05 / 2024
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
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Kompression<br />
2011 erfolgte die Erstversorgung mit<br />
flachgestrickter Kompression. Zu diesem<br />
Zeitpunkt betrug die maximale<br />
Maßdifferenz zur Gegenseite 12 cm.<br />
Aktuell trägt sie 23 Stunden täglich<br />
auf der betroffenen Seite einen flachgestrickten<br />
medizinischen Kompressionsstrumpf<br />
A-G in der Kompressionsklasse<br />
III mit Zehenkappen und darüber<br />
eine flachgestrickte Kompressionsstrumpfhose<br />
A-T in der Kompressionsklasse<br />
II. Mit dieser Versorgung konnten<br />
sowohl die Maßdifferenz als auch<br />
die Festigkeit des Ödems reduziert werden.<br />
Trotzdem bleibt ein Unterschied<br />
zur Gegenseite bestehen. Zusätzlich<br />
zur Bestrumpfung nutzt sie MAK,<br />
um bei Bedarf temporär zusätzlichen<br />
Kompressionsdruck auszuüben.<br />
Auf den Fotos trägt sie zu Demonstrationszwecken<br />
3 unterschiedliche<br />
MAK-Produkte für den Unterschenkel<br />
(Abb. 1 a–c) sowie eine Ganzbeinversorgung<br />
(Abb. 1d). Auf eigenen<br />
Wunsch trägt Frau R. ihre MKS auch<br />
unter den MAK, um keinen Druckverlust<br />
während des Wechsels der Produkte<br />
für die Fotoaufnahmen zu riskieren.<br />
Ein Leben ohne Kompression<br />
ist für Frau R. nicht denkbar.<br />
Versorgungsbeispiel 2<br />
Abb. 2 Patientin 2 mit MAK am Unterschenkel.<br />
Die 39-jährige Frau leidet unter einem<br />
beidseitigen Lipödem bei gleichzeitiger<br />
Adipositas permagna (Körpergewicht<br />
230 kg). Es bilden sich<br />
Hautfalten und Überhänge im Fuß<br />
und Kniebereich. Das Anziehen der<br />
flachgestrickten MKS konnte sie alleine<br />
nicht bewerkstelligen, so dass<br />
nach der Trennung von ihrem Partner<br />
die Kompressionstherapie nicht<br />
fortgesetzt wurde. Dies führte zu einer<br />
zunehmenden Verschlechterung<br />
des Allgemeinzustandes, so dass sie<br />
die Füße nicht mehr erreichen konnte<br />
und sich die Umfangsmaße an den<br />
Beinen verdoppelten. Die Haut war<br />
dementsprechend stark gespannt und<br />
zeitweise trat Lymphe aus. Die Überhänge<br />
erschwerten zusätzlich eine<br />
MKS-Versorgung. Wegen des Handlings<br />
wurde daher eine MAK-Versorgung<br />
durchgeführt (Abb. 2). Nach intensiver<br />
Einweisung und Übung war<br />
es der Patientin möglich, die Versorgung<br />
allein anzulegen. Von Beginn<br />
an hatte die Patientin ein gutes entlastendes<br />
Gefühl. Nach 3 Monaten<br />
MAK-Therapie konnte sie ihre Stiefel<br />
wieder tragen, was vorher unmöglich<br />
erschien und das subjektive Empfinden<br />
der Lebensqualität deutlich steigerte<br />
(Abb. 3).<br />
Versorgungsbeispiel 3<br />
Im Vorfeld der Versorgung einer<br />
24-jährigen Patientin erhielt der Autor<br />
vom Vater der Patientin folgende<br />
Beschreibung der Situation:<br />
„Sie hat ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches<br />
Fatigue<br />
Syndrom) infolge von Post Covid.<br />
Das Chronische Fatigue Syndrom ist<br />
eine Multisystemerkrankung, bei der<br />
Belastungsintoleranz aufgrund von<br />
Energiemangel ein Kardinalsymptom<br />
ist. Bei meiner Tochter gab es<br />
einen Zusammenbruch des Systems<br />
vor 3 Monaten, der sie in die komplette<br />
Bettlägerigkeit geführt hat.<br />
Sie kommt noch auf 2 Toilettengänge<br />
am Tag, sonst liegen, auch das Essen<br />
geht nur noch im Liegen. Es gibt<br />
durch die Bettlägerigkeit eine Dekonditionierung<br />
und zudem auch POTS,<br />
das ist das Posturale Tachykardie Syndrom.<br />
Auch hier eine Vielfalt an Symptomen,<br />
alles ausgelöst durch Dysautonomien.<br />
Wenn sie in den Stand<br />
kommt, geht ihr Puls auf 140, der<br />
vorher bei 80 bis 90 war. Es wird gesagt,<br />
dass das Blut im unteren Körper<br />
versackt. Deshalb auch der Ruf nach<br />
Kompressionsstrümpfen/Kompressionsstrumpfhosen,<br />
um dem Körper<br />
Halt zu geben. […] Meine Fragen gehen<br />
auch in Richtung Anwendung<br />
in der Praxis. Sie ist tageweise so geschwächt,<br />
dass sie den Akt, etwas Zusätzliches<br />
anzuziehen, gar nicht bewerkstelligen<br />
kann, auch mit Hilfe<br />
nicht, da sie das körperlich und auch<br />
mental überfordert. […] Vielleicht<br />
haben Sie Ideen, wie wir vorgehen<br />
Abb. 3 Patientin 2 mit Stiefeln.<br />
könnten, so dass wir das Passende auf<br />
das Rezept schreiben können.“<br />
Beim Hausbesuch stellte sich sehr<br />
schnell heraus, dass die Patientin extrem<br />
schmerz- und druckempfindlich<br />
war. Schon das Palpieren sowie<br />
das Ausmessen mit dem Maßband<br />
waren beschwerlich. Die Beine waren<br />
extrem dünn – ein b-Maß von 18,5 cm<br />
sowie 45 cm im g-Maß. Im Versorgungsgespräch<br />
mit der Mutter und<br />
der Patientin waren wir uns einig,<br />
dass aufgrund der Gesamtsituation<br />
keine herkömmlichen Strümpfe genutzt<br />
werden können. So kam der Gedanke,<br />
MAK als 2-teilige Versorgung<br />
für Unterschenkel und Oberschenkel<br />
einzusetzen. Konkret wurde hier<br />
das Circaid®-System von medi ausgewählt,<br />
weil mithilfe des integrierten<br />
Built-In-Pressure-Systems (BPS) der<br />
individuelle Kompressionsdruck exakt<br />
eingestellt, kontrolliert und gerade<br />
in diesem speziellen Fall einfach<br />
nachjustiert werden konnte. Das Anlegen<br />
der MAK als solches ist für die<br />
Mutter einfach umzusetzen. Im Ergebnis<br />
lässt sich feststellen, dass nach<br />
einer langsamen Gewöhnung an die<br />
MAK die Patientin nun die Versorgung<br />
nutzt und trotz aller o. g. Umstände<br />
gut zurechtkommt. Die gewünschte<br />
Kreislaufstabilisierung<br />
konnte erfolgreich umgesetzt werden.<br />
Versorgungsbeispiel 4<br />
Der männliche Patient, Ende 50, stellt<br />
sich mit diversen Diagnosen vor. Neben<br />
der allgemeinen Adipositas findet<br />
man im Beinbereich eine Varikosis,<br />
ein Lymphödem, abgeheilte Erysipele<br />
sowie linksseitig ein Ulcus cruris<br />
venosum, welches schon seit Jahren<br />
besteht (Abb. 4). Es sind außerdem<br />
deutliche manifeste Abschnürungen<br />
durch falsch angelegte Kurzzug-<br />
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ORTHOPÄDIE TECHNIK <strong>05</strong>/24