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05 / 2024

Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.

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Info<br />

Fotos [2]: Fuchs & Möller<br />

Bevor Niklas den Hero Arm bekam,<br />

wurde er mit einer Habitusprothese<br />

versorgt, später dann mit einem Kinderhandsystem<br />

von Ottobock.<br />

OT: Wie zufrieden ist Niklas mit dem<br />

Ergebnis?<br />

Hannen: Niklas ist das erste Kind, das in<br />

Deutsch land mit dem Hero Arm versorgt wurde. Er trägt<br />

ihn jetzt bereits seit ein paar Monaten und ist sehr zufrieden.<br />

Er benutzt die Prothese für sämtliche Tätigkeiten in<br />

der Schule und um im Haushalt und Garten mitzuhelfen.<br />

Auch beim Fahrradfahren trägt er sie, weil er beide Hände<br />

braucht, um sicher steuern zu können. Er schwitzt jetzt<br />

deutlich weniger und das Gewicht macht ihm – trotz seines<br />

kurzen Unterarmstumpfes – keine Probleme. Auch das Design<br />

kommt sehr gut an.<br />

OT: Wie genau sieht seine Prothese aus?<br />

Hannen: Mir persönlich gefällt die Prothese durch die Gitterstruktur<br />

auch ohne Cover optisch sehr gut. Außerdem<br />

wirkt sie dadurch nicht so klobig. Gerade für Kinder ist es<br />

aber toll, dass es andere Möglichkeiten gibt. Niklas hat sich<br />

für eine Variante entschieden, die an den Marvel-Superhelden<br />

„Black Panther“ angelehnt ist. Tatsächlich wünschen<br />

sich die meisten unserer jungen Patienten bunte und auffällige<br />

Designs. Und das machen wir gerne möglich. Denn<br />

klar ist: Je mehr sich der Patient mit der Prothese identifiziert,<br />

desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sie<br />

auch trägt. Niklas tut das mit Stolz. Wenn man bedenkt,<br />

dass er zuvor in der Schule gehänselt wurde, ist die Optik<br />

umso wichtiger. Seine Mutter hat mir zurückgemeldet,<br />

dass die Mitschüler den Arm toll finden. Zum ersten Mal<br />

steht Niklas jetzt im Mittelpunkt – und zwar positiv.<br />

OT: Funktion oder Optik: Was steht für Ihre Patient:innen im<br />

Fokus?<br />

Hannen: In erster Linie ist eine Armprothese ein Werkzeug.<br />

Ich habe Patienten, die ihre Prothese nur für bestimmte<br />

Tätigkeiten anziehen. Das kann täglich auch nur eine Stunde<br />

sein. Aber für diese eine Stunde brauchen sie die Prothese,<br />

weil es eben keine andere Möglichkeit gibt, diese Tätigkeiten<br />

auszuführen. Und dann gibt es Patienten, die ihre<br />

Prothese den ganzen Tag von morgens bis abends tragen.<br />

Vielen Kunden ist es wichtig, dass sie durch die Prothese<br />

optisch an die Gesellschaft angeglichen sind. Für jeden<br />

steht etwas anderes im Fokus.<br />

Knallbunt statt hautfarben<br />

OT: Braucht in erster Linie tatsächlich Niklas die Prothese oder<br />

braucht sie vielmehr die Gesellschaft?<br />

Hannen: Niklas ist ohne Unterarm auf die Welt gekommen.<br />

Er kennt es nicht anders und ist sehr geschickt. Kinder<br />

können viel ausgleichen. Aber sie haben eben auch weniger<br />

Tätigkeiten auszuführen als Erwachsene. Ist die Selbstständigkeit<br />

als Kind noch deutlich reduziert, wird sie im Jugend-<br />

und Erwachsenenalter immer mehr gefordert. Man<br />

muss vorsichtig sein: Durch die Kompensationsbewegungen<br />

kommt es zu einem vermehrten Übergreifen mit der<br />

gesunden Hand, die Kinder müssen sich mehr verdrehen.<br />

Das wirkt sich auf den gesamten Bewegungsapparat aus und<br />

kann auch zu einer Überlastung der gesunden Hand führen.<br />

Ich sehe häufig – wie auch bei Niklas –, dass Menschen<br />

mit Behinderungen ausgegrenzt werden. Es muss sich etwas<br />

in der Gesellschaft ändern. Sie muss offener und hilfsbereiter<br />

werden. Zu mir kam mal eine ältere Dame, die zur<br />

12<br />

ORTHOPÄDIE TECHNIK <strong>05</strong>/24

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