05 / 2024
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
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Info<br />
Mit dem Hero Arm hat Sebastian Hannen,<br />
Bereichsleitung Produktion bei<br />
Fuchs & Möller, die passende Versorgung<br />
für Niklas gefunden.<br />
Fotos [2]: Fuchs & Möller<br />
Armprothese aus dem 3D-Drucker:<br />
Hero Arm besticht durch Leichtigkeit<br />
Ihre Gliedmaßen befinden sich noch im Wachstum. Die<br />
Kraft ist noch gering. Für Kinder wie den achtjährigen<br />
Niklas, der mit einer Fehlbildung des rechten Unterarms<br />
auf die Welt kam, gestaltet sich die Suche nach einer<br />
passenden Armprothese oft schwierig. Im Herbst 2023<br />
zeigte sie Erfolg. Der „Hero Arm“ des Hilfsmittelherstellers<br />
Open Bionics, eine 3D-gedruckte myoelektrische<br />
Prothese mit einer multiartikulierenden bionischen<br />
Hand, hat genau das, was Niklas braucht: ein geringes<br />
Gewicht, ein auffälliges Design und eher wenige, aber<br />
für ihn elementare Funktionen. Im Gespräch mit der OT-<br />
Redaktion erzählt Orthopädietechnik-Meister Sebastian<br />
Hannen, Sanitätshaus Fuchs & Möller, wie er auf das System<br />
aufmerksam wurde, welche Vorteile es bietet und<br />
warum eine Versorgung mit weniger Funktionen manchmal<br />
mehr ist.<br />
OT: Im Februar 2022 sagten Sie im Interview mit meiner<br />
Kollegin, dass es häufig individueller Lösungen bedarf, da die<br />
Passteilvarianten, die der Markt bietet, für Kinderversorgungen<br />
häufig zu groß, zu schwer oder funktionell ungeeignet sind.<br />
Wie hat sich der Markt im Bereich Armprothetik seitdem entwickelt?<br />
Sebastian Hannen: Bereits nach meiner Ausbildung an der<br />
Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg 2001 bin<br />
ich in den Bereich Armprothetik eingestiegen und führe<br />
das bis heute fort. Als Produktionsleitung bei Fuchs & Möller<br />
weiß ich, worauf es bei Kinderversorgungen ankommt.<br />
Bis heute hat sich mit Blick auf die Kinderhände der Firma<br />
Ottobock – abgesehen von kleinen Modifikationen – wenig<br />
verändert. Diese Systemhände haben eine kleine Grifföffnung,<br />
das heißt, selbst wenn das Kind die Hand öffnen und<br />
schließen kann, kann es einen Becher nicht halten. Auch<br />
die Geschwindigkeit, in der sich die Hand öffnet, ist für<br />
viele zu gering. Nach solchen Enttäuschungen besteht die<br />
Gefahr, dass die Kinder die Lust verlieren, die Prothese zu<br />
tragen. Später kam dann die Prothesenhand der Firma Vincent<br />
Systems, die Vincent Young, auf den Markt – vermutlich<br />
das beste System, das es mit Blick auf die Funktionen<br />
aktuell gibt. Die Hand ist meiner Meinung nach aber erst<br />
für Kinder ab neun Jahren geeignet. Sie ist etwas schwerer<br />
und es kann manchmal schwierig sein, die passende Größe<br />
für unsere kleineren Anwender zu finden. Darüber hinaus<br />
gibt es Passivhände, mittlerweile auch mit beweglichen<br />
Lösungen. Letztendlich bleiben es aber Habitusprothesen.<br />
Die Anwender können die Finger zwar bewegen, aber nicht<br />
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ORTHOPÄDIE TECHNIK <strong>05</strong>/24