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Schattenland (fantasie)

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1


Gewalt und Brutalität sind enthalten.<br />

Entschärfte Version. Eine zweite, das Original ist Passwort geschützt.<br />

2


VORWORT:<br />

Der Herrscher des Landes ein grausamer Tyrann. Er beutete sein Land rigoros aus.<br />

Seine Regierung dauerte nun schon an die 10 Jahre.<br />

Er war das jüngste von 4 Kindern. Schon früh zeigten sich seine sadistischen Züge.<br />

Als Doe Eltern starben, wurde sein älterer Bruder Salo der Nachfolger.<br />

Er regierte weise und gerecht. Bis zu dem Tag, als zwei seiner Geschwister und<br />

deren Familien bei einem Unglück starben. Regigion hatte diesen Unfall inszeniert,<br />

um seine lästigen Geschwister loszuwerden. Er hatte mit ihnen eine Bergwanderung<br />

unternommen und dabei stürzten 8 Menschen zu Tode.<br />

Salo verkraftete den Tod seiner Geschwister nicht und versank in eine tiefe Depression,<br />

die ihn in den Selbstmord trieb. Von da ab ging es seinem Volk mehr als<br />

schlecht. Er führte Kriege mit den Nachbarn. Die Soldaten dazu holte er sich von den<br />

Bauernhöfen und aus den Dörfern. Seine Gier war unersättlich.<br />

Die Männer in den Dörfern und Bauernhöfen, versteckten ihre Frauen und Töchter,<br />

denn es kam nicht selten vor, dass sich der Regent eine Frau raubte. Sie wurde nie<br />

wieder gesehen und nicht eine davon war ins Dorf zurückgekommen.<br />

Ich wünsch Euch beim Lesen viel Vergnügen und angenehmes Erschauern, bei so<br />

viel Mord und Totschlag.<br />

Wer zart besaitet ist, sollte nur das Vorwort lesen.<br />

Die Rückkehr<br />

3


In dieser Nacht schien kein Mond und kein Stern ließ sich am Himmel über <strong>Schattenland</strong><br />

erkennen. Nirgendwo auf den Höfen oder in den Dörfern brannte ein Licht.<br />

Gespenstisch zogen Nebelschwaden durch die Landschaft. Manchmal nahmen sie<br />

die Form eines Gespenstes an, um gleich darauf wieder zu verwehen. Eine schwarzweiße<br />

Katze strich an einer Hauswand entlang. Geduckt und mit zuckender<br />

Schwanzspitze, steil aufgerichteter Ohren, mit dem Blick hypnotisch nach vorn<br />

gerichtet. Was hatte ihre Aufmerksamkeit erregt? Sie fauchte und mit einem Satz<br />

verschwand sie in einem offenen Kellerfenster. Niemand nahm Notiz davon.<br />

Es zogen dunkle Wolken am Himmel auf. Ei greller Blitz traf den Kirchturm und ringelte<br />

sich am Blitzableiter in den Erdboden. Ein mächtiger Donner ertönte im gleichen<br />

Augenblick. Der Blitz tauchte die Umgebung für die Dauer einer Sekunde in<br />

grelles Licht.<br />

Eine unheimlich Stille nach dem Donner unterstrich die düstere Stimmung. Vom<br />

Osten Her näherte sich ein Reiter dem Dorf. Die Hufe des Rappen schlugen hart auf<br />

das Kopfsteinpflaster. Der Reiter, ein junger Mann mit einem durchtrainierten Körper<br />

hielt die Zügel locker in seiner rechten Hand. Elmanso war auf der Durchreise. Alles,<br />

was er besaß, hatte er in einer großen Rolle zusammengeschnürt und hinter sich am<br />

Sattel festgebunden.<br />

Almanso hielt am Ortsrand den Hengst an. Es wunderte ihn kein Licht zu sehen.<br />

Dabei hatte er sich ausgemalt ein Bad zu nehmen und wieder einmal in einem Bett<br />

schlafen zu können. Aber so wie es aussah, würde er bis zum Morgen wohl doch<br />

unter freiem Himmel schlafen. Er wendete sein Pferd und ritt eine Strecke den Weg<br />

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zurück, den er gekommen war. Er machte am Wegrand ein Gebüsch aus und stieg<br />

dort steifbeinig ab.<br />

«So KIn g tut mir ja leid, dass ich dir keinen Stall anbieten kann mit einem Maul voll<br />

Heu und Stroh zum Lager.»<br />

King wieherte leise, schnaubte und rieb sein Maul an Mansos Schulter. Manso hatte<br />

King bekommen, als Dank für eine Rettung. Er hatte vor Jahren die Tochter eines<br />

Fürsten aus einem Fluss gerettet. Ohne seine Hilfe wäre das Mädchen, drei Jahre alt<br />

elendig erstunken. Seit dieser Zeit waren sie zusammen und King ließ niemand<br />

anderen auf seinen Rücken. Er war ein Einmannpferd.<br />

Gerade wollte Manso King absatteln, als er in etwa 500 Metern ein Licht erblickte. Er<br />

nahm das Pferd am Zügel und ging langsam auf das Licht zu. Er erreichte ein kleines<br />

Haus, das keinen vertrauenswürdigen Eindruck machte. Im Dach klafften große<br />

Löcher, die Fenster waren blind. Jedoch es musste da jemand wohnen, oder besser<br />

gesagt hausen.<br />

«Hallo?»<br />

Knarrend bewegte sich die schief in den Angeln hängende Holztür.<br />

Heraus trat eine alte Frau, gestützt auf einem Stecken und schaute ihn mit gütigen<br />

Augen an. Ihre Kleidung war alt und abgenutzt, aber sie schien sich wohl zu fühlen.<br />

«Sei gegrüßt Reisender. Kann ich dir helfen?»<br />

5


«Ich bin auf der Suche nach etwas Heu für mein Pferd und einen Eimer frisches<br />

Wasser. Ich wäre dankbar, wenn du für mich einen frischen Trunk und etwas Brot<br />

hättest.»<br />

«Komm herein, was ich habe, werde ich dir geben. Führe das Pferd hinter das Haus,<br />

dort findest du einen Schuppen, Heu und im Brunnen ist frisches Wasser.. Wenn du<br />

dein Pferd versorgt hast, komm ins Haus. Ich habe eine Suppe gekocht, die dir gut<br />

tun wird. Dabei kannst du mir berichten, was dich in diese Gegend treibt.»<br />

Manso nahm das Angebot dankbar an. Als er die Hütte betrat, war er angenehm<br />

überrascht, denn das Innere war im Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild der<br />

Hütte sehr gepflegt. Ein alter Herd stand an der Kopfseite des Raumes, daneben ein<br />

Tisch, auf dem Kochgeschirr und diverse Schachteln standen. In der Mitte des Zimmers<br />

stand ein Holztisch mit einer weißen Tischdecke und zwei Schüsseln darauf.<br />

Löffel aus Holz lagen neben den Schüsseln, aus denen es angenehm nach Gemüsesuppe<br />

duftete. Brot lag auf einem Holzbrett, neben einem Topf mit Schmalz und<br />

Butter.<br />

«Setz dich,» sagte die alte Frau mit einem warmen Lächeln im Gesicht.<br />

Manso setzte sich an den Tisch. Jetzt bemerkte er, dass der Hunger ihn plagte.<br />

«Nun iss schon, der Hunger schaut dir aus den Augen. Wie darf ich dich nennen?»<br />

«Mein Name ist Almanso, aber meine Freunde sagen Manso zu mir.»<br />

Sie aßen still und die alte Dame war erfreut über den Hunger, den ihr Gast empfand.<br />

Gesättigt lehnte Manso sich zurück und reckte sich, dabei konnte er ein Gähnen<br />

nicht unterdrücken. Die alte Frau lächelte und sagte leise:<br />

«Ich zeige dir, wo du dich ausruhen kannst.» Das Haus hatte eine kleine Kammer,<br />

die ihm nicht aufgefallen war und in der ein Bett, auf dem ein mit Heu ausgestopfter<br />

Leinensack lag. Eine gewebte Decke aus Schafswolle lag darauf.<br />

Manso schaute die alte Frau an und sagte:<br />

«Das ist doch dein Bett. Ich werde dir dein Lager doch nicht wegnehmen. Ich werde<br />

bei meinem Pferd schlafen. Gute Nacht Müterchen. Morgen erzähle ich dir dann, was<br />

ich so mache. Schlaf gut.»<br />

Mit den Worten verließ Manso das Haus und legte sich neben seinem Pferd zur<br />

Ruhe.<br />

Als er am Morgen erwachte, stellte er fest, dass die alte Frau ihm eine Decke<br />

gebracht und ihn damit zugedeckt hatte. Er hatte es nicht bemerkt. King stieß ihn<br />

sanft an und schnaubte leise.<br />

«Guten Morgen mein Freund. Ich habe lange nicht so gut geschlafen wie letzte<br />

Nacht.»<br />

King stieß ihn sanft an. Manchmal hatte Manso das Gefühl, das sein Pferd jedes<br />

Wort von ihm verstehen konnte.<br />

Er wusch sich mit Brunnenwasser, versorgte sein Pferd mit frischem Wasser , dann<br />

ging er um das Haus herum. Gerade wollte er um die Ecke biegen, die zur Haustür<br />

6


führte, als er Reiter kommen sah, die keinen guten Eindruck machten. Manso ging<br />

zurück und holte sein Schwert. Er ahnte mit der Ankunft der drei Reiter, nichts Gutes.<br />

Er sollte sich nicht täuschen. Die drei sprangen von ihren Pferden und einer von<br />

ihnen brüllte:<br />

«He altes Weib, mach auf, sonst rennen wir dir die Tür ein. Wir wollen die Steuern<br />

haben, die unserem Herrn schon ein Jahr lang schuldest. Heute werden wir uns nicht<br />

noch einmal vertrösten lassen. Hast du das Geld nicht, stecken wir deine Hütte an<br />

und dich binden wir darin fest. Elendig verrecken sollst du.»Die alte Frau trat vor die<br />

Tür und sagte ängstlich:<br />

«Bitte, ich bin alt und alles, was ich habe, habt ihr mir schon genommen. Ich habe<br />

nichts mehr, was ich euch geben könnte.»<br />

«Dann willst du es nicht anders,»presste der Kerl zwischen den Zähnen heraus und<br />

hob sein Schwert.<br />

Als er zuschlagen wollte, traf er auf die Klinge von Manso. Dieser hatte die Gefahr für<br />

die alte Frau erkannt und kam ihr zu Hilfe.<br />

«Halt, lasst die Frau in Ruhe. Wie viel schuldet sie eurem Herrn?»<br />

«40 Goldstücke. Geh an die Seite und lass uns unsere Arbeit tun, ansonsten kann es<br />

dir passieren in ein paar Sekunden tot zu sein.»<br />

Manso nahm einen Beitel von seinem Gürtel und warf ihn dem Anführer der Gruppe<br />

zu. «Zähl nach, es müsste auch noch für das nächste Jahr reichen.»<br />

Der Kerl öffnete den Beutel, sah hinein und grunzte zufrieden:<br />

«Hast Glück Alte. Hast nun ja Zeit zum Sparen, denn im übernächsten Jahr, kommen<br />

wir wieder. Dann allerdings sind die Steuern gestiegen und wir bekommen von dir<br />

dann 100 Goldstücke.»<br />

Er drehte sich um, gab seinen Leuten ein Zeichen. Sie stiegen wieder auf ihre Pferde<br />

und ritten laut lachend davon.<br />

7


Die alte Frau, deren Namen er immer noch nicht kannte, hatte sich gegen die Hauswand<br />

gelehnt. Sie zitterte am ganzen Körper. Manso ging zu ihr, stützte sie und<br />

führte sie zurück ins Haus. Er reichte ihr einen Becher mit Wasser und sagte:<br />

«Ich glaube, nicht ich, muss dir etwas erzählen, sondern du kannst mir berichten,<br />

was das für ein Herr ist, der seine Vasallen schickt, um eine alte Frau zu bedrohen?»<br />

Dankbar nahm die Frau den Becher, trank und sagte:<br />

«Das ist der Herr, der in der Burg auf dem Berg haust. Er ist grausam und wild in<br />

seinem gebaren. Er war schon als Kind recht böse. Seine Eltern hatten versäumt,<br />

ihm benehmen beizubringen. Man munkelt, er habe seine drei Geschwister umgebracht,<br />

um die Macht zu übernehmen. Seine älteren Geschwister starben bei einem<br />

Ausflug ins Gebirge. Nur er, der Jüngste, damals 20 Jahre alt kam zurück. Niemand<br />

wagte, diesem seltsamen Unfall zu untersuchen. Von dem Tag an, saugt er das Land<br />

aus.»<br />

Erschöpft hielt sie inne, schaute ihn mit traurigen Augen an. «Man nennt mich übrigens<br />

Manja,» meinte sie lächelnd.<br />

«Ich danke Dir, das du mich gerettet hast, denn diesmal hätte ich ihren Besuch nicht<br />

lebend überstanden. Aber sag, nun hast du mir all dein Gold gegeben. Ich werde<br />

ewig in deiner Schuld stehen.»<br />

«Mache dir darüber keine Gedanken. Das Gold hole ich mir zurück.»<br />

«Ich glaube ja, Manso dass du mutig bist, aber gegen diese Bande da oben auf der<br />

Burg, wirst du nichts ausrichten.»<br />

«Ach Manja. Ich erzähle dir, wer ich bin und woher ich komme. Mein Name ist nicht<br />

Almanso, ich heiße Leandro und bin einer der drei die damals im Gebirge abgestürzt<br />

sind. Meine Brüder haben nicht überlebt. Sie waren sofort tot. Ich lag schwer verletzt<br />

in diesem Abgrund und wäre sicher auch gestorben, wenn mich nicht ein Bauer, der<br />

dort nach wilden Bienen suchte, gefunden hätte. Seine Frau und seine Töchter pflegten<br />

mich gesund. Nun bin ich hier, um meinem Bruder einhalt zu gebieten. Wenn es<br />

sein muss, werde ich ihn töten.»<br />

«Reite lieber weiter, vergiss deinen Bruder und seine Vasallen. Du bist schneller tot,<br />

als du Amen sagen kannst. Sie wissen jetzt, dass ein Fremder gekommen ist und sie<br />

kommen wieder. Glaub mir.»<br />

«Nein Manja. Ich muss nun tun, was ich tun muss. Die Menschen hier sollen wieder<br />

in Frieden leben können. Der Tyrann muss weg.»<br />

Die alte Manja kam dicht zu ihm hin und schaute in seine Augen, die blau und klar<br />

waren, wie ein tiefer Bergsee.<br />

«Leandro, ja ich glaube, du kannst das Land befreien. Vielleicht kannst du auch<br />

meine Nichte befreien, die seit vier Tagen auf der Burg ist. Dein Bruder hat sie sich<br />

geholt, als sie auf dem Feld arbeitete. Wenn sie nicht schon tot ist, wie all die ande-<br />

8


en, die verschwunden sind, nachdem er sie sich geholt. Wer weiß, was er mit den<br />

Frauen gemacht hat. Ich mag es mir nicht vorstellen.»<br />

«Sei beruhigt, wenn sie noch lebt, dann bringe ich sie zu dir zurück»<br />

«Mein Segen Sohn wird dich begleiten. Komme gesund wieder.»<br />

Leandro stieg auf sein Pferd und ritt, ohne sich umzusehen, davon in Richtung der<br />

Burg.<br />

Regigion vom Dunkelland<br />

Als der Tyrann am Morgen erwachte, fühlte er sich sehr gut. Hatte doch das Gelage<br />

am Abend zuvor, wieder einmal gezeigt wie sehr seine, ihm ergebene Vasallen ihn<br />

liebten. Wie alle Alleinherrscher war er dem Wahnsinn verfallen, ihm könne absolut<br />

kein Unheil geschehen. Er reckte und streckte sich wohlig in den weichen Laken.<br />

Dabei stieß sein Arm gegen die junge Frau, die mit geschlossnen Augen neben ihm<br />

lag. Sie atmete nur noch sehr flach. Ihr Körper war bedeckt mit mehr oder weniger<br />

tiefen Wunden. Regigions Gesichtsausdruck wechselte von Zufriedenheit zu Ekel.<br />

«Jonko, Jonko, komm her du fauler Sack und mach die Schweinerei hier weg. Die<br />

hat mir das gesamte Bett versaut mit ihrem Blut.»<br />

9


Er schwang die Beine aus dem Bett und schlurfte ins Nebenzimmer, wo schon eine<br />

Wanne mit heißem Wasser auf ihn wartete. Er stieg hinein und wusch sich das Blut<br />

des Mädchens ab. Gewissensbisse hatte er nicht. Im Gegenteil. Er überlegte schon<br />

wieder, welche Frau er sich heute holen würde. Mit jedem Mord verkürzten sich die<br />

Zeiten, die ihm den nötigen Kick verschafften. Er hörte im Schlafraum, wie Jonko den<br />

Raum betrat. Er würde die Verbrechen der Nacht, spurlos verschwinden lassen. Dem<br />

Tyrannen war es egal, ob sein Opfer tot, oder noch lebendig war. Er schloss dich<br />

Augen und genoss das warme Wasser.<br />

Jonko schaute auf das, was Regigion von seinem Opfer übrig gelassen hatte. Er<br />

schüttelte den Kopf, kämpfte mit einem Würgereiz. Es war ihm nicht entgangen, das<br />

die Frau noch atmete. Behutsam schlang er das Betttuch um ihren nackten,<br />

geschundenen Körper und trug sie auf seinen Armen hinaus. Hinter seiner Stirn<br />

jagten sich die Gedanken. Würde er es mit seinem Gewissen vereinbaren können,<br />

sie in die geheime Gruft zu bringen? Sie lebte doch noch. Bisher waren alle Frauen<br />

tot gewesen. Es war auch nicht gerade leicht gewesen für ihn, aber er hatte keine<br />

andere Wahl gehabt. Diesmal war es anders. Sie lebte.<br />

Da es noch sehr früh am Morgen war, entschloss sich Jonko das Mädchen aus der<br />

Burg hinaus, zu einer alten Manja zu bringen, ihr konnte er vertrauen. Jonko musste<br />

sich beeilen, denn es würde nicht lange dauern und der Burgherr würde ihn wieder<br />

benötigen. Käme er zu spät, würde er mit Fußtritten und wilden Flüchen begrüßt<br />

werden. Er legte das Mädchen auf einen Karren, bedeckte es mit Stroh aus dem<br />

Pferdestall und hoffte nur, dass der Torwächter wie immer schlafen würde. Er schlief<br />

nicht.<br />

«Jonko, was machst du Wo willst du damit hin?»<br />

«Ich bringe den Mist zu meiner Schwester, wie du weißt, züchtet sie Rosen für unseren<br />

gnädigen Fürsten. Sie braucht es zum Düngen der Pflanzen.»<br />

«Dann beeil dich, du hast eine halbe Stunde, dann braucht dich dein Herr wieder.»<br />

Jonko schob den Karren an dem Wächter vorbei und beeilte sich sehr. Bei Manja<br />

angekommen, räumte er den Mist beiseite und nahm das Bündel Mensch auf die<br />

Arme. Trat mit dem Fuß gegen die Tür, die daraufhin aufsprang und betrat das Haus.<br />

Manja erschrak.<br />

«Manja, schau nicht erschreckt ich muss wieder weg. Diesmal hat der Tyrann nicht<br />

richtig zugestochen, sie lebt noch. Schau was du machen kannst und dann versteck<br />

sie gut.»<br />

Jonko legte das Mädchen auf den Tisch und beeilte sich, zurück zur Burg zu<br />

kommen. Gerade noch rechtzeitig.<br />

«Jonko du faules Schwein, wo steckst du, komm her und hilf mir beim Ankleiden.»<br />

Als Regigion den Rittersaal betrat, warteten dort schon seine drei Steuereintreiber.<br />

Sie verbeugten sich übertrieben tief. Hatte doch jeder von ihnen sich einen Teil der<br />

Steuern in die eigene Tasche gesteckt.<br />

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«Herr, die Menschen sind verstockt, sie wollen nicht alle Steuern bezahlen. Hier ist<br />

das, was wir bekommen haben.»<br />

Er überreichte einen prall gefüllten Lederbeutel, schaute erleichtert auf das grinsende<br />

Gesicht des Burgherrn.<br />

«Wie sind aber auch noch nicht ganz fertig geworden, wir müssen noch in die östliche<br />

Provinz, das wird dauern.»<br />

Von ihrer Begegnung bei der alten Manja erwähnten sie nichts. Das war ein Durchreisender,<br />

der alsbald wieder verschwunden ist. Außerdem würde der Tyrann sie<br />

strafen, wenn er erfuhr, dass sie nichts gegen ihn unternommen hatten. Mit süffisanten,<br />

übertriebenen Verbeugungen verabschiedeten sie sich. Sie passierten den<br />

Torwächter und ritten lachend über die Brücke.<br />

Als sie durch das Dorf kamen, sahen sie das Pferd des Fremden, den sie bei Manja<br />

gesehen hatten.<br />

«Schau an, er ist noch da und, beim Jupiter, seht euch den Gaul an. Das ist ein<br />

echter Araber. Wisst ihr, woran ich denke?»<br />

Die anderen beiden grinsten. Gemeinsam betraten sie die Dorfschänke und sahen<br />

Leandro an einem der schmutzigen Tische sitzen.<br />

Demonstrativ in einer herausfordernden Pose stellte sich der Anführer der drei vor<br />

Leandro hin und sagte:<br />

«Sieh mal einer an, da ist ja der Idiot, der die Steuern für ein nutzloses altes Weib<br />

begleicht. Es scheint, du bist reich und kannst es dir leisten?»<br />

«Nein, ich bin nicht reich, ich kann es nur nicht leiden, wenn Banditen wie ihr, armen<br />

Menschen, den letzten Taler abpresst!»<br />

«Wie nennst du uns? Banditen?»<br />

«Natürlich seid ihr etwa keine Banditen?»<br />

«Steh auf, ich werde dir Manieren beibringen. Wir sind die Steuereinnehmer unseres<br />

Herrn. Mach schon.»<br />

Leandro stand langsam auf, drehte sich zum Anführer um und explodierte. Seine<br />

Faust traf den Sprecher unters Kinn, ein klassischer Ko.<br />

Er fiel um wie ein nasser Sack und seine zwei Spießgesellen reagierten zu spät,<br />

Leandro war schon nach draußen gelaufen und bestieg sein Pferd. Ein Blick zurück<br />

zeigte ihm, sie waren hinter ihm her. Leandro lockte sie aus dem Dorf hinaus, in<br />

unwegsames Gelände. Er erinnert sich an jeden Stein hier. Wie oft war er mit seinen<br />

Geschwistern im Gelände unterwegs gewesen. Es war ein Leichtes für ihn, die drei<br />

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Banditen hinter sich her zu locken. Manchmal musst er sogar warten, bis sie nah<br />

genug heran waren. Ihre Pferde waren keine Gegner, gegen die Schnelligkeit seines<br />

King.<br />

Das Gelände wurde wieder freier, der Weg breiter und als er die richtige Stelle<br />

erreicht hatte, sprang Leandro ab. Er gab King einen Klaps aufs Hinterteil, der wieherte<br />

und stob davon, den Kerlen entgegen. Nein, sie würden ihn nicht einfangen.<br />

Sie waren heiß darauf dem frechen Fremden in die Hände zu bekommen. Sie waren<br />

der Meinung, das Pferd später einfangen zu können. Sicher war der Fremde in dem<br />

für ihn unbekannten Gelände vom Pferd gestürzt. Es wäre ein Glück für ihn, wenn er<br />

sich dabei das Genick gebrochen hätte. Zu spät erkannten sie ihren Irrtum. Leandro<br />

hatte zwischen zwei Bäumen ein Seil gespannt, welches er immer mit führte. Man<br />

konnte ja nie wissen, wozu man es gebrauchen konnte. Rechts und links des Weges<br />

lagen zwei riesige Steinbrocken. Hinter den Steinen machte der Weg eine Kurve und<br />

genau davor war das gespannte Seil. Die Reiter würden nicht schnell genug reagieren<br />

können.<br />

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Sie stürzten zusammen mit ihren Pferden. Zwei erhoben sich mühsam nach dem<br />

Sturz. Die Pferde rannten davon. Einer der drei war entweder besinnungslos oder<br />

hatte sich das Genick gebrochen. Es waren nur noch zwei Gegner. Leandro wartete<br />

nicht ab, bis sie sich vollständig erholt hatten. Wie ein Tornado war er über ihnen und<br />

schlug ihnen den Knauf seines Schwertes auf den Kopf. Er fesselte zwei, der Dritte<br />

war wirklich nicht mehr unter den Lebenden. Leandro wartete, bis sie wieder zu sich<br />

kamen.<br />

«Na? Ausgeschlafen?» Spottete er.<br />

Sie zerrten an ihren Fesseln.<br />

«Lass uns sofort wieder frei, unser Herr versteht da keinen Spaß. Er wird dich ganz<br />

langsam sterben lassen. Wenn du uns losbindest. Vergessen wir die ganze Sache<br />

und lassen dich ziehen.»<br />

Leandro lachte:«Es obliegt euch nicht, Bedingungen zu stellen.. Euer Herr also,<br />

Regigion, Herr und Meister vom <strong>Schattenland</strong>, ist mein Bruder. Ich habe seinen<br />

Anschlag damals vor zehn Jahren überlebt und ihr werdet nichts dagegen haben,<br />

wenn ich ihm nun die Rechnung überreichen möchte. Es kommt also darauf an, für<br />

welche Seite ihr euch entscheiden wollt. Ich gebe euch die Chance, aus dem Land<br />

zu verschwinden, weil ich kein skrupelloser Mörder bin wie mein Bruder. Es wird in<br />

Zukunft für Menschen wie euch, in MEINEM Reich keinen Platz mehr geben.» Die<br />

beiden Männer sahen sich an und nickten. Angst stand in ihren Augen.<br />

«Wir konnten ja nicht ahnen, das Ihr der Bruder unseres Herrn seid. Wir werden das<br />

Land verlassen. Ehrenwort.»<br />

«Auf euer Ehrenwort ist was gepfiffen. Eure Fesseln sind nicht so fest, als dass ihr<br />

sie nicht nach einer gehörigen Portion Anstrengung selber lösen könnt. Kreuzt ihr<br />

noch einmal meinen Weg, ist das Letzte, was ihr in der Lage seid, zu tun, ein Gebet<br />

zu sprechen.»<br />

Zur gleichen Zeit auf der Burg. Genoss der Burgherr ein reichhaltiges Essen. Dabei<br />

drehten sich seine Gedanken wie immer um seine animalischen Triebe. Er sah das<br />

Bild einer Frau vor sich. Die Tochter des Seilers. Sie war schön, um nicht zu sagen<br />

wunderschön. Schon oft hatte er sie gesehen, aber sie wollte er sich für eine besondere<br />

Nacht aufheben. Diese Nacht war die kommende Nacht. Die Wintersonnenwende.<br />

Er würde seine Dämonen der Finsternis beschwören und sie sollte das Opfer<br />

sein für den Herrn der Finsternis. Also vermessen wie er war, für ihn. Dieser<br />

Gedanke erfüllte ihn mit Heiterkeit.<br />

«Jonko, komm her du Nichtsnutz. Hole mir die Tochter des Seilers auf die Burg. Verletze<br />

sie nicht. Ich brauche sie makellos.»<br />

«Wann beliebt ihr sie zu sehen?»<br />

«Es reicht, wenn sie heute Nacht zur Verfügung steht. Du hast also Zeit, dir zu überlegen,<br />

wie du sie herbringst.»<br />

13


Jonko verneigte sich und entfernte sich schnell aus dem Dunstkreis seines Herrn. Er<br />

würde zu Manja gehen und ihren Rat einholen. Er betrat den Burghof, auf dem etwa<br />

20 Männer sich im Zweikampf übten.<br />

«Hallo Jonko, willst du ins Dorf, deine Liebste Besuchen? Oder im Auftrag unseres<br />

allseits geliebten Herrn Regigion?»<br />

Jonko tat, als habe er nichts gehört und strebte dem Burgtor zu.<br />

«He hast du nicht gehört?»<br />

Ein anderer rief: «Ach lass ihn doch in Ruhe. Ich habe gehört, es treibt sich ein Fremder<br />

hier herum. Bin gespannt, wann unser Herr uns den Auftrag gibt, ihn zu jagen, so<br />

wie er es immer befiehlt, wenn es sich um Fremde handelt.»<br />

Der Dialog veranlasste, die anderen ihre Kämpfe zu unterbrechen. Sie grinsten.<br />

Wenn dies der Fall war, gab es endlich wieder eine Jagd nach ihrem Geschmack.<br />

Ein Dritter meldete sich zu Wort.<br />

«Weiß denn der Herr, dass es einen Fremden im Land gibt?»<br />

«Wir werden es früh genug erfahren.» Entgegnete einer der Kämpfer.<br />

«Macht weiter, damit wir in Form bleiben.»<br />

Leandro war wieder bei Manja eingetroffen. Er klopfte an und Manjas Stimme forderte<br />

ihn auf hereinzukommen. Manja stand am Herd und rührte in einem großen<br />

Topf aus dem es verführerisch roch.<br />

«Was kochst du Manja? Es riecht gut.»<br />

«Eine Kraftbrühe aus Rindfleisch. Cosima braucht etwas Kräftiges.»<br />

«Cosima? Wer ist das?»<br />

«Meine Nichte, fast noch ein Kind. Jonko hat sie heute Morgen gebracht. Halb tot<br />

das arme Kind. Der Gewaltherrscher hat sich eine Nacht mit ihr vergnügt. Für sie war<br />

es allerdings kein Vergnügen und freiwillig war sie sicher nicht in seinem Bett.»<br />

«Darf ich sie sehen?»<br />

«Es ist besser, sie sieht jetzt keinen Mann. Wer weiß, ob sie je wieder einem Mann<br />

vertrauen kann, oder ob sie einen tiefen seelischer Knacks bekommen hat, dass ihr<br />

jeder Mann zuwider sein wird.»<br />

Es klopfte an der Tür und Leandro sprang auf und griff sein Schwert. Er stand hinter<br />

dem Vorhang und wartete darauf, dass Manja die Tür öffnet.<br />

«Hallo Manja, wie geht es der Kleinen? Lebt sie noch? Ich brauche deinen Rat. Der<br />

Diktator auf der Burg will heute Nacht die Tochter des Seilers in seinem Bett sehen.<br />

Manja ich kann es nicht mehr tun. Mein Gewissen plagt mich und ich träume in der<br />

Nacht von den Frauen, die am Morgen entsorgen musste in die Gruft unter der Burg.<br />

Manja bitte, ich weiß nicht weiter.»<br />

Leandro trat hinter dem Vorhang hervor und sagte:<br />

14


«Aber ich weiß es.» Jonko war aufgesprungen und schaute Leandro an, als habe er<br />

einen Geist gesehen. Er fiel auf die Knie, beugte seinen Kopf und stammelte mit<br />

leiser Stimme:<br />

«Leandro, Leandro du lebst. Dem Himmel sei Dank. Bitte Herr mach der Tyrannei ein<br />

Ende.»<br />

«Steh auf Jonko. Du bist der Erste, der mich erkannt hat. Nicht mal die alte Manja<br />

wusste auf Anhieb, wer ich bin. Berichte mir, alles, was ich wissen muss. Wie viele<br />

Männer sind auf der Burg? Wie komme ich ungesehen hinein? Ich denke, er wird alle<br />

Eingänge bewachen lassen?»<br />

«Ja, es gibt kein Schlupfloch. Selbst den Geheimgang zu Fluss hat er zumauern<br />

lassen. Du wirst es nicht einfach haben hinein zu gelangen.»<br />

«Sagtest du nicht, er will die Tochter des Seilers heut Nacht sehen? Kannst du sie<br />

hierher holen? Sie kann mir helfen, ins Schloss zu kommen. Wenn sie mitspielt, ist<br />

es leichter.»<br />

«Ich glaube, es wird ihr ein Vergnügen sein. Sie sieht sehr unschuldig aus, kann aber<br />

kämpfen wie ein Mann. Der Tyrann wird es nicht leicht mit ihr haben.» Sagte Jonko<br />

grinsend.<br />

Leandro hielt Jonko zurück, als der sich anschickte, nach draußen zu gehen, um den<br />

Auftrag seines neune Herrn, als den betrachtete er Leandro nun, auszuführen.<br />

«Dann gehst du zurück zur Burg und sagst Folgendes zu den Männern dort: Der<br />

neue Herrscher gewährt euch die Gunst, aus dem Land zu verschwinden. Der<br />

Bruder des Regigion ist zurückgekehrt und beansprucht als ältester Bruder die Herrschaft<br />

über das Land.»<br />

Jonko schaute ihn mit großen Augen an und sagte:<br />

«Du willst sie warnen? Warum?»<br />

«Weil ich kein hinterhältiger Mörder bin. Ich will ihnen die Möglichkeit geben zu überleben.<br />

Entweder sie nehmen an, oder sie sterben. Die Wahl dürfte ihnen nicht<br />

schwerfallen.»<br />

Jonko nickte und sagte: «Ich schicke euch die Tochter des Seilers, sie wird alleinherfinden,<br />

ich gehe direkt zur Burg. Viel Glück Herr.»<br />

«Nenne mich Leandro, nicht Herr.»<br />

Manja trat zu Leandro und legte ihm die Hand auf den Unterarm.<br />

«Leandro, du warst nie wie deine Brüder. Ich habe mich in dir nicht getäuscht. Ich<br />

werde nun zu dem Mädchen gehen, um zu sehen, wie es ihr geht. Bleib du hier. Ich<br />

werde ihr berichten und wenn sie dich sehen will, dann rufe ich dich.»<br />

Er hörte Manja flüsternd auf das Mädchen einreden. Dann rief sie ihn zu sich..<br />

Langsam betrat Leando den kleinen Raum und schaute auf das Mädchen, welches<br />

schwach und blass, mit Wunden übersäht auf dem Lager der Manja lag. Sie lag unter<br />

einem dünnen Leinentuch und schaute ihn neugierig an.<br />

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Er trat näher zu ihr, beugte sich vor und flüsterte:<br />

«Ich schwöre dir, das mein Bruder dafür bezahlen wird. Und der Preis wird sehr hoch<br />

sein, er zahlt mit seinem Leben.»<br />

«Nein Leandro,» sagte sie schwach, «nein tu das nicht, du bist kein Mörder und<br />

schon gar kein Brudermörder. Jage ihn aus dem Land.»<br />

Leandro schüttelte den Kopf.<br />

«Mach dir keine Sorgen. Ich tue das, was getan werden muss.»<br />

Zu Manja gewand sagte er: «Pass gut auf sie auf Manja. Ich höre jemand kommt.<br />

Seid leise bitte.»<br />

Er öffnete und vor ihm stand eine schöne Frau in dörflicher Tracht und schaute ihn<br />

zweifelnd an.<br />

16


«Du kannst den Dolch, denn du unter deiner Schürze in der Hand hast, auf den Tisch<br />

legen. Von mir geht keine Gefahr aus. Ich bitte dich, mir zu helfen, meinen Bruder zu<br />

stoppen. Es wird gefährlich werden, denn du musst sehr nah an ihn herangehen.»<br />

«Du kennst mich nicht, wie heißt du? Leandro? Ein schöner Name, mich nennt man<br />

Miria. Ja, ich werde dir helfen. Ich habe mich auf diesen Tag vorbereitet, denn ich<br />

wusste, eines Tages wird er mich haben wollen und dann hatte ich mir vorgenommen,<br />

sollte es sein letztes Verbrechen sein. Nun ist der Tag da und ich brenne<br />

darauf, ihn zu vernichten. Du kannst ihn getrost mir überlassen, damit du nicht der<br />

Mörder deines Bruders werden musst. Keine Angst, er wird mir nichts anhaben<br />

können. Ich werde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Alles was ich dazu brauche,<br />

ist diese Kette, mit diesem tropfenförmigen Anhänger.»<br />

Sie nahm ihn in die Hand, drückte auf einen verborgenen Mechanismus und aus der<br />

Spitze schoss ein zweiseitig geschliffenes, sehr dünnes Messer.<br />

Leandro wurde bewusst, wie gefährlich diese Frau war. Nein, um sie brauchte er sich<br />

keine Gedanken manchen.<br />

«Lass und einen Scheinkampf ausfechten,»schlug sie vor. «Ich wette, ich besiegte<br />

dich.»<br />

«Ich glaube es dir auch so.» Lachte Leandro.»Warum hattest du einen Dolch unter<br />

der Schürze, wo du doch diesen Anhänger besitzt, der eine gefährlichere Waffe ist<br />

als der Dolch.»<br />

«Diese Waffe ist reserviert für den Tyrannen. Sie ist jungfräulich. Hat noch nie einen<br />

Tropfen Blut gesehen. Die Waffe, die einen solchen Dämon tötet, muss eine reine,<br />

gesegnete Waffe sein.»<br />

«Du bist fest entschlossen? Aber ich werde in deiner Nähe sein, wenn du ihm gegenüber<br />

trittst. Sobald er dir doch gefährlich werden sollte, greife ich ein. Ansonsten wird<br />

es mir ein Vergnügen sein, zuzusehen, wie du ihn tötest.»<br />

17


Sie aßen und tranken, ruhten sich aus und kurz bevor sie aufbrechen wollten, lockerten<br />

sie ihre Muskeln in einem kurzen Training.<br />

18


Die Dämmerung trat ein und Jonko kam zurück. Er hatte eine Uniform mitgebracht,<br />

die Leandro anziehen sollte. Damit konnte er die Wachen täuschen, als gehöre er zu<br />

den Bediensteten des Regigion. Als sie an der Burg ankamen, ließ der Torwächter<br />

sie anstandslos passieren. Als sie nahe den Gemächern des Hausherrn waren,<br />

drückte Leandro Mirias Hand und wünschte ihr Glück. Er stellte sich in eine Ecke,<br />

nahe der Tür. Er konnte jedes Wort verstehen, welches drinnen gesprochen wurde.<br />

Regigions Ende<br />

Als Miria den Raum betrat, drehte Regigion sich um. Er hatte am Fenster<br />

gestanden und hinausgesehen, mit einem freudigen Gesichtsausdruck.<br />

Langsam ging er auf sie zu. Er trug einen weiten Umhang, der nichts von<br />

seiner Figur erkennen ließ. Er war kein hässlicher Mann, vom Äußeren<br />

her. Aber sein Charakter, war mehr als mies. Niemand wusste, warum er<br />

so geworden war. Er sah Miria an, wie eine Schlange das Kaninchen,<br />

das gefressen werden sollte.<br />

«Miria meine Schöne. Hast du endlich den Weg in meine Burg<br />

gefunden?»<br />

«Es war sicher nicht mein Wille herzukommen. Deine Kreatur, Jonko<br />

zwang mich.»<br />

«Ich verspreche dir, du wirst nichts bereuen diese Nacht.» Flüsterte er<br />

heiser.<br />

«Ja, weil ich es wahrscheinlich, wie alle anderen Frauen, die hier waren,<br />

nicht überleben werde.»<br />

Regigions Gesichtsausdruck wechselte von lüsterner Begierde, zu<br />

erstaunen. Sein Adamsapfel hüpfte rauf und runter. Miria stellte sich<br />

seine dürre Gestalt unter seinem weiten Umhang vor und schüttelte sich.<br />

Wenn sie daran dachte, das er---------NEIN, daran wollte sie nicht<br />

denken. Allein schon der Gedanke daran ließ sie vor Ekel erzittern. Er<br />

aber deutete ihre körperliche Reaktion auf das bevorstehende Liebesduell<br />

im Bett. Regigion sah aufmerksam in ihr Gesicht und ihm war ihre<br />

Entschlossenheit und Rebellion in den Augen nicht entgangen. Er<br />

musste sie jetzt gleich außer Gefecht setzen. Mit dieser Frau, so ahnte<br />

er, würde er es nicht so leicht haben, denn sie zeigte keine Angst. Mit<br />

19


einer schnellen Bewegung öffnete er den Umhang, seine rechte Hand<br />

schnellte vor und ehe Mira reagieren konnte stach er zu. Der kurze<br />

Dolch traf Mirian der rechten Seite unterhalb des Nabels. Miria schrie<br />

auf.<br />

«Hast du gedacht du Luder, mich überlisten zu kön-------!»<br />

Weiter kam Regigion nicht. Die Tür wurde aufgerissen und Leandro<br />

stürmte mit gezogenem Schwert den Raum.<br />

Regigion erkannte mit dem Instinkt eines gefährlichen Raubtiers die für<br />

ihn gefährliche Situation und reagierte sofort. Zwei schnelle Schritte und<br />

seine Hand ergriff einen an der Wand angebrachten Säbel und wirbelte<br />

herum. Auf der einen Seite Leandro, der einen schnellen Blick auf Miria<br />

warf, sich aber nicht um sie kümmern konnte. Auf der anderen Seite ein<br />

nackter Tyrann, der den Umhang den er trug hatte fallen lassen. So standen<br />

sie sich gegenüber. Plötzlich ging ein Ausdruck des Erstaunens über<br />

die Gesichtszüge des Regigion.<br />

«Leandro?» Flüsterte er.<br />

«Ja Bruder, ich habe deinen feigen Anschlag damals im Gebirge überlebt.<br />

Jetzt ist die Zeit der Abrechnung für dich gekommen. Jetzt zahlst du<br />

den Preis für deine Verbrechen.»<br />

Regigion reagierte mit Angriff. Leandro parierte den Schlag und ehe sich<br />

Regigion versah, lag er am Boden und bewegte sich nicht mehr.<br />

Leandro hatte mit dem Schwert seine Angriff abgewehrt und mit der<br />

anderen Hand einen Schlag mit der Handkante ausgeführt, die den Hals<br />

des Angreifers traf. Er wollte seinen Bruder nicht töten. Noch nicht. Ein<br />

Gericht aus Bürgern sollte darüber entscheiden, wie er zu strafen sei.<br />

Leandro rief Jonko und befahl ihm, einen Arzt zu holen.<br />

Miria ging es schlecht. Sie verlor viel Blut. Leandro fesselte seinen<br />

Bruder und beugte sich zu Miria herunter.<br />

«Halt aus.»<br />

Er riss ein Laken aus dem Bett und presste es auf die Wunde. Mira öffnete<br />

die Augen und lächelte: «Damit habe ich nicht gerechnet. Dumm<br />

von mir nicht? Ist er tot?»<br />

«Nein, ein Gericht soll entscheiden, was mit ihm geschieht. Seine Vasallen<br />

haben allesamt die Burg verlassen. Jonko berichtete es und nun sei<br />

still und atme. Er wird mit einem Arzt zurückkommen.»<br />

20


Miria schüttelte den Kopf. «Er wird zu spät kommen,» flüsterte sie heiser.<br />

Ihr Kopf fiel zur Seite und leblose Augen starrten ihn an.<br />

Sanft schloss Leandro ihre Augen und richtete den Blick auf Regigion,<br />

der zu sich gekommen war.<br />

«Ich hätte nicht übel Lust, dir den Hals umzudrehen. Du bist ein Ungeheuer,<br />

nicht wert das du lebst.» Sagte Leandro und Wut sprach aus<br />

seinen Worten.<br />

Der Tag der Gerichtsverhandlung brach an. Die Leute aus dem Dorf<br />

hatten sich alle im großen Rittersaal eingefunden. Ein Richter aus der<br />

Stadt war angereist und hatte sich vertraut gemacht mit den Verbrechen<br />

des Tyrannen.<br />

Die Verhandlung dauerte genau zehn Minuten, dann sprach der Richter<br />

das Urteil. Tot durch erhängen. Den genauen Wortlaut, man solle ihn vor<br />

dem ersten Hahnenschrei am Morgen des nächsten Tages am Halse<br />

aufhängen, bis der Tod eintritt. Er solle drei Tage hängen bleiben, damit<br />

jeder im Land die Gelegenheit habe, selbst zu sehen, dass die Macht<br />

des Tyrannen zu Ende sei.<br />

Leandro nahm sein Erbrecht in Besitz und regierte gerecht und weise.<br />

Ende<br />

Nicht immer endet eine Diktatur<br />

so,<br />

aber immer öfter lehnen sich<br />

die Menschen gegen einen<br />

Tyrannen auf.<br />

21


Grausame Herrscher gab es zu<br />

allen Zeiten. Aber die Hoffnung<br />

besteht, dass aller Terror einmal<br />

ein Ende findet.<br />

Ende<br />

22

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