05 / 2024
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
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Benner: Meines Erachtens sind sowohl die Schulung in<br />
Deutschland als auch die Weiterbildung in der Ukraine<br />
wichtig. Die Vorteile des Aurora-Hospitationsprogramms<br />
bei uns in Deutschland liegen darin, dass wir uns außerhalb<br />
des Kriegsgeschehens Zeit nehmen können, um im<br />
geschützten Raum Wissen zu vermitteln und Fälle zu diskutieren.<br />
Neben Aurora sind wir jedoch auch in anderen<br />
Projekten tätig, um direkt mit Ärzten und Therapeuten vor<br />
Ort in der Ukraine in Kontakt zu treten. Zum Beispiel findet<br />
jede Woche Telemedizin mit Ärzten unserer Klinik und<br />
verschiedenen ukrainischen Krankenhäusern statt. Auch<br />
kommt es zu einem Wissenstransfer im Rahmen einer<br />
zweiwöchentlich stattfindenden Onlineschulung, bei der<br />
Kollegen aus den BG-Kliniken und andere zu relevanten<br />
Themen aus der Unfallchirurgie, Amputations- und Verbrennungschirurgie,<br />
der Technischen Orthopädie und der<br />
Rehabilitation referieren. Eine Vor-Ort-Weiterbildung gestaltet<br />
sich vor allem aus Sicherheitsgründen für uns noch<br />
schwierig und wird aktuell eher durch NGOs (Nichtregierungsorganisationen,<br />
Anm. der Red.) angeboten.<br />
OT: Auf der OTWorld halten Sie einen Vortrag über das<br />
Aurora -Projekt. Innerhalb des Symposiums „Hilfsmittelversorgung<br />
im Krisengebiet“ kommen neben Ihnen weitere<br />
Expert:innen zu Wort. Was bedeutet Ihnen dieser Austausch?<br />
Foto: BGU<br />
Benner: Der Austausch mit anderen Experten, die in ähnliche<br />
Projekte eingebunden sind, ist sehr wertvoll. Dies<br />
zeigt sich immer wieder bei größeren Zusammentreffen<br />
von in der Ukraine tätigen Ärzten oder Therapeuten, aber<br />
auch bei der Kooperation mit der Industrie und Hilfsorganisationen.<br />
Es ist wichtig, auch die Standpunkte der anderen<br />
zu verstehen und die Bedürfnisse besser kennenzulernen.<br />
Nicht jeder gutgemeinte Aktionismus in und für die<br />
Ukraine hat Erfolg und führt zum gewünschten Ziel. Zum<br />
Beispiel ist es im Interesse der Ukraine, deren Kriegsverletzte<br />
im eigenen Land zu versorgen und nur in selteneren Fällen<br />
in andere Länder wie Deutschland zu verteilen. Auch<br />
müssen zum Beispiel beim Aufbau eines Orthopädietechniker-Netzwerkes<br />
die lokalen Gegebenheiten und die bisher<br />
in dieser Branche arbeitenden Personen berücksichtigt<br />
und einbezogen werden.<br />
OT: Die OTWorld ist nicht nur ein Ort für den Austausch,<br />
s ondern auch für die Fort- und Weiterbildung. Welche Kongressveranstaltungen<br />
werden Sie dafür nutzen?<br />
Dr. Sebastian Benner (rechts) gibt sein Wissen an die<br />
Hospitant:innen aus der Ukraine weiter.<br />
OT: Sie und Ihr Team schulen die ukrainischen Fachkräfte<br />
in Deutschland. Andere Hilfsprojekte setzen auf die Weiterbildung<br />
vor Ort in der Ukraine. Wo liegen die Vor- und<br />
Nach teile der beiden Ansätze?<br />
Benner: Der Kongress bietet eine exzellente Möglichkeit,<br />
mit Experten auf dem Gebiet der Technischen Orthopädie<br />
in Kontakt zu treten. Ich bin gespannt auf Neuigkeiten<br />
der Industrie, freue mich aber vor allem auf Gespräche und<br />
Kontakte außerhalb der einzelnen Vorträge. Besonders am<br />
Herzen liegen mir die Sichtbarkeit und Wertschätzung des<br />
Berufs des Orthopädietechnikers. Ich hoffe sehr, dass der<br />
Kongress hierbei helfen kann und jeder einzelne Referent<br />
mit einem spannenden Vortrag dazu beiträgt.<br />
Die Fragen stellte Pia Engelbrecht.<br />
Die OTWorld präsentiert auf der Messe eine<br />
Sonderschau rund um das Thema Hilfsmittelversorgung<br />
in Krisengebieten. Zentrales Element<br />
ist die Ausstellung „Barriere:Zonen“ der<br />
Organisation Handicap International. Auf 20<br />
Roll-ups werden Schicksale von Menschen mit<br />
Behinderung in Konflikt-, Kriegs- und Krisengebieten<br />
dokumentiert.<br />
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ORTHOPÄDIE TECHNIK <strong>05</strong>/24