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Kampf um Anderswelt

Es begann mit einer Flaschenpost. Eine junge Frau, die Tochter eines Engels und einer Schattenfrau, muss die Fehler ihrer Eltern wiedergutmachen. Sie muss in die Anderswelt, die dunkle Seite der menschlichen Seele. Bevor es komplett dunkel wird..........! Erster Teil . Es folgt ein zweiter Teil......... Ich hoffe bald.

Es begann mit einer Flaschenpost. Eine junge Frau, die Tochter eines Engels und einer Schattenfrau, muss die Fehler ihrer Eltern wiedergutmachen. Sie muss in die Anderswelt, die dunkle Seite der menschlichen Seele. Bevor es komplett dunkel wird..........!
Erster Teil . Es folgt ein zweiter Teil......... Ich hoffe bald.

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Das neue Jahr hatte genauso angefangen, wie das alte aufgehört<br />

hatte. Kalt, grau, hohe Schneewehen in den Straßen. Die Menschen<br />

hatten sich in ihren Häusern verkrochen. Wer nicht unbedingt raus<br />

musste, blieb zu Hause. Vom Meer her wehte ein eiskalter Wind. Er<br />

brachte Eis und Schnee mit. Ein Ende war nicht abzusehen.<br />

Inga hielt es in ihrem Zimmer nicht mehr aus. Seid einer Woche<br />

hatte sie das Haus nicht mehr verlassen. Sie verließ ihren Ra<strong>um</strong>,<br />

ging den langen Flur entlang, bis zur Garderobe. Ihre Mutter kam<br />

aus der Küche und sagte:<br />

„Du willst doch nicht raus? Außerdem gibt es gleich Mittagessen.“<br />

„Mag nichts essen. Ich muss mir fällt die Decke auf den Kopf.“<br />

„Kind, bleib hier. Schau einmal raus.“<br />

„Mom, nenn mich nicht immer Kind, ich bin 22 und sicher kein Kind<br />

mehr.“<br />

„Du bleibst immer mein KInd, solang ich lebe. Bitte, bleib zu<br />

Hause.“<br />

Inga griff ihre dicke Winterjacke, schlüpfte in die gefütterten Stiefel<br />

und verließ kopfschüttelnd das Haus. Der eisige Wind nahm ihr fast<br />

den Atem und einen Moment war sie unsicher, ob sie nicht doch<br />

wieder ins Haus zurückkehren sollte. Sie zog den Schal dichter <strong>um</strong><br />

ihren Hals. Sie zog ihn über Mund und Nase. Nun ging das Atmen<br />

leichter. Unbewusst schlug sie den Weg z<strong>um</strong> Meer ein. Sie wohnte<br />

nicht weit weg vom Strand. Sie konnte ihn nach fünf Minuten gehen,<br />

schon sehen. Seltsamerweise spürte sie die Kälte nicht. Ja, es war<br />

ihr sogar warm.<br />

Langsam ging sie den Strand entlang, sich gegen den Wind stemmend,<br />

als etwas Glitzerndes im Sand ihre Aufmerksamkeit erregte.<br />

Hier hatte der Schnee keine Chance liegenzubleiben, der Wind fegte<br />

ihn sofort ins Binnenland. Aus dem Sand schaute ein Flaschenhals<br />

heraus. Manchmal brachte das Meer die seltsamsten Dinge mit und<br />

ließ sie am Strand zurück. So auch diese Flasche. Irgendeine Eingebung<br />

veranlasste Inga die Flasche an sich zu nehmen. Es gestaltete<br />

sich als schwieriges Unterfangen. Der nasse Sand war gefroren


und hielt die Flasche fest <strong>um</strong>klammert. Inga zog und zerrte,<br />

bewegte sie hin und her und langsam lockerte sie sich aus dem<br />

Sand. Sie besah sich ihren Fund genauer. Ja schau an, da war ein<br />

Zettel darin. Jetzt hatte sie es eilig wieder nach Hause zu kommen,<br />

denn mit den dicken Handschuhen, war es nicht möglich, den<br />

Korken zu entfernen.<br />

Aus dem Esszimmer ertönte die Stimme ihres Vaters: „Doch zu kalt<br />

draußen? Hast dir den<br />

Arsch abgefroren?“ Er<br />

begleitete seinen Ausspruch<br />

mit einem dröhnenden<br />

Lachen. Ohne<br />

darauf zu reagieren lief<br />

Inga in ihr Zimmer. Entledigte<br />

sich ihrer Winterkleidung.<br />

Sie konnte den<br />

Korken nicht schnell<br />

genug entfernen. Als sie<br />

es endlich geschafft<br />

hatte und den Zettel in<br />

den Händen hielt, verzog<br />

sie enttäuscht das Gesicht. Inga legte den Zettel zur Seite und<br />

betrat das Badezimmer. Nahm ihre Haarbürste und brachte ihre rote<br />

Mähne in Ordnung. Was hatten diese seltsamen Zeichen auf dem<br />

Zettel zu bedeuten?<br />

3


Noch einmal nahm sie die Flasche zur Hand. Da war doch noch was<br />

drin? Zwei kleinere Schriftrollen kam z<strong>um</strong> Vorschein und zwei halbrunde<br />

Runen. Die kleineren Schriftrollen waren mit einem Siegel<br />

versehen. Inga wendete die Rollen hin und her. Sie hatte Angst vor<br />

dem, was sie da vielleicht zu sehen bekam. Doch wem sollte sie das<br />

zeigen, was sie gefunden hatte. Sie zögerte. Dann fasste sie sich<br />

ein Herz und brach das erste Siegel auf. Langsam rollte sie das<br />

Blatt auseinander und las:<br />

<br />

Sie besah sich die Runen, hatte aber keinen blassen Schimmer<br />

davon, was sie bedeuten konnten. Sie würde Mister Heller fragen.<br />

Er verstand sich auf griechische Mythologie. Vielleicht hatten die<br />

Holzdinger etwas mit den alten Griechen zu tun? Sie brannte darauf<br />

zu erfahren, was das alles bedeutete und eine innere Unruhe trieb<br />

sie heute z<strong>um</strong> zweiten Mal in die Kälte des harten Winters. Inga<br />

packte Flasche, Zettel, Runen und Siegel in ihre Sporttasche. Und<br />

konnte diesmal unbemerkt das Haus verlassen.<br />

Herr Heller wohnte drei Straßen weiter in einem alten Haus. Er war<br />

ein alter Mann. Wie alt wusste er selbst schon nicht mehr, oder<br />

wollte es nicht wissen. Er war erstaunt Inga vor der Haustür zu<br />

sehen.<br />

„Hallo Inga, was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“ Herr<br />

Heller kannte Inga schon von Geburt an. Damals war er noch recht<br />

oft Gast im Haus der Kottas gewesen, bis zu dem Tag, als Mr Heller<br />

die kleine Inga angesehen hatte und ihren Eltern etwas sagte, was<br />

diese nicht verstehen konnten. Er hatte gesagt:<br />

Dieses Kind ist etwas Besonderes, sie hat eine reine Aura. Gebt gut<br />

auf sie acht, denn die Dunkelheit wird sich für sie interessieren. Das<br />

machte ihren Eltern Angst und, sie verwiesen Herr Heller aus dem<br />

Haus mit der Auflage sich ihrem Kind fernzuhalten.<br />

4


Aber wie sollte das gehen? Immer wieder einmal tauchte Inga bei<br />

ihm auf und suchte seine Nähe. Er bat sie herein und schaute sie<br />

wissend an.<br />

„Was hast du gefunden Inga? „<br />

„Woher weißt du Onkel Angelo, dass ich was gefunden habe?“<br />

„Ich weiß es nicht Inga, ich wusste auch dass du heute hierher<br />

kommen würdest und du mir etwas zeigen willst.“<br />

Inga schaute ihn erstaunt an. Packte ihre Tasche aus und legte die<br />

Dinge vor Heller auf den Tisch.<br />

„Bei allen Göttern entfuhr es ihm.“<br />

„Was denn Onkel Angelo, was ist damit. Du bist ganz blass<br />

geworden.“<br />

Inga, ich wusste immer, dass du etwas besonderes bist und ich dir<br />

eines Tages helfen muss. Dieser Tag ist nun gekommen. Jedoch<br />

werden deine Eltern nicht begeistert davon sein. Ich muss dir dazu<br />

eine Geschichte erzählen........!“<br />

Du bist im Juni geboren unter dem Sternzeichen des Löwen. Als ich<br />

dich das erste Mal sah, sah ich auch deine Aura, die in einem reinen<br />

weiß erschien. Um dich her<strong>um</strong> waren Lichtgestalten, aber auch<br />

Schattenwesen. Ich hatte Angst <strong>um</strong> dich und <strong>um</strong>gab dich mit einem<br />

Schutzzauber. Doch deine Eltern verstanden das nicht und baten<br />

mich, dich nicht wieder zusehen. Aber du kamst immer einmal<br />

wieder zu mir, mit seltsamen Fragen, die ich dir nicht beantworten<br />

wollte, denn es hätte dir geschadet. Für die Antworten warst du<br />

schlicht weg noch zu jung.“<br />

Erschöpft lehnte Mr. Heller sich zurück und schloss die Augen.<br />

Doch nicht lange und er war wieder voll bei der Sache.<br />

„Das Inga kannst du nicht allein, das Du die Zeichen gefunden hast,<br />

bedeut, das nur du in die <strong>Anderswelt</strong> gelangen kannst, <strong>um</strong> dort eine<br />

Aufgabe zu erfüllen, die nur du erfüllen musst.“<br />

„Ich muss? Du meinst ich allein, muss wohin, <strong>um</strong> da was erledigen?<br />

Wie kommst du darauf?“<br />

Ich erkläre dir die Schriftzeichen und auch die Runen.<br />

Diese Rune ähnelt einem verschlungenen Knoten und symbolisiert<br />

die Verbindung zwischen Menschen, Orten oder Welten.<br />

5


Vielleicht wurde sie von einer alten Liebesgöttin geschaffen, <strong>um</strong><br />

zwei Seelen miteinander zu verbinden. Wer sie trägt, spürt eine<br />

unsichtbare Verbindung zu jemand anderem.<br />

Hier die Andere, schau.....!<br />

Diese Rune ist vielleicht ein Portal zwischen unserer Welt und einer<br />

Parallelwelt, die nur durch ihre verblassten Linien hindurch<br />

betreten werden kann. Wenn du dich entschließt dem ganzen auf<br />

den Grund zu gehen, werde ich dich begleiten.“<br />

Inga hatte gebannt zugehört und sagte leise:<br />

„An eine Frage erinnere ich mich noch genau, denn ich habe sie dir<br />

oft gestellt. Jetzt beantworte sie bitte:<br />

WER BIN ICH?“<br />

Mr Heller sah Inga mit offenem Blick an und sagte leise:<br />

„Du bist nicht das Kind deiner Eltern. Deine Mutter hat dich zwar<br />

geboren, aber du bist das Kind eines Engels und einer Schattengestalt,<br />

deren Namen aus allen Aufzeichnungen verschwunden sind.<br />

Ausgetilgt vom Herrn des Univers<strong>um</strong>s.“<br />

„Onkel Angelo, und wer bist du?“ Fragte Inga zaghaft?<br />

Angelo schaute sie an und seine Gestalt veränderte sich. Vor Inga<br />

stand ein Mann mittleren Alters, <strong>um</strong>geben von einer hellen Aura.<br />

„Ich Inga, ich bin dein richtiger Vater. Deine Mutter, ein Schattenwesen<br />

der<br />

Dunkelheit hatte<br />

mich verführt.<br />

Ich konnte ihr<br />

nicht widerstehen<br />

und wenn<br />

der Herr des Univers<strong>um</strong>s<br />

nicht<br />

eingegriffen<br />

hätte, wärest du<br />

nie geboren<br />

worden und ich<br />

wäre längst auf ewige Zeiten verbannt worden. So aber wurde ich<br />

6


nur auf die Erde versetzt, <strong>um</strong> auf dich zu achten <strong>um</strong> dich zu schützen.“<br />

7<br />

„Soll das heißen, ich bin geboren worden, <strong>um</strong> deinen Fehler wieder<br />

geradezubiegen?“<br />

„Wenn du es so siehst, ja man könnte es so nennen. Weißt du, der<br />

Herr des Univers<strong>um</strong>s ist auch ein Spieler und jemand, der alles<br />

besser weiß und das auch wissen will. Der Herr der Schattengestalten<br />

und der Herr des Lichts liegen im Dauerclinch. Da sie beide<br />

gleich stark sind, ist es ein schwieriges Unterfangen, das eine Seite<br />

gewinnt. Deshalb benutzen sie die Menschen, <strong>um</strong> ihre Zwistigkeiten<br />

auszutragen. Nicht sehr fair oder?“<br />

„Was ist, wenn ich versage?“<br />

„Dann siegt die Finsternis, Satan wird regieren und es wird nur<br />

noch Hass, Missgunst und Tod geben.“<br />

„Ich werde also der Finsternis schutzlos gegenübertreten<br />

müssen?“<br />

„Aber nein, natürlich nicht. Ich bin immer an deiner Seite und du<br />

hast Fähigkeiten von mir mitbekommen, die noch erweckt werden<br />

müssen. Aber auch Fähigkeiten der Dunkelheit sind in dir, die mit<br />

denen des Lichts ebenfalls aktiv werden. Dann liegt es an dir, für<br />

welche Seite du dich entscheidest. Darauf habe ich leider keinen<br />

Einfluss.“<br />

„Sei mir nicht böse, aber das alles muss ich erst einmal verdauen.<br />

Ich besuch dich morgen wieder.“<br />

„Das geht nicht Inga, du musst hierbleiben, denn hier bist du sicher<br />

und nicht den Angriffen der Dämonen ausgesetzt. Hier kommen sie<br />

nicht rein. Draußen lauern sie schon auf dich und mich. Sie wissen,<br />

dass du vor der Erweckung stehst und das möchten sie allzu gern<br />

verhindern.“<br />

„Du spinnst ja. Ich geh jetzt. Morgen komm ich wieder. Sie riss die<br />

Haustür auf und machte einen Schritt hinaus. Plötzlich spürte sie,<br />

wie etwas sie <strong>um</strong>klammerte und versuchte, sie noch weiter vom<br />

Haus wegzuziehen. Während eine Stimme flüsterte:


„Wehre dich nicht, du bist ein Teil von uns, komm mit in dein Reich.<br />

Du wirst die Königin der Schattenwelt sein.“<br />

8<br />

Da begriff Inga, was Angelo gemeint hatte. Es erwachte in ihr der<br />

Widerstand. Sie spürte eine unsagbare Kraft in sich aufsteigen. Es<br />

entstand <strong>um</strong> sie her<strong>um</strong> ein greller Lichtwirbel. Die Schattenwesen,<br />

die immer dichter <strong>um</strong> sie her<strong>um</strong>gestanden hatten kreischten und<br />

vergingen, sobald das Licht sie berührte. Sie spürte, wie jemand sie<br />

packte und ins Haus zurückzog. Erschöpft ließ Inga sich in einen<br />

Sessel fallen und atmete schnell und schwer.<br />

„Inga atme langsam. Verstehst du jetzt, dass ich nicht spaße?“Sie<br />

brachte gerade noch ein Nicken zustande. Dann wurde ihr schwarz<br />

vor Augen.<br />

Als sie erwachte, war es Nacht geworden. Neben dem Bett in dem<br />

sie lag, saß Angelo in einem Sessel und las in einem Buch.<br />

„Habe ich lange geschlafen?“<br />

„Zwei Tage und eine Nacht hast du gebraucht, <strong>um</strong> dich zu regenerieren.<br />

Aber das ist ganz normal, nach der Abwehr eines Dämonenangriffs.“


„Das habe ich also nicht geträ<strong>um</strong>t? Danke das du mich mit deinem<br />

Licht gerettet hast.“<br />

„Das war nicht mein Licht, das gehörte zu dir. Ich habe dich nur<br />

zurück ins Haus gezogen.“<br />

„Nichtsdestotrotz, muss ich doch noch einmal zu meinen Eltern, sie<br />

werden mich suchen lassen durch die Polizei und sie können sich<br />

denken, dass ich bei dir bin.“<br />

„Das haben sie schon und nachdem du wieder im Haus warst, habe<br />

ich für uns den Aufenthaltsort gewechselt. Sie werden uns nicht<br />

finden. Wir sind auf einem anderen Kontinent.“<br />

„Wie geht das denn? Wir sind doch nicht geflogen?“<br />

„In gewisser Weise schon, wir können uns Kraft der Gedanken<br />

überall hinversetzen, wohin wir wollen. Das alles wirst du später<br />

verstehen, sei gewiss.“<br />

9<br />

„In den Schatten der Eiche, wo der Mond das Wasser berührt, liegt<br />

das Tor zur <strong>Anderswelt</strong>. Nur derjenige, der die verblassten Runen<br />

versteht, kann es öffnen.“


10<br />

„Es wird nicht leicht sein, den Weg in die <strong>Anderswelt</strong> zu finden und<br />

hineinzugelangen. Aber wenn es jemand schaffen kann, dann du<br />

Inga.“<br />

Inga bekommt einen anderen Namen<br />

und lernt ihre Fähigkeitem einzusetzen.<br />

Angelo unterrichtete Inga in allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.<br />

Sie lernte, ihre Gedanken so zu bündeln, dass sie Dinge<br />

bewegen konnte, ohne sie zu berühren. Sie lernte, den Standort zu<br />

wechseln, ohne ein Verkehrsmittel benutzen zu müssen. Besonders<br />

stark war ihre Lichtpräsenz. Das Licht, welches von innen kam, war<br />

so allmächtig stark, dass jeder Dämon, der ihr auf drei Schritte<br />

nahe kam, von dessen Glut verging, ohne einen Rückstand zu<br />

hinterlassen.<br />

Eines Tages sagte Angelo mit feierlicher Stimme:<br />

Deine Ausbildung ist beendet und nun bekommst du deinen richtigen<br />

Namen. Ein Name, den der Herrscher des Univers<strong>um</strong>s dir<br />

gegeben hat und den du Verdienst. Dein Name ist Liv. Er bedeutet:<br />

„Schutz, Verteidigung und Leben“<br />

Angelo öffnete ein Truhe und entnahm ihr einen Stab, auf dessen<br />

Spitze ein blutroter Stein zu schweben schien.<br />

„Diesen Stab sollst du von nun an gegen die Dämonen einsetzen,“<br />

sagte Angelo mit leiser Stimme. Als Inga, jetzt Liv den Stab in die<br />

Hand nahm, glühte der Stein intensiv rot auf. Eine Lichtspirale<br />

drehte sich <strong>um</strong> den<br />

Stab bis zu ihrer<br />

Hand, lief in Spiralen<br />

den Arm hinauf<br />

und hüllte sie voll-


ständig ein. Ihr ganzer Körper erstrahlte in dem roten Licht und verging<br />

genauso schnell, wie er gekommen war. Nichts deutete darauf<br />

hin, dass die Kraft des Steins von Liv absorbiert worden war. Nur<br />

ein sanftes Leuchten ließ erkennen, das er aktiv war.<br />

11<br />

Liv und Angelo waren auf dem Weg z<strong>um</strong> Tor, welches der Eingang<br />

zur <strong>Anderswelt</strong> darstellte.<br />

Sie erreichten nach langem Suchen einen dichten Wald, von dem<br />

etwas Geheimnisvolles ausging. Angelo und Liv schritten mit entschlossenen<br />

Schritten durch den dichten Nebel, der den Wald<br />

<strong>um</strong>hüllte, der das mystische Tor verbarg. Sie konnten fühlen, wie<br />

die Luft mit elektrischer Spannung geladen war, ein Zeichen dafür,<br />

dass sie sich der Schwelle zur <strong>Anderswelt</strong> näherten. Die Bä<strong>um</strong>e<br />

wichen zurück, als ob sie den Weg für die beiden Menschen freimachen<br />

wollten, und enthüllten schließlich das imposante Tor, das<br />

aus uraltem Stein gemeißelt und mit seltsamen Runen übersät war.<br />

Es pulsierte mit einem sanften Leuchten, das in den Farben des<br />

Regenbogens spielte und den Eingang zur Welt jenseits unserer<br />

Vorstellung markierte. Angelo und Liv tauschten einen Blick der<br />

Entschlossenheit aus, bevor durch das Tor traten, bereit, sich den<br />

Gefahren und Herausforderungen zu stellen, die jenseits dieser<br />

Schwelle lagen.<br />

Als sie das Tor durchschritten,<br />

tat sich vor<br />

ihnen eine dunkle Welt<br />

auf.<br />

Ein grauer Himmel<br />

über einer trostlosen,<br />

felsigen Landschaft.<br />

Der Fluss, schwarz<br />

und unheimlich, über<br />

dem große Vögel mit<br />

lautem Kreischen<br />

hinweg flogen.


Liv schaute mit großen Augen in die Weite der Landschaft und flüsterte:<br />

„Unheimlich ist es hier. Bist du sicher wir, sind hier richtig?“<br />

„Absolut, richtig. <strong>Anderswelt</strong> ist die dunkle Seite unseres Wesens.<br />

In jedem von uns ist eine <strong>Anderswelt</strong>, die dunkle Seite unseres<br />

Geistes“, sagte Angelo wissend.<br />

„Das ist kompliziert,“ entgegnete Liv. Der blutrote Kristall am Ende<br />

ihres Stabes leuchtete auf. Sie fragte sich, was das nun wieder<br />

bedeutete. Angelo gab die Antwort auf ihre st<strong>um</strong>me Frage.<br />

„Achte auf den Kristall, er sagt dir immer, ob sich eine Gefahr<br />

nähert. Komm hier hinter diesen Felsen. Wir wollen nicht gleich entdeckt<br />

werden, obwohl ich sicher bin, die dunkle Macht weiß längst,<br />

dass wir hier sind.“<br />

Plötzlich vibrierte die Erde. Die Luft wurde stickig und roch nach<br />

faulen Eiern. Aus dem Fluss stiegen riesige Blasen und zerplatzen<br />

an der Oberfläche. Liv hielt sich die Nase zu und kämpfte gegen<br />

den Brechreiz an, der in ihr aufstieg. Angelo erging es nicht besser.<br />

„Komm“, sagte er näselnd, „verschwinden wir. Das ist ja nicht auszuhalten.<br />

Hoffentlich stinkt es nicht überall so wie hier.“<br />

12<br />

Sie beeilten sich, vom stinkenden Fluss wegzukommen und<br />

erreichten nach einer Weile eine weite Ebene, auf der es ka<strong>um</strong><br />

Deckung gab. Angelo war sich sicher, dass die ersten Kämpfe,<br />

nicht lange auf sich warten ließen.<br />

„Bist du bereit für die Feuertaufe Liv?“ Lachend schaute Angelo sie<br />

von der Seite her an und bemerkte doch einen etwas besorgten<br />

Gesichtsausdruck. Er beruhigte sie, indem er ihr klarmachte, dass<br />

ihre Ausbildung eine der besten sei, die ein Mensch je erhalten<br />

habe im <strong>Kampf</strong> gegen die Dunkelheit. Sie solle nur den Gebrauch<br />

des Stabes geschickt einsetzen. Aber er sei sich sicher, dass sie es<br />

richtig machen werde. Ka<strong>um</strong> hatten sie die weite düstere Ebene<br />

betreten, als sich eine Gruppe seltsamer Gestalten bemerkbar<br />

machten. Durcheinend und mit aufgerissenen Mäulern schienen sie<br />

in der Luft zu hängen. Ein schauriger Gesang erfüllte die Luft und<br />

ließ auf der Haut der beiden Menschen eine Gänsehaut entstehen.


13<br />

In diesem Moment, als die Schatten wie Geister durch die Luft tanzten,<br />

spürten die beiden Wanderer, wie sich die Kälte <strong>um</strong> sie her<strong>um</strong><br />

verdichtete. Der Wind rauschte über die Ebene, als ob er die<br />

unheimliche Melodie begleiten würde. Die Dunkelheit schien lebendig<br />

zu werden, pulsierend mit<br />

jedem Ton des makabren<br />

Liedes.<br />

Sie konnten nicht anders, als<br />

gebannt auf die Szenerie zu<br />

starren, die sich vor ihnen<br />

entfaltete. Es war, als würde<br />

die Natur selbst eine uralte<br />

Geschichte erzählen, eine<br />

Warnung, die in den Wind<br />

geschrieben und nur in solchen<br />

Momenten des Grauens<br />

offenbart wurde.<br />

Die nebligen Gestalten rückten<br />

näher und jetzt sahen Angelo und Liv, die Ausgeburten der<br />

Hölle auf sich zukommen. Die Luft schien elektrisch geladen zu<br />

sein. Es knisterte und kleine Funken entluden sich <strong>um</strong> die gruseligen<br />

Gestalten. Je näher sie kamen, <strong>um</strong>so intensiver entluden sich<br />

die Funken, die sich allmählich zu Blitzen gestalteten. Der Kristall<br />

auf der Spitze des Stabes leuchtete intensiv rot auf. Es schien, als<br />

mache er sich selbständig. Das rote Licht breitete sich aus und<br />

legte einen Schirm <strong>um</strong> die beiden Personen. Die Blitze erreichten<br />

die Menschen nicht. Sie schlugen in den Schirm ein und brachten<br />

ihn z<strong>um</strong> Leuchten. Je mehr Blitze ihn trafen, <strong>um</strong>so stärker wurde<br />

die Energie im Kristall.<br />

„Nicht das sich der Kristall mit Energie überläd und uns <strong>um</strong> die<br />

Ohren fliegt“, bemerkte Liv und grinste schief.


„Keine Angst“, entgegnete Angelo beruhigend, „das wird ka<strong>um</strong><br />

passieren, der kann was ab.“<br />

Im Schutz des Kristalle drangen sie weiter in die Ebene vor. Liv<br />

überlegte derweil, was sie hier eigentlich erledigen sollte. Bisher<br />

war weit und breit von einem Auftrag nichts zu sehen, außer diese<br />

dämlichen Gespenster, die immer noch Blitze abschossen, die<br />

nichts auszurichten vermochten. Die Landschaft veränderte sich<br />

nicht.<br />

„Wird Zeit, ein Dorf oder ähnliches zu erreichen, ich habe einen<br />

Durst wie ei, Kamel nach einem Marsch durch die Wüste Gobi“,<br />

fluchte Angelo. Wie aufs Stichwort tauchten am Horizont die schemenhaften<br />

Umrisse eines Dorfes auf.<br />

„Schau, das Dorf hat eine Kirche. Dort werden wir sicher sein“, rief<br />

Liv und beschleunigte ihren Schritt.<br />

„Das würde mich wundern“, sagte Angelo zweifelnd. „Sicher sind<br />

alle Kirchen, auf die wir treffen, längst entweiht worden durch die<br />

Macht der Dunkelheit. Hoffentlich ist das Dorf nicht auch noch verlassen.“<br />

Sie betraten das Dorf. Das Singen und Jaulen hatte aufgehört und<br />

eine unheimliche Stille breitete sich aus. In den Häusern war nirgendwo<br />

ein Licht zu sehen. Es schien tatsächlich verlassen worden<br />

zu sein.<br />

14<br />

Sie durchquerten den Friedhof und steuerten das Zentr<strong>um</strong> des<br />

Dorfes an. Als<br />

sie am ersten<br />

Haus vorbei<br />

kamen, hörten<br />

sie ein leises<br />

Zischen. „He<br />

ihr, kommt<br />

herein zu mir.<br />

Endlich ein<br />

menschliches<br />

Wesen.“


Leise knarrend öffnete sich eine Tür. Eine zerl<strong>um</strong>pte Gestalt stand<br />

im Türrahmen und schaute ängstlich von rechts nach links.<br />

„Kommt schon rein, oder seid ihr lebensmüde? Was ist das für ein<br />

roter Schein, der euch <strong>um</strong>gibt?“Liv wollte vorbei gehen, ohne die<br />

Gestalt zu beachten, aber Angelo packte sie am Arm und zog sie in<br />

das Haus. Eine sch<strong>um</strong>mrige Bedeutung ließ die Umrisse der Einrichtung<br />

erkennen. Viel war es nicht. Ein Tisch, zwei Stühle, ein<br />

Schrank und einen winzigen Ofen, der ka<strong>um</strong> Wärme abgab an seine<br />

Umgebung.<br />

Die Gestalt, welche die Tür geöffnet hatte, stand neben dem Tisch<br />

und entpuppte sich als sehr alte Frau. Ihr zahnloser Mund lächelte:<br />

„Endlich, endlich bist du da Liv. Es ist gut Angelo das du mitgekommen<br />

bist. Zeige mir bitte, was du in der Flaschenpost gefunden<br />

hast. Ich werde dir sagen, was es zu bedeuten hat und welchen Auftrag<br />

du bekommst. Dann muss ich dir noch sagen, du musst den<br />

Auftrag nicht annehmen, aber dann wird die Welt der Trä<strong>um</strong>e und<br />

Fantasien, die <strong>Anderswelt</strong> noch schrecklicher werden und die Menschen<br />

in eurer Welt, werden nur noch Alpträ<strong>um</strong>e haben.Bojena breitete<br />

das alte Pergament auf dem Tisch aus.<br />

15


Ka<strong>um</strong> lag das papierglattgestrichen auf dem alten Tisch, als ein<br />

Leuchten sich darüber ausbreitete. In der Mitte des dunklen<br />

Ra<strong>um</strong>es flackerte die Luft, und langsam formte sich ein schimmerndes<br />

Hologramm. Es zeigte die Gestalt eines alten Mannes,<br />

dessen Gesicht von den vielen Jahren der Weisheit gezeichnet war.<br />

Er trug ein langes, weißes Gewand, das majestätisch <strong>um</strong> seine<br />

Gestalt floss und im virtuellen Wind leicht zu schweben schien.<br />

Seine Augen, leuchtend und durchdringend, fixiertenLiv, als er mit<br />

einer Stimme, die so alt schien wie die Zeit selbst, begann zu sprechen:<br />

„Jetzt sage ich dir deinen Auftrag in der <strong>Anderswelt</strong>. Du bist<br />

auserwählt, das Gleichgewicht zu wahren und die Schatten, die sich<br />

dort ausbreiten, zurückzudrängen. Höre genau zu, denn was ich dir<br />

offenbare, wird das Schicksal von vielen bestimmen.”<br />

Seine Worte hallten im Ra<strong>um</strong> wider, und das Hologramm flackerte<br />

kurz, bevor es stabil blieb<br />

16<br />

Die Stimme des alten Mannes hallt in ihren Ohren wider, während<br />

sie die Bedeutung dieser Mission erfasste.<br />

„Es ist eine Reise ins Unbekannte, eine Pflicht, die über das<br />

Gewöhnliche hinausgeht. Du musst dich auf deine Intuition, deine<br />

Stärke und deine Entschlossenheit verlassen, <strong>um</strong> die Dunkelheit zu<br />

besiegen und das Licht zu bewahren. Die <strong>Anderswelt</strong> erwartet dich<br />

mit ihren Geheimnissen, ihren Gefahren und ihren verborgenen<br />

Wundern. Möge sie mutig sein und ihren Auftrag erfüllen, denn das<br />

Schicksal vieler hängt von dir ab. Höre was dich erwarten kann:<br />

Die Schatten in der <strong>Anderswelt</strong> sind eine Manifestation von allem,<br />

was im Gleichgewicht der Welten dunkel und bedrohlich ist. Sie<br />

könnten metaphorisch für Ängste, Zweifel und die dunklen Seiten<br />

der Existenz stehen. Dunkle Kreaturen: Wesen, die aus der Dunkelheit<br />

selbst geboren wurden und die Reisenden in der <strong>Anderswelt</strong><br />

bedrohen.<br />

Verzerrte Spiegelbilder: Abbilder der Charaktere, die ihre schlechtesten<br />

Eigenschaften und Ängste widerspiegeln.<br />

Nebel des Vergessens: Ein dichter Nebel, der die Erinnerungen und<br />

das Wissen der Menschen verzehrt.


Flüsternde Winde: Unsichtbare Kräfte, die Zweifel säen und die Entschlossenheit<br />

der Helden untergraben.<br />

Diese Schatten stellen die Hindernisse und Prüfungen dar, die du<br />

überwinden musst, <strong>um</strong> deine Mission zu erfüllen und die Harmonie<br />

in der <strong>Anderswelt</strong> wiederherzustellen.“<br />

Die Stimme schwieg und das Hologramm erlosch. Liv schaute eine<br />

Weile zu Boden, bevor sie den Blick hob und Angelo ansah. Ihre<br />

sanften braunen Augen hatten ihre Farbe gewechselt. Sie erstrahlten<br />

in einem intensiven grün, während der innere Kranz <strong>um</strong> die Iris<br />

eine gelbliche Farbe angenommen hatte. Ihre Gestalt straffte sich<br />

und ihre Gesichtszüge drückten Entschlossenheit aus. Sie fasste<br />

den Stab fester und hielt ihn am ausgestrecken Arm in die Luft.<br />

Dabei stieß sie einen Schrei aus, der in ganz <strong>Anderswelt</strong> zu hören<br />

war. Er bedeutete eine <strong>Kampf</strong>ansage an die Finsternis und eine<br />

Hoffnung für die Menschen, die hier lebten. Angelo schaute sie an<br />

und flüsterte:<br />

„Jetzt bist du bereit, deine Mission zu erfüllen. Ich habe dich hierher<br />

gebracht, aber hier endet auch mein Weg. Ich empfing eine<br />

mentale Botschaft, dass mein Erscheinen beim Herrscher des Univers<strong>um</strong>s<br />

beinhaltet. Aber du bist stark und fast unbesiegbar. Versprich<br />

mir, dir immer treu zu bleiben und nicht den Versuchungen,<br />

die auf dich zukommen werden zu erliegen.“<br />

Liv nickte. Sie <strong>um</strong>armte Angelo und die alte Frau, schritt durch die<br />

Tür und machte sich auf, in eine ungewisse Zukunft.<br />

17<br />

Fortsetzung folgt:


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19


20

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