05 / 2024
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
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der Nazi-Zeit manifestiert. Es wurde damals ganz offensiv<br />
kommuniziert, dass behinderte Menschen das Erbgut<br />
verunreinigen würden und den Staat viel kosten. Deswegen<br />
müsse man diese Menschen loswerden, sie wären „lebensunwert“.<br />
Ich glaube, über diese Propaganda wurde uns<br />
eine Haltung nahegebracht, die wir nie wirklich aufgearbeitet<br />
haben. Das ist zumindest ein Erklärungsansatz.<br />
Diversität messbar machen<br />
OT: 2021 hat Netflix begonnen, eine Studie bezüglich Diversität<br />
aufzusetzen. Gemeinsam mit der Inklusionsinitiative der<br />
University of Southern California (USC) Annenberg untersucht<br />
der Streaminganbieter die in den USA in Auftrag gegebenen<br />
Filme und Serien im Hinblick auf mehrere Inklusionsmaßstäbe<br />
– darunter Geschlecht, ethnische Herkunft, LGBTQI+ und<br />
Behinderung. Netflix hat sich dazu verpflichtet, die Ergebnisse<br />
bis 2026 alle zwei Jahre zu veröffentlichen. Wie wichtig sind<br />
solche Erhebungen?<br />
Schaar: In diesem Bereich passiert gerade ganz viel und<br />
ich bin ein großer Fan davon, weil wir in der Vergangenheit<br />
oft aus dem Bauchgefühl heraus agiert haben. Dabei<br />
ist ein datenbasierter Ansatz wichtig. Wir sollten Diversität<br />
und Inklusion messbar machen. Das ist auch unternehmerisch<br />
sinnvoll, weil wir so eine Wirksamkeitsmessung unserer<br />
bestehenden Maßnahmen etablieren und gleichzeitig<br />
Bedarfe für neue Maßnahmen erkennen. Zudem gibt es<br />
neue regulatorische Anforderungen wie die EU-Richtlinie<br />
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die<br />
Unternehmen dazu verpflichtet, auch über nicht-finanzielle,<br />
ökologische und soziale Nachhaltigkeitsdaten zu berichten.<br />
Das begrüße ich sehr, weil durch die einheit lichen<br />
KPIs (Key Performance Indicators, dt. Schlüsselkennzahlen,<br />
Anm. d. Red.), die dort abgefragt werden, ein branchenübergreifender<br />
Vergleich möglich wird. Damit macht die<br />
EU einen sehr großen Schritt in die richtige Richtung, die<br />
Wirtschaft als Ganzes nachhaltiger zu gestalten, und zwar<br />
auch sozial.<br />
Anzeige<br />
Zur Person<br />
René Schaar wurde 1992 geboren, lebt in Hamburg<br />
und ist gelernter Mediengestalter Bild/Ton<br />
sowie zertifizierter Diversity Manager. Aktuell<br />
leitet er stellvertretend den Bereich Gleichstellung<br />
und Diversity beim Norddeutschen Rundfunk<br />
(NDR). 2023 wurde er mit dem Senator-Neumann-Preis<br />
für Inklusion ausgezeichnet. Außerdem<br />
erhielt er den Grimme-Online-Award im Jahr<br />
2020 für die Umsetzung des Youtube-Formats<br />
„STRG_F“. Er engagiert sich ehrenamtlich als Wertebotschafter<br />
bei der überparteilichen Bildungsinitiative<br />
German-Dream und bei Ahoi e. V., einem<br />
Selbstvertretungsverein behinderter Menschen.<br />
wir immer wieder: Man kann so viele Regeln und Gesetze<br />
aufstellen, wie man möchte. Darüber wird keine Veränderung<br />
stattfinden. Veränderung entsteht, weil es einzelne<br />
Personen gibt, die Bock darauf haben, die eine positive<br />
Grundhaltung haben, neugierig sind und sagen: Lasst es<br />
uns mal ausprobieren, was soll schon passieren?<br />
ÜBERDENKEN SIE HANDPROTHESEN<br />
Mechanisch<br />
Angenehm<br />
leicht<br />
Die Fragen stellte Pia Engelbrecht.<br />
Bionische Eigenschaften<br />
Unabhängige 5-<br />
Fingerbewegung<br />
OT: Sie selbst haben eine Behinderung. Finden Sie sich in der<br />
deutschen Medienlandschaft wieder? Fühlen Sie sich repräsentiert?<br />
Sofortige<br />
Steuerung<br />
Variable<br />
Griffmuster und<br />
Handgelenkstellungen<br />
Schaar: Ja. Weil ich ein weißer, blonder und blauäugiger Cishetero-Dude<br />
bin (lacht). Und davon gibt es verdammt viele<br />
im Fernsehen. Was das Thema Behinderung angeht, finde<br />
ich mich und meine Community zu wenig repräsentiert.<br />
Das gilt grundsätzlich für unsichtbare Merkmale, also auch<br />
für psychische und chronische Erkrankungen.<br />
OT: Schon Kleines kann Großes bewirken. Was kann jede:r<br />
noch heute direkt umsetzen, um die Welt ein bisschen inklusiver<br />
zu machen?<br />
Schaar: Sich umschauen, Menschen, die behindert oder<br />
chronisch krank sind, mit ins Team holen. Einfach die Tür<br />
und das Herz aufmachen. Das kann bedeuten, einer alten<br />
Frau über die Straße zu helfen, aber eben auch, sich am Arbeitsplatz<br />
zu fragen, ob behinderte Menschen repräsentiert<br />
werden und ob die Prozesse inklusiv sind. Es hilft, wacher<br />
und sensibler zu sein. Das, was es braucht, und das merken<br />
Robuste<br />
Konstruktion<br />
und einfache<br />
Reparatur<br />
„Ich habe fast alle<br />
Handprothesen<br />
probiert, aber diese<br />
ist allerdings die<br />
effizienteste und<br />
praktischste nach<br />
meiner Erfahrung.“<br />
Anwender M<br />
Weitere Informationen auf unserer<br />
Website: www.metacarpal.co.uk<br />
ORTHOPÄDIE TECHNIK <strong>05</strong>/24<br />
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