien. Dabei<br />

haben sie mich entdeckt und im Strauch angebunden. Der mich<br />

erwischt hatte ist Barka, ein besonders fieses Exemplar.“<br />

Dabei schaute er Liv mit einem so traurigen Gesicht an, dass sie<br />

nicht anders konnte. Sie hob ihn hoch, schaute ihm in die Augen<br />

und sagte: „Was würdest du davon halten, wenn ich dir helfe, deine<br />

Leute zu befreien? Weißt du, denn wo sie gefangengehalten<br />

werden?“<br />

„Das würdest du tun?“<br />

5


„Wenn ich es doch sage. Wer ist denn hier in <strong>Anderswelt</strong> der Oberboss?“<br />

„Asmodis höchst persönlich. Aber er war schon lange nicht mehr<br />

hier und seine Vasallen, machen was sie wollen. Hier und jetzt<br />

haben wir es mit Barka zu tun. Er hat sich als Herrscher von<br />

<strong>Anderswelt</strong> aufgeschwungen, was ihm sauer aufstoßen wird, wenn<br />

Asmodis dahinter kommt. Dann dürfte sein Ende sicher sein. Barka<br />

ist ein großspuriger, grausamer Dämon. Sei bloß vorsichtig, wenn<br />

du ihm über den Weg läufst.“<br />

„Wer war denn das, den ich vernichtet habe?“<br />

„Ach bloß einer von seinen niedrigen Gefolgschaften. D<strong>um</strong>m und<br />

ohne Hirn. Davon hat er einige, die ohne nachzudenken, alles<br />

machen, was er von ihnen verlangt.“<br />

„Das sind ja nette Aussichten. Also los, gehen wir deine Leute zu<br />

befreien. Ist es weit von hier?“<br />

„Was sind schon Entfernungen. Wir können in drei Stunden da<br />

sein. Was uns zu Gute kommen würde, denn dann wird es dunkel,<br />

und zwar richtig dunkel. Wenn du mich nicht dabei hättest, würdest<br />

du die Hand vor Augen nicht sehen.“<br />

Er schaute auf den Boden und plötzlich waren da zwei blaue Lichtkegel.<br />

Wie praktisch, der Kleine war seine eigene Taschenlampe.<br />

Sie machten sich auf den Weg. Kev lief voraus, er kannte sich ja<br />

hier aus und Liv verließ sich darauf, von ihm nicht in eine Falle<br />

gelockt zu werden. Plötzlich setzte ohne Vorwarnung die Dunkelheit<br />

ein. Kevs Außenbeleuchtung schälten den Weg aus der Dunkelheit<br />

heraus. Plötzlich erlosch das Licht und Kev <strong>um</strong>fasste Livs Bein und<br />

flüsterte:<br />

„Wir sind in der Nähe von Barkas Lager. Eigentlich müsstest du es<br />

schon riechen können.“<br />

Liv nahm ihren Stab in die rechte Hand und vollführte geheime Zeichen<br />

und Linien in die Luft. Die Umgebung erhellte sich und Kev<br />

flüsterte erschreckt: „He lass das, sie werden uns sehen.“<br />

„Das werden sie nicht, denn es ist ein reines Licht. Komm schauen<br />

wir, was wir tun können.“<br />

6


Das Dämonenlager lag vor ihnen, in einer Talsenke. Umgeben von<br />

dürrem Geäst und einem Ring aus Felsbrocken.<br />

Nichts rührte sich im Lager, es schien verlassen zu sein. „Täusche<br />

dich nicht, es sieht nur so aus. Siehst du am Ende des Lagers die<br />

einzeln stehende Hütte? Da ist die Zuchtstation. Wie es scheint ist<br />

sie zurzeit nicht bewacht.“<br />

„Das wäre natürlich gut für uns, aber verlassen will ich mich darauf<br />

nicht“, sagte Liv und schaute sich misstrauisch <strong>um</strong>. Zu Recht. Ein<br />

übler Geruch stieg in ihre Nase und wie aus dem Nichts, tauchte<br />

eine scheußliche Kreatur auf, die direkt aus der Hölle zu kommen<br />

schien. Kev machte einen Satz hinter Liv und quietschte in den<br />

höchsten Tönen. Liv aktivierte den Stab und auch ihr Amulett auf<br />

der Brust reagierte und baute einen Schutzschild aus Energie <strong>um</strong><br />

sie her<strong>um</strong>. Gerade noch rechtzeitig, <strong>um</strong> dem Prankenhieb zu entgehen.<br />

Der Dämon jaulte auf, nach dem Kontakt mit der reinen<br />

Energie, die Liv <strong>um</strong>gab.<br />

„Lauf Kev, er ist allein, ich lenke ihn ab. Befreie deine Leute.“<br />

7


Kev sprintete los, so schnell ihn seine kurzen Beine es erlaubten.<br />

Derweil spielte Liv mit dem Dämon Katz und Maus. Sie wich zurück,<br />

lockte den Dämon hinter sich her. Aus den Augenwinkel sah sie<br />

Kev in die Hütte gehen und kitzelte den Dämon ein wenig mit ihrem<br />

Stab. Sie hörte Kevs Stimme in ihrem Kopf:<br />

„Mach ihn alle, meine Leute sind frei.“<br />

Sofort intensivierte Liv die Energie des Stabes und richtete ihn auf<br />

den Kopf der Höllengestalt. Ein scharfer Lichtstrahl fuhr in den<br />

Kopf des Ungeheuers und der zerplatzte wie eine Seifenblase. Der<br />

Dämon fiel in sich zusammen und verging innerhalb von Sekunden.<br />

Kev kam gelaufen und rief:<br />

„Lass uns verschwinden, bevor die Horde aufmerksam wird. Es<br />

kann nicht lange dauern.“<br />

Liv schnappte sich Kev und rannte los, in die Richtung, aus der sie<br />

gekommen waren. D<strong>um</strong>m gelaufen, denn sie rannte der Dämonenhorde<br />

direkt in die Arme. Ehe sie es sich versah, hing sie in einer<br />

magischen Fessel und konnte sich nicht mehr rühren. Sie musste<br />

einsehen, die Dämonen konnten mehr, als sie dachte. Zu sehr hatte<br />

sie sich auf Stab und Amulett verlassen. Die Höllengestalten jubelten.<br />

Der Fürst der Finsternis würde sie dafür loben, wenn sie ihm<br />

die Leiche der Weißmagierin bringen würde. Ihrer Seele konnten sie<br />

nichts anhaben, aber ihren Körper konnten sie zerstören. Kev war<br />

davon gekommen, die Dämonen hatten nur Augen für Liv. So einfach<br />

<strong>um</strong>bringen wollten sie Liv nicht, Sie sollte schon was davon<br />

haben. Sie schleppten die Frau in ihr Lager, banden sie an einen<br />

dürren Ba<strong>um</strong> und tanzten <strong>um</strong> sie her<strong>um</strong>. Ach wie d<strong>um</strong>m sie doch<br />

waren. Dem Herrn der Finsternis war nicht entgangen, dass seine<br />

Horde die Magierin gefangen hatten. Was ihm aber nicht schmeckte,<br />

war, dass sie getötet werden sollte. Er wollte sie auf seine Seite<br />

ziehen.<br />

Doch ehe er eingreifen konnte verlor einer der Dämonen die Kontrolle<br />

über sich und ließ seinem Hass freien Lauf. Liv schloss mit<br />

ihrem Leben ab. Sie erwartete die Prankenhiebe der Dämonen. Aber<br />

nichts der Gleichen geschah. Als sie die Augen öffnete, glaubte sie<br />

nicht, was sie sah. Vor ihr stand die alte Frau aus der Hütte. Sie<br />

8


stand zwischen Liv und der Dämonenhorde. Diese wichen zurück.<br />

Die Alte hatte das Amulett in der einen Hand in der anderen Livs<br />

Stab. Beides setzte sie in Aktion und es dauerte nur einen Augenblick<br />

und ihre Feinde waren besiegt. Eine kurze halbe Drehung und<br />

beide, Liv und die Alte waren in ein grelles Licht getaucht. Als Liv<br />

Ihre Umgebung wieder klar erkennen konnte, hatte sich die Gegend<br />

sehr verändert. Sie stand auf dem Gipfel eine Berges und schaute<br />

in ein Tal, welches wunderschön aussah von oben. Im Talkessel<br />

machte sie ein Dorf aus und fragte sich, wie sie hergekommen war.<br />

Amulett und Stab waren auch wieder in ihrem Besitz. Nur wusste<br />

sie nicht, wie das zugegangen war. Liv nahm sich vor, in Zukunft<br />

vorsichtiger zu sein. Mit Dämonen zu spielen war nicht mehr drin.<br />

Wo immer sie ab jetzt einen treffen würde, würde sie ihn sofort vernichten.<br />

Liv machte sich an den Abstieg. Das Dorf sah von oben bewohnt<br />

aus. Trotz der diesigen grauen Atmosphäre konnte sie sehen, dass<br />

es aus vielen Schornsteinen rauchte.<br />

9


Liv spürte die Kälte des Morgens, als sie sich den steilen Pfad<br />

hinunterbewegte. Der Nebel hing schwer über dem Dorf, und die<br />

ersten Sonnenstrahlen kämpften sich mühsam durch die dichte<br />

Wolkendecke. Sie wusste, dass die Dämonen am aktivsten waren,<br />

wenn die Welt zwischen Nacht und Tag schwebte, in diesen grauen<br />

Stunden, in denen die meisten Menschen noch schliefen.<br />

Sie erreichte den Rand des Dorfes und zog ihren Mantel enger <strong>um</strong><br />

sich. Die Schornsteine, die sie von oben gesehen hatte, gehörten zu<br />

kleinen, robusten Häusern, die wie Wächter <strong>um</strong> den Dorfplatz<br />

her<strong>um</strong> standen. Liv konnte den Geruch von Rauch und etwas Süßerem,<br />

das in der Luft lag, nicht ignorieren das unverkennbare Zeichen<br />

von Magie. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, spürte sie<br />

die Energie der Dämonen stärker. Sie zog ihren Stab und murmelte<br />

einen alten Runenspruch. Die Dämonen waren listig, sie versteckten<br />

sich im Schatten und warteten auf einen unvorsichtigen<br />

Moment. Als sie den Dorfplatz erreichte, sah sie ihn – den Dämon,<br />

der das Dorf heimsuchte. Er war größer als ein Mensch und seine<br />

Haut schimmerte im schwachen Licht wie Öl auf Wasser. Seine<br />

Augen glühten rot, und er starrte Liv direkt an. Sie spürte, wie ihr<br />

Herz schneller schlug, aber ihre Hand war fest.<br />

„Du hast hier nichts zu suchen, Kreatur der Finsternis“, sagte sie<br />

mit fester Stimme.<br />

Der Dämon lachte, ein tiefes, grollendes Lachen, das Liv bis ins<br />

Mark erschütterte. „Und du glaubst, du kannst mich aufhalten, kleines<br />

Mädchen?“<br />

Liv antwortete nicht mit Worten. Stattdessen hob sie ihren Stab,<br />

und die Luft <strong>um</strong> sie her<strong>um</strong> knisterte mit Energie. Sie spürte das<br />

Amulett und wusste, sie würde siegen. Sie war bereit für den<br />

<strong>Kampf</strong>, bereit, das Dorf zu verteidigen. Es war Zeit, die Dämonen zu<br />

jagen.<br />

Von ihr ging im gleichen Augenblick ein rotes Licht aus, vermischt<br />

mit grellen Blitzen, die sich rasend schnell auf den Dämon<br />

zubewegten. Der Dämon parierte die Blitze mit seinem Feuer-<br />

10


schwert, mit der gezackten Klinge, mühelos. Luv sah eine dunkle<br />

Wolke auf sich zurasen, doch das Amulett reagierte sofort und<br />

baute einen Schutzschild <strong>um</strong> Liv, an dem die Wolken zerfaserten.<br />

Liv konterte mit einem grellen Lichtstrahl, der aus der Spitze des<br />

Kristalls schoss und den Dämon am Hals traf. Der Kopf der Kreatur<br />

rollte zu Boden und blieb dort zuckend liegen. Der Dämon tappte<br />

blind in die Richtung wo Liv gestanden hatte. Sie aber hatte ihren<br />

Standpunkt längst geändert und ein zweiter Lichtspeer raste aus<br />

dem Kristall. Er traf den Dämon direkt in die Brust und ließ ihn von<br />

innen explodieren.<br />

Krachend fielen die Einzelteile des Dämon zu Boden und verwandelten<br />

sich dort in eine zähe schwarze Masse, die langsam den<br />

Hauptweg durch das Dorf hinunterfloss, <strong>um</strong> sich dann in schwarzem<br />

Rauch vollkommen aufzulösen. Liv war mit dem Ergebnis<br />

zufrieden und schaute sich nach den Dorfbewohnern <strong>um</strong>. Langsam<br />

kamen sie aus ihren Hütten und Häusern. Sie <strong>um</strong>ringten Liv und<br />

schauten sie neugierig an. Ein alter Mann löste sich aus der Schar,<br />

kam auf Liv zu und sagte:<br />

„Wer bist du, dass du mit einem so mächtigen Dämon fertig wirst?“<br />

11


Sie erzählte ihm, wie es dazu kam, dass sie hier sei und als sie die<br />

Flaschenpost erwähnte, wurde sein Gesichtsausdruck heiter.<br />

„Hört Leute“, rief er, „hört her. Ihr habt nicht an meine Flaschenpost<br />

geglaubt, weil wir keine andere Möglichkeit hatten, mit der anderen<br />

Welt in Kontakt zu treten. Ich hatte Recht, ich hatte verdammt nochmal<br />

Recht.“<br />

Er fing an zu tanzen und die Dorfbewohner, zuerst zögerlich, dann<br />

aber froh und ausgelassen schlossen sich ihm an. Liv versuchte sie<br />

zu stoppen, denn es gab keinen Grund zu feiern, jedenfalls jetzt, zu<br />

diesem Zeitpunkt nicht. Es war ein Dämon besiegt worden. Sie<br />

hatte eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg. Sie ruhte sich<br />

bei den Menschen im Dorf aus und am nächsten Morgen, der sich<br />

wieder<strong>um</strong> ka<strong>um</strong> von der Nacht unterschied, wanderte sie Weiter,<br />

immer Richtung Norden. Nach drei Tagen wandern, erreichte sie<br />

eine Mauer, die quer durch das Land zu gehen schien. Liv sah nirgendwo<br />

ein Tor, oder eine Möglichkeit die hohe Mauer zu überwinden.<br />

Sie lief an der Mauer entlang. Als es Abend wurde, suchte<br />

Liv einen geschützten Platz auf, den sie in einer Höhle fand, nicht<br />

weit von der Mauer entfernt.<br />

Sie betrat die Höhle und ging tiefer hinein. Plötzlich spürte sie ein<br />

Messer an ihrer Kehle. Jemand oder etwas hatte sich von hinten<br />

angeschlichen. War<strong>um</strong> nur hatte ihr Amulett auf diesen Angriff<br />

nicht reagiert?<br />

Eine tiefe Stimme hinter ihr zischte:<br />

„Was zur Hölle willst du hier und wer bist du?“<br />

„Wenn du mich loslässt, sag ich es dir“, entgegnete Liv.<br />

Das Messer wurde von ihrer Kehle genommen. Liv drehte sich <strong>um</strong><br />

und sah einen Mann, eindeutig keine Höllenausgeburt, denn sonst<br />

wäre sie gewarnt worden, bevor sie die Höhle betreten hatte. „Ich<br />

bin Liv und auf dem Weg, Satan Manieren beizubringen“, grinste Liv<br />

und sah dem Mann offen ins markante Gesicht. „Und wer bist du“?<br />

Fügte sie hinzu?<br />

Er stellte sich in Positur und sagte:<br />

„Ich bin Korin der Unbeugsame: Ein Krieger von großer Stärke und<br />

Ehre, der mit seinem legendären Schwert, das aus dem Herzen<br />

12


eines gefallenen Sterns geschmiedet wurde, in den <strong>Kampf</strong> zieht.<br />

Seine Tapferkeit ist in ganz <strong>Anderswelt</strong> bekannt.“<br />

„Aha sagte Liv und lachte ihm ins Gesicht. „Du bist also ein großer<br />

Held, wohnst in einer Höhle und versteckst dich dort vor den Dämonen.<br />

Richtig?“<br />

„Ich verstecke mich nicht“, raunzte er sie an, „ auch ich bin auf dem<br />

Weg z<strong>um</strong> Fürsten der Finsternis. Ich will das er das Tor wieder<br />

schließt, durch das die Dämonen <strong>Anderswelt</strong> überschwemmen und<br />

nur Unheil bringen.“<br />

„Das wird er aber nicht so ohne weiteres machen, denn seine<br />

Dämonen finden es spaßig hier Angst und Schrecken zu verbreiten.<br />

Vielleicht fürchtet Satan eine Rebellion seiner Vasallen? Außerdem<br />

wird er sich dem Licht nicht beugen wollen und in gewisser Weise<br />

auch nicht können, denn der Herr des Univers<strong>um</strong>s hat schon zu oft<br />

gewonnen und nun will Satan es wissen.<br />

Wir sind nur die Schachfiguren, deren man sich bedient.“ Liv hatte<br />

mit einem bitteren Unterton gesprochen.<br />

Korin schaute sie nachdenklich an: „Das mag sein, aber es liegt<br />

doch auch in unserem Interesse, das die Finsternis keine Überhand<br />

erhält über uns Menschen. Was wäre es für eine Welt für uns, wenn<br />

es nur noch Mord gäbe und all die kleineren Facetten der Boshaftigkeiten?“<br />

„Wieso, habe ich von dir hier noch nie ein Wort gehört, wenn du<br />

doch so berühmt bist, dass du von dir selbst in der dritten Person<br />

sprichst?“<br />

Korin sah sie sprachlos an, drehte sich <strong>um</strong> und legte sich auf eine<br />

Lager aus Fellen hin. Drehte ihr den Rücken zu und nicht lange<br />

zeugten tiefe Atemzüge darauf hin. Der Held Korin schlief.<br />

„So ein Held,“sagte Liv zu sich selbst und bereitete sich gegenüber<br />

seinem Lager eine Ruhestatt her. Sie hatte keine Felle und schlief<br />

auf dem nackten Fels. Da sie das schon eine ganze Weile so<br />

machte, schlief sie recht schnell ein. Nach ein paar Stunden Schlaf<br />

wurde sie durch Korin geweckt. „Steh auf du.“ Er sie mit der Stiefelspitze<br />

an. „Ich habe uns ein Frühstück besorgt, oder lehnst du es<br />

ab mit in deinen Augen, einem Feigling zu essen?“<br />

13


Liv gähnte und sah ihn von unten herauf verwundert an.<br />

„Ich habe mit keinem Wort erwähnt, das du ein Feigling bist. Wenn<br />

mein Verhalten dich zu dieser Annahme gebracht aht, tut es mir<br />

leid.“<br />

„Schon gut, komm ans Feuer, ich hab ein Tsching erwischt.“ Das<br />

Tier stellte sich als eine Art Hase heraus und schmeckte vorzüglich.<br />

So wie alles gut schmeckt, wenn man tagelang nichts, oder nur<br />

wenig gegessen hatte.<br />

Liv bemerkte, wie sich ihr Amulett erwärmte. Sie schaute Korin an<br />

und auch er schien etwas bemerkt zu haben. Sie standen beide, wie<br />

auf ein geheimes Zeichen hin auf. Korin zog sein Schwert aus der<br />

Scheide und nun sah Liv es, das war eine besondere Waffe. Sie<br />

erstrahlte in intensiven Rot und schien zu pulsieren. Liv nahm den<br />

Stab, mit dem roten Kristall in die Hand und beide gingen langsam<br />

dem Höhlenausgang entgegen.<br />

Die Höhle, war in halber Höhe eines nicht allzu hohen Berges. Dies<br />

hatte Liv, als sie sie entdeckt hatte, gar nicht wahrgenommen. Sie<br />

schrieb es ihrer Müdigkeit zu. Auf halbem Weg zur Höhle kam eine<br />

Horde Dämonen mit lautem Gelächter und Schmährufen den Berg<br />

hoch.<br />

„Kommt herunter ihr Menschengewürm“, schrien sie und schleuderte<br />

Feuerbälle in ihre Richtung. Liv wehrte diese leicht ab und<br />

auch Korin hatte Erfolg mit der Abwehr der Kugeln. Unbeabsichtigt<br />

berührten sich Schwert und Stab. Was daraufhin folgte, war ein<br />

Inferno von weißer Lichtenergie, die sich über der Horde Dämonen<br />

entlud. Liv und Korin hatten Mühe, ihre Waffen festzuhalten. Beide<br />

Waffen erzeugten einen gleißenden Lichtstrahl, der sich nach einen<br />

Meter vereinigte und in großen Spiralen auf die Dämonen zubewegte,<br />

sie einschloss und vernichtend schlug. Die darauf folgende<br />

Stille war unheimlich. Schwefelgeruch lag in der Luft, der sich langsam<br />

verflüchtigte.<br />

14


Liv und Korin sahen sich erstaunt an. Damit hatten sie nicht<br />

gerechnet, dass ihrer beider Waffen sich vereinigen könnten und<br />

dann eine solche Wirkung erzielten.<br />

„Donnerwetter“, entfuhr es Korin. „Diese Waffen, wenn sie vereint<br />

sind, hat selbst Satan nichts entgegenzusetzen.“<br />

Liv murmelte Zustimmung.<br />

Korin und Liv blieben einige Tage in der Höhle und Korin zeigte Liv<br />

eine Karte, auf der das Tor zur Hölle aufgezeichnet war.<br />

Es gab nur einen Zugang z<strong>um</strong> Zentr<strong>um</strong> der Hölleninsel. Eine Brücke<br />

führte über einen mit Säure gefüllten Graben. Wollte man das Tor<br />

zur Hölle erreichen, musste die ganze Insel durchquert werden. Ein<br />

fast unmögliches Unterfangen.<br />

Beide grübelten darüber, wie es zu erreichen sei, Satan so zu<br />

reizen, bis er sich außerhalb seines Refugi<strong>um</strong>s z<strong>um</strong> <strong>Kampf</strong> stellte.<br />

Liv ergriff das Wort und sagte entschlossen: „ Wenn wir beide<br />

zusammen, hier in <strong>Anderswelt</strong> unter den Dämonen soviel Schaden<br />

anrichten, dass Satan nichts anderes übrig bleibt als selbst nachzu-<br />

15


sehen, wer ihn da herausfordert. Noch nimmt er uns wahrscheinlich<br />

nicht für voll. Das aber, wird sich ab sofort ändern.“<br />

Korin nickte zustimmend. Nebeneinander verließen sie die Höhle<br />

und begaben sich auf die jagt nach den Gesellen der Hölle.<br />

Ja, sie richteten verheerende Schäden unter den Dämonen an. Wo<br />

immer sich auch nur ein Zipfel eines Dämons sehen ließ, wurde<br />

sofort und ohne Erbarmen zugeschlagen. Es nutze Satan auch<br />

nichts, immer neue Horden hinauszuschicken. Liv uns Korin hatten<br />

in der Zwischenzeit, kämpfend die Brücke zur Hölleninsel erreicht.<br />

Sobald sich ein Dämon sehen ließ, auf der Brücke, war er auch<br />

schon Vergangenheit.<br />

Dann wurde es Satan zu bunt. Er stellte sich z<strong>um</strong> <strong>Kampf</strong>.<br />

In den düsteren Ebenen von <strong>Anderswelt</strong>, wo das Land von den<br />

Narben alter Schlachten gezeichnet war, standen Liv und Korin<br />

Seite an Seite. Die Luft vibrierte vor Spannung, als sich die Wolken<br />

verdunkelten und ein unheilvolles Grollen den Himmel erfüllte.<br />

Satan, der Fürst der Finsternis, erhob sich aus dem Tor zur Hölle,<br />

<strong>um</strong>geben von einem Wirbel aus Flammen und Schatten.<br />

Liv, mit den Artefakten der Elemente an ihrer Seite, ihrem Stab und<br />

dem Amulett und Korin, dessen Schwert im Licht der untergehenden<br />

Sonne glänzte, wussten, dass dies der Moment war, auf den sie<br />

sich vorbereitet hatten. Sie waren entschlossen, Satan zurückzudrängen,<br />

aber sie waren sich auch bewusst, dass sie den Krieg<br />

nicht an einem einzigen Tag gewinnen konnten.<br />

Der <strong>Kampf</strong> begann mit einem Sturm aus Magie. Liv entfesselte die<br />

Macht des Windes, <strong>um</strong> Satans Flammen zu ersticken, während<br />

Korin mit unerbittlichen Schlägen gegen die dunklen Mächte<br />

anging. Satan antwortete mit einer Welle der Verzweiflung, die die<br />

Hoffnung zu ersticken drohte, aber die beiden Helden standen<br />

unerschütterlich.<br />

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Als die Schlacht ihren Höhepunkt erreichte, gelang es Liv und<br />

Korin, Satan einen schweren Schlag zu versetzen. Mit einem mächtigen<br />

Zauber bannte Liv die Dämonen zurück ins Tor, und Korin’s<br />

Schwert durchtrennte die Dunkelheit, die Satan <strong>um</strong>gab. Der Fürst<br />

der Finsternis wurde zurück in die Unterwelt gestoßen, aber das Tor<br />

zur Hölle blieb offen, ein ständiges Mahnmal, dass der Krieg noch<br />

nicht vorbei war.<br />

Liv und Korin hatten eine Schlacht gewonnen, aber sie wussten,<br />

dass der Krieg gegen die Dunkelheit weitergehen würde. Sie hatten<br />

<strong>Anderswelt</strong> für den Moment gerettet, aber der <strong>Kampf</strong> <strong>um</strong> das Licht<br />

würde weitergehen. Die beiden Helden blickten sich an und erkannten,<br />

dass ihre Reise noch lange nicht zu Ende war.<br />

Und so endet die Erzählung des Finalkampfes, ein Kapitel in der<br />

ewigen Saga von <strong>Anderswelt</strong>, wo Licht und Dunkelheit in einem<br />

endlosen Tanz verstrickt sind.<br />

Diese Geschichte symbolisiert den ewigen <strong>Kampf</strong> zwischen Gut<br />

und Böse und die Erkenntnis, dass manche Kämpfe über Generationen<br />

hinweg andauern können. Liv und Korin sind Beispiele für<br />

Mut und Entschlossenheit, die zeigen, dass selbst inmitten von<br />

Konflikten Hoffnung besteht.<br />

Ende<br />

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