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05 / 2024

Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.

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Digitalisierung<br />

Sicherheitsrisiko bei Microsoft-Exchange-Server<br />

Im Geschäftsumfeld gehört der Microsoft-Exchange-Server<br />

zu den beliebtesten Anwendungen, da damit die Verwaltung<br />

von E-Mail-Nachrichten, Kalendern, Kontakten und<br />

Aufgaben erledigt wird. Das Bundesamt für Sicherheit in<br />

der Informationstechnik (BSI) hat jetzt mindestens 17.000<br />

Instanzen von Microsoft-Exchange-Servern in Deutschland<br />

identifiziert, die durch eine oder mehrere kritische Schwachstellen<br />

verwundbar sind. Cyberkriminelle sowie Akteure im<br />

Dienst von Nationalstaaten nutzen diese Schwachstellen<br />

bereits aktiv zur Verbreitung von Schadsoftware, zu Cyberspionage<br />

oder für Ransomware-Angriffe aus. Betroffen sind<br />

insbesondere Schulen und Hochschulen, Kliniken, Arztpraxen,<br />

Pflegedienste und andere medizinische Einrichtungen,<br />

Büros von Rechtsanwält:innen und Steuerberater:innen,<br />

Kommunalverwaltungen sowie viele mittelständische Unternehmen.<br />

BSI-Präsidentin Claudia Plattner ruft daher auf,<br />

dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung bewusst werden<br />

und entsprechend reagieren: „Dass es in Deutschland<br />

von einer derart relevanten Software zigtausende angreifbare<br />

Installationen gibt, darf nicht passieren. Unternehmen,<br />

Organisationen und Behörden gefährden ohne Not ihre IT-<br />

Systeme und damit ihre Wertschöpfung, ihre Dienstleistungen<br />

oder eigene und fremde Daten, die womöglich hochsensibel<br />

sind. Cybersicherheit muss endlich hoch oben auf die<br />

Agenda. Es besteht dringender Handlungsbedarf!“<br />

Rund 45.000 Microsoft-Exchange-Server in Deutschland<br />

sind derzeit ohne Beschränkungen aus dem Internet<br />

erreichbar. Nach aktuellen Erkenntnissen des BSI sind etwa<br />

zwölf Prozent davon so veraltet, dass für sie keine Sicherheitsupdates<br />

mehr angeboten werden. Rund 25 Prozent aller<br />

Server werden zwar mit aktuellen Versionen Exchange<br />

2016 und 2019 betrieben, verfügen aber über einen veralteten<br />

Patch-Stand. In beiden Fällen sind die Server für mehrere<br />

kritische Schwachstellen anfällig. Damit sind mindestens<br />

37 Prozent aller offen aus dem Internet erreichbaren<br />

Microsoft-Exchange-Server verwundbar.<br />

Bereits 2021 warnte das BSI mehrfach vor der aktiven<br />

Ausnutzung kritischer Schwachstellen in Microsoft Exchange<br />

und rief zeitweise die IT-Bedrohungslage „Rot“<br />

aus. Trotzdem hat sich die Lage seitdem<br />

nicht verbessert, da viele Betreiber von<br />

Exchange-Servern weiterhin sehr nachlässig<br />

handeln und zur Verfügung stehende<br />

Sicherheitsupdates nicht zeitnah einspielen.<br />

Aktuell bewertet das BSI die IT-Bedrohungslage<br />

als geschäftskritisch („Orange“).<br />

Eine massive Beeinträchtigung des Regelbetriebs<br />

ist zu erwarten. Das BSI empfiehlt,<br />

webbasierte Dienste des Exchange-Servers<br />

Foto: BSI<br />

wie Outlook Web Access grundsätzlich nicht offen aus<br />

dem Internet erreichbar zu machen, sondern den Zugriff<br />

auf vertrauenswürdige Quell-IP-Adressen zu beschränken<br />

oder über ein VPN abzusichern.<br />

Cybersicherheit – bin ich gefährdet?<br />

Wie hoch die eigene Bedrohungslage durch Cyberangriffe<br />

ist, können viele kleine und mittelständische Unternehmen<br />

gar nicht einschätzen. Deswegen hat das BSI in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW) ein Konsortium zur Erarbeitung einer<br />

DIN SPEC gegründet. Ergebnis ist die DIN SPEC 27076, die<br />

als Grundlage für den Cyberrisikocheck dient. Beim Cyberrisikocheck<br />

befragt ein IT-Dienstleister ein Unternehmen<br />

in einem ein- bis zweistündigen Interview zur IT-Sicherheit<br />

im Unternehmen. Darin werden 27 Anforderungen<br />

aus sechs Themenbereichen daraufhin überprüft, ob<br />

das Unternehmen sie erfüllt. Für die Antworten werden<br />

nach den Vorgaben der DIN SPEC Punkte vergeben. Als Ergebnis<br />

erhält das Unternehmen einen Bericht, der u. a. die<br />

Punktzahl und für jede nicht erfüllte Anforderung eine<br />

Handlungsempfehlung enthält. Die Empfehlungen sind<br />

nach Dringlichkeit gegliedert. Der Cyberrisikocheck ist allerdings<br />

keine IT-Sicherheitszertifizierung.<br />

Die Kosten entsprechen denen eines Beratertages. Auf<br />

Bundesebene werden der Check und sich daran anschließende<br />

Handlungsempfehlungen bereits jetzt über das<br />

Programm „go-digital“ mit 50 Prozent bezuschusst. Mehrere<br />

Bundesländer haben ebenfalls eine Förderbereitschaft<br />

signalisiert. Plattner erklärt: „Der Cyberrisikocheck<br />

ist ein echtes Win-win-win-Produkt: für die kleinen Unternehmen,<br />

für die IT-Dienstleister und für das BSI. Damit<br />

haben wir den Grundstein für ein KMU-Cybersicherheitslagebild<br />

gelegt, und das ist ein wichtiger Schritt auf<br />

dem Weg zur Cybernation Deutschland. Wir freuen uns,<br />

dass schon jetzt mehr als 120 weitere IT-Dienstleister ihr<br />

Interesse an einer Durchführung des Cyberrisiko checks<br />

bekundet haben.“<br />

Premiere: Mehr als 60 IT-Dienstleister<br />

haben an der Schulung für die Durchführung<br />

des Cyberrisikochecks teilgenommen.<br />

ORTHOPÄDIE TECHNIK <strong>05</strong>/24<br />

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