e-paper_ANSICHT_Campus_2023_01
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CAMPUS<br />
STUDIUM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG<br />
Energie & Leidenschaft
HI,<br />
Hey<br />
HALLO<br />
Studieren<br />
mit weitem<br />
Horizont<br />
Was treibt uns eigentlich an? Offensichtlich ist es unsere Lebensenergie,<br />
die es uns ermöglicht, Herausforderungen zu meistern, Ziele zu setzen,<br />
Hindernisse zu überwinden und die Welt um uns herum aktiv zu<br />
gestalten. Ohne Energie gäbe es keine Innovation, und weder<br />
gesellschaftliches noch wirtschaftliches Wachstum wären möglich.<br />
Woher nehmen wir jedoch diese Energie, und wie nutzen wir<br />
sowohl unsere menschlichen als auch technischen Energiequellen<br />
im Sinne einer gelungenen Zukunftsgestaltung?<br />
Genau dieser Frage sind wir in dieser neuen Ausgabe<br />
des CAMPUS-Magazins einmal nachgegangen und<br />
haben uns in den verschiedenen Fach- und Forschungsbereichen<br />
unserer Hoch- und Fachhochschulen nach energiegeladenen<br />
Projekten umgesehen. Wir haben zum Beispiel mit Professorinnen<br />
und Studentinnen der MSH Medical School aus Hamburg über ihre Erfolge im<br />
Bereich der Musik-, Theater-, Tanz- und Kunsttherapie<br />
gesprochen, uns bei den Uni-Profis zwischen Hamburg und<br />
Kiel aus den Bereichen der Elektrotechnik, Informatik<br />
und KI über ihre neuesten Forschungsergebnisse und<br />
Projekte informiert. Zusätzlich haben wir diverse<br />
Entwicklungsmöglichkeiten für Kreative im Designbereich<br />
oder auch als ‚Gesellschaftsentwickler‘ im Verwaltungswesen<br />
ausgelotet. Das Ergebnis lautet: Energie steckt in jedem von uns und<br />
wird durch alles, was wir mit Leidenschaft anpacken, befördert!<br />
In diesem Sinne hoffen wir, dass wir mit dieser weiteren<br />
informativen Ausgabe unseres <strong>Campus</strong>magazins Schulabgängern<br />
und Studienanfängern viele Anregungen bieten können, um<br />
ihre berufliche Zukunft mit Energie aufzuladen und sich<br />
über die vielfältigen Möglichkeiten bestens informiert zu fühlen.<br />
Mehr unter<br />
www.me2be.de<br />
facebook/me2be.mag<br />
instagram.com/me2bemag<br />
Viel Spaß bei der Lektüre<br />
Eure ME2BEs<br />
3
Professorin Nicole Hartmann, Dozentin an der MSH. Dr. Christian Meyer-Heidemann, Landesbeauftragter für politische Bildung. Nada, Studentin an der Technischen Hochschule Lübeck. Marc Völler, Trendforscher und Dozent an der Design Factory International.<br />
06<br />
WILLKOMMEN AUF<br />
DEM CAMPUS<br />
38<br />
VIER SPRACHEN DER KUNST<br />
Von Theatertherapie bis Musiktherapie an der MSH<br />
Medical School Hamburg<br />
63<br />
VERWALTUNG IM AUFBRUCH<br />
Einblicke in das Studium Bachelor of Arts Public<br />
Administration Allgemeine Verwaltung<br />
74<br />
ERLEBEN<br />
RAUS AUS DEM CAMPUS!<br />
06<br />
09<br />
NACHGEFRAGT<br />
Ein Interview mit Dr. Christian Meyer-<br />
Heidemann<br />
STUDIS ON AIR<br />
Warum Studieren im Norden glücklich macht<br />
14<br />
14<br />
20<br />
26<br />
TITELTHEMA<br />
ENERGIEQUELLEN<br />
WIR MÜSSEN DRÜBER REDEN, WIE<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ MENSCH-<br />
LICH UND INTELLIGENT WIRD<br />
Beim unaufhaltsamen Aufstieg der Künstlichen<br />
Intelligenz bleibt vieles auf der Strecke, was sich eines<br />
Tages gegen sie kehren könnte. Es hilft nichts: Wir<br />
müssen reden.<br />
CHATGPT UND DAS DILEMMA DER LEHRE<br />
Über ChatGPT, das Dilemma der Lehre und wie KI-<br />
Sprachmodelle als Werkzeuge Lernen und Kreativität<br />
stimulieren können – Ein Gespräch mit Professorin<br />
Dr. Doris Weßels<br />
NEUES AUS DER REDAKTION<br />
ME2BE berichtet über Energiequellen,<br />
Digitalisierung und mehr<br />
29<br />
30<br />
LERNEN<br />
STUDIEREN IM NORDEN<br />
IN LÜBECK ENTSTEHT DIE STADT<br />
DER ZUKUNFT<br />
Für das große Ziel der Smart City bildet die TH Lübeck<br />
Ingenieure aus, die mit Sensortechnik, Funktechnologie<br />
und künstlicher Intelligenz zukunftsweisende Lösungen<br />
erdenken.<br />
44<br />
48<br />
50<br />
52<br />
53<br />
56<br />
59<br />
60<br />
61<br />
TRENDFORSCHUNG ALS<br />
GAME-CHANGER!?<br />
Trendanalysen und Megatrends werden auch in Zukunft<br />
die Grundlage für kreatives Arbeiten sein<br />
JOURNALISMUS – EIN ZUKUNFTSBERUF?<br />
Zeitungen sterben, der Journalismus nicht. Davon<br />
ist Jörn Radtke, Professor für Journalismus an der<br />
Fachhochschule Kiel, überzeugt.<br />
STUDIENGÄNGE IM FOKUS<br />
DUALES STUDIUM<br />
LERNEN + ARBEITEN<br />
UNI ODER JOB? WARUM NICHT BEIDES!<br />
Trend duales Studium – nie war praxisnahes<br />
Studieren so beliebt!<br />
VERWALTUNG IM WANDEL: DIGITAL,<br />
MODERN UND FAMILIENFREUNDLICH<br />
Sarah Wottawa über ihren Werdegang bei der<br />
Stadtverwaltung Eutin<br />
DIE VERWALTUNG IST EIN MODERNES<br />
DIENSTLEISTUNGSUNTERNEHMEN<br />
Im Interview mit Anne Bornholdt über das<br />
duale Studium Allgemeine Verwaltung / Public<br />
Administration bei der Stadtverwaltung Eutin<br />
DAS DUALES STUDIUM ALS TÜRÖFFNER<br />
FÜR EINE VIELSEITIGE KARRIERE<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen im Fokus<br />
PRAXISNAH STUDIEREN BEI DER<br />
KREISVERWALTUNG DITHMARSCHEN<br />
Sünja, 25, absolviert das Studium Public<br />
Administration im 9. Trimester in der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
66<br />
69<br />
STUDENTEN-<br />
PORTRÄTS<br />
70 KOMMUNIKATIONSDESIGN<br />
Design Factory International (DFI)<br />
71<br />
71<br />
72<br />
72<br />
73<br />
73<br />
SPIELEND ZUM ERFOLG:<br />
Innovative Mitarbeitergewinnung mit E-Sport<br />
ANGEWANDTE INFORMATIONS-<br />
TECHNIK<br />
TH Lübeck<br />
BACHELOR OF ARTS PUBLIC<br />
ADMINISTRATION ALLGE-<br />
MEINE VERWALTUNG<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
TANZTHERAPIE<br />
MSH Medical School Hamburg<br />
ALLGEMEINE VERWALTUNG /<br />
PUBLIC ADMINISTRATION<br />
Stadtverwaltung Eutin an der FHVD<br />
WIRTSCHAFTSINGENIEURWESEN<br />
BAU UND IMMOBILIEN<br />
GMSH und an der hochschule 21<br />
GREEN BUILDING SYSTEMS<br />
GMSH und an der Fachhochschule Westküste<br />
74<br />
78<br />
83<br />
84<br />
DIGI:BO<br />
84 DIGI:BO<br />
Digitale Berufsorientierung im Unterricht und zu Hause<br />
03<br />
28<br />
65<br />
ANGESCHAUT, ANGELESEN,<br />
ABGEHÖRT, AUSGEGANGEN<br />
DIE ODYSSEE DES GELBEN SACKS<br />
Unser Autor ist hinterhergereist und hat Lösungen<br />
entdeckt, wie unser Müll zu Hause bleiben kann.<br />
HOW TO ERSTSEMESTER<br />
So gelingt der Studienbeginn<br />
EDITORIAL<br />
AUSBILDUNG ODER STUDIUM<br />
Welcher Typ bist du?<br />
IMPRESSUM<br />
Mehr CAMPUS gibt es auf www.me2be.de<br />
4<br />
5
NACH-<br />
GE-<br />
Text Christian Bock<br />
Foto Anna Leste-Matzen<br />
FRAGT<br />
Ein Interview mit Dr.<br />
Christian Meyer-Heidemann<br />
Dr. Christian Meyer-Heidemann, Landesbeauftragter für politische Bildung.<br />
Christian Meyer-Heidemann freut sich, dass<br />
unser Gespräch ganz in der Nähe seines Büros<br />
stattfindet – direkt gegenüber des Kieler<br />
Landtags. Er kommt in Jeans und Hemd angeradelt,<br />
nimmt sich ein Glas Wasser und viel<br />
Zeit.<br />
Die erste Frage, das muss ich jetzt korrekt<br />
wiedergeben: Sie ‚beraten Landtag und<br />
Landesregierung in Fragen politischer Bildung’.<br />
Was ist Ihr aktuelles Thema?<br />
Wir haben natürlich viele aktuelle Themen,<br />
aber ich glaube, ein großes Thema ist die Situation<br />
der politischen Bildung an den Schulen.<br />
Wir wollen das Fach Wirtschaft/Politik, wie es<br />
hier in Schleswig-Holstein heißt, noch weiter<br />
stärken und die politische Bildung an den<br />
Schulen noch ausbauen. Wir haben zumindest<br />
erreicht, dass im Fach Wirtschaft/Politik vier<br />
Stunden in der Sekundarstufe I, also zum Beispiel<br />
zwei Stunden in der neunten sowie zwei<br />
Stunden in der zehnten Klasse, unterrichtet<br />
werden.<br />
Ich vermute, als Jugendlicher war Ihr<br />
Berufsziel nicht ‚Landesbeauftragter für<br />
politische Bildung’ zu werden. Auf welchem<br />
Weg sind Sie schließlich in das Amt<br />
gekommen?<br />
Zu Schulzeiten habe ich als Sportjournalist<br />
gearbeitet und zum Beispiel Oliver Kahn beim<br />
FC Bayern München interviewt. Aber so ein<br />
journalistischer Alltag ist doch auch ganz<br />
schön stressig. In einem Vollzeit-Jahr nach<br />
der Schule habe ich an 50 Sonntagen gearbeitet.<br />
Ich studierte dann Wirtschaft/Politik<br />
und Mathematik. Also eigentlich eine ziemlich<br />
wilde Kombi. Zugegeben, Mathe war eine<br />
ganz schöne Quälerei. Das Studium habe ich<br />
aber abgeschlossen. Danach bekam ich das<br />
Angebot, in der Politikwissenschaft als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter an der Kieler Uni<br />
zu arbeiten und jemanden ein halbes Jahr zu<br />
vertreten, wie das halt immer so ist. Und aus<br />
dem halben Jahr wurde noch ein halbes Jahr<br />
und noch ein halbes Jahr; so bin ich an der<br />
Uni geblieben und habe promoviert.<br />
2<strong>01</strong>5 wurde ein Landesbeauftragter gesucht,<br />
in einem offenen Verfahren. Sie haben sich<br />
durchgesetzt, und müssen sich nun auch mit<br />
Social Media auseinandersetzen.<br />
Mit 35 bin ich in das Amt gekommen. Vielleicht<br />
war das ein Vorteil. Aber gerade in dem<br />
Bereich Social Media sind die Trends unheimlich<br />
schnell. Wir haben zur Zeit eine junge<br />
Mitarbeiterin, die bei uns ihr Freiwilliges<br />
Soziales Jahr absolviert. Manchmal frage ich<br />
sie, wie sie unsere Posts auf Instagram findet.<br />
Und sie gibt immer ein ziemlich ehrliches Feedback.<br />
Neulich kam jemand und fragte, willst<br />
du mit auf mein BeReal? Man steht da und<br />
fragt sich: Ok, was muss ich jetzt machen?<br />
Was ist das? Und gleichzeitig will ich mich<br />
nicht anbiedern. Ich möchte ja kein Berufsjugendlicher<br />
sein.<br />
Sie haben über das Thema ‚Selbstbildung<br />
und Bürgeridentität‘ promoviert. Keine<br />
Begriffe, die man jeden Tag liest.<br />
Mein Thema war – vereinfacht gesagt – in der<br />
Bildung nicht immer nur auf den Output zu<br />
schauen, also etwa abzufragen: Wie heißen<br />
denn die Hauptstädte der Bundesländer? Ich<br />
habe damals schon gespürt, dass Emotionen<br />
eine ganz große Rolle spielen, dass die<br />
Wahrnehmung von Politik keine rein rationale<br />
Sache ist. Es geht um Gefühle, auch<br />
um Ängste, die viele Rechtspopulisten und<br />
Rechtsextremisten nutzen und verstärken,<br />
weil sie gar kein Interesse daran haben, dass<br />
die Menschen zufrieden sind und gelassen<br />
reagieren. Wenn ich Angst habe, neige ich<br />
dazu, irrationalen Argumenten auf den Leim<br />
zu gehen. Das kann man nur mit politischer<br />
Bildung angehen, und daraus entsteht im Idealfall<br />
eine Bürgeridentität. Man merkt dann,<br />
Über Sportjournalismus und ein Mathematik-Studium zum „Landesbeauftragten<br />
für politische Bildung“ – Christian Meyer-Heidemanns Karriereweg ist<br />
so einzigartig wie sein Job. Denn nur Schleswig-Holstein hat einen<br />
Landesbeauftragten für politische Bildung, in allen anderen Bundesländern<br />
gibt es Landeszentralen. Der feine Unterschied: Christian Meyer-Heidemann<br />
und sein Team sind der Landtagspräsidentin zugeordnet, keinem Ministerium.<br />
Das schützt davor, bei jeder Regierungsbildung von vorn beginnen zu müssen.<br />
„Jede neue Ministerin möchte natürlich eigene Schwerpunkte setzen. Ist<br />
auch verständlich. Das könnte aber langfristige Projekte erschweren“, meint<br />
Meyer-Heidemann. Das Amt verlangt von ihm politische Neutralität.<br />
dass Demokratie alle angeht und man selbst<br />
ein Teil des Ganzen ist.<br />
Heißt denn politische Bildung auch, dass<br />
man Schülerinnen und Schülern erklärt,<br />
welche Folgen es hat, wenn sie sich zum<br />
Beispiel auf der Straße festkleben?<br />
Das ist natürlich ein sehr, sehr heißes Thema,<br />
bei dem man wirklich schauen muss, inwieweit<br />
das zur politischen Bildung gehört. Mein<br />
Eindruck ist aber, sich auf der Straße festzukleben,<br />
nützt nicht dem politischen Anliegen,<br />
sondern es wird eher von anderen instrumentalisiert<br />
und auch unverhältnismäßig kriminalisiert.<br />
Aber wichtig ist aufzuzeigen, wo<br />
es noch konkrete andere Möglichkeiten gibt,<br />
sich für eine Politik gegen den Klimawandel<br />
einzusetzen und stark zu machen.<br />
Darum geht es ja bei der politischen Bildung:<br />
Dass man lernt, sich mit Aktionen<br />
und Folgen auseinanderzusetzen.<br />
Ja, genau. Wir schaffen einen Möglichkeitsraum.<br />
Und dafür muss ich natürlich wissen,<br />
wie ich mich engagieren kann. Auch Fachwissen<br />
gehört dazu. Aber es ist eben nicht allein<br />
eine Wissensfrage, sondern eine emotionale<br />
Frage. Es ist eine Grundfrage, inwieweit man<br />
sich eingebunden fühlt und das auch für sich<br />
ernst nimmt. Und wenn das gelingt, dann<br />
kann man, glaube ich, vielen jungen Menschen<br />
zeigen, was Politik alles ist und kann.<br />
Wie sieht das praktisch aus, zum Beispiel<br />
an Schulen?<br />
Wenn es darum geht, Schülerinnen und Schüler<br />
anzusprechen, merken wir, dass diese ganz<br />
unterschiedliche Hintergründe und Ressourcen<br />
mitbringen. Natürlich gibt es diejenigen,<br />
die eher aus bildungsaffinen Haushalten<br />
kommen, sie haben einfach einen Vorteil.<br />
Darin besteht ja auch ein Teil der Bildungsungerechtigkeit,<br />
über die viel diskutiert wird.<br />
Wenn aber zum Beispiel Zeitzeugen in Schulen<br />
ihre Lebensgeschichte erzählen, erlebt<br />
6<br />
7
Christian Bock und Christian Meyer-Heidemann<br />
im Gespräch.<br />
man eine Aula mit 200 Menschen und denkt:<br />
‚Na, geht das gut?’ Und man kann dann eine<br />
Stecknadel fallen hören, wenn jemand als<br />
Zeitzeuge erzählt, wie er in der DDR Repression<br />
erlebt hat und wie er mit diesem Staat<br />
umgehen musste.<br />
Haben Sie das Gefühl, dass Sie bei der Landesregierung<br />
auch wirklich ernst genommen<br />
werden? Müssen Sie sich zum Beispiel<br />
bei Terminwünschen mal vordrängeln?<br />
Nein, vordrängeln nicht. Wir stehen mit unseren<br />
Ansprechpartnern im guten Austausch.<br />
Ich bin tatsächlich nach sechs Jahren wiedergewählt<br />
worden und das von allen Fraktionen<br />
außer der AfD. Die Stimmen habe ich nicht<br />
gebraucht und auch nicht gewollt. Von daher<br />
zeigt sich schon, dass es einen überparteilichen<br />
Konsens für die politische Bildung gibt<br />
und auch eine Wertschätzung.<br />
Sie sind zu neunt in Ihrem Team. Bei der<br />
Menge an Themen, die anstehen, nicht<br />
gerade viele.<br />
Ja, es ist natürlich so, dass wir tatsächlich<br />
für das ganze Bundesland relativ wenige<br />
sind. Das heißt, als kleines Team könnten<br />
wir natürlich nie Bildungsangebote für ganz<br />
Schleswig-Holstein realisieren, sondern wir<br />
arbeiten mit vielen Partnern zusammen, sind<br />
ein bisschen die Spinne im Netz und bringen<br />
möglichst viele zusammen, beispielsweise in<br />
Form einer Lehrkräftefortbildung zum Thema<br />
Antisemitismus im digitalen Raum. Dass Lehrkräfte<br />
dann, wenn sie selbst damit in Kontakt<br />
kommen oder vielleicht im Klassenchat<br />
irgendetwas sehen, Antisemitismus erkennen<br />
und wissen, wie sie darauf reagieren können.<br />
Junge Menschen verbringen pro Woche<br />
mehr als 60 Stunden auf Social-Media-<br />
Kanälen und werden auch mit politischen<br />
Botschaften konfrontiert. Sie müssen lernen,<br />
diese als seriöse oder Fake News einzuordnen.<br />
Ja, das stimmt. Wir alle sitzen nicht jede<br />
Woche im Bundestag und schauen uns an,<br />
was gerade entschieden wird, sondern wir<br />
nehmen Politik über Medien wahr. Und da<br />
hat sich in den letzten Jahren der Trend von<br />
den etablierten und journalistisch hochwertigen<br />
Medien stark verlagert hin zu sozialen<br />
Netzwerken. Und das ist natürlich eine große<br />
Gefahr: unzählige Telegram-Gruppen zu Zeiten<br />
von Corona, die Unwahrheiten verbreiten.<br />
Rechte Trolle bei Insta. Auch TikTok wurde ja<br />
massiv politisch instrumentalisiert, obwohl<br />
man zunächst denken könnte: ‚Ach, nett, ne<br />
lustige Plattform’. So ist es leider nicht.<br />
In der Jugendsozialarbeit ist aufsuchende<br />
digitale Arbeit ein großer Trend. Da sind<br />
fachlich geschulte Teams gezielt unterwegs,<br />
von Instagram bis Discord. Ist das<br />
ein Modell für die politische Bildung? Raus<br />
aus den Schulen, rein ins Netz?<br />
Absolut. Wir bieten beispielsweise das Projekt<br />
‚Tatort soziale Netzwerke’ an. Dafür haben<br />
wir mit Carsten Janz einen NDR-Journalisten<br />
gewonnen, der in die Schulen geht und innerhalb<br />
von zwei Jahren 40 Projekttage leitet,<br />
und dazu auch wieder als Doppelstrategie mit<br />
Lehrkräftefortbildungen anbietet. Ein solches<br />
Projekt lebt nicht nur davon, dass jemand<br />
einmal kommt, sondern dass Lehrkräfte kompetent<br />
sind, wie sie mit Konflikten umgehen,<br />
wie sie das Thema aber auch immer wieder an<br />
verschiedenen Unterrichtsgegenständen und<br />
auch in verschiedenen Fächern einbinden.<br />
Sie haben zwei Kinder, sind diese schon<br />
online unterwegs?<br />
Zum Glück nicht. Mein Sohn ist sechs, meine<br />
Tochter acht. Sie haben neulich ein altes<br />
Handy von mir bekommen, mit dem sie über<br />
WLAN Hörspiele hören können. Wir sprechen<br />
mit beiden darüber. Damit sie merken, dass<br />
selbst das ein gewisses Suchtpotenzial hat.<br />
An Schulen gab es anfangs auch eine Zeit<br />
mit striktem Handyverbot. Für Grundschulen<br />
ist das nach wie vor richtig. Aber an weiterführenden<br />
Schulen merke ich, dass sich das<br />
mit dem Alter auch umkehren kann. Einerseits<br />
sind Handys verboten und nur für Notfälle<br />
erlaubt; aber wenn nicht genug iPads zur Verfügung<br />
stehen, dann ist so ein Smartphone<br />
im Klassenraum, andererseits auch ganz gut.<br />
Dahin müssen wir kommen, nicht nur die Risiken<br />
zu sehen, sondern auch Chancen, und<br />
dass wir frühzeitig einen verantwortlichen<br />
Umgang einüben.<br />
Also geht es um das Befähigen und Trainieren;<br />
auch für Ihren Bereich der politischen<br />
Bildung. Wenn wir Handys immer früher<br />
erlauben, muss dann die politische Bildung<br />
auch früher einsetzen?<br />
Ich finde es wichtig, damit früher anzufangen.<br />
Jetzt beginnt politische Bildung in der<br />
achten, neunten Klasse. Warum nicht schon<br />
früher? Vielleicht auch schon ab der fünften<br />
Klasse – zumindest punktuell? Das ist aber<br />
angesichts der Ressourcen völlig utopisch.<br />
2024 ist der 300. Geburtstag Immanuel<br />
Kants. Für den politischen Wissenschaftler<br />
sicher ein großes Ereignis. Gehört die<br />
Erinnerung an diesen Denker zwangsläufig<br />
zur politischen Bildung oder sehen Sie ihn<br />
eher im Geschichtsunterricht?<br />
Mir ist wichtig, dass wir Denkerinnen und<br />
Denker der Vergangenheit für unsere heutige<br />
Wahrnehmung von Politik heranziehen. Ganz<br />
besonders Kant. Aber für junge Menschen ist<br />
nicht so entscheidend, ob er nun 1724 oder<br />
1728 geboren wurde. Wichtig aber ist, welche<br />
Gedanken Kant formuliert hat, zum Beispiel<br />
‚Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes<br />
ohne die Leitung eines anderen zu bedienen’,<br />
also sei mündig und autonom. Wenn das kein<br />
aktuelles Leitbild ist? Und: ‚Menschen haben<br />
eine Würde und keinen Preis’. Überlegen Sie<br />
das mal im Zusammenhang mit aktuellen Fragen<br />
der Migrationspolitik. Da reden wir jetzt<br />
über Kontingente, die wir aufnehmen. Aber<br />
weil jeder Mensch eine Würde hat, die nicht<br />
verletzt werden darf, kann es beim Recht auf<br />
Asyl keine Zahlen und Quoten geben, die man<br />
gegen andere aufrechnet. Das lernen wir auch<br />
heute noch von Kant. Er ist für mich als Vordenker<br />
absolut relevant.<br />
Sie haben jetzt beim Ministerpräsidenten<br />
einen Wunsch frei, welcher wäre das?<br />
Dann würde ich sagen, politische Bildung, so<br />
wie wir sie besprochen haben, verbindlich ab<br />
der fünften Klasse einzuführen. Da müsste<br />
Daniel Günther schon zaubern können. Aber<br />
letztendlich gehört zur politischen Bildung<br />
auch immer ein gewisser Optimismus.<br />
Text Kristina Krijom,<br />
Katharina Grzeca,<br />
Anja Nacken<br />
Fotos Sebastian Weimar,<br />
Caren Detje, Sophie Blady<br />
STUDIS<br />
ON<br />
AIR<br />
8<br />
9
An der MSH Medical School —<br />
Amélie studiert Musiktherapie<br />
Luisa studiert im dritten Semester Kunsttherapie an<br />
der an der MSH Medical School Hamburg<br />
„Für das Feld der Musiktherapie habe ich mich<br />
bereits früh interessiert. Bei meinen Recherchen<br />
wurde ich auf zwei passende Studiengänge<br />
aufmerksam – einen in Heidelberg und<br />
einen an der MSH. Da ich aus Neubrandenburg<br />
stamme, Norddeutschland so liebe und<br />
mich die MSH gleich überzeugt hat, habe<br />
ich das Studium in Hamburg aufgenommen.<br />
Musik begleitet mich schon lange. In der<br />
Grundschule lernte ich Gitarre, später Gesang<br />
und ich besuchte ein musisches Gymnasium.<br />
Durch meine Mutter, die Therapeutin ist,<br />
hatte ich auch früh einen Bezug zum Thema.<br />
Musiktherapie nutzt die Musik als Medium,<br />
um Bereiche in der Psyche anzusprechen, die<br />
sprachlich nicht oder nur schwer kommunizierbar<br />
sind – beispielsweise Traumata oder<br />
Probleme, die preverbal entstanden sind. Das<br />
sechssemestrige Bachelorstudium umfasst<br />
die musikalische Lehre – Gitarren-, Gesangs-,<br />
Klavier- und Percussionunterricht – sowie<br />
das Erlernen von Grundlagenkenntnissen der<br />
Psychologie, der Medizin und Anthropologie.<br />
Zudem gibt es einen therapeutischen<br />
Bereich. Hier lernen wir die Gesprächsführung<br />
mit Menschen in Krisensituationen und wie<br />
man Musik und Sprache kombinieren kann.<br />
Das fünfte Semester ist ein Praxissemester<br />
und umfasst zwei Praktika, eines davon im<br />
klinischen Bereich. Musiktherapeuten können<br />
Frühgeborene begleiten, aber auch alte<br />
Menschen und Sterbende – häufig findet man<br />
Musiktherapeuten in psychiatrischen Einrichtungen,<br />
aber auch in Reha-Institutionen,<br />
Schulen, Kitas und Musikschulen. Zukünftig<br />
würde ich gerne in einer psychosomatischen<br />
Klinik arbeiten. Interessierte sollten einen<br />
grundsätzlichen Zugang zu Musik besitzen,<br />
wobei es nicht wichtig ist, ein Instrument<br />
perfekt zu beherrschen. Wir nutzen die Musik<br />
zum Ausdruck, zur Improvisation und zur<br />
Resonanz.”<br />
„Kunst begleitet mich schon mein ganzes<br />
Leben lang und auf dem Gymnasium habe ich<br />
mich für das Kunstprofil entschieden. Anfang<br />
2020 arbeitete ich in einem Impfzentrum und<br />
hatte dort viel Kontakt zu Menschen, insbesondere<br />
zu Senioren. Dort wurde mir bewusst,<br />
wie sehr mir diese Beschäftigung liegt. Eine<br />
Kollegin vor Ort wollte immer Kunsttherapeutin<br />
werden. Wir unterhielten uns oft, und so<br />
wurde mein Interesse für diesen Studiengang<br />
entfacht. Da ich aus Hamburg stamme, kannte<br />
ich die MSH bereits. Das Studium der Kunsttherapie<br />
an der MSH ist sehr offen gestaltet,<br />
man kann sich hier entfalten, die Gruppen<br />
sind angenehm klein und der Kontakt zu den<br />
Dozenten direkt. Neben theoretischen Modulen<br />
wie Psychologie gibt es zahlreiche Praxismodule,<br />
und wir lernen Krankheitsbilder sowie<br />
die Methoden der therapeutischen Gesprächsführung<br />
kennen. Durch die kleine Gruppe von<br />
etwa fünfzehn Studierenden entsteht zum Beispiel<br />
innerhalb des Moduls „Selbsterfahrung“<br />
ein regelrechtes Therapiesetting, was allen<br />
Anwesenden die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln<br />
und besser kennenzulernen.<br />
Auch Kurse wie Philosophie, in denen wir die<br />
Rolle der Kunsttherapie beleuchten, sind wertvoll.<br />
Das Studium regt in einem hohen Maße<br />
dazu an, sich selbst zu reflektieren und weiterzuentwickeln.<br />
Früher wollte ich Modedesign<br />
studieren, doch mein Interesse für die Verbindung<br />
der menschlichen Psyche mit der Kunst<br />
war stärker. Ich freue mich jeden Tag, zur<br />
Hochschule zu gehen. Als angehender Kunsttherapeut<br />
sollte man sensibel und empathisch<br />
sein und einen aufmerksamen Blick besitzen.<br />
Meines Erachtens ist Kunsttherapie eine<br />
äußerst tiefenwirksame Methode, die Menschen<br />
wirklich helfen kann, da sie es ermöglicht,<br />
unterbewusste Gefühle ins Bewusstsein<br />
zu bringen und mit ihnen umzugehen.”<br />
10<br />
11
Begeisterung für Kommunikationsdesign — Bennet Vollbehr (21)<br />
studiert an der Design Factory International (DFI)<br />
„Ich komme aus Elmshorn und habe nach der<br />
neunten Klasse ein Auslandsjahr in Amerika<br />
(Minnesota) an einer Highschool verbracht.<br />
Dabei entdeckte ich meine Leidenschaft für<br />
Kunst und Gestaltung. Nach meiner Rückkehr<br />
habe ich zuhause angefangen, kreative<br />
Designs für Sneaker zu entwickeln. Damit<br />
habe ich mir sukzessive eine eigene kleine<br />
Brand aufgebaut, die zu meinem Markenzeichen<br />
wurde. Das hat mir so viel Freude<br />
bereitet, dass ich bereits in der zehnten<br />
Klasse begann, mich nach einem Designstudium<br />
umzuschauen, um meine Fähigkeiten<br />
ausbauen zu können. Bei der Suche kam mir<br />
der Zufall zu Hilfe, denn während eines Schülerjobs<br />
bei Edeka lernte ich einen Studenten<br />
der DFI kennen, der mir voller Begeisterung<br />
von seinem Studium im Fach Kommunikationsdesign<br />
berichtete. Kurzerhand besuchte<br />
ich die Schule in Hamburg und war sofort von<br />
der Atmosphäre begeistert. Danach stand für<br />
mich fest, dass ich nach dem Abitur an die<br />
DFI möchte. Mittlerweile bin ich im vierten<br />
Semester. Nach dem Grundstudium mit den<br />
Pflichtkursen habe ich Illustration und Animation<br />
als Masterkurs gewählt. Im kommenden<br />
Semester werde ich mich aber auch in<br />
weiteren Bereichen ausprobieren, da ich mich<br />
noch auf der Suche nach anderen Interessensund<br />
Spezialgebieten befinde. Ich bin generell<br />
sehr offen für alles Neue und kann mir künftig<br />
sowohl die Mitarbeit in einer Agentur oder<br />
auch eine handwerkliche Zusatzausbildung als<br />
Schumacher vorstellen, um dann meine Sneaker-Kollektion<br />
in einem eigenen Laden anzubieten.<br />
Eine weitere attraktive Option wäre<br />
die Arbeit als freier Kommunikationsdesigner.<br />
Bis es aber so weit ist, arbeite ich weiter<br />
daran, meinen eigenen Stil zu vervollkommnen,<br />
und bin froh, dass mich die DFI dabei<br />
in jeglicher Hinsicht unterstützt und täglich<br />
inspiriert.“<br />
„Wo kommt das her und wie wurde es entwickelt?“,<br />
fragte sich Nada stets, wenn sie<br />
ein Medizinprodukt sah. Neben ihrer Affinität<br />
zu Naturwissenschaften veranlasste sie<br />
eben diese Neugier dazu, Biomedizintechnik<br />
mit der Vertiefung Entwicklung medizinischer<br />
Geräte und Verfahren (EMG) an der TH Lübeck<br />
zu studieren. Medizin, Technik und biologische<br />
Wissenschaft – die gebürtige Marokkanerin,<br />
die in Marokko zwei Jahre am Goethe<br />
Nada (24) studiert im 6. Semester Biomedizintechnik<br />
an der Technischen Hochschule Lübeck<br />
Institut Deutsch lernte, schätzt alle drei<br />
Hauptbereiche ihres interdisziplinären Studiums.<br />
„Wir lernen viel über die menschliche<br />
Anatomie, aber auch das Programmieren und<br />
den Bereich Elektrotechnik. Mit Hilfe ingenieurwissenschaftlicher<br />
Grundlagen lernen wir,<br />
Lösungen für medizinisch-technische Probleme<br />
zu entwickeln.“ Neben dem Studium<br />
ist Nada als studentische Hilfskraft beim<br />
Fraunhofer Institut tätig. „Dort werde ich<br />
auch mein Praxissemester absolvieren. Nach<br />
dem Bachelorabschluss möchte ich zunächst<br />
weitere Praxiserfahrung sammeln. Danach<br />
spiele ich mit dem Gedanken, einen Master<br />
anzuschließen – zum Beispiel Molecular Life<br />
Sciences oder Sportmedizin“, verrät Nada. Die<br />
beruflichen Perspektiven sind vielfältig, denn<br />
im Studium lernt man die Technik kennen, mit<br />
der Medizinerinnen und Mediziner umgehen.<br />
12<br />
13
Wir müssen drüber<br />
reden, wie Künstliche<br />
Intelligenz menschlich<br />
und intelligent wird<br />
Beim unaufhaltsamen Aufstieg der Künstlichen Intelligenz<br />
bleibt vieles auf der Strecke, was sich eines Tages gegen<br />
sie kehren könnte. Es hilft nichts: Wir müssen reden.<br />
„Künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem<br />
neuen Megatrend der Digitalisierung geworden“,<br />
schreibt Dirk Schrödter, Chef der schleswig-holsteinischen<br />
Staatskanzlei, in seinem<br />
Vorwort zur zweiten Auflage der KI-Strategie<br />
der Landesregierung.<br />
KI ist aber nicht mehr nur ein „Megatrend“.<br />
Sie ist das Rückgrat für wissenschaftliche<br />
Durchbrüche und Unternehmenswachstum.<br />
Sie könnte helfen, globale und regionale<br />
gesellschaftliche Probleme zu lösen – wenn<br />
die Menschheit dafür bereit wäre.<br />
ChatGPT – ein<br />
Intelligenzverstärker?<br />
Der große Hype kam mit der Veröffentlichung<br />
von ChatGPT vor einem Jahr, einem<br />
so genannten großen Sprachmodell (Large<br />
Language Model MML). Es beantwortet Fragen<br />
in einer Sprache, die der von Menschen<br />
täuschend ähnlich ist. Solche Modelle können<br />
Intelligenzverstärker sein, logische und kreative<br />
Arbeit erleichtern und beim Brainstorming<br />
helfen. Vielleicht vergleichbar mit der<br />
Einführung der Taschenrechner vor 50 Jahren:<br />
Die Technik erspart Arbeit, dennoch muss der<br />
Mensch am Ende selbst abschätzen, wie plausibel<br />
das Ergebnis ist. Er könnte sich vertippt,<br />
ChatGPT die Anfrage missverstanden haben.<br />
Diese generativen Sprachmodelle, die scheinbar<br />
in Sekunden auf alles eine Antwort haben,<br />
können das nur, weil sie von Texten gelernt<br />
haben, die Menschen schrieben. Ihre Fähigkeiten<br />
haben sie von all denen geraubt, die<br />
ihre Schriftwerke dem Internet anvertrauten,<br />
seien es Zeitungsberichte, Blog-Artikel,<br />
Kommentare in den sozialen Medien oder<br />
wissenschaftliche Forschungsarbeiten. Eine<br />
Vergütung zahlen sie den Urhebern nicht.<br />
Doch der Konflikt um die faire Nutzung von<br />
Text-, Bild-, Ton- und Computercode-Autoren<br />
beginnt bereits. Medienhäuser und Urheber<br />
sind dabei, OpenAI, das Unternehmen hinter<br />
ChatGPT, zu verklagen.<br />
Allerdings könnte die Qualität der großen<br />
Sprachmodelle sowieso schon angezählt sein.<br />
Immer mehr Netzinhalte, aus denen sich die<br />
Trainingsdaten speisen, werden mit Hilfe von<br />
ChatGPT erstellt. So können Sprachmodelle<br />
zunehmend nur das lernen, was sie vorher<br />
selbst geschrieben haben. Bisher zählen dazu<br />
erst Webseiten, die ausschließlich Werbeeinnahmen<br />
generieren sollen. Sie enthalten<br />
zwar einen Lauftext, der das Ranking bei<br />
Suchmaschinen optimieren soll, präsentieren<br />
dann aber Nachrichten, die mit so genannten<br />
Clickbait-Schlagzeilen psychologisch eine<br />
Neugierlücke erzeugen. Die verleitet Leser<br />
dazu, weiterzuklicken. Erkennbar sind solche<br />
Webseiten an ihren grammatikalisch kuriosen<br />
Überschriften und an Satzwiederholungen.<br />
Text Hanns-J. Neubert<br />
Grafiken Katharina<br />
Grzeca<br />
Mensch<br />
Maschine<br />
Maschine Mensch<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
Mensch<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Mensch<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
Mensch<br />
Maschine<br />
Maschine<br />
14<br />
15
künstlic<br />
ec<br />
Mitunter finden sich auch nicht gelöschte<br />
ChatGPT-Kommentare, die das Sprachmodell<br />
ausgibt, wenn es nicht antworten kann.<br />
„… KI in der Tasche …“<br />
Die Sprachfähigkeit von ChatGPT und Konkurrenzmodellen<br />
ist aber nur ein kleiner Ausschnitt<br />
aus den enormen Fähigkeiten von KI.<br />
Sie wirkt hinter Bild- und Musikmodellen,<br />
macht Agrar- und Pflegeroboter schlau, lässt<br />
Fahrzeuge eigenständig navigieren, erleichtert<br />
zunehmend medizinische Diagnosen und<br />
industrielle Materialprüfungen.<br />
Vor allem aber hat KI bereits seit vielen Jahren<br />
die Gesellschaft hochgradig digital vernetzt.<br />
Wie sehr, erahnt wohl kaum jemand.<br />
Allein das allgegenwärtige Smartphone ist<br />
eine KI in der Tasche. Besonders dann, wenn<br />
es auch noch mit zahlreichen KI-Gadgets verbunden<br />
ist, die die Gesundheit überwachen,<br />
den Tag organisieren oder dabei helfen, sich<br />
an neuen Orten zurecht zu finden. Eingebunden<br />
darin sind auch die digitalen sozialen<br />
Netzwerke, die Suche nach Informationen im<br />
Internet, Schreibhilfen als Diktat oder via<br />
ChatGPT, aber auch die Bildmanipulatoren,<br />
die Selfies verschönern.<br />
KI ist eben nicht nur einfach eine neue Technologie,<br />
sie ist auch ein Werkzeug, um Gesellschaften<br />
zu organisieren. Wer dieses Werkzeug<br />
beherrscht, könnte Gesellschaften und<br />
Kulturen beherrschen.<br />
KI-Ökosystem Schleswig-<br />
Holstein ...<br />
Auch Schleswig-Holstein strebt in die<br />
Welt. Hier entstand ein buntes und aktives<br />
KI-Ökosystem, ein produktives Konglomerat<br />
aus Forschern, Firmengründern, KI-kundigen<br />
Arbeitern und Angestellten.<br />
Welche Vielfalt an KI-Unternehmen bereits<br />
im Land aufgewachsen ist, präsentiert die<br />
Webseite der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer<br />
Schleswig-Holstein (WTSH).<br />
Und das große Schaulaufen der „KI made in<br />
Schleswig-Holstein“ fand Ende September<br />
<strong>2023</strong> während der vierten KI-Landeskonferenz<br />
in Flensburg statt. Hier präsentierten Wissenschaftler,<br />
Forscher und Tüftler zahlreiche<br />
KI-Aktivitäten, -Initiativen und -Produkte,<br />
zugeschnitten auf die mittel- und kleinständische<br />
Wirtschaft des Landes, aber schielend<br />
auf die KI-Märkte der Welt.<br />
Denn ohne KI gibt es offenbar kein weiteres<br />
Wachstum von Produktivität und Gewinnen,<br />
ohne KI scheinbar auch weniger effiziente<br />
Verwaltungen. Aber Lösungen, die nur diese<br />
Ziele unterstützen, nutzen nicht das Potenzial<br />
von KI. Denn, so die Botschaft einiger Redner<br />
auf der Landeskonferenz, sie sollte vor allem<br />
auch den Menschen dienen – und sie nicht<br />
dazu bringen, sich ihr anzupassen.<br />
... zwischen<br />
Wirtschaftswachstum<br />
und Ethik ...<br />
Die deutsche KI-Strategie, wie auch die<br />
Schleswig-Holsteins, ist aber erst einmal klar<br />
auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet, auf<br />
Innovation und Anwendungsorientierung.<br />
Andere Länder, wie Frankreich, setzen in ihren<br />
Strategien nachdrücklich auf die gesamtgesellschaftliche<br />
Bedeutung. Sie setzen ihren<br />
Akzent auf eine KI im Dienste des Menschen.<br />
Der Kieler KI-Experte Maximilian Middeke,<br />
CEO von Quantitative Semantics, bemängelt<br />
denn auch: „Wir entwickeln jetzt autonome<br />
Systeme, und wenn wir diese nicht so entwickeln,<br />
dass sie den Menschen dienlich sind,<br />
wenn die Anreizstruktur sich nicht am Menschen<br />
orientiert, sondern zum Beispiel an der<br />
Kapitalmehrung, dann werden wir uns in ein<br />
paar Jahrzehnten umgucken, wo wir gelandet<br />
sind.“<br />
Immerhin wird der Ethik von KI-Entwicklungen<br />
seit einiger Zeit mehr Aufmerksamkeit<br />
geschenkt. Christian Herzog von der Universität<br />
Lübeck ist einer der noch wenigen<br />
KI-Ethiker. Für ihn soll KI nicht nur zuverlässig<br />
funktionieren, sondern vor allem vertrauenswürdig<br />
sein. „Es gibt aber keine wissenschaftliche<br />
Instanz, die der Wirtschaft ihre<br />
ethischen Fragen beantwortet. Wissenschaft<br />
kann sie nur dabei unterstützen, Ethik zu<br />
reflektieren.“ Er will helfen, über ethische<br />
Probleme tatsächlich erst einmal nachzudenken,<br />
um dann Lösungen zu finden. Ethik als<br />
Dienstleistung könnte man diese Hilfe zur<br />
Selbsthilfe nennen, ein Prinzip, das Forscher<br />
aus Oxford vor zwei Jahren in die KI-Szene<br />
einführten.<br />
echt<br />
echt<br />
echt<br />
echt<br />
echt<br />
echt<br />
künstlich<br />
echt<br />
echt<br />
künstlich<br />
künstlich<br />
künstlich<br />
echt echt<br />
tlich<br />
Clickwork – die Zukunft<br />
der KI-Arbeit?<br />
Durch KI werden Arbeitsplätze verloren<br />
gehen. Das stimmt. Routinearbeiten, die<br />
sich nach immer gleichem Muster wiederholen,<br />
auch Verwaltungsvorgänge mit einfachen<br />
Entscheidungen, erledigt KI schon in wenigen<br />
Jahren schneller und effizienter.<br />
Allerdings versprechen KI-Apologeten auch<br />
neue Arbeitsplätze. Darauf müssten sich die<br />
Menschen vorbereiten, sich weiterbilden –<br />
und sich trotz allem anpassen. Die Schlüsselrolle<br />
dafür liegt bei Schulen und Hochschulen,<br />
die sich selbst erst einmal dafür fit machen<br />
müssen. Um genau das zu erleichtern, hat<br />
Schleswig-Holstein immerhin zwölf neue<br />
KI-Professorenstellen ausgeschrieben, von<br />
denen jetzt acht besetzt sind.<br />
In der Tat sind aber schon Millionen neuer<br />
KI-Arbeitsplätze entstanden. Denn künstliche<br />
Intelligenz ist im Grunde weder intelligent<br />
noch künstlich. Sie braucht viele Menschen,<br />
um überhaupt funktionieren zu können – aber<br />
nicht nur gut bezahlte Wissenschaftler, Forscher<br />
und Ingenieure.<br />
Die meisten neuen KI-Arbeitsplätze entstanden<br />
nämlich im Schatten des KI-Hype: Millionen<br />
Clickworker überall auf der Welt überprüfen<br />
nämlich die Daten, auf der die Intelligenz<br />
der Maschinen beruhen. Sie ordnen Begriffe<br />
oder Sätze in Sinnzusammenhänge, markieren<br />
per Click anstößige Wörter oder Bilder, kennzeichnen<br />
Krankheitsbilder in medizinischen<br />
Aufnahmen oder Fehler in Werkstücken. Oft<br />
sind es sogar psychisch belastende Arbeiten.<br />
Ihre Löhne liegen jedoch weit unter allen<br />
gesetzlichen Mindestlöhnen, mitunter sind<br />
es nur 1,20 Euro in der Stunde. In Finnland<br />
beauftragen KI-Startups in Ermangelung von<br />
ausreichend Finnisch sprechenden Menschen<br />
inzwischen sogar Gefängnisinsassen mit diesen<br />
Arbeiten – für 1,50 Euro pro Stunde.<br />
Dabei sind einige der Clickworker sogar hoch<br />
qualifiziert und könnten selbst Entwickler<br />
sein. Aber sie leben abseits der KI-Entwicklungszentren<br />
in armen Ländern, in denen es<br />
Probleme gibt, die eine KI nicht lösen kann.<br />
Auch deutsche Universitäten, KI-Unternehmen<br />
und -Startups kommen nicht ohne dieses<br />
Heer an Clickworkern aus. Über die Ethik<br />
solcher Aufträge reflektieren KI-Forscher verständlicherweise<br />
nur selten.<br />
Politische Wunschzettel ...<br />
und die Wirklichkeit ...<br />
Smart Government, intelligent vernetztes<br />
Regierungs- und Verwaltungshandeln, steht<br />
hoch auf den Wunschzetteln von Politikern.<br />
Keine Faxe mehr schicken. Doch der Grad, auf<br />
dem sich eine Behörden-KI bewegen muss, ist<br />
äußerst schmal.<br />
Auch die Landesregierung Schleswig-Holstein<br />
setzt auf das sogenannte datengeleitete<br />
Regierungshandeln, also auf Möglichkeiten,<br />
datenbasiert Entscheidungen zu treffen. Dazu<br />
will sie interne und externe Daten besser<br />
erschließen und nutzbar machen.<br />
„Der Einsatz von KI-Systemen<br />
könnte teuer, intransparent<br />
und riskant sein.“<br />
Die Bundesregierung will in einem ersten<br />
Schritt ihre Verwaltungen zumindest mit<br />
Chatbots und KI-Sprachmodellen aufpeppen.<br />
Auf der Kabinettsklausur Ende August ließ<br />
sie sich dazu von Experten beraten. Die aber<br />
warnten, wie das Online-Magazin Netzpolitik.<br />
Org berichtete: „Der Einsatz von KI-Systemen<br />
könnte teuer, intransparent und riskant sein.“<br />
Den Verwaltungen fehle nämlich schlichtweg<br />
die Datengrundlage, so der OpenData-Aktivist<br />
und IT-Sicherheitsexperte Markus<br />
Drenger gegenüber dem Magazin. Denn dazu<br />
müsse jede zu digitalisierende Leistung in<br />
Zahlen erfassen werden, um die Qualität und<br />
Geschwindigkeit von Verwaltungsprozessen<br />
messbar zu machen.<br />
Genau an dieser Datengrundlage versagen<br />
denn auch viele der ersten Chatbots, die<br />
immer mehr Verwaltungen einführen. Noch<br />
sind es recht rudimentäre Systeme, die in der<br />
Regel punktgenaue Eingaben brauchen, um<br />
Antworten zu finden.<br />
Auf die Frage nach einer Führerscheinverlängerung<br />
in Flensburg präsentierte beispielsweise<br />
der Chatbot Govii eine Liste von 19 verschiedenen<br />
Themen, darunter „Waffenschein“<br />
und „Befähigungsschein für die Durchführung<br />
von Begasungen“. Das Durchklicken durch die<br />
Menüs der Verwaltungswebseite wäre einfacher<br />
und schneller gewesen.<br />
Solcher Mini-KI-Lösungen bedienen sich<br />
zunehmend mehr Unternehmen auf ihren<br />
Webseiten und lassen damit Nutzer und Kunden<br />
oft frustriert zurück. Wer böswillig ist,<br />
könnte vermuten, dass das so gewollt ist, um<br />
nervige Kunden abzuhalten.<br />
Für den Informatiker Jürgen Geuter, Sachverständiger<br />
bei der öffentlichen Anhörung<br />
zum geplanten KI-Gesetz der EU, stellt sich<br />
sogar die Frage, ob die Behörden ihre Daten<br />
überhaupt gut genug überblicken, um seriös<br />
einschätzen zu können, wie gut die Qualität<br />
einer damit trainierten KI sein kann.<br />
Weil ihnen dieser Überblick fehlt, sind öffentliche<br />
Verwaltungen durchaus anfällig für<br />
Grundrechtsverletzungen durch KI-Systeme.<br />
Genau das war den Vereinten Nationen im<br />
vergangenen Sommer eine Warnung wert. Diskriminierung<br />
kann nämlich nicht nur während<br />
16<br />
17
der Entwicklung eines KI-Systems eingebaut<br />
werden, absichtlich oder unabsichtlich, sie<br />
kann auch dann zum Tragen kommen, wenn<br />
das System am Ende eingesetzt wird und die<br />
Datenbasis schlecht ist.<br />
... KI im Testlauf ...<br />
Man denke nur an den Testlauf zur Gesichtserkennung<br />
am Berliner Bahnhof Südkreuz im<br />
Jahre 2<strong>01</strong>8. Nach Abschluss des Tests berichtete<br />
das Bundesinnenministerium stolz in<br />
einer Presseerklärung, dass sich das System<br />
für den Einsatz im Polizeialltag bewährt habe.<br />
Schließlich habe es nur eine vernachlässigbar<br />
geringe Fehlerquote von 0,1 Prozent. Das<br />
klingt wenig. Aber pro Jahr passieren eine<br />
halbe Milliarde Reisende den Bahnhof, was<br />
immerhin eine halbe Million falscher Erkennungen<br />
bedeutet.<br />
Fatal wird es, wenn Behörden sich KI-kompetent<br />
fühlen, nur weil sie zuständig sind.<br />
So hatten einige regionale Gesundheitsbehörden<br />
in Schweden eine KI-Lösung in den<br />
USA gekauft. Sie sollte die Patienten nach<br />
Dringlichkeit der Behandlung einsortieren,<br />
wenn sie telefonisch oder per Internet ihre<br />
Beschwerden melden. Das System sollte die<br />
Krankenschwestern ersetzen, die bis dahin<br />
die Dringlichkeitsstufen in Telefongesprächen<br />
einschätzten.<br />
Die KI versagte, brachte die Behandlungsprioritäten<br />
durcheinander und gefährdete auf<br />
diese Weise viele Patienten, wie das schwedische<br />
Fernsehen vor einem Jahr aufdeckte.<br />
Hinzu kam, dass die KI-Lösung nicht einmal<br />
europäischen Datenrechtsregeln entsprach<br />
und alle Patientendaten auf einem Server in<br />
den USA landeten. Ärzte waren weder in die<br />
Planungs- noch in die Testphase eingebunden.<br />
Es reichte, dass der Projektleiter einer<br />
der Behörden einst Medizin studiert hatte.<br />
Jörn von Lucke von der Zeppelin-Universität<br />
Friedrichshafen warnte 2<strong>01</strong>8 davor, Behörden<br />
beim Einsatz von KI-Lösungen allein zu lassen:<br />
„Schließlich verlocken die Einfachheit<br />
der Datenerfassung, die Verfügbarkeit der<br />
Datenbestände und die leichte Bedienbarkeit<br />
vorhandener Analyse- und Steuerungssoftware<br />
zu vielfältigen Ansätzen der Beobachtung<br />
der Bürger und ihres Verhaltens. All dies<br />
kann, wenn weder regulierend noch begrenzend<br />
eingegriffen wird, rasch in einem technisch<br />
aufgerüsteten Überwachungsstaat unter<br />
Kontrolle weniger Spezialisten münden, in<br />
dem zunehmend sich selbst steuernde autonome<br />
Systeme eigenständig Entscheidungen<br />
in Staat und Verwaltung treffen.“<br />
... und ihr Siegeszug ...<br />
Der Aufstieg der KI mag angebrochen sein,<br />
ihr Siegeszug unaufhaltsam. Aber noch ist<br />
lange nicht ausgemacht, ob das Rückgrat wissenschaftlicher<br />
Durchbrüche und wirtschaftlichen<br />
Wachstums auch den Menschen und dem<br />
Lebenserhaltungssystem „Erde“ dienen kann,<br />
ob es Gesellschaften gerechter macht. Der<br />
Aufstieg des Internet ab den 1990er Jahren<br />
hat wenige Unternehmen und deren Besitzer<br />
und Teilhaber unendlich reich gemacht, reicher<br />
als manche Staaten. Die Schere zwischen<br />
Arm und Reich ist heute so weit aufgerissen,<br />
wie seit dem Mittelalter nicht mehr. Nicht<br />
ausgeschlossen, dass die KI-Revolution die<br />
Wohlstandsunterschiede noch einmal mehr<br />
verstärkt.<br />
Denn nur wenige Unternehmen, wie Google,<br />
Amazon, Meta oder Aliyun, verfügen über die<br />
schnellen Rechner, die gewaltigen Speicherkapazitäten<br />
und die riesigen Datenmengen,<br />
ohne die KI nicht laufen würde. KI-Unternehmen<br />
haben in der Regel keine eigenen,<br />
derart umfangreichen Kapazitäten. Entwickler<br />
und Startups müssen bei ihnen Rechenzeiten<br />
mieten und Lizenzen für die Datennutzung<br />
kaufen – es sei denn sie holen die Riesen mit<br />
ins Boot, so wie OpenAI, dessen größter Teilhaber<br />
jetzt Microsoft geworden ist.<br />
Auf die zunehmenden KI-Anwendungen<br />
reagieren die großen Digitalfirmen mit immer<br />
stärkerem Zubau von Rechenzentren und Serverfarmen<br />
überall auf der Welt. Die brauchen<br />
vor allem viel Strom und viel Wasser: Strom<br />
um die Rechnerkerne und Speicher zu betreiben,<br />
Wasser um die entstehende Wärme zu<br />
kühlen.<br />
Einige bauen ihre Serverfarmen zwar schon in<br />
kälteren Weltgegenden, wo die Außenluft für<br />
Kühlung sorgt, so wie China Mobile, das in<br />
Hohhot in der Mongolei auf 700.000 Quadratmetern<br />
eines der größten Rechenzentren der<br />
Welt betreibt. „Wenn man aber ein paar Nummern<br />
kleiner schaut, werden aktuell sehr viele<br />
Modelle trainiert und man muss sich – vielleicht<br />
ähnlich wie bei Tierversuchen – fragen,<br />
was das Verhältnis von Aufwand und Nutzen<br />
beziehungsweise Erkenntnisgewinn ist“,<br />
meint Ute Schmid, Leiterin der Arbeitsgruppe<br />
Kognitive Systeme der Universität Bamberg,<br />
wenn sie vom Energieverbrauch der Großrechner<br />
spricht.<br />
Der Wasserverbrauch der Datenzentren wurde<br />
bisher wenig beachtet. Dabei gehört der<br />
Süßwassermangel angesichts des Klimawandels,<br />
des Bevölkerungswachstums und der<br />
schwindenden Wasserressourcen zu einem der<br />
drängendsten Weltprobleme. In einer aktuellen<br />
Studie fanden Forscher der Universität<br />
von Kalifornien in Riverside heraus, dass die<br />
Rechenzentren von Google, Microsoft und<br />
Meta in den USA im Jahre 2022 schätzungsweise<br />
2,2 Milliarden Kubikmeter Frischwasser<br />
in Kühltürmen verdampften, so viel wie ganz<br />
Dänemark in zwei Jahren.<br />
... aber die Debatte<br />
hat erst begonnen.<br />
In ihrem Fünf-Punkte-Programm „Künstliche<br />
Intelligenz für Umwelt und Klima“ zeigt sich<br />
die Bundesregierung zwar überzeugt, dass KI<br />
mit Umwelt und Gemeinwohl vereinbar ist,<br />
beides sogar fördern und befruchten kann,<br />
doch allein es fehlen die Daten, die das belegen.<br />
Die Debatte hat gerade erst begonnen. Es wäre<br />
zu wünschen, dass KI-Forscher, -Entwickler<br />
und -Nutzer diese Themen selbst tief genug<br />
reflektieren und sich den Fragen der Gesellschaft<br />
offen stellen, die früher oder später<br />
auf sie zukommen werden. Der Versuch, nur<br />
Akzeptanz für KI zu generieren, die Menschen<br />
zu überzeugen, ist langfristig wahrscheinlich<br />
nicht unbedingt zielführend.<br />
18<br />
19
Text Hanns-J. Neubert<br />
Illustration Ibou Gueye<br />
Foto Frederike Coring<br />
ChatGPT und das<br />
Dilemma der Lehre<br />
Über ChatGPT, das Dilemma der Lehre und wie KI-Sprachmodelle<br />
als Werkzeuge Lernen und Kreativität stimulieren können<br />
– Ein Gespräch mit Professorin Dr. Doris Weßels<br />
Damit hatte niemand<br />
gerechnet …<br />
Das Unternehmen OpenAI aus San Francisco<br />
veröffentlichte am 30. November 2022<br />
sein Sprachmodell namens ChatGPT im Netz.<br />
Eigentlich war es als „Forschungsvorschau“<br />
gedacht. Doch binnen fünf Tagen hatten sich<br />
eine Million Nutzer bei OpenAI registriert,<br />
um ChatGPT auszuprobieren. Zweieinhalb<br />
Monate hatte es dagegen beim sozialen Netzwerk<br />
Instagram gedauert, fünf Monate beim<br />
Audio-Streaming-Dienst Spotify. Seit März ist<br />
die jetzt kostenpflichtige, vierte Version des<br />
von ChatGPT online. Weit über 100 Millionen<br />
Nutzer tragen inzwischen durch die Nutzung<br />
des Systems dazu bei, es weiter zu trainieren<br />
und zu verbessern.<br />
ChatGPT selbst schreibt auf die Frage nach<br />
dem Stromverbrauch für das Training seiner<br />
selbst: „Eine grobe Schätzung legte nahe,<br />
dass das Training die gleiche Menge an Energie<br />
verbrauchen könnte, wie der durchschnittliche<br />
amerikanische Haushalt in sechs Jahren<br />
verbraucht.“<br />
Der größte Diebstahl der<br />
Menschheitsgeschichte?<br />
Die Spezialität dieses großen Sprachmodells<br />
(Large Language Model, LLM) ist es, Texte<br />
zu schreiben, sich an den Zusammenhang<br />
eines schriftlichen Gesprächsaustauschs zu<br />
erinnern und die dazu passenden Antworten<br />
zu erzeugen. Es beantwortet glaubhaft und<br />
höflich Fragen, analysiert und schreibt sogar<br />
Programmcodes. Die Basis ist eine künstliche<br />
Intelligenz (KI) namens „Generative<br />
Pretrained Transformer“ (GPT), die selbständig<br />
und selbstüberwacht Texte aus Büchern,<br />
Briefen, Wikipedia-Einträgen, literarischen<br />
Textsammlungen aus den Weiten des Internet<br />
erfasst und dabei die sprachlichen Muster<br />
erkennt und unterscheidet. Dazu bedient es<br />
sich eines künstlichen neuronalen Netzes mit<br />
1,5 Milliarden Knotenpunkten, das die Funktionen<br />
des menschlichen Gehirns mit seinen<br />
100 Milliarden Neuronen nachahmen soll.<br />
Für den Wissenschaftsjournalisten Rangar<br />
Yogeshwar ist das denn auch der „größte<br />
Diebstahl in der Menschheitsgeschichte. In<br />
einem Interview mit den Augsburger Nachrichten<br />
sagte er: „Die reichsten Unternehmen<br />
der Welt wie Microsoft, Apple, Google, Meta<br />
oder Amazon bemächtigen sich der Summe<br />
des menschlichen Wissens. Also aller Texte,<br />
Kunstwerke, Fotografien und so weiter, die<br />
in digital verwertbarer Form existieren, um<br />
dieses Weltwissen dann in eigentumsrechtlich<br />
geschützten Produkten einzumauern.“<br />
Seit der Veröffentlichung von ChatGPT ist<br />
inzwischen ein ganzer Zoo ähnlicher Sprachmodelle<br />
zusammengekommen. Darunter Google<br />
mit Bard, Microsoft mit Bing als Bestandteil<br />
des Edge Browsers, oder die chinesische<br />
Baidu-Suchmaschine mit dem Ernie-Bot. Weltweit<br />
basteln zahlreiche kleinere Unternehmen<br />
an ähnlichen Lösungen. Sie sind vorwiegend<br />
in den USA und China beheimatet, aber auch<br />
Deutschland schlägt sich recht gut auf dem<br />
sechsten Platz der KI-Nationen.<br />
Selbst für ureigene kreativ-künstlerische<br />
Bereiche gibt es inzwischen mehr als 20<br />
KI-Anwendungen, mit denen sich Bilder und<br />
Gebrauchstexte erstellen lassen. Darunter<br />
die Bildgeneratoren Dall-E-2, ebenfalls von<br />
OpenAI, oder Midjourney. Die kanadische PhilosopherAI<br />
will helfen, einen Sinn in einer<br />
sinnlosen Welt zu finden. Autoren kurzer<br />
Unternehmenstexte oder Blog-Verfasser können<br />
auf das deutsche MindverseAI von Relativity<br />
zugreifen, die Online-Anwendung des<br />
Hamburger Unternehmens Neuroflash generiert<br />
sowohl Bilder, wie auch Texte.<br />
Die täglichen Power-User<br />
Wer eigentlich das bisher wahrscheinlich<br />
mächtigste und am weitesten verbreitete<br />
Sprachmodell ChatGPT benutzt, ist nicht<br />
nicht wirklich klar. „Wir dürfen davon ausgehen,<br />
dass Schülerinnen und Schüler sowie<br />
Studierende tägliche Power-User dieses Systems<br />
sind“, meint Doris Weßels von der Fachhochschule<br />
Kiel, die sich seit Jahren mit KI<br />
in der Hochschullehre beschäftigt. „Umfragen<br />
sind wenig aussagekräftig, denn sowohl Schüler<br />
wie auch Studierende haben vielfach den<br />
Eindruck, die Nutzung sei illegal.“ Damit trifft<br />
Weßels einen Kern: Schulen und Hochschulen<br />
hat nämlich ein Erdbeben erwischt und viele<br />
bekannte Routinen sind zusammengebrochen.<br />
ChatGPT als Lernhelfer?<br />
Wenn an den Hochschulen Hausarbeiten oder<br />
Abschlussarbeiten abgegeben werden, müssen<br />
die Studenten eine Erklärung abgeben. Früher<br />
nannte man das eidesstattliche Versiche-<br />
21
„Wir dürfen davon ausgehen, dass Schülerinnen<br />
und Schüler sowie Studierende tägliche<br />
Power-User dieses Systems sind.“<br />
rung, jetzt heißt es „Eigenständigkeits- oder<br />
Selbstständigkeitserklärung“. Darin versichern<br />
die Verfasser, dass sie alles eigenständig und<br />
selbständig erarbeitet haben unter Angabe<br />
der Quellen. Aber: „Das passt nicht mehr in<br />
eine Zeit, wo man gemeinsam mit diesen<br />
Tools schreibt. Was ist da eigenständig?“,<br />
fragt sich die Hochschullehrerin.<br />
Inzwischen hat sich als Konsens eine Kennzeichnungserklärung<br />
durchgesetzt, die<br />
Weßels schon länger fordert. Darin sollte grob<br />
angegeben sein, welche Online-Werkzeuge die<br />
Kandidaten einsetzten und was sie mit ihnen<br />
machten. „Aber man kann gar nicht mehr<br />
genau trennen: Was ist KI-Tool, was ist kein<br />
KI-Tool? Manche Hochschulen reagieren völlig<br />
überzogen und verbieten KI-Werkzeuge.“<br />
Schließlich ist ja schon eine normale Suchmaschine<br />
eine Software mit KI im Hintergrund.<br />
ChatGPT hat inzwischen schon diverse Hochschulprüfungen<br />
bestanden. Mit herkömmlicher<br />
Plagiatssoftware sind auf diese Weise<br />
erzeugte Prüfungstexte praktisch nicht<br />
erkennbar. Bisherige Versuche, mit KI andere<br />
KI-Texte zu erkennen, waren nicht überzeugend.<br />
Wenn eine Maschine aber Prüfungen<br />
bestehen kann, dann heißt das auch, dass die<br />
Prüfungsvorgaben selbst vielleicht nicht so<br />
sinnvoll waren.<br />
Schulen und Hochschulen stehen mit dem<br />
Erscheinen der Sprachmodelle jedenfalls vor<br />
einem gravierenden Wandel, ist Weßels überzeugt.<br />
Studierende wüssten nicht mehr, was sie dürften<br />
und was nicht, Lehrende würden im Regen<br />
stehen gelassen. Die Professorin hört immer<br />
wieder Klagen von Hochschullehrenden und<br />
Studierenden, dass die Führungsebenen der<br />
Hochschule bis heute den KI-Einsatz nicht<br />
regeln, sondern einfach an die Fachbereiche<br />
und Institute delegieren würden. „Jeder für<br />
sich allein soll das irgendwie klären.“ Auch<br />
die Justiziare seien vielfach mit der komplexen<br />
Thematik überfordert. „Die Überforderung<br />
bei dieser digitalen Disruption kann ich gut<br />
nachvollziehen. Man muss es den Menschen<br />
zeigen, man muss es ihnen erklären, sonst<br />
entstehen Missverständnisse.“<br />
Wenn Mensch und Maschine gemeinsam<br />
schreiben, kommt auch schnell die Frage nach<br />
der Urheberschaft auf, danach, wem der Text<br />
eigentlich gehört. Gehört er denen, die die<br />
KI befragen und mit ihr einen Dialog führen,<br />
gehört sie den Programmierern der KI oder<br />
den Milliarden Autoren im Internet, mit deren<br />
Texten sich die KI schlau gemacht hat?<br />
… eine ganz große<br />
Chance?<br />
Wie groß die Unsicherheit ist, merkt Weßels<br />
an den zahlreichen Anfragen an das Kompetenzzentrum<br />
zum Schreiben mit Künstlicher<br />
Intelligenz, das sie mit einigen Mitstreitern<br />
bereits vor der Veröffentlichung von ChatGPT<br />
am 1.September 2022 gründete: „Wir sind zu<br />
Zwölft, aber wir schaffen es nicht, all diese<br />
Anfragen abzuarbeiten.“<br />
Dass KI-Chatbots dennoch sehr gut in der<br />
Lehre als Möglichkeit zum Selbstlernen eingesetzt<br />
werden können, erläutert sie anhand<br />
zweier Beispiele. Zum einen können sie als<br />
Vokabeltrainer dienen, so dass Schüler sich in<br />
Eigenarbeit und in ihrem eigenen Lerntempo<br />
einer neuen Sprache nähern können. Auch als<br />
Trainer für diejenigen, die nur schwer Zugang<br />
zur Mathematik haben, sind sie sinnvoll. Von<br />
ChatGPT kann man sich wieder und wieder<br />
beispielsweise einfache mathematische Formeln<br />
wie z.B. die binomische Formel (a+b)2<br />
oder (a-b)3 in immer neuen Erklärvarianten<br />
näherbringen lassen. Denn in so einem<br />
geschützten Raum ist niemand da, den man<br />
nervt, wenn man immer wieder dieselbe Frage<br />
stellt. Zu beachten sei aber, dass die Systeme<br />
noch zu sogenannten Halluzinationen neigen,<br />
d.h. inhaltlich komplett daneben liegen<br />
können. Von daher sei auch immer Vorsicht<br />
und sorgfältige Prüfung der Ergebnisse angebracht.<br />
Perspektivisch sieht Weßels aber eine ganz<br />
große Chance: „Ich habe die Möglichkeit,<br />
mir Wissen anzueignen in einer Form, die ich<br />
zuvor nie hatte. Es ist sozusagen eine völlig<br />
neue und andere Form des Lernens, wo ich<br />
viel mehr selber bestimmen kann, ganz individuell<br />
nach meinen Neigungen und nach meinen<br />
Interessen, und das empfinde ich auch als<br />
sehr großen Vorteil.“<br />
Deshalb müsse sich auch in der Lehre viel<br />
ändern: „Wenn man sich mit den frei zugänglichen<br />
Tools eine Fülle von Lehrinhalten selbst<br />
erarbeiten kann, dann passt eine Vorlesung,<br />
in der einer vorne einen Monolog hält, nicht<br />
mehr in die Zeit.“<br />
Es heißt oft, dass solche KI-Systeme nicht<br />
wirklich kreativ sein können. Doch Weßels<br />
meint: „Ich glaube inzwischen, dass das<br />
Gegenteil der Fall ist. Durch solche Systeme<br />
gibt es auch einen Kreativitätspush.“<br />
Zum Beweis surft sie auf ihrem Bildschirm<br />
zu ChatGPT und fragt spontan nach zehn<br />
Geschäftsideen für die Verbindung von Altenpflege<br />
und Nachhaltigkeit. Die Antworten<br />
kommen in Sekunden. Von diesen zehn Ideen<br />
ließe sich nun eine auswählen, die man im<br />
Dialog mit ChatGPT detaillierter ausarbeiten<br />
könnte. „Hier bekommt man auf Knopfdruck<br />
sekundenschnell eine gute Diskussionsgrundlage<br />
und steigt somit viel schneller in die<br />
Auseinandersetzung zu einer Fragestellung<br />
ein“, meint Weßels.<br />
ChatGPT – zwischen Halluzination<br />
und Reflexion<br />
Doch man sollte nicht vergessen, dass ChatGPT<br />
nach wie vor halluziniert, wie die falschen<br />
Antworten bezeichnet werden. Ein relativ großer<br />
Teil, so um die 30 Prozent, stimmt einfach<br />
nicht. Somit dürfen Nutzer nicht immer alles<br />
glauben, was da an generierten Texten auf<br />
dem Bildschirm erscheint. Um eine Plausibilitätsprüfung<br />
oder Nachrecherche kommen sie<br />
nicht herum. Allerdings dürfte dieses Problem<br />
mit einer der folgenden Versionen wohl größtenteils<br />
behoben werden.<br />
ChatGPT ist eine Sprachmaschine, keine Wissensmaschine,<br />
und für logische und mathematische<br />
Problemlösungen (noch) nicht<br />
ausgelegt, wie der Hamburger Mathematiker<br />
Dietrich Weller herausfand. Er versuchte beispielsweise<br />
ein sogenanntes griechisch-lateinisches<br />
Quadrat der Größe 6 lösen zu lassen.<br />
Konkret: Es gibt 36 Personen, 6 verschiedene<br />
„In den nächsten<br />
fünf Jahren<br />
werden 83<br />
Millionen Jobs<br />
verloren gehen,<br />
aber nur 69<br />
Millionen neu<br />
entstehen.“<br />
Blumen und 6 verschiedene Kleidungsstücke.<br />
Keine zwei Personen tragen dieselbe Blume<br />
und dasselbe Kleidungsstück. In jeder Reihe<br />
und jeder Spalte kommen alle sechs Blumen<br />
und alle sechs Kleidungsstücke einmal vor.<br />
ChatGPT beschrieb das Problem durchaus richtig.<br />
Aber um ein Beispiel gebeten generierte<br />
es entgegen der Regel immer wieder doppelte<br />
Einträge. Es erkannte einfach nicht, dass<br />
diese Aufgabe gar nicht lösbar ist.<br />
Ein Sprachmodell kann halt nicht reflektieren,<br />
also nicht selbständig Fehler erkennen. Es<br />
gibt nur das wieder, was es in den Tiefen des<br />
Internet gefunden hat. Wellers Resümee: „Die<br />
Frage Mensch oder Maschine wird bei diesem<br />
Test beantwortet mit: Wenn Mensch, dann<br />
kein Mathematiker.“<br />
…in atemberaubernder<br />
Geschwindigkeit …<br />
Mit dem Auftauchen der KI-Sprachmodelle<br />
lassen sich in naher Zukunft natürlich zahlreiche<br />
Aufgaben an Maschinen delegieren. Damit<br />
wird sich der Arbeitsmarkt gravierend ändern,<br />
wie die Wirtschaftsdatenanalysten Timothy<br />
Owens und Vadim Makarenko von Statista<br />
prognostizierten. „In den nächsten fünf Jahren<br />
werden 83 Millionen Jobs verloren gehen,<br />
aber nur 69 Millionen neu entstehen“, erläuterten<br />
sie in einem Seminar. In Europa dürfte<br />
bis 2027 ein Viertel aller Tätigkeiten automatisiert<br />
werden, vor allem Büroberufe. Facharbeiter<br />
und Handwerker lassen sich dagegen<br />
kaum ersetzen.<br />
Weßels sieht damit eine andere Gefahr aufziehen:<br />
„Es ist eine große Herausforderung, wenn<br />
man einfache Aufgaben delegiert. Wir werden<br />
abhängig davon und unsere Kompetenzen in<br />
diesen Bereichen werden sich wahrscheinlich<br />
zurück entwickeln. Wir vertrauen darauf, dass<br />
es funktioniert. Aber ob das dann alles richtig<br />
ist, das werden wir immer weniger beurteilen<br />
können.“<br />
Die Geschwindigkeit, mit der die Entwicklungen<br />
in der KI voranschreiten, ist atemberaubend.<br />
Das Gespräch mit Professor Weßels fand<br />
im Mai <strong>2023</strong> statt. Wenn dieser Text erscheint,<br />
kann er in Teilen schon von neueren Sprachmodellvarianten<br />
überholt sein.<br />
„Wir sind so atemlos und so getrieben durch<br />
diese Entwicklung, weil sie so unglaublich<br />
schnell ist. Uns beschleicht zunehmend mehr<br />
das Gefühl, dass wir als Individuum, aber<br />
auch als Gesellschaft nicht mehr hinterherkommen<br />
können. Wir sehen das sehr deutlich<br />
bei der Regulierung von KI: Wir diskutieren<br />
und diskutieren, während schon die nächste<br />
22<br />
23
Glossar zu Begriffen der Künstlichen Intelligenz (KI)<br />
und übernächste Technologiestufe erreicht<br />
ist. Das heißt, die technologische Entwicklung<br />
ist so schnell und so dynamisch, dass<br />
alles andere – gefühlt – immer mehr abgehängt<br />
wird.“<br />
Denk-Pause … und hinter<br />
den Kulissen …?<br />
Es scheint, als ginge auch den KI- und Chatbot-Entwicklern<br />
alles zu schnell. Ende März<br />
forderten inzwischen weit mehr als 30.000<br />
Unternehmer, Wissenschaftler und KI-Pioniere<br />
ein Moratorium für die Weiterentwicklung von<br />
allen Sprachmodellen, die über ChatGPT-4<br />
hinausgehen. Sie forderten quasi eine Denkpause,<br />
vor allem auch, damit Gesellschaft<br />
und Regierungen ethische und juristische<br />
Fragen klären können, um so auch die Systeme<br />
sozial, rechtlich und ethisch anpassen<br />
zu können. Doch soziale, juristische und ethische<br />
Einstellungen sind kulturell geprägt. Asiaten<br />
oder Afrikaner dürften durchaus andere<br />
Auffassungen haben, als Nordamerikaner und<br />
Europäer.<br />
Zu den Erstunterzeichnern gehörten Apple-Gründer<br />
Steve Wozniak und Tesla-Chef Elon<br />
Musk, der sich als einstiger Mitgründer von<br />
OpenAI inzwischen von dem Unternehmen<br />
getrennt hat. Auch Konkurrenten von ChatGPT<br />
haben unterzeichnet – nicht aber Sam Altman,<br />
der OpenAI-Chef selbst.<br />
Weßels sieht darin deshalb ein klar zu durchschauendes<br />
Spielchen. „Hier wird hinter den<br />
Kulissen mit härtesten Bandagen um einen<br />
Multi-Milliardenmarkt gekämpft. Die Berater<br />
der Unternehmen werden sich Strategien<br />
überlegt haben, wie sie es hinbekommen,<br />
das marktführende System auszubremsen. Ich<br />
glaube, man will nur Zeit gewinnen, um hier<br />
eine Aufholjagd zu starten. Außerdem werden<br />
sich die chinesischen Anbieter doch überhaupt<br />
nicht danach richten.“<br />
Doris Weßels ist Professorin für<br />
Wirtschaftsinformatik an der<br />
Fachhochschule Kiel, stellvertretende<br />
Vorstands vorsitzende der<br />
Digitalen Wirtschaft Schleswig-<br />
Holstein e.V., Leitungs mitglied<br />
der Fachgruppe „Projektmanagement<br />
an Hochschulen“<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Projektmanagement (GPM)<br />
e.V., International Advisory<br />
Board Member für „GWP - Gute<br />
wissenschaftliche Praxis“ am<br />
Forschungsbereich Rechtswissenschaften<br />
der TU Wien.<br />
Das ist auch die Meinung vieler anderer internationaler<br />
KI-Experten – auch vieler deutscher,<br />
von denen nur wenige dem Aufruf<br />
gefolgt sind.<br />
Der Einzug von Programmen wie ChatGPT an<br />
Hochschulen wird sich nicht aufhalten lassen,<br />
das ist sicher. In seiner Studie „Demokratie<br />
in der digitalen Transformation“ für<br />
die Körber-Stiftung schrieb der Philosoph<br />
Julian Nida-Rümelin vor einem Jahr: „Bildung<br />
kann durch den Einsatz digitaler Tools, durch<br />
digitales Feedback, durch die Begleitung des<br />
Lernfortschritts und der Lehrpraxis verbessert<br />
werden.“ Aber er ergänzte: „Die Ersetzung<br />
von Lehrkräften durch Roboter und damit<br />
der Verlust der interpersonalen Beziehung im<br />
Bildungsgeschehen wäre dagegen ein Niedergang<br />
der Humanität.“<br />
Algorithmus<br />
Ein Algorithmus ist eine präzise Berechnungsvorschrift<br />
für einen oder mehrere Computer,<br />
um eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Eine<br />
besondere Klasse von Algorithmen sind Lernalgorithmen,<br />
bei denen es sich um Verfahren<br />
des maschinellen Lernens handelt. Diese abstrahieren<br />
aus Beispieldaten (Lerndaten oder<br />
Trainingsdaten) ein Modell, das auf neue Beispieldaten<br />
angewendet werden kann.<br />
Autonome Systeme<br />
Maschinen, Roboter und Softwaresysteme gelten<br />
als autonom, wenn sie ohne menschliche<br />
Steuerung und detaillierte Programmierung<br />
ein vorgegebenes Ziel selbständig und an<br />
die Situation angepasst erreichen. Autonome<br />
Systeme haben die Fähigkeit, sich der Umwelt<br />
anzupassen, zu lernen und gegebenenfalls<br />
mit anderen Systemen oder Menschen zu<br />
kooperieren.<br />
Big Data<br />
Big Data bezieht sich auf Datenmengen, die<br />
sich durch ihr Volumen (Volume), die Vielfalt<br />
der Datentypen und Quellen (Variety), die<br />
Geschwindigkeit, mit der sie anfallen (Velocity)<br />
sowie die Unsicherheit bezüglich der<br />
Qualität der Daten (Veracity) auszeichnen.<br />
Oft handelt es sich dabei um größtenteils<br />
unstrukturierte Daten, die beispielsweise von<br />
sozialen Netzwerken oder mobilen Geräten<br />
stammen. Ein weiterer Aspekt von Big Data<br />
umfasst die Lösungen und Systeme, die dabei<br />
helfen, mit diesen Datenmengen umzugehen,<br />
um darin beispielsweise neue Muster und<br />
Zusammenhänge zu erkennen.<br />
Chat Bot<br />
Chatbots sind virtuelle Dialogsysteme, die<br />
zunehmend im Kundenservice und für Benutzerschnittstellen<br />
eingesetzt werden. Über<br />
eine Textein- und Textausgabemaske (z. B. ein<br />
Dialogfenster auf einer Website) kommunizieren<br />
sie in natürlicher Sprache mit Menschen.<br />
Durch Methoden des maschinellen Lernens<br />
können Chatbots aus Eingaben ständig dazulernen,<br />
um beispielsweise die Stimmungslage<br />
des Menschen zu interpretieren oder personalisierte<br />
Antworten zu geben.<br />
Data Mining<br />
Data Mining bezeichnet den Einsatz von<br />
Methoden der Statistik oder des maschinellen<br />
Lernens, um neue Zusammenhänge und<br />
Muster in einer Datenmenge aufzuspüren. Ziel<br />
ist es beispielsweise, Empfehlungen für Entscheidungen<br />
zu geben oder Vorhersagen zu<br />
treffen. Genutzt werden dazu beispielsweise<br />
Clusteranalysen, Entscheidungsbäume, aber<br />
auch künstliche neuronale Netze.<br />
Deep Learning<br />
Deep Learning ist eine Methode des maschinellen<br />
Lernens, die in künstlichen neuronalen<br />
Netzen angewendet wird. Diese Netze umfassen<br />
mehrere Schichten, typischerweise eine<br />
Eingabe- und Ausgabeschicht sowie mehr<br />
als eine „versteckte“ dazwischenliegende<br />
Schicht. Je komplexer das Netz ist, desto<br />
höher ist der mögliche Abstraktionsgrad, und<br />
desto komplexere Sachverhalte können verarbeitet<br />
werden. Deep Learning wird bei der<br />
Bild-, Sprach- und Objekterkennung sowie<br />
dem verstärkenden Lernen angewendet.<br />
Erklärbare KI<br />
Erklärbare KI bezieht sich auf Modelle des<br />
maschinellen Lernens, insbesondere tiefe<br />
künstliche neuronale Netze, die für Menschen<br />
besser nachvollziehbar oder erklärbar<br />
gemacht werden sollen. Diese Modelle gelten<br />
oft als Black-Box, und die erklärbare KI sucht<br />
nach Möglichkeiten, die versteckte Logik oder<br />
die einzelnen Ausgaben besser nachvollziehbar<br />
zu machen.<br />
Internet der Dinge (IoT)<br />
Das Internet der Dinge (IoT) bezieht sich auf<br />
die zunehmende Vernetzung von Werkzeugen,<br />
Geräten, Sensoren, Fahrzeugen, etc. durch<br />
eingebaute Computersysteme und die Vergabe<br />
von eindeutigen digitalen Kennungen (IP-Adresse).<br />
Mit Hilfe ihrer Sensoren erheben die<br />
vernetzten Geräte Daten, die sie untereinander<br />
sowie über das Internet austauschen<br />
und zur Verfügung stellen können. Dadurch<br />
entstehen extrem große Datenmengen (Big<br />
Data), die wiederum Grundlage für lernende<br />
Systeme darstellen können.<br />
Künstliches neuronales Netz<br />
Modelle des maschinellen Lernens, die durch<br />
Aspekte des menschlichen Gehirns motiviert<br />
wurden. Künstliche neuronale Netze bestehen<br />
aus in Software realisierten Schichten von<br />
Knoten, die als künstliche Neuronen bezeichnet<br />
werden. Die einzelnen Verbindungen zwischen<br />
den Neuronen haben eine numerische<br />
Gewichtung, die während des Trainingsprozesses<br />
angepasst wird, sodass die Ergebnisse<br />
immer besser werden.<br />
Maschinelles Lernen<br />
Maschinelles Lernen ist eine grundlegende<br />
Methode der Künstlichen Intelligenz (KI). Es<br />
zielt darauf ab, dass Maschinen ohne explizite<br />
Programmierung eines konkreten Lösungswegs<br />
automatisiert sinnvolle Ergebnisse liefern.<br />
Spezielle Algorithmen lernen aus den<br />
vorliegenden Beispieldaten Modelle, die dann<br />
auch auf neue, zuvor noch nicht gesehene<br />
Daten angewendet werden können.<br />
Robotik<br />
Der Begriff Roboter leitet sich ab vom tschechischen<br />
Wort für Arbeiten, „robota“. Ein<br />
Roboter ist ein System, das dem Menschen<br />
Arbeit abnimmt, insbesondere physische<br />
Arbeit. Zur Steuerung von Robotern werden<br />
immer häufiger lernende Systeme eingesetzt.<br />
Robotik ist ein Forschungsfeld der KI mit dem<br />
Ziel, Roboter zu entwickeln, die mittels Algorithmen<br />
autonom mit der physischen Welt<br />
interagieren.<br />
Schwache KI<br />
Schwache KI bezeichnet Systeme, die in einem<br />
spezifischen, eng definierten Kontext intelligent<br />
agieren und dort sogar menschliche<br />
Fähigkeiten übersteigen können. Beispiele für<br />
spezifische Anwendungen sind Strategiespiele<br />
wie Schach und Go oder Produktempfehlungen<br />
sowie medizinische Diagnosen. Sämtliche<br />
heute verfügbare Künstliche Intelligenz ist als<br />
schwache KI zu definieren. Das Gegenmodell<br />
ist die starke KI.<br />
Starke KI<br />
Starke KI bezieht sich auf hypothetische<br />
KI-Systeme, die mindestens über menschenähnliche<br />
Intelligenzleistungen in allen<br />
Bereichen und nicht nur in eng definierten<br />
Anwendungsfeldern (schwache KI) verfügen.<br />
Eine Künstliche Superintelligenz wäre dem<br />
intelligentesten Menschen weit überlegen.<br />
Turing Test<br />
Der Turing-Test wurde vom britischen Mathematiker<br />
Alan Turing entwickelt, um festzustellen,<br />
ob eine Maschine als intelligent<br />
zu bewerten ist. Dabei kommuniziert ein<br />
menschlicher Fragesteller über eine Tastatur<br />
mit einem menschlichen Gesprächspartner<br />
und einer Maschine. Kann er am Ende nicht<br />
sagen, welcher Gesprächspartner die Maschine<br />
ist, gilt diese als intelligent.<br />
Mit Unterstützung von: Plattform lernende<br />
Systeme12<br />
www.plattform-lernende-systeme.de/glossar<br />
24<br />
25
Neues aus der Redaktion<br />
Text Anja Nacken<br />
Illustration Ibou<br />
Gueye, Raphaelle Martin<br />
ME2BE berichtet über Energie, Leidenschaft,<br />
Digitalisierung und mehr<br />
Information ist unser Antrieb. Damit du dich umfänglich informiert fühlst,<br />
möchten wir dich auf weitere interessante Artikel zum Thema aus der<br />
ME2BE-Redaktion aufmerksam machen. Tauche ein in unsere vielfältige<br />
Berichterstattung und bleibe auf dem neuesten Stand in den Bereichen<br />
Bildung, Energie und Leidenschft, Digitalisierung und mehr.<br />
Megatrend ChatGPT<br />
ChatGPT von OpenAI gilt momentan noch<br />
als DER Quantensprung im Bereich der<br />
Künstlichen Intelligenz. Wir haben die Einführungsveranstaltung<br />
der DiWiSH und des<br />
KI-Transfer-Hub SH unter dem gemeinsamen<br />
Dach der WTSH Anfang des Jahres <strong>2023</strong><br />
besucht und dabei Expertenstimmen, wie<br />
die von Prof. Dr. Doris Weßels, Professorin<br />
für Wirtschaftsinformatik der FH Kiel und<br />
Initiatorin des neuen virtuellen Kompetenzzentrums<br />
„Schreiben, Lehren und Lernen<br />
mit KI“ eingefangen.<br />
Jeannie in a black box – Chancen und<br />
Risiken von ChatGPT an Schulen<br />
Nach Aussagen der Nachrichtenagentur<br />
Reuters haben kurz nach der Einführung<br />
bereits etwa 13 Millionen Besucher pro Tag<br />
ChatGPT genutzt. Was diese Errungenschaft<br />
– trotz aller Euphorie – vor allem für Schülerinnen<br />
und Schüler und deren zukünftige<br />
Karrierewege bedeutet und, warum selbst<br />
führende Wissenschaftler für eine bedachte<br />
Einführung der Möglichkeiten plädieren,<br />
können Sie hier nachlesen:<br />
Mit Begeisterung<br />
die Digitalisierung<br />
voranbringen<br />
Unter dem Motto „Weil Fortschritt heute<br />
beginnt“ zeigte das Netzwerktreffen mit<br />
Eventcharakter nordisch.digital auf beeindruckende<br />
Weise die digitalen Kompetenzen<br />
und den Entwicklungsstand der Region.<br />
Es ging um Fragen, inwieweit die Digitalisierung<br />
im Alltag angekommen ist und<br />
wie man durch Networking die vielfältigen<br />
Problemstellungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche<br />
für alle bedarfsgerecht und<br />
mit Begeisterung lösen kann.<br />
Medienwissenschaftler<br />
Lankau: Digitalisierung<br />
der Schulen läuft in<br />
die falsche Richtung<br />
Die Coronapandemie war ein Turbo für die<br />
Digitalisierung von Schulen. Der Medienwissenschaftler<br />
Ralf Lankau sieht darin<br />
allerdings eine Gefahr und plädiert für ein<br />
Umdenken und eine durchdachte Anpassung<br />
an neue digitale Lernkonzepte.<br />
Digitalisierung an Schulen –<br />
Alternativlos? Das renommierte<br />
Schwedische Karolinska-<br />
Institut tritt auf die Bremse!<br />
Auf der Webseite der „Gesellschaft für Bildung<br />
und Wissen e.V.“ erschien ein Beitrag<br />
von Peter Hensinger, der die Stellungnahme<br />
des Karolinska-Instituts zusammenfasst.<br />
ME2BE hat die Vorschläge der schwedischen<br />
Bildungsbehörde für eine nationale Digitalisierungsstrategie<br />
zusammengefasst und<br />
die für Hensinger wichtigen Kritikpunkte<br />
herausgestellt. Die schwedischen Ansätze<br />
sind auch im deutschen Bildungssystem zu<br />
hinterfragen:<br />
26<br />
27
LERNEN<br />
Die Digitalisierung des täglichen Lebens<br />
schreitet mächtig voran. Für das große Ziel<br />
der Smart City bildet die TH Lübeck Ingenieure<br />
aus, die mit Sensortechnik, Funktechnologie<br />
und künstlicher Intelligenz zukunftsweisende<br />
Lösungen erdenken<br />
.... Seite 30<br />
Ein Gespräch mit Melanie Badura<br />
vom Kompetenzzentrum CoSA<br />
Kommunikationssysteme, Systeme,<br />
Anwendungen an der TH Lübeck<br />
.... Seite 33<br />
Ein Gespräch mit Sven Ole Schmidt –<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich<br />
Technik und Informatik an der TH Lübeck<br />
.... Seite 35<br />
Von Theatertherapie bis Musiktherapie an<br />
der MSH Medical School Hamburg<br />
.... Seite 38<br />
Trendanalysen und Megatrends werden<br />
auch in Zukunft die Grundlage für<br />
kreatives Arbeiten sein<br />
.... Seite 44<br />
Studiengänge im Fokus<br />
.... Seite 50<br />
Zeitungen sterben, der Journalismus<br />
nicht. Davon ist Jörn Radtke,<br />
Professor für Journalismus an der<br />
Fachhochschule Kiel, überzeugt. Er<br />
erklärt, warum sich der Job trotz aller<br />
Widrigkeiten nach wie vor lohnt.<br />
.... Seite 48<br />
28<br />
29
In Lübeck<br />
entsteht die Stadt<br />
Horst Hellbrück, Professor für Kommunikationssysteme am Fachbereich Elektrotechnik<br />
und Informatik der TH Lübeck und Leiter des Kompetenzzentrums CoSA.<br />
der Zukunft<br />
Die Digitalisierung des täglichen Lebens schreitet mächtig<br />
voran. Für das große Ziel der Smart City bildet die TH Lübeck<br />
Ingenieure aus, die mit Sensortechnik, Funktechnologie und<br />
künstlicher Intelligenz zukunftsweisende Lösungen erdenken.<br />
Der Büroflur ist Forschungslabor: Auf Hüfthöhe<br />
sind etwa ein Dutzend kleine, rot leuchtende<br />
Gerätschaften mit Tape an die Wände des<br />
Korridors geklebt. Weiter oben, an der Kante<br />
zur Decke, zeigen handygroße, mattweiße Flächen<br />
schräg in den Raum. „Mit diesen Sensoren<br />
entwickeln wir Methoden, um Ströme von<br />
Menschen in Innenräumen zu quantifizieren“,<br />
sagt Horst Hellbrück, Professor für Kommunikationssysteme<br />
am Fachbereich Elektrotechnik<br />
und Informatik der TH Lübeck und Leiter<br />
des Kompetenzzentrums CoSA, das Kürzel<br />
steht für Communication systems, distributed<br />
Systems and their Applications.<br />
Das Kompetenzzentrum unterstützt regionale<br />
Partner aus Wirtschaft und Verwaltung bei der<br />
Entwicklung hochmoderner IT-Lösungen. Was<br />
abstrakt klingt, wird am Projekt „Baltic Future<br />
Port“ konkret: Zusammen mit der Lübeck Port<br />
Authority plant CoSA ein eigenständiges<br />
5G-Mobilfunk-Netz für den Hafen der einstigen<br />
Hansemetropole: Damit die Schiffe optimal<br />
ent- und beladen werden, wird zukünftig<br />
jedem LKW sowohl der individuelle Zufahrtsweg<br />
und Stellplatz zugewiesen als auch sein<br />
Zeitfenster.<br />
„Hier bewegen wir uns mitten in der Thematik<br />
der Smart City“, erläutert Horst Hellbrück:<br />
„Um die intelligente Stadt entstehen<br />
zu lassen, kooperieren wir je nach Projekt<br />
mit Professoren unterschiedlicher Fachbereiche<br />
der TH und auch der Universität Lübeck.“<br />
Architekten und Stadtplaner können an Bord<br />
sein, Mediziner und Betriebswirte, bis hin zu<br />
Soziologen und Psychologen.<br />
„Wir als CoSA haben dabei den Part, das Leben<br />
der Stadt zu erfassen“, sagt Hellbrück. Wann<br />
erwacht die Stadt im Morgengrauen? Wie strömen<br />
die Menschen im Laufe des Tages? Zu<br />
Fuß oder mit welchen Verkehrsmitteln? Wann<br />
gehen spätabends die Lichter wieder aus? „Es<br />
gibt nicht die eine Lösung für alle Anwendungen“,<br />
sagt Hellbrück. „Je nach Fragestellung<br />
designen wir die passende Kombination aus<br />
dem Baukasten der Sensorik, künstlichen<br />
Intelligenz und drahtlosen Vernetzung.“<br />
Dadurch ergeben sich stets neue Themen für<br />
die praxisbezogenen Bachelor- und Masterarbeiten<br />
seiner Studierenden.<br />
Hellbrück, geboren 1967, hat nach dem Abitur<br />
in Saarbrücken Elektrotechnik studiert,<br />
später in Braunschweig als Informatiker promoviert.<br />
Zudem hat er in unterschiedlichen<br />
Hi-Tech-Konzernen vom Programmierer bis<br />
zum Leiter für Automatisierungstechnik gearbeitet.<br />
Er schaut sein Gegenüber offen an,<br />
während er in ruhigem Tonfall erläutert, dass<br />
Politik und Verwaltung städtebauliche Entscheidungen<br />
– etwa ob eine Straße zur Einbahnstraße<br />
erklärt werden solle – häufig aus<br />
dem Bauch heraus oder aus politischem Kalkül<br />
träfen. „Für eine faktenbasierte Entscheidung<br />
hilft unsere Datenlage über die tatsächlichen<br />
Verkehrsströme.“ Wenn das Pulsieren der Stadt<br />
sogar dauerhaft im Detail erfasst werde, dann<br />
könne zum Beispiel ein Shopping-Center zeitnah<br />
evaluieren, ob eine bestimmte Baumaßnahme<br />
zu mehr Laufkundschaft geführt hat.<br />
„Die Stadt hört übrigens nicht an den Gebäudegrenzen<br />
auf“, so Hellbrück. Damit etwa eine<br />
Bibliothek die Frequentierung der einzelnen<br />
Wege und Regale erfahren kann, seien spezielle<br />
Indoor-Lösungen gefragt. Weil GPS innerhalb<br />
von Gebäuden nicht zuverlässig funktioniert,<br />
experimentieren einige Mitarbeiter<br />
des CoSA derzeit in dem Reallabor auf dem<br />
Büroflur an der sogenannten passiven Ortung<br />
per WLAN. Passiv, weil der Sensor das eigene<br />
Handy ist, das heute fast jeder bei sich trägt.<br />
„Da entwickeln wir ein ganz neues System,<br />
das in diesem frühen Stadium noch nicht für<br />
den produktiven Einsatz gedacht ist“, ergänzt<br />
Hellbrück.<br />
Bereits abgeschlossen ist das Projekt „Smart<br />
Region Hub Eutin“, bei dem CoSA für die<br />
Schleswig-Holsteinische Kleinstadt ein leistungsstarkes<br />
Funknetz entwickelt hat, das<br />
große Datenmengen energieeffizient über<br />
lange Strecken senden kann. Mit diesem Long<br />
Range Wide Area Network, kurz LoRaWAN,<br />
sind die Stadtwerke Eutin für viele denkbare<br />
Smart-City-Anwendungen gerüstet. Bereits<br />
heute haben sie damit alle eigenen Fahrzeuge<br />
im digitalen Blick, kontrollieren die Verkehrsströme<br />
und Belegung der Parkplätze im Stadtgebiet<br />
und überwachen sogar die Wassertemperatur<br />
im Eutiner See. Weitere Anwendungen<br />
können die Stadtwerke integrieren.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen,<br />
selber Anregungen für neue smarte Bedarfe<br />
vorzuschlagen. „Darauf sollte die Stadt dann<br />
auch zeitnah reagieren“, betont Hellbrück<br />
eindrücklich: „Eine Stadt, die sich auf den<br />
Weg zur Smart City begeben hat, die hat ihren<br />
Einwohnern ein Versprechen gegeben. Würde<br />
Wetterstation auf dem Dach des CoSA.<br />
Gebäude der TH Lübeck.<br />
diese Stadt nicht auf die Bedürfnisse der Bürger<br />
eingehen, dann würde sie ihr Versprechen<br />
brechen.“ Um Vertrauen zu schaffen setzt<br />
die Smart City Eutin zudem auf Transparenz:<br />
Unter smartregion-eutin.de macht sie allen<br />
Bürgern die erhobenen Daten benutzerfreundlich<br />
zugänglich.<br />
Text Hans Wille<br />
Fotos Sophie Blady<br />
30<br />
31
Der Weg zum Ingenieur<br />
der Smart City<br />
„Erstens: Begeisterung für Technik. Und zweitens:<br />
Nicht mit Mathe auf Kriegsfuß stehen.<br />
Das reicht“, antwortet Professor Horst Hellbrück<br />
auf die Frage, welche Voraussetzungen<br />
ein zukünftiger Student brauche, um erfolgreich<br />
am Fachbereich Elektrotechnik und<br />
Informatik zu studieren. Nicht notwendig<br />
seien Vorkenntnisse in Elektrotechnik oder<br />
Informatik. „Das lernen die jungen Leute bei<br />
uns.“<br />
Natürlich sei es nicht verkehrt, wenn jemand<br />
schon manch ein Elektrogerät auseinandergeschraubt<br />
und wieder zusammengesetzt habe.<br />
„Aber das ist überhaupt nicht wichtig.“ Rein<br />
formal ist der Studiengang nicht zulassungsbeschränkt.<br />
Jeder Bewerber – der Meisterabschluss,<br />
Fachabitur oder Abitur vorweisen<br />
„Die Berufsaussichten<br />
unserer Absolventen<br />
sind sehr gut.“<br />
Technikbegeisterung und Matheaffinität sind<br />
entscheidend für Elektrotechnik und Informatik-<br />
Studium laut Prof. Hellbrück.<br />
kann – ist am Fachbereich der TH Lübeck willkommen.<br />
Wer im Vorfeld prüfen will, ob ihm einer<br />
der zehn Bachelorstudiengänge liegt, der<br />
ist herzlich eingeladen, sein mehrwöchiges<br />
berufsorientierendes Schülerpraktikum bei<br />
dem entsprechenden Studiengang zu absolvieren.<br />
Zudem sind die rund 40 Professoren<br />
offen dafür, wenn Lehrer sie fragen, ob sie ein<br />
schulisches Projekt begleiten wollen, damit<br />
es wissenschaftlichen Standards entspricht.<br />
Die Studiengänge hat die TH Lübeck zusammen<br />
mit Unternehmen aus der Region entwickelt.<br />
„Schließlich wissen die Firmen am<br />
besten, was ihre späteren Ingenieure können<br />
sollen“, so Hellbrück. Ausgesprochen praxisorientiert<br />
ist auch das duale Studium: Zunächst<br />
geht der zukünftige Student für ein Jahr in<br />
einem regionalen Unternehmen in die Lehre,<br />
anschließend startet er das normale Studium<br />
an der TH. Zum Abschluss erhält er Gesellenbrief<br />
und Bachelorzeugnis.<br />
„Die Berufsaussichten unserer Absolventen<br />
sind sehr gut“, so Hellbrück. „Sie sind<br />
sogar exzellent, wenn jemand am Double-Degree-Programm<br />
mit der Milwaukee School of<br />
Engineering teilnimmt.“ Nach dem Grundstudium<br />
der Elektrotechnik kommen rund zehn<br />
Studenten aus Milwaukee zu einem gemeinsamen<br />
Studienjahr – das komplett in der englischen<br />
Sprache abläuft – an die TH Lübeck.<br />
Danach studiert die Deutsch-Amerikanische<br />
Gruppe ein zweites gemeinsames Jahr in der<br />
Stadt im Nordosten der USA. Anschließend<br />
schreiben die rund zehn Deutschen Teilnehmer<br />
ihre Abschlussarbeit bei einem örtlichen<br />
Unternehmen von Milwaukee. Damit erwerben<br />
sie sowohl den US- Bachelor als auch den der<br />
TH Lübeck.<br />
Smarte Tools für Lebensretter<br />
Ein Gespräch mit Melanie Badura vom Kompetenzzentrum CoSA<br />
Kommunikationssysteme, Systeme, Anwendungen an der TH Lübeck<br />
Eine Feuerwehrleitung, die den Sauerstoffstatus jedes Feuerwehrmanns überblickt<br />
und in Echtzeit mitverfolgen kann, was Einsatzkräfte via Kamera sehen? Leider sind<br />
derlei Optimierungen, die den Arbeitsalltag von Rettungskräften sicherer gestalten,<br />
noch Zukunftsmusik, doch das Kompetenzzentrum CoSA Kommunikationssysteme,<br />
Systeme, Anwendungen an der TH Lübeck will das ändern. Denn hier betreibt<br />
man seit über zehn Jahren angewandte Forschung mit regionalen Partnern aus<br />
der Wirtschaft und in mehr als 25 Kooperationsprojekten in der Industrie,<br />
Medizintechnik, maritimen Technik sowie den Bereichen vernetzte Systeme wie<br />
dem Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und Human-Computer Interaction.<br />
Doch was sind konkrete Aufgabenstellungen<br />
und welche Potenziale bieten diese Forschungsfelder<br />
– vor allem für den Medizinbereich?<br />
Um diese Fragen zu beantworten,<br />
haben wir von ME2BE mit Melanie Badura,<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich<br />
Elektrotechnik und Informatik an der TH<br />
Lübeck, gesprochen.<br />
Melanie, was hat dich dazu motiviert, deinen<br />
Master Robotik und Autonome Systeme<br />
an der Universität Lübeck zu absolvieren?<br />
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit am Institut<br />
für Signalverarbeitung habe ich eine Exoskeletthand<br />
für Schlaganfallpatienten gebaut.<br />
Das Thema hat mich begeistert. Man steckt<br />
die Exoskeletthand an die menschliche Hand,<br />
startet den Motor und sie bewegt sich auf<br />
und zu. Dieser Mechanismus soll verhindern,<br />
dass sich die Hände des Patienten verkrampfen.<br />
Während meines Auslandssemesters in<br />
Portugal entpuppte sich Signalverarbeitung<br />
als mein Lieblingsfach. Daraus entsprang die<br />
Idee, zurück in Deutschland in diesem Bereich<br />
meine Bachelorarbeit zu schreiben. Im Rahmen<br />
meines Masterstudiums gab es ein paar<br />
spannende Labore und Praktika. Besonders<br />
cool fand ich die Aufgabe, Fließbänder zu<br />
formieren und Robotersteuerungen zu schreiben,<br />
damit Pakete vom Fließband angehoben<br />
werden. Mir gefällt es, wenn ich bei meiner<br />
Arbeit einen Effekt sehen kann.<br />
Mit welchem Ziel hast du dein Studium verfolgt?<br />
Vor dem Studium Robotik und Autonome Sys-<br />
Melanie Badura vom Kompetenzzentrum CoSA Kommunikationssysteme, Systeme, Anwendungen an der TH Lübeck.<br />
teme habe ich Medizinische Ingenieurwissenschaften<br />
studiert. Ich wollte etwas studieren,<br />
um Menschen zu helfen. Zudem war ich in der<br />
Schule gut in Mathe und Physik. Ursprünglich<br />
zog es mich in die Prothesenentwicklung,<br />
doch in Deutschland gibt es nur wenige Hersteller.<br />
Daher entschied ich mich dazu, thematisch<br />
in Richtung Embedded Software mit<br />
Mikrocontrollern zu gehen, da dieser Bereich<br />
viel Potenzial für den Medizinsektor bietet.<br />
Hast du privat auch schon getüftelt?<br />
Mit Mikrocontrollern wie Arduino und Raspberry<br />
Pi habe ich schon früher kleine Bewässerungssysteme<br />
gebaut. Ein Freund und ich<br />
haben damit auch eine Cocktailmaschine<br />
konstruiert. Man wählte den Cocktail aus und<br />
die Maschine hat die betreffenden Zutaten<br />
aus den Flaschen gezogen und zusammengemischt.<br />
Welche Inhalte umfasst das Studium Robotik<br />
und Autonome Systeme?<br />
Das Studium war sehr wissenschaftlich angelegt<br />
und drehte sich vor allem um das Thema<br />
Künstliche Intelligenz. Wir haben viel mit<br />
bildverarbeitender KI gearbeitet und gelernt,<br />
wie man eine KI schreibt, ohne auf gängige<br />
32<br />
33
Smart City, smartes Leben?<br />
„Zukünftig wollen wir uns verstärkt<br />
mit der Entwicklung bestimmter<br />
5G-Komponenten befassen, die es<br />
noch nicht gibt, mit dem Ziel, die<br />
Internetverbindung zu verbessern.“<br />
Ein Gespräch mit Sven Ole Schmidt – wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Bereich Technik und Informatik an der TH Lübeck<br />
Was wäre, wenn wir mit Hilfe moderner<br />
Ortungssysteme nicht nur Umweltverschmutzungen<br />
schneller entdecken und bekämpfen, sondern auch<br />
Patientinnen und Patienten besser überwachen<br />
und Staus nahezu vermeiden könnten?<br />
Datenbibliotheken zurückzugreifen. Das Studium<br />
würde einen auf jeden Fall dazu befähigen,<br />
in der Wissenschaft zu arbeiten, zum<br />
Beispiel in den Bereichen Künstliche Intelligenz,<br />
Robotik oder Embedded Software (Anm.<br />
d. Red.: Bei „Embedded Software“ handelt es<br />
sich um Programme, die für eine bestimmte<br />
Hardware – beispielsweise ein Smartphone<br />
oder eine Waschmaschine – entwickelt wurden.<br />
Die Anwendungen laufen im Hintergrund<br />
ab und steuern, regeln oder überwachen<br />
Funktionen.) Auch Reinforcement Learning<br />
(Anm. d. Red.: Reinforcement Learning,<br />
zu Deutsch verstärkendes Lernen, steht für<br />
eine Methode des maschinellen Lernens. Es<br />
nutzt Belohnungen und Bestrafungen, um<br />
beispielsweise Robotern Autonomie zu verleihen.)<br />
stellte einen Themenbereich dar, in<br />
dem wir die Funktionsweisen verschiedener<br />
Algorithmen ausprobiert haben. Hier haben<br />
wir zum Beispiel eine Art Wetterstation kreiert,<br />
die auf der Grundlage von Wetterdaten<br />
der letzten Jahre vorhersagte, wie das Wetter<br />
genau in einem Jahr sein könnte.<br />
Wie wurdest du Teil des Kompetenzzentrums<br />
CoSA an der TH Lübeck?<br />
Auf der Suche nach einem Masterarbeitsthema<br />
wurde ich auf CoSA aufmerksam und verfasste<br />
meine Abschlussarbeit über das Thema Kommunikation<br />
zwischen Mikrocontrollern im<br />
802.15.4-Bereich, bei dem es darum ging,<br />
eine bestimmte Kommunikation latenzarm,<br />
also mit so wenig Verzögerung wie möglich,<br />
zuverlässig zu beschleunigen. Nachdem ich<br />
meine Arbeit abgeschlossen hatte, wurde mir<br />
von Herrn Professor Hellbrück eine Stelle als<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin angeboten,<br />
die ich gerne annahm. Thematisch befasse<br />
ich mich hauptsächlich mit dem 5G-Ausbau.<br />
Zukünftig wollen wir uns verstärkt mit der<br />
Entwicklung bestimmter 5G-Komponenten<br />
befassen, die es noch nicht gibt, mit dem Ziel,<br />
die Internetverbindung zu verbessern. Mit<br />
Professor Hellbrück tausche ich mich regelmäßig<br />
über das Projekt aus und kann stets auf<br />
ihn zukommen, wenn ich Fragen habe.<br />
Welche potenziellen Auswirkungen hat<br />
deine Forschung auf die Gesellschaft?<br />
Aktuell befasse ich mich damit, die Infrastruktur<br />
von Rettungskräften zu verbessern.<br />
Nach derzeitigem Stand arbeiten Rettungskräfte<br />
im Frequenzbereich Terahertzband. Das<br />
Netz ist sehr zuverlässig, aber es sind nur<br />
Funknachrichten mit Walkie-Talkie möglich.<br />
Unser Ziel ist es, den Arbeitsalltag von Rettungskräften<br />
sicherer zu gestalten, indem wir<br />
diese Kommunikation um die Daten von Lifestream-<br />
und Wärmebildkameras, Gasmessern<br />
und Sauerstofftanks der einzelnen Feuerwehrleute<br />
verknüpfen. So könnte ein Einsatzleiter<br />
unmittelbar sehen, was ein Feuerwehrmann<br />
auf seiner Kamera sieht und auch erkennen,<br />
wann ihm der Sauerstoff ausgeht. Zudem<br />
könnte man Alarmsysteme implementieren,<br />
die in so einem Fall warnen.<br />
Wie sieht dein Arbeitsalltag bei CoSA aus<br />
und welche beruflichen Pläne verfolgst du?<br />
An einem typischen Arbeitsalltag bei CoSA<br />
arbeite ich an wissenschaftlichen Fragestellungen<br />
bezüglich des Themas 5G. Typische<br />
Aufgaben umfassen beispielsweise den<br />
Umgang mit 5G-Basisstationen und einem<br />
5G-Modem, das ich an meinen Computer<br />
oder einen Raspberry Pi anschließe, um die<br />
Netzqualität zu testen. Wir befassen uns<br />
auch mit der Entwicklung eines 5G-Sniffers,<br />
also einem Gerät, das 5G-Netze und Datenpakete<br />
erkennt und Fragen nach optimalen<br />
Antennenstandorten. Als nächstes plane ich<br />
die Promotion, doch das Thema steht noch<br />
nicht fest.<br />
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich<br />
Elektrotechnik und Informatik an der TH Lübeck,<br />
Melanie Badura zeigt einen 5-G-Modem, das mit<br />
einem 5G-Core kommunizieren kann.<br />
Faszination Technik: Roboterhund unterstützen die<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der<br />
TH Lübeck bei ihrer Arbeit.<br />
Text Sophie Blady /<br />
Kristina Krijom<br />
Fotos Sophie Blady<br />
Ortungssysteme sind mittlerweile in zahlreichen<br />
Anwendungsbereichen unverzichtbar<br />
geworden. Sie werden nicht nur in der Navigation<br />
von Fahrzeugen oder in der Vermessung<br />
von Gelände eingesetzt, sondern auch<br />
in vielen anderen Bereichen, die gesellschaftsrelevante<br />
Auswirkungen haben. Doch<br />
wie genau funktionieren diese Systeme und<br />
welche Potenziale bieten sie für den Aufbau<br />
einer Smart City in Lübeck? Um diese Fragen<br />
zu beantworten, haben wir von ME2BE uns<br />
mit Sven Ole Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Bereich Technik und Informatik an<br />
der TH Lübeck, unterhalten.<br />
Sven Ole, warum hast du dich für eine wissenschaftliche<br />
Mitarbeit an der TH Lübeck<br />
entschieden?<br />
Nachdem ich mein Abitur in Verden absolviert<br />
hatte, begann ich mein Studium in Elektrotechnik.<br />
Im Verlauf begann ich mich immer<br />
mehr für das Thema Kommunikations- und<br />
Nachrichtentechnik zu interessieren, da es<br />
alles umfasst, was mit dem Austausch von<br />
Nachrichten zu tun hat, wie zum Beispiel<br />
WLAN und Bluetooth. Daher passte ich meinen<br />
Master komplett auf dieses Thema an und<br />
absolvierte erfolgreich meinen Abschluss als<br />
Master in Informations- und Kommunikationstechnik.<br />
Nach meinem Studium arbeitete ich für<br />
sechs Monate, um herauszufinden, in welcher<br />
Arbeitsumgebung ich mich am wohlsten<br />
fühle. In dieser Zeit wurde mir bewusst, dass<br />
ich weiterhin im Bereich der Forschung tätig<br />
sein möchte. Daher bewarb ich mich bei verschiedenen<br />
Hochschulen und entschied mich<br />
schließlich für eine wissenschaftliche Mitarbeit<br />
an der TH Lübeck. Das Konzept, sowohl<br />
wissenschaftlich als auch praktisch arbeiten<br />
zu können, reizte mich besonders an dieser<br />
Hochschule.<br />
Welcher Fragestellung gehst du in deiner<br />
Promotion auf den Grund?<br />
In meiner Promotion konzentriere ich mich<br />
insbesondere auf die Weiterentwicklung des<br />
Ortungssystems für Mehrweg-Ausbreitungen.<br />
Dabei reflektieren elektromagnetische Signale<br />
ähnlich wie in einer Höhle, um eine effektivere<br />
Nutzung zu ermöglichen. Ich analysiere<br />
die Informationen aus meinen Studien, um<br />
zu verstehen, wie Informationen von A nach<br />
B gelangen und wo sie sich gerade befinden.<br />
Ich möchte herausfinden, wie diese Informationen<br />
effektiv und vor allem konstruktiv<br />
genutzt werden können.<br />
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />
unter den Forschenden an der TH Lübeck?<br />
Das Forschungsteam, bestehend aus zehn<br />
Promovenden unter der Leitung von Professor<br />
Horst Hellbrück (Professor für Kommunikationssysteme<br />
am Fachbereich Elektrotechnik<br />
und Informatik der TH Lübeck), beschäftigt<br />
sich mit dem Thema Kommunikation, sodass<br />
wir uns fachlich austauschen und ergänzen<br />
können. Wir treffen uns einmal die Woche,<br />
um neueste Erkenntnisse zu teilen und Informationen<br />
auszutauschen. Professor Hellbrück<br />
begleitet mein Thema und gibt sowohl inhaltlich<br />
als auch formell Feedback.<br />
An welchen Forschungsprojekten bist du<br />
derzeit beteiligt und welche Ergebnisse<br />
hast du bisher erzielt?<br />
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bin ich derzeit<br />
an zwei Forschungsprojekten beteiligt.<br />
Im Rahmen des Transferprojekts KI Transfer<br />
HUB Schleswig-Holstein berate ich Unternehmen<br />
und bin auch auf Messen als Berater<br />
tätig. Ziel des Projekts ist es, eine Machbarkeitsstudie<br />
durchzuführen und zu analysieren,<br />
welche KI-Technologien im individuellen Fall<br />
am besten geeignet sind.<br />
Ein weiteres spannendes Forschungsprojekt,<br />
an dem ich beteiligt bin, ist das Projekt<br />
Extense. Hierbei geht es darum, Hochspan-<br />
Ole Schmidt – wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Technik und Informatik an der TH Lübeck.<br />
34<br />
35
in ihrem Studium und bei ihrer wissenschaftlichen<br />
Arbeit?<br />
Als Forscher spiele ich eine wichtige Rolle bei<br />
der Betreuung von studentischen Hilfskräften,<br />
die an meinem Projekt beteiligt sind. Die<br />
Studierenden arbeiten an verschiedenen Themenbereichen,<br />
die in meine Promotionsarbeit<br />
einfließen, und erstellen Abschluss- und Studienarbeiten.<br />
Ich stehe den Studierenden mit<br />
meiner Expertise und Erfahrung zur Seite, um<br />
ihre Arbeit zu unterstützen und ihnen wertvolle<br />
Einblicke und Anleitungen zu geben.<br />
Durch die enge Zusammenarbeit ziehen beide<br />
Seiten Nutzen davon, da die Studierenden von<br />
meinem Wissen und meiner Erfahrung profitieren<br />
und ich wiederum von den frischen Ideen<br />
und Forschungsergebnissen der Studierenden.<br />
Die Technische Hochschule Lübeck<br />
Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
und ging 2<strong>01</strong>8 aus der FH Lübeck hervor. Die fachlichen Schwer punkte der Hochschule<br />
liegen in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur.<br />
Mit rund 130 Professorinnen und Professoren in vier Fachbereichen bietet sie zurzeit<br />
über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Weitere Besonderheiten: einzigartige<br />
<strong>Campus</strong>-Allianz mit Universität und Universitätsklinikum, hoher Grad an Wissensund<br />
Technologietransfer, internationale Studienangebote, moderne Ausstattung.<br />
„Lübeck bietet ideale<br />
Voraussetzungen für den Aufbau<br />
einer smarten Stadt.“<br />
nungskabel für beispielsweise Windkrafträder<br />
oder Telekommunikation unter Wasser zu finden,<br />
die mindestens einen Meter unter dem<br />
Sediment vergraben sein müssen, um die<br />
Flora und Fauna im Wasser nicht zu beeinträchtigen.<br />
Dazu nutzen wir eine spezielle<br />
Sensor-Plattform, die unter Wasser tauchen<br />
und die Kabel aufspüren kann.<br />
Welche Rolle spielt dieses Forschungsprojekt<br />
zum Aufbau einer smarten Stadt?<br />
Ich bin vor allem über die Sensortechnik am<br />
Projekt Smart City in Eutin beteiligt. Dieses<br />
Forschungsprojekt spielt eine entscheidende<br />
Rolle bei der Schaffung einer vernetzten, effizienten<br />
und nachhaltigen Stadt der Zukunft.<br />
Als Mitglied des Projekts, das sich auf die Sensortechnik<br />
konzentriert, ist es unser Ziel, eine<br />
nahtlose Verbindung zwischen den kleinsten<br />
Haushalten und den größten Bereichen der<br />
Stadt herzustellen. Dabei geht es um eine<br />
intelligente Infrastruktur, die Smart Homes,<br />
freie Parkmöglichkeiten, geöffnete Supermärkte,<br />
Apotheken, Kitaplätze und vieles<br />
mehr umfasst. Unser Projekt ist darauf ausgerichtet,<br />
das tägliche Leben der Bewohner<br />
der Smart City zu erleichtern, indem es ihnen<br />
ermöglicht, alle notwendigen Ressourcen<br />
schnell und einfach zu finden und zu nutzen.<br />
Wie setzt du deine Expertise ein, um<br />
gesellschaftliche Probleme zu lösen?<br />
In meiner Promotion entwickle ich das bereits<br />
etablierte System der Sensortechnik weiter.<br />
Ich arbeite daran, durch die Nutzung der<br />
Mehrwegeausbreitung weniger Sensorknoten<br />
(ein kleines, autarkes Gerät, das mit verschiedenen<br />
Sensoren ausgestattet ist, um Umgebungsdaten<br />
zu erfassen) einzusetzen, um<br />
Hardware- und Wartungskosten, Energie und<br />
Rechenzeit einzusparen.<br />
Wie unterstützt du Studierende im Bereich<br />
Technik und Informatik an der TH Lübeck<br />
Horst Hellbrück leitet den Lehrstuhl für<br />
Kommunikation und verteilte Systeme<br />
und ist in allen Forschungs- und Transferprojekten,<br />
die sich mit dezentralisierter<br />
Rechenleistung befassen, in einer führenden<br />
Rolle tätig. Wie gestaltet sich die<br />
Zusammenarbeit?<br />
Durch die enge Zusammenarbeit ergänzen<br />
sich unsere Forschungsergebnisse sowie die<br />
aller anderen wissenschaftlichen Mitarbeitenden<br />
am Institut, was zu einem synergistischen<br />
Austausch führt. Wir stehen daher in<br />
ständigem Kontakt und nutzen unsere jeweiligen<br />
Kompetenzen, um die Forschungsarbeit<br />
voranzutreiben.<br />
Warum eignet sich Lübeck für den Aufbau<br />
einer smarten City?<br />
Lübeck bietet ideale Voraussetzungen für den<br />
Aufbau einer smarten Stadt. Insbesondere die<br />
zentrale, sehr kompakte Innenstadt eignet<br />
sich als Modellregion für innovative Konzepte<br />
und Technologien im Bereich der intelligenten<br />
Stadtentwicklung. Durch die räumliche Nähe<br />
der verschiedenen Stadtteile und Einrichtungen<br />
können Synergieeffekte genutzt werden.<br />
Ein weiterer Vorteil von Lübeck ist die politische<br />
Unterstützung durch das Land Schleswig-Holstein<br />
und die Stadt Lübeck. Beide<br />
Institutionen fördern den Aufbau einer smarten<br />
Stadt und tragen damit zur Umsetzung<br />
zukunftsweisender Technologien und Konzepte<br />
bei.<br />
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg einer Smarten<br />
City ist auch die Anbindung an akademische<br />
Einrichtungen. In Lübeck gibt es zwei<br />
akademische Hochschulen, die als wichtige<br />
Impulsgeber für die Forschung und Entwicklung<br />
neuer Technologien dienen.<br />
Bachelorstudiengänge<br />
• Allgemeine Elektrotechnik<br />
• Angewandte Chemie<br />
• Architektur<br />
• Bauingenieurwesen<br />
• Betriebswirtschaftslehre<br />
• Biomedizintechnik<br />
• Chemie- und Umwelttechnik (auslaufend)<br />
• Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />
Automation<br />
• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />
• Hörakustik<br />
• Informatik / Softwaretechnik<br />
• Informationstechnologie und Design<br />
• IT-Sicherheit (online)<br />
• Maschinenbau<br />
• Medieninformatik (online)<br />
• Nachhaltige Gebäudetechnik<br />
• Physikalische Technik<br />
• Regenerative Energien (online)<br />
• Stadtplanung<br />
• Umweltingenieurwesen und -management<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelindustrie<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen (online)<br />
Masterstudiengänge<br />
• Architektur<br />
• Angewandte Informationstechnik<br />
• Bauingenieurwesen<br />
• Betriebswirtschaftslehre<br />
• Biomedical Engineering<br />
• Hörakustik und Audiologische Technik<br />
• Informatik/Softwaretechnik für<br />
verteilte Systeme<br />
• Mechanical Engineering<br />
• Medical Microtechnology<br />
• Medieninformatik (online)<br />
• Regulatory Affairs<br />
• Stadtplanung<br />
• Technische Biochemie<br />
• Water Engineering<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Spezielle Studienangebote:<br />
Studium mit integrierter Lehre – „StudiLe“<br />
Das Studium mit integrierter Lehre verbindet<br />
eine betriebliche Ausbildung mit einem Bachelorstudium<br />
an der TH Lübeck. Die vollständige<br />
Liste der möglichen Ausbildungsberufe ist auf<br />
www.StudiLe.de veröffentlicht. Passend zum<br />
Ausbildunsgberuf kann einer von sechs Bachelorstudiengängen<br />
gewählt werden:<br />
• Bauingenieurwesen<br />
• Betriebswirtschaftslehre<br />
• Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />
Automation<br />
• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />
• Informatik / Softwaretechnik<br />
• Maschinenbau<br />
Internationale Doppelabschlüsse<br />
Im Double Degree Program führen die internationalen<br />
Studiengänge Elektrotechnik (ISE),<br />
Wirtschaftsingenieurwesen (ISW) und Maschinenbau<br />
(ISM) zu zwei Abschlüssen: dem<br />
Bachelor of Science der TH Lübeck sowie dem<br />
Bachelor of Science der Partnerhochschule<br />
Milwaukee School of Engineering (MSOE),<br />
Wisconsin, USA.<br />
Technische Hochschule Lübeck<br />
Mönkhofer Weg 239<br />
23562 Lübeck<br />
T. +49 (0) 451-300 6<br />
F. +49 (0) 451-300 5100<br />
kontakt@th-luebeck.de<br />
www.th-luebeck.de<br />
36<br />
37
Text Sophie Blady<br />
Fotos Caren Detje<br />
Professorin Judith Revers.<br />
Professorin<br />
Anne-Katrin Jordan.<br />
Von Theatertherapie bis Musiktherapie<br />
an der MSH Medical School Hamburg<br />
„Die Vermittlerin des Unaussprechlichen” ist sie<br />
für Johann Wolfgang von Goethe, „eine imaginäre<br />
Insel, die rings von Wirklichkeit umbrandet wird” für<br />
José Ortega Y Gasset: die Kunst in all ihren Facetten<br />
und Ausdrucksformen. An der MSH Medical School<br />
Hamburg lernen Studierende ihre heilende Wirkung in<br />
den Studiengängen Musiktherapie, Theatertherapie,<br />
Tanztherapie und Kunsttherapie anzuwenden.<br />
Professorin Simones Klees.<br />
Vier<br />
Sprachen<br />
der Kunst<br />
Professorin Nicole Hartmann.<br />
Künstlerische Therapien erfreuen sich einer<br />
wachsenden Anerkennung und Nachfrage,<br />
sodass sie heute immer häufiger in der medizinischen<br />
und psychologischen Praxis eingesetzt<br />
werden, um eine Vielzahl von physischen,<br />
emotionalen und mentalen Problemen,<br />
aber auch Krankheiten zu behandeln. Sie<br />
fördern kreative Ausdrucksformen, steigern<br />
das Wohlbefinden, reduzieren emotionale<br />
Belastungen und unterstützen die körperliche<br />
Genesung.<br />
Künstlerische Therapien können dazu beitragen,<br />
unterschiedliche Aspekte des individuellen<br />
Ausdrucks zu erfassen und zu behandeln<br />
und Körperbewusstsein sowie emotionale<br />
Selbstregulierung verbessern. Die Studierenden<br />
lernen im interdisziplinären Setting der<br />
Hochschule verschiedene künstlerische Ausdrucksformen<br />
mit ihren je eigenen Potenzialen<br />
in der therapeutischen Arbeit kennen.<br />
„Sowohl in der wissenschaftlichen Arbeit als<br />
auch in den Seminaren profitieren wir sehr<br />
davon, wenn alle vier Studiengänge unter<br />
einem Dach im Department Künstlerische<br />
Therapien gelehrt werden”, erklärt Simone<br />
Klees, Professorin für Theatertherapie an<br />
der MSH. Die Fakultät Art, Health and Social<br />
Science umfasst das Spannungsfeld zwischen<br />
Kunst, Gesundheit und Sozialwissenschaften.<br />
Bestimmt wird die Arbeit in diesem Department<br />
durch interdisziplinäres Denken und<br />
Streben nach Innovation.<br />
„Wo Sprache aufhört,<br />
fängt Musik an.”<br />
(E.T.A. Hoffmann)<br />
Wie die Wirkung der Musik therapeutisch<br />
eingesetzt werden kann, erlernen die Studierenden<br />
an der MSH Medical School Hamburg.<br />
Denn sie vermag oft viel gezielter als die<br />
reine Sprache, Gefühle anzusprechen, die im<br />
Unterbewusstsein verborgen liegen. „Klänge<br />
werden bereits pränatal im Bauch der Mutter<br />
wahrgenommen und begleiten uns ein ganzes<br />
Leben lang”, weiß Anne-Katrin Jordan,<br />
Professorin für Musiktherapie und Musikpädagogik<br />
an der MSH. Mit ihrer Arbeit als<br />
Wissenschaftlerin und Professorin prägt sie<br />
gemeinsam mit Prof. Dr. Till Florschütz und<br />
Prof. Dr. Jan Sonntag den Studiengang Musiktherapie,<br />
der von einem interdisziplinären<br />
Austausch mit anderen künstlerischen sowie<br />
psychologischen Studiengängen im Department<br />
Art, Health and Social Science lebt.<br />
Neben medizinischen und psychologischen<br />
Grundlagen bilden das Erlernen von Musikinstrumenten<br />
wie Klavier, Gitarre oder Percussion<br />
sowie die Ausbildung der eigenen Stimme<br />
einen großen Schwerpunkt im Studium. „Wir<br />
arbeiten auch mit Instrumenten, die speziell<br />
für die Musiktherapie entwickelt wurden, wie<br />
etwa die Klangliege. Die Resonanz der Saiten<br />
bringt den Körper des Patienten oder der Patientin<br />
zum Schwingen und umhüllt ihn oder<br />
sie mit Tönen. Das Zusammenspiel der körperlichen<br />
Schwingung und der sogenannten<br />
Tambura-Stimmung*, die wir mit dem Klang<br />
erzeugen, kann Patientinnen und Patienten<br />
in eine Tiefenentspannung bringen“, erklärt<br />
Anne-Katrin Jordan. Anwendung findet diese<br />
Methode zum Beispiel bei Patientinnen<br />
und Patienten im Wachkoma, die durch die<br />
Schwingung wieder lernen, ihren Körper zu<br />
spüren.<br />
Das besondere Wirkungsfeld der Musiktherapie<br />
erfolgt über die Emotion. So stellt sie eine<br />
spannende Ergänzung zur psychologischen<br />
als auch medizinischen Behandlung dar und<br />
findet Einzug in immer mehr Bereiche: angefangen<br />
von der Therapie mit Frühgeborenen<br />
bis hin zur palliativen Behandlung im Hospiz.<br />
„Während Patientinnen und Patienten im<br />
Gespräch Themen verweigern können, setzt<br />
die Musik ganz automatisch Emotionen frei<br />
und wirft Themen auf, über die wir anschließend<br />
in der Reflektion sprechen”, erklärt<br />
Anne-Katrin Jordan.<br />
Um therapeutische Sitzungen mit Gruppen<br />
oder im Einzelaustausch in Schulen, Psychiatrien,<br />
Krankenhäusern, Altenheimen, Kindergärten<br />
oder in anderen Einrichtungen routiniert<br />
durchzuführen, lernen die Studierenden<br />
improvisatorische Fähigkeiten, die Liedbegleitung,<br />
den Umgang mit digitaler Musik<br />
sowie musiktherapeutische Basis- und Kernkompetenzen.<br />
Weitere wichtige Säulen des<br />
Studiums bilden zudem ethische Grundlagen,<br />
Berufsrecht sowie Hintergründe der Musikgeschichte.<br />
Der Studiengang richtet sich an<br />
Anne-Katrin Jordan<br />
Die Professorin für Musiktherapie<br />
studierte Musik- und<br />
Erziehungswissenschaften an der Freien<br />
Universität Berlin und Musiktherapie<br />
an der Universität der Künste Berlin.<br />
Sie promovierte in der empirischen<br />
Musikpädagogik an der Universität<br />
Bremen. Ihr Forschungsschwerpunkt:<br />
Musiktherapie in pädagogischen Settings<br />
mit Mixed-Method Design. Seit 2<strong>01</strong>6<br />
arbeitet sie als Musiktherapeutin mit<br />
Kindern und Jugendlichen.<br />
Das Erlernen von Musikin strumenten sowie die<br />
Ausbildung der eigenen Stimme ist ein großer<br />
Studienschwerpunkt.<br />
38<br />
39
Personen, die eine Leidenschaft für Musik und<br />
ein Interesse an der Anwendung von Musik<br />
in der Arbeit mit Menschen in verschiedenen<br />
therapeutischen Kontexten besitzen.<br />
* Die Körpertambura ist ein intuitiv zu spielendes<br />
Klanginstrument, das sich besonders gut für Klangbehandlungen<br />
oder Klangmassagen eignet, da es<br />
zur Klangbehandlung oder Klangmassage auf den<br />
Körper aufgelegt werden kann.<br />
Nicole Hartmann<br />
Die Professorin<br />
für Tanztherapie<br />
studierte Tanz und<br />
Performance Studies und<br />
arbeitete als klinische<br />
Tanztherapeutin. Ihre<br />
Arbeit bewegt sich<br />
an den Schnittstellen<br />
von Performancekunst,<br />
Therapie und<br />
Wissenschaft.<br />
„Tanzen ist eine Kunst,<br />
die die Seele prägt.”<br />
(Shirley MacLaine)<br />
Die Tanztherapie ist eine künstlerische Therapieform,<br />
die Bewegung und Tanz nutzt, um<br />
Gefühle auszudrücken und zu bearbeiten, die<br />
Interaktion mit anderen und mit sich selbst<br />
fördert sowie dazu einlädt, die eigene Biografie<br />
zu erforschen. In dem Bachelor-Studiengang<br />
Tanztherapie lernen die Studierenden<br />
praktische und theoretische Kenntnisse in<br />
den Bereichen Tanz, Psychologie und Therapiewissenschaften,<br />
um später in verschiedenen<br />
therapeutischen Kontexten arbeiten zu<br />
können.<br />
Ähnlich wie bei Tanzabenden mit Freunden<br />
wird der Tanz im therapeutischen Kontext als<br />
Mittel der Kommunikation und zur Freude an<br />
der Bewegung genutzt. Der Tanz wird jedoch<br />
auch zielführend eingesetzt und die Tanzenden<br />
reflektieren das Erlebte. „Dabei geht es<br />
nicht allein darum, Gefühle wahrzunehmen,<br />
sondern auch Emotionen zu regulieren und<br />
den Bezug zum Alltag herzustellen”, erklärt<br />
Nicole Hartmann, Professorin für Tanztherapie<br />
an der MSH. Denn die Art und Weise, wie wir<br />
uns bewegen, ist eng mit unseren Gefühlen,<br />
Erinnerungen und unserem Verhalten verbunden.<br />
Haben Menschen Probleme mit der freien<br />
Bewegung, können auch Hilfsmittel eingesetzt<br />
werden. Bälle, Stöcke oder Tücher können<br />
Bewegungsqualitäten sowohl hervorrufen<br />
als auch unterstützend wirken. Hat eine Klientin<br />
oder ein Klient zum Beispiel Probleme<br />
damit, in die Kraft zu kommen, können Ball<br />
oder Stock einladen, sich kraftvoll zu bewegen<br />
und den Spaß daran zu entdecken. „Im<br />
therapeutischen Kontext bieten wir Erfahrungsräume<br />
an, in denen sich Klientinnen<br />
und Klienten in der Bewegung und im Tanz<br />
neu erleben. Über das Körpergedächtnis können<br />
Erinnerungen ins Bewusstsein gelangen,<br />
die mit Bewegung und Tanz ausgedrückt und<br />
bearbeitet werden. Im reflektierenden therapeutischen<br />
Gespräch wird das Erlebte eingeordnet<br />
und in Bezug zum Alltag und zu der<br />
Biografie gesetzt“, erläutert Nicole Hartmann.<br />
Das Handwerkszeug für diese Arbeit lernen<br />
Studierende der MSH in dem Studiengang<br />
Tanztherapie.<br />
„Alle Künste (also auch<br />
das Theater) tragen bei,<br />
zur größten aller Künste,<br />
der Lebenskunst.”<br />
(Bertolt Brecht)<br />
Ab Oktober <strong>2023</strong> wird das Department Art,<br />
Health and Social Science um den Bachelor-Studiengang<br />
der Theatertherapie unter<br />
der Leitung Simone Klees erweitert. „Meine<br />
Vision ist, Theatertherapie einerseits an<br />
mehr Kliniken zu etablieren und ein klinisches<br />
Netzwerk aufzubauen. Andererseits<br />
nehme ich auch in Kindergärten und Schulen<br />
einen zunehmenden Bedarf an künstlerischen<br />
Therapien wahr: Die spielerische, interaktive<br />
Vorgehensweise in der Theatertherapie<br />
zeigt im Umgang mit Kindern beispielsweise<br />
sehr schnell, ob ein weiterer Therapiebedarf<br />
besteht”, erklärt Simones Klees, Professorin<br />
für Theatertherapie an der MSH Medical<br />
School Hamburg.<br />
Das Studienprogramm führt in der Theatertherapie<br />
Elemente der Schauspielkunst und<br />
der Psychotherapie zusammen, um den Studierenden<br />
Fähigkeiten zu vermitteln, die sie<br />
in der Arbeit mit Menschen in verschiedenen<br />
therapeutischen und sozialen Kontexten einsetzen<br />
können.<br />
Theatertherapie besteht im Allgemeinen<br />
aus drei Phasen: Sie beginnt mit der Aufwärmphase,<br />
in der es für eine Klientin oder<br />
einen Klienten darum geht, im Körper anzukommen<br />
und eine Beziehung zur Gruppe und<br />
der Therapeutin oder dem Therapeuten aufzubauen.<br />
„In der darauffolgenden Spielphase<br />
geht es darum, interaktiv einen Spielraum in<br />
einer theatralen Wirklichkeit zu erzeugen, in<br />
dem Dinge passieren dürfen, die nicht alltäglich<br />
sind. Die Klientin oder der Klient wird<br />
ermutigt, einen eigenen Ausdruck zu finden.<br />
Im Spiel mit Geschichten oder Rollen entsteht<br />
die Möglichkeit, Gefühle aus einer ästhetischen<br />
Distanz zu erforschen, ohne von ihnen<br />
überwältigt zu werden“, so Simone Klees.<br />
Mithilfe verschiedener Techniken gilt es,<br />
Simones Klees<br />
Die Professorin für Theatertherapie<br />
studierte Soziologie an der Universität<br />
Hamburg und Goldsmiths University of<br />
London. Zugang zur Theatertherapie fand<br />
sie über die Arbeit mit Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen und eigene<br />
Schauspielerfahrungen sowie ihre Arbeit<br />
im psychosozialen Feld, die den Wunsch<br />
weckte, nonverbal und spielerisch mit<br />
den Menschen in Kontakt zu treten.<br />
Sie promovierte im Fach Darstellende<br />
Kunst an der Universität der Künste<br />
Berlin zu Prozessen ästhetischen<br />
Erlebens in der Theatertherapie. Ihre<br />
Forschungsschwerpunkte umfassen<br />
theatertherapeutische Spielprozesse und<br />
Wirkweisen.<br />
40<br />
41
Judith Revers<br />
Die Professorin für Kunsttherapie schafft<br />
Räume für zeitgenössische Kunst und<br />
Kunstschaffende in Gesellschaft und<br />
Öffentlichkeit. Sie studierte Malerei und<br />
Grafik an der Akademie der bildenden<br />
Künste Wien und promovierte dort 2<strong>01</strong>4<br />
in Kunst- und Kulturwissenschaftlichen<br />
Studien. 2<strong>01</strong>8 schloss sie ihren Master<br />
in Intermedialer Kunsttherapie an der<br />
Medical School Hamburg ab und befasste<br />
sich unter diesem Gesichtspunkt mit der<br />
Performance The Artist Is Present von<br />
Marina Abramović.<br />
Erfahrungen und Bedürfnisse zum Ausdruck zu<br />
bringen und zu verarbeiten. In der Reflexionsphase<br />
gilt es schließlich, Bezüge herzustellen<br />
und das Erlebte in den Alltag zu integrieren.<br />
Im Studium der Theatertherapie lernen die<br />
Studierenden, wie sie die eigene Spielfreude<br />
einbringen, um Klientinnen und Klienten<br />
Wege zu eröffnen, gemeinsam einen sicheren<br />
Spielraum zu erzeugen – sei es in Schulen,<br />
Kliniken oder aber im sozialen Bereich – etwa<br />
mit Menschen mit Fluchterfahrung.<br />
„Kunst wäscht den Staub<br />
des Alltags von der Seele.”<br />
(Pablo Picasso)<br />
Wie der kreative Prozess in der künstlerischen<br />
Arbeit seine Wirkung entfaltet, lernen<br />
die Studierenden der MSH Medical School in<br />
dem Bachelorstudiengang Kunsttherapie. Zum<br />
Einsatz kommen dabei ganz unterschiedliche<br />
künstlerische Ausdrucksformen, wie etwa<br />
Malerei, Zeichnung und Performance. „Da eine<br />
kunsttherapeutische Sitzung auch als performatives<br />
Geschehen wahrgenommen wird, verstehen<br />
wir Kunsttherapie an der MSH primär<br />
aus der Perspektive der Kunst. Wir gehen also<br />
mit den Klientinnen und Klienten in einen<br />
künstlerischen Prozess, den wir therapeutisch<br />
begleiten und in einen Zusammenhang mit<br />
der Lebenswirklichkeit setzen”, erläutert<br />
Judith Revers, Professorin für Kunsttherapie<br />
an der MSH. Wichtige Lerninhalte des Studiums<br />
bilden neben der künstlerischen Praxis,<br />
die Kunsttheorie, Kunstgeschichte, und die<br />
psychologischen Grundlagen.<br />
Unter anderem angelehnt an die Methoden<br />
der Performancekunst lernen die Studierenden,<br />
wie man sich auf intensive Begegnungen<br />
mit unklarem Ausgang vorbereitet – immer<br />
mit der Zielsetzung vor Augen, für die Menschen<br />
mit denen gearbeitet wird einen Raum<br />
zu schaffen, in dem sie sich selbst überraschen<br />
können. Denn eine künstlerische Therapie<br />
kann helfen, sich abseits von festgefahrenen<br />
Problemen neu zu entdecken. Durch den<br />
kreativen Prozess werden neue Perspektiven<br />
eingenommen und in Folge Ressourcen entwickelt.<br />
Diese und weitere Lerninhalte befähigen<br />
Absolvierende des Studiengangs in Kunsttherapie<br />
an der MSH Medical School Hamburg<br />
dazu, als Kunsttherapeutinnen und -therapeuten<br />
in verschiedenen Bereichen zu arbeiten,<br />
wie zum Beispiel in Kliniken, psychiatrischen<br />
Einrichtungen, Praxen oder in der Sozialarbeit.<br />
Fotos: MSH, Sebastian Weimar<br />
Die MSH Medical School Hamburg<br />
Die MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical<br />
University ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der Hamburger<br />
HafenCity. Sie wurde 2009 von der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff gegründet.<br />
Zahlreiche Bachelor- und Masterstudiengänge wurden seither erfolgreich akkreditiert<br />
bzw. reakkreditiert und gewährleisten ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz.<br />
2<strong>01</strong>9 erhielt die MSH Medical School Hamburg von der Behörde für Wissenschaft,<br />
Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg zudem die staatliche<br />
Anerkennung zur Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten auf Universitätsniveau<br />
und bietet seither den Staatsexamensstudiengang Humanmedizin an.<br />
Seminar im Studiengang Kunsttherapie.<br />
Fakultät Gesundheitswissenschaften<br />
Bachelorstudiengänge:<br />
• Advanced Nursing Practice<br />
• Logopädie<br />
• Medical Controlling and Management<br />
• Medizinpädagogik<br />
• Physiotherapie<br />
• Rescue Management<br />
• Sportwissenschaft<br />
Masterstudiengänge:<br />
• Clinical Research<br />
• Digital Health Management<br />
• Exercise in Neurological Sciences<br />
• Gesundheits- und Pflegepädagogik<br />
• Krankenhausmanagement<br />
• Medical and Health Education<br />
• Sportwissenschaft: Leistungsdiagnostik<br />
und Trainingssteuerung<br />
• Sportpsychologie<br />
Fakultät Humanwissenschaften<br />
Bachelorstudiengänge:<br />
• Psychologie<br />
Masterstudiengänge:<br />
• Arbeits- und Organisationspsychologie<br />
• Medizinpädagogik<br />
• Psychotherapie<br />
• Psychologie mit Schwerpunkt Klinische<br />
Psychologie und Psychotherapie<br />
• Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie<br />
Fakultät Medizin<br />
Staatsexamen:<br />
• Humanmedizin<br />
Fakultät Art, Health and Social Science<br />
Bachelorstudiengänge:<br />
• Kunsttherapie<br />
• Musiktherapie<br />
• Tanztherapie<br />
• Theatertherapie<br />
• Expressive Arts in Social Transformation<br />
• Soziale Arbeit<br />
• Transdisziplinäre Frühförderung<br />
Masterstudiengänge:<br />
• Intermediale Kunsttherapie<br />
• Kunstanaloges Coaching<br />
• Soziale Arbeit<br />
• Sexualwissenschaft<br />
NC-freies Studium: Die Studiengänge an der<br />
MSH Medical School Hamburg sind NC-frei.<br />
Studiengebühren : Neben einer einmaligen<br />
Einschreibegebühr kommen monatliche Kosten<br />
für das Studium hinzu. Die Beträge unterscheiden<br />
sich je nach Studiengang und Studienart.<br />
Die Studiengebühren können durch<br />
Stipendien, Studienkredite oder das BAföG<br />
bezuschusst werden.<br />
MSH Medical School Hamburg<br />
University of Applied Sciences and Medical<br />
University<br />
Am Kaiserkai 1<br />
20457 Hamburg<br />
Telefon 040 361 226 40<br />
info@medicalschool-hamburg.de<br />
www.medicalschool-hamburg.de<br />
42<br />
43
Trendforschung als<br />
GAME-CHANGER!?<br />
Trendanalysen und Megatrends werden auch in Zukunft<br />
die Grundlage für kreatives Arbeiten sein<br />
Wie Trendforschung den Zeitgeist einfängt und auf welche Weise<br />
Kommunikationsdesigner diesen in Bildsprache übersetzen,<br />
haben wir mit dem Trendforschungsexperten und Dozenten der<br />
DESIGN FACTORY INTERNATIONAL Marc Völler diskutiert.<br />
Marc Völler ist seit mehr als zwanzig Jahren<br />
Trendforscher. Seine Agentur Neogarde<br />
erstellt Trendanalysen für Marken, Unternehmen<br />
und zukünftige Märkte auf Basis aktueller<br />
Zeitgeist- und Generationsphänomene. Seine<br />
Analyseergebnisse helfen Unternehmen bei<br />
der Entwicklung von Strategien, Produktentwicklungen<br />
und gelungener Markenkommunikation.<br />
Zudem unterrichtet er seit 15 Jahren<br />
als Dozent für Trendanalyse an der Akademie<br />
Mode & Design (AMD) und leitet seit 2022<br />
an der Design Factory International den Kurs<br />
Trends & Changekultur.<br />
Herr Völler, wie sind Sie auf die Idee<br />
gekommen, Trendforscher zu werden?<br />
Für mich war die Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema ‚Trend‘ die logische Schlussfolgerung<br />
aus den Dingen, die ich vorher beruflich<br />
gemacht habe. Ich komme ursprünglich<br />
aus der Werbung, habe ganz klassisch Werbekaufmann<br />
gelernt und danach zwei Jahre<br />
als Berater für diverse Kampagnen fungiert.<br />
Da ich aber immer schon schnell gelangweilt<br />
und neugierig auf die Bandbreite an weiteren<br />
kreativen Möglichkeiten war, habe ich zusätzlich<br />
Modedesign studiert. Ich wollte zwar nie<br />
Designer werden, wollte aber meine kaufmännische<br />
Ausbildung um einen kreativen Input<br />
ergänzen. Der Einblick in die Welt der Mode,<br />
die wie kaum eine andere Branche durch aktuelle<br />
Trends geprägt ist, hat mich letztendlich<br />
zur Trendforschung gebracht. Im Jahr 2000<br />
habe ich dann zusammen mit meiner Frau<br />
unsere Trendagentur Neogarde gegründet.<br />
Mittlerweile sind wir seit mehr als zwanzig<br />
Jahren aufgrund unserer Untersuchungsergebnisse<br />
gefragte Experten im Trendgeschäft.<br />
War damals Trendforschung schon ein aktuelles<br />
Thema?<br />
Trendforschung gibt es schon lange, aber die<br />
Idee zur Gründung einer Trendforschungsagentur<br />
war tatsächlich noch nicht so weit<br />
verbreitet. Der Wunsch, die Zusammenhänge<br />
zwischen gesellschaftlichen Strömungen und<br />
verändertem Konsumverhalten<br />
auch für Unternehmen zugänglich<br />
zu machen, war dabei<br />
unsere Überlegung und unser<br />
Antrieb.<br />
Wie ordnen Sie Ihr Fachgebiet<br />
in Bezug auf Ihre Arbeit mit<br />
angehenden Kommunikationsdesignerinnen<br />
und designern<br />
ein? Ist Trendforschung ein<br />
Motor für Kreativität?<br />
Zur Kreativität gehört natürlich<br />
noch viel mehr, aber über eins<br />
sind wir uns wohl alle einig:<br />
Die Zeiten waren noch nie so<br />
bewegt und komplex, was den<br />
Umbau der Gesellschaft und<br />
die Geschwindigkeit der Entwicklung<br />
angeht. Wir reden hier<br />
nicht von kurzfristigen Trends,<br />
sondern von Megatrends, die<br />
einen gesellschaftlichen Wandel<br />
hervorrufen. Genau an diesem<br />
Punkt setzte ich als Dozent an.<br />
Ich bin der Überzeugung, dass<br />
es auch in Zukunft Menschen<br />
brauchen wird, die gesellschaftliche<br />
Veränderungen wahrnehmen<br />
können, darauf hinweisen<br />
müssen und das Phänomen<br />
Changekultur weiterdenken können. In meinen<br />
Kursen stelle ich anhand von Beispielen<br />
die Frage, was mit uns allen als Konsumenten<br />
passiert, wenn sich Trends ständig überholen<br />
und wie wir trotzdem das Innovativste und<br />
Bestmögliche für die Kunden realisieren können.<br />
Auf diese Weise starten wir einen Dialog<br />
Text Anja Nacken<br />
Fotos Sebastian Weimar<br />
Trendforscher Marc Völler.<br />
über neuartige Denkweisen und damit über<br />
neuartige Kampagnen, aber auch über Selbstbewusstsein,<br />
welches man als angehender<br />
Kommunikationsdesigner als Antrieb für die<br />
spätere Umsetzung innerhalb eines Unternehmens<br />
braucht.<br />
Wir erleben momentan durch SocialMedia<br />
& Co. Trendveränderungen im Sekundentakt.<br />
Wie gehen Ihre Studierenden damit<br />
um? Nutzen sie den Input oder hemmt dieser<br />
manchmal sogar den kreativen Prozess?<br />
Natürlich besteht aufgrund unserer Kultur des<br />
Hinterfragens manchmal eine gewisse Hemmschwelle,<br />
kreative Ansätze, die in anderer Form<br />
schon mal umgesetzt wurden, zu adaptieren,<br />
beziehungsweise einfach mal weiterzudenken.<br />
Genau dafür ist der Kurs aber gedacht! Ich<br />
sehe es als meine Aufgabe an, nicht nur auf<br />
Trendveränderungen aufmerksam zu machen,<br />
sondern diese Wahrnehmungen mit den Studierenden<br />
weiterzuentwickeln und zu fragen,<br />
was dies denn eigentlich für ihre kreative<br />
Arbeit genau bedeuten könnte. Mein Ziel als<br />
Dozent der DFI ist es, eine generelle Offenheit<br />
für Trends zu professionalisieren.<br />
Sie bezeichnen sich auf Ihrer Webseite als<br />
Gen Z Lobbyist. Diese Generation, die Sie<br />
als Dozent betreuen, ist durch ein ganz<br />
anderes Wertesystem als das Ihrer Eltern<br />
geprägt. Ein Gedankenspiel: Angenommen,<br />
jemand bekommt als Angestellter einer<br />
Agentur den Auftrag, eine Kampagne für<br />
einen Kunden durchzuführen, der offensichtlich<br />
Greenwashing betreibt, wie würden<br />
Sie den Umgang ihrer Studierenden<br />
mit so einem Auftrag einschätzen?<br />
Gerade als Gen Z Lobbyist weiß ich, dass diese<br />
Generation sich dagegen wehrt, in einem System<br />
arbeiten zu müssen, was aus ihrer Sicht<br />
nicht mehr funktioniert. Über diese Tatsache<br />
„Gerade als Gen Z Lobbyist weiß ich, dass<br />
diese Generation sich dagegen wehrt, in<br />
einem System arbeiten zu müssen, was<br />
aus ihrer Sicht nicht mehr funktioniert.“<br />
44<br />
45
diskutiere ich ständig mit meinen Studierenden<br />
und ermutige sie dazu, ihrer kritischen<br />
Haltung Ausdruck zu geben, denn sie liegen<br />
damit genau richtig. Als zukünftige Designer<br />
und Gestalter im Auftrag ihrer eigenen Generation<br />
sind sie geradezu verpflichtet, eine<br />
eigene Entscheidungskraft zu entwickeln, die<br />
dann auch zum Tragen kommt. Unsere Zielsetzung<br />
ist es, zukünftige Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in Agenturen als selbständige,<br />
Persönlichkeiten auszubilden – weil dies<br />
langfristig gute Produkte und gute Kampagnen<br />
für die neue Zielgruppe garantiert.<br />
Aber eine eigene Haltung reicht in Agenturen,<br />
die als Dienstleister der Unternehmen<br />
funktionieren müssen, nicht immer aus!<br />
Ich arbeite aus meinem Trendblickwinkel heraus<br />
und weiß, dass man durch eine fundierte<br />
Trendstudie Signale der Veränderung abbilden<br />
kann – sowohl positive als auch negative –<br />
dadurch kann schnell verdeutlicht werden,<br />
dass solche Phänomene wie Greenwashing<br />
langfristig nicht gewinnbringend sind, wenn<br />
man die Gen Z weder als Arbeitnehmer noch<br />
als Konsument verlieren möchte und an ihren<br />
Bedürfnissen vorbei plant. Dieses Wissen<br />
führt zu einer Bewusstseinsänderung, die<br />
auch den Entscheider in Agenturen und den<br />
Kunden überzeugt.<br />
Wie arbeiten Sie ganz praktisch mit den<br />
Studierenden an der DFI?<br />
Wir arbeiten zum Beispiel an konkreten Aufträgen<br />
von Unternehmen, die ihren Designauftritt<br />
verändert haben möchten, aber wir widmen<br />
uns auch dem aktuellen Zeitgeschehen<br />
– wie zum Beispiel dem Rammstein-Skandal –<br />
und beschäftigen uns u.a. mit den Folgen für<br />
die Werbepartner. Wir versuchen anhand von<br />
praktischen Bezügen, Designfragen zu ermitteln<br />
und die Studierenden vollumfänglich zu<br />
sensibilisieren.<br />
Gibt es auch Studierende, die nach ihrem<br />
Kurs die Trendforschung als berufliche Perspektive<br />
in Betracht ziehen?<br />
Heutzutage ist Trendforschung in jedem<br />
Unternehmen ein Thema. Deshalb muss man<br />
sich aber nicht darauf spezialisieren, man<br />
sollte sie nur nicht aus dem Blick verlieren.<br />
Für Kommunikationsdesigner ist es wichtig,<br />
sich mit dem Thema vertraut zu machen und<br />
es in die Arbeit einzubinden. Auf diese Weise<br />
können sie Statements setzen und sogar Veränderungen<br />
im Unternehmen herbeiführen.<br />
Ich freue mich immer zu sehen, dass unsere<br />
Studierenden das erworbene Wissen nutzen<br />
und stetig auf der Suche nach Veränderung<br />
bleiben.<br />
Nach Abschluss der Ausbildung an der DFI<br />
hat man keinen Bachelor oder Masterabschluss,<br />
diese Titel können durch ein<br />
anschließendes Studium erworben werden.<br />
Trotzdem stellt das für viele Absolventinnen<br />
und Absolventen der DFI bei der Jobsuche<br />
keine Hürde dar. Legen die Agenturen<br />
bei der Nachwuchssuche wirklich<br />
keinen Wert darauf?<br />
Meine Antwort ist sehr eindeutig: Nein! In<br />
der neuen Generation Z existiert oftmals der<br />
eine, der richtige, der klassische Werdegang<br />
nicht mehr und Titel schreiben keine Erfolgsgeschichte<br />
mehr. In meiner Funktion als<br />
Berater von Unternehmen stelle ich täglich<br />
fest, dass der frühere Trend, die Leute von<br />
den Elite-Unis zu holen, nicht mehr besteht.<br />
Das liegt zum einen daran, dass die Unternehmen<br />
verstärkt ihren Nachwuchs im eigenen<br />
Hause ausbilden und zum anderen, dass sie<br />
verstanden haben, ihren Fokus auf die zum<br />
Unternehmen passenden Persönlichkeiten –<br />
auch unbequeme Persönlichkeiten – zu legen,<br />
um kreatives Potenzial zu fördern. Auch eine<br />
Trendwende, die dem Zeitgeist entspricht.<br />
Projektarbeiten der Studierenden der DFI.<br />
Geschäftsführerin der DFI Jesta Brouns<br />
im Gespräch mit dem Trendforscher<br />
Marc Völler.<br />
Design Factory<br />
International (DFI)<br />
Mitten im hippen, quirligen Hamburger Schanzenviertel ist seit 2020 die Design<br />
Factory International (DFI) ansässig. Der neue Standort, der bereits 1992 gegründeten<br />
DFI, bietet seinen angehenden Kommunikationsdesignerinnen und designern beste<br />
Voraussetzungen für kreative Impulse innerhalb und außerhalb des Unterrichts.<br />
Das private College gilt als Berufsergänzungsschule und bildet seit Jahrzehnten<br />
auf Hochschulniveau und mit großem Erfolg den dringend gesuchten<br />
Nachwuchs für die nationale und internationale Kreativbranche aus.<br />
Ausbildungsgänge<br />
• Kommunikationsdesign<br />
Voraussetzungen<br />
Wer sich für ein Studium an der DFI interessiert,<br />
sollte ein Mindestalter von 16 Jahren<br />
haben und über einen Ersten allgemeinbildenden<br />
Schulabschluss verfügen. Leidenschaft<br />
für Kommunikation und Kreativität<br />
wird vorausgesetzt.<br />
Bewerbung<br />
Für die Aufnahme an der DFI reicht zunächst<br />
ein Infogespräch. Anschließend gibt es den<br />
sogenannten Creative Brief, eine Art Aufnahmetest,<br />
bei dem einige Kreativaufgaben<br />
erfüllt werden müssen.<br />
Semesterbeginn<br />
Am 1.4. 2024 startet das neue Semester.<br />
Bewerbungen sind jederzeit möglich.<br />
Ausbildungsdauer<br />
3 Jahre<br />
Abschluss<br />
Die DFI bietet eine 3-jährige Ausbildung auf<br />
Hochschulniveau. Im Anschluss an die Ausbildung<br />
gibt es zwei Möglichkeiten seinen<br />
Bachelor- oder Master-Abschluss verkürzt zu<br />
erlangen:<br />
Möglichkeit 1: Nach einem qualifizierten<br />
Abschluss ist es für DFIler möglich, an Partnerhochschulen<br />
in neun bzw. zwölf Monaten<br />
die internationalen Abschlüsse Bachelor of<br />
Arts (Hons) und Master of Arts (MA) in den<br />
Bereichen Markendesign, Markenmanagement,<br />
Advertising, Graphic Arts und Interactive<br />
Design zu erwerben.<br />
Möglichkeit 2: In den vergangen Jahren<br />
haben einige DFI-Absolvent:innen es<br />
geschafft direkt ihren Master of Arts zu bestehen.<br />
Dies geht z.B. an der Hochschule für<br />
angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim.<br />
Gebühren<br />
Die Studiengebühren an der DFI als private<br />
Institution belaufen sich auf 450 Euro pro<br />
Monat. Als Berufsergänzungsschule ist sie<br />
durch den Hamburger Senat jedoch staatlich<br />
anerkannt und BAföG-genehmigt. Außerdem<br />
bieten Kreditinstitute spezielle Bildungskredite<br />
an. Auf der Webseite der DFI findet man<br />
entsprechende Links zur weiteren Information.<br />
DESIGN FACTORY INTERNATIONAL<br />
COLLEGE OF COMMUNICATION AND VISUAL ARTS<br />
Kampstraße 15<br />
20357 Hamburg<br />
T. 040 - 317 15 88<br />
info@design-factory.de<br />
www.design-factory.de<br />
46<br />
47
Text Robert Otto-Moog<br />
Foto A. Diekoetter<br />
Journalismus –<br />
ein Zukunftsberuf?<br />
Zeitungen sterben, der Journalismus nicht. Davon<br />
ist Jörn Radtke, Professor für Journalismus an der<br />
Fachhochschule Kiel, überzeugt. Er erklärt, warum sich<br />
der Job trotz aller Widrigkeiten nach wie vor lohnt.<br />
Herr Radtke, die Medienlandschaft hat<br />
sich in den vergangenen Jahren massiv<br />
verändert: Zeitungen sterben, Fernsehen<br />
und Radio haben an Einfluss eingebüßt.<br />
Würden Sie trotzdem noch jungen Menschen<br />
zu einer Karriere im Journalismus<br />
raten?<br />
Klar! Ich bin nach wie vor absolut davon überzeugt,<br />
dass es sinnvoll ist, Journalist oder<br />
Journalistin zu werden. Ich war selbst Journalist<br />
– und ich liebe diesen Beruf. Und ich bin<br />
absolut überzeugt von der gesellschaftlichen<br />
Funktion dieses Berufes. Allerdings muss man<br />
sich aber auch klarmachen, worauf man sich<br />
da einlässt. Denn die Lage für Journalisten ist<br />
deutlich schwieriger geworden.<br />
Wie macht sich das für junge Menschen<br />
bemerkbar?<br />
Die Arbeitsverhältnisse haben sich verändert.<br />
Und die Verlage haben eine Zeit lang weiterhin<br />
gedacht, mit vergleichsweise mäßiger<br />
Bezahlung und schwierigen Arbeitsverhältnissen<br />
bei den jungen Leuten punkten zu<br />
können. Aber der Arbeitsmarkt hat sich eben<br />
auch komplett verändert.<br />
Das dürfte inzwischen auch bei den Verlagen<br />
angekommen sein, denn fast alle<br />
Medien haben Nachwuchsprobleme. Ist<br />
jungen Menschen die Lust auf Journalismus<br />
vergangen?<br />
Nein. Ich sehe noch immer diese Lust, ‚irgendwas<br />
mit Medien‘ zu machen. Aber es ist eben<br />
sehr viel einfacher, Instagramer zu sein, als<br />
Journalist zu werden. Es war früher normal,<br />
dass Verlage auf zwei freie Stellen 200 Bewerber<br />
hatten – und heute haben sie Probleme,<br />
die Stellen überhaupt qualifiziert zu besetzen.<br />
Wir haben an der Fachhochschule sowohl<br />
die journalistische Ausrichtung als auch die<br />
Richtung PR. Und es gibt eine eindeutige Verschiebung<br />
hin zur PR. Es ist nicht so, dass die<br />
jungen Leute nicht mehr eine Öffentlichkeit<br />
suchen würden. Aber sie haben auch keine<br />
Lust auf prekäre Arbeitsverhältnisse im Journalismus.<br />
Könnte das vielleicht auch eine Chance<br />
sein, überhaupt im Journalismus zu starten?<br />
Immerhin können sich angehende<br />
Journalistinnen und Journalisten viel eher<br />
die Jobs aussuchen, die sie haben wollen…<br />
Aus meiner Sicht war es nie leichter, in den<br />
Journalismus zu kommen, als jetzt. Das ist<br />
eine Situation, wie wir sie in den letzten 30<br />
oder 40 Jahren nicht hatten. Es gibt Medienhäuser<br />
– vor allem in den neuen Bundesländen<br />
–, die können ihre Volontärstellen nicht<br />
besetzen. Es ist für viele aber nicht interessant,<br />
nach Schwerin zu gehen, wenn man<br />
woanders ein Volontariat machen kann.<br />
Geht es nach den Dystopien einiger Experten,<br />
müssten künftig etliche Stellen nicht<br />
mehr nachbesetzt werden. Immerhin kann<br />
Künstliche Intelligenz (KI) schon heute<br />
besser schreiben als mancher Mensch.<br />
Werden ChatGPT und Co Journalisten-Jobs<br />
kosten?<br />
Ich sehe KI durchaus als Gewinn. Texte, bei<br />
denen einfach Fakten runtergeschrieben werden<br />
müssen, kann eine KI genauso gut wie<br />
ein Mensch erledigen – und sie sollte es<br />
auch tun. Denn so etwas bindet Arbeitskraft<br />
in Redaktionen. Aber da, wo es tatsächlich<br />
um die eigentlich wichtigen Funktionen des<br />
Journalismus geht, also bei Interpretation,<br />
Meinungsbildung, Kontrollfunktion, sind wieder<br />
die Menschen gefragt. Wir können eine KI<br />
über ein Fußballergebnis schreiben lassen.<br />
Wir sollten ihr aber nicht übertragen, unsere<br />
Gesellschaft zu bewerten oder die Arbeit von<br />
Politikern zu hinterfragen und einzuordnen.<br />
Dafür hätten dann die Journalisten mehr Zeit:<br />
für Recherche, Einordnung, Interpretation,<br />
Kontrolle.<br />
Nicht nur der Arbeitsmarkt ändert sich,<br />
auch die Medienwelt. Was bedeutet das für<br />
künftige Medienschaffende?<br />
Die Zeitung als Printmedium stirbt – das ist<br />
nur noch eine Frage der Zeit. Und ich glaube,<br />
dass sich online zwei Produkte etablieren<br />
werden: Das eine ist echter und originärer<br />
Online-Journalismus, bei dem sich die Formen<br />
im Netz bilden. Und das zweite ist letztlich<br />
das alte Printprodukt in Online-Form, also<br />
das E-Paper, angereichert um Online-Funktionalitäten.<br />
Damit ändert sich zumindest bei<br />
letzterem inhaltlich nicht viel für die Journalisten.<br />
Wie lange, ist allerdings offen. Aber<br />
solange es Leute aus meiner Generation noch<br />
gibt, wird auch ein klassisches Produkt existieren<br />
– nur eben für das Tablet und nicht<br />
mehr auf Papier.<br />
Aber haben Ihre Studierenden überhaupt<br />
noch Lust auf das klassische Produkt, vor<br />
allem auf Lokaljournalismus?<br />
Ich bin mir ziemlich sicher, dass junge Menschen<br />
mit dem klassischen Lokaljournalismus<br />
gar nichts anfangen können. Das heißt aber<br />
nicht, dass es sie nicht interessieren könnte.<br />
Die Art Lokaljournalismus, die wir gemeinhin<br />
kennen, ist aus einer Leserschaft entstanden,<br />
die heute alt ist. Es ist eine bestimmte Form<br />
entstanden: bestimmte Darstellungsformen<br />
und eine bestimmte Themensetzung. Dieses<br />
Verständnis von Lokaljournalismus lässt sich<br />
auf die junge Generation überhaupt nicht<br />
übertragen. Aber alle Nachrichtenfaktoren<br />
des Lokalen treffen natürlich genauso auf<br />
die jungen Leute zu. Man müsste aber andere<br />
Themen, eine andere Aufbereitung, einen<br />
anderen Zugang finden.<br />
Wenn junge Menschen trotz alledem im<br />
Medienbereich arbeiten wollen: Gibt es<br />
den einen richtigen Weg, um Journalist zu<br />
werden?<br />
Nein. Aber das macht den Job ja auch aus.<br />
Im Prinzip muss man journalistisch arbeiten,<br />
um Journalist zu werden. Ein rein theoretischer<br />
Journalismus-Studiengang ist aus meiner<br />
Sicht nicht zielführend. Es macht aber<br />
durchaus Sinn, sich mit der Theorie auseinanderzusetzen.<br />
Es hat aber gute Gründe, dass<br />
es nicht den einen Weg in den Journalismus<br />
gibt, allein schon aufgrund seiner Funktion<br />
und seiner Vielfältigkeit.<br />
48<br />
49
Studiengänge<br />
im Fokus<br />
Text Kristina Krijom | Illustrationen Ibou Gueye<br />
Hochschule Flensburg:<br />
BACHELORSTUDIENGANG<br />
„FILM & MEDIA ARTS“<br />
Im vergangenen Wintersemester<br />
feierte der neue<br />
Studiengang „Film & Media<br />
Arts“ an der Hochschule<br />
Flensburg Premiere. Der<br />
siebensemestrige Bachelorstudiengang<br />
ist der erste<br />
Filmstudiengang in Schleswig-Holstein.<br />
Absolventinnen<br />
und Absolventen<br />
dieses Studiengangs bietet<br />
sich ein breites Beschäftigungsfeld.<br />
Das Studium eröffnet den Studierenden die<br />
komplette Bandbreite von Dokumentation und Fiktion<br />
über Werbefilme bis hin zu Animation und Spielarten von<br />
kommerziell bis künstlerisch. Potenzielle Arbeitgeber<br />
können klassisch TV- und Filmproduktionen sowie Fernseh-<br />
und Medienanstalten oder Postproduktionsstudios<br />
sein, aber auch Kulturinstitutionen oder Institutionen<br />
der Wissensvermittlung. Absolventinnen und Absolventen<br />
können auch in Marketing-, Werbe-, Event- oder Social-Media-Agenturen<br />
oder Verlagen Fuß fassen.<br />
Mehr unter:<br />
MSH Medical School Hamburg:<br />
MASTERSTUDIENGANG<br />
„SPORTPHYSIOTHERAPIE FÜR TEAM-<br />
UND INDIVIDUALSPORTARTEN“<br />
Der fünfsemestrige Studiengang<br />
„Sportphysiotherapie für Team- und<br />
Individualsportarten“ mit dem Abschluss<br />
Master of Science verbindet physiotherapeutisches<br />
und sportwissenschaftliches<br />
Fachwissen und hat zum Ziel, Menschen<br />
durch Rehabilitation und Training<br />
(wieder) in Bewegung zu bringen. Das<br />
interdisziplinäre Studium befähigt dazu,<br />
belastungsspezifische Analysen durchzuführen,<br />
Erste Hilfe zu leisten, präventiv<br />
zu arbeiten, Rehabilitationsmaßnahmen<br />
zu erstellen und umzusetzen sowie<br />
Leistungen zu optimieren. Haupteinsatzgebiet von Sportphysiotherapeutinnen<br />
und -therapeuten ist der Leistungssport, zum Beispiel Olympia- und Leistungssportstützpunkte<br />
oder Spitzensportverbände. Auch im<br />
Mehr unter:<br />
Breiten- und Freizeitsport sowie der Rehabilitation und<br />
Beratung kommen die Fachkräfte zum Einsatz, beispielsweise<br />
in Rehabilitationseinrichtungen, Kliniken, Sportinstitutionen,<br />
Vereinen, physiotherapeutischen Praxen und<br />
Hochschulen.<br />
Fachhochschule Kiel:<br />
MASTER STUDIENGANG<br />
„LEITUNG UND INNOVATION<br />
IN SOZIALER ARBEIT UND<br />
KINDHEITS PÄDAGOGIK“<br />
Der konsekutive Masterstudiengang „Leitung und Innovation<br />
in Sozialer Arbeit und Kindheitspädagogik“ an<br />
der FH Kiel qualifiziert Absolventinnen und Absolventen<br />
für die Führung von Mitarbeitenden und befähigt sie zur<br />
innovativen Weiterentwicklung von Organisationen und<br />
Programmen. Die Studierenden erlangen fachliche und<br />
methodische Fähigkeiten und entwickeln die notwendigen<br />
Fertigkeiten zur kritischen Auseinandersetzung mit<br />
Fachthemen und ethischen Fragestellungen. Das abgeschlossene<br />
Masterstudium qualifiziert zusätzlich dazu,<br />
Verantwortung als Leitungskräfte in sozialen Organisationen<br />
der Sozialen Arbeit und der Kindheitspädagogik zu<br />
übernehmen. Dies beinhaltet auch den gehobenen oder<br />
höheren Dienst in Sozialverwaltungen, Bildungseinrichtungen,<br />
die Tätigkeit als Referentin<br />
Mehr unter:<br />
oder Referent in Verbänden der<br />
Wohlfahrtspflege, bei Stabsstellen<br />
bei öffentlichen, freigemeinnützigen<br />
oder privaten Trägern und in sozialen<br />
Dienstleistungen.<br />
HAW Hamburg:<br />
Fachhochschule Kiel:<br />
Helmut-Schmidt-Universität:<br />
Northern Business School:<br />
Dualer Bachelorstudiengang<br />
„E-Government“<br />
Der siebensemestrige Bachelorstudiengang „E-Government“<br />
wird ab dem Wintersemester <strong>2023</strong>/24 an der HAW<br />
Hamburg angeboten und gemeinsam von der Hochschule<br />
und der Freien Hansestadt Hamburg durchgeführt. Der<br />
theoretische Teil findet in der Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften Hamburg statt, die praktische<br />
Ausbildung in unterschiedlichen Stellen (z.B. bei Ämtern,<br />
Behörden, Digitalisierungsstellen) des Praxispartners. Der<br />
interdisziplinäre Studiengang im öffentlichen Dienst mit<br />
dem Abschluss Bachelor of Science ist etwas für Interessierte,<br />
die ihre Leidenschaft für IT-Themen mit ihrem<br />
Kommunikationstalent verknüpfen möchten. Es fallen<br />
keine Studiengebühren an und die Übernahmechancen<br />
stehen gut. Studierende lernen Kompetenzen in den<br />
vier Disziplinen Informatik, Wirtschaftswissenschaften,<br />
Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften<br />
und sind nach dem<br />
Mehr unter:<br />
Abschluss befähigt, IT-gestützte<br />
Verwaltungsprozesse mitzugestalten<br />
und zu implementieren.<br />
MASTERSTUDIENGANG<br />
„KLINISCHE SOZIALARBEIT“<br />
Ab dem Wintersemester <strong>2023</strong>/2024 startet der konsekutive Master „Klinische<br />
Sozialarbeit“ an der FH Kiel, aufbauend auf dem BA-Studiengang Soziale<br />
Arbeit. Das neue Angebotsprofil soll den spezifischen Bedarf des Gesundheitssektors<br />
abdecken. Studierende lernen, soziale Diagnostiken zu erstellen,<br />
eigenständig Beratungs- und Behandlungsaufgaben zu übernehmen und<br />
beeinträchtigte Menschen zu unterstützen, um ihre Teilhabe zu fördern. Die<br />
FH Kiel möchte mit dem neuen Studiengang auf den Fachkräftemangel bei<br />
sozialen Berufen reagieren, insbesondere auf den Bedarf an Fachkräften,<br />
deren Qualifikationsniveau über dem Bachelorabschluss liegt. Absolventinnen<br />
und Absolventen können als Fachsozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter,<br />
Teamleitung, Referentinnen und Referenten, als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbei-<br />
ter sowie als Lehrkräfte tätig sein<br />
oder eine Promotion<br />
anschließen.<br />
Mehr unter:<br />
Masterstudiengang „International<br />
Procurement Cooperation“<br />
Der neue Masterstudiengang „International<br />
Procurement Cooperation“ an der Helmut-Schmidt-Universität<br />
soll Absolventinnen<br />
und Absolventen dazu befähigen, in interdisziplinären,<br />
internationalen und interkulturellen<br />
Arbeitsfeldern Verantwortung für die Abwicklung<br />
großer Beschaffungsprojekte zu übernehmen.<br />
Im Rahmen des interdisziplinären Studiums mit<br />
dem Abschluss Master of Public Administration<br />
(MPA), welches auf Englisch angeboten wird,<br />
wählen Studierende eine Vertiefungsrichtung mit<br />
rechtswissenschaftlichem oder wirtschaftswissenschaftlichem<br />
Schwerpunkt. Auf dieser Grundlage<br />
werden ökonomische oder rechtliche Grundkenntnisse<br />
erworben. Zusätzlich erhalten die<br />
Studierenden Kenntnisse zu beschaffungsrechtlichen<br />
bzw. -organisatorischen Besonderheiten.<br />
Schwerpunktübergreifend werden führungs- und<br />
managementbezogene Basiskompetenzen, Fachwissen<br />
zum Projekt- und Technologiemanagement<br />
sowie Kenntnisse zu den Rahmenbedingungen<br />
von Beschaffungsprojekten vermittelt.<br />
Mehr unter:<br />
BACHELORSTUDIENGANG<br />
„KOMMUNIKATIONS-<br />
MANAGEMENT“<br />
Ab dem Sommersemester 2024 bietet die Northern Business<br />
School in Hamburg den Bachelor Kommunikationsmanagement<br />
an. Der interdisziplinäre Studiengang lehrt,<br />
Kommunikation gezielt zu steuern und zu managen.<br />
Inhaltlich verbindet er betriebswirtschaftliche (insbesondere<br />
Marketing), politikwissenschaftliche und medienwissenschaftliche<br />
Fachinhalte. Studierende können<br />
sich im späteren Studienverlauf auf den Bereich Corporate<br />
Communications (Kommunikationsmanagement in<br />
der Privatwirtschaft) oder Public Affairs (Kommunikationsmanagement<br />
im öffentlichen Sektor) spezialisieren.<br />
Absolventinnen und Absolventen können als Fach- und<br />
Führungskraft in Agenturen, Kommunikationsunternehmen<br />
und größeren Unternehmen mit<br />
Mehr unter:<br />
entsprechenden Fachabteilungen<br />
oder im öffentlichen Sektor in Verbänden,<br />
internationalen Institutionen,<br />
Parteien oder NGOs tätig sein.<br />
50<br />
51
DUALES STUDIUM<br />
Trend duales<br />
Studium – nie<br />
war praxisnahes<br />
Studieren so beliebt!<br />
.... Seite 53<br />
Text Marc Asmuß, Kristina<br />
Krijom<br />
Illustrationen Ibou Gueye<br />
Uni oder Job?<br />
Warum nicht beides!<br />
Trend duales Studium – nie war<br />
praxisnahes Studieren so beliebt!<br />
Die Anzahl der dual Studierenden hat sich seit 2<strong>01</strong>0 mehr als verdoppelt.<br />
Dabei ist das duale Studium keine Ausbildung für all jene, die sich nicht<br />
entscheiden können, im Gegenteil. Die Studierenden haben die Wahl<br />
aus einer Vielzahl an Studiengängen, Hochschulen und Unternehmen.<br />
Besonders gefragt sind BWL, Ingenieurwesen, Informatik, aber auch Soziale<br />
Arbeit und ökologische Berufe. Aber nicht nur bei den Studierenden<br />
ist das praxisnahe Studium beliebt, auch Unternehmen haben die<br />
Vorteile der engen Zusammenarbeit mit den Hochschulen erkannt.<br />
Sarah Wottawa über ihren Werdegang bei der<br />
Stadtverwaltung Eutin<br />
.... Seite 56<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen im Fokus<br />
.... Seite 60<br />
Sünja, 25, absolviert das Studium Public<br />
Administration im 9. Trimester in der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen .... Seite 61<br />
Im Interview mit Anne Bornholdt über das duale Studium<br />
Allgemeine Verwaltung / Public Administration bei der<br />
Stadtverwaltung Eutin .... Seite 59<br />
Einblicke in das Studium Bachelor of<br />
Arts Public Administration Allgemeine<br />
Verwaltung .... Seite 63<br />
Seit wann gibt es das<br />
duale Studium?<br />
Das praxisorientierte Studium ist kein Novum.<br />
Bereits Ende der 1960er Jahre wurden Fachhochschulen<br />
staatlich anerkannt und damit<br />
deren Abschlüsse aufgewertet. Eine dieser<br />
Institutionen ist die Hochschule Flensburg.<br />
In den 1990er Jahren wurden die Abschlüsse<br />
der Berufsakademien denen der dualen Studiengänge<br />
an Fachhochschulen gleichgestellt.<br />
Eine dieser Hochschulen ist die Nordakademie<br />
in Elmshorn. Unter dem Motto „Der beste<br />
Nachwuchs kommt aus den eigenen Reihen“<br />
blickt die private Hochschule 2<strong>01</strong>8 unter der<br />
Trägerschaft norddeutscher Unternehmen auf<br />
eine 25-jährige Geschichte zurück.<br />
Die anfänglich primär technisch orientierten<br />
Studiengänge der Fachhochschulen und<br />
Berufsakademien differenzieren sich seither<br />
stetig weiter aus. Mittlerweile können Schülerinnen<br />
und Schüler aus einem breiten Spektrum<br />
an Fächern wählen: ob Public Administration<br />
an der Fachhochschule für Verwaltung<br />
und Dienstleitung in Altenholz, Soziale Arbeit<br />
oder Angewandte Psychologie an der Medical<br />
School Hamburg oder Architektur an der<br />
„hochschule 21“.<br />
Was ist eigentlich ein<br />
duales Studium?<br />
Es gibt nicht das eine Konzept des dualen Studiums.<br />
Grundsätzlich gilt: Bei einem dualen<br />
Studium teilt sich das Studium in zwei, bei<br />
trialen Studiengängen in drei Ausbildungsorte<br />
auf. Zulassungsvoraussetzungen sind die Allgemeine<br />
oder Fachgebundene Hochschulreife.<br />
Die meisten dieser Studiengänge sind jedoch<br />
dual strukturiert. Studierende absolvieren ein<br />
reguläres Bachelorstudium an einer Fachhochschule,<br />
Berufsakademie, Verwaltungs- oder<br />
Wirtschaftsakademie. In der vorlesungsfreien<br />
Zeit finden dann Praxisphasen in den Unternehmen<br />
statt, die an die Lehrinhalte des Studiums<br />
geknüpft sind. Dauer und Anordnung<br />
des Praxisanteils variieren je nach Studiengang<br />
und Hochschulen.<br />
Beim trialen Modell der FH Westküste können<br />
beispielsweise in vier, statt sechs Jahren<br />
gleich zwei anerkannte Abschlüsse erworben<br />
werden. Die Studierenden besuchen zusätzlich<br />
die Berufsschule, in der sie eine IHK-Prüfung<br />
(zum Bankkaufmann oder Industriekaufmann<br />
(m/w/d)) ablegen und somit zusätzlich über<br />
eine vollwertige Berufsausbildung verfügen.<br />
52<br />
53
Kein Abi – und jetzt?<br />
Wer über eine abgeschlossene Ausbildung und<br />
über mindestens drei Jahre Berufserfahrung<br />
verfügt, hat die Chance, auch ohne die übliche<br />
Hochschulzugangsberechtigung ein duales<br />
Studium zu absolvieren. Eine Fortbildung<br />
zum Betriebswirt, Techniker oder Meister kann<br />
sich ebenso als Türöffner erweisen. Zusätzlich<br />
erwarten viele Bundesländer die Teilnahme an<br />
einem Beratungsgespräch. Da Unternehmen,<br />
die mit Hochschulen kooperieren, oft eine<br />
Fachgebundene oder Allgemeine Hochschulreife<br />
voraussetzen, haben bewerberinnen und<br />
Bewerber ohne Abitur bessere Chancen bei<br />
Hochschulen und Berufsakademien, die nicht<br />
explizit mit Partnerunternehmen zusammenarbeiten.<br />
Das gilt auch für diejenigen, die auf<br />
ein praxisintegrierendes duales Studium, statt<br />
auf ein ausbildungsintegrierendes setzen.<br />
Wie sieht ein „klassisches“<br />
duales Studium aus?<br />
Das klassische duale Studium dauert drei bis<br />
vier Jahre und beginnt zum Wintersemester.<br />
Jedes Semester besteht aus zwölf Wochen<br />
Theorieanteil an einer Hochschule sowie einer<br />
anschließenden Praxisphase im Unternehmen.<br />
In den ersten drei bis vier Semestern wird<br />
Grundlagenwissen vermittelt. Anschließend<br />
werden Schwerpunkte in Kernfächern vertiefend<br />
behandelt. Am Ende jedes Theorieblocks<br />
stehen die Klausuren an.<br />
Die Bewerbung um einen Studienplatz erfolgt<br />
in der Regel nur über das jeweilige Unternehmen.<br />
Dieses hat, da das duale Studium ein<br />
Gemeinschaftsprojekt ist, bereits mit einer<br />
Hochschule einen entsprechenden Studienverlaufsplan<br />
erarbeitet.<br />
Umwelttechnik oder an der FH Westküste<br />
Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik studieren.<br />
Wer lieber mit Menschen arbeiten<br />
möchte, kann das duale Studium Soziale<br />
Arbeit und die staatliche Anerkennung als<br />
Sozialarbeiter und Sozialarbeiter (m/w/d) bei<br />
der Stadt Elmshorn erwerben.<br />
An wen richtet sich<br />
ein duales Studium?<br />
Duale, besonders aber triale Studiengänge<br />
sind aufgrund ihrer kompakt strukturierten<br />
Lehrinhalte mit einem hohen Arbeitsaufwand<br />
verbunden und erfordern ein diszipliniertes<br />
Arbeiten. Damit das Studium in der Regelstudienzeit<br />
absolviert werden kann, ist es nicht<br />
vorgesehen, dass nebenbei fachfremde Seminare<br />
belegt werden, und während der vorlesungsfreien<br />
Zeit finden die Praxisphasen in<br />
den Partnerunternehmen statt. Zum Ausgleich<br />
stehen den Studis jedoch gesetzlich geregelte<br />
Urlaubstage zu.<br />
Die gemeinsame Planung des Studienziels<br />
durch Unternehmen und Hochschule in<br />
Verbindung mit den kleinen Seminargruppen<br />
führt zu einem überdurchschnittlichen<br />
Betreuungsverhältnis der Studierenden durch<br />
die Lehrenden. Wer also einen klar strukturierten<br />
Studienverlauf mit enger Zusammenarbeit<br />
und intensiver Unterstützung bevorzugt,<br />
ist mit einem dualen Studium gut beraten.<br />
Ebenso all jene, die in möglichst kurzer Zeit<br />
ein wissenschaftliches Studium samt beruflicher<br />
Ausbildung erlangen möchten.<br />
Wie sieht es mit<br />
dem Gehalt und<br />
Studiengebühren aus?<br />
Das duale Studium bietet neben vielen weiteren<br />
Vorteilen eine monatliche Vergütung.<br />
Häufig orientiert sich diese an gängigen Ausbildungsgehältern.<br />
Manche Unternehmen bieten<br />
auch einen Tarifvertrag. Ob ein Betrieb<br />
bei einem notwendigen Umzug für das duale<br />
Studium Mietkostenzuschuss, Urlaubs- oder<br />
Weihnachtsgeld zahlt, hängt vom Unternehmen<br />
ab. Fallen Studiengebühren an, so<br />
werden diese mit der monatlichen Ausbildungsvergütung<br />
verrechnet. Wer finanzielle<br />
Unterstützung benötigt, hat je nach Voraussetzung<br />
die Option, BAföG oder andere Studienfinanzierungen<br />
zu beantragen.<br />
Auf einen Blick<br />
Die Vor- und Nachteile des dualen Studiums<br />
sind eine Frage der Perspektive und des persönlichen<br />
Interesses. Letztlich muss jeder<br />
selbst entscheiden, welche Studienbedingungen<br />
positiv oder negativ zu bewerten sind.<br />
Vorteile<br />
• die Kombination aus wissenschaftlicher<br />
Theorievermittlung und einem hohen<br />
Praxisanteil<br />
• die unmittelbare Anwendung theoretischen<br />
Wissens im Praxismodul<br />
• der Erhalt einer Ausbildungsvergütung<br />
(während des gesamten Studiums)<br />
• die eventuelle Zahlung der Semesterbeiträge<br />
durch die Unternehmen<br />
• die persönliche Betreuung und enge<br />
Zusammenarbeit sowohl im Unternehmen<br />
als auch an der Hochschule<br />
• die größeren finanziellen Mittel sowie die<br />
bessere Ausstattung der Fachhochschulen,<br />
Berufs- und Wirtschaftsakademien<br />
aufgrund ihrer direkten Kooperation mit<br />
Unternehmen<br />
• die Möglichkeit eines Auslandssemesters<br />
auch im dualen Studium<br />
• geringere Abbruchquoten<br />
Beliebte Studiengänge sind aufgrund der<br />
begrenzten Plätze stark umkämpft. Mehrstufige<br />
Bewerbungsverfahren und eine Vorlaufzeit<br />
bei Bewerbungen sind keine Seltenheit.<br />
Du möchtest die<br />
Welt retten?<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt ein klein<br />
wenig zu verändern, zum Beispiel durch die<br />
Nutzung regenerativer Energien. Die Hochschule<br />
Flensburg bietet zum Beispiel den<br />
dualen Studiengang Regenerative Energietechnik<br />
an. In Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Windtechnik AG kannst du Energie- und<br />
Nachteile<br />
• begrenzte Anzahl von Studienplätzen und<br />
starke Konkurrenz bei beliebten Unternehmen<br />
• geringe Vergleichbarkeit aufgrund der<br />
unterschiedlichen Studienordnungen<br />
• gute bis überdurchschnittliche Noten<br />
erforderlich<br />
• Ausbildungsleitungen lassen sich häufig<br />
die Leistungsnachweise vorlegen<br />
• keine Semesterferien (dafür ca. 24 Tage<br />
Urlaub im Jahr)<br />
• Studiengänge in der Regel auf Wirtschafts-,<br />
Ingenieurswissenschaften sowie<br />
Informatik fokussiert<br />
• eventuelle Nachzahlung der Studiengebühren<br />
für den Fall des Studienabbruchs<br />
54<br />
55
Verwaltung im Wandel: digital,<br />
modern und familienfreundlich<br />
Text Sophie Blady, Anja<br />
Nacken<br />
Fotos Stadt Eutin<br />
Sarah Wottawa über ihren Werdegang<br />
bei der Stadtverwaltung Eutin<br />
Seit Sommer 2021 setzt sich Sarah Wottawa im Bereich Personal,<br />
Organisation und IT für die Belange der Mitarbeitenden der<br />
Stadt Eutin ein. In unserem Interview erzählt uns die gebürtige<br />
Bad Segebergerin, warum sie sich nach einem neunmonatigen<br />
Aufenthalt in Paris für ein duales Studium zum Bachelor of Arts<br />
bei der Stadtverwaltung Eutin bewarb, wie die Verwaltung für<br />
die Herausforderung der Zukunft gerüstet ist und zeigt uns ihren<br />
Lieblingsplatz zum Abschalten und Entspannen in Eutin.<br />
Frau Wottawa, wie ging es nach der Schule<br />
für Sie weiter? Wussten Sie zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits, dass Sie ein duales Studium<br />
bei der Stadt Eutin absolvieren möchten?<br />
Obwohl ich nach der Schule die Idee hatte,<br />
eines Tages in der öffentlichen Verwaltung<br />
zu arbeiten, wollte ich jedoch zunächst Auslandserfahrungen<br />
sammeln und meine Französischkenntnisse<br />
verbessern. Daher entschied<br />
ich mich für einen neunmonatigen<br />
Aufenthalt in Paris. Eine wirklich spannende<br />
Erfahrung, die mir allerdings auch verdeutlichte:<br />
Im Ausland leben, möchte ich nicht.<br />
Da mir die Hürde für ein duales Studium in<br />
der Verwaltung damals zu hoch erschien und<br />
ich aus Frankreich nicht am Assessment-Center<br />
teilnehmen konnte, schrieb ich mich für<br />
das Studium International Management an<br />
der Europa-Universität Flensburg ein. Nachdem<br />
ich das Studium in Flensburg erfolgreich<br />
beendet hatte, fiel mir jedoch der Übergang<br />
vom Studium ins Berufsleben ohne praktische<br />
Erfahrungen sehr schwer. So bewarb ich mich<br />
nun doch auf das duale Studium Public Administration<br />
– Allgemeine Verwaltung bei der<br />
Stadt Eutin, und was soll ich sagen: Es hat<br />
geklappt!<br />
Welche Verbindung haben Sie zu Eutin?<br />
Da meine Großeltern in Eutin wohnen, verbinde<br />
ich viele Kindheitserinnerungen und<br />
persönliche Momente mit der Stadt Eutin.<br />
In den Mittagspausen gehe ich gerne in die<br />
Stadtbucht am Eutiner See – dort kann ich<br />
mich einfach am besten entspannen.<br />
Heute arbeiten Sie im Fachdienst Personal,<br />
Organisation und IT. Wie war der Übergang<br />
vom Studium ins Berufsleben?<br />
Nach meinem dualen Studium fühlte ich mich<br />
dank der praxisorientierten Ausbildung gut<br />
auf meine Aufgaben im Fachdienst Personal,<br />
Organisation und IT vorbereitet.<br />
Die Praxisphasen, die jeweils vier Monate dauerten,<br />
boten mir vielfältige Einblicke in die<br />
verschiedensten Bereiche der Verwaltung und<br />
ermöglichten es mir, viele Kolleginnen und<br />
Kollegen kennenzulernen. Während meiner<br />
ersten Praxisphase durfte ich bereits Verantwortung<br />
im Fachdienst Personal, Organisation<br />
und IT übernehmen und mich mit den dortigen<br />
Abläufen vertraut machen. Daher war ich<br />
sehr erfreut, als ich später eine Stelle in diesem<br />
Fachdienst angeboten bekam. In meiner<br />
aktuellen Funktion als Ansprechpartnerin für<br />
die Beamtinnen und Beamten verantworte ich<br />
meinen eigenen Aufgabenbereich und fühle<br />
mich dabei sehr wohl.<br />
Zu meinen weiteren Aufgaben gehören unter<br />
anderem die Betreuung der Stellenbewertungs-<br />
und Stellenbemessungsverfahren, die<br />
Erstellung des Personalberichts, die Betreuung<br />
der Studierenden und Projektarbeit.<br />
Ich schätze die Möglichkeit, eigenverantwortlich<br />
arbeiten zu können und meine Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten in diesem Bereich der Verwaltung<br />
zu vertiefen.<br />
Welche Aufgaben sind das?<br />
Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen<br />
bearbeite ich die Fragen von Beamtinnen<br />
und Beamten zu rechtlichen Themen<br />
auf der Grundlage von Gesetzestexten. Spannend<br />
an dieser Tätigkeit ist die Vielfalt der<br />
unterschiedlichen Fälle und der individuellen<br />
Fragestellungen. Wenn sich Beamtinnen und<br />
Beamte weiterqualifizieren möchten, prüfe<br />
ich beispielsweise, ob sie die entsprechenden<br />
Voraussetzungen für die unterschiedlichen<br />
Aufstiegsmöglichkeiten erfüllen und begleite<br />
nach der Bewilligung das gesamte Verfahren.<br />
Sarah Wottawa, im<br />
Bereich Personal,<br />
Organisation und IT bei<br />
der Stadtverwaltung<br />
Eutin tätig.<br />
Marktplatz von Eutin.<br />
56<br />
57
„Für alle, die Wert<br />
auf einen sicheren<br />
Arbeitsplatz legen, bietet<br />
die Stadt Eutin reizvolle<br />
Berufsmöglichkeiten<br />
in unterschiedlichen<br />
Fachbereichen.“<br />
Die Verwaltung ist ein modernes<br />
Dienstleistungsunternehmen<br />
Im Interview mit Anne Bornholdt über das duale Studium Allgemeine<br />
Verwaltung / Public Administration bei der Stadtverwaltung Eutin<br />
Anne Bornholdt (21) hat ihr Abitur in Heide absolviert und im Anschluss in<br />
Neumünster bei der jugendlichen Hilfsorganisation ,Schüler helfen Leben’ ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr (FJS) gemacht. Während dieser Zeit wurde ihr bewusst,<br />
dass sie sich nur ein Studium mit der Möglichkeit zu einem direkten Berufseinstieg<br />
vorstellen konnte. Die Stadtverwaltung Eutin bot ihr diese Möglichkeit. Kurzerhand<br />
zog sie von Dithmarschen nach Eutin und ist mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden.<br />
Verwaltung steht heute nicht nur für Sicherheit, sondern auch für Flexibilität.<br />
Jede Frage bedarf einer neuen Herangehensweise.<br />
Die Kombination aus Teamwork und<br />
konzentrierten Arbeitsphasen mit Gesetzestexten<br />
macht für mich den besonderen Reiz<br />
der Arbeit aus.<br />
Welche Karrieremöglichkeiten bietet die<br />
Arbeit in diesem Fachdienst?<br />
Der Fachdienst Personal, Organisation und IT<br />
bietet die Möglichkeit, die Fachdienstleitung<br />
zu übernehmen oder eine Qualifizierung zum<br />
Fachbereichsleiter zu absolvieren. Insgesamt<br />
ist hervorzuheben, dass wir sehr gute Fortbildungsmöglichkeiten<br />
bei der Stadt Eutin<br />
genießen: Wer Interesse an einer Fortbildung<br />
äußert, bekommt diese in der Regel problemlos<br />
bewilligt.<br />
Was macht die Stadt Eutin in Ihren Augen<br />
zu einem attraktiven Arbeitgeber?<br />
Für alle, die Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz<br />
legen, bietet die Stadt Eutin reizvolle<br />
Berufsmöglichkeiten in unterschiedlichen<br />
Fachbereichen. Gerade während der Coronapandemie<br />
musste ich zu keiner Zeit um meinen<br />
Arbeitsplatz fürchten. Hinzu kommen<br />
strukturierte Abläufe, gleitende Arbeitszeiten<br />
und die Möglichkeit, bereits Freitagmittag ins<br />
Wochenende zu starten, sofern die Arbeitszeit<br />
vorgearbeitet wurde.<br />
Bei all den Vorteilen hat auch der öffentliche<br />
Dienst mit dem aktuellen Fachkräftemangel<br />
zu kämpfen. Laut aktueller Schätzungen<br />
des Deutschen Beamtenbundes<br />
fehlen bundesweit rund 360.000 Beschäftigte.<br />
Was tut die Stadt, um Vorurteile<br />
abzubauen?<br />
Verwaltung steht heute nicht nur für Sicherheit,<br />
sondern auch für Flexibilität: die Möglichkeit<br />
des mobilen Arbeitens mit flexiblen<br />
Arbeitszeiten bis 21 Uhr abends. Wer tagsüber<br />
die Sonne genießen möchte, Termine wahrnehmen<br />
muss oder gerne ausschläft, hat die<br />
Möglichkeit, seine Arbeitszeit entsprechend<br />
seiner persönlichen Vorlieben anzupassen.<br />
Auch ein Zuschuss zum Fahrradkauf und ein<br />
Zuschuss für den Öffentlichen Personennahverkehr<br />
fördern die Flexibilität der Mitarbeitenden.<br />
Besonders junge Mütter schätzen<br />
das Angebot der Stadt Eutin, die Ausbildung<br />
zur Verwaltungsfachangestellten in Teilzeit<br />
zu absolvieren und im späteren Berufsalltag<br />
zwischen zahlreichen Arbeitszeitmodellen<br />
individuell wählen zu können. Fortschrittliche<br />
Azubiprojekte zeigen, dass sich in der Verwaltung<br />
in den letzten Jahren einiges getan<br />
hat: Unsere Auszubildenden haben zusammen<br />
Videos produziert, die Einblicke über Ausbildung<br />
und Studium bieten.<br />
Gibt es ein Vorurteil, mit dem Sie gerne<br />
aufräumen möchten?<br />
Ein guter Mix zwischen alten Hasen und jungen<br />
Mitarbeitenden. Wer denkt, dass Verwaltung<br />
langweilig ist, irrt: Die Aufgabenvielfalt<br />
ist groß und viele Bereiche gehen über die<br />
Büroarbeit hinaus.<br />
Wie hat sich die Arbeit in der Verwaltung<br />
seit Beginn Ihres Studiums verändert?<br />
In den letzten Jahren wurden viele Prozesse<br />
digitalisiert, sodass die Arbeit flexibler und<br />
schneller erledigt werden kann – zum Beispiel<br />
die Möglichkeit, mobil von zu Hause aus zu<br />
arbeiten und Meetings in Videokonferenzen<br />
abzuhalten. Zudem bin ich Teil des Teams,<br />
das an der Digitalisierung der Verwaltungsprozesse<br />
der Stadt Eutin arbeitet, sodass der<br />
Schritt zur E-Akte eingeleitet werden kann.<br />
Ich merke jedoch auch, wie aufwendig eine<br />
solche Umstellung tatsächlich ist, denn der<br />
Digitalisierungsprozess muss neben den allgemeinen<br />
Aufgaben in der Verwaltung durchgeführt<br />
werden. Es ist jedoch wirklich spannend,<br />
diesen Wandel mitzugestalten.<br />
Worin sehen Sie Ihren persönlichen Vorteil<br />
in einem dualen Studium?<br />
Bereits während meiner Schulzeit habe ich<br />
viele Jobmessen besucht und dabei in Gesprächen<br />
die vielen Vorteile eines dualen Studiums<br />
kennengelernt. Dann stand für mich fest,<br />
dass ich nicht studieren möchte, ohne eine<br />
genaue Berufsperspektive zu haben, und die<br />
bietet mir das duale Studium bei der Stadtverwaltung<br />
Eutin.<br />
Einige durchlaufen zuerst eine Ausbildung<br />
und schließen dann das Studium an, warum<br />
haben Sie sich für diesen Weg entschieden?<br />
An der Fachhochschule für Verwaltung und<br />
Dienstleistung FHVD in Altenholz, an der ich<br />
studiere, sind viele Kommilitoninnen und<br />
Kommilitonen, die zunächst eine Ausbildung<br />
zum Verwaltungsfachangestellten absolviert<br />
haben. Für mich kam das aber nicht infrage,<br />
da mir die Gesamtdauer beider Ausbildungswege<br />
von sechs Jahren einfach zu lang war.<br />
Meiner Wahrnehmung nach macht das für<br />
das Studium auch kaum einen Unterschied.<br />
Zu Beginn muss man im Vergleich den Stoff<br />
etwas intensiver vor- und nachbereiten, aber<br />
die Hochschule achtet darauf, dass alle auf<br />
den gleichen Wissensstand gebracht werden.<br />
Wissen Sie schon, für welchen Fachbereich<br />
Sie sich innerhalb der Verwaltung beruflich<br />
qualifizieren möchten?<br />
Da ich zwar kurz vor der Hälfte des Studiums<br />
bin, aber erst eine Praxisphase in der Verwaltung<br />
durchlaufen habe, fällt es mir schwer,<br />
bereits jetzt eine Aussage zu treffen. Während<br />
meiner Praxisphase war ich in der Stabsstelle<br />
Gemeindeverfassung und Gremienbetreuung.<br />
Hier ging es um sehr viele kommunalrechtliche<br />
Fragen. Da ich mich besonders für Rechtswissenschaft<br />
interessiere, hat mir die Arbeit<br />
natürlich dort sehr gut gefallen. Mal schauen,<br />
wie es weitergeht.<br />
Hat die Arbeit bei der Stadtverwaltung<br />
Ihren Blick auf die Stadt bzw. Verwaltungsarbeit<br />
verändert?<br />
Ja, denn ich habe nun verstanden, welche<br />
vielfältigen Bereiche eine Verwaltung abdeckt<br />
und wie sich das Verwaltungswesen über die<br />
Jahre weiterentwickelt hat. Meine Eltern und<br />
Großeltern haben noch ein anderes, klischeehaftes<br />
Bild im Kopf. Mittlerweile ist Verwaltung<br />
ein modernes Dienstleistungsunternehmen,<br />
welches das Wohl und die Versorgung<br />
der Bürgerinnen und Bürger im Fokus hat.<br />
Bei der es auch immer mehr um Digitalisierung<br />
geht!?<br />
Ja, auf jeden Fall! Wir haben auch an der<br />
Fachhochschule die Möglichkeit, aus dem<br />
Digitalbereich Schwerpunkte zu wählen. Im<br />
Hinblick auf die stetig wachsende Anzahl der<br />
Aufgaben und neuen Herausforderungen muss<br />
sich die Verwaltung zukunftsfähig präsentieren<br />
und mit der Zeit gehen. Da sehe ich aber<br />
keine Schwierigkeiten.<br />
Stichwort ‚New Work’: Von welchen Angeboten<br />
profitieren die Auszubildenden?<br />
Zum Beispiel vom Angebot der mobilen<br />
Arbeit. Die Verwaltung stattet uns hierfür mit<br />
dem nötigen technischen Equipment aus. So<br />
können wir auch auf diesem Weg die Kommunikation<br />
mit den Kolleginnen und Kollegen,<br />
Ausbildern und anderen Auszubildenden halten.<br />
Auf die Kommunikation wird generell<br />
bei der Stadtverwaltung Eutin großen Wert<br />
gelegt.<br />
Wenn Sie einem Schulabgänger in drei Sätzen<br />
die Vorzüge Ihrer Arbeit erklären müssten,<br />
wie würden die lauten?<br />
Die Arbeit in der Verwaltung bietet Aufgabenbereiche<br />
von A bis Z. Die große Vielfalt macht<br />
den Beruf spannend und bietet viel Abwechslung.<br />
Die Kombination aus Büroarbeit und<br />
Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern<br />
ist perfekt und die Mitarbeitenden sind die<br />
Schnittstelle zwischen den Bürgeranliegen<br />
und dem Verwaltungsapparat.<br />
58<br />
59
Das duales Studium als Türöffner<br />
für eine vielseitige Karriere<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen im Fokus<br />
Raus aus den Hörsälen, rein in die spannende Welt der Kreisverwaltung!<br />
Mit einem dualen Studium bei der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
bekommen Studierende die Chance, Theorie und Praxis parallel zu<br />
erlernen und ihre Karriere im öffentlichen Dienst zu verbessern.<br />
Sünja, absolviert das Studium Public Administration bei der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />
Ob in den Bereichen Personal, Finanzen,<br />
Umwelt oder Soziales: Das duale Studium<br />
bietet jungen Menschen die Möglichkeit,<br />
sich aktiv für ihre Region einzusetzen und<br />
Zukunftsthemen voranzubringen. „Wir haben<br />
so viele Aufgaben in der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen, dass jeder Studierende sich<br />
gemäß seinem Interesse für die Region engagieren<br />
und innerhalb der Verwaltungstätigkeiten<br />
einsetzen kann”, betont Petra von Würtzen-Pieper,<br />
Ausbildungsleiterin beim Kreis<br />
Dithmarschen.<br />
Praxisnah studieren bei der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
Sünja, 25, absolviert das Studium Public Administration im<br />
9. Trimester in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
Zusätzlich bietet die Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
ein attraktives Arbeitsumfeld mit<br />
moderner Infrastruktur und flexiblen Arbeitszeitmodellen.<br />
Studierende treffen in der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen auf ein offenes<br />
kollegiales Betriebsklima, in dem Teamarbeit<br />
großgeschrieben wird. Regelmäßige Weiterbildungsangebote<br />
und die Möglichkeit zur<br />
beruflichen Weiterentwicklung bieten Auszubildenden,<br />
Studierenden und Mitarbeitenden<br />
die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten kontinuierlich<br />
auszubauen.<br />
Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums<br />
stehen den Absolventen vielfältige Karrieremöglichkeiten<br />
offen, sei es in der Kreisverwaltung<br />
selbst oder auch in anderen Bereichen<br />
des öffentlichen Sektors. Welche das<br />
sind, erfahren wir von Sünje und Peter, die<br />
uns Einblicke in ihr Studium bei der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen geben.<br />
Studierende der Kreisverwaltung Dithmarschen im dualen Studium.<br />
Das Gebäude der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />
Text Sophie Blady<br />
Fotos Reinhard Witt<br />
Im Gespräch mit Sünja erfahren wir von ME2BE, warum sich die<br />
Nordfriesin nach einer Ausbildung bei der Stadt Heide für ein duales<br />
Studium beim Kreis Dithmarschen entschieden hat. Sie berichtet<br />
über berufliche Chancen, die das Studium eröffnet, und wie sie<br />
mit außergewöhnlichen Kunden- und Bürgeranfragen umgeht.<br />
Liebe Sünja, kannst du uns den Unterschied<br />
zwischen der Arbeit bei der Stadt<br />
und dem Kreis näher erläutern?<br />
Sicher! Bei der Arbeit beim Kreis ist man<br />
Teil eines größeren Systems. Auf Stadtebene<br />
bearbeitet man hingegen individuellere Aufgaben<br />
für die Bürgerinnen und Bürger und<br />
steht somit in engerem Kontakt zu ihnen.<br />
Spannend bei der Kreisverwaltung ist, dass<br />
man bereits im Studium einen guten Überblick<br />
darüber erhält, was im gesamten Kreis<br />
geschieht. Aktuell arbeitet der Kreis Dithmarschen<br />
beispielsweise daran, die Digitalisierung<br />
in der Verwaltung voranzubringen und<br />
in Ämtern zu etablieren. Damit dies gelingt,<br />
schließt der Kreis sich mit den Gemeinden<br />
und Ämtern zusammen, um ein Konzept zu<br />
entwickeln, bei dem der Kreis federführend<br />
beteiligt ist und die Koordination übernimmt.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auf<br />
Kreisebene viele übergeordnete Themen bearbeitet<br />
und koordiniert werden.<br />
Warum hast du dich nach einer Ausbildung<br />
bei der Stadt Heide für das duale Studium<br />
in der Kreisverwaltung Dithmarschen entschieden?<br />
Mich hat das breit gefächerte Aufgabenfeld<br />
und der Umgang mit übergeordneten Themen<br />
im Kreis besonders gereizt. Ich wusste schon<br />
immer, dass ich gerne im Büro mit Kundenkontakt<br />
arbeiten möchte. Besonders im ersten<br />
Jahr konnte ich sehr von meiner Ausbildung<br />
profitieren.<br />
Beim Thema Bürojob scheiden sich die<br />
Geister – für den einen ein No-Go, für den<br />
anderen ein Sprungbrett zu vielfältigen<br />
Karrieremöglichkeiten. Was macht für dich<br />
den Reiz des Schreibtischjobs aus?<br />
Besonders gefällt mir die Atmosphäre im<br />
Büro und das Teamgefühl. Bei uns in der<br />
Verwaltung greifen viele Prozesse ineinander<br />
und wir sind regelmäßig im Austausch mit<br />
anderen Abteilungen, den Bürgerinnen und<br />
60<br />
61
„Spannend bei der Kreisverwaltung<br />
ist, dass man bereits im Studium<br />
einen guten Überblick darüber erhält,<br />
was im gesamten Kreis geschieht.“<br />
Verwaltung im Aufbruch<br />
Einblicke in das Studium Bachelor of Arts Public<br />
Administration Allgemeine Verwaltung<br />
Bürgern und natürlich mit den Kolleginnen<br />
und Kollegen im eigenen Büro. Da ich in<br />
meinem Studium unterschiedliche Bereiche<br />
durchlaufe, lerne ich bereits viele Mitarbeitende<br />
kennen.<br />
Welche beruflichen Chancen eröffnet dir<br />
das Studium?<br />
Im Vergleich zur Ausbildung bietet mir das<br />
duale Studium ein umfangreicheres Tätigkeitsfeld<br />
und viel bessere Aufstiegschancen<br />
in die Führungsebene. Das passt zu mir, denn<br />
ich mag Herausforderungen. Vorerst ist mein<br />
Ziel, im Arbeitsleben anzukommen, mich zu<br />
etablieren, um dann herausfinden, welche<br />
beruflichen Wege ich einschlagen möchte.<br />
Das klingt vielversprechend. In welcher<br />
Abteilung würdest du nach dem Studium<br />
am liebsten arbeiten und warum?<br />
Ich interessiere mich besonders für den<br />
Bereich Finanzen. Ein Bereich, den nicht<br />
alle mögen, der in meinen Augen jedoch viel<br />
Potenzial für ein wirklich spannendes Aufgabenfeld<br />
bietet: Darunter fällt beispielsweise<br />
die jährliche Erstellung des Haushaltsplans<br />
für den gesamten Kreis Dithmarschen. Dafür<br />
werden Gespräche mit allen Fachdiensten<br />
geführt, um anschließend einen Gesamtplan<br />
zu erstellen, der alle geplanten Ausgaben<br />
und Einnahmen präsentiert. Problematisch<br />
wird es, wenn das Endergebnis stark von<br />
der ursprünglichen Planungen abweicht. Um<br />
dies zu verbessern, setzen wir verstärkt auf<br />
Kommunikation, um im Laufe des Jahres am<br />
Haushalt zu arbeiten.<br />
Die Kreisverwaltung Dithmarschen arbeitet<br />
eng mit den Bürgerinnen und Bürgern<br />
und anderen Organisationen zusammen.<br />
Wie gehst du mit Kunden- oder Bürgeranfragen<br />
und -beschwerden um?<br />
Im Kontakt mit Kunden- oder Bürgeranfragen<br />
und -beschwerden versetze ich mich immer<br />
in die Lage der Bürger, um sie bestmöglich<br />
zu verstehen. Dabei ist mir eine offene und<br />
transparente Kommunikation besonders wichtig.<br />
Für mich ist es entscheidend, eine Lösung<br />
zu finden und die Angelegenheit nicht persönlich<br />
zu nehmen. Im Fach Konfliktmanagement<br />
habe ich Strategien gelernt, wie man<br />
mit den Bürgerinnen und Bürgern auch in<br />
schwierigen Situationen umgeht. Manchmal<br />
hilft es bereits, das Tempo herauszunehmen<br />
und ein Gespräch auf den nächsten Tag zu<br />
verlegen.<br />
Wie hat sich dein Blick auf die Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen als Arbeitgeber seit<br />
Beginn deiner Ausbildung verändert?<br />
Seit meinem Eintritt in die Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen habe ich erkannt, wie viele<br />
Möglichkeiten es in diesem Arbeitsumfeld<br />
gibt. Da jede Stelle wirklich anders ist, bieten<br />
sowohl die Ausbildung als auch das Studium<br />
die Möglichkeit, einen Bereich zu finden,<br />
der zu den individuellen Interessen und<br />
Fähigkeiten passt. Mein Blick auf die Verwaltung<br />
hat sich positiv verändert: Ich habe<br />
ein besseres Verständnis für interne Prozesse<br />
entwickelt, die nach außen hin nicht immer<br />
sichtbar sind.<br />
Wie bringst du Arbeit und Privatleben in<br />
Einklang?<br />
Da ich meine Arbeitszeit nahezu selbstständig<br />
einteilen kann, arbeite ich meist vor,<br />
um freitags bereits um 12 Uhr Feierabend<br />
machen zu können. Dadurch habe ich Zeit<br />
für meine Hobbys und Freizeitaktivitäten<br />
wie das Boßeln. Ein traditioneller Sport am<br />
Deich, für den ich regelmäßig an Feldkämpfen<br />
teilnehme. Meine zweite Leidenschaft ist<br />
die Landjugend, ein Verein, in dem sich Menschen<br />
zwischen 14 und 30 Jahren treffen, um<br />
gemeinsam Aktivitäten wie Bowling, Klettern<br />
und Ringstechen ausüben.<br />
Würdest du dich wieder für diesen Weg<br />
entscheiden?<br />
Ja, ich würde alles genauso wieder machen!<br />
Peter Köhn, 21, studiert im 9. Trimester Bachelor of Arts<br />
Public Administration Allgemeine Verwaltung bei der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen. Wir von ME2BE wollten von<br />
ihm wissen, wie fortschrittlich die Verwaltung arbeitet und<br />
welche beruflichen Chancen ihm das Studium eröffnet.<br />
Warum hast du dich für ein Studium bei der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen entschieden?<br />
Ich habe mir frühzeitig überlegt, wie es nach<br />
der Schule für mich weitergeht. Um einen<br />
besseren Überblick über meine Möglichkeiten<br />
zu bekommen, habe ich viele unterschiedliche<br />
Praktika absolviert – auch in den Sommerferien.<br />
Im Vergleich wurde mir schnell klar, dass<br />
die öffentliche Verwaltung sehr abwechslungsreiche<br />
Arbeitsmöglichkeiten bereit hält;<br />
besonders in den gehobenen Positionen.<br />
Im Laufe des Bewerbungsprozess habe ich<br />
mich dann bei ganz unterschiedlichen Dienstherren<br />
beworben und mich aufgrund des<br />
Bewerbungsverfahrens für den Kreis Dithmarschen<br />
entschieden.<br />
Was hat dir an dem Bewerbungsverfahren<br />
so gut gefallen, dass du ein duales Studium<br />
beim Kreis begonnen hast?<br />
Besonders gefiel mir, dass das Bewerbungsverfahren<br />
auf zwei Tage verteilt war und dass<br />
im Entscheidungskomitee auch junge Mitarbeitende<br />
beteiligt waren. Das war ein Schlüsselmoment<br />
für mich, der mir gezeigt hat, dass<br />
in der Verwaltung auch junge Menschen mitgestalten.<br />
Du hast ja viele unterschiedliche Praktika<br />
absolviert. Worin unterscheidet sich die<br />
Verwaltungsarbeit in der (Kreis) Exekutive,<br />
in der (Justiz) Judikative und in der<br />
(Staatsgewalt) Legislative?<br />
Die Tätigkeiten in diesen Bereichen variieren<br />
erheblich, obgleich es letztlich sowohl<br />
bei der Exekutive als auch bei der Judika-<br />
„Während meines Studiums<br />
konnte ich feststellen, dass<br />
bereits viele Bereiche der<br />
Kreisverwaltung digital<br />
fortschrittlich arbeiten, es<br />
stehen E-Akten zur Verfügung<br />
und die Ausstattung ist<br />
sehr modern geworden.“<br />
Peter Köhn, studiert Bachelor of Arts Public Administration Allgemeine Verwaltung.<br />
62<br />
63
FINDE EINEN BERUF<br />
tive hauptsächlich darum handelt, mit Bürgerinnen<br />
und Bürgern in Kontakt zu treten.<br />
Allerdings befinden sich die Exekutivorgane<br />
näher an den Bürgerinnen und Bürgern und<br />
setzen die Entscheidungen um, die letztendlich<br />
im Leben der Menschen spürbar werden.<br />
Im Rahmen meiner Erfahrungen in der Judikative<br />
hatte ich die Möglichkeit, an einer<br />
Gerichtsverhandlung teilzunehmen, das hat<br />
mich sehr beeindruckt. Die Aufgaben waren<br />
für mich gleichermaßen interessant. Am Ende<br />
gefiel mir der Fokus in der Exekutive besser.<br />
Welche beruflichen Chancen eröffnet dir<br />
das Studium?<br />
Nach Abschluss des dualen Studiums könnte<br />
ich im öffentlichen Dienst sowohl in verschiedenen<br />
Kreisen als auch in Städten tätig<br />
werden. Darüber hinaus besteht die Option,<br />
auf andere Ebenen wie die Judikative zu<br />
wechseln. Mein persönliches Ziel ist es, eine<br />
berufliche Position zu finden, in der ich mich<br />
selbst entfalten und aktiv mitgestalten kann.<br />
In Dithmarschen haben wir eine wunderschöne<br />
Natur, von der jedoch viele Menschen<br />
nicht wissen, dass sie ohne die existierenden<br />
Sielverbände zu Teilen überschwemmt<br />
wäre. Aus diesem Grund möchte ich mich im<br />
Bodenschutz engagieren und dafür sorgen,<br />
dass Dithmarschen so bewahrt bleibt, wie es<br />
gegenwärtig ist.<br />
Welche Aufgaben übernimmt der Kreis im<br />
Bodenschutz?<br />
Neben den Zuständigkeiten für Wasser und<br />
Abfall bildet der Bodenschutz einen zentralen<br />
Schwerpunkt. Was mich besonders anspricht,<br />
ist die Tatsache, dass diese Tätigkeiten einen<br />
aktiven Außendienst erfordern, um die Einhaltung<br />
der Vorschriften vor Ort zu überprüfen<br />
und mögliche Verstöße festzustellen.<br />
Wie hat sich dein Blick auf die Kreisverwaltung<br />
als Arbeitgeber verändert?<br />
Obwohl im Kreis Dithmarschen rund 750 Mitarbeitende<br />
tätig sind, bemerkte ich schnell,<br />
dass die Arbeit mit den Kolleginnen und<br />
Kollegen sehr persönlich und freundlich im<br />
Umgang ist. Angenehm aufgefallen sind mir<br />
zudem die recht flachen Hierarchien.<br />
Was weißt du über die aktuellen Herausforderungen<br />
oder Projekte, mit denen sich<br />
die Kreisverwaltung Dithmarschen derzeit<br />
befasst?<br />
Der Kreis hat sich zwei bedeutende übergeordnete<br />
Themen vorgenommen, die große<br />
Chancen für Dithmarschen darstellen. Zum<br />
einen handelt es sich um den Neubau des<br />
Kreishauses, welcher idealerweise in zentraler<br />
Lage entstehen soll. Hierbei geht es darum,<br />
eine moderne Infrastruktur zu schaffen, die<br />
den Bedürfnissen des Kreises gerecht wird.<br />
Des Weiteren steht die Investition aus dem<br />
hohen Norden im Fokus: die Ansiedlung der<br />
Firma Northvolt. Dies stellt eine immense<br />
Chance für Dithmarschen dar und ist mit<br />
der potenziellen Schaffung von fast 3000<br />
Arbeitsplätzen verbunden. Für den Kreis<br />
bedeutet dies zunächst eine Vielzahl an<br />
Aufgaben, denn ein derart großer Industriebetrieb<br />
bringt einen hohen Ressourcenverbrauch<br />
mit sich, der koordiniert werden muss.<br />
Wie fortschrittlich arbeitet die Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen?<br />
Während meines Studiums konnte ich feststellen,<br />
dass bereits viele Bereiche der Kreisverwaltung<br />
digital fortschrittlich arbeiten,<br />
es stehen E-Aktren zur Verfügung und die<br />
Ausstattung ist sehr modern geworden. Allen<br />
Mitarbeitenden steht ein Laptop zur Verfügung<br />
sowie ein höhenverstellbarer Schreibtisch,<br />
mehrere Bildschirme und die Option<br />
auf Homeoffice ermöglicht ein großes Maß an<br />
Flexibilität während der Arbeit.<br />
Auch die Möglichkeit, mich während der<br />
Arbeitszeit ehrenamtlich beim Katastrophenschutz<br />
zu engagieren, empfinde ich als fortschrittlich.<br />
Weitere Informationen zum Dualen Studium<br />
oder der Ausbildung bei der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen findest du auf www.dithmarschen.de<br />
Kreis Dithmarschen<br />
Petra von Würtzen-Pieper<br />
Stettiner Straße 30<br />
25746 Heide<br />
T. 0481 97-1232<br />
info@dithmarschen.de<br />
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64<br />
65
Text Christian Sophie Blady Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Sophie Blady Weimar<br />
Wie zeitgemäß ist es eigentlich noch, wenn Bewerberinnen und Bewerber unter<br />
den Blicken der zukünftigen Arbeitgeber, Psychologen und potenziellen Kollegen in<br />
eine Stresssituation versetzt werden, um Aufgaben zu lösen oder ihre Teamfähigkeit<br />
in fingierten Rollenspielen unter Beweis zu stellen? Für viele Arbeitgeber sind<br />
Assessment-Center immer noch eine legitime Methode, um geeignete Auszubildende<br />
oder Mitarbeitende für ihr Unternehmen zu rekrutieren. Dass das auch anders<br />
geht, beweist ein junges Start-up aus Flensburg: Level up! HR (lvlup!HR UG).<br />
Spielend zum Erfolg:<br />
Innovative Mitarbeitergewinnung mit E-Sport<br />
„Wir holen die Jugendlichen<br />
da ab, wo sie sich wohl<br />
fühlen und nutzen den<br />
natürlichen Spieltrieb, um<br />
authentische Informationen<br />
über ihre Kompetenzen<br />
zu gewinnen.“<br />
Frank Simoneit<br />
„Wir haben uns gedacht, warum spielen<br />
sie nicht einfach?“, sagte Frank Simoneit,<br />
Geschäftsführer des Start-up lvlup!HR. Als<br />
passionierter E-Sportler und Lehrkraft für<br />
besondere Aufgaben im Fachbereich Wirtschaft<br />
an der FH Westküste nutzte er mit seinem<br />
Team die Coronazeit, um seine Idee in die<br />
Tat umzusetzen: den angeborenen Spieltrieb<br />
junger Menschen für die Kompetenzanalyse in<br />
der Personalauswahl und Personalentwicklung<br />
zu nutzen.<br />
„Wir holen die Jugendlichen da ab, wo sie<br />
sich wohl fühlen und nutzen den natürlichen<br />
Spieltrieb, um authentische Informationen<br />
über ihre Kompetenzen zu gewinnen.<br />
Im Gegensatz zum Assessment Center können<br />
sich die Jugendlichen auf eine Gaming<br />
Competition nicht vorbereiten. Sie handeln<br />
intuitiv und können sich nicht hinter auswendig<br />
gelernten Floskeln verstecken“, erklärte<br />
Frank Simoneit. „Im Spiel wird sehr schnell<br />
deutlich, wer sich als teamfähig, strategisch,<br />
impulsiv oder aber zurückhaltend erweist.“<br />
Um eine möglichst realitätsnahe Einschätzung<br />
entwickeln zu können, beobachten<br />
Simoneit und seine Kollegen nicht nur das<br />
Spielverhalten der Jugendlichen, sondern<br />
analysieren zusätzlich Daten auf der Basis<br />
von Verhaltensankern, die im Vorfeld gemeinsam<br />
mit dem Unternehmen festgelegt wurden<br />
und auf eine hohe Kompetenzausprägung<br />
schließen lassen. Positive Verhaltensanker<br />
sind beispielsweise ein Indiz, ob ein Teilnehmer<br />
Handlungsbedarf erkennt, die Initiative<br />
ergreift, Verbesserungsvorschläge einbringt<br />
und bei Unklarheiten auch mal nachfragt.<br />
„Wie geübt die Teilnehmenden im Gaming<br />
sind, spielt dabei keine Rolle”, betont Frank<br />
Simoneit. „Ob ungeübt oder Profi: Verliert<br />
ein Spieler beispielsweise regelmäßig mit<br />
seinem Team, gibt sein Verhalten aufschlussreiche<br />
Einblicke in seinen Umgang mit Frustration<br />
und Resilienz – gibt er auf? Versucht<br />
er zu trainieren? Reagiert er gleichgültig?”,<br />
so Frank Simoneit weiter. Hinzu komme,<br />
dass E-Sport ein sehr inklusiver Sport sei,<br />
der keine Personengruppe diskriminiere. Ob<br />
männlich, weiblich, ob mit Migrationshintergrund<br />
oder mit körperlicher Beeinträchtigung,<br />
jeder könne mitmachen.<br />
GMSH goes Level up!<br />
Zwei Tage von 9 bis 16 Uhr Computer spielen<br />
statt arbeiten, heißt es für die Nachwuchskräfte<br />
des 1. Lehrjahres der GMSH. „Ziel ist,<br />
unseren Auszubildenden spielerisch zu zeigen,<br />
welche Kompetenzen sie bereits besitzen und<br />
wie sie diese nutzen können, um ihre Ausbildung<br />
erfolgreich abzuschließen. Durch die<br />
E-Sport-Veranstaltung sollen die Azubis ein<br />
konstruktives Feedback erhalten und lernen,<br />
dieses für sich zu nutzen. Auch wir können<br />
auf diese Weise weitere Maßnahmen ableiten,<br />
um die Nachwuchskräfte auf ihrem weiteren<br />
Weg zu unterstützen”, erklärt Kim-Kristin<br />
Haß, Ausbildungsleiterin bei der GMSH.<br />
Welche Kompetenzen für die Ausbildungsbereiche<br />
der GMSH tatsächlich relevant sind,<br />
wurde bereits im Vorfeld mit der Personalberatung<br />
lvlup!HR erarbeitet. „Dafür haben wir<br />
zusammen mit ausgelernten Azubis die Aufgaben<br />
unserer Ausbildungsberufe aufgegliedert<br />
und eruiert, welche Eigenschaften man<br />
benötigt, um die gewünschten Tätigkeiten<br />
besonders gut umzusetzen”, erklärt Leonie<br />
Bahr, zuständig für Recruiting und Azubigewinnung<br />
im Team Nachwuchskräfte der GMSH<br />
bei der GMSH.<br />
Zocken mit Kollegen –<br />
Wer macht das Rennen?<br />
Regeln gibt es so gut wie keine. Denn bei dieser<br />
Potenzialanalyse steht der Spaß am Spiel<br />
im Vordergrund. In zwei Teams treten die Auszubildenden<br />
in vier Sessions gegeneinander<br />
an, um sich beim Autofußball die Bälle abzuzocken.<br />
Regelmäßige Pausen ermöglichen den<br />
66<br />
67
Links: Leonie Bahr, Mitorganisatorin und zuständig für Recruiting und Azubigewinnung im Team<br />
Nachwuchskräfte der GMSH. Rechts: Co-Gründer von lvlup!HR und Student Nick Wichert.<br />
Teilnehmenden, ihre Strategie zu besprechen<br />
und sich in kleinen Trainingseinheiten auf<br />
die nächste Runde vorzubereiten. Jedes Team<br />
besteht aus vier Spielerinnen und Spielern<br />
sowie einem wechselnden Coach, der alles im<br />
Blick behält und das Spiel durch strategische<br />
Anweisungen lenkt. „Dass die Jugendlichen<br />
beobachtet werden, gerät schnell in Vergessenheit:<br />
Unsere Herangehensweise nutzt den<br />
angeborenen Spieltrieb des Menschen, um<br />
eine möglichst natürliche Verhaltensweise zu<br />
erleben”, betont Frank Simoneit. Und so wird<br />
geflucht, gejohlt und gelacht, während die<br />
Autos sich auf acht Bildschirmen und einer<br />
großen Leinwand die Bälle zupassen. „Besonders<br />
gefällt mir an der Veranstaltung, meine<br />
Mitazubis mal von einer ganz anderen Seite<br />
kennenzulernen. Durch die lockere Atmosphäre<br />
beim Zocken ist der Umgang viel persönlicher<br />
und direkter”, freut sich Sina Kuntz,<br />
GMSH-Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement<br />
im ersten Lehrjahr. Sie spielt im<br />
Gewinnerteam und gibt sich sowohl bei der<br />
Arbeit als auch im Spiel direkt und kommunikativ.<br />
Das Potenzial des<br />
Homo ludens<br />
Ob Monopoly, Fußball oder Schach, der<br />
Spieltrieb ist in jedem Menschen verankert<br />
und unterstützt die Entwicklung sozialer und<br />
kognitiver Fähigkeiten wie Planung, strategisches<br />
Denken und Problemlösung. Spiele aller<br />
Art bieten eine Möglichkeit, Spaß zu haben<br />
und sich mit anderen zu messen, während<br />
gleichzeitig wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
entwickelt werden. Der Spieltrieb ist<br />
also nicht nur ein Vergnügen, sondern auch<br />
ein wichtiger Bestandteil der menschlichen<br />
Natur und Entwicklung. Da E-Sport ein sehr<br />
wettbewerbsintensiver Bereich ist, erfordert<br />
er Teamwork, strategisches Denken und<br />
schnelle Entscheidungen – Fähigkeiten, die<br />
auch in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft<br />
gefragt sind.<br />
Sei es für die Rekrutierung neuer Talente, für<br />
das Teambuilding oder im Bereich der beruflichen<br />
Orientierung: E-Sport bietet eine zeitgemäße<br />
Alternative zu zahlreichen Maßnahmen,<br />
die traditionell in der Personalgewinnung<br />
und- entwicklung eingesetzt werden.<br />
„Der ‚Homo ludens‘, der spielende Mensch,<br />
ist authentisch, er verhält sich also natürlich,<br />
während er spielt. Genau darauf zielt ein<br />
Assessment Center ab – eine natürliche Verhaltensweise<br />
zu erleben. lvlup!HR nutzt dieses<br />
Modell für die Potenzialanalyse”, erklärt<br />
Frank Simoneit.<br />
Warum nicht schon viel früher ansetzen und<br />
Schülerinnen und Schülern mit spielerischen<br />
Mitteln die Berufsorientierung zu erleichtern?<br />
Das erklärte Ziel von lvlup! HR-Co-Gründer<br />
und Masterstudent Nick Wichert. „Das Thema<br />
Berufsorientierung könnte noch mehr Aufmerksamkeit<br />
und Innovation erfahren“, findet<br />
er und will sich in seiner Masterarbeit damit<br />
auseinandersetzen, welchen Beitrag digitale<br />
spielerische Elemente dabei leisten können.<br />
Ein Teil seiner Forschungsarbeit wird sich mit<br />
einem Kompetenz-Cluster für unterschiedliche<br />
Berufsrichtungen beschäftigen, sodass<br />
die Schülerinnen und Schüler sich in der Fülle<br />
der beruflichen Möglichkeiten besser orientieren<br />
und positionieren können.<br />
„Mit meiner Arbeit möchte ich eine innovative<br />
Alternative zu traditionellen Verfahren<br />
in der Berufsorientierung entwickeln und<br />
Klarheit schaffen. Der Einsatz von digitalen<br />
Spielen gibt uns die Möglichkeit, das Thema<br />
Berufsorientierung neu zu denken. Ich möchte<br />
dazu beitragen, dass Berufsorientierung Spaß<br />
macht und eine echte Hilfestellung für junge<br />
Menschen ist“, sagt Nick Wiechert über seine<br />
Forschungsabsichten.<br />
Weitere Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten<br />
bei der GMSH unter www.karriere.gmsh.de<br />
Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR<br />
(GMSH)<br />
Kim-Kristin Haß<br />
Küterstraße 30<br />
24103 Kiel<br />
T. 0431 59 91 175<br />
DualeAusbildung@gmsh.de<br />
STUDENTEN-<br />
PORTRÄTS<br />
Alica<br />
STUDENTEN-PORTRÄTS<br />
68<br />
69
„DASS ICH KEIN<br />
ABITUR HABE, WAR<br />
KEIN PROBLEM.“<br />
„ICH HABE DIE DFI ALS<br />
ECHTEN ‚SAVE SPACE‘<br />
EMPFUNDEN ... “<br />
„DIE STUDIERENDENZAHL<br />
IST ÜBERSICHTLICH UND<br />
DER PERSÖNLICHE KONTAKT<br />
ZU DEN PROFESSORINNEN<br />
UND PROFESSOREN SEHR<br />
NIEDRIGSCHWELLIG.“<br />
„ICH MÖCHTE DAZU<br />
BEITRAGEN, DASS<br />
DIE STRUKTUREN IN<br />
DER VERWALTUNG<br />
KUNDENFREUNDLICHER UND<br />
DIGITALER WERDEN.“<br />
STUDENTEN-PORTRÄTS<br />
STUDENTEN-PORTRÄTS<br />
Luca, 22<br />
im 5. Fachsemester Kommunikationsdesign an der Design Factory<br />
International (DFI)<br />
„Eigentlich war es purer Zufall oder nennen wir es großes Glück,<br />
dass ich in der Design Factory angefangen habe. Ich komme von<br />
Sylt, und aufgrund der Coronapandemie wurde die Ausbildungslage<br />
dort so kritisch, dass ich beschloss, nach Hamburg umzuziehen.<br />
Ein guter Freund, der bereits an der DFI studierte, hat mich dann<br />
mitgenommen und mir gezeigt, was sein Studium beinhaltet. Ich<br />
war sofort begeistert und habe mich um ein Informationsgespräch<br />
bei Jesta Brouns gekümmert. Dass ich kein Abitur habe, war kein<br />
Problem. Stattdessen erhielt ich Aufgaben, anhand derer ich mir<br />
eine eigene Mappe zusammenstellen konnte – die scheint gut angekommen<br />
zu sein. Am besten gefällt mir, dass es an der DFI keine<br />
festgelegten Schwerpunkte gibt, sondern die Möglichkeit besteht,<br />
sich in vielen Bereichen auszuprobieren – aufgrund der zahlreichen<br />
Kurskombinationen. Wir arbeiten sehr projektbezogen, teilweise<br />
auch ein ganzes Semester lang. Dadurch haben wir genügend Zeit,<br />
uns tiefer in die Materie einzuarbeiten. Hilfreich ist auch die geringe<br />
Kursgröße und das technische Equipment, das wir uns auch über<br />
das Wochenende ausleihen können.“<br />
Alica, 24<br />
ist im 6. Fachsemester Kommunikationsdesign an der Design<br />
Factory International (DFI)<br />
„Mir war immer klar, dass ich eine Ausbildung im Kreativbereich<br />
machen möchte und als ich die tolle Webseite der DFI entdeckte,<br />
bin ich kurzerhand mit meinem Portfolio an Arbeitsbeispielen zum<br />
Vorstellungsgespräch gereist und anschließend, nach der Zusage,<br />
nach Hamburg gezogen. Bereits im Verlauf des ersten Semesters<br />
stand für mich fest, dass ich meinen Hauptfokus auf Illustration<br />
legen möchte. Kurze Zeit später kamen dann noch die Bereiche<br />
Animation und 3D hinzu. Wenn wir Projektarbeiten anfertigen,<br />
werden wir von den Dozenten zum Oberthema gebrieft. Danach<br />
darf man sich seine eigenen Schwerpunkte suchen. Mir liegt ganz<br />
besonders die Visualisierung von Tabuthemen am Herzen. Leider ist<br />
meine Zeit an der DFI bald vorbei, denn hier kann man sich sehr<br />
frei entfalten und auch in räumlicher Hinsicht bietet die DFI sehr<br />
viel Fläche für kreative Projekte. Ich habe die DFI als echten ‚save<br />
space‘ empfunden, in dem einem jeder mit Wertschätzung begegnet<br />
und in der ein unnachahmlicher Gemeinschaftssinn herrscht.<br />
Unsere Dozenten sind absolut nahbar, teilen mit uns Lernenden ihr<br />
Wissen und ihre Begeisterung und machen uns ebenso auf Veränderungen<br />
in der sich stetig wandelnden Kreativbranche aufmerksam.“<br />
Ben, 24<br />
studiert Angewandte Informationstechnik an der TH Lübeck<br />
„Das Interesse an dem Studienfach Elektrotechnik und Informatik<br />
erwachte bei Ben bereits während eines Schulpraktikums und verstärkte<br />
sich aufgrund seiner Ausbildung bei Thyssen-Krupp mit dem<br />
Schwerpunkt Automatisierung. Ab diesem Zeitpunkt stand für Ben<br />
fest, sein Abitur nachzuholen, um durch ein Studium möglichst tief<br />
in die wissenschaftlichen Hemisphären seines Interessenbereichs<br />
eintauchen zu können. Das Masterstudium an der TH Lübeck ist<br />
nach seiner Auffassung für ihn passgenau. Ganz besonders gefällt<br />
ihm an der TH Lübeck, dass ‚die Studierendenzahl übersichtlich ist<br />
und der persönliche Kontakt zu den Professorinnen und Professoren<br />
sehr niedrigschwellig ist‘. Seine Masterthesis schreibt er am<br />
Kompetenzzentrum (CoSA) der Technischen Hochschule. Als Tipp<br />
für Interessenten stellt Ben ein mathematisches Interesse und ein<br />
Durchhaltevermögen in den Vordergrund und ist ein großer Fan von<br />
Arbeitsgruppen. Die Herausforderung zu forschen und etwas Neues<br />
zu erfinden, hat für ihn seit seinen ersten Erfahrungen mit Elektro-<br />
und Informationstechnik nichts an Reiz verloren und schließt<br />
sogar eine eigene Lehrtätigkeit nicht aus.“<br />
Marla, 23<br />
studiert im 9. Trimester Bachelor of Arts Public Administration<br />
Allgemeine Verwaltung in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
Allgemeine Verwaltung zu studieren bedeutet für Marla die Möglichkeit,<br />
in fast alle Lebensbereiche tiefer einzudringen. „Dadurch<br />
gestaltet sich die Themenvielfalt sehr abwechslungsreich“, freut<br />
sich Marla. Nach dem Abitur hatte sie den Wunsch, für ihre Heimat<br />
in der Region Dithmarschen zu arbeiten, und begann ein duales<br />
Studium beim Kreis. Einbringen möchte sie sich vor allem für das<br />
Wohlbefinden der Mitarbeitenden und die fortschreitende Digitalisierung<br />
im Kreis Dithmarschen. Denn gerade für die junge Generation<br />
nimmt das Thema Work-Life-Balance einen wichtigen Stellenwert<br />
bei der Suche nach einem langfristigen Arbeitsplatz ein. „Es<br />
interessiert mich besonders, den Bereich Digitalisierung zusammen<br />
mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Kreis Dithmarschen voranzubringen,<br />
um die Arbeitsabläufe flexibler zu gestalten und<br />
den Service für die Kundinnen und Kunden zu optimieren,” betont<br />
Marla. Mit flexiblen Arbeitszeiten und der Option auf Home Office<br />
bietet die Kreisverwaltung Marla bereits beste Voraussetzungen,<br />
um ihr Berufs- und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen.<br />
Text Anja Nacken | Foto Sebastian Weimar<br />
Text Anja Nacken | Foto Sebastian Weimar<br />
Text Anja Nacken | Foto Sophie Blady<br />
Text Sophie Blady | Foto Reinhard Witt<br />
70<br />
71
„DER UNTERRICHT IST SEHR<br />
PRAXISORIENTIERT, WIR<br />
TANZEN VIEL UND STEHEN<br />
IN ENGEM AUSTAUSCH MIT<br />
UNSEREN DOZIERENDEN.“<br />
„AM STUDIUM BEGEISTERT<br />
MICH DIE VIELFÄLTIGKEIT DER<br />
HERAUSFORDERUNGEN ...“<br />
„DIE BETREUUNG IN DER GMSH<br />
GEFÄLLT MIR SEHR GUT.“<br />
„AM SPANNENDSTEN FAND<br />
ICH BISLANG DIE GEBÄUDE -<br />
BEWIRTSCHAFTUNG.“<br />
STUDENTEN-PORTRÄTS<br />
Lea, 21<br />
studiert im zweiten Semester Tanztherapie an der MSH Medical<br />
School Hamburg<br />
„Ich habe mich für ein Studium an der Medical School entschieden,<br />
da es der einzige Bachelorstudiengang in Deutschland ist, der<br />
in dieser Studienrichtung vor einem Jahr komplett neu eingeführt<br />
wurde. Mir gefällt besonders gut, dass wir eine kleine Gruppe von<br />
nur sieben Studierenden sind und der Umgang mit unseren Kommilitonen<br />
und Dozenten dadurch sehr persönlich ist. Wie in der Schule<br />
haben wir einen festen Stundenplan und besuchen alle Kurse<br />
gemeinsam. Dadurch haben wir zwar weniger Wahlfreiheit, aber als<br />
Gruppe sind wir sehr eng zusammengewachsen und unterstützen<br />
uns gegenseitig. Der Unterricht ist sehr praxisorientiert, wir tanzen<br />
viel und stehen in engem Austausch mit unseren Dozierenden.<br />
Jedes Modul dauert drei Stunden und enthält sowohl praktische als<br />
auch theoretische Elemente. Besonders begeistert bin ich von den<br />
Modulen Selbsterfahrung und Tänzerische Basis- und Kernkompetenzen.<br />
Das Studium hat mir gezeigt, wie kreativ ich in diesem<br />
Bereich bin und hat mir die Chance gegeben, über mich hinauszuwachsen.<br />
Die größte Herausforderung für mich ist jetzt, zwischen<br />
all den interessanten Themen zu wählen, auf die ich meinen Fokus<br />
setzen möchte. Nach meinem Studium möchte ich als Tanztherapeutin<br />
arbeiten, entweder im Bereich der Psychosomatik oder in<br />
einer eigenen Privatpraxis, sowohl in der Einzel- als auch in der<br />
Gruppentherapie.”<br />
Elaine (28),<br />
studiert Allgemeine Verwaltung / Public Administration im dualen<br />
Studium bei der Stadtverwaltung Eutin an der FHVD in<br />
Altenholz<br />
„Bevor ich mit dem Studium im vergangenen Jahr gestartet bin,<br />
habe ich zunächst eine dreijährige Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />
bei der Stadtverwaltung Eutin absolviert. Auf die<br />
Ausbildungsmöglichkeit bin ich durch eine Freundin gestoßen, die<br />
bereits bei der Stadtverwaltung einen Ausbildungsplatz hatte. Zu<br />
diesem Zeitpunkt wollte ich noch nicht studieren und war von den<br />
Ausbildungsmöglichkeiten begeistert. Während der Ausbildung, die<br />
mir sehr gut gefallen hat, habe ich aber dann doch festgestellt,<br />
dass ich noch mehr erreichen möchte und auch eine Stellung im<br />
gehobenen Dienst für mich infrage kommen könnte. Durch mein<br />
Abitur waren die Zugangsvoraussetzungen gegeben und so habe<br />
ich direkt im Anschluss an die Ausbildung mit dem Studium begonnen.<br />
Ich kann mir spätere Tätigkeitsbereiche beim Amt für Soziale<br />
Hilfen, beim Ordnungsamt oder auch im Personalbereich vorstellen.<br />
Die genauen Einsatzmöglichkeiten ergeben sich nach dem Abschluss<br />
und sind dann natürlich auch von den Vakanzen abhängig.<br />
Am Studium begeistert mich die Vielfältigkeit der Herausforderungen,<br />
denn Verwaltungstätigkeit umfasst so viele Bereiche und ist<br />
im stetigen Wandel, auch was die Digitalisierung anbelangt. Das<br />
dreijährige Studium ist in neun Trimester aufgeteilt, wobei man<br />
im ersten Jahr ausschließlich an der Fachhochschule ist. Im zweiten<br />
und dritten Jahr kommen dann Praxiseinheiten hinzu. Wenn<br />
ich den akademischen Abschluss besitze, möchte ich später auf<br />
jeden Fall in einer verantwortungsvollen, gehobenen Position arbeiten,<br />
dafür ist das Studium schließlich vorgesehen. Ich hätte<br />
mich zwar auch nach der Ausbildung intern, zum Beispiel durch<br />
den sogenannten Angestelltenlehrgang II, für eine höhere Position<br />
qualifizieren können, aber für mich persönlich ist das Studium die<br />
beste Wahl.”<br />
Ben, 19<br />
absolviert das duale Studium Wirtschaftsingenieurwesen Bau<br />
und Immobilien bei der GMSH und an der hochschule 21 in<br />
Buxtehude im 1. Semester<br />
„Mein duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Immobilien<br />
ist vereinfacht gesagt eine Mischung aus Betriebswirtschaftslehre<br />
und Bauingenieurwesen. Insgesamt werde ich sieben<br />
Semester studieren, dabei wechsle ich pro Semester zwischen einer<br />
dreimonatigen Theoriephase mit anschließenden Prüfungen und<br />
einem zweimonatigen Praixisblock. Meine erste Praxisphase in der<br />
GMSH verbringe ich aktuell in der Bewirtschaftung, die die Landesliegenschaften<br />
in Schleswig-Holstein betreuen, Aufträge erteilen<br />
und die Hausmeister koordinieren. In dieser Zeit war ich viel unterwegs<br />
und habe bereits einige Liegenschaften, zum Beispiel eine<br />
Polizeistation und eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete<br />
kennengelernt. Zudem habe ich die Bewirtschafter begleitet und<br />
ihnen bei der Büroarbeit über die Schulter geschaut. Die Betreuung<br />
in der GMSH gefällt mir sehr gut. Während meiner Praxiszeit in<br />
der GMSH bin ich auch viel herumgekommen – war in Kiel, Schleswig<br />
und Itzehoe. Für meinen Studiengang sollte man ein großes<br />
Interesse für Immobilien besitzen, kommunikativ sein und gerne<br />
organisieren. Mathematik- und Physikkenntnisse sind bei Fächern<br />
wie Tragwerkslehre und Bauphysik wichtig. In der Oberstufe hatte<br />
ich zwar keinen Physikunterricht, komme jetzt aber dennoch gut<br />
mit. Für Immobilien interessiere ich mich schon lange. Zum einen<br />
werden sie immer benötigt – das bedingt eine gewisse berufliche<br />
Sicherheit –, zum anderen fasziniert mich, wie große Häuser gebaut<br />
und verkauft werden. Nach meinem Bachelorabschluss bleibe<br />
ich erst einmal zwei Jahre lang bei der GMSH und wenn möglich,<br />
strebe ich noch ein Masterstudium an.“<br />
Lars, 24<br />
absolviert das duale Studium Green Building Systems bei der<br />
GMSH und an der Fachhochschule Westküste in Heide im 4.<br />
Semester<br />
„Vor meinem Studium absolvierte ich eine Ausbildung zum Elektroniker<br />
für Energie- und Gebäudetechnik. Anschließend arbeitete<br />
ich ein halbes Jahr lang in dem Bereich und begann dann das<br />
duale Studium Green Building Systems berufsbegleitend mit der<br />
GMSH. Mich interessiert, Gebäude energetisch komplett zu betrachten<br />
– von der Haustechnik über die Gebäudehülle bis zum Dach;<br />
sie zu bewerten und Sanierungsbedarfe zu identifizieren. Dafür erwerben<br />
wir im Studium und in den Praxisphasen alle notwendigen<br />
Grundlagen aus den Bereichen Elektro-, Heizungs-, Strömungs- und<br />
Lüftungstechnik und erfahren, wie diese für ein energieeffizientes<br />
Gebäude zusammenspielen müssen. Ich werde sieben Semester in<br />
Vollzeit studieren und arbeite während der Semesterferien blockweise<br />
sechs bis neun Wochen bei der GMSH. Dort verbringe ich<br />
auch das fünfte Semester – ein reines Praxissemester. Die GMSH<br />
ist ein erstklassiger Ausbilder. Während der Studienzeit können<br />
wir uns auf das Lernen konzentrieren und in den Praxisphasen erhalten<br />
wir wertvolle Projekteinblicke, besichtigen Baustellen und<br />
unterstützen die Ingenieurinnen und Ingenieure. Die Praxisphasen<br />
verbringen wir in verschiedenen Abteilungen. Am spannendsten<br />
fand ich bislang die Gebäudebewirtschaftung. Dort begleitete ich<br />
die Gebäudebewirtschafter bei der Betreuung der Landesliegenschaften.<br />
Für das Studium sollte man vor allem lernwillig, technikbegeistert<br />
und kommunikativ sein. Ob ich nach dem Studium<br />
einen Master anschließen möchte, weiß ich noch nicht. Nach dem<br />
Studium bleibe ich erst einmal bei der GMSH.“<br />
STUDENTEN-PORTRÄTS<br />
Text Sophie Blady | Foto MSH<br />
Text Anja Nacken | Foto Stadt Eutin<br />
Text Kristina Krijom | Foto GMSH<br />
Text Kristina Krijom | Foto GMSH<br />
72<br />
73
ERLEBEN<br />
sehen<br />
SEHEN<br />
Angeschaut<br />
TESLA<br />
.... Seite 75<br />
Text Anja Nacken<br />
Fotos Home Box Office,<br />
LEONIE<br />
Angeschaut<br />
Film-Tipps<br />
Angelesen<br />
Buch-Tipps .... Seite 76<br />
Abgehört<br />
Podcast-Tipps .... Seite 77<br />
Nicht nur deutsche Touristen erkunden<br />
gern ferne Länder. Auch unser Plastikmüll<br />
reist bisweilen um die Welt. Denn unsere<br />
Recyclingindustrie kann mit vielen<br />
Verpackungen nichts anfangen. Unser Autor ist<br />
hinterhergereist und hat Lösungen entdeckt,<br />
wie unser Müll zu Hause bleiben kann<br />
.... Seite 78<br />
Ausgegangen<br />
Veranstaltungs-Tipps .... Seite 77<br />
H<br />
I<br />
L<br />
F<br />
E<br />
How to Erstsemester<br />
So gelingt der Studienbeginn .... Seite 82<br />
ICE ON FIRE<br />
Leila Conners, 2<strong>01</strong>9<br />
Eine positive Bewertung von 90% auf der<br />
weltbekannten Kinokritik-Seite „Rotten<br />
Tomatoes“ gilt in der Filmwelt als absoluter<br />
Ritterschlag. So eine hohe Bewertung<br />
schaffte Hollywood-Star Leonardo DiCaprio<br />
bisher in keinem seiner Filme – seine oscarprämierte<br />
Rolle in „The Revenant“ kam 2<strong>01</strong>5<br />
„nur“ auf 78%. Das traumhafte 90%-Rating<br />
erhielt DiCaprio völlig zurecht für seinen<br />
Dokumentarfilm „ICE ON FIRE“, den er selbst<br />
produzierte und im Original einsprach. Regie<br />
führte Regisseurin und Umweltaktivistin Leila<br />
Conners. Der Titel ist Programm – thematisiert<br />
wird das Abschmelzen der Eislandschaften in<br />
der Arktis sowie der Gletscher auf Island und<br />
die dramatischen Folgen.<br />
In dieser Doku kommen nicht nur Wissenschaftler<br />
wie Jennifer Francis vom Wood Hole<br />
Research Center, die von einem dramatischen<br />
ansteigen der Klimagase Kohlenstoffdioxid<br />
und Methan berichtet, sondern auch Politiker<br />
wie etwa der isländische Umweltminister zu<br />
Wort. Conners und DiCaprio zeigen nach einer<br />
Analyse der Probleme eine ganze Reihe von<br />
teils neuen Lösungen auf, um diesen Prozess<br />
umzukehren.<br />
Dabei präsentieren die Filmemacherin und ihre<br />
Experten nicht nur die bekannten Ansätze wie<br />
klassische erneuerbare Energie aus Wind und<br />
Sonne, sondern auch progressive Methoden,<br />
die allesamt noch in der Entwicklung sind.<br />
DiCaprio hat sich schon seit Jahren in Hollywood<br />
einen Namen als Umweltaktivist<br />
gemacht; dass ihm Themen wie Erderwärmung,<br />
Anstieg des Meeresspiegels und Klimawandel<br />
wirklich am Herzen liegen, beweist<br />
er mit dieser Doku, der man die High-Budget-Produktion<br />
ansieht. Atemberaubende<br />
Bilder, selten gesehene Kamerafahrten über<br />
Gletscherlandschaften und außergewöhnliche<br />
Kamerawinkel zeigen eine Schönheit im<br />
ewigen Eis der Arktis, die vielleicht bald für<br />
immer verschwunden ist.<br />
TESLA<br />
Michael Almereyda, 2020<br />
Bestimmt kennt jeder Sheldon Cooper, den<br />
genial-verschrobenen Wissenschaftler aus<br />
„The Big Bang Theory“. Dessen Lieblingswissenschaftler<br />
war weder Albert Einstein noch<br />
Stephen Hawkins, sondern Nikola Tesla – und<br />
das aus gutem Grund.<br />
Tesla war nicht einfach nur ein brillanter<br />
Kopf, sondern auch der vielleicht genialste<br />
Underdog aller Zeiten. Sein Gegenspieler Edison,<br />
den heute jedes Kind als Erfinder der<br />
Glühbirne kennt, machte ihm nicht nur das<br />
Leben schwer, sondern war bei der Vermarktung<br />
seiner Ideen ihm immer einen Schritt<br />
voraus. Tesla war das Genie, Edison der Vermarktungskünstler,<br />
der den amerikanischen<br />
Traum perfekt verkörperte – nämlich den,<br />
vom Erfinder im Keller zum Multimillionär zu<br />
werden. Tesla selber wurde weder reich noch<br />
wirklich berühmt – erst heute huldigt man<br />
ihm, dank seiner Fans von Sheldon Cooper bis<br />
Elon Musk. Der perfekte Stoff also für einen<br />
großen Hollywoodfilm – und den liefert der<br />
Regisseur Michael Almereyda in seinem Werk<br />
von 2020.<br />
Dieser Film ist auf gleich mehreren Ebenen<br />
sehenswert. Da ist zum einen die schauspielerische<br />
Leistung von Hauptdarsteller Ethan<br />
Hawke, der schon vor 30 Jahren mit „Der Club<br />
der toten Dichter“ zeigte, was schauspielerisch<br />
in ihm steckt. Jetzt, als gereifter Mittfünfziger,<br />
ist er auf dem Höhepunkt seines<br />
künstlerischen Schaffens angelangt. Seine<br />
Darstellung des oft verzweifelten, oft eigenbrödlerischen,<br />
aber immer genialen Nikola<br />
Tesla ist erste Liga. Völlig unverständlich,<br />
dass er bei der Oscarverleihung leer ausging.<br />
Aber das ist schon ganz anderen passiert.<br />
Hawke selber ist durch „Tesla“ jedenfalls in<br />
einer Kategorie zu nennen wie John Malkovich,<br />
Christian Bale & Co.<br />
Der Film selbst wagt sich auf ein künstlerisches<br />
Terrain, das nicht immer leicht zu fassen<br />
ist. Dokumentar- und Spielszenen lösen<br />
sich ab, an solchen Stellen verläuft sich die<br />
Handlung hin und wieder. „Manieriert“ nennt<br />
man das in Künstlerkreisen, übersetzt heißt<br />
das ein bisschen zu gewollt künstlerisch. Zum<br />
Glück allerdings verliert der Film an keiner<br />
Stelle sein Niveau, sondern wird durch Hawkes<br />
brillantes Spiel immer aufgefangen. Was am<br />
Ende bleibt, ist ein vergnüglicher Kinoabend<br />
und die Gewissheit, auch noch etwas gelernt<br />
zu haben.<br />
74<br />
75
lesen<br />
LESEN<br />
hören<br />
HÖREN<br />
Text Anja Nacken,<br />
ME2BE<br />
Fotos Shutterstock,<br />
Marius Engels,<br />
Bloomberg<br />
Text Anja Nacken<br />
Fotos Christian-<br />
Schulz-Schramm-Film,<br />
FinanzBuch Verlag, Carl<br />
Hanser Verlag<br />
Angelesen<br />
Abgehört<br />
Ausgegangen<br />
Buch-Tipps<br />
Podcast-Tipps<br />
Veranstaltungs-Tipp<br />
Roter Himmel<br />
Christian Petzold, <strong>2023</strong><br />
Christian Petzold hat alles an Preisen abgeräumt,<br />
was das deutsche Filmbusiness zu bieten<br />
hat. Der Regisseur, Jahrgang 1960, gehört<br />
hierzulande zu den Top-Stars. Dass er jetzt<br />
mit „Roter Himmel“ den vielleicht besten<br />
Film seiner Karriere liefert, ist dennoch eine<br />
Sensation. Zuschauer und Kritiker der letzten<br />
Berlinale waren sich einig: Roter Himmel ist<br />
ein Meisterwerk und wurde folgerichtig auch<br />
mit dem großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Geschichte der beiden Freunde Leon und<br />
Felix beginnt als leichte Beziehungskomödie,<br />
als sich die lebenslustige Nadja in ihrem<br />
Ferienhaus an der Ostsee zu ihnen gesellt.<br />
Es wird gelacht, getrunken und geliebt. Dass<br />
sich eine Katastrophe anbahnt, bemerken die<br />
Kinozuschauer lange vor den Protagonisten;<br />
Löschflugzeuge donnern über das Haus, Waldbrände<br />
geraten außer Kontrolle, aus leichter<br />
Urlaubsstimmung wird schnell Todesangst.<br />
„Roter Himmel” gilt als einer der leichtesten<br />
und unterhaltsamsten Filme von Petzold.<br />
Trotzdem gelingt ihm eine Tiefe in der Erzählung,<br />
die man selten im deutschen Kino findet.<br />
Das Werk ist laut Petzold der zweite Teil<br />
einer Trilogie (1 Teil: Undine), schon jetzt<br />
darf man sich also auf Teil 3 freuen und eines<br />
Tages auch auf einen langen Kinoabend mit<br />
der kompletten Trilogie am Stück. Unbedingt<br />
empfehlenswert!<br />
Jacqueline Goebel / Bendict Wermter<br />
Die Plastiksucht – Wie Konzerne Milliarden<br />
verdienen und uns abhängig machen<br />
Journalist, Autor und Regisseur Benedict<br />
Wermter hat zusammen mit Jacqueline Goebel,<br />
Wirtschaftsjournalistin der Wirtschaftswoche,<br />
über Jahre hinweg zur Plastikindustrie und<br />
Kreislaufwirtschaft recherchiert. Die Ergebnisse<br />
haben die beiden Autoren in ihrem<br />
kürzlich erschienen Sachbuch veröffentlicht.<br />
Sie zeigen eindrucksvoll die Machenschaften<br />
der weltweiten Plastikindustrie und Müllwirtschaft<br />
auf und liefern ein 12-Schritte-Programm<br />
zum Entzug von unserer Plastiksucht,<br />
um genau diesen Profiteuren und der globalen<br />
Plastikkrise zu entkommen. Dabei bleiben die<br />
beiden Autoren nicht an der Oberfläche, sondern<br />
zeichnen den kometenhaften Aufstieg<br />
des Werkstoffs, seine Lebenszyklen, aktuelle<br />
wirtschaftliche Abhängigkeiten und verbrecherische<br />
Methoden der Industrie auf. Das<br />
spannende und aufklärerische Buch entlässt<br />
uns als Gesellschaft nicht aus der Verantwortung,<br />
der Bedrohung des Planeten und der<br />
gesamten Menschheit strikt entgegenzuwirken,<br />
eine Verantwortung, die mehr beinhaltet<br />
als westlich gelernte Mülltrennung. In einem<br />
Gespräch mit ME2BE hofft Wermter: „Wir sind<br />
gespannt, ob das Buch mit seinen konstruktiven<br />
Lösungsvorschlägen zu einer Verbesserung<br />
der globalen Situation rund um schnelllebiges<br />
Einwegplastik beitragen kann.“<br />
Finanzbuchverlag (FBV) <strong>2023</strong> I Preis:<br />
18,00 €<br />
Volker Quaschning<br />
ERNEUERBARE ENERGIEN UND KLIMA-<br />
SCHUTZ<br />
Hintergründe – Techniken und Planung –<br />
Ökonomie und Ökologie – Energiewende<br />
Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet<br />
Regenerative Energiesysteme an der<br />
Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW<br />
Berlin und Mitinitiator von Scientists for<br />
Future, ermöglicht mit diesem Buch einem<br />
breiten Leserkreis das Verständnis für das<br />
Themenspektrum erneuerbare Energien<br />
und Klimaschutz. Der Wissenschaftler führt<br />
anschaulich die vielfältigen alternativen Möglichkeiten<br />
einer nachhaltigen Energieversorgung<br />
im Zeitalter der Klimakrise vor Augen<br />
und erläutert die Technik, die Entwicklungsstände,<br />
die Umweltverträglichkeit und die<br />
Potentiale von Solarenergie, Wind- und Wasserkraft,<br />
Erdwärme, Biomasse & Co. Er zeigt<br />
am Beispiel Deutschlands, wie das Zusammenspiel<br />
der verschiedenen Technologien und<br />
deren Wirtschaftlichkeit gelingen kann, um<br />
eine nachhaltige Energieversorgung zu realisieren<br />
und räumt Vorurteile aus. Im letzten<br />
Kapitel liefert er abschließend Beispiele für<br />
eine private nachhaltige Energieversorgung<br />
und schärft nochmal mehr das Bewusstsein,<br />
dass ein Umdenken realisierbar und alternativlos<br />
ist. Ein Buch als Must-have für alle, die<br />
sich an der Klimadebatte mit aktueller Fachkenntnis<br />
beteiligen möchten.<br />
Carl Hanser Verlag München, 6. aktualisierte<br />
Auflage 2021 I Preis: 29,99 €<br />
New Energy from Hamburg – Projekte,<br />
Menschen, Meinungen EEHH<br />
Im Podcast des Cluster Erneuerbare Energien<br />
Hamburg (EEHH) kommen regelmäßig Experten<br />
zum Themenfeld Erneuerbare Energien<br />
zu Wort. EEHH ist das regionale Branchennetzwerk<br />
für Energiesysteme der Zukunft und<br />
hat es sich seit 2<strong>01</strong>0 zur Aufgabe gestellt,<br />
die Metropolregion Hamburg zu einem<br />
Modellraum der vernetzten Energiewende in<br />
Deutschland zu entwickeln. Geschäftsführer<br />
Jan Rispens zur Vision 2025 des Vereins:<br />
„Erneuerbare Energien sind die Basis für den<br />
Umbau unserer regionalen Energielandschaft.<br />
Diese muss in Zukunft zu einem Gesamtsystem<br />
zusammenwachsen, bei dem alle Sektoren<br />
und Energieträger intelligent miteinander<br />
verknüpft sind. Für diese Vernetzung von<br />
Menschen, Ideen und Projekten arbeiten wir<br />
mit Leidenschaft.“ Die Podcastreihe des EEHH<br />
bietet Interviewpartnern aus Wirtschaft, wie<br />
Politik und Wissenschaft eine Plattform, um<br />
über aktuelle Themen der Branche und der<br />
Energiewende zu informieren. Die Themen<br />
reichen beispielsweise von den Herausforderungen<br />
für das Stromnetz der Zukunft, über<br />
die Entwicklung der internationalen Klimaforschung,<br />
bis hin zu aktuellen Maßnahmen zur<br />
Energieeffizienz in Unternehmen.<br />
www.erneuerbare-energien-hamburg.de/<br />
de/news/podcasts.html<br />
planetary business<br />
Der Podcast planetary business befasst sich<br />
mit dem Thema umweltbewusste, nachhaltige<br />
Unternehmensführung und Corporate<br />
Responsibility. Anhand von Praxisbeispielen<br />
aus den verschiedensten Wirtschaftszweigen<br />
erläutern Expertinnen und Experten aus<br />
Unternehmen, wie sie mit der Transformation<br />
vorangehen, welche Praxiserfahrungen sie in<br />
der Umsetzung bereits gemacht haben und<br />
wie zukünftige Visionen aussehen können.<br />
Planetary business setzt auf die Vereinbarkeit<br />
zwischen Umweltbewusstsein und einer starken<br />
Wirtschaft und versucht anhand unternehmerischer<br />
Beispiele dieser Vereinbarkeit<br />
nachzuspüren. Dabei werden auch Themen<br />
wie gestiegene Verantwortlichkeit, Machbarkeit<br />
und Glaubwürdigkeit innerhalb der globalen<br />
Weltwirtschaft nicht unter den Teppich<br />
gekehrt. Der Podcast geht über allgemeine<br />
Fragen hinaus und beleuchtet in vielfältiger<br />
Weise den Spagat der Unternehmen, die zwischen<br />
den Bedürfnissen der Konsumentinnen<br />
und Konsumenten, dem wirtschaftlichen Profit<br />
und den notwendigen Rettungsmaßnahmen<br />
für das Ökosystem agieren müssen.<br />
www.planetary-business.org/<br />
Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft<br />
15. März bis 13. Oktober 2024<br />
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />
Steintorplatz, 20099 Hamburg<br />
Seit den Anfängen der Menschheitsgeschichte<br />
stellt Wasser eine der bedeutendsten Herausforderungen<br />
für die Menschheit dar. Unser<br />
Umgang mit dieser essenziellen Ressource<br />
wird maßgeblich die Zukunft unseres Planeten<br />
und der gesamten Menschheit beeinflussen.<br />
Aktuell stehen wir vor einer komplexen<br />
Wasserkrise, deren Ursprung größtenteils in<br />
unserem fehlerhaften Management liegt: 40<br />
Prozent der Weltbevölkerung leiden unter<br />
Wasserknappheit, und mehr als 90 Prozent<br />
der Naturkatastrophen sind mit Wasser verbunden.<br />
Im Jahr 2022 erlebte Europa die<br />
schwerwiegendste Dürre seit einem halben<br />
Jahrtausend.<br />
Die Ausstellung „Water Pressure. Gestaltung<br />
für die Zukunft“, initiiert durch das Museum<br />
für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) und<br />
Jane Withers Studio, nimmt eine globale<br />
Perspektive auf die Wasserkrise ein. Präsentiert<br />
werden innovative Designideen, die das<br />
Potenzial besitzen, unsere Zukunft grundlegend<br />
zu verändern. Die kreativen Werke aus<br />
den Bereichen Design, Architektur, Kunst und<br />
Wissenschaft orientieren sich oft an natürlichen<br />
Prinzipien und eröffnen somit neue<br />
Wege, um die gegenwärtige Lage zu bewältigen.<br />
76<br />
77
Text Benedict Wermter<br />
Illustration Ibou Gueye<br />
Die Odyssee des gelben Sacks<br />
Nicht nur deutsche Touristen erkunden gern ferne Länder. Auch unser Plastikmüll<br />
reist bisweilen um die Welt. Denn unsere Recyclingindustrie kann mit vielen<br />
Verpackungen nichts anfangen. Unser Autor Benedict Wermter ist hinterhergereist<br />
und hat Lösungen entdeckt, wie unser Müll zu Hause bleiben kann.<br />
Was wird eigentlich aus meinen Chipstüten<br />
und Käseschalen, wenn Chips und Käse gegessen<br />
sind und die Verpackungen im Müll landen?<br />
Werden daraus wirklich neue Verpackungen?<br />
Oder zumindest Parkbänke? Oder nimmt<br />
das verbrauchte Plastik einen ganz anderen,<br />
einen viel weiteren Weg?<br />
Dies ist die Geschichte des gelben Sacks auf<br />
Weltreise. Eine Reise zu Brachen am Bosporus,<br />
wo deutsche Joghurtbecher verbuddelt sind,<br />
auf den Balkan, wo unsere gelben Säcke verbrannt<br />
werden, nach Südostasien, wo Bauern<br />
statt Getreidesamen Plastik im Boden vergraben.<br />
Es ist die Geschichte von vielschichtigen<br />
Plastikverpackungen, die niemand haben will<br />
und die dauernd auf Durchreise sind – bis sie<br />
fernab unserer Hinterhöfe verscharrt oder im<br />
Ozean versenkt werden.<br />
Dies ist auch meine Reise. Denn ich habe<br />
drei Jahre lang meinen Verpackungen<br />
nachgespürt. Entdeckt habe ich sie an<br />
Orten, an denen wir Deutschen eigentlich<br />
Urlaub machen.<br />
Die Reise des gelben Sacks beginnt im Innenhof<br />
meines Wohnblocks. Meine Nachbarn und<br />
ich werfen hier durchschnittlich etwa zwei<br />
Kilo pro Woche in die Tonnen, mehr als 100<br />
Kilo privater Verpackungsmüll waren es laut<br />
Umweltbundesamt im Jahr 2<strong>01</strong>8 pro Kopf.<br />
Die Berliner Entsorgungsfirma „ALBA“ leert<br />
unsere gelben Tonnen; und mein gelber Sack<br />
fährt zusammen mit Tausenden anderen zu<br />
einem Umschlagplatz.<br />
Wenige Kilometer vor Bremen steht die Sortieranlage<br />
der „Gesellschaft für Abfall und Recycling“,<br />
kurz GAR. Das Unternehmen sortiert<br />
pro Jahr etwa 50 Millionen gelbe Säcke, sagt<br />
Jens Blume, der Betriebsleiter. Gelbe Säcke,<br />
wie auch ich sie in die Recyclingtonne werfe.<br />
Unentwegt fahren Lastwagen auf den Hof,<br />
sie werden am Eingang gewogen und kippen<br />
ihren Inhalt auf einen großen gelben Haufen.<br />
Eine Viertelstunde später liegen die gelben<br />
Säcke aufgebrochen auf einem Förderband.<br />
Große und kleine Teile werden getrennt,<br />
danach erkennen Lichtsensoren unterschiedliche<br />
Plastiksorten, die dann per Luftstoß auf<br />
verschiedene Bänder gepustet werden. Der<br />
Rest fällt am Ende des Bandes runter.<br />
Dieses Rosinenpicken, wie das Sortieren in<br />
der Branche genannt wird, trennt wertvolle<br />
Sekundärrohstoffe wie Shampoo-Flaschen von<br />
wertlosem Mischplastik wie Chipstüten. Am<br />
Ende des Prozesses werden die verschiedenen<br />
Plastiksorten in Ballen gepresst, verdrahtet<br />
und auf dem Hof aufgetürmt.<br />
Sortieranlagen wie die GAR sind höchste<br />
deutsche Ingenieurskunst. „Aber wir polieren<br />
hier die Kommastellen der Abfallstatistik“,<br />
sagt Jens Blume. Auch die GAR ändert nichts<br />
daran, dass Mischplastik ein Gros des gelben<br />
Sacks ausmacht. Und für diesen unliebsamen<br />
Inhalt meines gelben Sacks beginnt jetzt die<br />
große Irrfahrt.<br />
Anfang 2<strong>01</strong>9 erhalte ich Hinweise von der<br />
„Break Free From Plastik“-Bewegung, einem<br />
Zusammenschluss von Aktivisten, die vor<br />
allem in Asien gegen Verschmutzung durch<br />
Plastikmüll kämpfen: In der Nähe von Surabaya<br />
auf der indonesischen Insel Java sollen<br />
reihenweise Container aus den USA und<br />
Europa eintreffen, gefüllt mit Plastikmüll.<br />
Zu der Zeit bin ich bereits in Indonesien, auf<br />
Sumatra, und mache einen ersten Abstecher<br />
auf eine Mega-Müllhalde: 30 Meter hohe und<br />
hunderte Meter lange Haufen, qualmend, stinkend<br />
und von Möwen umflogen. Es ist mein<br />
erster Versuch, deutschen Plastikabfall aufzuspüren<br />
– dieses Mal noch vergeblich.<br />
Über Jahre hinweg war unliebsamer Plastikmüll<br />
nach China gereist, bis zu einem Drittel<br />
des globalen Aufkommens der Recyclingtonnen.<br />
Zeitweise waren es über 8 Millionen<br />
Tonnen pro Jahr. Doch im Juli 2<strong>01</strong>7 kündigte<br />
die chinesische Regierung einen Importstopp<br />
an, um das eigene Müllmanagement zu verbessern,<br />
Anfang 2<strong>01</strong>8 trat es in Kraft. Müllmakler<br />
und Plastikverwerter, oft chinesische<br />
Geschäftsleute, zogen weiter und bauten ihre<br />
Recyclinghöfe in nahegelegenen Ländern wie<br />
Vietnam, Thailand, Malaysia und Indonesien<br />
auf.<br />
Prigi Arisandi, Gründer der indonesischen<br />
Umweltorganisation „Ecological Observation<br />
and Wetlands Conservation“, kurz „Ecoton“,<br />
erklärt mir damals, was auf Java los ist: Dort<br />
würden Papierfabriken Altpapier importieren,<br />
das sie für die Produktion von neuer Zellulose<br />
brauchen. Der Preis für den Import sinkt,<br />
wenn sie sich zwischen dem Altpapier wertlosen<br />
Plastikmüll als blinden Passagier mitliefern<br />
lassen. Davon profitieren auch deutsche,<br />
australische und amerikanische Müllunternehmer:<br />
Sie hätten so Entsorgungskosten für<br />
mehrere Tonnen von Verpackungen eingespart,<br />
berichtet Arisandi.<br />
Die Papierfabriken in Java geben dann die<br />
Plastikverpackungen an Petani Plastik weiter,<br />
an „Plastikbauern“ in der Nachbarschaft.<br />
Ganze Dörfer in Indonesien haben von Reis<br />
78
auf Plastik umgestellt. „Sie fischen einen<br />
kleinen, noch recycelbaren Teil heraus und<br />
verkaufen ihn an Geschäftsleute. Den Rest<br />
verbrennen sie oder werfen ihn in die Flüsse“,<br />
sagt Arisandi. Seine Familie und er haben<br />
regelmäßig Plastikbauern besucht und auch<br />
Verpackungen aus Deutschland gefunden,<br />
erzählt er – einmal sogar den Personalausweis<br />
einer Frau aus Hamburg.<br />
Ich finde keinen deutschen Müll auf der Müllhalde<br />
in Sumatra, und später suche ich auch<br />
in Malaysia vergebens. Später im Jahr 2<strong>01</strong>9<br />
schränken Malaysia und Indonesien dann<br />
die Einreise des gelben Sacks stark ein – als<br />
Folge der Umweltbelastung. Trotzdem: Noch<br />
heute trocknen indonesische Plastikbauern<br />
gelegentlich importierten Plastikmüll als<br />
geschredderte Fetzen in ihren Vorgärten und<br />
verkaufen ihn dann als Brennstoff an Tofufabriken.<br />
Zum Räuchern.<br />
Im Laufe meiner Recherche gewinnt für<br />
mich eine Frage immer mehr an Bedeutung:<br />
Gibt es woanders vielleicht magische Fa <br />
briken, die unseren unbrauchbaren Müll in<br />
wertvolle Ressourcen verwandeln? Anfang<br />
2020 stoße ich in einer Art Reiseforum für<br />
Plastiktouristen auf einen Mitstreiter, den<br />
diese Frage ebenfalls umtreibt.<br />
Kumar kommt aus Indien und berät Unternehmen<br />
in Sachen Nachhaltigkeit. Für eine<br />
deutsche Firma soll er recyceltes Plastik einkaufen.<br />
Dieser Auftraggeber, dessen Name<br />
anonym bleiben soll, will es Kinderspielzeug<br />
beimischen. Kumars Problem: Die Qualität<br />
des Rezyklats reicht einfach nicht dafür aus,<br />
dass Kinder das Spielzeug später getrost in<br />
den Mund nehmen könnten – und die Firma<br />
bekommt keine Erlaubnis, es einzusetzen.<br />
Allerdings werben Chemiekonzerne, die Plastik<br />
herstellen oder Firmen, die damit ihre<br />
Produkte verpacken, gerne mit „recyclingfähigen“<br />
und „recycelten“ Verpackungen. Doch<br />
das seien oft leere Versprechen, sagt Kumar,<br />
auch wenn entsprechende Logos aufgedruckt<br />
sind. „Und ich hasse Betrug.“<br />
Wir schmieden einen Plan: Gemeinsam mit<br />
dem Filmemacher Tom Costello bauen wir<br />
Anfang 2021 ein getarntes Müllreisebüro auf.<br />
Wir tun so, als wollten wir Mischplastik auf<br />
Reisen schicken und werben mit unserer Tarnfirma<br />
von Berlin aus Müllhändler im Ausland<br />
an.<br />
Nachdem Asien die Müllpforten fast endgültig<br />
geschlossen hat, werben türkische Recycler<br />
im Frühjahr 2021 um unsere gelben Säcke.<br />
Unsere erste Station im Sommer ist also: die<br />
Türkei. Bevor wir losreisen, wollen wir per<br />
Telefon einen Platz in einem Container buchen<br />
für unsere gelben Säcke. Ein Müllmakler empfiehlt:<br />
„Versteck das unbrauchbare Plastik<br />
im hinteren Teil des Containers. Pack LDPE<br />
vorne an die Tür.“ Light-Density Poly-Ethylen,<br />
Weich-Polyethylen, ist ein sortenreiner und<br />
vergleichsweise hochwertiger Kunststoff.<br />
Wir reisen nach Adana, einem Mülltourismus-Hotspot,<br />
und fahren durch Industriegebiete.<br />
In Lagerhallen sehen wir halb abgefackelte<br />
Ballenware. Anwohner sagen: EU-Müll.<br />
Gemeinsam mit dem türkischen Meeresbiologen<br />
Sedat Gündogdu fahren wir später in die<br />
hügelige Steppe von Adana. Gündogdu sammelt<br />
Hinweise aus der Nachbarschaft zu illegalen<br />
Deponien. Auf einer sandigen Brache,<br />
etwa zwanzig Minuten vom nächsten Dorf<br />
entfernt, finden wir schließlich Verpackungen<br />
aus allen möglichen EU-Ländern im Boden<br />
versenkt. Und jetzt endlich, bin ich fündig<br />
geworden: Manche Packungen stammen aus<br />
Deutschland. Auf ihnen prangt ein kleines,<br />
rundes Symbol der freien Marktwirtschaft, das<br />
hier im Sand wie ein schlechter Witz wirkt:<br />
der Grüne Punkt.<br />
Später trifft Kumar zwei Müllhändler. Sie<br />
prahlen, dass sie im Frühjahr 2021 zehntausende<br />
Tonnen Mischplastik importiert hätten.<br />
Doch zurzeit nehmen sie nichts: „Das Material<br />
ist zu riskant“, sagt der Makler, der uns einige<br />
Wochen zuvor am Telefon den Schmuggel<br />
erklärt hatte. Die Türkei hat den Import im<br />
Juli 2021 stark beschränkt.<br />
Der letzte Halt unserer Odyssee liegt wieder<br />
in der EU: Bulgarien. Fast jede Fünfte Verpackung<br />
aus dem gelben Sack landete 2<strong>01</strong>9 hier,<br />
wie eine Statistik der Stiftung Zentrale Stelle<br />
Verpackungsregister besagt. Offiziell gelten<br />
in Bulgarien alle Anlagen als überprüft und<br />
besiegelt, unsere Verpackungen werden dort<br />
verwertet und das Ganze sauber dokumentiert.<br />
Was inoffiziell passiert, erzählt uns ein<br />
italienischer Müllmakler. Wir treffen ihn unter<br />
dem Vorwand, dreckiges Mischplastik exportieren<br />
zu wollen. In einem Café eröffnet er<br />
uns sein Geschäftsmodell: Beamte des Zolls<br />
und der Umweltbehörden besticht er, weiß,<br />
wann Kontrollen stattfinden.<br />
Später zeigt er uns seinen Betrieb. Nach einstündiger<br />
Autofahrt raus aus den Plattenbauten<br />
der bulgarischen Hauptstadt Sofia<br />
stehen wir mit dem Italiener auf seinem Hof.<br />
Textilien, Essensreste, Plastikverpackungen<br />
lagern hier. Alles Brauchbare, das er darin<br />
findet, recycelt er angeblich. Und tatsächlich,<br />
in einer kleinen Halle steht ein Extruder,<br />
der Verpackungen zu Granulat einschmelzen<br />
könnte – wenn er denn angeschlossen und<br />
betriebsfähig wäre. Maschinen zum Sortieren<br />
von Plastikverpackungen suchen wir hier vergebens.<br />
Vielleicht auch, weil die Stationen des Müllkarussells<br />
teils so verwegen sind, haben<br />
deutsche Entsorger im vergangenen Jahr<br />
weniger Müll exportiert, die Recyclingindustrie<br />
arbeitet hierzulande daran, Kapazitäten<br />
auszubauen. Und ein Teil unseres Mülls reist<br />
tatsächlich als Rezyklat, als Rohstoff wieder<br />
in die Bundesrepublik ein, zum Beispiel aus<br />
Anlagen in Bulgarien. Aber wohl nicht aus<br />
dieser hier. Stattdessen läuft der Italiener<br />
über den Hof und erzählt, wie er den Plastikmüll<br />
in einen nahe gelegenen Zementofen<br />
schickt.<br />
Die Zementindustrie hat die Chipstüten und<br />
Käseschalen als Brennstoffe entdeckt, die<br />
Rohöl ersetzen. Für die Zementwerke ein<br />
gutes Geschäft: Sie sparen nicht nur Ausgaben<br />
für klassische Brennstoffe, sie bekommen<br />
auch noch Geld von den Müllmaklern.<br />
Vorerst also Endstation für meinen gelben<br />
Sack. Sein Inhalt wird allenfalls noch durch<br />
die bulgarische Nachbarschaft reisen, als<br />
giftige Flugasche. Zu uns nach Deutschland,<br />
zu uns Verbrauchern, die so gerne Chips und<br />
Käse essen und die grün bepunktete Packung<br />
guten Gewissens in die Recyclingtonne werfen,<br />
kommt er nicht wieder zurück. Höchstens<br />
vielleicht im Himmel – als Treibhausgas.<br />
Warum findet sich überhaupt der Inhalt<br />
deutscher gelber Tonnen im Ausland?<br />
Dafür muss man die Eigenschaften von Shampoo-Flaschen,<br />
Chipstüten oder Käseschalen<br />
kennen. Die chemischen Bausteine für Kunststoffe<br />
werden aus Rohöl oder Erdgas gewonnen.<br />
Chemiefirmen verbinden die Grundsubstanzen<br />
dann zu langkettigen Molekülen, zu<br />
verschiedenen Kunststoff-Polymeren – etwa<br />
Polyethylen oder Polypropylen. Werden diese<br />
erhitzt und geschmolzen, lassen sich daraus<br />
etwa Folien für Verpackungen ziehen oder<br />
Schalen pressen. Allerdings: Nur Plastikverpackungen,<br />
die sortenrein und aus einem<br />
einzigen Kunststoff aufgebaut sind, sind nach<br />
Gebrauch wirklich kreislauffähig und können<br />
recycelt werden.<br />
Dieser Teil des gelben Sacks ist darum sehr<br />
willkommen auf Recyclinghöfen, wo etwa<br />
Shampoo-Flaschen gehäckselt, gewaschen<br />
und zu kleinen Plastikkügelchen eingeschmolzen<br />
werden. Dieses Rezyklat können Verpackungshersteller<br />
etwa dem Plastik für neue<br />
Shampoo-Flaschen beimischen.<br />
Bei Chipsverpackungen und Käseschalen ist<br />
das schwieriger. Denn sie bestehen aus mehreren<br />
miteinander verklebten Folien verschiedener<br />
Kunststoffe. Auf den oberen lassen sich<br />
Logos und Farben drucken, die unteren geben<br />
Form und Halt, schützen den Inhalt vor Licht<br />
und Luft und machen ihn länger haltbar.<br />
Doch sind die Schichten erstmal verbunden,<br />
lassen sie sich nicht trennen. Und somit nicht<br />
recyceln. Diese im Englischen als Multilayer<br />
bezeichneten Verpackungen werden aussortiert.<br />
Weil Recycling nicht möglich ist, muss<br />
ungefähr die Hälfte des gelben Sacks laut Zentraler<br />
Stelle Verpackungsregister energetisch<br />
verwertet werden – das heißt also: verbrannt.<br />
Henning Wilts ist Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft<br />
beim Wuppertal Institut für Klima,<br />
Umwelt und Energie. Er macht sich dabei auch<br />
Gedanken zu den vielschichtigen Packungen.<br />
„Man wird die Multilayer weiterhin brauchen“,<br />
sagt er. „Es gilt aber, bestimmte, besonders<br />
schwierige Kombinationen von Verpackungen<br />
zu verhindern. Und zu standardisieren, wo<br />
es nur geht“ – dabei müsse sich die Branche<br />
einig werden. Dass immer öfter eine Plastik-Schicht<br />
durch Papier ersetzt wird, hält<br />
Wilts für ein Irreführen der Konsument:innen:<br />
„Sieht nachhaltiger aus, als es ist.“<br />
Der Trend geht außerdem zu biobasierten und<br />
biologisch abbaubaren Verpackungen – von<br />
algenbasierten Kunststoffen bis hin zu Folien<br />
aus Hanf. So lassen sich zwar fossile Rohstoffe<br />
ersetzen. Noch ist allerdings unklar, wie massentauglich<br />
sie sind: Ihr Preis ist höher, und<br />
ihre bessere Umweltbilanz im Vergleich zu<br />
fossilen Kunststoffen ist fraglich; auch sind<br />
sie meist nur in großen Kompostieranlagen<br />
biologisch abbaubar. Fatal wäre außerdem,<br />
wenn wir die „Bio“-Kunststoffe als Freifahrtsschein<br />
für noch mehr Verpackung verstehen<br />
würden. Denn die beste Verpackung ist und<br />
bleibt jene, die nie entstanden ist.<br />
80<br />
81
H L I<br />
F<br />
E<br />
HOW TO ERSTSEMESTER<br />
1. Der Eintritt ins Studium<br />
Damit Studieninteressierte pünktlich zum<br />
Wintersemester – dann beginnen nämlich<br />
die meisten Studiengänge – mit dem Studium<br />
beginnen können, sollten unbedingt die<br />
Bewerbungsfristen eingehalten werden. Für<br />
einen Studienplatz mit Zulassungsbeschränkung<br />
kann man sich vom 15.04. bis zum<br />
15.07. bewerben. Für zulassungsfreie Studiengänge<br />
findet die Bewerbungsphase je nach<br />
Uni von Mitte August bis Mitte Oktober statt.<br />
An den meisten Unis bewirbt man sich über<br />
ein Bewerbungsportal. Zu einer Bewerbung<br />
gehören auf jeden Fall das Antragsformular<br />
und der Nachweis der Hochschulreife. Je<br />
nach Studiengang oder Universität kann der<br />
Umfang der Bewerbung aber variieren.<br />
Sobald die Zusage der Hochschule gekommen<br />
ist, können die zukünftigen Studierenden sich<br />
immatrikulieren, also einschreiben. Meist<br />
muss man dies persönlich tun. Das Zulassungsschreiben<br />
sollte dabei genau durchgelesen<br />
werden, um keine wichtigen Dokumente<br />
zu vergessen.<br />
2. Hilfe, mein Kontostand! Wie<br />
beantrage ich BAföG?<br />
BAföG zu beantragen, ist oft eine Wissenschaft<br />
für sich. Am besten wird ein Beratungstermin<br />
mit dem BAföG-Amt oder einem<br />
AStA-Mitglied vereinbart. Dort sind dann<br />
auch die Antragsformulare für die Studierenden<br />
verfügbar. Eine weitere Möglichkeit ist<br />
der Online-Antrag. Viele Studentenwerke bieten<br />
bereits ein Online-Portal mit praktischen<br />
Hilfestellungen beim Ausfüllen an. Sollte man<br />
kein BAföG erhalten, kommen vielleicht Stipendien<br />
oder Förderkredite infrage.<br />
3. Was, wann, wo? Mit Überblick<br />
zum Stundenplan<br />
Um einen Stundenplan zu erstellen, sollte<br />
zunächst klar sein, welche Kurse überhaupt<br />
belegt werden müssen. Eine Übersicht steht<br />
im sogenannten Studienverlaufsplan, der sich<br />
in der Studienordnung befindet. Der Plan listet<br />
auf, welche Seminare und Vorlesungen für<br />
die jeweiligen Semester vorgesehen sind. Für<br />
einen Bachelorabschluss sind in der Regel 180<br />
Credit Points nötig. Pro Semester sollte man<br />
also etwa 30 Credit Points erreichen. Auf der<br />
Website der jeweiligen Hochschule stehen die<br />
passenden Kurse und Vorlesungen, die dann<br />
zu einem Stundenplan zusammengestellt werden<br />
können.<br />
Wichtig ist, sich in der Anmeldephase für die<br />
jeweiligen Kurse auch einzutragen. Da viele<br />
Kurse schnell voll sind, ist eine rasche Entscheidung<br />
ratsam.<br />
4. Ein Semester – was ist das<br />
eigentlich?<br />
Ein Semester dauert immer sechs Monate und<br />
lässt sich in drei Teile gliedern: die Anmeldephase,<br />
die Vorlesungszeit und die Prüfungsphase.<br />
Während der Anmeldephase trägt<br />
man sich für seine Seminare und Vorlesungen<br />
ein, dies geschieht meist über das jeweilige<br />
Hochschulportal. In der Vorlesungszeit finden<br />
diese dann statt. Am Ende eines jeden Semesters<br />
steht schließlich die Prüfungsphase an,<br />
in der man seine Klausuren und Hausarbeiten<br />
schreibt.<br />
5. Mitarbeiter des Monats – Wie<br />
bekomme ich einen Job?<br />
Ein Job bringt nicht nur Geld, sondern auch<br />
jede Menge wichtige praktische Erfahrungen.<br />
Geeignete Jobs kann man in der Jobbörse der<br />
Universität oder am schwarzen Brett in der<br />
Mensa finden. Auch auf der Internetseite des<br />
Arbeitsamts kann man gezielt nach Werkstudentenjobs<br />
in der Region suchen.<br />
6. Oase der Ruhe oder<br />
Partyzentrale: Wie finde ich eine<br />
Wohnung?<br />
Gerade zu Semesterbeginn ist die Wohnungssuche<br />
eine wahre Herausforderung. Anstatt<br />
sich eine eigene Wohnung zu suchen, kann<br />
man sich auch beim Studentenwerk auf einen<br />
Platz in einem Wohnheim bewerben. Eine<br />
andere Möglichkeit ist das sogenannte Wohnen<br />
für Hilfe, das heißt, man lebt mit einer<br />
älteren Person oder einer Familie zusammen<br />
und bezahlt seine Miete durch vereinbarte<br />
Hausarbeiten. Wer schnell den Kontakt zu<br />
anderen Studenten sucht, für den ist wohl<br />
eine Wohngemeinschaft genau das Richtige.<br />
Angebote sind in der Regel auf den gängigen<br />
Internetportalen oder am Schwarzen Brett zu<br />
finden.<br />
7. Neue Stadt, neue Freunde:<br />
Wie knüpfe ich neue Kontakte?<br />
Viele ziehen für ihr Studium von zuhause<br />
weg – neue Freunde zu finden ist da manchmal<br />
gar nicht so leicht. Besonders die Veranstaltungen<br />
für Erstsemester eignen sich, um<br />
schnell mit anderen in Kontakt zu treten. Man<br />
erhält nicht nur organisatorische Infos, sondern<br />
es finden ebenfalls Kneipentouren und<br />
<strong>Campus</strong>-Rallyes statt. Auch die Freizeit- und<br />
Sportangebote der Universität eignen sich<br />
hervorragend, neue Leute kennenzulernen,<br />
die meisten Erstsemester sind neu in der<br />
Stadt und suchen Freunde.<br />
8. Lost on <strong>Campus</strong>? Tipps zur<br />
Orientierung<br />
Ein Uni-<strong>Campus</strong> kann auf den ersten Blick<br />
sehr unübersichtlich wirken. Deshalb sollte<br />
man unbedingt an den <strong>Campus</strong>- und Bibliotheksführungen<br />
teilnehmen. Neben wichtigen<br />
Infos über die Uni erfahren Erstsemester dort<br />
oft wertvolle Insider-Tipps rund ums <strong>Campus</strong>leben.<br />
In den Wochen vor Semesterstart finden sogenannte<br />
Orientierungswochen statt. Man wird<br />
nicht nur inhaltlich auf das Studium vorbereitet,<br />
sondern kann sich auch über Abläufe<br />
an der Universität informieren und sich mit<br />
Kommilitonen austauschen.<br />
So gelingt der Studienbeginn<br />
Besonders in der Anfangszeit haben es Erstsemester an einer Uni nicht gerade<br />
leicht. Eine unbekannte Umgebung, neue Menschen und ungewohnte Abläufe<br />
können da schnell verunsichern. Um Uni-Neulingen diese Zeit zu erleichtern, haben<br />
wir die wichtigsten Fragen für einen reibungslosen Studienbeginn beantwortet<br />
– und eine Übersicht mit zentralen Begriffen aus dem Uni-Alltag erstellt.<br />
Text Elisabeth Witten<br />
GLOSSAR<br />
Akademisches Viertel – steht hinter einer<br />
Veranstaltung die lateinische Kürzung c.t.<br />
(cum tempore – mit Zeit) bedeutet das, dass<br />
sie eine viertel Stunde später anfängt. 8 Uhr<br />
c.t. – 8:15 Uhr<br />
Achtung! Steht dahinter ein s.t. (sine tempore<br />
– ohne Zeit) beginnt die Veranstaltung<br />
wie angegeben.<br />
AStA – Allgemeiner Studierendenausschuss<br />
(vertritt die Interessen der Studierenden)<br />
Credit Points – Leistungspunkte im Studium<br />
Fachschaft – Studentenvertretung für den<br />
jeweiligen Studiengang<br />
Kommilitonen – so werden die Mitstudenten<br />
genannt<br />
Kolloquium – fachliche Gesprächsrunde ohne<br />
feste Formalien<br />
Matrikelnummer – die Identifikationsnummer<br />
im Studentenverzeichnis. Diese Nummer<br />
sollte man sich unbedingt merken, da sie oft<br />
angegeben werden muss. Für Vergessliche: sie<br />
steht auch auf dem Studentenausweis.<br />
SWS – Semesterwochenstunden, eine SWS<br />
dauert in der Regel 45 Minuten, für die meisten<br />
Seminare sind deshalb 2 SWS angegeben<br />
Immatrikulation – die Anmeldung an einer<br />
Hochschule<br />
Exmatrikulation – die Abmeldung von einer<br />
Hochschule<br />
82<br />
83
Ausbildungsberufe<br />
Duales Studium<br />
Unternehmen<br />
Ratgeber<br />
DIGI:BO – Digitale Berufsorientierung<br />
im Unterricht und zu Hause<br />
Kennst du schon diese Ausbildungsberufe?<br />
Elektroniker für Energie- und<br />
Gebäudetechnik (m/w/d)<br />
Fachinformatiker für Digitale<br />
Vernetzung (m/w/d)<br />
Fachkraft für Kreislauf- und<br />
Abfallwirtschaft (m/w/d)<br />
Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik<br />
sind Experten für die Planung<br />
und Installation von elektrotechnischen<br />
Anlagen in Gebäuden sowie deren<br />
Energieversorgung. Du hast jetzt schon<br />
deine Wohnung mit Smarthome-Devices<br />
ausgestattet oder baust und reparierst<br />
seit Jahren deine Computer selbst<br />
zusammen? Dann könntest du mit<br />
dieser Ausbildung dein Hobby zum Beruf<br />
machen.<br />
Du wirst gerufen, wenn ein Smart-TV<br />
das Wlan nicht erkennt? Du tüftelst gern,<br />
bis der Computer sich wieder mit dem<br />
Internet verbindet? Du findest es spannend,<br />
wie man Daten vor ungewollten<br />
Zugriffen von außen sichern kann? Wenn<br />
dich alles rund um das Thema Digitale<br />
Vernetzung interessiert, solltest du dir<br />
unbedingt diese Fachrichtung der Ausbildung<br />
zum Fachinformatiker einmal<br />
ansehen.<br />
Blaue, braune, gelbe Tonne und Restmüll<br />
– Mülltrennung gehört für uns zum<br />
Alltag; aber wie werden Pizzakartons,<br />
Konservendosen und Blumentöpfe<br />
sachgerecht entsorgt? Dass unser Abfall<br />
am Ende an der richtigen Stelle landet,<br />
um recycelt oder endgültig entsorgt<br />
zu werden, das steuern die Fachkräfte<br />
für Kreislauf- und Abfallwirtschaft. Ein<br />
abwechslungsreicher Beruf, der auch<br />
für dich interessant sein könnte.<br />
Das in Schleswig-Holstein verankerte Online-Portal DIGI:BO bietet Schülerinnen und Schülern<br />
sowie Lehrkräften Informationen und Materialien für eine umfassende und vielseitige<br />
Berufsorientierung. DIGI:BO beruht auf einem pädagogischen Konzept und steht im Einklang<br />
mit dem „Landeskonzept für Berufliche Orientierung an weiterführenden Schulen in<br />
Schleswig-Holstein“.<br />
Möchtest du ein duales Studium absolvieren?<br />
Du möchtest (vorerst) nicht studieren? Dann klick<br />
dich durch über 300 Ausbildungsberufe und 70<br />
duale Studiengänge und finde heraus, was am<br />
besten zu dir passt.<br />
Du brauchst Tipps für deinen Bewerbungsprozess?<br />
Dann besuche unseren Ratgeber, lade dir Vorlagen<br />
runter oder lass dich von der Vielfalt an möglichen<br />
Karrierewegen überraschen.<br />
Entdecke Ausbildungsbetriebe in deiner Nähe<br />
und lerne deren Azubis und Ausbildungs-<br />
Verantwortliche kennen.<br />
Entdecke und orientiere dich auf<br />
www.digibo.school<br />
TEXT ME2BE, Kristina Krijom | FOTO Sebastian Weimar, Shutterstock | ILLUSTRATION Ibou Gueye<br />
Energiewissenschaften<br />
Du begeisterst dich für die drängenden<br />
Energiefragen? Außerdem bist du technikaffin<br />
und findest Elektronik spannend?<br />
Dann ist das duale Studium Energiewissenschaften<br />
vielleicht genau das Richtige<br />
für dich. Spezialisiere dich auf Bereiche<br />
wie Energie- und Umweltmanagement<br />
oder regenerative Energietechnik und<br />
sei Teil einer sehr innovativen Branche,<br />
um Effizienz und Ökologie in Einklang zu<br />
bringen.<br />
Elektrotechnik – Energiesysteme<br />
und Automation<br />
Du bist ein Tüftler, interessierst dich für<br />
Energie, findest Automation faszinierend<br />
und möchtest an zukunftsweisenden<br />
Entwicklungen wie der Energiewende<br />
mitarbeiten? Dann ist das duale Studium<br />
Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />
Automation vielleicht genau das Richtige<br />
für dich. Auf dich warten interdisziplinäre<br />
Kenntnisse, die dir eine Karriere in jenen<br />
Branchen eröffnen, die die Welt nachhaltiger<br />
gestalten.<br />
Data Science and Artificial<br />
Intelligence<br />
Du bringst gerne Ordnung in Daten,<br />
bist ein Problemlöser und fasziniert von<br />
Künstlicher Intelligenz? Dann ist das<br />
Studium Data Science and Artificial Intelligence<br />
womöglich genau richtig für dich.<br />
Denn du lernst aus unstrukturierten Rohdaten<br />
eine strukturierte Datenbasis zu<br />
extrahieren und so Entscheidungsgrundlagen<br />
für Unternehmen zu schaffen. Auf<br />
dich warten spannende Aufgaben und<br />
sehr gute Karrieremöglichkeiten.<br />
84<br />
85
Ausbildungsberufe<br />
Duales Studium<br />
Unternehmen<br />
Ratgeber<br />
Hast du schon diese Ausbildungsbetriebe entdeckt?<br />
Hier berichten Azubis und Studierende von ihren Erfahrungen.<br />
Flenker Bau GmbH<br />
Paradiesweg 54, 24223 Schwentinental<br />
Lufthansa Technik AG<br />
Weg beim Jäger 193, 22335 Hamburg<br />
Leitungsbau Nord GmbH<br />
Auf dem Bös 5, 246<strong>01</strong> Wankendorf<br />
Ob über den Dächern von Kiel oder unter<br />
den Straßen der Landeshauptstadt, wenn<br />
es um Sanierungs- und Bauarbeiten<br />
im Hoch- und Tiefbau geht, rücken die<br />
Kolonnen von Flenker Bau aus. Das mittelständische<br />
Familienunternehmen mit<br />
seinen 50 Fachkräften ist seit 1898 erfolgreich<br />
im Großraum Kiel tätig und vereint<br />
Handwerkstraditionen mit modernen<br />
Arbeitsmethoden. Zusammen mit der<br />
Fahrzeugbau Kiel GmbH, der FLE-KA-TEC<br />
GmbH und der FB Verwaltungs-Management<br />
GmbH ist das Unternehmen unter<br />
dem Dach der PB Holding vereint. Als<br />
etablierter Ausbildungsbetrieb im Großraum<br />
Kiel zieht Flenker Bau jedes Jahr ca.<br />
5 talentierte Nachwuchskräfte an.<br />
Lufthansa Technik ist der weltweit<br />
führende Anbieter für Wartungs-, Reparatur-<br />
und Überholungsservices sowie<br />
Modifikationen in der Luftfahrtindustrie.<br />
Mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden und<br />
über 30 internationalen Tochterunternehmen<br />
bietet die Lufthansa Technik<br />
Gruppe rund 800 Kunden auf der ganzen<br />
Welt einen Komplett-Service von Dienstleistungen<br />
rund um die Flugzeugtechnik<br />
und betreut in diesem Zusammenhang<br />
über 4000 Flugzeuge. Dazu gehören auch<br />
Dienstleistungen u. a. in der Bereichen<br />
Triebwerksinstandhaltung, Geräte- und<br />
Materialversorgung wie auch der Wartung<br />
von VIP-Flugzeugen.<br />
Seit 25 Jahren kümmern sich die mittlerweile<br />
100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des familiengeführten Betriebs<br />
um die Versorgungssicherheit der Region.<br />
Mit Hilfe seiner zwei Hauptgeschäftsfelder<br />
Bahn- und Energietechnik sorgt<br />
Leitungsbau Nord dafür, dass die unterschiedlichen<br />
Zulieferungen reibungslos<br />
funktionieren und stellt sich gleichzeitig<br />
den neuen Herausforderungen des<br />
Energiewandels. Zu den Auftraggebern<br />
des Unternehmens gehören die großen<br />
Energieversorger, regionale Stadtwerke,<br />
Institutionen wie Landesämter, Industriekunden,<br />
die Deutsche Bahn und Privatkunden.<br />
Die Bandbreite der Aufträge ist<br />
folglich sehr vielfältig und bedeutet täglich<br />
neue Herausforderungen, welche die<br />
Arbeit spannend und abwechslungsreich<br />
gestalten.<br />
Ausbildung und Studium:<br />
• Beton- und Stahlbetonbauer (m/w/d)<br />
• Maurer (m/w/d)<br />
• Kanalbauer (m/w/d)<br />
• Straßenbauer (m/w/d)<br />
• Kaufmann für Büromanagement<br />
(m/w/d)<br />
• Duales Studium Bauingenieurwesen<br />
• Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker<br />
(m/w/d)<br />
• Fachkraft für Rohr- Kanal- und<br />
Industrieservice (m/w/d)<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.ost.digibo.school/firmenportrait/<br />
flenker-bau-gmbh/<br />
Ausbildung:<br />
• Fluggerätmechaniker (m/w/d)<br />
• Fluggerätelektroniker (m/w/d)<br />
• Elektroniker für Geräte und Systeme<br />
(m/w/d)<br />
• Werkzeugmechaniker (m/w/d)<br />
• Zerspanungsmechaniker (m/w/d)<br />
• Oberflächenbeschichter (m/w/d)<br />
• Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d)<br />
• Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung<br />
(m/w/d)<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.west.digibo.school/firmenportrait/<br />
lufthansa-technik-ag/<br />
Ausbildung:<br />
• Elektroniker für Betriebstechnik<br />
(m/w/d)<br />
• Tiefbaufacharbeiter (m/w/d)<br />
• Kaufmann für Büromanagement<br />
(m/w/d)<br />
• Rohrleitungsbauer (m/w/d)<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.ost.digibo.school/firmenportrait/<br />
leitungsbau-nord-gmbh/<br />
TEXT Sophie Blady, Kristina Krijom, Anja Nacken | FOTO Sebastian Weimar, Lufthansa Technik, Henrik Matzen<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.süd.digibo.school/firmenportrait/<br />
stadtverwaltung-eutin/<br />
Dennis, 28 Jahre, absolviert das duale Studium Green Building Systems<br />
an der GMSH und der FH Westküste im 5. Semester<br />
„Aktuell befinde ich mich im fünften Semester meines dualen Studiums Green Building<br />
Systems und Nachhaltigkeit ist mein wesentlicher Ansporn. Da es das Praxissemester<br />
ist, verbringe ich es bei der GMSH. Nach meiner Ausbildung zum Anlagenmechaniker<br />
im Bereich Heizungsbau interessierte mich, wie weit man Technologien spezifizieren<br />
kann, um sie so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Durch meine Recherchen<br />
bin ich auf den Studiengang Green Building Systems an der FH Westküste gestoßen.<br />
Leider existierte noch keine Kooperation zwischen FH und GMSH. Doch nach meiner<br />
Anfrage gab es wenig später grünes Licht, und ich konnte mit als erster dieses duale<br />
Studium beginnen. Der Studiengang Green Building Systems deckt meine Interessen<br />
perfekt ab: Er lehrt mich, maßvoll mit Ressourcen umzugehen und zeigt mir, wie ich<br />
in der Praxis meinen Beitrag in der Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik leisten kann.<br />
Dabei geht es um die ideale Verknüpfung und Optimierung der einzelnen Gebäudeelemente<br />
und der Gebäudeautomation. Ich rate jedem zu einem dualen Studium. Neben<br />
der Finanzierbarkeit bietet es die Chance, konkrete Einblicke in ein Unternehmen zu<br />
erhalten und während des Studiums aktiv an Projekten mitzuarbeiten. Dadurch kennt<br />
man bereits als Studierender die Arbeitsprozesse und hat Kontakte geknüpft – das ist<br />
optimal.“<br />
Milena (25), im 1. Jahr ihrer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />
bei der Stadt Eutin<br />
„In der Stadtverwaltung durchlaufe ich viele verschiedene Fachdienste, erfahre die Vielseitigkeit<br />
des Berufes und auch, welcher Bereich mir besonders zusagt. Meinen ersten<br />
Praxisblock absolvierte ich im Fachdienst Finanzen und Controlling. Ein Block Berufsschule<br />
an der KBS Eutin folgte danach und aktuell bin ich im Bürgerbüro tätig. An<br />
meiner Ausbildung schätze ich vor allem, hinter die Kulissen blicken zu können. Auch<br />
der Bürgerkontakt bereitet mir viel Freude. Der Bewerbungsprozess verlief schnell und<br />
unkompliziert, und insgesamt fühle ich mich sehr gut betreut. Für die Ausbildung zur<br />
Verwaltungsfachangestellten sollte man ehrgeizig und wissbegierig sein. Zudem sollte<br />
man – gerade in Bezug auf Bürgerkontakt – offen, kontaktfreudig und manches Mal<br />
auch geduldig und resilient sein. Nach der Ausbildung würde ich gerne bei der Stadt<br />
Eutin bleiben – ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, im Ordnungsamt zu arbeiten.<br />
Eutin ist meine Heimat, doch neben dem Bekannten schätze ich vor allem die Vielfältigkeit<br />
der Stadt – es gibt die Seen, das Schloss, die Nähe zum Strand und auch der<br />
Tourismus sorgt für Abwechslung.“<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.west.digibo.school/firmenportrait/<br />
gmsh/<br />
86<br />
87
Ausbildungsberufe<br />
Duales Studium<br />
Unternehmen<br />
Ratgeber<br />
DIGI:BO unterstützt dich in deinem Prozess der Berufs- und<br />
Lebensorientierung.<br />
Die Bewerbung<br />
Die Bewerbung ist der erste Schritt des<br />
Auswahlverfahrens um einen Ausbildungsplatz.<br />
Anhand deiner Bewerbungsunterlagen<br />
treffen die Personalverantwortlichen<br />
ihre Entscheidung: Eignet sich<br />
die Bewerberin oder der Bewerber für<br />
die angebotene Ausbildung?<br />
Das gehört in deine Bewerbung<br />
Zeugnisse und Bescheinigungen<br />
Zeugnisse und Bescheinigungen zeigen<br />
deinem zukünftigen Arbeitgeber, welche<br />
Qualifikationen du wirklich besitzt. Sie<br />
belegen deine Angaben im Anschreiben<br />
und im Lebenslauf. Die Personalverantwortlichen<br />
bekommen so ein objektives<br />
Bild von dir.<br />
• falls verlangt, ein Gesundheitszeugnis<br />
oder polizeiliches<br />
Führungszeugnis<br />
Alle Dokumente sollten nicht gelocht<br />
und ausschließlich einseitig beschrieben<br />
sein. Klarsichthüllen brauchst du keine.<br />
Ebenfalls unerwünscht sind Eselsohren,<br />
Flecken und natürlich Rechtschreibfehler.<br />
Um einen positiven Eindruck zu vermitteln,<br />
sollte die Bewerbung formal und<br />
inhaltlich tadellos sein und die Qualifikation<br />
und Motivation der Bewerberin<br />
oder des Bewerbers zeigen. Deine Bewerbungsunterlagen<br />
sollten unbedingt aus<br />
diesen drei Teilen bestehen:<br />
• Anschreiben<br />
• Lebenslauf<br />
• Zeugnisse<br />
Diese Anlagen solltest du mitschicken:<br />
• Abschlusszeugnis oder die zwei<br />
letzten Schulzeugnisse<br />
• Arbeitszeugnisse /<br />
Praktikumsnachweise<br />
• Empfehlungsschreiben<br />
• Zertifikate (z.B. von Sprachkursen<br />
oder Lehrgängen)<br />
• Bescheinigung über Ehrenämter<br />
Wer möchte, kann seiner Bewerbung<br />
noch ein Deckblatt, wahlweise mit einem<br />
Inhaltsverzeichnis, sowie ein Motivationsschreiben<br />
beilegen. Falls du dich dafür<br />
entscheidest, der Bewerbung ein Foto<br />
beizufügen, kommt es auf das Deckblatt<br />
oder auf den Lebenslauf.<br />
Das Anschreiben<br />
Ausbildungsarten und<br />
Karrierewege<br />
Gehalt und Finanzen<br />
Das Praktikum<br />
Die Bewerbung<br />
Der Ausbildungsstart<br />
Business Knigge<br />
Das Auswahlverfahren<br />
Rechte und Pflichten<br />
Duales Studium<br />
TEXT ME2BE, Christian Dorbandt | ILLUSTRATION Shutterstock<br />
Das Anschreiben ist das Herzstück<br />
der Bewerbung und kommt bei den<br />
Unterlagen ganz nach vorne. Es muss<br />
fehlerfrei sein, sollte den Umfang von<br />
einer DIN-A4-Seite nicht überschreiten<br />
und bestimmte formale Anforderungen<br />
erfüllen.<br />
1. Der Briefkopf<br />
Du beginnst links oben mit dem<br />
Absender, also mit deinem vollständigen<br />
Namen und deiner Adresse. Darunter<br />
folgt der Adressat, also Name und<br />
Anschrift des Unternehmens. Ist ein<br />
zuständiger Mitarbeiter bekannt, muss<br />
auch dieser vermerkt werden. Eine<br />
Zeile unter dem Adressaten notierst du<br />
rechtsbündig den Ort und das Datum des<br />
Anschreibens. Wenige Zeilen darunter<br />
folgt linksbündig und in Fettdruck deine<br />
Betreffzeile.<br />
2. Die Begrüßung<br />
Ist ein konkreter Ansprechpartner<br />
bekannt, wird dieser auch direkt genannt.<br />
Solltest du keinen Ansprechpartner herausfinden,<br />
lautet deine Begrüßung: Sehr<br />
geehrte Damen und Herren, …<br />
3. Die Einleitung<br />
Du erklärst kurz, wie du auf das<br />
Stellenangebot aufmerksam geworden<br />
bist und warum du dich auf diese Stelle<br />
bewirbst. Hat im Vorfeld ein Telefonat<br />
stattgefunden, weil du dich nach einem<br />
Ansprechpartner erkundigen oder herausfinden<br />
wolltest, ob die angebotene<br />
Stelle bereits vergeben ist, solltest du<br />
unbedingt einleitend darauf aufmerksam<br />
machen, zum Beispiel indem du<br />
schreibst: „Vielen Dank für das freundliche<br />
Telefonat am Montagvormittag. Wie<br />
bereits besprochen, bin ich über Ihre<br />
Internetseite auf Ihr Ausbildungsangebot<br />
aufmerksam geworden.“<br />
4. Die Erklärung<br />
Du begründest, warum genau dieses Stellenangebot<br />
UND dieses Unternehmen<br />
für dich so reizvoll sind. Du solltest überzeugend<br />
darstellen, welche Fähigkeiten<br />
und Motivationen du für diesen Beruf<br />
mitbringst. Keine falsche Bescheidenheit!<br />
Denn nun gilt es zu erläutern, warum<br />
ausgerechnet du der geeignete Azubi in<br />
spe bist!<br />
5. Die Verabschiedung<br />
Abschließend solltest du immer um eine<br />
Einladung zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch<br />
bitten. Eine Zeile darunter<br />
folgt nochmals dein Name und deine<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
Max Mustermann<br />
Musterstraße 99<br />
12345 Musterstadt<br />
Krankenhaus Schuster GmbH<br />
Frau Schuster<br />
Schusterstraße 66<br />
54321 Schusterstadt<br />
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zum Pflegefachmann<br />
Sehr geehrte Frau Schuster,<br />
auf Ihrer Internetseite habe ich das Ausbildungsangebot zum Pflegefachmann<br />
entdeckt. Da mich die Arbeit im Gesundheitswesen allgemein interessiert,<br />
der Umgang mit Kindern aber im Besonderen, bewerbe ich mich<br />
hiermit um einen Ausbildungsplatz in Ihrem Hause.<br />
Der Bereich Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ist für mich besonders<br />
interessant, da der persönliche Umgang mit Menschen und insbesondere<br />
mit Kindern für mich von großer Bedeutung ist. Zudem habe ich in meiner<br />
Freizeit bereits verschiedene Kurse als Rettungsschwimmer absolviert.<br />
Das Städtische Krankenhaus XY vereint verschiedenste Fachbereiche unter<br />
einem Dach. Daher sehe ich gerade bei Ihnen sehr gute Möglichkeiten,<br />
während der Ausbildung das Gesundheitswesen in Theorie und Praxis umfassend<br />
kennenzulernen.<br />
Ich besuche das Heinrich-Heine-Gymnasium in Plön und befinde mich in<br />
den Abiturvorbereitungen für Juni diesen Jahres. Die naturwissenschaftlichen<br />
Fächer – vor allem Biologie – liegen mir besonders. In den letzten<br />
Herbstferien habe ich ein zweiwöchiges Praktikum in einem Heikendorfer<br />
Sanitätshaus absolviert. Hier hat mich die individuelle und empathische<br />
Kundenberatung durch das Fachpersonal stark beeindruckt. So würde neben<br />
den medizinischen Aspekten auch der persönliche Umgang mit Patienten<br />
für mich eine sehr wichtige Rolle spielen.<br />
Über die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch würde ich<br />
mich sehr freuen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Max Mustermann<br />
Musterstadt, den TT.MM.JJJJ<br />
Weitere Tipps und ein Musteranschreiben zum<br />
Download findest du auf<br />
www.west.digibo.school/ratgeber/die-bewerbung/<br />
handschriftliche Signatur (die du bei einer<br />
Online-Bewerbung einscannst oder ggf.<br />
in kursiver Schreibschrift hinzufügst).<br />
Achtung bei Mustervorlagen für dein<br />
Anschreiben! Sie sollten vor allem als<br />
Ideengeber dienen und nicht blind<br />
kopiert werden. Achte beim Anschreiben<br />
auf die individuelle Note.<br />
88<br />
89
Der Lebenslauf<br />
Wege mit Mittlerem Schulabschluss<br />
Der Lebenslauf gibt dem Personalverantwortlichen<br />
einen klaren Überblick<br />
über deine Kompetenzen, Fähigkeiten,<br />
Erfahrungen und bisherigen Ausbildungsschritte.<br />
Er liegt bei den Bewerbungsunterlagen<br />
hinter dem Anschreiben und<br />
sollte sehr übersichtlich gestaltet sein.<br />
1. Der Kopf<br />
Du beginnst oben mit der Überschrift:<br />
Lebenslauf. Linksbündig darunter<br />
folgen deine Kontaktdaten mit Name,<br />
Familienstand (z.B. ledig), Anschrift, Telefonnummer(n)<br />
und E-Mail-Adresse. Dem<br />
neuen Gleichbehandlungsgesetz zufolge<br />
müssen keine Angaben zu Alter, Familienstand,<br />
Kindern und Religion gemacht<br />
werden. Auch ein Bewerbungsfoto darf,<br />
rechtlich gesehen, nicht vom Arbeitgeber<br />
gefordert werden.<br />
2. Das Bewerbungsfoto<br />
Falls du deinen Bewerbungsunterlagen<br />
freiwillig ein Foto beifügen möchtest,<br />
wähle ein qualitativ gutes und seriöses<br />
Bild aus. Es empfiehlt sich, professionelle<br />
Bewerbungsfotos von einem Fotografen<br />
erstellen zu lassen. Der kann dir auch<br />
die entsprechenden Tipps geben, wie du<br />
dich auf dem Bild präsentierst: freundlich,<br />
aber nicht albern. Aufgeweckt, aber<br />
nicht überdreht. Seriös und kompetent,<br />
aber nicht eingebildet. Wähle ordentliche<br />
Kleidung und eine nette Frisur.<br />
3. Dein Bildungsweg<br />
Der Lebenslauf wird nicht in vollständigen<br />
Sätzen formuliert, sondern tabellarisch<br />
aufgebaut – und zwar rückwärts in<br />
der Zeitfolge. Nenne die Schulen, die du<br />
besucht hast.<br />
4. Praktische Erfahrungen<br />
Solltest du bereits Erfahrungen in der<br />
Arbeitswelt gesammelt haben – prima!<br />
Falls nicht – auch kein Problem. Denn<br />
es zählen auch andere außerschulische<br />
Aktivitäten, die berufsvorbereitenden<br />
Charakter besitzen.<br />
5. Kenntnisse und besondere<br />
Fähigkeiten<br />
Muttersprache, verhandlungssicher, fließend,<br />
sehr gute Kenntnisse, gute Kenntnisse,<br />
Grundkenntnisse. So lauten die<br />
Einstufungen für Fremdsprachenkenntnisse.<br />
„Muttersprache“ ist dann relevant,<br />
solltest du dich auf eine Stelle in einem<br />
ausländischen Unternehmen bewerben.<br />
Längst nicht mehr wegzudenken ist der<br />
Umgang mit Computern. Von Vorteil ist<br />
jegliche Fähigkeit, die speziell für das<br />
Unternehmen, bei dem du dich bewirbst,<br />
relevant ist.<br />
6. Hobbys und Interessen<br />
Was dich bewegt und was dich begeistert,<br />
fügt dem Ganzen eine persönliche Note<br />
hinzu. Und das ist nicht zu unterschätzen!<br />
1.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
Max Mustermann<br />
Musterstraße 99<br />
12345 Musterstadt<br />
Krankenhaus Schuster GmbH<br />
Frau Schuster<br />
Name: Schusterstraße 66 Max Mustermann<br />
Familienstand:<br />
54321 Schusterstadt ledig<br />
Anschrift: Musterstraße 99<br />
12345 Musterstadt<br />
Telefon: 1234 - 56 78 90<br />
E-Mail:<br />
Max@Mustermann.de<br />
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zum Pflegefachmann<br />
Sehr geehrte Frau Schuster,<br />
auf Ihrer Internetseite habe ich das Ausbildungsangebot zum Pflegefachmann<br />
entdeckt. Da mich die Arbeit im Gesundheitswesen allgemein inte-<br />
Bildungsweg:<br />
ressiert, der Umgang mit Kindern aber im Besonderen, bewerbe ich mich<br />
2005-2<strong>01</strong>3: hiermit um einen Ausbildungsplatz Heinrich-Heine-Gymnasium Ihrem in Hause. Kiel-Heikendorf<br />
20<strong>01</strong>-2005: Grundschule in Kiel-Friedrichsort<br />
Der Bereich Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ist für mich besonders<br />
interessant, da der persönliche Umgang mit Menschen und insbesondere<br />
Praktische mit Kindern Erfahrungen: für mich von großer Bedeutung ist. Zudem habe ich in meiner<br />
Freizeit bereits verschiedene Kurse als Rettungsschwimmer absolviert.<br />
2<strong>01</strong>0-2<strong>01</strong>3: AG Hausaufgabenhilfe für Schüler der Unter- und Mittelstufe<br />
Das Städtische Krankenhaus XY vereint verschiedenste Fachbereiche unter<br />
2<strong>01</strong>2: zweiwöchiges Praktikum im Sanitätshaus Doose in Heikendorf<br />
einem Dach. Daher sehe ich gerade bei Ihnen sehr gute Möglichkeiten,<br />
2<strong>01</strong>0-2<strong>01</strong>1: Teilnahme an mehreren Kursen bei der DLRG<br />
während der Ausbildung das Gesundheitswesen in Theorie und Praxis umfassend<br />
kennenzulernen.<br />
Kenntnisse und besondere Fähigkeiten:<br />
Ich besuche das Heinrich-Heine-Gymnasium in Plön und befinde mich in<br />
Englisch: den Abiturvorbereitungen Fließend für Juni diesen Jahres. Die naturwissenschaftlichen<br />
Fächer – vor Gute allem Kenntnisse Biologie – liegen mir besonders. In den letzten<br />
Spanisch:<br />
Latein: Herbstferien habe Grundkenntnisse<br />
ich ein zweiwöchiges Praktikum in einem Heikendorfer<br />
Sanitätshaus absolviert. Hier hat mich die individuelle und empathische<br />
EDV-Kenntnisse:<br />
Kundenberatung durch Word, das Excel, Fachpersonal Photoshop, CMS stark beeindruckt. So würde neben<br />
den medizinischen Aspekten auch der persönliche Umgang mit Patienten<br />
für<br />
Sonstige Kenntnisse:<br />
mich eine sehr<br />
Erste<br />
wichtige<br />
Hilfe-Schein,<br />
Rolle<br />
Erste<br />
spielen.<br />
Hilfe-Schein für Babys und Kleinkinder,<br />
Rettungsschwimmer-Abzeichen der DLRG<br />
Über die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch würde ich<br />
Führerschein: B, C1, C1E<br />
mich sehr freuen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Hobbys:<br />
Interessen:<br />
Max Mustermann<br />
Musterstadt, den TT.MM.JJJJ<br />
LEBENSLAUF<br />
Handball, Schwimmen, Kochen, Reisen<br />
Sport im Allgemeinen, südamerikanische Kultur<br />
Musterstadt, den TT.MM.JJJJ<br />
Weitere Tipps und ein Musterlebenslauf zum<br />
Download findest du auf<br />
www.ost.me2be.de/ratgeber/die-bewerbung/<br />
Mache dich interessant. Je nach angestrebtem<br />
Berufsweg ist zum Beispiel das<br />
Interesse an Medien oder fremden Kulturen<br />
eine gute Möglichkeit, besondere<br />
Interessen zu betonen. Deine sportlichen<br />
Aktivitäten solltest du nennen, denn sie<br />
sind ein Indiz für Teamfähigkeit, Ausdauer<br />
sowie Ehrgeiz. Ehrenämter sowie<br />
soziales Engagement solltest du auf jeden<br />
Fall erwähnen.<br />
2.<br />
Hier gibt´s noch mehr ...<br />
„Wie finde ich einen Beruf, der wirklich zu<br />
mir passt?“ Jedes Jahr suchen Tausende<br />
Schulabgänger innen und -abgänger eine<br />
passende Antwort auf diese Frage. Es<br />
gibt allerdings noch weitere Fragen, die<br />
auf dem Weg in das Arbeitsleben eine<br />
wichtige Rolle spielen. So müssen sich die<br />
Suchenden nicht nur auf einen Beruf festlegen,<br />
sondern auch für einen der zahlreichen<br />
Ausbildungswege entscheiden:<br />
Mache ich eine duale oder schulische<br />
Ausbildung? Beginne ich ein Studium<br />
an einer Fachhochschule, Universität<br />
oder im dualen System? Und wenn<br />
ich mich für einen Beruf entschieden<br />
habe, wie finde ich den passenden<br />
Ausbildungsplatz? Wie schreibe ich eine<br />
Bewerbung und wie verhalte ich mich<br />
in einem Vorstellungsgespräch? Wie<br />
wird meine Ausbildung vergütet, welche<br />
Abgaben muss ich von meinem Lohn<br />
entrichten, und welche Zuschüsse stehen<br />
mir zu wenn ich mit meinem Geld nicht<br />
auskomme?<br />
Die wichtigsten<br />
Antworten, Tipps<br />
und Ratschläge<br />
findest du im Ratgeber<br />
unter www.<br />
ost.me2be.de/<br />
ratgeber.<br />
TEXT ME2BE, Christian Dorbandt | ILLUSTRATION Shutterstock<br />
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