Melange No30
Melange - Das Lifestyle Magazin der Agentur Melange aus Murnau in Oberbayern.
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KURZINTERVIEW MIT SEPP BIERLING<br />
Kurz-Interview mit Sepp Bierling<br />
Sepp Bierling, gebürtiger Murnauer mit einem langjährigen Engagement in verschiedenen<br />
Vereinen sowie einer 20-jährigen Amtszeit im Murnauer Gemeinderat, hat einen tiefen Einblick<br />
in die Entwicklung des Tourismus im Blauen Land. Mit sechs Jahren Erfahrung als 2.<br />
Bürgermeister und einem kontinuierlichen Interesse am Tourismus in seiner Heimatstadt<br />
teilt er seine Gedanken und Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, denen die<br />
Region gegenübersteht.<br />
Herr Bierling, welches sind Ihre spontanen Gedanken zum Thema<br />
„Tourismus und Akzeptanz“? „Lange Zeit haben wir uns darum bemüht, Touristen nach Murnau<br />
zu bringen, vor allem zu den Randzeiten. Dann kam Corona und brachte uns plötzlich unerwartet viele<br />
Tagestouristen. Wichtig ist, im Tourismus stetig am Ball zu bleiben und sich auf seine Wünsche und Belange<br />
einzustellen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Allein mit der schönen Natur, den Seen und dem Moos kann<br />
man heute im Tourismusgeschäft nicht mehr konkurrenzfähig sein. Da sind uns viele andere mittlerweile weit voraus.“<br />
Was könnte Ihrer Meinung nach in der Tourismusentwicklung noch verbessert werden?<br />
„Wir profitieren vom Tourismus, könnten aber noch mehr tun, um uns besser aufzustellen. Ein großes Problem für die Zukunft, auch im Zusammenhang<br />
mit Mobilitätswende und dem Klimaschutz, ist der öffentliche Personennahverkehr. Während man in vielen anderen Regionen mit sämtlichen öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln mit der Gästekarte kostenlos fahren kann, sind wir hier mit verschiedenen Anbietern konfrontiert, die sich nicht aufeinander abstimmen<br />
lassen, um ein gemeinsames Gesamtkonzept anbieten zu können.“<br />
Welche positiven Entwicklungen haben sich Ihrer Meinung nach in Murnau und Umgebung durch den Tourismus ergeben?<br />
„Ohne den Tourismus hätte Murnau wohl kein Kultur- und Tagungszentrum, welches auch viele Vereine und Einheimische nutzen. Der Tourismus belebt<br />
unsere Fußgängerzone und trägt dazu bei, dass sich die kleinen Geschäfte, Cafés und Gastrobetriebe am Leben erhalten können. Auch das Schloßmuseum<br />
wäre ohne die zahlreichen Besucher wohl kaum finanzierbar. Zudem sind Pflege und Unterhalt von Spazier- und Wanderwegen oder Badebereichen<br />
dem Tourismus geschuldet, wovon wiederum die Einheimischen profitieren.“<br />
Was liegt Ihnen besonders am Herzen bezüglich „Tourismus und Akzeptanz“ in Murnau?<br />
„Ich glaube, die Akzeptanz für den Tourismus in Murnau ist nicht die schlechteste. Die Murnauer sind Fremden gegenüber größtenteils offen, freundlich<br />
und hilfsbereit. Natürlich gibt es auch ein paar anders Denkende, aber die hat man letztendlich überall. Abschließend: Wenn wir unsere Hausaufgaben,<br />
die im Zusammenhang mit Tourismus stehen, zufriedenstellend erledigen, sollte das neudeutsche Wort ‚Overtourism’ für uns ein Fremdwort bleiben.“<br />
Profit auch für Einheimische<br />
Ohne den Tourismus wäre Murnau also nicht das pulsierende Zentrum kultureller Vielfalt, das es heute ist. Die über 300 km Rad- und ca.<br />
150 km Wanderwege, die Infrastruktur, lebendige Geschäfte und bunte Läden – all dies wird durch unsere Besucher mit Leben gefüllt. Doch<br />
wie finden wir in dem Gewusel das Gleichgewicht, das „charmante Miteinand“, das sowohl Einheimischen als auch Gästen gerecht wird?<br />
Verständnis und Lösungen<br />
Murnau hat bereits bedeutende Schritte unternommen, um die Akzeptanz des Tourismus in unserer Gemeinschaft zu fördern. „Das<br />
Thema Besucherlenkung hat extrem an Bedeutung gewonnen“, so Alexandra Thoni, Leiterin der Tourist Information Murnau. „Doch wir stehen<br />
nicht still“, ergänzt sie. „Im Bestreben, das Besucherfeld sinnvoll zu erweitern, erkunden wir neue Wege, um die Hotspots zu entzerren. Wir dürfen nicht<br />
außer acht lassen, dass Murnau 55% des gesamten Jahresumsatzes von 63 Mio. Euro mit dem Tagesgast macht. Zudem wurden 2022 im Blauen Land<br />
103 Mio. Euro Umsatz allein mit dem Tourismus direkt (z.B. Hotels) und indirekt (z.B. Schreiner) generiert.“ Abschließend erwähnt die Tourismus<br />
Leiterin: „Wir wollen ein Umfeld schaffen, von dem alle, sowohl Einwohner als auch Gäste, profitieren und sich wohlfühlen.“<br />
Murnau im Sommer ist ein Treffpunkt der Kulturen, ein Ort des Austauschs und der Begegnung. Seit den Sommerfrischlern, welche<br />
schon vor 130 Jahren den Weg ins Blaue Land gefunden haben, sind wir eine Gemeinschaft, die durch die Vielfalt gestärkt wird und jeder<br />
Besucher trägt ein Stück zum einzigartigen Mosaik unseres Ortes bei.<br />
SEPP BIERLING<br />
Sandra Bangerter<br />
Florian Werner, Foto Stoess, Murnau<br />
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