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Thermenland_05-2024

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AKTUELL<br />

Bezirkstagspräsident Dr. Ol<br />

„Richten Sie bei der Stimmabgabe den Fo<br />

Anfang Juni stehen nun wieder die Wahlen<br />

zum Europäischen Parlament (EP) an. Im<br />

Laufe der immer weiter fortschreitenden europäischen<br />

Zentralisierung wurden mehr<br />

und mehr Zuständigkeiten an die Europäische<br />

Union (EU) übertragen. Die Gestaltung<br />

europäischer Gesetze ist eine der wichtigsten<br />

Aufgaben des Europaparlaments.<br />

Bei den Wahlen zum EP gelten wie bei den bayerischen<br />

Bezirkstagen keine Prozenthürden. Das<br />

heißt, beide Parlamente bieten kleinen Parteien<br />

die Möglichkeit, ihre Politik und vor allem auch<br />

ihr politisches Personal auf einer öffentlichen<br />

Bühne zu präsentieren. Das <strong>Thermenland</strong> Magazin<br />

hat daher den Bezirkstagspräsidenten, Dr.<br />

Olaf Heinrich, über die Bedeutung der EP-Wahlen<br />

für die Menschen im Bezirk Niederbayern befragt<br />

– denn er ist nicht nur Vorsitzender des Trägervereins<br />

der Europaregion Donau-Moldau (EDM)<br />

und vertritt Niederbayern im Präsidium der Europaregion,<br />

sondern er hat seine politische Laufbahn<br />

selbst bei der Kleinpartei ÖDP begonnen.<br />

„Derzeitiges Wahlrecht zum<br />

Bundestag ist völlig inakzeptabel“<br />

<strong>Thermenland</strong> Magazin: Herr Dr. Heinrich, bevor<br />

wir auf das eigentliche Thema, die Europawahlen,<br />

eingehen, möchte ich noch eine aktuelle<br />

Frage vorschalten: Der Passauer Bundestagsabgeordnete<br />

Andreas Scheuer (CSU) ist der erste<br />

Abgeordnete des Deutschen Bundestags, dessen<br />

Platz nach dem neuen Wahlrecht nicht mehr<br />

nachbesetzt wird. Damit verliert Niederbayern<br />

einen seiner 13 Vertreter im Bundestag. Wie bewerten<br />

Sie die Auswirkungen der Wahlrechtsreform<br />

für Niederbayern?<br />

Dr. Olaf Heinrich: Das Ausscheiden von MdB<br />

Scheuer, der sich über viele Jahre sehr für niederbayerische<br />

Interessen eingesetzt hat, stellt<br />

ohne Zweifel eine Schwächung der Region dar.<br />

Insgesamt halte ich die von der Bundesregierung<br />

beschlossene Wahlrechtsreform für falsch<br />

und nicht vermittelbar. Dass es nach der aktuell<br />

vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelten<br />

Variante möglich wäre, mehr als 40 Direktmandate<br />

zu gewinnen, aber wegen der<br />

Fünf-Prozent-Hürde keines davon besetzen zu<br />

können, ist in meinen Augen völlig inakzeptabel.<br />

Ich vertraue darauf, dass das Bundesverfassungsgericht<br />

eine ausgewogene Entscheidung<br />

treffen wird. Fest steht für mich allerdings auch:<br />

der Bundestag muss verkleinert werden.<br />

„Niederbayern ist ohne Zweifel<br />

mit großem Einfluss vertreten“<br />

Im EP ist Niederbayern bei insgesamt 15 bayerischen<br />

Abgeordneten nur durch den CSU-Politiker<br />

und Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei<br />

(EVP), Manfred Weber, vertreten. Reicht das für<br />

eine Region wie Niederbayern?<br />

www.thermenland-magazin.de<br />

Kaum eine Mitgliedsregion nutzt die Mitarbeit in der Europaregion Donau-Moldau so effizient wie Niederbayern:<br />

Dr. Olaf Heinrich (Mitte hinter Blumen) ist Vorsitzender des Trägervereins, der letzten Herbst<br />

in Kelheim tagte. Mit dabei Passaus Landrat Raimund Kneidinger (r. Ecke d. Plakats) als stellv. Vorsitzender<br />

und Kassenprüfer Michael Fahmüller (3.v.l.), Landrat von Rottal-Inn. Foto: Bezirk Niederbayern<br />

Dr. Heinrich: Die 96 Mandate für deutsche Abgeordnete<br />

im Europäischen Parlament werden<br />

nicht wie bei der Bundestagswahl nach Wahlkreisen<br />

verteilt. Dies hat bisher dazu geführt,<br />

dass Niederbayern mit MdEP Manfred Weber<br />

einen einzigen Abgeordneten stellt. Mit 1,3 von<br />

84 Millionen Bundesbürgern sind wir damit<br />

etwas unterrepräsentiert. Angesichts der hohen<br />

Funktionen, die Manfred Weber bekleidet, ist<br />

Niederbayern jedoch ohne Zweifel mit großem<br />

Einfluss vertreten.<br />

Hat ein europäischer Spitzenpolitiker wie Manfred<br />

Weber überhaupt die Zeit, sich um die Belange<br />

seiner Heimatregion zu kümmern?<br />

Dr. Heinrich: Nach meiner Wahrnehmung ist<br />

Manfred Weber extrem präsent, er ist für alle<br />

Vertreter der kommunalen Ebenen stets erreichbar.<br />

So hat mir ein niederbayerischer Bürgermeister<br />

einer Gemeinde mit unter eintausend<br />

Einwohnern erzählt, dass er nach seiner Neuwahl<br />

ein Schreiben von Manfred Weber bekam,<br />

in dem dieser ihm seine private Handynummer<br />

übermittelte, mit den Worten: „Wenn du mich<br />

brauchst, ruf mich einfach an.“<br />

„Wir wollen mit der Europaregion<br />

ein Gegengewicht zu den<br />

Metropolregionen etablieren“<br />

Welche Möglichkeit hat man, durch die Europawahl<br />

für eine stärkere Vertretung der Interessen<br />

unserer Heimat in Brüssel und Straßburg zu<br />

sorgen?<br />

6<br />

Dr. Heinrich: Alleine die Auswahl der Kandidaten,<br />

die auf den Stimmzetteln auf chancenreichen<br />

Positionen stehen, macht dies möglich. Hier<br />

stehen Parteien zur Auswahl, die ausschließlich<br />

bayerische Kandidaten haben, und andere, bei<br />

denen die chancenreichen Bewerber weit überwiegend<br />

nicht aus Bayern kommen. Wer also<br />

niederbayerische Interessen stärken möchte, der<br />

sollte den Fokus auf Kandidaten aus unserer Region<br />

richten.<br />

Außerhalb der Organe der Europäischen Union<br />

haben sich auch Interessenvertretungen wie die<br />

Europaregion Donau Moldau entwickelt. Wie<br />

profitiert Niederbayern davon?<br />

Dr. Heinrich: Wir haben mit der Europaregion<br />

Donau Moldau immer das Ziel verfolgt, uns in<br />

der Grenzregion zu vernetzen, grenzüberschreitend<br />

enger zusammenzuarbeiten und damit ein<br />

Gegengewicht zu den Metropolregionen wie<br />

München, Prag oder Wien zu etablieren. Die großen<br />

Metropolen sind alle in Brüssel vertreten.<br />

Der ländliche Raum braucht vergleichbare Vertreter.<br />

In den vergangenen zehn Jahren wurde in<br />

der Zusammenarbeit viel erreicht – und eine<br />

Menge europäisches Fördergeld in die Mitgliedsregionen<br />

geholt.<br />

„Auch Mandatsträger von<br />

Kleinparteien können einen<br />

konstruktiven Beitrag leisten“<br />

Wie bewerten Sie hierbei die Zusammenarbeit<br />

mit den Abgeordneten des Europäischen Parlaments?

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