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e-paper_ANSICHT_Campus_2023_01

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CAMPUS<br />

STUDIUM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG<br />

Energie & Leidenschaft


HI,<br />

Hey<br />

HALLO<br />

Studieren<br />

mit weitem<br />

Horizont<br />

Was treibt uns eigentlich an? Offensichtlich ist es unsere Lebensenergie,<br />

die es uns ermöglicht, Herausforderungen zu meistern, Ziele zu setzen,<br />

Hindernisse zu überwinden und die Welt um uns herum aktiv zu<br />

gestalten. Ohne Energie gäbe es keine Innovation, und weder<br />

gesellschaftliches noch wirtschaftliches Wachstum wären möglich.<br />

Woher nehmen wir jedoch diese Energie, und wie nutzen wir<br />

sowohl unsere menschlichen als auch technischen Energiequellen<br />

im Sinne einer gelungenen Zukunftsgestaltung?<br />

Genau dieser Frage sind wir in dieser neuen Ausgabe<br />

des CAMPUS-Magazins einmal nachgegangen und<br />

haben uns in den verschiedenen Fach- und Forschungsbereichen<br />

unserer Hoch- und Fachhochschulen nach energiegeladenen<br />

Projekten umgesehen. Wir haben zum Beispiel mit Professorinnen<br />

und Studentinnen der MSH Medical School aus Hamburg über ihre Erfolge im<br />

Bereich der Musik-, Theater-, Tanz- und Kunsttherapie<br />

gesprochen, uns bei den Uni-Profis zwischen Hamburg und<br />

Kiel aus den Bereichen der Elektrotechnik, Informatik<br />

und KI über ihre neuesten Forschungsergebnisse und<br />

Projekte informiert. Zusätzlich haben wir diverse<br />

Entwicklungsmöglichkeiten für Kreative im Designbereich<br />

oder auch als ‚Gesellschaftsentwickler‘ im Verwaltungswesen<br />

ausgelotet. Das Ergebnis lautet: Energie steckt in jedem von uns und<br />

wird durch alles, was wir mit Leidenschaft anpacken, befördert!<br />

In diesem Sinne hoffen wir, dass wir mit dieser weiteren<br />

informativen Ausgabe unseres <strong>Campus</strong>magazins Schulabgängern<br />

und Studienanfängern viele Anregungen bieten können, um<br />

ihre berufliche Zukunft mit Energie aufzuladen und sich<br />

über die vielfältigen Möglichkeiten bestens informiert zu fühlen.<br />

Mehr unter<br />

www.me2be.de<br />

facebook/me2be.mag<br />

instagram.com/me2bemag<br />

Viel Spaß bei der Lektüre<br />

Eure ME2BEs<br />

3


Professorin Nicole Hartmann, Dozentin an der MSH. Dr. Christian Meyer-Heidemann, Landesbeauftragter für politische Bildung. Nada, Studentin an der Technischen Hochschule Lübeck. Marc Völler, Trendforscher und Dozent an der Design Factory International.<br />

06<br />

WILLKOMMEN AUF<br />

DEM CAMPUS<br />

38<br />

VIER SPRACHEN DER KUNST<br />

Von Theatertherapie bis Musiktherapie an der MSH<br />

Medical School Hamburg<br />

63<br />

VERWALTUNG IM AUFBRUCH<br />

Einblicke in das Studium Bachelor of Arts Public<br />

Administration Allgemeine Verwaltung<br />

74<br />

ERLEBEN<br />

RAUS AUS DEM CAMPUS!<br />

06<br />

09<br />

NACHGEFRAGT<br />

Ein Interview mit Dr. Christian Meyer-<br />

Heidemann<br />

STUDIS ON AIR<br />

Warum Studieren im Norden glücklich macht<br />

14<br />

14<br />

20<br />

26<br />

TITELTHEMA<br />

ENERGIEQUELLEN<br />

WIR MÜSSEN DRÜBER REDEN, WIE<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ MENSCH-<br />

LICH UND INTELLIGENT WIRD<br />

Beim unaufhaltsamen Aufstieg der Künstlichen<br />

Intelligenz bleibt vieles auf der Strecke, was sich eines<br />

Tages gegen sie kehren könnte. Es hilft nichts: Wir<br />

müssen reden.<br />

CHATGPT UND DAS DILEMMA DER LEHRE<br />

Über ChatGPT, das Dilemma der Lehre und wie KI-<br />

Sprachmodelle als Werkzeuge Lernen und Kreativität<br />

stimulieren können – Ein Gespräch mit Professorin<br />

Dr. Doris Weßels<br />

NEUES AUS DER REDAKTION<br />

ME2BE berichtet über Energiequellen,<br />

Digitalisierung und mehr<br />

29<br />

30<br />

LERNEN<br />

STUDIEREN IM NORDEN<br />

IN LÜBECK ENTSTEHT DIE STADT<br />

DER ZUKUNFT<br />

Für das große Ziel der Smart City bildet die TH Lübeck<br />

Ingenieure aus, die mit Sensortechnik, Funktechnologie<br />

und künstlicher Intelligenz zukunftsweisende Lösungen<br />

erdenken.<br />

44<br />

48<br />

50<br />

52<br />

53<br />

56<br />

59<br />

60<br />

61<br />

TRENDFORSCHUNG ALS<br />

GAME-CHANGER!?<br />

Trendanalysen und Megatrends werden auch in Zukunft<br />

die Grundlage für kreatives Arbeiten sein<br />

JOURNALISMUS – EIN ZUKUNFTSBERUF?<br />

Zeitungen sterben, der Journalismus nicht. Davon<br />

ist Jörn Radtke, Professor für Journalismus an der<br />

Fachhochschule Kiel, überzeugt.<br />

STUDIENGÄNGE IM FOKUS<br />

DUALES STUDIUM<br />

LERNEN + ARBEITEN<br />

UNI ODER JOB? WARUM NICHT BEIDES!<br />

Trend duales Studium – nie war praxisnahes<br />

Studieren so beliebt!<br />

VERWALTUNG IM WANDEL: DIGITAL,<br />

MODERN UND FAMILIENFREUNDLICH<br />

Sarah Wottawa über ihren Werdegang bei der<br />

Stadtverwaltung Eutin<br />

DIE VERWALTUNG IST EIN MODERNES<br />

DIENSTLEISTUNGSUNTERNEHMEN<br />

Im Interview mit Anne Bornholdt über das<br />

duale Studium Allgemeine Verwaltung / Public<br />

Administration bei der Stadtverwaltung Eutin<br />

DAS DUALES STUDIUM ALS TÜRÖFFNER<br />

FÜR EINE VIELSEITIGE KARRIERE<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen im Fokus<br />

PRAXISNAH STUDIEREN BEI DER<br />

KREISVERWALTUNG DITHMARSCHEN<br />

Sünja, 25, absolviert das Studium Public<br />

Administration im 9. Trimester in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

66<br />

69<br />

STUDENTEN-<br />

PORTRÄTS<br />

70 KOMMUNIKATIONSDESIGN<br />

Design Factory International (DFI)<br />

71<br />

71<br />

72<br />

72<br />

73<br />

73<br />

SPIELEND ZUM ERFOLG:<br />

Innovative Mitarbeitergewinnung mit E-Sport<br />

ANGEWANDTE INFORMATIONS-<br />

TECHNIK<br />

TH Lübeck<br />

BACHELOR OF ARTS PUBLIC<br />

ADMINISTRATION ALLGE-<br />

MEINE VERWALTUNG<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

TANZTHERAPIE<br />

MSH Medical School Hamburg<br />

ALLGEMEINE VERWALTUNG /<br />

PUBLIC ADMINISTRATION<br />

Stadtverwaltung Eutin an der FHVD<br />

WIRTSCHAFTSINGENIEURWESEN<br />

BAU UND IMMOBILIEN<br />

GMSH und an der hochschule 21<br />

GREEN BUILDING SYSTEMS<br />

GMSH und an der Fachhochschule Westküste<br />

74<br />

78<br />

83<br />

84<br />

DIGI:BO<br />

84 DIGI:BO<br />

Digitale Berufsorientierung im Unterricht und zu Hause<br />

03<br />

28<br />

65<br />

ANGESCHAUT, ANGELESEN,<br />

ABGEHÖRT, AUSGEGANGEN<br />

DIE ODYSSEE DES GELBEN SACKS<br />

Unser Autor ist hinterhergereist und hat Lösungen<br />

entdeckt, wie unser Müll zu Hause bleiben kann.<br />

HOW TO ERSTSEMESTER<br />

So gelingt der Studienbeginn<br />

EDITORIAL<br />

AUSBILDUNG ODER STUDIUM<br />

Welcher Typ bist du?<br />

IMPRESSUM<br />

Mehr CAMPUS gibt es auf www.me2be.de<br />

4<br />

5


NACH-<br />

GE-<br />

Text Christian Bock<br />

Foto Anna Leste-Matzen<br />

FRAGT<br />

Ein Interview mit Dr.<br />

Christian Meyer-Heidemann<br />

Dr. Christian Meyer-Heidemann, Landesbeauftragter für politische Bildung.<br />

Christian Meyer-Heidemann freut sich, dass<br />

unser Gespräch ganz in der Nähe seines Büros<br />

stattfindet – direkt gegenüber des Kieler<br />

Landtags. Er kommt in Jeans und Hemd angeradelt,<br />

nimmt sich ein Glas Wasser und viel<br />

Zeit.<br />

Die erste Frage, das muss ich jetzt korrekt<br />

wiedergeben: Sie ‚beraten Landtag und<br />

Landesregierung in Fragen politischer Bildung’.<br />

Was ist Ihr aktuelles Thema?<br />

Wir haben natürlich viele aktuelle Themen,<br />

aber ich glaube, ein großes Thema ist die Situation<br />

der politischen Bildung an den Schulen.<br />

Wir wollen das Fach Wirtschaft/Politik, wie es<br />

hier in Schleswig-Holstein heißt, noch weiter<br />

stärken und die politische Bildung an den<br />

Schulen noch ausbauen. Wir haben zumindest<br />

erreicht, dass im Fach Wirtschaft/Politik vier<br />

Stunden in der Sekundarstufe I, also zum Beispiel<br />

zwei Stunden in der neunten sowie zwei<br />

Stunden in der zehnten Klasse, unterrichtet<br />

werden.<br />

Ich vermute, als Jugendlicher war Ihr<br />

Berufsziel nicht ‚Landesbeauftragter für<br />

politische Bildung’ zu werden. Auf welchem<br />

Weg sind Sie schließlich in das Amt<br />

gekommen?<br />

Zu Schulzeiten habe ich als Sportjournalist<br />

gearbeitet und zum Beispiel Oliver Kahn beim<br />

FC Bayern München interviewt. Aber so ein<br />

journalistischer Alltag ist doch auch ganz<br />

schön stressig. In einem Vollzeit-Jahr nach<br />

der Schule habe ich an 50 Sonntagen gearbeitet.<br />

Ich studierte dann Wirtschaft/Politik<br />

und Mathematik. Also eigentlich eine ziemlich<br />

wilde Kombi. Zugegeben, Mathe war eine<br />

ganz schöne Quälerei. Das Studium habe ich<br />

aber abgeschlossen. Danach bekam ich das<br />

Angebot, in der Politikwissenschaft als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Kieler Uni<br />

zu arbeiten und jemanden ein halbes Jahr zu<br />

vertreten, wie das halt immer so ist. Und aus<br />

dem halben Jahr wurde noch ein halbes Jahr<br />

und noch ein halbes Jahr; so bin ich an der<br />

Uni geblieben und habe promoviert.<br />

2<strong>01</strong>5 wurde ein Landesbeauftragter gesucht,<br />

in einem offenen Verfahren. Sie haben sich<br />

durchgesetzt, und müssen sich nun auch mit<br />

Social Media auseinandersetzen.<br />

Mit 35 bin ich in das Amt gekommen. Vielleicht<br />

war das ein Vorteil. Aber gerade in dem<br />

Bereich Social Media sind die Trends unheimlich<br />

schnell. Wir haben zur Zeit eine junge<br />

Mitarbeiterin, die bei uns ihr Freiwilliges<br />

Soziales Jahr absolviert. Manchmal frage ich<br />

sie, wie sie unsere Posts auf Instagram findet.<br />

Und sie gibt immer ein ziemlich ehrliches Feedback.<br />

Neulich kam jemand und fragte, willst<br />

du mit auf mein BeReal? Man steht da und<br />

fragt sich: Ok, was muss ich jetzt machen?<br />

Was ist das? Und gleichzeitig will ich mich<br />

nicht anbiedern. Ich möchte ja kein Berufsjugendlicher<br />

sein.<br />

Sie haben über das Thema ‚Selbstbildung<br />

und Bürgeridentität‘ promoviert. Keine<br />

Begriffe, die man jeden Tag liest.<br />

Mein Thema war – vereinfacht gesagt – in der<br />

Bildung nicht immer nur auf den Output zu<br />

schauen, also etwa abzufragen: Wie heißen<br />

denn die Hauptstädte der Bundesländer? Ich<br />

habe damals schon gespürt, dass Emotionen<br />

eine ganz große Rolle spielen, dass die<br />

Wahrnehmung von Politik keine rein rationale<br />

Sache ist. Es geht um Gefühle, auch<br />

um Ängste, die viele Rechtspopulisten und<br />

Rechtsextremisten nutzen und verstärken,<br />

weil sie gar kein Interesse daran haben, dass<br />

die Menschen zufrieden sind und gelassen<br />

reagieren. Wenn ich Angst habe, neige ich<br />

dazu, irrationalen Argumenten auf den Leim<br />

zu gehen. Das kann man nur mit politischer<br />

Bildung angehen, und daraus entsteht im Idealfall<br />

eine Bürgeridentität. Man merkt dann,<br />

Über Sportjournalismus und ein Mathematik-Studium zum „Landesbeauftragten<br />

für politische Bildung“ – Christian Meyer-Heidemanns Karriereweg ist<br />

so einzigartig wie sein Job. Denn nur Schleswig-Holstein hat einen<br />

Landesbeauftragten für politische Bildung, in allen anderen Bundesländern<br />

gibt es Landeszentralen. Der feine Unterschied: Christian Meyer-Heidemann<br />

und sein Team sind der Landtagspräsidentin zugeordnet, keinem Ministerium.<br />

Das schützt davor, bei jeder Regierungsbildung von vorn beginnen zu müssen.<br />

„Jede neue Ministerin möchte natürlich eigene Schwerpunkte setzen. Ist<br />

auch verständlich. Das könnte aber langfristige Projekte erschweren“, meint<br />

Meyer-Heidemann. Das Amt verlangt von ihm politische Neutralität.<br />

dass Demokratie alle angeht und man selbst<br />

ein Teil des Ganzen ist.<br />

Heißt denn politische Bildung auch, dass<br />

man Schülerinnen und Schülern erklärt,<br />

welche Folgen es hat, wenn sie sich zum<br />

Beispiel auf der Straße festkleben?<br />

Das ist natürlich ein sehr, sehr heißes Thema,<br />

bei dem man wirklich schauen muss, inwieweit<br />

das zur politischen Bildung gehört. Mein<br />

Eindruck ist aber, sich auf der Straße festzukleben,<br />

nützt nicht dem politischen Anliegen,<br />

sondern es wird eher von anderen instrumentalisiert<br />

und auch unverhältnismäßig kriminalisiert.<br />

Aber wichtig ist aufzuzeigen, wo<br />

es noch konkrete andere Möglichkeiten gibt,<br />

sich für eine Politik gegen den Klimawandel<br />

einzusetzen und stark zu machen.<br />

Darum geht es ja bei der politischen Bildung:<br />

Dass man lernt, sich mit Aktionen<br />

und Folgen auseinanderzusetzen.<br />

Ja, genau. Wir schaffen einen Möglichkeitsraum.<br />

Und dafür muss ich natürlich wissen,<br />

wie ich mich engagieren kann. Auch Fachwissen<br />

gehört dazu. Aber es ist eben nicht allein<br />

eine Wissensfrage, sondern eine emotionale<br />

Frage. Es ist eine Grundfrage, inwieweit man<br />

sich eingebunden fühlt und das auch für sich<br />

ernst nimmt. Und wenn das gelingt, dann<br />

kann man, glaube ich, vielen jungen Menschen<br />

zeigen, was Politik alles ist und kann.<br />

Wie sieht das praktisch aus, zum Beispiel<br />

an Schulen?<br />

Wenn es darum geht, Schülerinnen und Schüler<br />

anzusprechen, merken wir, dass diese ganz<br />

unterschiedliche Hintergründe und Ressourcen<br />

mitbringen. Natürlich gibt es diejenigen,<br />

die eher aus bildungsaffinen Haushalten<br />

kommen, sie haben einfach einen Vorteil.<br />

Darin besteht ja auch ein Teil der Bildungsungerechtigkeit,<br />

über die viel diskutiert wird.<br />

Wenn aber zum Beispiel Zeitzeugen in Schulen<br />

ihre Lebensgeschichte erzählen, erlebt<br />

6<br />

7


Christian Bock und Christian Meyer-Heidemann<br />

im Gespräch.<br />

man eine Aula mit 200 Menschen und denkt:<br />

‚Na, geht das gut?’ Und man kann dann eine<br />

Stecknadel fallen hören, wenn jemand als<br />

Zeitzeuge erzählt, wie er in der DDR Repression<br />

erlebt hat und wie er mit diesem Staat<br />

umgehen musste.<br />

Haben Sie das Gefühl, dass Sie bei der Landesregierung<br />

auch wirklich ernst genommen<br />

werden? Müssen Sie sich zum Beispiel<br />

bei Terminwünschen mal vordrängeln?<br />

Nein, vordrängeln nicht. Wir stehen mit unseren<br />

Ansprechpartnern im guten Austausch.<br />

Ich bin tatsächlich nach sechs Jahren wiedergewählt<br />

worden und das von allen Fraktionen<br />

außer der AfD. Die Stimmen habe ich nicht<br />

gebraucht und auch nicht gewollt. Von daher<br />

zeigt sich schon, dass es einen überparteilichen<br />

Konsens für die politische Bildung gibt<br />

und auch eine Wertschätzung.<br />

Sie sind zu neunt in Ihrem Team. Bei der<br />

Menge an Themen, die anstehen, nicht<br />

gerade viele.<br />

Ja, es ist natürlich so, dass wir tatsächlich<br />

für das ganze Bundesland relativ wenige<br />

sind. Das heißt, als kleines Team könnten<br />

wir natürlich nie Bildungsangebote für ganz<br />

Schleswig-Holstein realisieren, sondern wir<br />

arbeiten mit vielen Partnern zusammen, sind<br />

ein bisschen die Spinne im Netz und bringen<br />

möglichst viele zusammen, beispielsweise in<br />

Form einer Lehrkräftefortbildung zum Thema<br />

Antisemitismus im digitalen Raum. Dass Lehrkräfte<br />

dann, wenn sie selbst damit in Kontakt<br />

kommen oder vielleicht im Klassenchat<br />

irgendetwas sehen, Antisemitismus erkennen<br />

und wissen, wie sie darauf reagieren können.<br />

Junge Menschen verbringen pro Woche<br />

mehr als 60 Stunden auf Social-Media-<br />

Kanälen und werden auch mit politischen<br />

Botschaften konfrontiert. Sie müssen lernen,<br />

diese als seriöse oder Fake News einzuordnen.<br />

Ja, das stimmt. Wir alle sitzen nicht jede<br />

Woche im Bundestag und schauen uns an,<br />

was gerade entschieden wird, sondern wir<br />

nehmen Politik über Medien wahr. Und da<br />

hat sich in den letzten Jahren der Trend von<br />

den etablierten und journalistisch hochwertigen<br />

Medien stark verlagert hin zu sozialen<br />

Netzwerken. Und das ist natürlich eine große<br />

Gefahr: unzählige Telegram-Gruppen zu Zeiten<br />

von Corona, die Unwahrheiten verbreiten.<br />

Rechte Trolle bei Insta. Auch TikTok wurde ja<br />

massiv politisch instrumentalisiert, obwohl<br />

man zunächst denken könnte: ‚Ach, nett, ne<br />

lustige Plattform’. So ist es leider nicht.<br />

In der Jugendsozialarbeit ist aufsuchende<br />

digitale Arbeit ein großer Trend. Da sind<br />

fachlich geschulte Teams gezielt unterwegs,<br />

von Instagram bis Discord. Ist das<br />

ein Modell für die politische Bildung? Raus<br />

aus den Schulen, rein ins Netz?<br />

Absolut. Wir bieten beispielsweise das Projekt<br />

‚Tatort soziale Netzwerke’ an. Dafür haben<br />

wir mit Carsten Janz einen NDR-Journalisten<br />

gewonnen, der in die Schulen geht und innerhalb<br />

von zwei Jahren 40 Projekttage leitet,<br />

und dazu auch wieder als Doppelstrategie mit<br />

Lehrkräftefortbildungen anbietet. Ein solches<br />

Projekt lebt nicht nur davon, dass jemand<br />

einmal kommt, sondern dass Lehrkräfte kompetent<br />

sind, wie sie mit Konflikten umgehen,<br />

wie sie das Thema aber auch immer wieder an<br />

verschiedenen Unterrichtsgegenständen und<br />

auch in verschiedenen Fächern einbinden.<br />

Sie haben zwei Kinder, sind diese schon<br />

online unterwegs?<br />

Zum Glück nicht. Mein Sohn ist sechs, meine<br />

Tochter acht. Sie haben neulich ein altes<br />

Handy von mir bekommen, mit dem sie über<br />

WLAN Hörspiele hören können. Wir sprechen<br />

mit beiden darüber. Damit sie merken, dass<br />

selbst das ein gewisses Suchtpotenzial hat.<br />

An Schulen gab es anfangs auch eine Zeit<br />

mit striktem Handyverbot. Für Grundschulen<br />

ist das nach wie vor richtig. Aber an weiterführenden<br />

Schulen merke ich, dass sich das<br />

mit dem Alter auch umkehren kann. Einerseits<br />

sind Handys verboten und nur für Notfälle<br />

erlaubt; aber wenn nicht genug iPads zur Verfügung<br />

stehen, dann ist so ein Smartphone<br />

im Klassenraum, andererseits auch ganz gut.<br />

Dahin müssen wir kommen, nicht nur die Risiken<br />

zu sehen, sondern auch Chancen, und<br />

dass wir frühzeitig einen verantwortlichen<br />

Umgang einüben.<br />

Also geht es um das Befähigen und Trainieren;<br />

auch für Ihren Bereich der politischen<br />

Bildung. Wenn wir Handys immer früher<br />

erlauben, muss dann die politische Bildung<br />

auch früher einsetzen?<br />

Ich finde es wichtig, damit früher anzufangen.<br />

Jetzt beginnt politische Bildung in der<br />

achten, neunten Klasse. Warum nicht schon<br />

früher? Vielleicht auch schon ab der fünften<br />

Klasse – zumindest punktuell? Das ist aber<br />

angesichts der Ressourcen völlig utopisch.<br />

2024 ist der 300. Geburtstag Immanuel<br />

Kants. Für den politischen Wissenschaftler<br />

sicher ein großes Ereignis. Gehört die<br />

Erinnerung an diesen Denker zwangsläufig<br />

zur politischen Bildung oder sehen Sie ihn<br />

eher im Geschichtsunterricht?<br />

Mir ist wichtig, dass wir Denkerinnen und<br />

Denker der Vergangenheit für unsere heutige<br />

Wahrnehmung von Politik heranziehen. Ganz<br />

besonders Kant. Aber für junge Menschen ist<br />

nicht so entscheidend, ob er nun 1724 oder<br />

1728 geboren wurde. Wichtig aber ist, welche<br />

Gedanken Kant formuliert hat, zum Beispiel<br />

‚Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes<br />

ohne die Leitung eines anderen zu bedienen’,<br />

also sei mündig und autonom. Wenn das kein<br />

aktuelles Leitbild ist? Und: ‚Menschen haben<br />

eine Würde und keinen Preis’. Überlegen Sie<br />

das mal im Zusammenhang mit aktuellen Fragen<br />

der Migrationspolitik. Da reden wir jetzt<br />

über Kontingente, die wir aufnehmen. Aber<br />

weil jeder Mensch eine Würde hat, die nicht<br />

verletzt werden darf, kann es beim Recht auf<br />

Asyl keine Zahlen und Quoten geben, die man<br />

gegen andere aufrechnet. Das lernen wir auch<br />

heute noch von Kant. Er ist für mich als Vordenker<br />

absolut relevant.<br />

Sie haben jetzt beim Ministerpräsidenten<br />

einen Wunsch frei, welcher wäre das?<br />

Dann würde ich sagen, politische Bildung, so<br />

wie wir sie besprochen haben, verbindlich ab<br />

der fünften Klasse einzuführen. Da müsste<br />

Daniel Günther schon zaubern können. Aber<br />

letztendlich gehört zur politischen Bildung<br />

auch immer ein gewisser Optimismus.<br />

Text Kristina Krijom,<br />

Katharina Grzeca,<br />

Anja Nacken<br />

Fotos Sebastian Weimar,<br />

Caren Detje, Sophie Blady<br />

STUDIS<br />

ON<br />

AIR<br />

8<br />

9


An der MSH Medical School —<br />

Amélie studiert Musiktherapie<br />

Luisa studiert im dritten Semester Kunsttherapie an<br />

der an der MSH Medical School Hamburg<br />

„Für das Feld der Musiktherapie habe ich mich<br />

bereits früh interessiert. Bei meinen Recherchen<br />

wurde ich auf zwei passende Studiengänge<br />

aufmerksam – einen in Heidelberg und<br />

einen an der MSH. Da ich aus Neubrandenburg<br />

stamme, Norddeutschland so liebe und<br />

mich die MSH gleich überzeugt hat, habe<br />

ich das Studium in Hamburg aufgenommen.<br />

Musik begleitet mich schon lange. In der<br />

Grundschule lernte ich Gitarre, später Gesang<br />

und ich besuchte ein musisches Gymnasium.<br />

Durch meine Mutter, die Therapeutin ist,<br />

hatte ich auch früh einen Bezug zum Thema.<br />

Musiktherapie nutzt die Musik als Medium,<br />

um Bereiche in der Psyche anzusprechen, die<br />

sprachlich nicht oder nur schwer kommunizierbar<br />

sind – beispielsweise Traumata oder<br />

Probleme, die preverbal entstanden sind. Das<br />

sechssemestrige Bachelorstudium umfasst<br />

die musikalische Lehre – Gitarren-, Gesangs-,<br />

Klavier- und Percussionunterricht – sowie<br />

das Erlernen von Grundlagenkenntnissen der<br />

Psychologie, der Medizin und Anthropologie.<br />

Zudem gibt es einen therapeutischen<br />

Bereich. Hier lernen wir die Gesprächsführung<br />

mit Menschen in Krisensituationen und wie<br />

man Musik und Sprache kombinieren kann.<br />

Das fünfte Semester ist ein Praxissemester<br />

und umfasst zwei Praktika, eines davon im<br />

klinischen Bereich. Musiktherapeuten können<br />

Frühgeborene begleiten, aber auch alte<br />

Menschen und Sterbende – häufig findet man<br />

Musiktherapeuten in psychiatrischen Einrichtungen,<br />

aber auch in Reha-Institutionen,<br />

Schulen, Kitas und Musikschulen. Zukünftig<br />

würde ich gerne in einer psychosomatischen<br />

Klinik arbeiten. Interessierte sollten einen<br />

grundsätzlichen Zugang zu Musik besitzen,<br />

wobei es nicht wichtig ist, ein Instrument<br />

perfekt zu beherrschen. Wir nutzen die Musik<br />

zum Ausdruck, zur Improvisation und zur<br />

Resonanz.”<br />

„Kunst begleitet mich schon mein ganzes<br />

Leben lang und auf dem Gymnasium habe ich<br />

mich für das Kunstprofil entschieden. Anfang<br />

2020 arbeitete ich in einem Impfzentrum und<br />

hatte dort viel Kontakt zu Menschen, insbesondere<br />

zu Senioren. Dort wurde mir bewusst,<br />

wie sehr mir diese Beschäftigung liegt. Eine<br />

Kollegin vor Ort wollte immer Kunsttherapeutin<br />

werden. Wir unterhielten uns oft, und so<br />

wurde mein Interesse für diesen Studiengang<br />

entfacht. Da ich aus Hamburg stamme, kannte<br />

ich die MSH bereits. Das Studium der Kunsttherapie<br />

an der MSH ist sehr offen gestaltet,<br />

man kann sich hier entfalten, die Gruppen<br />

sind angenehm klein und der Kontakt zu den<br />

Dozenten direkt. Neben theoretischen Modulen<br />

wie Psychologie gibt es zahlreiche Praxismodule,<br />

und wir lernen Krankheitsbilder sowie<br />

die Methoden der therapeutischen Gesprächsführung<br />

kennen. Durch die kleine Gruppe von<br />

etwa fünfzehn Studierenden entsteht zum Beispiel<br />

innerhalb des Moduls „Selbsterfahrung“<br />

ein regelrechtes Therapiesetting, was allen<br />

Anwesenden die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln<br />

und besser kennenzulernen.<br />

Auch Kurse wie Philosophie, in denen wir die<br />

Rolle der Kunsttherapie beleuchten, sind wertvoll.<br />

Das Studium regt in einem hohen Maße<br />

dazu an, sich selbst zu reflektieren und weiterzuentwickeln.<br />

Früher wollte ich Modedesign<br />

studieren, doch mein Interesse für die Verbindung<br />

der menschlichen Psyche mit der Kunst<br />

war stärker. Ich freue mich jeden Tag, zur<br />

Hochschule zu gehen. Als angehender Kunsttherapeut<br />

sollte man sensibel und empathisch<br />

sein und einen aufmerksamen Blick besitzen.<br />

Meines Erachtens ist Kunsttherapie eine<br />

äußerst tiefenwirksame Methode, die Menschen<br />

wirklich helfen kann, da sie es ermöglicht,<br />

unterbewusste Gefühle ins Bewusstsein<br />

zu bringen und mit ihnen umzugehen.”<br />

10<br />

11


Begeisterung für Kommunikationsdesign — Bennet Vollbehr (21)<br />

studiert an der Design Factory International (DFI)<br />

„Ich komme aus Elmshorn und habe nach der<br />

neunten Klasse ein Auslandsjahr in Amerika<br />

(Minnesota) an einer Highschool verbracht.<br />

Dabei entdeckte ich meine Leidenschaft für<br />

Kunst und Gestaltung. Nach meiner Rückkehr<br />

habe ich zuhause angefangen, kreative<br />

Designs für Sneaker zu entwickeln. Damit<br />

habe ich mir sukzessive eine eigene kleine<br />

Brand aufgebaut, die zu meinem Markenzeichen<br />

wurde. Das hat mir so viel Freude<br />

bereitet, dass ich bereits in der zehnten<br />

Klasse begann, mich nach einem Designstudium<br />

umzuschauen, um meine Fähigkeiten<br />

ausbauen zu können. Bei der Suche kam mir<br />

der Zufall zu Hilfe, denn während eines Schülerjobs<br />

bei Edeka lernte ich einen Studenten<br />

der DFI kennen, der mir voller Begeisterung<br />

von seinem Studium im Fach Kommunikationsdesign<br />

berichtete. Kurzerhand besuchte<br />

ich die Schule in Hamburg und war sofort von<br />

der Atmosphäre begeistert. Danach stand für<br />

mich fest, dass ich nach dem Abitur an die<br />

DFI möchte. Mittlerweile bin ich im vierten<br />

Semester. Nach dem Grundstudium mit den<br />

Pflichtkursen habe ich Illustration und Animation<br />

als Masterkurs gewählt. Im kommenden<br />

Semester werde ich mich aber auch in<br />

weiteren Bereichen ausprobieren, da ich mich<br />

noch auf der Suche nach anderen Interessensund<br />

Spezialgebieten befinde. Ich bin generell<br />

sehr offen für alles Neue und kann mir künftig<br />

sowohl die Mitarbeit in einer Agentur oder<br />

auch eine handwerkliche Zusatzausbildung als<br />

Schumacher vorstellen, um dann meine Sneaker-Kollektion<br />

in einem eigenen Laden anzubieten.<br />

Eine weitere attraktive Option wäre<br />

die Arbeit als freier Kommunikationsdesigner.<br />

Bis es aber so weit ist, arbeite ich weiter<br />

daran, meinen eigenen Stil zu vervollkommnen,<br />

und bin froh, dass mich die DFI dabei<br />

in jeglicher Hinsicht unterstützt und täglich<br />

inspiriert.“<br />

„Wo kommt das her und wie wurde es entwickelt?“,<br />

fragte sich Nada stets, wenn sie<br />

ein Medizinprodukt sah. Neben ihrer Affinität<br />

zu Naturwissenschaften veranlasste sie<br />

eben diese Neugier dazu, Biomedizintechnik<br />

mit der Vertiefung Entwicklung medizinischer<br />

Geräte und Verfahren (EMG) an der TH Lübeck<br />

zu studieren. Medizin, Technik und biologische<br />

Wissenschaft – die gebürtige Marokkanerin,<br />

die in Marokko zwei Jahre am Goethe<br />

Nada (24) studiert im 6. Semester Biomedizintechnik<br />

an der Technischen Hochschule Lübeck<br />

Institut Deutsch lernte, schätzt alle drei<br />

Hauptbereiche ihres interdisziplinären Studiums.<br />

„Wir lernen viel über die menschliche<br />

Anatomie, aber auch das Programmieren und<br />

den Bereich Elektrotechnik. Mit Hilfe ingenieurwissenschaftlicher<br />

Grundlagen lernen wir,<br />

Lösungen für medizinisch-technische Probleme<br />

zu entwickeln.“ Neben dem Studium<br />

ist Nada als studentische Hilfskraft beim<br />

Fraunhofer Institut tätig. „Dort werde ich<br />

auch mein Praxissemester absolvieren. Nach<br />

dem Bachelorabschluss möchte ich zunächst<br />

weitere Praxiserfahrung sammeln. Danach<br />

spiele ich mit dem Gedanken, einen Master<br />

anzuschließen – zum Beispiel Molecular Life<br />

Sciences oder Sportmedizin“, verrät Nada. Die<br />

beruflichen Perspektiven sind vielfältig, denn<br />

im Studium lernt man die Technik kennen, mit<br />

der Medizinerinnen und Mediziner umgehen.<br />

12<br />

13


Wir müssen drüber<br />

reden, wie Künstliche<br />

Intelligenz menschlich<br />

und intelligent wird<br />

Beim unaufhaltsamen Aufstieg der Künstlichen Intelligenz<br />

bleibt vieles auf der Strecke, was sich eines Tages gegen<br />

sie kehren könnte. Es hilft nichts: Wir müssen reden.<br />

„Künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem<br />

neuen Megatrend der Digitalisierung geworden“,<br />

schreibt Dirk Schrödter, Chef der schleswig-holsteinischen<br />

Staatskanzlei, in seinem<br />

Vorwort zur zweiten Auflage der KI-Strategie<br />

der Landesregierung.<br />

KI ist aber nicht mehr nur ein „Megatrend“.<br />

Sie ist das Rückgrat für wissenschaftliche<br />

Durchbrüche und Unternehmenswachstum.<br />

Sie könnte helfen, globale und regionale<br />

gesellschaftliche Probleme zu lösen – wenn<br />

die Menschheit dafür bereit wäre.<br />

ChatGPT – ein<br />

Intelligenzverstärker?<br />

Der große Hype kam mit der Veröffentlichung<br />

von ChatGPT vor einem Jahr, einem<br />

so genannten großen Sprachmodell (Large<br />

Language Model MML). Es beantwortet Fragen<br />

in einer Sprache, die der von Menschen<br />

täuschend ähnlich ist. Solche Modelle können<br />

Intelligenzverstärker sein, logische und kreative<br />

Arbeit erleichtern und beim Brainstorming<br />

helfen. Vielleicht vergleichbar mit der<br />

Einführung der Taschenrechner vor 50 Jahren:<br />

Die Technik erspart Arbeit, dennoch muss der<br />

Mensch am Ende selbst abschätzen, wie plausibel<br />

das Ergebnis ist. Er könnte sich vertippt,<br />

ChatGPT die Anfrage missverstanden haben.<br />

Diese generativen Sprachmodelle, die scheinbar<br />

in Sekunden auf alles eine Antwort haben,<br />

können das nur, weil sie von Texten gelernt<br />

haben, die Menschen schrieben. Ihre Fähigkeiten<br />

haben sie von all denen geraubt, die<br />

ihre Schriftwerke dem Internet anvertrauten,<br />

seien es Zeitungsberichte, Blog-Artikel,<br />

Kommentare in den sozialen Medien oder<br />

wissenschaftliche Forschungsarbeiten. Eine<br />

Vergütung zahlen sie den Urhebern nicht.<br />

Doch der Konflikt um die faire Nutzung von<br />

Text-, Bild-, Ton- und Computercode-Autoren<br />

beginnt bereits. Medienhäuser und Urheber<br />

sind dabei, OpenAI, das Unternehmen hinter<br />

ChatGPT, zu verklagen.<br />

Allerdings könnte die Qualität der großen<br />

Sprachmodelle sowieso schon angezählt sein.<br />

Immer mehr Netzinhalte, aus denen sich die<br />

Trainingsdaten speisen, werden mit Hilfe von<br />

ChatGPT erstellt. So können Sprachmodelle<br />

zunehmend nur das lernen, was sie vorher<br />

selbst geschrieben haben. Bisher zählen dazu<br />

erst Webseiten, die ausschließlich Werbeeinnahmen<br />

generieren sollen. Sie enthalten<br />

zwar einen Lauftext, der das Ranking bei<br />

Suchmaschinen optimieren soll, präsentieren<br />

dann aber Nachrichten, die mit so genannten<br />

Clickbait-Schlagzeilen psychologisch eine<br />

Neugierlücke erzeugen. Die verleitet Leser<br />

dazu, weiterzuklicken. Erkennbar sind solche<br />

Webseiten an ihren grammatikalisch kuriosen<br />

Überschriften und an Satzwiederholungen.<br />

Text Hanns-J. Neubert<br />

Grafiken Katharina<br />

Grzeca<br />

Mensch<br />

Maschine<br />

Maschine Mensch<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

Mensch<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Mensch<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

Mensch<br />

Maschine<br />

Maschine<br />

14<br />

15


künstlic<br />

ec<br />

Mitunter finden sich auch nicht gelöschte<br />

ChatGPT-Kommentare, die das Sprachmodell<br />

ausgibt, wenn es nicht antworten kann.<br />

„… KI in der Tasche …“<br />

Die Sprachfähigkeit von ChatGPT und Konkurrenzmodellen<br />

ist aber nur ein kleiner Ausschnitt<br />

aus den enormen Fähigkeiten von KI.<br />

Sie wirkt hinter Bild- und Musikmodellen,<br />

macht Agrar- und Pflegeroboter schlau, lässt<br />

Fahrzeuge eigenständig navigieren, erleichtert<br />

zunehmend medizinische Diagnosen und<br />

industrielle Materialprüfungen.<br />

Vor allem aber hat KI bereits seit vielen Jahren<br />

die Gesellschaft hochgradig digital vernetzt.<br />

Wie sehr, erahnt wohl kaum jemand.<br />

Allein das allgegenwärtige Smartphone ist<br />

eine KI in der Tasche. Besonders dann, wenn<br />

es auch noch mit zahlreichen KI-Gadgets verbunden<br />

ist, die die Gesundheit überwachen,<br />

den Tag organisieren oder dabei helfen, sich<br />

an neuen Orten zurecht zu finden. Eingebunden<br />

darin sind auch die digitalen sozialen<br />

Netzwerke, die Suche nach Informationen im<br />

Internet, Schreibhilfen als Diktat oder via<br />

ChatGPT, aber auch die Bildmanipulatoren,<br />

die Selfies verschönern.<br />

KI ist eben nicht nur einfach eine neue Technologie,<br />

sie ist auch ein Werkzeug, um Gesellschaften<br />

zu organisieren. Wer dieses Werkzeug<br />

beherrscht, könnte Gesellschaften und<br />

Kulturen beherrschen.<br />

KI-Ökosystem Schleswig-<br />

Holstein ...<br />

Auch Schleswig-Holstein strebt in die<br />

Welt. Hier entstand ein buntes und aktives<br />

KI-Ökosystem, ein produktives Konglomerat<br />

aus Forschern, Firmengründern, KI-kundigen<br />

Arbeitern und Angestellten.<br />

Welche Vielfalt an KI-Unternehmen bereits<br />

im Land aufgewachsen ist, präsentiert die<br />

Webseite der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer<br />

Schleswig-Holstein (WTSH).<br />

Und das große Schaulaufen der „KI made in<br />

Schleswig-Holstein“ fand Ende September<br />

<strong>2023</strong> während der vierten KI-Landeskonferenz<br />

in Flensburg statt. Hier präsentierten Wissenschaftler,<br />

Forscher und Tüftler zahlreiche<br />

KI-Aktivitäten, -Initiativen und -Produkte,<br />

zugeschnitten auf die mittel- und kleinständische<br />

Wirtschaft des Landes, aber schielend<br />

auf die KI-Märkte der Welt.<br />

Denn ohne KI gibt es offenbar kein weiteres<br />

Wachstum von Produktivität und Gewinnen,<br />

ohne KI scheinbar auch weniger effiziente<br />

Verwaltungen. Aber Lösungen, die nur diese<br />

Ziele unterstützen, nutzen nicht das Potenzial<br />

von KI. Denn, so die Botschaft einiger Redner<br />

auf der Landeskonferenz, sie sollte vor allem<br />

auch den Menschen dienen – und sie nicht<br />

dazu bringen, sich ihr anzupassen.<br />

... zwischen<br />

Wirtschaftswachstum<br />

und Ethik ...<br />

Die deutsche KI-Strategie, wie auch die<br />

Schleswig-Holsteins, ist aber erst einmal klar<br />

auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet, auf<br />

Innovation und Anwendungsorientierung.<br />

Andere Länder, wie Frankreich, setzen in ihren<br />

Strategien nachdrücklich auf die gesamtgesellschaftliche<br />

Bedeutung. Sie setzen ihren<br />

Akzent auf eine KI im Dienste des Menschen.<br />

Der Kieler KI-Experte Maximilian Middeke,<br />

CEO von Quantitative Semantics, bemängelt<br />

denn auch: „Wir entwickeln jetzt autonome<br />

Systeme, und wenn wir diese nicht so entwickeln,<br />

dass sie den Menschen dienlich sind,<br />

wenn die Anreizstruktur sich nicht am Menschen<br />

orientiert, sondern zum Beispiel an der<br />

Kapitalmehrung, dann werden wir uns in ein<br />

paar Jahrzehnten umgucken, wo wir gelandet<br />

sind.“<br />

Immerhin wird der Ethik von KI-Entwicklungen<br />

seit einiger Zeit mehr Aufmerksamkeit<br />

geschenkt. Christian Herzog von der Universität<br />

Lübeck ist einer der noch wenigen<br />

KI-Ethiker. Für ihn soll KI nicht nur zuverlässig<br />

funktionieren, sondern vor allem vertrauenswürdig<br />

sein. „Es gibt aber keine wissenschaftliche<br />

Instanz, die der Wirtschaft ihre<br />

ethischen Fragen beantwortet. Wissenschaft<br />

kann sie nur dabei unterstützen, Ethik zu<br />

reflektieren.“ Er will helfen, über ethische<br />

Probleme tatsächlich erst einmal nachzudenken,<br />

um dann Lösungen zu finden. Ethik als<br />

Dienstleistung könnte man diese Hilfe zur<br />

Selbsthilfe nennen, ein Prinzip, das Forscher<br />

aus Oxford vor zwei Jahren in die KI-Szene<br />

einführten.<br />

echt<br />

echt<br />

echt<br />

echt<br />

echt<br />

echt<br />

künstlich<br />

echt<br />

echt<br />

künstlich<br />

künstlich<br />

künstlich<br />

echt echt<br />

tlich<br />

Clickwork – die Zukunft<br />

der KI-Arbeit?<br />

Durch KI werden Arbeitsplätze verloren<br />

gehen. Das stimmt. Routinearbeiten, die<br />

sich nach immer gleichem Muster wiederholen,<br />

auch Verwaltungsvorgänge mit einfachen<br />

Entscheidungen, erledigt KI schon in wenigen<br />

Jahren schneller und effizienter.<br />

Allerdings versprechen KI-Apologeten auch<br />

neue Arbeitsplätze. Darauf müssten sich die<br />

Menschen vorbereiten, sich weiterbilden –<br />

und sich trotz allem anpassen. Die Schlüsselrolle<br />

dafür liegt bei Schulen und Hochschulen,<br />

die sich selbst erst einmal dafür fit machen<br />

müssen. Um genau das zu erleichtern, hat<br />

Schleswig-Holstein immerhin zwölf neue<br />

KI-Professorenstellen ausgeschrieben, von<br />

denen jetzt acht besetzt sind.<br />

In der Tat sind aber schon Millionen neuer<br />

KI-Arbeitsplätze entstanden. Denn künstliche<br />

Intelligenz ist im Grunde weder intelligent<br />

noch künstlich. Sie braucht viele Menschen,<br />

um überhaupt funktionieren zu können – aber<br />

nicht nur gut bezahlte Wissenschaftler, Forscher<br />

und Ingenieure.<br />

Die meisten neuen KI-Arbeitsplätze entstanden<br />

nämlich im Schatten des KI-Hype: Millionen<br />

Clickworker überall auf der Welt überprüfen<br />

nämlich die Daten, auf der die Intelligenz<br />

der Maschinen beruhen. Sie ordnen Begriffe<br />

oder Sätze in Sinnzusammenhänge, markieren<br />

per Click anstößige Wörter oder Bilder, kennzeichnen<br />

Krankheitsbilder in medizinischen<br />

Aufnahmen oder Fehler in Werkstücken. Oft<br />

sind es sogar psychisch belastende Arbeiten.<br />

Ihre Löhne liegen jedoch weit unter allen<br />

gesetzlichen Mindestlöhnen, mitunter sind<br />

es nur 1,20 Euro in der Stunde. In Finnland<br />

beauftragen KI-Startups in Ermangelung von<br />

ausreichend Finnisch sprechenden Menschen<br />

inzwischen sogar Gefängnisinsassen mit diesen<br />

Arbeiten – für 1,50 Euro pro Stunde.<br />

Dabei sind einige der Clickworker sogar hoch<br />

qualifiziert und könnten selbst Entwickler<br />

sein. Aber sie leben abseits der KI-Entwicklungszentren<br />

in armen Ländern, in denen es<br />

Probleme gibt, die eine KI nicht lösen kann.<br />

Auch deutsche Universitäten, KI-Unternehmen<br />

und -Startups kommen nicht ohne dieses<br />

Heer an Clickworkern aus. Über die Ethik<br />

solcher Aufträge reflektieren KI-Forscher verständlicherweise<br />

nur selten.<br />

Politische Wunschzettel ...<br />

und die Wirklichkeit ...<br />

Smart Government, intelligent vernetztes<br />

Regierungs- und Verwaltungshandeln, steht<br />

hoch auf den Wunschzetteln von Politikern.<br />

Keine Faxe mehr schicken. Doch der Grad, auf<br />

dem sich eine Behörden-KI bewegen muss, ist<br />

äußerst schmal.<br />

Auch die Landesregierung Schleswig-Holstein<br />

setzt auf das sogenannte datengeleitete<br />

Regierungshandeln, also auf Möglichkeiten,<br />

datenbasiert Entscheidungen zu treffen. Dazu<br />

will sie interne und externe Daten besser<br />

erschließen und nutzbar machen.<br />

„Der Einsatz von KI-Systemen<br />

könnte teuer, intransparent<br />

und riskant sein.“<br />

Die Bundesregierung will in einem ersten<br />

Schritt ihre Verwaltungen zumindest mit<br />

Chatbots und KI-Sprachmodellen aufpeppen.<br />

Auf der Kabinettsklausur Ende August ließ<br />

sie sich dazu von Experten beraten. Die aber<br />

warnten, wie das Online-Magazin Netzpolitik.<br />

Org berichtete: „Der Einsatz von KI-Systemen<br />

könnte teuer, intransparent und riskant sein.“<br />

Den Verwaltungen fehle nämlich schlichtweg<br />

die Datengrundlage, so der OpenData-Aktivist<br />

und IT-Sicherheitsexperte Markus<br />

Drenger gegenüber dem Magazin. Denn dazu<br />

müsse jede zu digitalisierende Leistung in<br />

Zahlen erfassen werden, um die Qualität und<br />

Geschwindigkeit von Verwaltungsprozessen<br />

messbar zu machen.<br />

Genau an dieser Datengrundlage versagen<br />

denn auch viele der ersten Chatbots, die<br />

immer mehr Verwaltungen einführen. Noch<br />

sind es recht rudimentäre Systeme, die in der<br />

Regel punktgenaue Eingaben brauchen, um<br />

Antworten zu finden.<br />

Auf die Frage nach einer Führerscheinverlängerung<br />

in Flensburg präsentierte beispielsweise<br />

der Chatbot Govii eine Liste von 19 verschiedenen<br />

Themen, darunter „Waffenschein“<br />

und „Befähigungsschein für die Durchführung<br />

von Begasungen“. Das Durchklicken durch die<br />

Menüs der Verwaltungswebseite wäre einfacher<br />

und schneller gewesen.<br />

Solcher Mini-KI-Lösungen bedienen sich<br />

zunehmend mehr Unternehmen auf ihren<br />

Webseiten und lassen damit Nutzer und Kunden<br />

oft frustriert zurück. Wer böswillig ist,<br />

könnte vermuten, dass das so gewollt ist, um<br />

nervige Kunden abzuhalten.<br />

Für den Informatiker Jürgen Geuter, Sachverständiger<br />

bei der öffentlichen Anhörung<br />

zum geplanten KI-Gesetz der EU, stellt sich<br />

sogar die Frage, ob die Behörden ihre Daten<br />

überhaupt gut genug überblicken, um seriös<br />

einschätzen zu können, wie gut die Qualität<br />

einer damit trainierten KI sein kann.<br />

Weil ihnen dieser Überblick fehlt, sind öffentliche<br />

Verwaltungen durchaus anfällig für<br />

Grundrechtsverletzungen durch KI-Systeme.<br />

Genau das war den Vereinten Nationen im<br />

vergangenen Sommer eine Warnung wert. Diskriminierung<br />

kann nämlich nicht nur während<br />

16<br />

17


der Entwicklung eines KI-Systems eingebaut<br />

werden, absichtlich oder unabsichtlich, sie<br />

kann auch dann zum Tragen kommen, wenn<br />

das System am Ende eingesetzt wird und die<br />

Datenbasis schlecht ist.<br />

... KI im Testlauf ...<br />

Man denke nur an den Testlauf zur Gesichtserkennung<br />

am Berliner Bahnhof Südkreuz im<br />

Jahre 2<strong>01</strong>8. Nach Abschluss des Tests berichtete<br />

das Bundesinnenministerium stolz in<br />

einer Presseerklärung, dass sich das System<br />

für den Einsatz im Polizeialltag bewährt habe.<br />

Schließlich habe es nur eine vernachlässigbar<br />

geringe Fehlerquote von 0,1 Prozent. Das<br />

klingt wenig. Aber pro Jahr passieren eine<br />

halbe Milliarde Reisende den Bahnhof, was<br />

immerhin eine halbe Million falscher Erkennungen<br />

bedeutet.<br />

Fatal wird es, wenn Behörden sich KI-kompetent<br />

fühlen, nur weil sie zuständig sind.<br />

So hatten einige regionale Gesundheitsbehörden<br />

in Schweden eine KI-Lösung in den<br />

USA gekauft. Sie sollte die Patienten nach<br />

Dringlichkeit der Behandlung einsortieren,<br />

wenn sie telefonisch oder per Internet ihre<br />

Beschwerden melden. Das System sollte die<br />

Krankenschwestern ersetzen, die bis dahin<br />

die Dringlichkeitsstufen in Telefongesprächen<br />

einschätzten.<br />

Die KI versagte, brachte die Behandlungsprioritäten<br />

durcheinander und gefährdete auf<br />

diese Weise viele Patienten, wie das schwedische<br />

Fernsehen vor einem Jahr aufdeckte.<br />

Hinzu kam, dass die KI-Lösung nicht einmal<br />

europäischen Datenrechtsregeln entsprach<br />

und alle Patientendaten auf einem Server in<br />

den USA landeten. Ärzte waren weder in die<br />

Planungs- noch in die Testphase eingebunden.<br />

Es reichte, dass der Projektleiter einer<br />

der Behörden einst Medizin studiert hatte.<br />

Jörn von Lucke von der Zeppelin-Universität<br />

Friedrichshafen warnte 2<strong>01</strong>8 davor, Behörden<br />

beim Einsatz von KI-Lösungen allein zu lassen:<br />

„Schließlich verlocken die Einfachheit<br />

der Datenerfassung, die Verfügbarkeit der<br />

Datenbestände und die leichte Bedienbarkeit<br />

vorhandener Analyse- und Steuerungssoftware<br />

zu vielfältigen Ansätzen der Beobachtung<br />

der Bürger und ihres Verhaltens. All dies<br />

kann, wenn weder regulierend noch begrenzend<br />

eingegriffen wird, rasch in einem technisch<br />

aufgerüsteten Überwachungsstaat unter<br />

Kontrolle weniger Spezialisten münden, in<br />

dem zunehmend sich selbst steuernde autonome<br />

Systeme eigenständig Entscheidungen<br />

in Staat und Verwaltung treffen.“<br />

... und ihr Siegeszug ...<br />

Der Aufstieg der KI mag angebrochen sein,<br />

ihr Siegeszug unaufhaltsam. Aber noch ist<br />

lange nicht ausgemacht, ob das Rückgrat wissenschaftlicher<br />

Durchbrüche und wirtschaftlichen<br />

Wachstums auch den Menschen und dem<br />

Lebenserhaltungssystem „Erde“ dienen kann,<br />

ob es Gesellschaften gerechter macht. Der<br />

Aufstieg des Internet ab den 1990er Jahren<br />

hat wenige Unternehmen und deren Besitzer<br />

und Teilhaber unendlich reich gemacht, reicher<br />

als manche Staaten. Die Schere zwischen<br />

Arm und Reich ist heute so weit aufgerissen,<br />

wie seit dem Mittelalter nicht mehr. Nicht<br />

ausgeschlossen, dass die KI-Revolution die<br />

Wohlstandsunterschiede noch einmal mehr<br />

verstärkt.<br />

Denn nur wenige Unternehmen, wie Google,<br />

Amazon, Meta oder Aliyun, verfügen über die<br />

schnellen Rechner, die gewaltigen Speicherkapazitäten<br />

und die riesigen Datenmengen,<br />

ohne die KI nicht laufen würde. KI-Unternehmen<br />

haben in der Regel keine eigenen,<br />

derart umfangreichen Kapazitäten. Entwickler<br />

und Startups müssen bei ihnen Rechenzeiten<br />

mieten und Lizenzen für die Datennutzung<br />

kaufen – es sei denn sie holen die Riesen mit<br />

ins Boot, so wie OpenAI, dessen größter Teilhaber<br />

jetzt Microsoft geworden ist.<br />

Auf die zunehmenden KI-Anwendungen<br />

reagieren die großen Digitalfirmen mit immer<br />

stärkerem Zubau von Rechenzentren und Serverfarmen<br />

überall auf der Welt. Die brauchen<br />

vor allem viel Strom und viel Wasser: Strom<br />

um die Rechnerkerne und Speicher zu betreiben,<br />

Wasser um die entstehende Wärme zu<br />

kühlen.<br />

Einige bauen ihre Serverfarmen zwar schon in<br />

kälteren Weltgegenden, wo die Außenluft für<br />

Kühlung sorgt, so wie China Mobile, das in<br />

Hohhot in der Mongolei auf 700.000 Quadratmetern<br />

eines der größten Rechenzentren der<br />

Welt betreibt. „Wenn man aber ein paar Nummern<br />

kleiner schaut, werden aktuell sehr viele<br />

Modelle trainiert und man muss sich – vielleicht<br />

ähnlich wie bei Tierversuchen – fragen,<br />

was das Verhältnis von Aufwand und Nutzen<br />

beziehungsweise Erkenntnisgewinn ist“,<br />

meint Ute Schmid, Leiterin der Arbeitsgruppe<br />

Kognitive Systeme der Universität Bamberg,<br />

wenn sie vom Energieverbrauch der Großrechner<br />

spricht.<br />

Der Wasserverbrauch der Datenzentren wurde<br />

bisher wenig beachtet. Dabei gehört der<br />

Süßwassermangel angesichts des Klimawandels,<br />

des Bevölkerungswachstums und der<br />

schwindenden Wasserressourcen zu einem der<br />

drängendsten Weltprobleme. In einer aktuellen<br />

Studie fanden Forscher der Universität<br />

von Kalifornien in Riverside heraus, dass die<br />

Rechenzentren von Google, Microsoft und<br />

Meta in den USA im Jahre 2022 schätzungsweise<br />

2,2 Milliarden Kubikmeter Frischwasser<br />

in Kühltürmen verdampften, so viel wie ganz<br />

Dänemark in zwei Jahren.<br />

... aber die Debatte<br />

hat erst begonnen.<br />

In ihrem Fünf-Punkte-Programm „Künstliche<br />

Intelligenz für Umwelt und Klima“ zeigt sich<br />

die Bundesregierung zwar überzeugt, dass KI<br />

mit Umwelt und Gemeinwohl vereinbar ist,<br />

beides sogar fördern und befruchten kann,<br />

doch allein es fehlen die Daten, die das belegen.<br />

Die Debatte hat gerade erst begonnen. Es wäre<br />

zu wünschen, dass KI-Forscher, -Entwickler<br />

und -Nutzer diese Themen selbst tief genug<br />

reflektieren und sich den Fragen der Gesellschaft<br />

offen stellen, die früher oder später<br />

auf sie zukommen werden. Der Versuch, nur<br />

Akzeptanz für KI zu generieren, die Menschen<br />

zu überzeugen, ist langfristig wahrscheinlich<br />

nicht unbedingt zielführend.<br />

18<br />

19


Text Hanns-J. Neubert<br />

Illustration Ibou Gueye<br />

Foto Frederike Coring<br />

ChatGPT und das<br />

Dilemma der Lehre<br />

Über ChatGPT, das Dilemma der Lehre und wie KI-Sprachmodelle<br />

als Werkzeuge Lernen und Kreativität stimulieren können<br />

– Ein Gespräch mit Professorin Dr. Doris Weßels<br />

Damit hatte niemand<br />

gerechnet …<br />

Das Unternehmen OpenAI aus San Francisco<br />

veröffentlichte am 30. November 2022<br />

sein Sprachmodell namens ChatGPT im Netz.<br />

Eigentlich war es als „Forschungsvorschau“<br />

gedacht. Doch binnen fünf Tagen hatten sich<br />

eine Million Nutzer bei OpenAI registriert,<br />

um ChatGPT auszuprobieren. Zweieinhalb<br />

Monate hatte es dagegen beim sozialen Netzwerk<br />

Instagram gedauert, fünf Monate beim<br />

Audio-Streaming-Dienst Spotify. Seit März ist<br />

die jetzt kostenpflichtige, vierte Version des<br />

von ChatGPT online. Weit über 100 Millionen<br />

Nutzer tragen inzwischen durch die Nutzung<br />

des Systems dazu bei, es weiter zu trainieren<br />

und zu verbessern.<br />

ChatGPT selbst schreibt auf die Frage nach<br />

dem Stromverbrauch für das Training seiner<br />

selbst: „Eine grobe Schätzung legte nahe,<br />

dass das Training die gleiche Menge an Energie<br />

verbrauchen könnte, wie der durchschnittliche<br />

amerikanische Haushalt in sechs Jahren<br />

verbraucht.“<br />

Der größte Diebstahl der<br />

Menschheitsgeschichte?<br />

Die Spezialität dieses großen Sprachmodells<br />

(Large Language Model, LLM) ist es, Texte<br />

zu schreiben, sich an den Zusammenhang<br />

eines schriftlichen Gesprächsaustauschs zu<br />

erinnern und die dazu passenden Antworten<br />

zu erzeugen. Es beantwortet glaubhaft und<br />

höflich Fragen, analysiert und schreibt sogar<br />

Programmcodes. Die Basis ist eine künstliche<br />

Intelligenz (KI) namens „Generative<br />

Pretrained Transformer“ (GPT), die selbständig<br />

und selbstüberwacht Texte aus Büchern,<br />

Briefen, Wikipedia-Einträgen, literarischen<br />

Textsammlungen aus den Weiten des Internet<br />

erfasst und dabei die sprachlichen Muster<br />

erkennt und unterscheidet. Dazu bedient es<br />

sich eines künstlichen neuronalen Netzes mit<br />

1,5 Milliarden Knotenpunkten, das die Funktionen<br />

des menschlichen Gehirns mit seinen<br />

100 Milliarden Neuronen nachahmen soll.<br />

Für den Wissenschaftsjournalisten Rangar<br />

Yogeshwar ist das denn auch der „größte<br />

Diebstahl in der Menschheitsgeschichte. In<br />

einem Interview mit den Augsburger Nachrichten<br />

sagte er: „Die reichsten Unternehmen<br />

der Welt wie Microsoft, Apple, Google, Meta<br />

oder Amazon bemächtigen sich der Summe<br />

des menschlichen Wissens. Also aller Texte,<br />

Kunstwerke, Fotografien und so weiter, die<br />

in digital verwertbarer Form existieren, um<br />

dieses Weltwissen dann in eigentumsrechtlich<br />

geschützten Produkten einzumauern.“<br />

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT ist<br />

inzwischen ein ganzer Zoo ähnlicher Sprachmodelle<br />

zusammengekommen. Darunter Google<br />

mit Bard, Microsoft mit Bing als Bestandteil<br />

des Edge Browsers, oder die chinesische<br />

Baidu-Suchmaschine mit dem Ernie-Bot. Weltweit<br />

basteln zahlreiche kleinere Unternehmen<br />

an ähnlichen Lösungen. Sie sind vorwiegend<br />

in den USA und China beheimatet, aber auch<br />

Deutschland schlägt sich recht gut auf dem<br />

sechsten Platz der KI-Nationen.<br />

Selbst für ureigene kreativ-künstlerische<br />

Bereiche gibt es inzwischen mehr als 20<br />

KI-Anwendungen, mit denen sich Bilder und<br />

Gebrauchstexte erstellen lassen. Darunter<br />

die Bildgeneratoren Dall-E-2, ebenfalls von<br />

OpenAI, oder Midjourney. Die kanadische PhilosopherAI<br />

will helfen, einen Sinn in einer<br />

sinnlosen Welt zu finden. Autoren kurzer<br />

Unternehmenstexte oder Blog-Verfasser können<br />

auf das deutsche MindverseAI von Relativity<br />

zugreifen, die Online-Anwendung des<br />

Hamburger Unternehmens Neuroflash generiert<br />

sowohl Bilder, wie auch Texte.<br />

Die täglichen Power-User<br />

Wer eigentlich das bisher wahrscheinlich<br />

mächtigste und am weitesten verbreitete<br />

Sprachmodell ChatGPT benutzt, ist nicht<br />

nicht wirklich klar. „Wir dürfen davon ausgehen,<br />

dass Schülerinnen und Schüler sowie<br />

Studierende tägliche Power-User dieses Systems<br />

sind“, meint Doris Weßels von der Fachhochschule<br />

Kiel, die sich seit Jahren mit KI<br />

in der Hochschullehre beschäftigt. „Umfragen<br />

sind wenig aussagekräftig, denn sowohl Schüler<br />

wie auch Studierende haben vielfach den<br />

Eindruck, die Nutzung sei illegal.“ Damit trifft<br />

Weßels einen Kern: Schulen und Hochschulen<br />

hat nämlich ein Erdbeben erwischt und viele<br />

bekannte Routinen sind zusammengebrochen.<br />

ChatGPT als Lernhelfer?<br />

Wenn an den Hochschulen Hausarbeiten oder<br />

Abschlussarbeiten abgegeben werden, müssen<br />

die Studenten eine Erklärung abgeben. Früher<br />

nannte man das eidesstattliche Versiche-<br />

21


„Wir dürfen davon ausgehen, dass Schülerinnen<br />

und Schüler sowie Studierende tägliche<br />

Power-User dieses Systems sind.“<br />

rung, jetzt heißt es „Eigenständigkeits- oder<br />

Selbstständigkeitserklärung“. Darin versichern<br />

die Verfasser, dass sie alles eigenständig und<br />

selbständig erarbeitet haben unter Angabe<br />

der Quellen. Aber: „Das passt nicht mehr in<br />

eine Zeit, wo man gemeinsam mit diesen<br />

Tools schreibt. Was ist da eigenständig?“,<br />

fragt sich die Hochschullehrerin.<br />

Inzwischen hat sich als Konsens eine Kennzeichnungserklärung<br />

durchgesetzt, die<br />

Weßels schon länger fordert. Darin sollte grob<br />

angegeben sein, welche Online-Werkzeuge die<br />

Kandidaten einsetzten und was sie mit ihnen<br />

machten. „Aber man kann gar nicht mehr<br />

genau trennen: Was ist KI-Tool, was ist kein<br />

KI-Tool? Manche Hochschulen reagieren völlig<br />

überzogen und verbieten KI-Werkzeuge.“<br />

Schließlich ist ja schon eine normale Suchmaschine<br />

eine Software mit KI im Hintergrund.<br />

ChatGPT hat inzwischen schon diverse Hochschulprüfungen<br />

bestanden. Mit herkömmlicher<br />

Plagiatssoftware sind auf diese Weise<br />

erzeugte Prüfungstexte praktisch nicht<br />

erkennbar. Bisherige Versuche, mit KI andere<br />

KI-Texte zu erkennen, waren nicht überzeugend.<br />

Wenn eine Maschine aber Prüfungen<br />

bestehen kann, dann heißt das auch, dass die<br />

Prüfungsvorgaben selbst vielleicht nicht so<br />

sinnvoll waren.<br />

Schulen und Hochschulen stehen mit dem<br />

Erscheinen der Sprachmodelle jedenfalls vor<br />

einem gravierenden Wandel, ist Weßels überzeugt.<br />

Studierende wüssten nicht mehr, was sie dürften<br />

und was nicht, Lehrende würden im Regen<br />

stehen gelassen. Die Professorin hört immer<br />

wieder Klagen von Hochschullehrenden und<br />

Studierenden, dass die Führungsebenen der<br />

Hochschule bis heute den KI-Einsatz nicht<br />

regeln, sondern einfach an die Fachbereiche<br />

und Institute delegieren würden. „Jeder für<br />

sich allein soll das irgendwie klären.“ Auch<br />

die Justiziare seien vielfach mit der komplexen<br />

Thematik überfordert. „Die Überforderung<br />

bei dieser digitalen Disruption kann ich gut<br />

nachvollziehen. Man muss es den Menschen<br />

zeigen, man muss es ihnen erklären, sonst<br />

entstehen Missverständnisse.“<br />

Wenn Mensch und Maschine gemeinsam<br />

schreiben, kommt auch schnell die Frage nach<br />

der Urheberschaft auf, danach, wem der Text<br />

eigentlich gehört. Gehört er denen, die die<br />

KI befragen und mit ihr einen Dialog führen,<br />

gehört sie den Programmierern der KI oder<br />

den Milliarden Autoren im Internet, mit deren<br />

Texten sich die KI schlau gemacht hat?<br />

… eine ganz große<br />

Chance?<br />

Wie groß die Unsicherheit ist, merkt Weßels<br />

an den zahlreichen Anfragen an das Kompetenzzentrum<br />

zum Schreiben mit Künstlicher<br />

Intelligenz, das sie mit einigen Mitstreitern<br />

bereits vor der Veröffentlichung von ChatGPT<br />

am 1.September 2022 gründete: „Wir sind zu<br />

Zwölft, aber wir schaffen es nicht, all diese<br />

Anfragen abzuarbeiten.“<br />

Dass KI-Chatbots dennoch sehr gut in der<br />

Lehre als Möglichkeit zum Selbstlernen eingesetzt<br />

werden können, erläutert sie anhand<br />

zweier Beispiele. Zum einen können sie als<br />

Vokabeltrainer dienen, so dass Schüler sich in<br />

Eigenarbeit und in ihrem eigenen Lerntempo<br />

einer neuen Sprache nähern können. Auch als<br />

Trainer für diejenigen, die nur schwer Zugang<br />

zur Mathematik haben, sind sie sinnvoll. Von<br />

ChatGPT kann man sich wieder und wieder<br />

beispielsweise einfache mathematische Formeln<br />

wie z.B. die binomische Formel (a+b)2<br />

oder (a-b)3 in immer neuen Erklärvarianten<br />

näherbringen lassen. Denn in so einem<br />

geschützten Raum ist niemand da, den man<br />

nervt, wenn man immer wieder dieselbe Frage<br />

stellt. Zu beachten sei aber, dass die Systeme<br />

noch zu sogenannten Halluzinationen neigen,<br />

d.h. inhaltlich komplett daneben liegen<br />

können. Von daher sei auch immer Vorsicht<br />

und sorgfältige Prüfung der Ergebnisse angebracht.<br />

Perspektivisch sieht Weßels aber eine ganz<br />

große Chance: „Ich habe die Möglichkeit,<br />

mir Wissen anzueignen in einer Form, die ich<br />

zuvor nie hatte. Es ist sozusagen eine völlig<br />

neue und andere Form des Lernens, wo ich<br />

viel mehr selber bestimmen kann, ganz individuell<br />

nach meinen Neigungen und nach meinen<br />

Interessen, und das empfinde ich auch als<br />

sehr großen Vorteil.“<br />

Deshalb müsse sich auch in der Lehre viel<br />

ändern: „Wenn man sich mit den frei zugänglichen<br />

Tools eine Fülle von Lehrinhalten selbst<br />

erarbeiten kann, dann passt eine Vorlesung,<br />

in der einer vorne einen Monolog hält, nicht<br />

mehr in die Zeit.“<br />

Es heißt oft, dass solche KI-Systeme nicht<br />

wirklich kreativ sein können. Doch Weßels<br />

meint: „Ich glaube inzwischen, dass das<br />

Gegenteil der Fall ist. Durch solche Systeme<br />

gibt es auch einen Kreativitätspush.“<br />

Zum Beweis surft sie auf ihrem Bildschirm<br />

zu ChatGPT und fragt spontan nach zehn<br />

Geschäftsideen für die Verbindung von Altenpflege<br />

und Nachhaltigkeit. Die Antworten<br />

kommen in Sekunden. Von diesen zehn Ideen<br />

ließe sich nun eine auswählen, die man im<br />

Dialog mit ChatGPT detaillierter ausarbeiten<br />

könnte. „Hier bekommt man auf Knopfdruck<br />

sekundenschnell eine gute Diskussionsgrundlage<br />

und steigt somit viel schneller in die<br />

Auseinandersetzung zu einer Fragestellung<br />

ein“, meint Weßels.<br />

ChatGPT – zwischen Halluzination<br />

und Reflexion<br />

Doch man sollte nicht vergessen, dass ChatGPT<br />

nach wie vor halluziniert, wie die falschen<br />

Antworten bezeichnet werden. Ein relativ großer<br />

Teil, so um die 30 Prozent, stimmt einfach<br />

nicht. Somit dürfen Nutzer nicht immer alles<br />

glauben, was da an generierten Texten auf<br />

dem Bildschirm erscheint. Um eine Plausibilitätsprüfung<br />

oder Nachrecherche kommen sie<br />

nicht herum. Allerdings dürfte dieses Problem<br />

mit einer der folgenden Versionen wohl größtenteils<br />

behoben werden.<br />

ChatGPT ist eine Sprachmaschine, keine Wissensmaschine,<br />

und für logische und mathematische<br />

Problemlösungen (noch) nicht<br />

ausgelegt, wie der Hamburger Mathematiker<br />

Dietrich Weller herausfand. Er versuchte beispielsweise<br />

ein sogenanntes griechisch-lateinisches<br />

Quadrat der Größe 6 lösen zu lassen.<br />

Konkret: Es gibt 36 Personen, 6 verschiedene<br />

„In den nächsten<br />

fünf Jahren<br />

werden 83<br />

Millionen Jobs<br />

verloren gehen,<br />

aber nur 69<br />

Millionen neu<br />

entstehen.“<br />

Blumen und 6 verschiedene Kleidungsstücke.<br />

Keine zwei Personen tragen dieselbe Blume<br />

und dasselbe Kleidungsstück. In jeder Reihe<br />

und jeder Spalte kommen alle sechs Blumen<br />

und alle sechs Kleidungsstücke einmal vor.<br />

ChatGPT beschrieb das Problem durchaus richtig.<br />

Aber um ein Beispiel gebeten generierte<br />

es entgegen der Regel immer wieder doppelte<br />

Einträge. Es erkannte einfach nicht, dass<br />

diese Aufgabe gar nicht lösbar ist.<br />

Ein Sprachmodell kann halt nicht reflektieren,<br />

also nicht selbständig Fehler erkennen. Es<br />

gibt nur das wieder, was es in den Tiefen des<br />

Internet gefunden hat. Wellers Resümee: „Die<br />

Frage Mensch oder Maschine wird bei diesem<br />

Test beantwortet mit: Wenn Mensch, dann<br />

kein Mathematiker.“<br />

…in atemberaubernder<br />

Geschwindigkeit …<br />

Mit dem Auftauchen der KI-Sprachmodelle<br />

lassen sich in naher Zukunft natürlich zahlreiche<br />

Aufgaben an Maschinen delegieren. Damit<br />

wird sich der Arbeitsmarkt gravierend ändern,<br />

wie die Wirtschaftsdatenanalysten Timothy<br />

Owens und Vadim Makarenko von Statista<br />

prognostizierten. „In den nächsten fünf Jahren<br />

werden 83 Millionen Jobs verloren gehen,<br />

aber nur 69 Millionen neu entstehen“, erläuterten<br />

sie in einem Seminar. In Europa dürfte<br />

bis 2027 ein Viertel aller Tätigkeiten automatisiert<br />

werden, vor allem Büroberufe. Facharbeiter<br />

und Handwerker lassen sich dagegen<br />

kaum ersetzen.<br />

Weßels sieht damit eine andere Gefahr aufziehen:<br />

„Es ist eine große Herausforderung, wenn<br />

man einfache Aufgaben delegiert. Wir werden<br />

abhängig davon und unsere Kompetenzen in<br />

diesen Bereichen werden sich wahrscheinlich<br />

zurück entwickeln. Wir vertrauen darauf, dass<br />

es funktioniert. Aber ob das dann alles richtig<br />

ist, das werden wir immer weniger beurteilen<br />

können.“<br />

Die Geschwindigkeit, mit der die Entwicklungen<br />

in der KI voranschreiten, ist atemberaubend.<br />

Das Gespräch mit Professor Weßels fand<br />

im Mai <strong>2023</strong> statt. Wenn dieser Text erscheint,<br />

kann er in Teilen schon von neueren Sprachmodellvarianten<br />

überholt sein.<br />

„Wir sind so atemlos und so getrieben durch<br />

diese Entwicklung, weil sie so unglaublich<br />

schnell ist. Uns beschleicht zunehmend mehr<br />

das Gefühl, dass wir als Individuum, aber<br />

auch als Gesellschaft nicht mehr hinterherkommen<br />

können. Wir sehen das sehr deutlich<br />

bei der Regulierung von KI: Wir diskutieren<br />

und diskutieren, während schon die nächste<br />

22<br />

23


Glossar zu Begriffen der Künstlichen Intelligenz (KI)<br />

und übernächste Technologiestufe erreicht<br />

ist. Das heißt, die technologische Entwicklung<br />

ist so schnell und so dynamisch, dass<br />

alles andere – gefühlt – immer mehr abgehängt<br />

wird.“<br />

Denk-Pause … und hinter<br />

den Kulissen …?<br />

Es scheint, als ginge auch den KI- und Chatbot-Entwicklern<br />

alles zu schnell. Ende März<br />

forderten inzwischen weit mehr als 30.000<br />

Unternehmer, Wissenschaftler und KI-Pioniere<br />

ein Moratorium für die Weiterentwicklung von<br />

allen Sprachmodellen, die über ChatGPT-4<br />

hinausgehen. Sie forderten quasi eine Denkpause,<br />

vor allem auch, damit Gesellschaft<br />

und Regierungen ethische und juristische<br />

Fragen klären können, um so auch die Systeme<br />

sozial, rechtlich und ethisch anpassen<br />

zu können. Doch soziale, juristische und ethische<br />

Einstellungen sind kulturell geprägt. Asiaten<br />

oder Afrikaner dürften durchaus andere<br />

Auffassungen haben, als Nordamerikaner und<br />

Europäer.<br />

Zu den Erstunterzeichnern gehörten Apple-Gründer<br />

Steve Wozniak und Tesla-Chef Elon<br />

Musk, der sich als einstiger Mitgründer von<br />

OpenAI inzwischen von dem Unternehmen<br />

getrennt hat. Auch Konkurrenten von ChatGPT<br />

haben unterzeichnet – nicht aber Sam Altman,<br />

der OpenAI-Chef selbst.<br />

Weßels sieht darin deshalb ein klar zu durchschauendes<br />

Spielchen. „Hier wird hinter den<br />

Kulissen mit härtesten Bandagen um einen<br />

Multi-Milliardenmarkt gekämpft. Die Berater<br />

der Unternehmen werden sich Strategien<br />

überlegt haben, wie sie es hinbekommen,<br />

das marktführende System auszubremsen. Ich<br />

glaube, man will nur Zeit gewinnen, um hier<br />

eine Aufholjagd zu starten. Außerdem werden<br />

sich die chinesischen Anbieter doch überhaupt<br />

nicht danach richten.“<br />

Doris Weßels ist Professorin für<br />

Wirtschaftsinformatik an der<br />

Fachhochschule Kiel, stellvertretende<br />

Vorstands vorsitzende der<br />

Digitalen Wirtschaft Schleswig-<br />

Holstein e.V., Leitungs mitglied<br />

der Fachgruppe „Projektmanagement<br />

an Hochschulen“<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Projektmanagement (GPM)<br />

e.V., International Advisory<br />

Board Member für „GWP - Gute<br />

wissenschaftliche Praxis“ am<br />

Forschungsbereich Rechtswissenschaften<br />

der TU Wien.<br />

Das ist auch die Meinung vieler anderer internationaler<br />

KI-Experten – auch vieler deutscher,<br />

von denen nur wenige dem Aufruf<br />

gefolgt sind.<br />

Der Einzug von Programmen wie ChatGPT an<br />

Hochschulen wird sich nicht aufhalten lassen,<br />

das ist sicher. In seiner Studie „Demokratie<br />

in der digitalen Transformation“ für<br />

die Körber-Stiftung schrieb der Philosoph<br />

Julian Nida-Rümelin vor einem Jahr: „Bildung<br />

kann durch den Einsatz digitaler Tools, durch<br />

digitales Feedback, durch die Begleitung des<br />

Lernfortschritts und der Lehrpraxis verbessert<br />

werden.“ Aber er ergänzte: „Die Ersetzung<br />

von Lehrkräften durch Roboter und damit<br />

der Verlust der interpersonalen Beziehung im<br />

Bildungsgeschehen wäre dagegen ein Niedergang<br />

der Humanität.“<br />

Algorithmus<br />

Ein Algorithmus ist eine präzise Berechnungsvorschrift<br />

für einen oder mehrere Computer,<br />

um eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Eine<br />

besondere Klasse von Algorithmen sind Lernalgorithmen,<br />

bei denen es sich um Verfahren<br />

des maschinellen Lernens handelt. Diese abstrahieren<br />

aus Beispieldaten (Lerndaten oder<br />

Trainingsdaten) ein Modell, das auf neue Beispieldaten<br />

angewendet werden kann.<br />

Autonome Systeme<br />

Maschinen, Roboter und Softwaresysteme gelten<br />

als autonom, wenn sie ohne menschliche<br />

Steuerung und detaillierte Programmierung<br />

ein vorgegebenes Ziel selbständig und an<br />

die Situation angepasst erreichen. Autonome<br />

Systeme haben die Fähigkeit, sich der Umwelt<br />

anzupassen, zu lernen und gegebenenfalls<br />

mit anderen Systemen oder Menschen zu<br />

kooperieren.<br />

Big Data<br />

Big Data bezieht sich auf Datenmengen, die<br />

sich durch ihr Volumen (Volume), die Vielfalt<br />

der Datentypen und Quellen (Variety), die<br />

Geschwindigkeit, mit der sie anfallen (Velocity)<br />

sowie die Unsicherheit bezüglich der<br />

Qualität der Daten (Veracity) auszeichnen.<br />

Oft handelt es sich dabei um größtenteils<br />

unstrukturierte Daten, die beispielsweise von<br />

sozialen Netzwerken oder mobilen Geräten<br />

stammen. Ein weiterer Aspekt von Big Data<br />

umfasst die Lösungen und Systeme, die dabei<br />

helfen, mit diesen Datenmengen umzugehen,<br />

um darin beispielsweise neue Muster und<br />

Zusammenhänge zu erkennen.<br />

Chat Bot<br />

Chatbots sind virtuelle Dialogsysteme, die<br />

zunehmend im Kundenservice und für Benutzerschnittstellen<br />

eingesetzt werden. Über<br />

eine Textein- und Textausgabemaske (z. B. ein<br />

Dialogfenster auf einer Website) kommunizieren<br />

sie in natürlicher Sprache mit Menschen.<br />

Durch Methoden des maschinellen Lernens<br />

können Chatbots aus Eingaben ständig dazulernen,<br />

um beispielsweise die Stimmungslage<br />

des Menschen zu interpretieren oder personalisierte<br />

Antworten zu geben.<br />

Data Mining<br />

Data Mining bezeichnet den Einsatz von<br />

Methoden der Statistik oder des maschinellen<br />

Lernens, um neue Zusammenhänge und<br />

Muster in einer Datenmenge aufzuspüren. Ziel<br />

ist es beispielsweise, Empfehlungen für Entscheidungen<br />

zu geben oder Vorhersagen zu<br />

treffen. Genutzt werden dazu beispielsweise<br />

Clusteranalysen, Entscheidungsbäume, aber<br />

auch künstliche neuronale Netze.<br />

Deep Learning<br />

Deep Learning ist eine Methode des maschinellen<br />

Lernens, die in künstlichen neuronalen<br />

Netzen angewendet wird. Diese Netze umfassen<br />

mehrere Schichten, typischerweise eine<br />

Eingabe- und Ausgabeschicht sowie mehr<br />

als eine „versteckte“ dazwischenliegende<br />

Schicht. Je komplexer das Netz ist, desto<br />

höher ist der mögliche Abstraktionsgrad, und<br />

desto komplexere Sachverhalte können verarbeitet<br />

werden. Deep Learning wird bei der<br />

Bild-, Sprach- und Objekterkennung sowie<br />

dem verstärkenden Lernen angewendet.<br />

Erklärbare KI<br />

Erklärbare KI bezieht sich auf Modelle des<br />

maschinellen Lernens, insbesondere tiefe<br />

künstliche neuronale Netze, die für Menschen<br />

besser nachvollziehbar oder erklärbar<br />

gemacht werden sollen. Diese Modelle gelten<br />

oft als Black-Box, und die erklärbare KI sucht<br />

nach Möglichkeiten, die versteckte Logik oder<br />

die einzelnen Ausgaben besser nachvollziehbar<br />

zu machen.<br />

Internet der Dinge (IoT)<br />

Das Internet der Dinge (IoT) bezieht sich auf<br />

die zunehmende Vernetzung von Werkzeugen,<br />

Geräten, Sensoren, Fahrzeugen, etc. durch<br />

eingebaute Computersysteme und die Vergabe<br />

von eindeutigen digitalen Kennungen (IP-Adresse).<br />

Mit Hilfe ihrer Sensoren erheben die<br />

vernetzten Geräte Daten, die sie untereinander<br />

sowie über das Internet austauschen<br />

und zur Verfügung stellen können. Dadurch<br />

entstehen extrem große Datenmengen (Big<br />

Data), die wiederum Grundlage für lernende<br />

Systeme darstellen können.<br />

Künstliches neuronales Netz<br />

Modelle des maschinellen Lernens, die durch<br />

Aspekte des menschlichen Gehirns motiviert<br />

wurden. Künstliche neuronale Netze bestehen<br />

aus in Software realisierten Schichten von<br />

Knoten, die als künstliche Neuronen bezeichnet<br />

werden. Die einzelnen Verbindungen zwischen<br />

den Neuronen haben eine numerische<br />

Gewichtung, die während des Trainingsprozesses<br />

angepasst wird, sodass die Ergebnisse<br />

immer besser werden.<br />

Maschinelles Lernen<br />

Maschinelles Lernen ist eine grundlegende<br />

Methode der Künstlichen Intelligenz (KI). Es<br />

zielt darauf ab, dass Maschinen ohne explizite<br />

Programmierung eines konkreten Lösungswegs<br />

automatisiert sinnvolle Ergebnisse liefern.<br />

Spezielle Algorithmen lernen aus den<br />

vorliegenden Beispieldaten Modelle, die dann<br />

auch auf neue, zuvor noch nicht gesehene<br />

Daten angewendet werden können.<br />

Robotik<br />

Der Begriff Roboter leitet sich ab vom tschechischen<br />

Wort für Arbeiten, „robota“. Ein<br />

Roboter ist ein System, das dem Menschen<br />

Arbeit abnimmt, insbesondere physische<br />

Arbeit. Zur Steuerung von Robotern werden<br />

immer häufiger lernende Systeme eingesetzt.<br />

Robotik ist ein Forschungsfeld der KI mit dem<br />

Ziel, Roboter zu entwickeln, die mittels Algorithmen<br />

autonom mit der physischen Welt<br />

interagieren.<br />

Schwache KI<br />

Schwache KI bezeichnet Systeme, die in einem<br />

spezifischen, eng definierten Kontext intelligent<br />

agieren und dort sogar menschliche<br />

Fähigkeiten übersteigen können. Beispiele für<br />

spezifische Anwendungen sind Strategiespiele<br />

wie Schach und Go oder Produktempfehlungen<br />

sowie medizinische Diagnosen. Sämtliche<br />

heute verfügbare Künstliche Intelligenz ist als<br />

schwache KI zu definieren. Das Gegenmodell<br />

ist die starke KI.<br />

Starke KI<br />

Starke KI bezieht sich auf hypothetische<br />

KI-Systeme, die mindestens über menschenähnliche<br />

Intelligenzleistungen in allen<br />

Bereichen und nicht nur in eng definierten<br />

Anwendungsfeldern (schwache KI) verfügen.<br />

Eine Künstliche Superintelligenz wäre dem<br />

intelligentesten Menschen weit überlegen.<br />

Turing Test<br />

Der Turing-Test wurde vom britischen Mathematiker<br />

Alan Turing entwickelt, um festzustellen,<br />

ob eine Maschine als intelligent<br />

zu bewerten ist. Dabei kommuniziert ein<br />

menschlicher Fragesteller über eine Tastatur<br />

mit einem menschlichen Gesprächspartner<br />

und einer Maschine. Kann er am Ende nicht<br />

sagen, welcher Gesprächspartner die Maschine<br />

ist, gilt diese als intelligent.<br />

Mit Unterstützung von: Plattform lernende<br />

Systeme12<br />

www.plattform-lernende-systeme.de/glossar<br />

24<br />

25


Neues aus der Redaktion<br />

Text Anja Nacken<br />

Illustration Ibou<br />

Gueye, Raphaelle Martin<br />

ME2BE berichtet über Energie, Leidenschaft,<br />

Digitalisierung und mehr<br />

Information ist unser Antrieb. Damit du dich umfänglich informiert fühlst,<br />

möchten wir dich auf weitere interessante Artikel zum Thema aus der<br />

ME2BE-Redaktion aufmerksam machen. Tauche ein in unsere vielfältige<br />

Berichterstattung und bleibe auf dem neuesten Stand in den Bereichen<br />

Bildung, Energie und Leidenschft, Digitalisierung und mehr.<br />

Megatrend ChatGPT<br />

ChatGPT von OpenAI gilt momentan noch<br />

als DER Quantensprung im Bereich der<br />

Künstlichen Intelligenz. Wir haben die Einführungsveranstaltung<br />

der DiWiSH und des<br />

KI-Transfer-Hub SH unter dem gemeinsamen<br />

Dach der WTSH Anfang des Jahres <strong>2023</strong><br />

besucht und dabei Expertenstimmen, wie<br />

die von Prof. Dr. Doris Weßels, Professorin<br />

für Wirtschaftsinformatik der FH Kiel und<br />

Initiatorin des neuen virtuellen Kompetenzzentrums<br />

„Schreiben, Lehren und Lernen<br />

mit KI“ eingefangen.<br />

Jeannie in a black box – Chancen und<br />

Risiken von ChatGPT an Schulen<br />

Nach Aussagen der Nachrichtenagentur<br />

Reuters haben kurz nach der Einführung<br />

bereits etwa 13 Millionen Besucher pro Tag<br />

ChatGPT genutzt. Was diese Errungenschaft<br />

– trotz aller Euphorie – vor allem für Schülerinnen<br />

und Schüler und deren zukünftige<br />

Karrierewege bedeutet und, warum selbst<br />

führende Wissenschaftler für eine bedachte<br />

Einführung der Möglichkeiten plädieren,<br />

können Sie hier nachlesen:<br />

Mit Begeisterung<br />

die Digitalisierung<br />

voranbringen<br />

Unter dem Motto „Weil Fortschritt heute<br />

beginnt“ zeigte das Netzwerktreffen mit<br />

Eventcharakter nordisch.digital auf beeindruckende<br />

Weise die digitalen Kompetenzen<br />

und den Entwicklungsstand der Region.<br />

Es ging um Fragen, inwieweit die Digitalisierung<br />

im Alltag angekommen ist und<br />

wie man durch Networking die vielfältigen<br />

Problemstellungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche<br />

für alle bedarfsgerecht und<br />

mit Begeisterung lösen kann.<br />

Medienwissenschaftler<br />

Lankau: Digitalisierung<br />

der Schulen läuft in<br />

die falsche Richtung<br />

Die Coronapandemie war ein Turbo für die<br />

Digitalisierung von Schulen. Der Medienwissenschaftler<br />

Ralf Lankau sieht darin<br />

allerdings eine Gefahr und plädiert für ein<br />

Umdenken und eine durchdachte Anpassung<br />

an neue digitale Lernkonzepte.<br />

Digitalisierung an Schulen –<br />

Alternativlos? Das renommierte<br />

Schwedische Karolinska-<br />

Institut tritt auf die Bremse!<br />

Auf der Webseite der „Gesellschaft für Bildung<br />

und Wissen e.V.“ erschien ein Beitrag<br />

von Peter Hensinger, der die Stellungnahme<br />

des Karolinska-Instituts zusammenfasst.<br />

ME2BE hat die Vorschläge der schwedischen<br />

Bildungsbehörde für eine nationale Digitalisierungsstrategie<br />

zusammengefasst und<br />

die für Hensinger wichtigen Kritikpunkte<br />

herausgestellt. Die schwedischen Ansätze<br />

sind auch im deutschen Bildungssystem zu<br />

hinterfragen:<br />

26<br />

27


LERNEN<br />

Die Digitalisierung des täglichen Lebens<br />

schreitet mächtig voran. Für das große Ziel<br />

der Smart City bildet die TH Lübeck Ingenieure<br />

aus, die mit Sensortechnik, Funktechnologie<br />

und künstlicher Intelligenz zukunftsweisende<br />

Lösungen erdenken<br />

.... Seite 30<br />

Ein Gespräch mit Melanie Badura<br />

vom Kompetenzzentrum CoSA<br />

Kommunikationssysteme, Systeme,<br />

Anwendungen an der TH Lübeck<br />

.... Seite 33<br />

Ein Gespräch mit Sven Ole Schmidt –<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich<br />

Technik und Informatik an der TH Lübeck<br />

.... Seite 35<br />

Von Theatertherapie bis Musiktherapie an<br />

der MSH Medical School Hamburg<br />

.... Seite 38<br />

Trendanalysen und Megatrends werden<br />

auch in Zukunft die Grundlage für<br />

kreatives Arbeiten sein<br />

.... Seite 44<br />

Studiengänge im Fokus<br />

.... Seite 50<br />

Zeitungen sterben, der Journalismus<br />

nicht. Davon ist Jörn Radtke,<br />

Professor für Journalismus an der<br />

Fachhochschule Kiel, überzeugt. Er<br />

erklärt, warum sich der Job trotz aller<br />

Widrigkeiten nach wie vor lohnt.<br />

.... Seite 48<br />

28<br />

29


In Lübeck<br />

entsteht die Stadt<br />

Horst Hellbrück, Professor für Kommunikationssysteme am Fachbereich Elektrotechnik<br />

und Informatik der TH Lübeck und Leiter des Kompetenzzentrums CoSA.<br />

der Zukunft<br />

Die Digitalisierung des täglichen Lebens schreitet mächtig<br />

voran. Für das große Ziel der Smart City bildet die TH Lübeck<br />

Ingenieure aus, die mit Sensortechnik, Funktechnologie und<br />

künstlicher Intelligenz zukunftsweisende Lösungen erdenken.<br />

Der Büroflur ist Forschungslabor: Auf Hüfthöhe<br />

sind etwa ein Dutzend kleine, rot leuchtende<br />

Gerätschaften mit Tape an die Wände des<br />

Korridors geklebt. Weiter oben, an der Kante<br />

zur Decke, zeigen handygroße, mattweiße Flächen<br />

schräg in den Raum. „Mit diesen Sensoren<br />

entwickeln wir Methoden, um Ströme von<br />

Menschen in Innenräumen zu quantifizieren“,<br />

sagt Horst Hellbrück, Professor für Kommunikationssysteme<br />

am Fachbereich Elektrotechnik<br />

und Informatik der TH Lübeck und Leiter<br />

des Kompetenzzentrums CoSA, das Kürzel<br />

steht für Communication systems, distributed<br />

Systems and their Applications.<br />

Das Kompetenzzentrum unterstützt regionale<br />

Partner aus Wirtschaft und Verwaltung bei der<br />

Entwicklung hochmoderner IT-Lösungen. Was<br />

abstrakt klingt, wird am Projekt „Baltic Future<br />

Port“ konkret: Zusammen mit der Lübeck Port<br />

Authority plant CoSA ein eigenständiges<br />

5G-Mobilfunk-Netz für den Hafen der einstigen<br />

Hansemetropole: Damit die Schiffe optimal<br />

ent- und beladen werden, wird zukünftig<br />

jedem LKW sowohl der individuelle Zufahrtsweg<br />

und Stellplatz zugewiesen als auch sein<br />

Zeitfenster.<br />

„Hier bewegen wir uns mitten in der Thematik<br />

der Smart City“, erläutert Horst Hellbrück:<br />

„Um die intelligente Stadt entstehen<br />

zu lassen, kooperieren wir je nach Projekt<br />

mit Professoren unterschiedlicher Fachbereiche<br />

der TH und auch der Universität Lübeck.“<br />

Architekten und Stadtplaner können an Bord<br />

sein, Mediziner und Betriebswirte, bis hin zu<br />

Soziologen und Psychologen.<br />

„Wir als CoSA haben dabei den Part, das Leben<br />

der Stadt zu erfassen“, sagt Hellbrück. Wann<br />

erwacht die Stadt im Morgengrauen? Wie strömen<br />

die Menschen im Laufe des Tages? Zu<br />

Fuß oder mit welchen Verkehrsmitteln? Wann<br />

gehen spätabends die Lichter wieder aus? „Es<br />

gibt nicht die eine Lösung für alle Anwendungen“,<br />

sagt Hellbrück. „Je nach Fragestellung<br />

designen wir die passende Kombination aus<br />

dem Baukasten der Sensorik, künstlichen<br />

Intelligenz und drahtlosen Vernetzung.“<br />

Dadurch ergeben sich stets neue Themen für<br />

die praxisbezogenen Bachelor- und Masterarbeiten<br />

seiner Studierenden.<br />

Hellbrück, geboren 1967, hat nach dem Abitur<br />

in Saarbrücken Elektrotechnik studiert,<br />

später in Braunschweig als Informatiker promoviert.<br />

Zudem hat er in unterschiedlichen<br />

Hi-Tech-Konzernen vom Programmierer bis<br />

zum Leiter für Automatisierungstechnik gearbeitet.<br />

Er schaut sein Gegenüber offen an,<br />

während er in ruhigem Tonfall erläutert, dass<br />

Politik und Verwaltung städtebauliche Entscheidungen<br />

– etwa ob eine Straße zur Einbahnstraße<br />

erklärt werden solle – häufig aus<br />

dem Bauch heraus oder aus politischem Kalkül<br />

träfen. „Für eine faktenbasierte Entscheidung<br />

hilft unsere Datenlage über die tatsächlichen<br />

Verkehrsströme.“ Wenn das Pulsieren der Stadt<br />

sogar dauerhaft im Detail erfasst werde, dann<br />

könne zum Beispiel ein Shopping-Center zeitnah<br />

evaluieren, ob eine bestimmte Baumaßnahme<br />

zu mehr Laufkundschaft geführt hat.<br />

„Die Stadt hört übrigens nicht an den Gebäudegrenzen<br />

auf“, so Hellbrück. Damit etwa eine<br />

Bibliothek die Frequentierung der einzelnen<br />

Wege und Regale erfahren kann, seien spezielle<br />

Indoor-Lösungen gefragt. Weil GPS innerhalb<br />

von Gebäuden nicht zuverlässig funktioniert,<br />

experimentieren einige Mitarbeiter<br />

des CoSA derzeit in dem Reallabor auf dem<br />

Büroflur an der sogenannten passiven Ortung<br />

per WLAN. Passiv, weil der Sensor das eigene<br />

Handy ist, das heute fast jeder bei sich trägt.<br />

„Da entwickeln wir ein ganz neues System,<br />

das in diesem frühen Stadium noch nicht für<br />

den produktiven Einsatz gedacht ist“, ergänzt<br />

Hellbrück.<br />

Bereits abgeschlossen ist das Projekt „Smart<br />

Region Hub Eutin“, bei dem CoSA für die<br />

Schleswig-Holsteinische Kleinstadt ein leistungsstarkes<br />

Funknetz entwickelt hat, das<br />

große Datenmengen energieeffizient über<br />

lange Strecken senden kann. Mit diesem Long<br />

Range Wide Area Network, kurz LoRaWAN,<br />

sind die Stadtwerke Eutin für viele denkbare<br />

Smart-City-Anwendungen gerüstet. Bereits<br />

heute haben sie damit alle eigenen Fahrzeuge<br />

im digitalen Blick, kontrollieren die Verkehrsströme<br />

und Belegung der Parkplätze im Stadtgebiet<br />

und überwachen sogar die Wassertemperatur<br />

im Eutiner See. Weitere Anwendungen<br />

können die Stadtwerke integrieren.<br />

Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen,<br />

selber Anregungen für neue smarte Bedarfe<br />

vorzuschlagen. „Darauf sollte die Stadt dann<br />

auch zeitnah reagieren“, betont Hellbrück<br />

eindrücklich: „Eine Stadt, die sich auf den<br />

Weg zur Smart City begeben hat, die hat ihren<br />

Einwohnern ein Versprechen gegeben. Würde<br />

Wetterstation auf dem Dach des CoSA.<br />

Gebäude der TH Lübeck.<br />

diese Stadt nicht auf die Bedürfnisse der Bürger<br />

eingehen, dann würde sie ihr Versprechen<br />

brechen.“ Um Vertrauen zu schaffen setzt<br />

die Smart City Eutin zudem auf Transparenz:<br />

Unter smartregion-eutin.de macht sie allen<br />

Bürgern die erhobenen Daten benutzerfreundlich<br />

zugänglich.<br />

Text Hans Wille<br />

Fotos Sophie Blady<br />

30<br />

31


Der Weg zum Ingenieur<br />

der Smart City<br />

„Erstens: Begeisterung für Technik. Und zweitens:<br />

Nicht mit Mathe auf Kriegsfuß stehen.<br />

Das reicht“, antwortet Professor Horst Hellbrück<br />

auf die Frage, welche Voraussetzungen<br />

ein zukünftiger Student brauche, um erfolgreich<br />

am Fachbereich Elektrotechnik und<br />

Informatik zu studieren. Nicht notwendig<br />

seien Vorkenntnisse in Elektrotechnik oder<br />

Informatik. „Das lernen die jungen Leute bei<br />

uns.“<br />

Natürlich sei es nicht verkehrt, wenn jemand<br />

schon manch ein Elektrogerät auseinandergeschraubt<br />

und wieder zusammengesetzt habe.<br />

„Aber das ist überhaupt nicht wichtig.“ Rein<br />

formal ist der Studiengang nicht zulassungsbeschränkt.<br />

Jeder Bewerber – der Meisterabschluss,<br />

Fachabitur oder Abitur vorweisen<br />

„Die Berufsaussichten<br />

unserer Absolventen<br />

sind sehr gut.“<br />

Technikbegeisterung und Matheaffinität sind<br />

entscheidend für Elektrotechnik und Informatik-<br />

Studium laut Prof. Hellbrück.<br />

kann – ist am Fachbereich der TH Lübeck willkommen.<br />

Wer im Vorfeld prüfen will, ob ihm einer<br />

der zehn Bachelorstudiengänge liegt, der<br />

ist herzlich eingeladen, sein mehrwöchiges<br />

berufsorientierendes Schülerpraktikum bei<br />

dem entsprechenden Studiengang zu absolvieren.<br />

Zudem sind die rund 40 Professoren<br />

offen dafür, wenn Lehrer sie fragen, ob sie ein<br />

schulisches Projekt begleiten wollen, damit<br />

es wissenschaftlichen Standards entspricht.<br />

Die Studiengänge hat die TH Lübeck zusammen<br />

mit Unternehmen aus der Region entwickelt.<br />

„Schließlich wissen die Firmen am<br />

besten, was ihre späteren Ingenieure können<br />

sollen“, so Hellbrück. Ausgesprochen praxisorientiert<br />

ist auch das duale Studium: Zunächst<br />

geht der zukünftige Student für ein Jahr in<br />

einem regionalen Unternehmen in die Lehre,<br />

anschließend startet er das normale Studium<br />

an der TH. Zum Abschluss erhält er Gesellenbrief<br />

und Bachelorzeugnis.<br />

„Die Berufsaussichten unserer Absolventen<br />

sind sehr gut“, so Hellbrück. „Sie sind<br />

sogar exzellent, wenn jemand am Double-Degree-Programm<br />

mit der Milwaukee School of<br />

Engineering teilnimmt.“ Nach dem Grundstudium<br />

der Elektrotechnik kommen rund zehn<br />

Studenten aus Milwaukee zu einem gemeinsamen<br />

Studienjahr – das komplett in der englischen<br />

Sprache abläuft – an die TH Lübeck.<br />

Danach studiert die Deutsch-Amerikanische<br />

Gruppe ein zweites gemeinsames Jahr in der<br />

Stadt im Nordosten der USA. Anschließend<br />

schreiben die rund zehn Deutschen Teilnehmer<br />

ihre Abschlussarbeit bei einem örtlichen<br />

Unternehmen von Milwaukee. Damit erwerben<br />

sie sowohl den US- Bachelor als auch den der<br />

TH Lübeck.<br />

Smarte Tools für Lebensretter<br />

Ein Gespräch mit Melanie Badura vom Kompetenzzentrum CoSA<br />

Kommunikationssysteme, Systeme, Anwendungen an der TH Lübeck<br />

Eine Feuerwehrleitung, die den Sauerstoffstatus jedes Feuerwehrmanns überblickt<br />

und in Echtzeit mitverfolgen kann, was Einsatzkräfte via Kamera sehen? Leider sind<br />

derlei Optimierungen, die den Arbeitsalltag von Rettungskräften sicherer gestalten,<br />

noch Zukunftsmusik, doch das Kompetenzzentrum CoSA Kommunikationssysteme,<br />

Systeme, Anwendungen an der TH Lübeck will das ändern. Denn hier betreibt<br />

man seit über zehn Jahren angewandte Forschung mit regionalen Partnern aus<br />

der Wirtschaft und in mehr als 25 Kooperationsprojekten in der Industrie,<br />

Medizintechnik, maritimen Technik sowie den Bereichen vernetzte Systeme wie<br />

dem Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und Human-Computer Interaction.<br />

Doch was sind konkrete Aufgabenstellungen<br />

und welche Potenziale bieten diese Forschungsfelder<br />

– vor allem für den Medizinbereich?<br />

Um diese Fragen zu beantworten,<br />

haben wir von ME2BE mit Melanie Badura,<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich<br />

Elektrotechnik und Informatik an der TH<br />

Lübeck, gesprochen.<br />

Melanie, was hat dich dazu motiviert, deinen<br />

Master Robotik und Autonome Systeme<br />

an der Universität Lübeck zu absolvieren?<br />

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit am Institut<br />

für Signalverarbeitung habe ich eine Exoskeletthand<br />

für Schlaganfallpatienten gebaut.<br />

Das Thema hat mich begeistert. Man steckt<br />

die Exoskeletthand an die menschliche Hand,<br />

startet den Motor und sie bewegt sich auf<br />

und zu. Dieser Mechanismus soll verhindern,<br />

dass sich die Hände des Patienten verkrampfen.<br />

Während meines Auslandssemesters in<br />

Portugal entpuppte sich Signalverarbeitung<br />

als mein Lieblingsfach. Daraus entsprang die<br />

Idee, zurück in Deutschland in diesem Bereich<br />

meine Bachelorarbeit zu schreiben. Im Rahmen<br />

meines Masterstudiums gab es ein paar<br />

spannende Labore und Praktika. Besonders<br />

cool fand ich die Aufgabe, Fließbänder zu<br />

formieren und Robotersteuerungen zu schreiben,<br />

damit Pakete vom Fließband angehoben<br />

werden. Mir gefällt es, wenn ich bei meiner<br />

Arbeit einen Effekt sehen kann.<br />

Mit welchem Ziel hast du dein Studium verfolgt?<br />

Vor dem Studium Robotik und Autonome Sys-<br />

Melanie Badura vom Kompetenzzentrum CoSA Kommunikationssysteme, Systeme, Anwendungen an der TH Lübeck.<br />

teme habe ich Medizinische Ingenieurwissenschaften<br />

studiert. Ich wollte etwas studieren,<br />

um Menschen zu helfen. Zudem war ich in der<br />

Schule gut in Mathe und Physik. Ursprünglich<br />

zog es mich in die Prothesenentwicklung,<br />

doch in Deutschland gibt es nur wenige Hersteller.<br />

Daher entschied ich mich dazu, thematisch<br />

in Richtung Embedded Software mit<br />

Mikrocontrollern zu gehen, da dieser Bereich<br />

viel Potenzial für den Medizinsektor bietet.<br />

Hast du privat auch schon getüftelt?<br />

Mit Mikrocontrollern wie Arduino und Raspberry<br />

Pi habe ich schon früher kleine Bewässerungssysteme<br />

gebaut. Ein Freund und ich<br />

haben damit auch eine Cocktailmaschine<br />

konstruiert. Man wählte den Cocktail aus und<br />

die Maschine hat die betreffenden Zutaten<br />

aus den Flaschen gezogen und zusammengemischt.<br />

Welche Inhalte umfasst das Studium Robotik<br />

und Autonome Systeme?<br />

Das Studium war sehr wissenschaftlich angelegt<br />

und drehte sich vor allem um das Thema<br />

Künstliche Intelligenz. Wir haben viel mit<br />

bildverarbeitender KI gearbeitet und gelernt,<br />

wie man eine KI schreibt, ohne auf gängige<br />

32<br />

33


Smart City, smartes Leben?<br />

„Zukünftig wollen wir uns verstärkt<br />

mit der Entwicklung bestimmter<br />

5G-Komponenten befassen, die es<br />

noch nicht gibt, mit dem Ziel, die<br />

Internetverbindung zu verbessern.“<br />

Ein Gespräch mit Sven Ole Schmidt – wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Bereich Technik und Informatik an der TH Lübeck<br />

Was wäre, wenn wir mit Hilfe moderner<br />

Ortungssysteme nicht nur Umweltverschmutzungen<br />

schneller entdecken und bekämpfen, sondern auch<br />

Patientinnen und Patienten besser überwachen<br />

und Staus nahezu vermeiden könnten?<br />

Datenbibliotheken zurückzugreifen. Das Studium<br />

würde einen auf jeden Fall dazu befähigen,<br />

in der Wissenschaft zu arbeiten, zum<br />

Beispiel in den Bereichen Künstliche Intelligenz,<br />

Robotik oder Embedded Software (Anm.<br />

d. Red.: Bei „Embedded Software“ handelt es<br />

sich um Programme, die für eine bestimmte<br />

Hardware – beispielsweise ein Smartphone<br />

oder eine Waschmaschine – entwickelt wurden.<br />

Die Anwendungen laufen im Hintergrund<br />

ab und steuern, regeln oder überwachen<br />

Funktionen.) Auch Reinforcement Learning<br />

(Anm. d. Red.: Reinforcement Learning,<br />

zu Deutsch verstärkendes Lernen, steht für<br />

eine Methode des maschinellen Lernens. Es<br />

nutzt Belohnungen und Bestrafungen, um<br />

beispielsweise Robotern Autonomie zu verleihen.)<br />

stellte einen Themenbereich dar, in<br />

dem wir die Funktionsweisen verschiedener<br />

Algorithmen ausprobiert haben. Hier haben<br />

wir zum Beispiel eine Art Wetterstation kreiert,<br />

die auf der Grundlage von Wetterdaten<br />

der letzten Jahre vorhersagte, wie das Wetter<br />

genau in einem Jahr sein könnte.<br />

Wie wurdest du Teil des Kompetenzzentrums<br />

CoSA an der TH Lübeck?<br />

Auf der Suche nach einem Masterarbeitsthema<br />

wurde ich auf CoSA aufmerksam und verfasste<br />

meine Abschlussarbeit über das Thema Kommunikation<br />

zwischen Mikrocontrollern im<br />

802.15.4-Bereich, bei dem es darum ging,<br />

eine bestimmte Kommunikation latenzarm,<br />

also mit so wenig Verzögerung wie möglich,<br />

zuverlässig zu beschleunigen. Nachdem ich<br />

meine Arbeit abgeschlossen hatte, wurde mir<br />

von Herrn Professor Hellbrück eine Stelle als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin angeboten,<br />

die ich gerne annahm. Thematisch befasse<br />

ich mich hauptsächlich mit dem 5G-Ausbau.<br />

Zukünftig wollen wir uns verstärkt mit der<br />

Entwicklung bestimmter 5G-Komponenten<br />

befassen, die es noch nicht gibt, mit dem Ziel,<br />

die Internetverbindung zu verbessern. Mit<br />

Professor Hellbrück tausche ich mich regelmäßig<br />

über das Projekt aus und kann stets auf<br />

ihn zukommen, wenn ich Fragen habe.<br />

Welche potenziellen Auswirkungen hat<br />

deine Forschung auf die Gesellschaft?<br />

Aktuell befasse ich mich damit, die Infrastruktur<br />

von Rettungskräften zu verbessern.<br />

Nach derzeitigem Stand arbeiten Rettungskräfte<br />

im Frequenzbereich Terahertzband. Das<br />

Netz ist sehr zuverlässig, aber es sind nur<br />

Funknachrichten mit Walkie-Talkie möglich.<br />

Unser Ziel ist es, den Arbeitsalltag von Rettungskräften<br />

sicherer zu gestalten, indem wir<br />

diese Kommunikation um die Daten von Lifestream-<br />

und Wärmebildkameras, Gasmessern<br />

und Sauerstofftanks der einzelnen Feuerwehrleute<br />

verknüpfen. So könnte ein Einsatzleiter<br />

unmittelbar sehen, was ein Feuerwehrmann<br />

auf seiner Kamera sieht und auch erkennen,<br />

wann ihm der Sauerstoff ausgeht. Zudem<br />

könnte man Alarmsysteme implementieren,<br />

die in so einem Fall warnen.<br />

Wie sieht dein Arbeitsalltag bei CoSA aus<br />

und welche beruflichen Pläne verfolgst du?<br />

An einem typischen Arbeitsalltag bei CoSA<br />

arbeite ich an wissenschaftlichen Fragestellungen<br />

bezüglich des Themas 5G. Typische<br />

Aufgaben umfassen beispielsweise den<br />

Umgang mit 5G-Basisstationen und einem<br />

5G-Modem, das ich an meinen Computer<br />

oder einen Raspberry Pi anschließe, um die<br />

Netzqualität zu testen. Wir befassen uns<br />

auch mit der Entwicklung eines 5G-Sniffers,<br />

also einem Gerät, das 5G-Netze und Datenpakete<br />

erkennt und Fragen nach optimalen<br />

Antennenstandorten. Als nächstes plane ich<br />

die Promotion, doch das Thema steht noch<br />

nicht fest.<br />

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich<br />

Elektrotechnik und Informatik an der TH Lübeck,<br />

Melanie Badura zeigt einen 5-G-Modem, das mit<br />

einem 5G-Core kommunizieren kann.<br />

Faszination Technik: Roboterhund unterstützen die<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der<br />

TH Lübeck bei ihrer Arbeit.<br />

Text Sophie Blady /<br />

Kristina Krijom<br />

Fotos Sophie Blady<br />

Ortungssysteme sind mittlerweile in zahlreichen<br />

Anwendungsbereichen unverzichtbar<br />

geworden. Sie werden nicht nur in der Navigation<br />

von Fahrzeugen oder in der Vermessung<br />

von Gelände eingesetzt, sondern auch<br />

in vielen anderen Bereichen, die gesellschaftsrelevante<br />

Auswirkungen haben. Doch<br />

wie genau funktionieren diese Systeme und<br />

welche Potenziale bieten sie für den Aufbau<br />

einer Smart City in Lübeck? Um diese Fragen<br />

zu beantworten, haben wir von ME2BE uns<br />

mit Sven Ole Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Bereich Technik und Informatik an<br />

der TH Lübeck, unterhalten.<br />

Sven Ole, warum hast du dich für eine wissenschaftliche<br />

Mitarbeit an der TH Lübeck<br />

entschieden?<br />

Nachdem ich mein Abitur in Verden absolviert<br />

hatte, begann ich mein Studium in Elektrotechnik.<br />

Im Verlauf begann ich mich immer<br />

mehr für das Thema Kommunikations- und<br />

Nachrichtentechnik zu interessieren, da es<br />

alles umfasst, was mit dem Austausch von<br />

Nachrichten zu tun hat, wie zum Beispiel<br />

WLAN und Bluetooth. Daher passte ich meinen<br />

Master komplett auf dieses Thema an und<br />

absolvierte erfolgreich meinen Abschluss als<br />

Master in Informations- und Kommunikationstechnik.<br />

Nach meinem Studium arbeitete ich für<br />

sechs Monate, um herauszufinden, in welcher<br />

Arbeitsumgebung ich mich am wohlsten<br />

fühle. In dieser Zeit wurde mir bewusst, dass<br />

ich weiterhin im Bereich der Forschung tätig<br />

sein möchte. Daher bewarb ich mich bei verschiedenen<br />

Hochschulen und entschied mich<br />

schließlich für eine wissenschaftliche Mitarbeit<br />

an der TH Lübeck. Das Konzept, sowohl<br />

wissenschaftlich als auch praktisch arbeiten<br />

zu können, reizte mich besonders an dieser<br />

Hochschule.<br />

Welcher Fragestellung gehst du in deiner<br />

Promotion auf den Grund?<br />

In meiner Promotion konzentriere ich mich<br />

insbesondere auf die Weiterentwicklung des<br />

Ortungssystems für Mehrweg-Ausbreitungen.<br />

Dabei reflektieren elektromagnetische Signale<br />

ähnlich wie in einer Höhle, um eine effektivere<br />

Nutzung zu ermöglichen. Ich analysiere<br />

die Informationen aus meinen Studien, um<br />

zu verstehen, wie Informationen von A nach<br />

B gelangen und wo sie sich gerade befinden.<br />

Ich möchte herausfinden, wie diese Informationen<br />

effektiv und vor allem konstruktiv<br />

genutzt werden können.<br />

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />

unter den Forschenden an der TH Lübeck?<br />

Das Forschungsteam, bestehend aus zehn<br />

Promovenden unter der Leitung von Professor<br />

Horst Hellbrück (Professor für Kommunikationssysteme<br />

am Fachbereich Elektrotechnik<br />

und Informatik der TH Lübeck), beschäftigt<br />

sich mit dem Thema Kommunikation, sodass<br />

wir uns fachlich austauschen und ergänzen<br />

können. Wir treffen uns einmal die Woche,<br />

um neueste Erkenntnisse zu teilen und Informationen<br />

auszutauschen. Professor Hellbrück<br />

begleitet mein Thema und gibt sowohl inhaltlich<br />

als auch formell Feedback.<br />

An welchen Forschungsprojekten bist du<br />

derzeit beteiligt und welche Ergebnisse<br />

hast du bisher erzielt?<br />

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bin ich derzeit<br />

an zwei Forschungsprojekten beteiligt.<br />

Im Rahmen des Transferprojekts KI Transfer<br />

HUB Schleswig-Holstein berate ich Unternehmen<br />

und bin auch auf Messen als Berater<br />

tätig. Ziel des Projekts ist es, eine Machbarkeitsstudie<br />

durchzuführen und zu analysieren,<br />

welche KI-Technologien im individuellen Fall<br />

am besten geeignet sind.<br />

Ein weiteres spannendes Forschungsprojekt,<br />

an dem ich beteiligt bin, ist das Projekt<br />

Extense. Hierbei geht es darum, Hochspan-<br />

Ole Schmidt – wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Technik und Informatik an der TH Lübeck.<br />

34<br />

35


in ihrem Studium und bei ihrer wissenschaftlichen<br />

Arbeit?<br />

Als Forscher spiele ich eine wichtige Rolle bei<br />

der Betreuung von studentischen Hilfskräften,<br />

die an meinem Projekt beteiligt sind. Die<br />

Studierenden arbeiten an verschiedenen Themenbereichen,<br />

die in meine Promotionsarbeit<br />

einfließen, und erstellen Abschluss- und Studienarbeiten.<br />

Ich stehe den Studierenden mit<br />

meiner Expertise und Erfahrung zur Seite, um<br />

ihre Arbeit zu unterstützen und ihnen wertvolle<br />

Einblicke und Anleitungen zu geben.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit ziehen beide<br />

Seiten Nutzen davon, da die Studierenden von<br />

meinem Wissen und meiner Erfahrung profitieren<br />

und ich wiederum von den frischen Ideen<br />

und Forschungsergebnissen der Studierenden.<br />

Die Technische Hochschule Lübeck<br />

Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

und ging 2<strong>01</strong>8 aus der FH Lübeck hervor. Die fachlichen Schwer punkte der Hochschule<br />

liegen in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur.<br />

Mit rund 130 Professorinnen und Professoren in vier Fachbereichen bietet sie zurzeit<br />

über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Weitere Besonderheiten: einzigartige<br />

<strong>Campus</strong>-Allianz mit Universität und Universitätsklinikum, hoher Grad an Wissensund<br />

Technologietransfer, internationale Studienangebote, moderne Ausstattung.<br />

„Lübeck bietet ideale<br />

Voraussetzungen für den Aufbau<br />

einer smarten Stadt.“<br />

nungskabel für beispielsweise Windkrafträder<br />

oder Telekommunikation unter Wasser zu finden,<br />

die mindestens einen Meter unter dem<br />

Sediment vergraben sein müssen, um die<br />

Flora und Fauna im Wasser nicht zu beeinträchtigen.<br />

Dazu nutzen wir eine spezielle<br />

Sensor-Plattform, die unter Wasser tauchen<br />

und die Kabel aufspüren kann.<br />

Welche Rolle spielt dieses Forschungsprojekt<br />

zum Aufbau einer smarten Stadt?<br />

Ich bin vor allem über die Sensortechnik am<br />

Projekt Smart City in Eutin beteiligt. Dieses<br />

Forschungsprojekt spielt eine entscheidende<br />

Rolle bei der Schaffung einer vernetzten, effizienten<br />

und nachhaltigen Stadt der Zukunft.<br />

Als Mitglied des Projekts, das sich auf die Sensortechnik<br />

konzentriert, ist es unser Ziel, eine<br />

nahtlose Verbindung zwischen den kleinsten<br />

Haushalten und den größten Bereichen der<br />

Stadt herzustellen. Dabei geht es um eine<br />

intelligente Infrastruktur, die Smart Homes,<br />

freie Parkmöglichkeiten, geöffnete Supermärkte,<br />

Apotheken, Kitaplätze und vieles<br />

mehr umfasst. Unser Projekt ist darauf ausgerichtet,<br />

das tägliche Leben der Bewohner<br />

der Smart City zu erleichtern, indem es ihnen<br />

ermöglicht, alle notwendigen Ressourcen<br />

schnell und einfach zu finden und zu nutzen.<br />

Wie setzt du deine Expertise ein, um<br />

gesellschaftliche Probleme zu lösen?<br />

In meiner Promotion entwickle ich das bereits<br />

etablierte System der Sensortechnik weiter.<br />

Ich arbeite daran, durch die Nutzung der<br />

Mehrwegeausbreitung weniger Sensorknoten<br />

(ein kleines, autarkes Gerät, das mit verschiedenen<br />

Sensoren ausgestattet ist, um Umgebungsdaten<br />

zu erfassen) einzusetzen, um<br />

Hardware- und Wartungskosten, Energie und<br />

Rechenzeit einzusparen.<br />

Wie unterstützt du Studierende im Bereich<br />

Technik und Informatik an der TH Lübeck<br />

Horst Hellbrück leitet den Lehrstuhl für<br />

Kommunikation und verteilte Systeme<br />

und ist in allen Forschungs- und Transferprojekten,<br />

die sich mit dezentralisierter<br />

Rechenleistung befassen, in einer führenden<br />

Rolle tätig. Wie gestaltet sich die<br />

Zusammenarbeit?<br />

Durch die enge Zusammenarbeit ergänzen<br />

sich unsere Forschungsergebnisse sowie die<br />

aller anderen wissenschaftlichen Mitarbeitenden<br />

am Institut, was zu einem synergistischen<br />

Austausch führt. Wir stehen daher in<br />

ständigem Kontakt und nutzen unsere jeweiligen<br />

Kompetenzen, um die Forschungsarbeit<br />

voranzutreiben.<br />

Warum eignet sich Lübeck für den Aufbau<br />

einer smarten City?<br />

Lübeck bietet ideale Voraussetzungen für den<br />

Aufbau einer smarten Stadt. Insbesondere die<br />

zentrale, sehr kompakte Innenstadt eignet<br />

sich als Modellregion für innovative Konzepte<br />

und Technologien im Bereich der intelligenten<br />

Stadtentwicklung. Durch die räumliche Nähe<br />

der verschiedenen Stadtteile und Einrichtungen<br />

können Synergieeffekte genutzt werden.<br />

Ein weiterer Vorteil von Lübeck ist die politische<br />

Unterstützung durch das Land Schleswig-Holstein<br />

und die Stadt Lübeck. Beide<br />

Institutionen fördern den Aufbau einer smarten<br />

Stadt und tragen damit zur Umsetzung<br />

zukunftsweisender Technologien und Konzepte<br />

bei.<br />

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg einer Smarten<br />

City ist auch die Anbindung an akademische<br />

Einrichtungen. In Lübeck gibt es zwei<br />

akademische Hochschulen, die als wichtige<br />

Impulsgeber für die Forschung und Entwicklung<br />

neuer Technologien dienen.<br />

Bachelorstudiengänge<br />

• Allgemeine Elektrotechnik<br />

• Angewandte Chemie<br />

• Architektur<br />

• Bauingenieurwesen<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

• Biomedizintechnik<br />

• Chemie- und Umwelttechnik (auslaufend)<br />

• Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />

Automation<br />

• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />

• Hörakustik<br />

• Informatik / Softwaretechnik<br />

• Informationstechnologie und Design<br />

• IT-Sicherheit (online)<br />

• Maschinenbau<br />

• Medieninformatik (online)<br />

• Nachhaltige Gebäudetechnik<br />

• Physikalische Technik<br />

• Regenerative Energien (online)<br />

• Stadtplanung<br />

• Umweltingenieurwesen und -management<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelindustrie<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen (online)<br />

Masterstudiengänge<br />

• Architektur<br />

• Angewandte Informationstechnik<br />

• Bauingenieurwesen<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

• Biomedical Engineering<br />

• Hörakustik und Audiologische Technik<br />

• Informatik/Softwaretechnik für<br />

verteilte Systeme<br />

• Mechanical Engineering<br />

• Medical Microtechnology<br />

• Medieninformatik (online)<br />

• Regulatory Affairs<br />

• Stadtplanung<br />

• Technische Biochemie<br />

• Water Engineering<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen<br />

Spezielle Studienangebote:<br />

Studium mit integrierter Lehre – „StudiLe“<br />

Das Studium mit integrierter Lehre verbindet<br />

eine betriebliche Ausbildung mit einem Bachelorstudium<br />

an der TH Lübeck. Die vollständige<br />

Liste der möglichen Ausbildungsberufe ist auf<br />

www.StudiLe.de veröffentlicht. Passend zum<br />

Ausbildunsgberuf kann einer von sechs Bachelorstudiengängen<br />

gewählt werden:<br />

• Bauingenieurwesen<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

• Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />

Automation<br />

• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />

• Informatik / Softwaretechnik<br />

• Maschinenbau<br />

Internationale Doppelabschlüsse<br />

Im Double Degree Program führen die internationalen<br />

Studiengänge Elektrotechnik (ISE),<br />

Wirtschaftsingenieurwesen (ISW) und Maschinenbau<br />

(ISM) zu zwei Abschlüssen: dem<br />

Bachelor of Science der TH Lübeck sowie dem<br />

Bachelor of Science der Partnerhochschule<br />

Milwaukee School of Engineering (MSOE),<br />

Wisconsin, USA.<br />

Technische Hochschule Lübeck<br />

Mönkhofer Weg 239<br />

23562 Lübeck<br />

T. +49 (0) 451-300 6<br />

F. +49 (0) 451-300 5100<br />

kontakt@th-luebeck.de<br />

www.th-luebeck.de<br />

36<br />

37


Text Sophie Blady<br />

Fotos Caren Detje<br />

Professorin Judith Revers.<br />

Professorin<br />

Anne-Katrin Jordan.<br />

Von Theatertherapie bis Musiktherapie<br />

an der MSH Medical School Hamburg<br />

„Die Vermittlerin des Unaussprechlichen” ist sie<br />

für Johann Wolfgang von Goethe, „eine imaginäre<br />

Insel, die rings von Wirklichkeit umbrandet wird” für<br />

José Ortega Y Gasset: die Kunst in all ihren Facetten<br />

und Ausdrucksformen. An der MSH Medical School<br />

Hamburg lernen Studierende ihre heilende Wirkung in<br />

den Studiengängen Musiktherapie, Theatertherapie,<br />

Tanztherapie und Kunsttherapie anzuwenden.<br />

Professorin Simones Klees.<br />

Vier<br />

Sprachen<br />

der Kunst<br />

Professorin Nicole Hartmann.<br />

Künstlerische Therapien erfreuen sich einer<br />

wachsenden Anerkennung und Nachfrage,<br />

sodass sie heute immer häufiger in der medizinischen<br />

und psychologischen Praxis eingesetzt<br />

werden, um eine Vielzahl von physischen,<br />

emotionalen und mentalen Problemen,<br />

aber auch Krankheiten zu behandeln. Sie<br />

fördern kreative Ausdrucksformen, steigern<br />

das Wohlbefinden, reduzieren emotionale<br />

Belastungen und unterstützen die körperliche<br />

Genesung.<br />

Künstlerische Therapien können dazu beitragen,<br />

unterschiedliche Aspekte des individuellen<br />

Ausdrucks zu erfassen und zu behandeln<br />

und Körperbewusstsein sowie emotionale<br />

Selbstregulierung verbessern. Die Studierenden<br />

lernen im interdisziplinären Setting der<br />

Hochschule verschiedene künstlerische Ausdrucksformen<br />

mit ihren je eigenen Potenzialen<br />

in der therapeutischen Arbeit kennen.<br />

„Sowohl in der wissenschaftlichen Arbeit als<br />

auch in den Seminaren profitieren wir sehr<br />

davon, wenn alle vier Studiengänge unter<br />

einem Dach im Department Künstlerische<br />

Therapien gelehrt werden”, erklärt Simone<br />

Klees, Professorin für Theatertherapie an<br />

der MSH. Die Fakultät Art, Health and Social<br />

Science umfasst das Spannungsfeld zwischen<br />

Kunst, Gesundheit und Sozialwissenschaften.<br />

Bestimmt wird die Arbeit in diesem Department<br />

durch interdisziplinäres Denken und<br />

Streben nach Innovation.<br />

„Wo Sprache aufhört,<br />

fängt Musik an.”<br />

(E.T.A. Hoffmann)<br />

Wie die Wirkung der Musik therapeutisch<br />

eingesetzt werden kann, erlernen die Studierenden<br />

an der MSH Medical School Hamburg.<br />

Denn sie vermag oft viel gezielter als die<br />

reine Sprache, Gefühle anzusprechen, die im<br />

Unterbewusstsein verborgen liegen. „Klänge<br />

werden bereits pränatal im Bauch der Mutter<br />

wahrgenommen und begleiten uns ein ganzes<br />

Leben lang”, weiß Anne-Katrin Jordan,<br />

Professorin für Musiktherapie und Musikpädagogik<br />

an der MSH. Mit ihrer Arbeit als<br />

Wissenschaftlerin und Professorin prägt sie<br />

gemeinsam mit Prof. Dr. Till Florschütz und<br />

Prof. Dr. Jan Sonntag den Studiengang Musiktherapie,<br />

der von einem interdisziplinären<br />

Austausch mit anderen künstlerischen sowie<br />

psychologischen Studiengängen im Department<br />

Art, Health and Social Science lebt.<br />

Neben medizinischen und psychologischen<br />

Grundlagen bilden das Erlernen von Musikinstrumenten<br />

wie Klavier, Gitarre oder Percussion<br />

sowie die Ausbildung der eigenen Stimme<br />

einen großen Schwerpunkt im Studium. „Wir<br />

arbeiten auch mit Instrumenten, die speziell<br />

für die Musiktherapie entwickelt wurden, wie<br />

etwa die Klangliege. Die Resonanz der Saiten<br />

bringt den Körper des Patienten oder der Patientin<br />

zum Schwingen und umhüllt ihn oder<br />

sie mit Tönen. Das Zusammenspiel der körperlichen<br />

Schwingung und der sogenannten<br />

Tambura-Stimmung*, die wir mit dem Klang<br />

erzeugen, kann Patientinnen und Patienten<br />

in eine Tiefenentspannung bringen“, erklärt<br />

Anne-Katrin Jordan. Anwendung findet diese<br />

Methode zum Beispiel bei Patientinnen<br />

und Patienten im Wachkoma, die durch die<br />

Schwingung wieder lernen, ihren Körper zu<br />

spüren.<br />

Das besondere Wirkungsfeld der Musiktherapie<br />

erfolgt über die Emotion. So stellt sie eine<br />

spannende Ergänzung zur psychologischen<br />

als auch medizinischen Behandlung dar und<br />

findet Einzug in immer mehr Bereiche: angefangen<br />

von der Therapie mit Frühgeborenen<br />

bis hin zur palliativen Behandlung im Hospiz.<br />

„Während Patientinnen und Patienten im<br />

Gespräch Themen verweigern können, setzt<br />

die Musik ganz automatisch Emotionen frei<br />

und wirft Themen auf, über die wir anschließend<br />

in der Reflektion sprechen”, erklärt<br />

Anne-Katrin Jordan.<br />

Um therapeutische Sitzungen mit Gruppen<br />

oder im Einzelaustausch in Schulen, Psychiatrien,<br />

Krankenhäusern, Altenheimen, Kindergärten<br />

oder in anderen Einrichtungen routiniert<br />

durchzuführen, lernen die Studierenden<br />

improvisatorische Fähigkeiten, die Liedbegleitung,<br />

den Umgang mit digitaler Musik<br />

sowie musiktherapeutische Basis- und Kernkompetenzen.<br />

Weitere wichtige Säulen des<br />

Studiums bilden zudem ethische Grundlagen,<br />

Berufsrecht sowie Hintergründe der Musikgeschichte.<br />

Der Studiengang richtet sich an<br />

Anne-Katrin Jordan<br />

Die Professorin für Musiktherapie<br />

studierte Musik- und<br />

Erziehungswissenschaften an der Freien<br />

Universität Berlin und Musiktherapie<br />

an der Universität der Künste Berlin.<br />

Sie promovierte in der empirischen<br />

Musikpädagogik an der Universität<br />

Bremen. Ihr Forschungsschwerpunkt:<br />

Musiktherapie in pädagogischen Settings<br />

mit Mixed-Method Design. Seit 2<strong>01</strong>6<br />

arbeitet sie als Musiktherapeutin mit<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

Das Erlernen von Musikin strumenten sowie die<br />

Ausbildung der eigenen Stimme ist ein großer<br />

Studienschwerpunkt.<br />

38<br />

39


Personen, die eine Leidenschaft für Musik und<br />

ein Interesse an der Anwendung von Musik<br />

in der Arbeit mit Menschen in verschiedenen<br />

therapeutischen Kontexten besitzen.<br />

* Die Körpertambura ist ein intuitiv zu spielendes<br />

Klanginstrument, das sich besonders gut für Klangbehandlungen<br />

oder Klangmassagen eignet, da es<br />

zur Klangbehandlung oder Klangmassage auf den<br />

Körper aufgelegt werden kann.<br />

Nicole Hartmann<br />

Die Professorin<br />

für Tanztherapie<br />

studierte Tanz und<br />

Performance Studies und<br />

arbeitete als klinische<br />

Tanztherapeutin. Ihre<br />

Arbeit bewegt sich<br />

an den Schnittstellen<br />

von Performancekunst,<br />

Therapie und<br />

Wissenschaft.<br />

„Tanzen ist eine Kunst,<br />

die die Seele prägt.”<br />

(Shirley MacLaine)<br />

Die Tanztherapie ist eine künstlerische Therapieform,<br />

die Bewegung und Tanz nutzt, um<br />

Gefühle auszudrücken und zu bearbeiten, die<br />

Interaktion mit anderen und mit sich selbst<br />

fördert sowie dazu einlädt, die eigene Biografie<br />

zu erforschen. In dem Bachelor-Studiengang<br />

Tanztherapie lernen die Studierenden<br />

praktische und theoretische Kenntnisse in<br />

den Bereichen Tanz, Psychologie und Therapiewissenschaften,<br />

um später in verschiedenen<br />

therapeutischen Kontexten arbeiten zu<br />

können.<br />

Ähnlich wie bei Tanzabenden mit Freunden<br />

wird der Tanz im therapeutischen Kontext als<br />

Mittel der Kommunikation und zur Freude an<br />

der Bewegung genutzt. Der Tanz wird jedoch<br />

auch zielführend eingesetzt und die Tanzenden<br />

reflektieren das Erlebte. „Dabei geht es<br />

nicht allein darum, Gefühle wahrzunehmen,<br />

sondern auch Emotionen zu regulieren und<br />

den Bezug zum Alltag herzustellen”, erklärt<br />

Nicole Hartmann, Professorin für Tanztherapie<br />

an der MSH. Denn die Art und Weise, wie wir<br />

uns bewegen, ist eng mit unseren Gefühlen,<br />

Erinnerungen und unserem Verhalten verbunden.<br />

Haben Menschen Probleme mit der freien<br />

Bewegung, können auch Hilfsmittel eingesetzt<br />

werden. Bälle, Stöcke oder Tücher können<br />

Bewegungsqualitäten sowohl hervorrufen<br />

als auch unterstützend wirken. Hat eine Klientin<br />

oder ein Klient zum Beispiel Probleme<br />

damit, in die Kraft zu kommen, können Ball<br />

oder Stock einladen, sich kraftvoll zu bewegen<br />

und den Spaß daran zu entdecken. „Im<br />

therapeutischen Kontext bieten wir Erfahrungsräume<br />

an, in denen sich Klientinnen<br />

und Klienten in der Bewegung und im Tanz<br />

neu erleben. Über das Körpergedächtnis können<br />

Erinnerungen ins Bewusstsein gelangen,<br />

die mit Bewegung und Tanz ausgedrückt und<br />

bearbeitet werden. Im reflektierenden therapeutischen<br />

Gespräch wird das Erlebte eingeordnet<br />

und in Bezug zum Alltag und zu der<br />

Biografie gesetzt“, erläutert Nicole Hartmann.<br />

Das Handwerkszeug für diese Arbeit lernen<br />

Studierende der MSH in dem Studiengang<br />

Tanztherapie.<br />

„Alle Künste (also auch<br />

das Theater) tragen bei,<br />

zur größten aller Künste,<br />

der Lebenskunst.”<br />

(Bertolt Brecht)<br />

Ab Oktober <strong>2023</strong> wird das Department Art,<br />

Health and Social Science um den Bachelor-Studiengang<br />

der Theatertherapie unter<br />

der Leitung Simone Klees erweitert. „Meine<br />

Vision ist, Theatertherapie einerseits an<br />

mehr Kliniken zu etablieren und ein klinisches<br />

Netzwerk aufzubauen. Andererseits<br />

nehme ich auch in Kindergärten und Schulen<br />

einen zunehmenden Bedarf an künstlerischen<br />

Therapien wahr: Die spielerische, interaktive<br />

Vorgehensweise in der Theatertherapie<br />

zeigt im Umgang mit Kindern beispielsweise<br />

sehr schnell, ob ein weiterer Therapiebedarf<br />

besteht”, erklärt Simones Klees, Professorin<br />

für Theatertherapie an der MSH Medical<br />

School Hamburg.<br />

Das Studienprogramm führt in der Theatertherapie<br />

Elemente der Schauspielkunst und<br />

der Psychotherapie zusammen, um den Studierenden<br />

Fähigkeiten zu vermitteln, die sie<br />

in der Arbeit mit Menschen in verschiedenen<br />

therapeutischen und sozialen Kontexten einsetzen<br />

können.<br />

Theatertherapie besteht im Allgemeinen<br />

aus drei Phasen: Sie beginnt mit der Aufwärmphase,<br />

in der es für eine Klientin oder<br />

einen Klienten darum geht, im Körper anzukommen<br />

und eine Beziehung zur Gruppe und<br />

der Therapeutin oder dem Therapeuten aufzubauen.<br />

„In der darauffolgenden Spielphase<br />

geht es darum, interaktiv einen Spielraum in<br />

einer theatralen Wirklichkeit zu erzeugen, in<br />

dem Dinge passieren dürfen, die nicht alltäglich<br />

sind. Die Klientin oder der Klient wird<br />

ermutigt, einen eigenen Ausdruck zu finden.<br />

Im Spiel mit Geschichten oder Rollen entsteht<br />

die Möglichkeit, Gefühle aus einer ästhetischen<br />

Distanz zu erforschen, ohne von ihnen<br />

überwältigt zu werden“, so Simone Klees.<br />

Mithilfe verschiedener Techniken gilt es,<br />

Simones Klees<br />

Die Professorin für Theatertherapie<br />

studierte Soziologie an der Universität<br />

Hamburg und Goldsmiths University of<br />

London. Zugang zur Theatertherapie fand<br />

sie über die Arbeit mit Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen und eigene<br />

Schauspielerfahrungen sowie ihre Arbeit<br />

im psychosozialen Feld, die den Wunsch<br />

weckte, nonverbal und spielerisch mit<br />

den Menschen in Kontakt zu treten.<br />

Sie promovierte im Fach Darstellende<br />

Kunst an der Universität der Künste<br />

Berlin zu Prozessen ästhetischen<br />

Erlebens in der Theatertherapie. Ihre<br />

Forschungsschwerpunkte umfassen<br />

theatertherapeutische Spielprozesse und<br />

Wirkweisen.<br />

40<br />

41


Judith Revers<br />

Die Professorin für Kunsttherapie schafft<br />

Räume für zeitgenössische Kunst und<br />

Kunstschaffende in Gesellschaft und<br />

Öffentlichkeit. Sie studierte Malerei und<br />

Grafik an der Akademie der bildenden<br />

Künste Wien und promovierte dort 2<strong>01</strong>4<br />

in Kunst- und Kulturwissenschaftlichen<br />

Studien. 2<strong>01</strong>8 schloss sie ihren Master<br />

in Intermedialer Kunsttherapie an der<br />

Medical School Hamburg ab und befasste<br />

sich unter diesem Gesichtspunkt mit der<br />

Performance The Artist Is Present von<br />

Marina Abramović.<br />

Erfahrungen und Bedürfnisse zum Ausdruck zu<br />

bringen und zu verarbeiten. In der Reflexionsphase<br />

gilt es schließlich, Bezüge herzustellen<br />

und das Erlebte in den Alltag zu integrieren.<br />

Im Studium der Theatertherapie lernen die<br />

Studierenden, wie sie die eigene Spielfreude<br />

einbringen, um Klientinnen und Klienten<br />

Wege zu eröffnen, gemeinsam einen sicheren<br />

Spielraum zu erzeugen – sei es in Schulen,<br />

Kliniken oder aber im sozialen Bereich – etwa<br />

mit Menschen mit Fluchterfahrung.<br />

„Kunst wäscht den Staub<br />

des Alltags von der Seele.”<br />

(Pablo Picasso)<br />

Wie der kreative Prozess in der künstlerischen<br />

Arbeit seine Wirkung entfaltet, lernen<br />

die Studierenden der MSH Medical School in<br />

dem Bachelorstudiengang Kunsttherapie. Zum<br />

Einsatz kommen dabei ganz unterschiedliche<br />

künstlerische Ausdrucksformen, wie etwa<br />

Malerei, Zeichnung und Performance. „Da eine<br />

kunsttherapeutische Sitzung auch als performatives<br />

Geschehen wahrgenommen wird, verstehen<br />

wir Kunsttherapie an der MSH primär<br />

aus der Perspektive der Kunst. Wir gehen also<br />

mit den Klientinnen und Klienten in einen<br />

künstlerischen Prozess, den wir therapeutisch<br />

begleiten und in einen Zusammenhang mit<br />

der Lebenswirklichkeit setzen”, erläutert<br />

Judith Revers, Professorin für Kunsttherapie<br />

an der MSH. Wichtige Lerninhalte des Studiums<br />

bilden neben der künstlerischen Praxis,<br />

die Kunsttheorie, Kunstgeschichte, und die<br />

psychologischen Grundlagen.<br />

Unter anderem angelehnt an die Methoden<br />

der Performancekunst lernen die Studierenden,<br />

wie man sich auf intensive Begegnungen<br />

mit unklarem Ausgang vorbereitet – immer<br />

mit der Zielsetzung vor Augen, für die Menschen<br />

mit denen gearbeitet wird einen Raum<br />

zu schaffen, in dem sie sich selbst überraschen<br />

können. Denn eine künstlerische Therapie<br />

kann helfen, sich abseits von festgefahrenen<br />

Problemen neu zu entdecken. Durch den<br />

kreativen Prozess werden neue Perspektiven<br />

eingenommen und in Folge Ressourcen entwickelt.<br />

Diese und weitere Lerninhalte befähigen<br />

Absolvierende des Studiengangs in Kunsttherapie<br />

an der MSH Medical School Hamburg<br />

dazu, als Kunsttherapeutinnen und -therapeuten<br />

in verschiedenen Bereichen zu arbeiten,<br />

wie zum Beispiel in Kliniken, psychiatrischen<br />

Einrichtungen, Praxen oder in der Sozialarbeit.<br />

Fotos: MSH, Sebastian Weimar<br />

Die MSH Medical School Hamburg<br />

Die MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical<br />

University ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der Hamburger<br />

HafenCity. Sie wurde 2009 von der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff gegründet.<br />

Zahlreiche Bachelor- und Masterstudiengänge wurden seither erfolgreich akkreditiert<br />

bzw. reakkreditiert und gewährleisten ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz.<br />

2<strong>01</strong>9 erhielt die MSH Medical School Hamburg von der Behörde für Wissenschaft,<br />

Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg zudem die staatliche<br />

Anerkennung zur Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten auf Universitätsniveau<br />

und bietet seither den Staatsexamensstudiengang Humanmedizin an.<br />

Seminar im Studiengang Kunsttherapie.<br />

Fakultät Gesundheitswissenschaften<br />

Bachelorstudiengänge:<br />

• Advanced Nursing Practice<br />

• Logopädie<br />

• Medical Controlling and Management<br />

• Medizinpädagogik<br />

• Physiotherapie<br />

• Rescue Management<br />

• Sportwissenschaft<br />

Masterstudiengänge:<br />

• Clinical Research<br />

• Digital Health Management<br />

• Exercise in Neurological Sciences<br />

• Gesundheits- und Pflegepädagogik<br />

• Krankenhausmanagement<br />

• Medical and Health Education<br />

• Sportwissenschaft: Leistungsdiagnostik<br />

und Trainingssteuerung<br />

• Sportpsychologie<br />

Fakultät Humanwissenschaften<br />

Bachelorstudiengänge:<br />

• Psychologie<br />

Masterstudiengänge:<br />

• Arbeits- und Organisationspsychologie<br />

• Medizinpädagogik<br />

• Psychotherapie<br />

• Psychologie mit Schwerpunkt Klinische<br />

Psychologie und Psychotherapie<br />

• Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie<br />

Fakultät Medizin<br />

Staatsexamen:<br />

• Humanmedizin<br />

Fakultät Art, Health and Social Science<br />

Bachelorstudiengänge:<br />

• Kunsttherapie<br />

• Musiktherapie<br />

• Tanztherapie<br />

• Theatertherapie<br />

• Expressive Arts in Social Transformation<br />

• Soziale Arbeit<br />

• Transdisziplinäre Frühförderung<br />

Masterstudiengänge:<br />

• Intermediale Kunsttherapie<br />

• Kunstanaloges Coaching<br />

• Soziale Arbeit<br />

• Sexualwissenschaft<br />

NC-freies Studium: Die Studiengänge an der<br />

MSH Medical School Hamburg sind NC-frei.<br />

Studiengebühren : Neben einer einmaligen<br />

Einschreibegebühr kommen monatliche Kosten<br />

für das Studium hinzu. Die Beträge unterscheiden<br />

sich je nach Studiengang und Studienart.<br />

Die Studiengebühren können durch<br />

Stipendien, Studienkredite oder das BAföG<br />

bezuschusst werden.<br />

MSH Medical School Hamburg<br />

University of Applied Sciences and Medical<br />

University<br />

Am Kaiserkai 1<br />

20457 Hamburg<br />

Telefon 040 361 226 40<br />

info@medicalschool-hamburg.de<br />

www.medicalschool-hamburg.de<br />

42<br />

43


Trendforschung als<br />

GAME-CHANGER!?<br />

Trendanalysen und Megatrends werden auch in Zukunft<br />

die Grundlage für kreatives Arbeiten sein<br />

Wie Trendforschung den Zeitgeist einfängt und auf welche Weise<br />

Kommunikationsdesigner diesen in Bildsprache übersetzen,<br />

haben wir mit dem Trendforschungsexperten und Dozenten der<br />

DESIGN FACTORY INTERNATIONAL Marc Völler diskutiert.<br />

Marc Völler ist seit mehr als zwanzig Jahren<br />

Trendforscher. Seine Agentur Neogarde<br />

erstellt Trendanalysen für Marken, Unternehmen<br />

und zukünftige Märkte auf Basis aktueller<br />

Zeitgeist- und Generationsphänomene. Seine<br />

Analyseergebnisse helfen Unternehmen bei<br />

der Entwicklung von Strategien, Produktentwicklungen<br />

und gelungener Markenkommunikation.<br />

Zudem unterrichtet er seit 15 Jahren<br />

als Dozent für Trendanalyse an der Akademie<br />

Mode & Design (AMD) und leitet seit 2022<br />

an der Design Factory International den Kurs<br />

Trends & Changekultur.<br />

Herr Völler, wie sind Sie auf die Idee<br />

gekommen, Trendforscher zu werden?<br />

Für mich war die Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema ‚Trend‘ die logische Schlussfolgerung<br />

aus den Dingen, die ich vorher beruflich<br />

gemacht habe. Ich komme ursprünglich<br />

aus der Werbung, habe ganz klassisch Werbekaufmann<br />

gelernt und danach zwei Jahre<br />

als Berater für diverse Kampagnen fungiert.<br />

Da ich aber immer schon schnell gelangweilt<br />

und neugierig auf die Bandbreite an weiteren<br />

kreativen Möglichkeiten war, habe ich zusätzlich<br />

Modedesign studiert. Ich wollte zwar nie<br />

Designer werden, wollte aber meine kaufmännische<br />

Ausbildung um einen kreativen Input<br />

ergänzen. Der Einblick in die Welt der Mode,<br />

die wie kaum eine andere Branche durch aktuelle<br />

Trends geprägt ist, hat mich letztendlich<br />

zur Trendforschung gebracht. Im Jahr 2000<br />

habe ich dann zusammen mit meiner Frau<br />

unsere Trendagentur Neogarde gegründet.<br />

Mittlerweile sind wir seit mehr als zwanzig<br />

Jahren aufgrund unserer Untersuchungsergebnisse<br />

gefragte Experten im Trendgeschäft.<br />

War damals Trendforschung schon ein aktuelles<br />

Thema?<br />

Trendforschung gibt es schon lange, aber die<br />

Idee zur Gründung einer Trendforschungsagentur<br />

war tatsächlich noch nicht so weit<br />

verbreitet. Der Wunsch, die Zusammenhänge<br />

zwischen gesellschaftlichen Strömungen und<br />

verändertem Konsumverhalten<br />

auch für Unternehmen zugänglich<br />

zu machen, war dabei<br />

unsere Überlegung und unser<br />

Antrieb.<br />

Wie ordnen Sie Ihr Fachgebiet<br />

in Bezug auf Ihre Arbeit mit<br />

angehenden Kommunikationsdesignerinnen<br />

und ­designern<br />

ein? Ist Trendforschung ein<br />

Motor für Kreativität?<br />

Zur Kreativität gehört natürlich<br />

noch viel mehr, aber über eins<br />

sind wir uns wohl alle einig:<br />

Die Zeiten waren noch nie so<br />

bewegt und komplex, was den<br />

Umbau der Gesellschaft und<br />

die Geschwindigkeit der Entwicklung<br />

angeht. Wir reden hier<br />

nicht von kurzfristigen Trends,<br />

sondern von Megatrends, die<br />

einen gesellschaftlichen Wandel<br />

hervorrufen. Genau an diesem<br />

Punkt setzte ich als Dozent an.<br />

Ich bin der Überzeugung, dass<br />

es auch in Zukunft Menschen<br />

brauchen wird, die gesellschaftliche<br />

Veränderungen wahrnehmen<br />

können, darauf hinweisen<br />

müssen und das Phänomen<br />

Changekultur weiterdenken können. In meinen<br />

Kursen stelle ich anhand von Beispielen<br />

die Frage, was mit uns allen als Konsumenten<br />

passiert, wenn sich Trends ständig überholen<br />

und wie wir trotzdem das Innovativste und<br />

Bestmögliche für die Kunden realisieren können.<br />

Auf diese Weise starten wir einen Dialog<br />

Text Anja Nacken<br />

Fotos Sebastian Weimar<br />

Trendforscher Marc Völler.<br />

über neuartige Denkweisen und damit über<br />

neuartige Kampagnen, aber auch über Selbstbewusstsein,<br />

welches man als angehender<br />

Kommunikationsdesigner als Antrieb für die<br />

spätere Umsetzung innerhalb eines Unternehmens<br />

braucht.<br />

Wir erleben momentan durch Social­Media<br />

& Co. Trendveränderungen im Sekundentakt.<br />

Wie gehen Ihre Studierenden damit<br />

um? Nutzen sie den Input oder hemmt dieser<br />

manchmal sogar den kreativen Prozess?<br />

Natürlich besteht aufgrund unserer Kultur des<br />

Hinterfragens manchmal eine gewisse Hemmschwelle,<br />

kreative Ansätze, die in anderer Form<br />

schon mal umgesetzt wurden, zu adaptieren,<br />

beziehungsweise einfach mal weiterzudenken.<br />

Genau dafür ist der Kurs aber gedacht! Ich<br />

sehe es als meine Aufgabe an, nicht nur auf<br />

Trendveränderungen aufmerksam zu machen,<br />

sondern diese Wahrnehmungen mit den Studierenden<br />

weiterzuentwickeln und zu fragen,<br />

was dies denn eigentlich für ihre kreative<br />

Arbeit genau bedeuten könnte. Mein Ziel als<br />

Dozent der DFI ist es, eine generelle Offenheit<br />

für Trends zu professionalisieren.<br />

Sie bezeichnen sich auf Ihrer Webseite als<br />

Gen Z Lobbyist. Diese Generation, die Sie<br />

als Dozent betreuen, ist durch ein ganz<br />

anderes Wertesystem als das Ihrer Eltern<br />

geprägt. Ein Gedankenspiel: Angenommen,<br />

jemand bekommt als Angestellter einer<br />

Agentur den Auftrag, eine Kampagne für<br />

einen Kunden durchzuführen, der offensichtlich<br />

Greenwashing betreibt, wie würden<br />

Sie den Umgang ihrer Studierenden<br />

mit so einem Auftrag einschätzen?<br />

Gerade als Gen Z Lobbyist weiß ich, dass diese<br />

Generation sich dagegen wehrt, in einem System<br />

arbeiten zu müssen, was aus ihrer Sicht<br />

nicht mehr funktioniert. Über diese Tatsache<br />

„Gerade als Gen Z Lobbyist weiß ich, dass<br />

diese Generation sich dagegen wehrt, in<br />

einem System arbeiten zu müssen, was<br />

aus ihrer Sicht nicht mehr funktioniert.“<br />

44<br />

45


diskutiere ich ständig mit meinen Studierenden<br />

und ermutige sie dazu, ihrer kritischen<br />

Haltung Ausdruck zu geben, denn sie liegen<br />

damit genau richtig. Als zukünftige Designer<br />

und Gestalter im Auftrag ihrer eigenen Generation<br />

sind sie geradezu verpflichtet, eine<br />

eigene Entscheidungskraft zu entwickeln, die<br />

dann auch zum Tragen kommt. Unsere Zielsetzung<br />

ist es, zukünftige Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in Agenturen als selbständige,<br />

Persönlichkeiten auszubilden – weil dies<br />

langfristig gute Produkte und gute Kampagnen<br />

für die neue Zielgruppe garantiert.<br />

Aber eine eigene Haltung reicht in Agenturen,<br />

die als Dienstleister der Unternehmen<br />

funktionieren müssen, nicht immer aus!<br />

Ich arbeite aus meinem Trendblickwinkel heraus<br />

und weiß, dass man durch eine fundierte<br />

Trendstudie Signale der Veränderung abbilden<br />

kann – sowohl positive als auch negative –<br />

dadurch kann schnell verdeutlicht werden,<br />

dass solche Phänomene wie Greenwashing<br />

langfristig nicht gewinnbringend sind, wenn<br />

man die Gen Z weder als Arbeitnehmer noch<br />

als Konsument verlieren möchte und an ihren<br />

Bedürfnissen vorbei plant. Dieses Wissen<br />

führt zu einer Bewusstseinsänderung, die<br />

auch den Entscheider in Agenturen und den<br />

Kunden überzeugt.<br />

Wie arbeiten Sie ganz praktisch mit den<br />

Studierenden an der DFI?<br />

Wir arbeiten zum Beispiel an konkreten Aufträgen<br />

von Unternehmen, die ihren Designauftritt<br />

verändert haben möchten, aber wir widmen<br />

uns auch dem aktuellen Zeitgeschehen<br />

– wie zum Beispiel dem Rammstein-Skandal –<br />

und beschäftigen uns u.a. mit den Folgen für<br />

die Werbepartner. Wir versuchen anhand von<br />

praktischen Bezügen, Designfragen zu ermitteln<br />

und die Studierenden vollumfänglich zu<br />

sensibilisieren.<br />

Gibt es auch Studierende, die nach ihrem<br />

Kurs die Trendforschung als berufliche Perspektive<br />

in Betracht ziehen?<br />

Heutzutage ist Trendforschung in jedem<br />

Unternehmen ein Thema. Deshalb muss man<br />

sich aber nicht darauf spezialisieren, man<br />

sollte sie nur nicht aus dem Blick verlieren.<br />

Für Kommunikationsdesigner ist es wichtig,<br />

sich mit dem Thema vertraut zu machen und<br />

es in die Arbeit einzubinden. Auf diese Weise<br />

können sie Statements setzen und sogar Veränderungen<br />

im Unternehmen herbeiführen.<br />

Ich freue mich immer zu sehen, dass unsere<br />

Studierenden das erworbene Wissen nutzen<br />

und stetig auf der Suche nach Veränderung<br />

bleiben.<br />

Nach Abschluss der Ausbildung an der DFI<br />

hat man keinen Bachelor­ oder Masterabschluss,<br />

diese Titel können durch ein<br />

anschließendes Studium erworben werden.<br />

Trotzdem stellt das für viele Absolventinnen<br />

und Absolventen der DFI bei der Jobsuche<br />

keine Hürde dar. Legen die Agenturen<br />

bei der Nachwuchssuche wirklich<br />

keinen Wert darauf?<br />

Meine Antwort ist sehr eindeutig: Nein! In<br />

der neuen Generation Z existiert oftmals der<br />

eine, der richtige, der klassische Werdegang<br />

nicht mehr und Titel schreiben keine Erfolgsgeschichte<br />

mehr. In meiner Funktion als<br />

Berater von Unternehmen stelle ich täglich<br />

fest, dass der frühere Trend, die Leute von<br />

den Elite-Unis zu holen, nicht mehr besteht.<br />

Das liegt zum einen daran, dass die Unternehmen<br />

verstärkt ihren Nachwuchs im eigenen<br />

Hause ausbilden und zum anderen, dass sie<br />

verstanden haben, ihren Fokus auf die zum<br />

Unternehmen passenden Persönlichkeiten –<br />

auch unbequeme Persönlichkeiten – zu legen,<br />

um kreatives Potenzial zu fördern. Auch eine<br />

Trendwende, die dem Zeitgeist entspricht.<br />

Projektarbeiten der Studierenden der DFI.<br />

Geschäftsführerin der DFI Jesta Brouns<br />

im Gespräch mit dem Trendforscher<br />

Marc Völler.<br />

Design Factory<br />

International (DFI)<br />

Mitten im hippen, quirligen Hamburger Schanzenviertel ist seit 2020 die Design<br />

Factory International (DFI) ansässig. Der neue Standort, der bereits 1992 gegründeten<br />

DFI, bietet seinen angehenden Kommunikationsdesignerinnen und ­designern beste<br />

Voraussetzungen für kreative Impulse innerhalb und außerhalb des Unterrichts.<br />

Das private College gilt als Berufsergänzungsschule und bildet seit Jahrzehnten<br />

auf Hochschulniveau und mit großem Erfolg den dringend gesuchten<br />

Nachwuchs für die nationale und internationale Kreativbranche aus.<br />

Ausbildungsgänge<br />

• Kommunikationsdesign<br />

Voraussetzungen<br />

Wer sich für ein Studium an der DFI interessiert,<br />

sollte ein Mindestalter von 16 Jahren<br />

haben und über einen Ersten allgemeinbildenden<br />

Schulabschluss verfügen. Leidenschaft<br />

für Kommunikation und Kreativität<br />

wird vorausgesetzt.<br />

Bewerbung<br />

Für die Aufnahme an der DFI reicht zunächst<br />

ein Infogespräch. Anschließend gibt es den<br />

sogenannten Creative Brief, eine Art Aufnahmetest,<br />

bei dem einige Kreativaufgaben<br />

erfüllt werden müssen.<br />

Semesterbeginn<br />

Am 1.4. 2024 startet das neue Semester.<br />

Bewerbungen sind jederzeit möglich.<br />

Ausbildungsdauer<br />

3 Jahre<br />

Abschluss<br />

Die DFI bietet eine 3-jährige Ausbildung auf<br />

Hochschulniveau. Im Anschluss an die Ausbildung<br />

gibt es zwei Möglichkeiten seinen<br />

Bachelor- oder Master-Abschluss verkürzt zu<br />

erlangen:<br />

Möglichkeit 1: Nach einem qualifizierten<br />

Abschluss ist es für DFIler möglich, an Partnerhochschulen<br />

in neun bzw. zwölf Monaten<br />

die internationalen Abschlüsse Bachelor of<br />

Arts (Hons) und Master of Arts (MA) in den<br />

Bereichen Markendesign, Markenmanagement,<br />

Advertising, Graphic Arts und Interactive<br />

Design zu erwerben.<br />

Möglichkeit 2: In den vergangen Jahren<br />

haben einige DFI-Absolvent:innen es<br />

geschafft direkt ihren Master of Arts zu bestehen.<br />

Dies geht z.B. an der Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim.<br />

Gebühren<br />

Die Studiengebühren an der DFI als private<br />

Institution belaufen sich auf 450 Euro pro<br />

Monat. Als Berufsergänzungsschule ist sie<br />

durch den Hamburger Senat jedoch staatlich<br />

anerkannt und BAföG-genehmigt. Außerdem<br />

bieten Kreditinstitute spezielle Bildungskredite<br />

an. Auf der Webseite der DFI findet man<br />

entsprechende Links zur weiteren Information.<br />

DESIGN FACTORY INTERNATIONAL<br />

COLLEGE OF COMMUNICATION AND VISUAL ARTS<br />

Kampstraße 15<br />

20357 Hamburg<br />

T. 040 - 317 15 88<br />

info@design-factory.de<br />

www.design-factory.de<br />

46<br />

47


Text Robert Otto-Moog<br />

Foto A. Diekoetter<br />

Journalismus –<br />

ein Zukunftsberuf?<br />

Zeitungen sterben, der Journalismus nicht. Davon<br />

ist Jörn Radtke, Professor für Journalismus an der<br />

Fachhochschule Kiel, überzeugt. Er erklärt, warum sich<br />

der Job trotz aller Widrigkeiten nach wie vor lohnt.<br />

Herr Radtke, die Medienlandschaft hat<br />

sich in den vergangenen Jahren massiv<br />

verändert: Zeitungen sterben, Fernsehen<br />

und Radio haben an Einfluss eingebüßt.<br />

Würden Sie trotzdem noch jungen Menschen<br />

zu einer Karriere im Journalismus<br />

raten?<br />

Klar! Ich bin nach wie vor absolut davon überzeugt,<br />

dass es sinnvoll ist, Journalist oder<br />

Journalistin zu werden. Ich war selbst Journalist<br />

– und ich liebe diesen Beruf. Und ich bin<br />

absolut überzeugt von der gesellschaftlichen<br />

Funktion dieses Berufes. Allerdings muss man<br />

sich aber auch klarmachen, worauf man sich<br />

da einlässt. Denn die Lage für Journalisten ist<br />

deutlich schwieriger geworden.<br />

Wie macht sich das für junge Menschen<br />

bemerkbar?<br />

Die Arbeitsverhältnisse haben sich verändert.<br />

Und die Verlage haben eine Zeit lang weiterhin<br />

gedacht, mit vergleichsweise mäßiger<br />

Bezahlung und schwierigen Arbeitsverhältnissen<br />

bei den jungen Leuten punkten zu<br />

können. Aber der Arbeitsmarkt hat sich eben<br />

auch komplett verändert.<br />

Das dürfte inzwischen auch bei den Verlagen<br />

angekommen sein, denn fast alle<br />

Medien haben Nachwuchsprobleme. Ist<br />

jungen Menschen die Lust auf Journalismus<br />

vergangen?<br />

Nein. Ich sehe noch immer diese Lust, ‚irgendwas<br />

mit Medien‘ zu machen. Aber es ist eben<br />

sehr viel einfacher, Instagramer zu sein, als<br />

Journalist zu werden. Es war früher normal,<br />

dass Verlage auf zwei freie Stellen 200 Bewerber<br />

hatten – und heute haben sie Probleme,<br />

die Stellen überhaupt qualifiziert zu besetzen.<br />

Wir haben an der Fachhochschule sowohl<br />

die journalistische Ausrichtung als auch die<br />

Richtung PR. Und es gibt eine eindeutige Verschiebung<br />

hin zur PR. Es ist nicht so, dass die<br />

jungen Leute nicht mehr eine Öffentlichkeit<br />

suchen würden. Aber sie haben auch keine<br />

Lust auf prekäre Arbeitsverhältnisse im Journalismus.<br />

Könnte das vielleicht auch eine Chance<br />

sein, überhaupt im Journalismus zu starten?<br />

Immerhin können sich angehende<br />

Journalistinnen und Journalisten viel eher<br />

die Jobs aussuchen, die sie haben wollen…<br />

Aus meiner Sicht war es nie leichter, in den<br />

Journalismus zu kommen, als jetzt. Das ist<br />

eine Situation, wie wir sie in den letzten 30<br />

oder 40 Jahren nicht hatten. Es gibt Medienhäuser<br />

– vor allem in den neuen Bundesländen<br />

–, die können ihre Volontärstellen nicht<br />

besetzen. Es ist für viele aber nicht interessant,<br />

nach Schwerin zu gehen, wenn man<br />

woanders ein Volontariat machen kann.<br />

Geht es nach den Dystopien einiger Experten,<br />

müssten künftig etliche Stellen nicht<br />

mehr nachbesetzt werden. Immerhin kann<br />

Künstliche Intelligenz (KI) schon heute<br />

besser schreiben als mancher Mensch.<br />

Werden ChatGPT und Co Journalisten-Jobs<br />

kosten?<br />

Ich sehe KI durchaus als Gewinn. Texte, bei<br />

denen einfach Fakten runtergeschrieben werden<br />

müssen, kann eine KI genauso gut wie<br />

ein Mensch erledigen – und sie sollte es<br />

auch tun. Denn so etwas bindet Arbeitskraft<br />

in Redaktionen. Aber da, wo es tatsächlich<br />

um die eigentlich wichtigen Funktionen des<br />

Journalismus geht, also bei Interpretation,<br />

Meinungsbildung, Kontrollfunktion, sind wieder<br />

die Menschen gefragt. Wir können eine KI<br />

über ein Fußballergebnis schreiben lassen.<br />

Wir sollten ihr aber nicht übertragen, unsere<br />

Gesellschaft zu bewerten oder die Arbeit von<br />

Politikern zu hinterfragen und einzuordnen.<br />

Dafür hätten dann die Journalisten mehr Zeit:<br />

für Recherche, Einordnung, Interpretation,<br />

Kontrolle.<br />

Nicht nur der Arbeitsmarkt ändert sich,<br />

auch die Medienwelt. Was bedeutet das für<br />

künftige Medienschaffende?<br />

Die Zeitung als Printmedium stirbt – das ist<br />

nur noch eine Frage der Zeit. Und ich glaube,<br />

dass sich online zwei Produkte etablieren<br />

werden: Das eine ist echter und originärer<br />

Online-Journalismus, bei dem sich die Formen<br />

im Netz bilden. Und das zweite ist letztlich<br />

das alte Printprodukt in Online-Form, also<br />

das E-Paper, angereichert um Online-Funktionalitäten.<br />

Damit ändert sich zumindest bei<br />

letzterem inhaltlich nicht viel für die Journalisten.<br />

Wie lange, ist allerdings offen. Aber<br />

solange es Leute aus meiner Generation noch<br />

gibt, wird auch ein klassisches Produkt existieren<br />

– nur eben für das Tablet und nicht<br />

mehr auf Papier.<br />

Aber haben Ihre Studierenden überhaupt<br />

noch Lust auf das klassische Produkt, vor<br />

allem auf Lokaljournalismus?<br />

Ich bin mir ziemlich sicher, dass junge Menschen<br />

mit dem klassischen Lokaljournalismus<br />

gar nichts anfangen können. Das heißt aber<br />

nicht, dass es sie nicht interessieren könnte.<br />

Die Art Lokaljournalismus, die wir gemeinhin<br />

kennen, ist aus einer Leserschaft entstanden,<br />

die heute alt ist. Es ist eine bestimmte Form<br />

entstanden: bestimmte Darstellungsformen<br />

und eine bestimmte Themensetzung. Dieses<br />

Verständnis von Lokaljournalismus lässt sich<br />

auf die junge Generation überhaupt nicht<br />

übertragen. Aber alle Nachrichtenfaktoren<br />

des Lokalen treffen natürlich genauso auf<br />

die jungen Leute zu. Man müsste aber andere<br />

Themen, eine andere Aufbereitung, einen<br />

anderen Zugang finden.<br />

Wenn junge Menschen trotz alledem im<br />

Medienbereich arbeiten wollen: Gibt es<br />

den einen richtigen Weg, um Journalist zu<br />

werden?<br />

Nein. Aber das macht den Job ja auch aus.<br />

Im Prinzip muss man journalistisch arbeiten,<br />

um Journalist zu werden. Ein rein theoretischer<br />

Journalismus-Studiengang ist aus meiner<br />

Sicht nicht zielführend. Es macht aber<br />

durchaus Sinn, sich mit der Theorie auseinanderzusetzen.<br />

Es hat aber gute Gründe, dass<br />

es nicht den einen Weg in den Journalismus<br />

gibt, allein schon aufgrund seiner Funktion<br />

und seiner Vielfältigkeit.<br />

48<br />

49


Studiengänge<br />

im Fokus<br />

Text Kristina Krijom | Illustrationen Ibou Gueye<br />

Hochschule Flensburg:<br />

BACHELORSTUDIENGANG<br />

„FILM & MEDIA ARTS“<br />

Im vergangenen Wintersemester<br />

feierte der neue<br />

Studiengang „Film & Media<br />

Arts“ an der Hochschule<br />

Flensburg Premiere. Der<br />

siebensemestrige Bachelorstudiengang<br />

ist der erste<br />

Filmstudiengang in Schleswig-Holstein.<br />

Absolventinnen<br />

und Absolventen<br />

dieses Studiengangs bietet<br />

sich ein breites Beschäftigungsfeld.<br />

Das Studium eröffnet den Studierenden die<br />

komplette Bandbreite von Dokumentation und Fiktion<br />

über Werbefilme bis hin zu Animation und Spielarten von<br />

kommerziell bis künstlerisch. Potenzielle Arbeitgeber<br />

können klassisch TV- und Filmproduktionen sowie Fernseh-<br />

und Medienanstalten oder Postproduktionsstudios<br />

sein, aber auch Kulturinstitutionen oder Institutionen<br />

der Wissensvermittlung. Absolventinnen und Absolventen<br />

können auch in Marketing-, Werbe-, Event- oder Social-Media-Agenturen<br />

oder Verlagen Fuß fassen.<br />

Mehr unter:<br />

MSH Medical School Hamburg:<br />

MASTERSTUDIENGANG<br />

„SPORTPHYSIOTHERAPIE FÜR TEAM-<br />

UND INDIVIDUALSPORTARTEN“<br />

Der fünfsemestrige Studiengang<br />

„Sportphysiotherapie für Team- und<br />

Individualsportarten“ mit dem Abschluss<br />

Master of Science verbindet physiotherapeutisches<br />

und sportwissenschaftliches<br />

Fachwissen und hat zum Ziel, Menschen<br />

durch Rehabilitation und Training<br />

(wieder) in Bewegung zu bringen. Das<br />

interdisziplinäre Studium befähigt dazu,<br />

belastungsspezifische Analysen durchzuführen,<br />

Erste Hilfe zu leisten, präventiv<br />

zu arbeiten, Rehabilitationsmaßnahmen<br />

zu erstellen und umzusetzen sowie<br />

Leistungen zu optimieren. Haupteinsatzgebiet von Sportphysiotherapeutinnen<br />

und -therapeuten ist der Leistungssport, zum Beispiel Olympia- und Leistungssportstützpunkte<br />

oder Spitzensportverbände. Auch im<br />

Mehr unter:<br />

Breiten- und Freizeitsport sowie der Rehabilitation und<br />

Beratung kommen die Fachkräfte zum Einsatz, beispielsweise<br />

in Rehabilitationseinrichtungen, Kliniken, Sportinstitutionen,<br />

Vereinen, physiotherapeutischen Praxen und<br />

Hochschulen.<br />

Fachhochschule Kiel:<br />

MASTER STUDIENGANG<br />

„LEITUNG UND INNOVATION<br />

IN SOZIALER ARBEIT UND<br />

KINDHEITS PÄDAGOGIK“<br />

Der konsekutive Masterstudiengang „Leitung und Innovation<br />

in Sozialer Arbeit und Kindheitspädagogik“ an<br />

der FH Kiel qualifiziert Absolventinnen und Absolventen<br />

für die Führung von Mitarbeitenden und befähigt sie zur<br />

innovativen Weiterentwicklung von Organisationen und<br />

Programmen. Die Studierenden erlangen fachliche und<br />

methodische Fähigkeiten und entwickeln die notwendigen<br />

Fertigkeiten zur kritischen Auseinandersetzung mit<br />

Fachthemen und ethischen Fragestellungen. Das abgeschlossene<br />

Masterstudium qualifiziert zusätzlich dazu,<br />

Verantwortung als Leitungskräfte in sozialen Organisationen<br />

der Sozialen Arbeit und der Kindheitspädagogik zu<br />

übernehmen. Dies beinhaltet auch den gehobenen oder<br />

höheren Dienst in Sozialverwaltungen, Bildungseinrichtungen,<br />

die Tätigkeit als Referentin<br />

Mehr unter:<br />

oder Referent in Verbänden der<br />

Wohlfahrtspflege, bei Stabsstellen<br />

bei öffentlichen, freigemeinnützigen<br />

oder privaten Trägern und in sozialen<br />

Dienstleistungen.<br />

HAW Hamburg:<br />

Fachhochschule Kiel:<br />

Helmut-Schmidt-Universität:<br />

Northern Business School:<br />

Dualer Bachelorstudiengang<br />

„E-Government“<br />

Der siebensemestrige Bachelorstudiengang „E-Government“<br />

wird ab dem Wintersemester <strong>2023</strong>/24 an der HAW<br />

Hamburg angeboten und gemeinsam von der Hochschule<br />

und der Freien Hansestadt Hamburg durchgeführt. Der<br />

theoretische Teil findet in der Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften Hamburg statt, die praktische<br />

Ausbildung in unterschiedlichen Stellen (z.B. bei Ämtern,<br />

Behörden, Digitalisierungsstellen) des Praxispartners. Der<br />

interdisziplinäre Studiengang im öffentlichen Dienst mit<br />

dem Abschluss Bachelor of Science ist etwas für Interessierte,<br />

die ihre Leidenschaft für IT-Themen mit ihrem<br />

Kommunikationstalent verknüpfen möchten. Es fallen<br />

keine Studiengebühren an und die Übernahmechancen<br />

stehen gut. Studierende lernen Kompetenzen in den<br />

vier Disziplinen Informatik, Wirtschaftswissenschaften,<br />

Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften<br />

und sind nach dem<br />

Mehr unter:<br />

Abschluss befähigt, IT-gestützte<br />

Verwaltungsprozesse mitzugestalten<br />

und zu implementieren.<br />

MASTERSTUDIENGANG<br />

„KLINISCHE SOZIALARBEIT“<br />

Ab dem Wintersemester <strong>2023</strong>/2024 startet der konsekutive Master „Klinische<br />

Sozialarbeit“ an der FH Kiel, aufbauend auf dem BA-Studiengang Soziale<br />

Arbeit. Das neue Angebotsprofil soll den spezifischen Bedarf des Gesundheitssektors<br />

abdecken. Studierende lernen, soziale Diagnostiken zu erstellen,<br />

eigenständig Beratungs- und Behandlungsaufgaben zu übernehmen und<br />

beeinträchtigte Menschen zu unterstützen, um ihre Teilhabe zu fördern. Die<br />

FH Kiel möchte mit dem neuen Studiengang auf den Fachkräftemangel bei<br />

sozialen Berufen reagieren, insbesondere auf den Bedarf an Fachkräften,<br />

deren Qualifikationsniveau über dem Bachelorabschluss liegt. Absolventinnen<br />

und Absolventen können als Fachsozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter,<br />

Teamleitung, Referentinnen und Referenten, als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbei-<br />

ter sowie als Lehrkräfte tätig sein<br />

oder eine Promotion<br />

anschließen.<br />

Mehr unter:<br />

Masterstudiengang „International<br />

Procurement Cooperation“<br />

Der neue Masterstudiengang „International<br />

Procurement Cooperation“ an der Helmut-Schmidt-Universität<br />

soll Absolventinnen<br />

und Absolventen dazu befähigen, in interdisziplinären,<br />

internationalen und interkulturellen<br />

Arbeitsfeldern Verantwortung für die Abwicklung<br />

großer Beschaffungsprojekte zu übernehmen.<br />

Im Rahmen des interdisziplinären Studiums mit<br />

dem Abschluss Master of Public Administration<br />

(MPA), welches auf Englisch angeboten wird,<br />

wählen Studierende eine Vertiefungsrichtung mit<br />

rechtswissenschaftlichem oder wirtschaftswissenschaftlichem<br />

Schwerpunkt. Auf dieser Grundlage<br />

werden ökonomische oder rechtliche Grundkenntnisse<br />

erworben. Zusätzlich erhalten die<br />

Studierenden Kenntnisse zu beschaffungsrechtlichen<br />

bzw. -organisatorischen Besonderheiten.<br />

Schwerpunktübergreifend werden führungs- und<br />

managementbezogene Basiskompetenzen, Fachwissen<br />

zum Projekt- und Technologiemanagement<br />

sowie Kenntnisse zu den Rahmenbedingungen<br />

von Beschaffungsprojekten vermittelt.<br />

Mehr unter:<br />

BACHELORSTUDIENGANG<br />

„KOMMUNIKATIONS-<br />

MANAGEMENT“<br />

Ab dem Sommersemester 2024 bietet die Northern Business<br />

School in Hamburg den Bachelor Kommunikationsmanagement<br />

an. Der interdisziplinäre Studiengang lehrt,<br />

Kommunikation gezielt zu steuern und zu managen.<br />

Inhaltlich verbindet er betriebswirtschaftliche (insbesondere<br />

Marketing), politikwissenschaftliche und medienwissenschaftliche<br />

Fachinhalte. Studierende können<br />

sich im späteren Studienverlauf auf den Bereich Corporate<br />

Communications (Kommunikationsmanagement in<br />

der Privatwirtschaft) oder Public Affairs (Kommunikationsmanagement<br />

im öffentlichen Sektor) spezialisieren.<br />

Absolventinnen und Absolventen können als Fach- und<br />

Führungskraft in Agenturen, Kommunikationsunternehmen<br />

und größeren Unternehmen mit<br />

Mehr unter:<br />

entsprechenden Fachabteilungen<br />

oder im öffentlichen Sektor in Verbänden,<br />

internationalen Institutionen,<br />

Parteien oder NGOs tätig sein.<br />

50<br />

51


DUALES STUDIUM<br />

Trend duales<br />

Studium – nie<br />

war praxisnahes<br />

Studieren so beliebt!<br />

.... Seite 53<br />

Text Marc Asmuß, Kristina<br />

Krijom<br />

Illustrationen Ibou Gueye<br />

Uni oder Job?<br />

Warum nicht beides!<br />

Trend duales Studium – nie war<br />

praxisnahes Studieren so beliebt!<br />

Die Anzahl der dual Studierenden hat sich seit 2<strong>01</strong>0 mehr als verdoppelt.<br />

Dabei ist das duale Studium keine Ausbildung für all jene, die sich nicht<br />

entscheiden können, im Gegenteil. Die Studierenden haben die Wahl<br />

aus einer Vielzahl an Studiengängen, Hochschulen und Unternehmen.<br />

Besonders gefragt sind BWL, Ingenieurwesen, Informatik, aber auch Soziale<br />

Arbeit und ökologische Berufe. Aber nicht nur bei den Studierenden<br />

ist das praxisnahe Studium beliebt, auch Unternehmen haben die<br />

Vorteile der engen Zusammenarbeit mit den Hochschulen erkannt.<br />

Sarah Wottawa über ihren Werdegang bei der<br />

Stadtverwaltung Eutin<br />

.... Seite 56<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen im Fokus<br />

.... Seite 60<br />

Sünja, 25, absolviert das Studium Public<br />

Administration im 9. Trimester in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen .... Seite 61<br />

Im Interview mit Anne Bornholdt über das duale Studium<br />

Allgemeine Verwaltung / Public Administration bei der<br />

Stadtverwaltung Eutin .... Seite 59<br />

Einblicke in das Studium Bachelor of<br />

Arts Public Administration Allgemeine<br />

Verwaltung .... Seite 63<br />

Seit wann gibt es das<br />

duale Studium?<br />

Das praxisorientierte Studium ist kein Novum.<br />

Bereits Ende der 1960er Jahre wurden Fachhochschulen<br />

staatlich anerkannt und damit<br />

deren Abschlüsse aufgewertet. Eine dieser<br />

Institutionen ist die Hochschule Flensburg.<br />

In den 1990er Jahren wurden die Abschlüsse<br />

der Berufsakademien denen der dualen Studiengänge<br />

an Fachhochschulen gleichgestellt.<br />

Eine dieser Hochschulen ist die Nordakademie<br />

in Elmshorn. Unter dem Motto „Der beste<br />

Nachwuchs kommt aus den eigenen Reihen“<br />

blickt die private Hochschule 2<strong>01</strong>8 unter der<br />

Trägerschaft norddeutscher Unternehmen auf<br />

eine 25-jährige Geschichte zurück.<br />

Die anfänglich primär technisch orientierten<br />

Studiengänge der Fachhochschulen und<br />

Berufsakademien differenzieren sich seither<br />

stetig weiter aus. Mittlerweile können Schülerinnen<br />

und Schüler aus einem breiten Spektrum<br />

an Fächern wählen: ob Public Administration<br />

an der Fachhochschule für Verwaltung<br />

und Dienstleitung in Altenholz, Soziale Arbeit<br />

oder Angewandte Psychologie an der Medical<br />

School Hamburg oder Architektur an der<br />

„hochschule 21“.<br />

Was ist eigentlich ein<br />

duales Studium?<br />

Es gibt nicht das eine Konzept des dualen Studiums.<br />

Grundsätzlich gilt: Bei einem dualen<br />

Studium teilt sich das Studium in zwei, bei<br />

trialen Studiengängen in drei Ausbildungsorte<br />

auf. Zulassungsvoraussetzungen sind die Allgemeine<br />

oder Fachgebundene Hochschulreife.<br />

Die meisten dieser Studiengänge sind jedoch<br />

dual strukturiert. Studierende absolvieren ein<br />

reguläres Bachelorstudium an einer Fachhochschule,<br />

Berufsakademie, Verwaltungs- oder<br />

Wirtschaftsakademie. In der vorlesungsfreien<br />

Zeit finden dann Praxisphasen in den Unternehmen<br />

statt, die an die Lehrinhalte des Studiums<br />

geknüpft sind. Dauer und Anordnung<br />

des Praxisanteils variieren je nach Studiengang<br />

und Hochschulen.<br />

Beim trialen Modell der FH Westküste können<br />

beispielsweise in vier, statt sechs Jahren<br />

gleich zwei anerkannte Abschlüsse erworben<br />

werden. Die Studierenden besuchen zusätzlich<br />

die Berufsschule, in der sie eine IHK-Prüfung<br />

(zum Bankkaufmann oder Industriekaufmann<br />

(m/w/d)) ablegen und somit zusätzlich über<br />

eine vollwertige Berufsausbildung verfügen.<br />

52<br />

53


Kein Abi – und jetzt?<br />

Wer über eine abgeschlossene Ausbildung und<br />

über mindestens drei Jahre Berufserfahrung<br />

verfügt, hat die Chance, auch ohne die übliche<br />

Hochschulzugangsberechtigung ein duales<br />

Studium zu absolvieren. Eine Fortbildung<br />

zum Betriebswirt, Techniker oder Meister kann<br />

sich ebenso als Türöffner erweisen. Zusätzlich<br />

erwarten viele Bundesländer die Teilnahme an<br />

einem Beratungsgespräch. Da Unternehmen,<br />

die mit Hochschulen kooperieren, oft eine<br />

Fachgebundene oder Allgemeine Hochschulreife<br />

voraussetzen, haben bewerberinnen und<br />

Bewerber ohne Abitur bessere Chancen bei<br />

Hochschulen und Berufsakademien, die nicht<br />

explizit mit Partnerunternehmen zusammenarbeiten.<br />

Das gilt auch für diejenigen, die auf<br />

ein praxisintegrierendes duales Studium, statt<br />

auf ein ausbildungsintegrierendes setzen.<br />

Wie sieht ein „klassisches“<br />

duales Studium aus?<br />

Das klassische duale Studium dauert drei bis<br />

vier Jahre und beginnt zum Wintersemester.<br />

Jedes Semester besteht aus zwölf Wochen<br />

Theorieanteil an einer Hochschule sowie einer<br />

anschließenden Praxisphase im Unternehmen.<br />

In den ersten drei bis vier Semestern wird<br />

Grundlagenwissen vermittelt. Anschließend<br />

werden Schwerpunkte in Kernfächern vertiefend<br />

behandelt. Am Ende jedes Theorieblocks<br />

stehen die Klausuren an.<br />

Die Bewerbung um einen Studienplatz erfolgt<br />

in der Regel nur über das jeweilige Unternehmen.<br />

Dieses hat, da das duale Studium ein<br />

Gemeinschaftsprojekt ist, bereits mit einer<br />

Hochschule einen entsprechenden Studienverlaufsplan<br />

erarbeitet.<br />

Umwelttechnik oder an der FH Westküste<br />

Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik studieren.<br />

Wer lieber mit Menschen arbeiten<br />

möchte, kann das duale Studium Soziale<br />

Arbeit und die staatliche Anerkennung als<br />

Sozialarbeiter und Sozialarbeiter (m/w/d) bei<br />

der Stadt Elmshorn erwerben.<br />

An wen richtet sich<br />

ein duales Studium?<br />

Duale, besonders aber triale Studiengänge<br />

sind aufgrund ihrer kompakt strukturierten<br />

Lehrinhalte mit einem hohen Arbeitsaufwand<br />

verbunden und erfordern ein diszipliniertes<br />

Arbeiten. Damit das Studium in der Regelstudienzeit<br />

absolviert werden kann, ist es nicht<br />

vorgesehen, dass nebenbei fachfremde Seminare<br />

belegt werden, und während der vorlesungsfreien<br />

Zeit finden die Praxisphasen in<br />

den Partnerunternehmen statt. Zum Ausgleich<br />

stehen den Studis jedoch gesetzlich geregelte<br />

Urlaubstage zu.<br />

Die gemeinsame Planung des Studienziels<br />

durch Unternehmen und Hochschule in<br />

Verbindung mit den kleinen Seminargruppen<br />

führt zu einem überdurchschnittlichen<br />

Betreuungsverhältnis der Studierenden durch<br />

die Lehrenden. Wer also einen klar strukturierten<br />

Studienverlauf mit enger Zusammenarbeit<br />

und intensiver Unterstützung bevorzugt,<br />

ist mit einem dualen Studium gut beraten.<br />

Ebenso all jene, die in möglichst kurzer Zeit<br />

ein wissenschaftliches Studium samt beruflicher<br />

Ausbildung erlangen möchten.<br />

Wie sieht es mit<br />

dem Gehalt und<br />

Studiengebühren aus?<br />

Das duale Studium bietet neben vielen weiteren<br />

Vorteilen eine monatliche Vergütung.<br />

Häufig orientiert sich diese an gängigen Ausbildungsgehältern.<br />

Manche Unternehmen bieten<br />

auch einen Tarifvertrag. Ob ein Betrieb<br />

bei einem notwendigen Umzug für das duale<br />

Studium Mietkostenzuschuss, Urlaubs- oder<br />

Weihnachtsgeld zahlt, hängt vom Unternehmen<br />

ab. Fallen Studiengebühren an, so<br />

werden diese mit der monatlichen Ausbildungsvergütung<br />

verrechnet. Wer finanzielle<br />

Unterstützung benötigt, hat je nach Voraussetzung<br />

die Option, BAföG oder andere Studienfinanzierungen<br />

zu beantragen.<br />

Auf einen Blick<br />

Die Vor- und Nachteile des dualen Studiums<br />

sind eine Frage der Perspektive und des persönlichen<br />

Interesses. Letztlich muss jeder<br />

selbst entscheiden, welche Studienbedingungen<br />

positiv oder negativ zu bewerten sind.<br />

Vorteile<br />

• die Kombination aus wissenschaftlicher<br />

Theorievermittlung und einem hohen<br />

Praxisanteil<br />

• die unmittelbare Anwendung theoretischen<br />

Wissens im Praxismodul<br />

• der Erhalt einer Ausbildungsvergütung<br />

(während des gesamten Studiums)<br />

• die eventuelle Zahlung der Semesterbeiträge<br />

durch die Unternehmen<br />

• die persönliche Betreuung und enge<br />

Zusammenarbeit sowohl im Unternehmen<br />

als auch an der Hochschule<br />

• die größeren finanziellen Mittel sowie die<br />

bessere Ausstattung der Fachhochschulen,<br />

Berufs- und Wirtschaftsakademien<br />

aufgrund ihrer direkten Kooperation mit<br />

Unternehmen<br />

• die Möglichkeit eines Auslandssemesters<br />

auch im dualen Studium<br />

• geringere Abbruchquoten<br />

Beliebte Studiengänge sind aufgrund der<br />

begrenzten Plätze stark umkämpft. Mehrstufige<br />

Bewerbungsverfahren und eine Vorlaufzeit<br />

bei Bewerbungen sind keine Seltenheit.<br />

Du möchtest die<br />

Welt retten?<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt ein klein<br />

wenig zu verändern, zum Beispiel durch die<br />

Nutzung regenerativer Energien. Die Hochschule<br />

Flensburg bietet zum Beispiel den<br />

dualen Studiengang Regenerative Energietechnik<br />

an. In Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />

Windtechnik AG kannst du Energie- und<br />

Nachteile<br />

• begrenzte Anzahl von Studienplätzen und<br />

starke Konkurrenz bei beliebten Unternehmen<br />

• geringe Vergleichbarkeit aufgrund der<br />

unterschiedlichen Studienordnungen<br />

• gute bis überdurchschnittliche Noten<br />

erforderlich<br />

• Ausbildungsleitungen lassen sich häufig<br />

die Leistungsnachweise vorlegen<br />

• keine Semesterferien (dafür ca. 24 Tage<br />

Urlaub im Jahr)<br />

• Studiengänge in der Regel auf Wirtschafts-,<br />

Ingenieurswissenschaften sowie<br />

Informatik fokussiert<br />

• eventuelle Nachzahlung der Studiengebühren<br />

für den Fall des Studienabbruchs<br />

54<br />

55


Verwaltung im Wandel: digital,<br />

modern und familienfreundlich<br />

Text Sophie Blady, Anja<br />

Nacken<br />

Fotos Stadt Eutin<br />

Sarah Wottawa über ihren Werdegang<br />

bei der Stadtverwaltung Eutin<br />

Seit Sommer 2021 setzt sich Sarah Wottawa im Bereich Personal,<br />

Organisation und IT für die Belange der Mitarbeitenden der<br />

Stadt Eutin ein. In unserem Interview erzählt uns die gebürtige<br />

Bad Segebergerin, warum sie sich nach einem neunmonatigen<br />

Aufenthalt in Paris für ein duales Studium zum Bachelor of Arts<br />

bei der Stadtverwaltung Eutin bewarb, wie die Verwaltung für<br />

die Herausforderung der Zukunft gerüstet ist und zeigt uns ihren<br />

Lieblingsplatz zum Abschalten und Entspannen in Eutin.<br />

Frau Wottawa, wie ging es nach der Schule<br />

für Sie weiter? Wussten Sie zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits, dass Sie ein duales Studium<br />

bei der Stadt Eutin absolvieren möchten?<br />

Obwohl ich nach der Schule die Idee hatte,<br />

eines Tages in der öffentlichen Verwaltung<br />

zu arbeiten, wollte ich jedoch zunächst Auslandserfahrungen<br />

sammeln und meine Französischkenntnisse<br />

verbessern. Daher entschied<br />

ich mich für einen neunmonatigen<br />

Aufenthalt in Paris. Eine wirklich spannende<br />

Erfahrung, die mir allerdings auch verdeutlichte:<br />

Im Ausland leben, möchte ich nicht.<br />

Da mir die Hürde für ein duales Studium in<br />

der Verwaltung damals zu hoch erschien und<br />

ich aus Frankreich nicht am Assessment-Center<br />

teilnehmen konnte, schrieb ich mich für<br />

das Studium International Management an<br />

der Europa-Universität Flensburg ein. Nachdem<br />

ich das Studium in Flensburg erfolgreich<br />

beendet hatte, fiel mir jedoch der Übergang<br />

vom Studium ins Berufsleben ohne praktische<br />

Erfahrungen sehr schwer. So bewarb ich mich<br />

nun doch auf das duale Studium Public Administration<br />

– Allgemeine Verwaltung bei der<br />

Stadt Eutin, und was soll ich sagen: Es hat<br />

geklappt!<br />

Welche Verbindung haben Sie zu Eutin?<br />

Da meine Großeltern in Eutin wohnen, verbinde<br />

ich viele Kindheitserinnerungen und<br />

persönliche Momente mit der Stadt Eutin.<br />

In den Mittagspausen gehe ich gerne in die<br />

Stadtbucht am Eutiner See – dort kann ich<br />

mich einfach am besten entspannen.<br />

Heute arbeiten Sie im Fachdienst Personal,<br />

Organisation und IT. Wie war der Übergang<br />

vom Studium ins Berufsleben?<br />

Nach meinem dualen Studium fühlte ich mich<br />

dank der praxisorientierten Ausbildung gut<br />

auf meine Aufgaben im Fachdienst Personal,<br />

Organisation und IT vorbereitet.<br />

Die Praxisphasen, die jeweils vier Monate dauerten,<br />

boten mir vielfältige Einblicke in die<br />

verschiedensten Bereiche der Verwaltung und<br />

ermöglichten es mir, viele Kolleginnen und<br />

Kollegen kennenzulernen. Während meiner<br />

ersten Praxisphase durfte ich bereits Verantwortung<br />

im Fachdienst Personal, Organisation<br />

und IT übernehmen und mich mit den dortigen<br />

Abläufen vertraut machen. Daher war ich<br />

sehr erfreut, als ich später eine Stelle in diesem<br />

Fachdienst angeboten bekam. In meiner<br />

aktuellen Funktion als Ansprechpartnerin für<br />

die Beamtinnen und Beamten verantworte ich<br />

meinen eigenen Aufgabenbereich und fühle<br />

mich dabei sehr wohl.<br />

Zu meinen weiteren Aufgaben gehören unter<br />

anderem die Betreuung der Stellenbewertungs-<br />

und Stellenbemessungsverfahren, die<br />

Erstellung des Personalberichts, die Betreuung<br />

der Studierenden und Projektarbeit.<br />

Ich schätze die Möglichkeit, eigenverantwortlich<br />

arbeiten zu können und meine Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten in diesem Bereich der Verwaltung<br />

zu vertiefen.<br />

Welche Aufgaben sind das?<br />

Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen<br />

bearbeite ich die Fragen von Beamtinnen<br />

und Beamten zu rechtlichen Themen<br />

auf der Grundlage von Gesetzestexten. Spannend<br />

an dieser Tätigkeit ist die Vielfalt der<br />

unterschiedlichen Fälle und der individuellen<br />

Fragestellungen. Wenn sich Beamtinnen und<br />

Beamte weiterqualifizieren möchten, prüfe<br />

ich beispielsweise, ob sie die entsprechenden<br />

Voraussetzungen für die unterschiedlichen<br />

Aufstiegsmöglichkeiten erfüllen und begleite<br />

nach der Bewilligung das gesamte Verfahren.<br />

Sarah Wottawa, im<br />

Bereich Personal,<br />

Organisation und IT bei<br />

der Stadtverwaltung<br />

Eutin tätig.<br />

Marktplatz von Eutin.<br />

56<br />

57


„Für alle, die Wert<br />

auf einen sicheren<br />

Arbeitsplatz legen, bietet<br />

die Stadt Eutin reizvolle<br />

Berufsmöglichkeiten<br />

in unterschiedlichen<br />

Fachbereichen.“<br />

Die Verwaltung ist ein modernes<br />

Dienstleistungsunternehmen<br />

Im Interview mit Anne Bornholdt über das duale Studium Allgemeine<br />

Verwaltung / Public Administration bei der Stadtverwaltung Eutin<br />

Anne Bornholdt (21) hat ihr Abitur in Heide absolviert und im Anschluss in<br />

Neumünster bei der jugendlichen Hilfsorganisation ,Schüler helfen Leben’ ein<br />

Freiwilliges Soziales Jahr (FJS) gemacht. Während dieser Zeit wurde ihr bewusst,<br />

dass sie sich nur ein Studium mit der Möglichkeit zu einem direkten Berufseinstieg<br />

vorstellen konnte. Die Stadtverwaltung Eutin bot ihr diese Möglichkeit. Kurzerhand<br />

zog sie von Dithmarschen nach Eutin und ist mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden.<br />

Verwaltung steht heute nicht nur für Sicherheit, sondern auch für Flexibilität.<br />

Jede Frage bedarf einer neuen Herangehensweise.<br />

Die Kombination aus Teamwork und<br />

konzentrierten Arbeitsphasen mit Gesetzestexten<br />

macht für mich den besonderen Reiz<br />

der Arbeit aus.<br />

Welche Karrieremöglichkeiten bietet die<br />

Arbeit in diesem Fachdienst?<br />

Der Fachdienst Personal, Organisation und IT<br />

bietet die Möglichkeit, die Fachdienstleitung<br />

zu übernehmen oder eine Qualifizierung zum<br />

Fachbereichsleiter zu absolvieren. Insgesamt<br />

ist hervorzuheben, dass wir sehr gute Fortbildungsmöglichkeiten<br />

bei der Stadt Eutin<br />

genießen: Wer Interesse an einer Fortbildung<br />

äußert, bekommt diese in der Regel problemlos<br />

bewilligt.<br />

Was macht die Stadt Eutin in Ihren Augen<br />

zu einem attraktiven Arbeitgeber?<br />

Für alle, die Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz<br />

legen, bietet die Stadt Eutin reizvolle<br />

Berufsmöglichkeiten in unterschiedlichen<br />

Fachbereichen. Gerade während der Coronapandemie<br />

musste ich zu keiner Zeit um meinen<br />

Arbeitsplatz fürchten. Hinzu kommen<br />

strukturierte Abläufe, gleitende Arbeitszeiten<br />

und die Möglichkeit, bereits Freitagmittag ins<br />

Wochenende zu starten, sofern die Arbeitszeit<br />

vorgearbeitet wurde.<br />

Bei all den Vorteilen hat auch der öffentliche<br />

Dienst mit dem aktuellen Fachkräftemangel<br />

zu kämpfen. Laut aktueller Schätzungen<br />

des Deutschen Beamtenbundes<br />

fehlen bundesweit rund 360.000 Beschäftigte.<br />

Was tut die Stadt, um Vorurteile<br />

abzubauen?<br />

Verwaltung steht heute nicht nur für Sicherheit,<br />

sondern auch für Flexibilität: die Möglichkeit<br />

des mobilen Arbeitens mit flexiblen<br />

Arbeitszeiten bis 21 Uhr abends. Wer tagsüber<br />

die Sonne genießen möchte, Termine wahrnehmen<br />

muss oder gerne ausschläft, hat die<br />

Möglichkeit, seine Arbeitszeit entsprechend<br />

seiner persönlichen Vorlieben anzupassen.<br />

Auch ein Zuschuss zum Fahrradkauf und ein<br />

Zuschuss für den Öffentlichen Personennahverkehr<br />

fördern die Flexibilität der Mitarbeitenden.<br />

Besonders junge Mütter schätzen<br />

das Angebot der Stadt Eutin, die Ausbildung<br />

zur Verwaltungsfachangestellten in Teilzeit<br />

zu absolvieren und im späteren Berufsalltag<br />

zwischen zahlreichen Arbeitszeitmodellen<br />

individuell wählen zu können. Fortschrittliche<br />

Azubiprojekte zeigen, dass sich in der Verwaltung<br />

in den letzten Jahren einiges getan<br />

hat: Unsere Auszubildenden haben zusammen<br />

Videos produziert, die Einblicke über Ausbildung<br />

und Studium bieten.<br />

Gibt es ein Vorurteil, mit dem Sie gerne<br />

aufräumen möchten?<br />

Ein guter Mix zwischen alten Hasen und jungen<br />

Mitarbeitenden. Wer denkt, dass Verwaltung<br />

langweilig ist, irrt: Die Aufgabenvielfalt<br />

ist groß und viele Bereiche gehen über die<br />

Büroarbeit hinaus.<br />

Wie hat sich die Arbeit in der Verwaltung<br />

seit Beginn Ihres Studiums verändert?<br />

In den letzten Jahren wurden viele Prozesse<br />

digitalisiert, sodass die Arbeit flexibler und<br />

schneller erledigt werden kann – zum Beispiel<br />

die Möglichkeit, mobil von zu Hause aus zu<br />

arbeiten und Meetings in Videokonferenzen<br />

abzuhalten. Zudem bin ich Teil des Teams,<br />

das an der Digitalisierung der Verwaltungsprozesse<br />

der Stadt Eutin arbeitet, sodass der<br />

Schritt zur E-Akte eingeleitet werden kann.<br />

Ich merke jedoch auch, wie aufwendig eine<br />

solche Umstellung tatsächlich ist, denn der<br />

Digitalisierungsprozess muss neben den allgemeinen<br />

Aufgaben in der Verwaltung durchgeführt<br />

werden. Es ist jedoch wirklich spannend,<br />

diesen Wandel mitzugestalten.<br />

Worin sehen Sie Ihren persönlichen Vorteil<br />

in einem dualen Studium?<br />

Bereits während meiner Schulzeit habe ich<br />

viele Jobmessen besucht und dabei in Gesprächen<br />

die vielen Vorteile eines dualen Studiums<br />

kennengelernt. Dann stand für mich fest,<br />

dass ich nicht studieren möchte, ohne eine<br />

genaue Berufsperspektive zu haben, und die<br />

bietet mir das duale Studium bei der Stadtverwaltung<br />

Eutin.<br />

Einige durchlaufen zuerst eine Ausbildung<br />

und schließen dann das Studium an, warum<br />

haben Sie sich für diesen Weg entschieden?<br />

An der Fachhochschule für Verwaltung und<br />

Dienstleistung FHVD in Altenholz, an der ich<br />

studiere, sind viele Kommilitoninnen und<br />

Kommilitonen, die zunächst eine Ausbildung<br />

zum Verwaltungsfachangestellten absolviert<br />

haben. Für mich kam das aber nicht infrage,<br />

da mir die Gesamtdauer beider Ausbildungswege<br />

von sechs Jahren einfach zu lang war.<br />

Meiner Wahrnehmung nach macht das für<br />

das Studium auch kaum einen Unterschied.<br />

Zu Beginn muss man im Vergleich den Stoff<br />

etwas intensiver vor- und nachbereiten, aber<br />

die Hochschule achtet darauf, dass alle auf<br />

den gleichen Wissensstand gebracht werden.<br />

Wissen Sie schon, für welchen Fachbereich<br />

Sie sich innerhalb der Verwaltung beruflich<br />

qualifizieren möchten?<br />

Da ich zwar kurz vor der Hälfte des Studiums<br />

bin, aber erst eine Praxisphase in der Verwaltung<br />

durchlaufen habe, fällt es mir schwer,<br />

bereits jetzt eine Aussage zu treffen. Während<br />

meiner Praxisphase war ich in der Stabsstelle<br />

Gemeindeverfassung und Gremienbetreuung.<br />

Hier ging es um sehr viele kommunalrechtliche<br />

Fragen. Da ich mich besonders für Rechtswissenschaft<br />

interessiere, hat mir die Arbeit<br />

natürlich dort sehr gut gefallen. Mal schauen,<br />

wie es weitergeht.<br />

Hat die Arbeit bei der Stadtverwaltung<br />

Ihren Blick auf die Stadt bzw. Verwaltungsarbeit<br />

verändert?<br />

Ja, denn ich habe nun verstanden, welche<br />

vielfältigen Bereiche eine Verwaltung abdeckt<br />

und wie sich das Verwaltungswesen über die<br />

Jahre weiterentwickelt hat. Meine Eltern und<br />

Großeltern haben noch ein anderes, klischeehaftes<br />

Bild im Kopf. Mittlerweile ist Verwaltung<br />

ein modernes Dienstleistungsunternehmen,<br />

welches das Wohl und die Versorgung<br />

der Bürgerinnen und Bürger im Fokus hat.<br />

Bei der es auch immer mehr um Digitalisierung<br />

geht!?<br />

Ja, auf jeden Fall! Wir haben auch an der<br />

Fachhochschule die Möglichkeit, aus dem<br />

Digitalbereich Schwerpunkte zu wählen. Im<br />

Hinblick auf die stetig wachsende Anzahl der<br />

Aufgaben und neuen Herausforderungen muss<br />

sich die Verwaltung zukunftsfähig präsentieren<br />

und mit der Zeit gehen. Da sehe ich aber<br />

keine Schwierigkeiten.<br />

Stichwort ‚New Work’: Von welchen Angeboten<br />

profitieren die Auszubildenden?<br />

Zum Beispiel vom Angebot der mobilen<br />

Arbeit. Die Verwaltung stattet uns hierfür mit<br />

dem nötigen technischen Equipment aus. So<br />

können wir auch auf diesem Weg die Kommunikation<br />

mit den Kolleginnen und Kollegen,<br />

Ausbildern und anderen Auszubildenden halten.<br />

Auf die Kommunikation wird generell<br />

bei der Stadtverwaltung Eutin großen Wert<br />

gelegt.<br />

Wenn Sie einem Schulabgänger in drei Sätzen<br />

die Vorzüge Ihrer Arbeit erklären müssten,<br />

wie würden die lauten?<br />

Die Arbeit in der Verwaltung bietet Aufgabenbereiche<br />

von A bis Z. Die große Vielfalt macht<br />

den Beruf spannend und bietet viel Abwechslung.<br />

Die Kombination aus Büroarbeit und<br />

Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern<br />

ist perfekt und die Mitarbeitenden sind die<br />

Schnittstelle zwischen den Bürgeranliegen<br />

und dem Verwaltungsapparat.<br />

58<br />

59


Das duales Studium als Türöffner<br />

für eine vielseitige Karriere<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen im Fokus<br />

Raus aus den Hörsälen, rein in die spannende Welt der Kreisverwaltung!<br />

Mit einem dualen Studium bei der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

bekommen Studierende die Chance, Theorie und Praxis parallel zu<br />

erlernen und ihre Karriere im öffentlichen Dienst zu verbessern.<br />

Sünja, absolviert das Studium Public Administration bei der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />

Ob in den Bereichen Personal, Finanzen,<br />

Umwelt oder Soziales: Das duale Studium<br />

bietet jungen Menschen die Möglichkeit,<br />

sich aktiv für ihre Region einzusetzen und<br />

Zukunftsthemen voranzubringen. „Wir haben<br />

so viele Aufgaben in der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen, dass jeder Studierende sich<br />

gemäß seinem Interesse für die Region engagieren<br />

und innerhalb der Verwaltungstätigkeiten<br />

einsetzen kann”, betont Petra von Würtzen-Pieper,<br />

Ausbildungsleiterin beim Kreis<br />

Dithmarschen.<br />

Praxisnah studieren bei der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

Sünja, 25, absolviert das Studium Public Administration im<br />

9. Trimester in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

Zusätzlich bietet die Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

ein attraktives Arbeitsumfeld mit<br />

moderner Infrastruktur und flexiblen Arbeitszeitmodellen.<br />

Studierende treffen in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen auf ein offenes<br />

kollegiales Betriebsklima, in dem Teamarbeit<br />

großgeschrieben wird. Regelmäßige Weiterbildungsangebote<br />

und die Möglichkeit zur<br />

beruflichen Weiterentwicklung bieten Auszubildenden,<br />

Studierenden und Mitarbeitenden<br />

die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten kontinuierlich<br />

auszubauen.<br />

Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums<br />

stehen den Absolventen vielfältige Karrieremöglichkeiten<br />

offen, sei es in der Kreisverwaltung<br />

selbst oder auch in anderen Bereichen<br />

des öffentlichen Sektors. Welche das<br />

sind, erfahren wir von Sünje und Peter, die<br />

uns Einblicke in ihr Studium bei der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen geben.<br />

Studierende der Kreisverwaltung Dithmarschen im dualen Studium.<br />

Das Gebäude der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />

Text Sophie Blady<br />

Fotos Reinhard Witt<br />

Im Gespräch mit Sünja erfahren wir von ME2BE, warum sich die<br />

Nordfriesin nach einer Ausbildung bei der Stadt Heide für ein duales<br />

Studium beim Kreis Dithmarschen entschieden hat. Sie berichtet<br />

über berufliche Chancen, die das Studium eröffnet, und wie sie<br />

mit außergewöhnlichen Kunden- und Bürgeranfragen umgeht.<br />

Liebe Sünja, kannst du uns den Unterschied<br />

zwischen der Arbeit bei der Stadt<br />

und dem Kreis näher erläutern?<br />

Sicher! Bei der Arbeit beim Kreis ist man<br />

Teil eines größeren Systems. Auf Stadtebene<br />

bearbeitet man hingegen individuellere Aufgaben<br />

für die Bürgerinnen und Bürger und<br />

steht somit in engerem Kontakt zu ihnen.<br />

Spannend bei der Kreisverwaltung ist, dass<br />

man bereits im Studium einen guten Überblick<br />

darüber erhält, was im gesamten Kreis<br />

geschieht. Aktuell arbeitet der Kreis Dithmarschen<br />

beispielsweise daran, die Digitalisierung<br />

in der Verwaltung voranzubringen und<br />

in Ämtern zu etablieren. Damit dies gelingt,<br />

schließt der Kreis sich mit den Gemeinden<br />

und Ämtern zusammen, um ein Konzept zu<br />

entwickeln, bei dem der Kreis federführend<br />

beteiligt ist und die Koordination übernimmt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auf<br />

Kreisebene viele übergeordnete Themen bearbeitet<br />

und koordiniert werden.<br />

Warum hast du dich nach einer Ausbildung<br />

bei der Stadt Heide für das duale Studium<br />

in der Kreisverwaltung Dithmarschen entschieden?<br />

Mich hat das breit gefächerte Aufgabenfeld<br />

und der Umgang mit übergeordneten Themen<br />

im Kreis besonders gereizt. Ich wusste schon<br />

immer, dass ich gerne im Büro mit Kundenkontakt<br />

arbeiten möchte. Besonders im ersten<br />

Jahr konnte ich sehr von meiner Ausbildung<br />

profitieren.<br />

Beim Thema Bürojob scheiden sich die<br />

Geister – für den einen ein No-Go, für den<br />

anderen ein Sprungbrett zu vielfältigen<br />

Karrieremöglichkeiten. Was macht für dich<br />

den Reiz des Schreibtischjobs aus?<br />

Besonders gefällt mir die Atmosphäre im<br />

Büro und das Teamgefühl. Bei uns in der<br />

Verwaltung greifen viele Prozesse ineinander<br />

und wir sind regelmäßig im Austausch mit<br />

anderen Abteilungen, den Bürgerinnen und<br />

60<br />

61


„Spannend bei der Kreisverwaltung<br />

ist, dass man bereits im Studium<br />

einen guten Überblick darüber erhält,<br />

was im gesamten Kreis geschieht.“<br />

Verwaltung im Aufbruch<br />

Einblicke in das Studium Bachelor of Arts Public<br />

Administration Allgemeine Verwaltung<br />

Bürgern und natürlich mit den Kolleginnen<br />

und Kollegen im eigenen Büro. Da ich in<br />

meinem Studium unterschiedliche Bereiche<br />

durchlaufe, lerne ich bereits viele Mitarbeitende<br />

kennen.<br />

Welche beruflichen Chancen eröffnet dir<br />

das Studium?<br />

Im Vergleich zur Ausbildung bietet mir das<br />

duale Studium ein umfangreicheres Tätigkeitsfeld<br />

und viel bessere Aufstiegschancen<br />

in die Führungsebene. Das passt zu mir, denn<br />

ich mag Herausforderungen. Vorerst ist mein<br />

Ziel, im Arbeitsleben anzukommen, mich zu<br />

etablieren, um dann herausfinden, welche<br />

beruflichen Wege ich einschlagen möchte.<br />

Das klingt vielversprechend. In welcher<br />

Abteilung würdest du nach dem Studium<br />

am liebsten arbeiten und warum?<br />

Ich interessiere mich besonders für den<br />

Bereich Finanzen. Ein Bereich, den nicht<br />

alle mögen, der in meinen Augen jedoch viel<br />

Potenzial für ein wirklich spannendes Aufgabenfeld<br />

bietet: Darunter fällt beispielsweise<br />

die jährliche Erstellung des Haushaltsplans<br />

für den gesamten Kreis Dithmarschen. Dafür<br />

werden Gespräche mit allen Fachdiensten<br />

geführt, um anschließend einen Gesamtplan<br />

zu erstellen, der alle geplanten Ausgaben<br />

und Einnahmen präsentiert. Problematisch<br />

wird es, wenn das Endergebnis stark von<br />

der ursprünglichen Planungen abweicht. Um<br />

dies zu verbessern, setzen wir verstärkt auf<br />

Kommunikation, um im Laufe des Jahres am<br />

Haushalt zu arbeiten.<br />

Die Kreisverwaltung Dithmarschen arbeitet<br />

eng mit den Bürgerinnen und Bürgern<br />

und anderen Organisationen zusammen.<br />

Wie gehst du mit Kunden- oder Bürgeranfragen<br />

und -beschwerden um?<br />

Im Kontakt mit Kunden- oder Bürgeranfragen<br />

und -beschwerden versetze ich mich immer<br />

in die Lage der Bürger, um sie bestmöglich<br />

zu verstehen. Dabei ist mir eine offene und<br />

transparente Kommunikation besonders wichtig.<br />

Für mich ist es entscheidend, eine Lösung<br />

zu finden und die Angelegenheit nicht persönlich<br />

zu nehmen. Im Fach Konfliktmanagement<br />

habe ich Strategien gelernt, wie man<br />

mit den Bürgerinnen und Bürgern auch in<br />

schwierigen Situationen umgeht. Manchmal<br />

hilft es bereits, das Tempo herauszunehmen<br />

und ein Gespräch auf den nächsten Tag zu<br />

verlegen.<br />

Wie hat sich dein Blick auf die Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen als Arbeitgeber seit<br />

Beginn deiner Ausbildung verändert?<br />

Seit meinem Eintritt in die Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen habe ich erkannt, wie viele<br />

Möglichkeiten es in diesem Arbeitsumfeld<br />

gibt. Da jede Stelle wirklich anders ist, bieten<br />

sowohl die Ausbildung als auch das Studium<br />

die Möglichkeit, einen Bereich zu finden,<br />

der zu den individuellen Interessen und<br />

Fähigkeiten passt. Mein Blick auf die Verwaltung<br />

hat sich positiv verändert: Ich habe<br />

ein besseres Verständnis für interne Prozesse<br />

entwickelt, die nach außen hin nicht immer<br />

sichtbar sind.<br />

Wie bringst du Arbeit und Privatleben in<br />

Einklang?<br />

Da ich meine Arbeitszeit nahezu selbstständig<br />

einteilen kann, arbeite ich meist vor,<br />

um freitags bereits um 12 Uhr Feierabend<br />

machen zu können. Dadurch habe ich Zeit<br />

für meine Hobbys und Freizeitaktivitäten<br />

wie das Boßeln. Ein traditioneller Sport am<br />

Deich, für den ich regelmäßig an Feldkämpfen<br />

teilnehme. Meine zweite Leidenschaft ist<br />

die Landjugend, ein Verein, in dem sich Menschen<br />

zwischen 14 und 30 Jahren treffen, um<br />

gemeinsam Aktivitäten wie Bowling, Klettern<br />

und Ringstechen ausüben.<br />

Würdest du dich wieder für diesen Weg<br />

entscheiden?<br />

Ja, ich würde alles genauso wieder machen!<br />

Peter Köhn, 21, studiert im 9. Trimester Bachelor of Arts<br />

Public Administration Allgemeine Verwaltung bei der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen. Wir von ME2BE wollten von<br />

ihm wissen, wie fortschrittlich die Verwaltung arbeitet und<br />

welche beruflichen Chancen ihm das Studium eröffnet.<br />

Warum hast du dich für ein Studium bei der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen entschieden?<br />

Ich habe mir frühzeitig überlegt, wie es nach<br />

der Schule für mich weitergeht. Um einen<br />

besseren Überblick über meine Möglichkeiten<br />

zu bekommen, habe ich viele unterschiedliche<br />

Praktika absolviert – auch in den Sommerferien.<br />

Im Vergleich wurde mir schnell klar, dass<br />

die öffentliche Verwaltung sehr abwechslungsreiche<br />

Arbeitsmöglichkeiten bereit hält;<br />

besonders in den gehobenen Positionen.<br />

Im Laufe des Bewerbungsprozess habe ich<br />

mich dann bei ganz unterschiedlichen Dienstherren<br />

beworben und mich aufgrund des<br />

Bewerbungsverfahrens für den Kreis Dithmarschen<br />

entschieden.<br />

Was hat dir an dem Bewerbungsverfahren<br />

so gut gefallen, dass du ein duales Studium<br />

beim Kreis begonnen hast?<br />

Besonders gefiel mir, dass das Bewerbungsverfahren<br />

auf zwei Tage verteilt war und dass<br />

im Entscheidungskomitee auch junge Mitarbeitende<br />

beteiligt waren. Das war ein Schlüsselmoment<br />

für mich, der mir gezeigt hat, dass<br />

in der Verwaltung auch junge Menschen mitgestalten.<br />

Du hast ja viele unterschiedliche Praktika<br />

absolviert. Worin unterscheidet sich die<br />

Verwaltungsarbeit in der (Kreis) Exekutive,<br />

in der (Justiz) Judikative und in der<br />

(Staatsgewalt) Legislative?<br />

Die Tätigkeiten in diesen Bereichen variieren<br />

erheblich, obgleich es letztlich sowohl<br />

bei der Exekutive als auch bei der Judika-<br />

„Während meines Studiums<br />

konnte ich feststellen, dass<br />

bereits viele Bereiche der<br />

Kreisverwaltung digital<br />

fortschrittlich arbeiten, es<br />

stehen E-Akten zur Verfügung<br />

und die Ausstattung ist<br />

sehr modern geworden.“<br />

Peter Köhn, studiert Bachelor of Arts Public Administration Allgemeine Verwaltung.<br />

62<br />

63


FINDE EINEN BERUF<br />

tive hauptsächlich darum handelt, mit Bürgerinnen<br />

und Bürgern in Kontakt zu treten.<br />

Allerdings befinden sich die Exekutivorgane<br />

näher an den Bürgerinnen und Bürgern und<br />

setzen die Entscheidungen um, die letztendlich<br />

im Leben der Menschen spürbar werden.<br />

Im Rahmen meiner Erfahrungen in der Judikative<br />

hatte ich die Möglichkeit, an einer<br />

Gerichtsverhandlung teilzunehmen, das hat<br />

mich sehr beeindruckt. Die Aufgaben waren<br />

für mich gleichermaßen interessant. Am Ende<br />

gefiel mir der Fokus in der Exekutive besser.<br />

Welche beruflichen Chancen eröffnet dir<br />

das Studium?<br />

Nach Abschluss des dualen Studiums könnte<br />

ich im öffentlichen Dienst sowohl in verschiedenen<br />

Kreisen als auch in Städten tätig<br />

werden. Darüber hinaus besteht die Option,<br />

auf andere Ebenen wie die Judikative zu<br />

wechseln. Mein persönliches Ziel ist es, eine<br />

berufliche Position zu finden, in der ich mich<br />

selbst entfalten und aktiv mitgestalten kann.<br />

In Dithmarschen haben wir eine wunderschöne<br />

Natur, von der jedoch viele Menschen<br />

nicht wissen, dass sie ohne die existierenden<br />

Sielverbände zu Teilen überschwemmt<br />

wäre. Aus diesem Grund möchte ich mich im<br />

Bodenschutz engagieren und dafür sorgen,<br />

dass Dithmarschen so bewahrt bleibt, wie es<br />

gegenwärtig ist.<br />

Welche Aufgaben übernimmt der Kreis im<br />

Bodenschutz?<br />

Neben den Zuständigkeiten für Wasser und<br />

Abfall bildet der Bodenschutz einen zentralen<br />

Schwerpunkt. Was mich besonders anspricht,<br />

ist die Tatsache, dass diese Tätigkeiten einen<br />

aktiven Außendienst erfordern, um die Einhaltung<br />

der Vorschriften vor Ort zu überprüfen<br />

und mögliche Verstöße festzustellen.<br />

Wie hat sich dein Blick auf die Kreisverwaltung<br />

als Arbeitgeber verändert?<br />

Obwohl im Kreis Dithmarschen rund 750 Mitarbeitende<br />

tätig sind, bemerkte ich schnell,<br />

dass die Arbeit mit den Kolleginnen und<br />

Kollegen sehr persönlich und freundlich im<br />

Umgang ist. Angenehm aufgefallen sind mir<br />

zudem die recht flachen Hierarchien.<br />

Was weißt du über die aktuellen Herausforderungen<br />

oder Projekte, mit denen sich<br />

die Kreisverwaltung Dithmarschen derzeit<br />

befasst?<br />

Der Kreis hat sich zwei bedeutende übergeordnete<br />

Themen vorgenommen, die große<br />

Chancen für Dithmarschen darstellen. Zum<br />

einen handelt es sich um den Neubau des<br />

Kreishauses, welcher idealerweise in zentraler<br />

Lage entstehen soll. Hierbei geht es darum,<br />

eine moderne Infrastruktur zu schaffen, die<br />

den Bedürfnissen des Kreises gerecht wird.<br />

Des Weiteren steht die Investition aus dem<br />

hohen Norden im Fokus: die Ansiedlung der<br />

Firma Northvolt. Dies stellt eine immense<br />

Chance für Dithmarschen dar und ist mit<br />

der potenziellen Schaffung von fast 3000<br />

Arbeitsplätzen verbunden. Für den Kreis<br />

bedeutet dies zunächst eine Vielzahl an<br />

Aufgaben, denn ein derart großer Industriebetrieb<br />

bringt einen hohen Ressourcenverbrauch<br />

mit sich, der koordiniert werden muss.<br />

Wie fortschrittlich arbeitet die Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen?<br />

Während meines Studiums konnte ich feststellen,<br />

dass bereits viele Bereiche der Kreisverwaltung<br />

digital fortschrittlich arbeiten,<br />

es stehen E-Aktren zur Verfügung und die<br />

Ausstattung ist sehr modern geworden. Allen<br />

Mitarbeitenden steht ein Laptop zur Verfügung<br />

sowie ein höhenverstellbarer Schreibtisch,<br />

mehrere Bildschirme und die Option<br />

auf Homeoffice ermöglicht ein großes Maß an<br />

Flexibilität während der Arbeit.<br />

Auch die Möglichkeit, mich während der<br />

Arbeitszeit ehrenamtlich beim Katastrophenschutz<br />

zu engagieren, empfinde ich als fortschrittlich.<br />

Weitere Informationen zum Dualen Studium<br />

oder der Ausbildung bei der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen findest du auf www.dithmarschen.de<br />

Kreis Dithmarschen<br />

Petra von Würtzen-Pieper<br />

Stettiner Straße 30<br />

25746 Heide<br />

T. 0481 97-1232<br />

info@dithmarschen.de<br />

IMPRESSUM<br />

ME2BE CAMPUS IST EIN PRODUKT DER ME2BE<br />

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GRAFIK<br />

Katharina Grzeca, Anne Kaune<br />

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TEXT<br />

Christian Bock, Kristina Krijom, Katharina Grzeca,<br />

Anja Nacken, Hanns-J. Neubert, Hans Wille, Sophie<br />

Blady, Robert Otto-Moog, Marc Asmuß, ME2BE, Benedict<br />

Wermter, Elisabeth Witten, Christian Dorbandt<br />

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Sophie Blady, Frederike Coring, A. Diekoetter, Stadt<br />

Eutin, Reinhard Witt, MSH, GMSH, Home Box Office,<br />

LEONIE, Christian-Schulz-Schramm-Film, FinanzBuch<br />

Verlag, Carl Hanser Verlag, Shutterstock, Marius<br />

Engels, Bloomberg, Lufthansa Technik, Henrik Matzen,<br />

Katharina Grzeca<br />

ILLUSTRATION<br />

Ibou Gueye, Raphaelle Martin<br />

COVER<br />

Ibou Gueye<br />

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64<br />

65


Text Christian Sophie Blady Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Sophie Blady Weimar<br />

Wie zeitgemäß ist es eigentlich noch, wenn Bewerberinnen und Bewerber unter<br />

den Blicken der zukünftigen Arbeitgeber, Psychologen und potenziellen Kollegen in<br />

eine Stresssituation versetzt werden, um Aufgaben zu lösen oder ihre Teamfähigkeit<br />

in fingierten Rollenspielen unter Beweis zu stellen? Für viele Arbeitgeber sind<br />

Assessment-Center immer noch eine legitime Methode, um geeignete Auszubildende<br />

oder Mitarbeitende für ihr Unternehmen zu rekrutieren. Dass das auch anders<br />

geht, beweist ein junges Start-up aus Flensburg: Level up! HR (lvlup!HR UG).<br />

Spielend zum Erfolg:<br />

Innovative Mitarbeitergewinnung mit E-Sport<br />

„Wir holen die Jugendlichen<br />

da ab, wo sie sich wohl<br />

fühlen und nutzen den<br />

natürlichen Spieltrieb, um<br />

authentische Informationen<br />

über ihre Kompetenzen<br />

zu gewinnen.“<br />

Frank Simoneit<br />

„Wir haben uns gedacht, warum spielen<br />

sie nicht einfach?“, sagte Frank Simoneit,<br />

Geschäftsführer des Start-up lvlup!HR. Als<br />

passionierter E-Sportler und Lehrkraft für<br />

besondere Aufgaben im Fachbereich Wirtschaft<br />

an der FH Westküste nutzte er mit seinem<br />

Team die Coronazeit, um seine Idee in die<br />

Tat umzusetzen: den angeborenen Spieltrieb<br />

junger Menschen für die Kompetenzanalyse in<br />

der Personalauswahl und Personalentwicklung<br />

zu nutzen.<br />

„Wir holen die Jugendlichen da ab, wo sie<br />

sich wohl fühlen und nutzen den natürlichen<br />

Spieltrieb, um authentische Informationen<br />

über ihre Kompetenzen zu gewinnen.<br />

Im Gegensatz zum Assessment Center können<br />

sich die Jugendlichen auf eine Gaming<br />

Competition nicht vorbereiten. Sie handeln<br />

intuitiv und können sich nicht hinter auswendig<br />

gelernten Floskeln verstecken“, erklärte<br />

Frank Simoneit. „Im Spiel wird sehr schnell<br />

deutlich, wer sich als teamfähig, strategisch,<br />

impulsiv oder aber zurückhaltend erweist.“<br />

Um eine möglichst realitätsnahe Einschätzung<br />

entwickeln zu können, beobachten<br />

Simoneit und seine Kollegen nicht nur das<br />

Spielverhalten der Jugendlichen, sondern<br />

analysieren zusätzlich Daten auf der Basis<br />

von Verhaltensankern, die im Vorfeld gemeinsam<br />

mit dem Unternehmen festgelegt wurden<br />

und auf eine hohe Kompetenzausprägung<br />

schließen lassen. Positive Verhaltensanker<br />

sind beispielsweise ein Indiz, ob ein Teilnehmer<br />

Handlungsbedarf erkennt, die Initiative<br />

ergreift, Verbesserungsvorschläge einbringt<br />

und bei Unklarheiten auch mal nachfragt.<br />

„Wie geübt die Teilnehmenden im Gaming<br />

sind, spielt dabei keine Rolle”, betont Frank<br />

Simoneit. „Ob ungeübt oder Profi: Verliert<br />

ein Spieler beispielsweise regelmäßig mit<br />

seinem Team, gibt sein Verhalten aufschlussreiche<br />

Einblicke in seinen Umgang mit Frustration<br />

und Resilienz – gibt er auf? Versucht<br />

er zu trainieren? Reagiert er gleichgültig?”,<br />

so Frank Simoneit weiter. Hinzu komme,<br />

dass E-Sport ein sehr inklusiver Sport sei,<br />

der keine Personengruppe diskriminiere. Ob<br />

männlich, weiblich, ob mit Migrationshintergrund<br />

oder mit körperlicher Beeinträchtigung,<br />

jeder könne mitmachen.<br />

GMSH goes Level up!<br />

Zwei Tage von 9 bis 16 Uhr Computer spielen<br />

statt arbeiten, heißt es für die Nachwuchskräfte<br />

des 1. Lehrjahres der GMSH. „Ziel ist,<br />

unseren Auszubildenden spielerisch zu zeigen,<br />

welche Kompetenzen sie bereits besitzen und<br />

wie sie diese nutzen können, um ihre Ausbildung<br />

erfolgreich abzuschließen. Durch die<br />

E-Sport-Veranstaltung sollen die Azubis ein<br />

konstruktives Feedback erhalten und lernen,<br />

dieses für sich zu nutzen. Auch wir können<br />

auf diese Weise weitere Maßnahmen ableiten,<br />

um die Nachwuchskräfte auf ihrem weiteren<br />

Weg zu unterstützen”, erklärt Kim-Kristin<br />

Haß, Ausbildungsleiterin bei der GMSH.<br />

Welche Kompetenzen für die Ausbildungsbereiche<br />

der GMSH tatsächlich relevant sind,<br />

wurde bereits im Vorfeld mit der Personalberatung<br />

lvlup!HR erarbeitet. „Dafür haben wir<br />

zusammen mit ausgelernten Azubis die Aufgaben<br />

unserer Ausbildungsberufe aufgegliedert<br />

und eruiert, welche Eigenschaften man<br />

benötigt, um die gewünschten Tätigkeiten<br />

besonders gut umzusetzen”, erklärt Leonie<br />

Bahr, zuständig für Recruiting und Azubigewinnung<br />

im Team Nachwuchskräfte der GMSH<br />

bei der GMSH.<br />

Zocken mit Kollegen –<br />

Wer macht das Rennen?<br />

Regeln gibt es so gut wie keine. Denn bei dieser<br />

Potenzialanalyse steht der Spaß am Spiel<br />

im Vordergrund. In zwei Teams treten die Auszubildenden<br />

in vier Sessions gegeneinander<br />

an, um sich beim Autofußball die Bälle abzuzocken.<br />

Regelmäßige Pausen ermöglichen den<br />

66<br />

67


Links: Leonie Bahr, Mitorganisatorin und zuständig für Recruiting und Azubigewinnung im Team<br />

Nachwuchskräfte der GMSH. Rechts: Co-Gründer von lvlup!HR und Student Nick Wichert.<br />

Teilnehmenden, ihre Strategie zu besprechen<br />

und sich in kleinen Trainingseinheiten auf<br />

die nächste Runde vorzubereiten. Jedes Team<br />

besteht aus vier Spielerinnen und Spielern<br />

sowie einem wechselnden Coach, der alles im<br />

Blick behält und das Spiel durch strategische<br />

Anweisungen lenkt. „Dass die Jugendlichen<br />

beobachtet werden, gerät schnell in Vergessenheit:<br />

Unsere Herangehensweise nutzt den<br />

angeborenen Spieltrieb des Menschen, um<br />

eine möglichst natürliche Verhaltensweise zu<br />

erleben”, betont Frank Simoneit. Und so wird<br />

geflucht, gejohlt und gelacht, während die<br />

Autos sich auf acht Bildschirmen und einer<br />

großen Leinwand die Bälle zupassen. „Besonders<br />

gefällt mir an der Veranstaltung, meine<br />

Mitazubis mal von einer ganz anderen Seite<br />

kennenzulernen. Durch die lockere Atmosphäre<br />

beim Zocken ist der Umgang viel persönlicher<br />

und direkter”, freut sich Sina Kuntz,<br />

GMSH-Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement<br />

im ersten Lehrjahr. Sie spielt im<br />

Gewinnerteam und gibt sich sowohl bei der<br />

Arbeit als auch im Spiel direkt und kommunikativ.<br />

Das Potenzial des<br />

Homo ludens<br />

Ob Monopoly, Fußball oder Schach, der<br />

Spieltrieb ist in jedem Menschen verankert<br />

und unterstützt die Entwicklung sozialer und<br />

kognitiver Fähigkeiten wie Planung, strategisches<br />

Denken und Problemlösung. Spiele aller<br />

Art bieten eine Möglichkeit, Spaß zu haben<br />

und sich mit anderen zu messen, während<br />

gleichzeitig wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

entwickelt werden. Der Spieltrieb ist<br />

also nicht nur ein Vergnügen, sondern auch<br />

ein wichtiger Bestandteil der menschlichen<br />

Natur und Entwicklung. Da E-Sport ein sehr<br />

wettbewerbsintensiver Bereich ist, erfordert<br />

er Teamwork, strategisches Denken und<br />

schnelle Entscheidungen – Fähigkeiten, die<br />

auch in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft<br />

gefragt sind.<br />

Sei es für die Rekrutierung neuer Talente, für<br />

das Teambuilding oder im Bereich der beruflichen<br />

Orientierung: E-Sport bietet eine zeitgemäße<br />

Alternative zu zahlreichen Maßnahmen,<br />

die traditionell in der Personalgewinnung<br />

und- entwicklung eingesetzt werden.<br />

„Der ‚Homo ludens‘, der spielende Mensch,<br />

ist authentisch, er verhält sich also natürlich,<br />

während er spielt. Genau darauf zielt ein<br />

Assessment Center ab – eine natürliche Verhaltensweise<br />

zu erleben. lvlup!HR nutzt dieses<br />

Modell für die Potenzialanalyse”, erklärt<br />

Frank Simoneit.<br />

Warum nicht schon viel früher ansetzen und<br />

Schülerinnen und Schülern mit spielerischen<br />

Mitteln die Berufsorientierung zu erleichtern?<br />

Das erklärte Ziel von lvlup! HR-Co-Gründer<br />

und Masterstudent Nick Wichert. „Das Thema<br />

Berufsorientierung könnte noch mehr Aufmerksamkeit<br />

und Innovation erfahren“, findet<br />

er und will sich in seiner Masterarbeit damit<br />

auseinandersetzen, welchen Beitrag digitale<br />

spielerische Elemente dabei leisten können.<br />

Ein Teil seiner Forschungsarbeit wird sich mit<br />

einem Kompetenz-Cluster für unterschiedliche<br />

Berufsrichtungen beschäftigen, sodass<br />

die Schülerinnen und Schüler sich in der Fülle<br />

der beruflichen Möglichkeiten besser orientieren<br />

und positionieren können.<br />

„Mit meiner Arbeit möchte ich eine innovative<br />

Alternative zu traditionellen Verfahren<br />

in der Berufsorientierung entwickeln und<br />

Klarheit schaffen. Der Einsatz von digitalen<br />

Spielen gibt uns die Möglichkeit, das Thema<br />

Berufsorientierung neu zu denken. Ich möchte<br />

dazu beitragen, dass Berufsorientierung Spaß<br />

macht und eine echte Hilfestellung für junge<br />

Menschen ist“, sagt Nick Wiechert über seine<br />

Forschungsabsichten.<br />

Weitere Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten<br />

bei der GMSH unter www.karriere.gmsh.de<br />

Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR<br />

(GMSH)<br />

Kim-Kristin Haß<br />

Küterstraße 30<br />

24103 Kiel<br />

T. 0431 59 91 175<br />

DualeAusbildung@gmsh.de<br />

STUDENTEN-<br />

PORTRÄTS<br />

Alica<br />

STUDENTEN-PORTRÄTS<br />

68<br />

69


„DASS ICH KEIN<br />

ABITUR HABE, WAR<br />

KEIN PROBLEM.“<br />

„ICH HABE DIE DFI ALS<br />

ECHTEN ‚SAVE SPACE‘<br />

EMPFUNDEN ... “<br />

„DIE STUDIERENDENZAHL<br />

IST ÜBERSICHTLICH UND<br />

DER PERSÖNLICHE KONTAKT<br />

ZU DEN PROFESSORINNEN<br />

UND PROFESSOREN SEHR<br />

NIEDRIGSCHWELLIG.“<br />

„ICH MÖCHTE DAZU<br />

BEITRAGEN, DASS<br />

DIE STRUKTUREN IN<br />

DER VERWALTUNG<br />

KUNDENFREUNDLICHER UND<br />

DIGITALER WERDEN.“<br />

STUDENTEN-PORTRÄTS<br />

STUDENTEN-PORTRÄTS<br />

Luca, 22<br />

im 5. Fachsemester Kommunikationsdesign an der Design Factory<br />

International (DFI)<br />

„Eigentlich war es purer Zufall oder nennen wir es großes Glück,<br />

dass ich in der Design Factory angefangen habe. Ich komme von<br />

Sylt, und aufgrund der Coronapandemie wurde die Ausbildungslage<br />

dort so kritisch, dass ich beschloss, nach Hamburg umzuziehen.<br />

Ein guter Freund, der bereits an der DFI studierte, hat mich dann<br />

mitgenommen und mir gezeigt, was sein Studium beinhaltet. Ich<br />

war sofort begeistert und habe mich um ein Informationsgespräch<br />

bei Jesta Brouns gekümmert. Dass ich kein Abitur habe, war kein<br />

Problem. Stattdessen erhielt ich Aufgaben, anhand derer ich mir<br />

eine eigene Mappe zusammenstellen konnte – die scheint gut angekommen<br />

zu sein. Am besten gefällt mir, dass es an der DFI keine<br />

festgelegten Schwerpunkte gibt, sondern die Möglichkeit besteht,<br />

sich in vielen Bereichen auszuprobieren – aufgrund der zahlreichen<br />

Kurskombinationen. Wir arbeiten sehr projektbezogen, teilweise<br />

auch ein ganzes Semester lang. Dadurch haben wir genügend Zeit,<br />

uns tiefer in die Materie einzuarbeiten. Hilfreich ist auch die geringe<br />

Kursgröße und das technische Equipment, das wir uns auch über<br />

das Wochenende ausleihen können.“<br />

Alica, 24<br />

ist im 6. Fachsemester Kommunikationsdesign an der Design<br />

Factory International (DFI)<br />

„Mir war immer klar, dass ich eine Ausbildung im Kreativbereich<br />

machen möchte und als ich die tolle Webseite der DFI entdeckte,<br />

bin ich kurzerhand mit meinem Portfolio an Arbeitsbeispielen zum<br />

Vorstellungsgespräch gereist und anschließend, nach der Zusage,<br />

nach Hamburg gezogen. Bereits im Verlauf des ersten Semesters<br />

stand für mich fest, dass ich meinen Hauptfokus auf Illustration<br />

legen möchte. Kurze Zeit später kamen dann noch die Bereiche<br />

Animation und 3D hinzu. Wenn wir Projektarbeiten anfertigen,<br />

werden wir von den Dozenten zum Oberthema gebrieft. Danach<br />

darf man sich seine eigenen Schwerpunkte suchen. Mir liegt ganz<br />

besonders die Visualisierung von Tabuthemen am Herzen. Leider ist<br />

meine Zeit an der DFI bald vorbei, denn hier kann man sich sehr<br />

frei entfalten und auch in räumlicher Hinsicht bietet die DFI sehr<br />

viel Fläche für kreative Projekte. Ich habe die DFI als echten ‚save<br />

space‘ empfunden, in dem einem jeder mit Wertschätzung begegnet<br />

und in der ein unnachahmlicher Gemeinschaftssinn herrscht.<br />

Unsere Dozenten sind absolut nahbar, teilen mit uns Lernenden ihr<br />

Wissen und ihre Begeisterung und machen uns ebenso auf Veränderungen<br />

in der sich stetig wandelnden Kreativbranche aufmerksam.“<br />

Ben, 24<br />

studiert Angewandte Informationstechnik an der TH Lübeck<br />

„Das Interesse an dem Studienfach Elektrotechnik und Informatik<br />

erwachte bei Ben bereits während eines Schulpraktikums und verstärkte<br />

sich aufgrund seiner Ausbildung bei Thyssen-Krupp mit dem<br />

Schwerpunkt Automatisierung. Ab diesem Zeitpunkt stand für Ben<br />

fest, sein Abitur nachzuholen, um durch ein Studium möglichst tief<br />

in die wissenschaftlichen Hemisphären seines Interessenbereichs<br />

eintauchen zu können. Das Masterstudium an der TH Lübeck ist<br />

nach seiner Auffassung für ihn passgenau. Ganz besonders gefällt<br />

ihm an der TH Lübeck, dass ‚die Studierendenzahl übersichtlich ist<br />

und der persönliche Kontakt zu den Professorinnen und Professoren<br />

sehr niedrigschwellig ist‘. Seine Masterthesis schreibt er am<br />

Kompetenzzentrum (CoSA) der Technischen Hochschule. Als Tipp<br />

für Interessenten stellt Ben ein mathematisches Interesse und ein<br />

Durchhaltevermögen in den Vordergrund und ist ein großer Fan von<br />

Arbeitsgruppen. Die Herausforderung zu forschen und etwas Neues<br />

zu erfinden, hat für ihn seit seinen ersten Erfahrungen mit Elektro-<br />

und Informationstechnik nichts an Reiz verloren und schließt<br />

sogar eine eigene Lehrtätigkeit nicht aus.“<br />

Marla, 23<br />

studiert im 9. Trimester Bachelor of Arts Public Administration<br />

Allgemeine Verwaltung in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

Allgemeine Verwaltung zu studieren bedeutet für Marla die Möglichkeit,<br />

in fast alle Lebensbereiche tiefer einzudringen. „Dadurch<br />

gestaltet sich die Themenvielfalt sehr abwechslungsreich“, freut<br />

sich Marla. Nach dem Abitur hatte sie den Wunsch, für ihre Heimat<br />

in der Region Dithmarschen zu arbeiten, und begann ein duales<br />

Studium beim Kreis. Einbringen möchte sie sich vor allem für das<br />

Wohlbefinden der Mitarbeitenden und die fortschreitende Digitalisierung<br />

im Kreis Dithmarschen. Denn gerade für die junge Generation<br />

nimmt das Thema Work-Life-Balance einen wichtigen Stellenwert<br />

bei der Suche nach einem langfristigen Arbeitsplatz ein. „Es<br />

interessiert mich besonders, den Bereich Digitalisierung zusammen<br />

mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Kreis Dithmarschen voranzubringen,<br />

um die Arbeitsabläufe flexibler zu gestalten und<br />

den Service für die Kundinnen und Kunden zu optimieren,” betont<br />

Marla. Mit flexiblen Arbeitszeiten und der Option auf Home Office<br />

bietet die Kreisverwaltung Marla bereits beste Voraussetzungen,<br />

um ihr Berufs- und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen.<br />

Text Anja Nacken | Foto Sebastian Weimar<br />

Text Anja Nacken | Foto Sebastian Weimar<br />

Text Anja Nacken | Foto Sophie Blady<br />

Text Sophie Blady | Foto Reinhard Witt<br />

70<br />

71


„DER UNTERRICHT IST SEHR<br />

PRAXISORIENTIERT, WIR<br />

TANZEN VIEL UND STEHEN<br />

IN ENGEM AUSTAUSCH MIT<br />

UNSEREN DOZIERENDEN.“<br />

„AM STUDIUM BEGEISTERT<br />

MICH DIE VIELFÄLTIGKEIT DER<br />

HERAUSFORDERUNGEN ...“<br />

„DIE BETREUUNG IN DER GMSH<br />

GEFÄLLT MIR SEHR GUT.“<br />

„AM SPANNENDSTEN FAND<br />

ICH BISLANG DIE GEBÄUDE -<br />

BEWIRTSCHAFTUNG.“<br />

STUDENTEN-PORTRÄTS<br />

Lea, 21<br />

studiert im zweiten Semester Tanztherapie an der MSH Medical<br />

School Hamburg<br />

„Ich habe mich für ein Studium an der Medical School entschieden,<br />

da es der einzige Bachelorstudiengang in Deutschland ist, der<br />

in dieser Studienrichtung vor einem Jahr komplett neu eingeführt<br />

wurde. Mir gefällt besonders gut, dass wir eine kleine Gruppe von<br />

nur sieben Studierenden sind und der Umgang mit unseren Kommilitonen<br />

und Dozenten dadurch sehr persönlich ist. Wie in der Schule<br />

haben wir einen festen Stundenplan und besuchen alle Kurse<br />

gemeinsam. Dadurch haben wir zwar weniger Wahlfreiheit, aber als<br />

Gruppe sind wir sehr eng zusammengewachsen und unterstützen<br />

uns gegenseitig. Der Unterricht ist sehr praxisorientiert, wir tanzen<br />

viel und stehen in engem Austausch mit unseren Dozierenden.<br />

Jedes Modul dauert drei Stunden und enthält sowohl praktische als<br />

auch theoretische Elemente. Besonders begeistert bin ich von den<br />

Modulen Selbsterfahrung und Tänzerische Basis- und Kernkompetenzen.<br />

Das Studium hat mir gezeigt, wie kreativ ich in diesem<br />

Bereich bin und hat mir die Chance gegeben, über mich hinauszuwachsen.<br />

Die größte Herausforderung für mich ist jetzt, zwischen<br />

all den interessanten Themen zu wählen, auf die ich meinen Fokus<br />

setzen möchte. Nach meinem Studium möchte ich als Tanztherapeutin<br />

arbeiten, entweder im Bereich der Psychosomatik oder in<br />

einer eigenen Privatpraxis, sowohl in der Einzel- als auch in der<br />

Gruppentherapie.”<br />

Elaine (28),<br />

studiert Allgemeine Verwaltung / Public Administration im dualen<br />

Studium bei der Stadtverwaltung Eutin an der FHVD in<br />

Altenholz<br />

„Bevor ich mit dem Studium im vergangenen Jahr gestartet bin,<br />

habe ich zunächst eine dreijährige Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />

bei der Stadtverwaltung Eutin absolviert. Auf die<br />

Ausbildungsmöglichkeit bin ich durch eine Freundin gestoßen, die<br />

bereits bei der Stadtverwaltung einen Ausbildungsplatz hatte. Zu<br />

diesem Zeitpunkt wollte ich noch nicht studieren und war von den<br />

Ausbildungsmöglichkeiten begeistert. Während der Ausbildung, die<br />

mir sehr gut gefallen hat, habe ich aber dann doch festgestellt,<br />

dass ich noch mehr erreichen möchte und auch eine Stellung im<br />

gehobenen Dienst für mich infrage kommen könnte. Durch mein<br />

Abitur waren die Zugangsvoraussetzungen gegeben und so habe<br />

ich direkt im Anschluss an die Ausbildung mit dem Studium begonnen.<br />

Ich kann mir spätere Tätigkeitsbereiche beim Amt für Soziale<br />

Hilfen, beim Ordnungsamt oder auch im Personalbereich vorstellen.<br />

Die genauen Einsatzmöglichkeiten ergeben sich nach dem Abschluss<br />

und sind dann natürlich auch von den Vakanzen abhängig.<br />

Am Studium begeistert mich die Vielfältigkeit der Herausforderungen,<br />

denn Verwaltungstätigkeit umfasst so viele Bereiche und ist<br />

im stetigen Wandel, auch was die Digitalisierung anbelangt. Das<br />

dreijährige Studium ist in neun Trimester aufgeteilt, wobei man<br />

im ersten Jahr ausschließlich an der Fachhochschule ist. Im zweiten<br />

und dritten Jahr kommen dann Praxiseinheiten hinzu. Wenn<br />

ich den akademischen Abschluss besitze, möchte ich später auf<br />

jeden Fall in einer verantwortungsvollen, gehobenen Position arbeiten,<br />

dafür ist das Studium schließlich vorgesehen. Ich hätte<br />

mich zwar auch nach der Ausbildung intern, zum Beispiel durch<br />

den sogenannten Angestelltenlehrgang II, für eine höhere Position<br />

qualifizieren können, aber für mich persönlich ist das Studium die<br />

beste Wahl.”<br />

Ben, 19<br />

absolviert das duale Studium Wirtschaftsingenieurwesen Bau<br />

und Immobilien bei der GMSH und an der hochschule 21 in<br />

Buxtehude im 1. Semester<br />

„Mein duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Immobilien<br />

ist vereinfacht gesagt eine Mischung aus Betriebswirtschaftslehre<br />

und Bauingenieurwesen. Insgesamt werde ich sieben<br />

Semester studieren, dabei wechsle ich pro Semester zwischen einer<br />

dreimonatigen Theoriephase mit anschließenden Prüfungen und<br />

einem zweimonatigen Praixisblock. Meine erste Praxisphase in der<br />

GMSH verbringe ich aktuell in der Bewirtschaftung, die die Landesliegenschaften<br />

in Schleswig-Holstein betreuen, Aufträge erteilen<br />

und die Hausmeister koordinieren. In dieser Zeit war ich viel unterwegs<br />

und habe bereits einige Liegenschaften, zum Beispiel eine<br />

Polizeistation und eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete<br />

kennengelernt. Zudem habe ich die Bewirtschafter begleitet und<br />

ihnen bei der Büroarbeit über die Schulter geschaut. Die Betreuung<br />

in der GMSH gefällt mir sehr gut. Während meiner Praxiszeit in<br />

der GMSH bin ich auch viel herumgekommen – war in Kiel, Schleswig<br />

und Itzehoe. Für meinen Studiengang sollte man ein großes<br />

Interesse für Immobilien besitzen, kommunikativ sein und gerne<br />

organisieren. Mathematik- und Physikkenntnisse sind bei Fächern<br />

wie Tragwerkslehre und Bauphysik wichtig. In der Oberstufe hatte<br />

ich zwar keinen Physikunterricht, komme jetzt aber dennoch gut<br />

mit. Für Immobilien interessiere ich mich schon lange. Zum einen<br />

werden sie immer benötigt – das bedingt eine gewisse berufliche<br />

Sicherheit –, zum anderen fasziniert mich, wie große Häuser gebaut<br />

und verkauft werden. Nach meinem Bachelorabschluss bleibe<br />

ich erst einmal zwei Jahre lang bei der GMSH und wenn möglich,<br />

strebe ich noch ein Masterstudium an.“<br />

Lars, 24<br />

absolviert das duale Studium Green Building Systems bei der<br />

GMSH und an der Fachhochschule Westküste in Heide im 4.<br />

Semester<br />

„Vor meinem Studium absolvierte ich eine Ausbildung zum Elektroniker<br />

für Energie- und Gebäudetechnik. Anschließend arbeitete<br />

ich ein halbes Jahr lang in dem Bereich und begann dann das<br />

duale Studium Green Building Systems berufsbegleitend mit der<br />

GMSH. Mich interessiert, Gebäude energetisch komplett zu betrachten<br />

– von der Haustechnik über die Gebäudehülle bis zum Dach;<br />

sie zu bewerten und Sanierungsbedarfe zu identifizieren. Dafür erwerben<br />

wir im Studium und in den Praxisphasen alle notwendigen<br />

Grundlagen aus den Bereichen Elektro-, Heizungs-, Strömungs- und<br />

Lüftungstechnik und erfahren, wie diese für ein energieeffizientes<br />

Gebäude zusammenspielen müssen. Ich werde sieben Semester in<br />

Vollzeit studieren und arbeite während der Semesterferien blockweise<br />

sechs bis neun Wochen bei der GMSH. Dort verbringe ich<br />

auch das fünfte Semester – ein reines Praxissemester. Die GMSH<br />

ist ein erstklassiger Ausbilder. Während der Studienzeit können<br />

wir uns auf das Lernen konzentrieren und in den Praxisphasen erhalten<br />

wir wertvolle Projekteinblicke, besichtigen Baustellen und<br />

unterstützen die Ingenieurinnen und Ingenieure. Die Praxisphasen<br />

verbringen wir in verschiedenen Abteilungen. Am spannendsten<br />

fand ich bislang die Gebäudebewirtschaftung. Dort begleitete ich<br />

die Gebäudebewirtschafter bei der Betreuung der Landesliegenschaften.<br />

Für das Studium sollte man vor allem lernwillig, technikbegeistert<br />

und kommunikativ sein. Ob ich nach dem Studium<br />

einen Master anschließen möchte, weiß ich noch nicht. Nach dem<br />

Studium bleibe ich erst einmal bei der GMSH.“<br />

STUDENTEN-PORTRÄTS<br />

Text Sophie Blady | Foto MSH<br />

Text Anja Nacken | Foto Stadt Eutin<br />

Text Kristina Krijom | Foto GMSH<br />

Text Kristina Krijom | Foto GMSH<br />

72<br />

73


ERLEBEN<br />

sehen<br />

SEHEN<br />

Angeschaut<br />

TESLA<br />

.... Seite 75<br />

Text Anja Nacken<br />

Fotos Home Box Office,<br />

LEONIE<br />

Angeschaut<br />

Film-Tipps<br />

Angelesen<br />

Buch-Tipps .... Seite 76<br />

Abgehört<br />

Podcast-Tipps .... Seite 77<br />

Nicht nur deutsche Touristen erkunden<br />

gern ferne Länder. Auch unser Plastikmüll<br />

reist bisweilen um die Welt. Denn unsere<br />

Recyclingindustrie kann mit vielen<br />

Verpackungen nichts anfangen. Unser Autor ist<br />

hinterhergereist und hat Lösungen entdeckt,<br />

wie unser Müll zu Hause bleiben kann<br />

.... Seite 78<br />

Ausgegangen<br />

Veranstaltungs-Tipps .... Seite 77<br />

H<br />

I<br />

L<br />

F<br />

E<br />

How to Erstsemester<br />

So gelingt der Studienbeginn .... Seite 82<br />

ICE ON FIRE<br />

Leila Conners, 2<strong>01</strong>9<br />

Eine positive Bewertung von 90% auf der<br />

weltbekannten Kinokritik-Seite „Rotten<br />

Tomatoes“ gilt in der Filmwelt als absoluter<br />

Ritterschlag. So eine hohe Bewertung<br />

schaffte Hollywood-Star Leonardo DiCaprio<br />

bisher in keinem seiner Filme – seine oscarprämierte<br />

Rolle in „The Revenant“ kam 2<strong>01</strong>5<br />

„nur“ auf 78%. Das traumhafte 90%-Rating<br />

erhielt DiCaprio völlig zurecht für seinen<br />

Dokumentarfilm „ICE ON FIRE“, den er selbst<br />

produzierte und im Original einsprach. Regie<br />

führte Regisseurin und Umweltaktivistin Leila<br />

Conners. Der Titel ist Programm – thematisiert<br />

wird das Abschmelzen der Eislandschaften in<br />

der Arktis sowie der Gletscher auf Island und<br />

die dramatischen Folgen.<br />

In dieser Doku kommen nicht nur Wissenschaftler<br />

wie Jennifer Francis vom Wood Hole<br />

Research Center, die von einem dramatischen<br />

ansteigen der Klimagase Kohlenstoffdioxid<br />

und Methan berichtet, sondern auch Politiker<br />

wie etwa der isländische Umweltminister zu<br />

Wort. Conners und DiCaprio zeigen nach einer<br />

Analyse der Probleme eine ganze Reihe von<br />

teils neuen Lösungen auf, um diesen Prozess<br />

umzukehren.<br />

Dabei präsentieren die Filmemacherin und ihre<br />

Experten nicht nur die bekannten Ansätze wie<br />

klassische erneuerbare Energie aus Wind und<br />

Sonne, sondern auch progressive Methoden,<br />

die allesamt noch in der Entwicklung sind.<br />

DiCaprio hat sich schon seit Jahren in Hollywood<br />

einen Namen als Umweltaktivist<br />

gemacht; dass ihm Themen wie Erderwärmung,<br />

Anstieg des Meeresspiegels und Klimawandel<br />

wirklich am Herzen liegen, beweist<br />

er mit dieser Doku, der man die High-Budget-Produktion<br />

ansieht. Atemberaubende<br />

Bilder, selten gesehene Kamerafahrten über<br />

Gletscherlandschaften und außergewöhnliche<br />

Kamerawinkel zeigen eine Schönheit im<br />

ewigen Eis der Arktis, die vielleicht bald für<br />

immer verschwunden ist.<br />

TESLA<br />

Michael Almereyda, 2020<br />

Bestimmt kennt jeder Sheldon Cooper, den<br />

genial-verschrobenen Wissenschaftler aus<br />

„The Big Bang Theory“. Dessen Lieblingswissenschaftler<br />

war weder Albert Einstein noch<br />

Stephen Hawkins, sondern Nikola Tesla – und<br />

das aus gutem Grund.<br />

Tesla war nicht einfach nur ein brillanter<br />

Kopf, sondern auch der vielleicht genialste<br />

Underdog aller Zeiten. Sein Gegenspieler Edison,<br />

den heute jedes Kind als Erfinder der<br />

Glühbirne kennt, machte ihm nicht nur das<br />

Leben schwer, sondern war bei der Vermarktung<br />

seiner Ideen ihm immer einen Schritt<br />

voraus. Tesla war das Genie, Edison der Vermarktungskünstler,<br />

der den amerikanischen<br />

Traum perfekt verkörperte – nämlich den,<br />

vom Erfinder im Keller zum Multimillionär zu<br />

werden. Tesla selber wurde weder reich noch<br />

wirklich berühmt – erst heute huldigt man<br />

ihm, dank seiner Fans von Sheldon Cooper bis<br />

Elon Musk. Der perfekte Stoff also für einen<br />

großen Hollywoodfilm – und den liefert der<br />

Regisseur Michael Almereyda in seinem Werk<br />

von 2020.<br />

Dieser Film ist auf gleich mehreren Ebenen<br />

sehenswert. Da ist zum einen die schauspielerische<br />

Leistung von Hauptdarsteller Ethan<br />

Hawke, der schon vor 30 Jahren mit „Der Club<br />

der toten Dichter“ zeigte, was schauspielerisch<br />

in ihm steckt. Jetzt, als gereifter Mittfünfziger,<br />

ist er auf dem Höhepunkt seines<br />

künstlerischen Schaffens angelangt. Seine<br />

Darstellung des oft verzweifelten, oft eigenbrödlerischen,<br />

aber immer genialen Nikola<br />

Tesla ist erste Liga. Völlig unverständlich,<br />

dass er bei der Oscarverleihung leer ausging.<br />

Aber das ist schon ganz anderen passiert.<br />

Hawke selber ist durch „Tesla“ jedenfalls in<br />

einer Kategorie zu nennen wie John Malkovich,<br />

Christian Bale & Co.<br />

Der Film selbst wagt sich auf ein künstlerisches<br />

Terrain, das nicht immer leicht zu fassen<br />

ist. Dokumentar- und Spielszenen lösen<br />

sich ab, an solchen Stellen verläuft sich die<br />

Handlung hin und wieder. „Manieriert“ nennt<br />

man das in Künstlerkreisen, übersetzt heißt<br />

das ein bisschen zu gewollt künstlerisch. Zum<br />

Glück allerdings verliert der Film an keiner<br />

Stelle sein Niveau, sondern wird durch Hawkes<br />

brillantes Spiel immer aufgefangen. Was am<br />

Ende bleibt, ist ein vergnüglicher Kinoabend<br />

und die Gewissheit, auch noch etwas gelernt<br />

zu haben.<br />

74<br />

75


lesen<br />

LESEN<br />

hören<br />

HÖREN<br />

Text Anja Nacken,<br />

ME2BE<br />

Fotos Shutterstock,<br />

Marius Engels,<br />

Bloomberg<br />

Text Anja Nacken<br />

Fotos Christian-<br />

Schulz-Schramm-Film,<br />

FinanzBuch Verlag, Carl<br />

Hanser Verlag<br />

Angelesen<br />

Abgehört<br />

Ausgegangen<br />

Buch-Tipps<br />

Podcast-Tipps<br />

Veranstaltungs-Tipp<br />

Roter Himmel<br />

Christian Petzold, <strong>2023</strong><br />

Christian Petzold hat alles an Preisen abgeräumt,<br />

was das deutsche Filmbusiness zu bieten<br />

hat. Der Regisseur, Jahrgang 1960, gehört<br />

hierzulande zu den Top-Stars. Dass er jetzt<br />

mit „Roter Himmel“ den vielleicht besten<br />

Film seiner Karriere liefert, ist dennoch eine<br />

Sensation. Zuschauer und Kritiker der letzten<br />

Berlinale waren sich einig: Roter Himmel ist<br />

ein Meisterwerk und wurde folgerichtig auch<br />

mit dem großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Geschichte der beiden Freunde Leon und<br />

Felix beginnt als leichte Beziehungskomödie,<br />

als sich die lebenslustige Nadja in ihrem<br />

Ferienhaus an der Ostsee zu ihnen gesellt.<br />

Es wird gelacht, getrunken und geliebt. Dass<br />

sich eine Katastrophe anbahnt, bemerken die<br />

Kinozuschauer lange vor den Protagonisten;<br />

Löschflugzeuge donnern über das Haus, Waldbrände<br />

geraten außer Kontrolle, aus leichter<br />

Urlaubsstimmung wird schnell Todesangst.<br />

„Roter Himmel” gilt als einer der leichtesten<br />

und unterhaltsamsten Filme von Petzold.<br />

Trotzdem gelingt ihm eine Tiefe in der Erzählung,<br />

die man selten im deutschen Kino findet.<br />

Das Werk ist laut Petzold der zweite Teil<br />

einer Trilogie (1 Teil: Undine), schon jetzt<br />

darf man sich also auf Teil 3 freuen und eines<br />

Tages auch auf einen langen Kinoabend mit<br />

der kompletten Trilogie am Stück. Unbedingt<br />

empfehlenswert!<br />

Jacqueline Goebel / Bendict Wermter<br />

Die Plastiksucht – Wie Konzerne Milliarden<br />

verdienen und uns abhängig machen<br />

Journalist, Autor und Regisseur Benedict<br />

Wermter hat zusammen mit Jacqueline Goebel,<br />

Wirtschaftsjournalistin der Wirtschaftswoche,<br />

über Jahre hinweg zur Plastikindustrie und<br />

Kreislaufwirtschaft recherchiert. Die Ergebnisse<br />

haben die beiden Autoren in ihrem<br />

kürzlich erschienen Sachbuch veröffentlicht.<br />

Sie zeigen eindrucksvoll die Machenschaften<br />

der weltweiten Plastikindustrie und Müllwirtschaft<br />

auf und liefern ein 12-Schritte-Programm<br />

zum Entzug von unserer Plastiksucht,<br />

um genau diesen Profiteuren und der globalen<br />

Plastikkrise zu entkommen. Dabei bleiben die<br />

beiden Autoren nicht an der Oberfläche, sondern<br />

zeichnen den kometenhaften Aufstieg<br />

des Werkstoffs, seine Lebenszyklen, aktuelle<br />

wirtschaftliche Abhängigkeiten und verbrecherische<br />

Methoden der Industrie auf. Das<br />

spannende und aufklärerische Buch entlässt<br />

uns als Gesellschaft nicht aus der Verantwortung,<br />

der Bedrohung des Planeten und der<br />

gesamten Menschheit strikt entgegenzuwirken,<br />

eine Verantwortung, die mehr beinhaltet<br />

als westlich gelernte Mülltrennung. In einem<br />

Gespräch mit ME2BE hofft Wermter: „Wir sind<br />

gespannt, ob das Buch mit seinen konstruktiven<br />

Lösungsvorschlägen zu einer Verbesserung<br />

der globalen Situation rund um schnelllebiges<br />

Einwegplastik beitragen kann.“<br />

Finanzbuchverlag (FBV) <strong>2023</strong> I Preis:<br />

18,00 €<br />

Volker Quaschning<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN UND KLIMA-<br />

SCHUTZ<br />

Hintergründe – Techniken und Planung –<br />

Ökonomie und Ökologie – Energiewende<br />

Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet<br />

Regenerative Energiesysteme an der<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW<br />

Berlin und Mitinitiator von Scientists for<br />

Future, ermöglicht mit diesem Buch einem<br />

breiten Leserkreis das Verständnis für das<br />

Themenspektrum erneuerbare Energien<br />

und Klimaschutz. Der Wissenschaftler führt<br />

anschaulich die vielfältigen alternativen Möglichkeiten<br />

einer nachhaltigen Energieversorgung<br />

im Zeitalter der Klimakrise vor Augen<br />

und erläutert die Technik, die Entwicklungsstände,<br />

die Umweltverträglichkeit und die<br />

Potentiale von Solarenergie, Wind- und Wasserkraft,<br />

Erdwärme, Biomasse & Co. Er zeigt<br />

am Beispiel Deutschlands, wie das Zusammenspiel<br />

der verschiedenen Technologien und<br />

deren Wirtschaftlichkeit gelingen kann, um<br />

eine nachhaltige Energieversorgung zu realisieren<br />

und räumt Vorurteile aus. Im letzten<br />

Kapitel liefert er abschließend Beispiele für<br />

eine private nachhaltige Energieversorgung<br />

und schärft nochmal mehr das Bewusstsein,<br />

dass ein Umdenken realisierbar und alternativlos<br />

ist. Ein Buch als Must-have für alle, die<br />

sich an der Klimadebatte mit aktueller Fachkenntnis<br />

beteiligen möchten.<br />

Carl Hanser Verlag München, 6. aktualisierte<br />

Auflage 2021 I Preis: 29,99 €<br />

New Energy from Hamburg – Projekte,<br />

Menschen, Meinungen EEHH<br />

Im Podcast des Cluster Erneuerbare Energien<br />

Hamburg (EEHH) kommen regelmäßig Experten<br />

zum Themenfeld Erneuerbare Energien<br />

zu Wort. EEHH ist das regionale Branchennetzwerk<br />

für Energiesysteme der Zukunft und<br />

hat es sich seit 2<strong>01</strong>0 zur Aufgabe gestellt,<br />

die Metropolregion Hamburg zu einem<br />

Modellraum der vernetzten Energiewende in<br />

Deutschland zu entwickeln. Geschäftsführer<br />

Jan Rispens zur Vision 2025 des Vereins:<br />

„Erneuerbare Energien sind die Basis für den<br />

Umbau unserer regionalen Energielandschaft.<br />

Diese muss in Zukunft zu einem Gesamtsystem<br />

zusammenwachsen, bei dem alle Sektoren<br />

und Energieträger intelligent miteinander<br />

verknüpft sind. Für diese Vernetzung von<br />

Menschen, Ideen und Projekten arbeiten wir<br />

mit Leidenschaft.“ Die Podcastreihe des EEHH<br />

bietet Interviewpartnern aus Wirtschaft, wie<br />

Politik und Wissenschaft eine Plattform, um<br />

über aktuelle Themen der Branche und der<br />

Energiewende zu informieren. Die Themen<br />

reichen beispielsweise von den Herausforderungen<br />

für das Stromnetz der Zukunft, über<br />

die Entwicklung der internationalen Klimaforschung,<br />

bis hin zu aktuellen Maßnahmen zur<br />

Energieeffizienz in Unternehmen.<br />

www.erneuerbare-energien-hamburg.de/<br />

de/news/podcasts.html<br />

planetary business<br />

Der Podcast planetary business befasst sich<br />

mit dem Thema umweltbewusste, nachhaltige<br />

Unternehmensführung und Corporate<br />

Responsibility. Anhand von Praxisbeispielen<br />

aus den verschiedensten Wirtschaftszweigen<br />

erläutern Expertinnen und Experten aus<br />

Unternehmen, wie sie mit der Transformation<br />

vorangehen, welche Praxiserfahrungen sie in<br />

der Umsetzung bereits gemacht haben und<br />

wie zukünftige Visionen aussehen können.<br />

Planetary business setzt auf die Vereinbarkeit<br />

zwischen Umweltbewusstsein und einer starken<br />

Wirtschaft und versucht anhand unternehmerischer<br />

Beispiele dieser Vereinbarkeit<br />

nachzuspüren. Dabei werden auch Themen<br />

wie gestiegene Verantwortlichkeit, Machbarkeit<br />

und Glaubwürdigkeit innerhalb der globalen<br />

Weltwirtschaft nicht unter den Teppich<br />

gekehrt. Der Podcast geht über allgemeine<br />

Fragen hinaus und beleuchtet in vielfältiger<br />

Weise den Spagat der Unternehmen, die zwischen<br />

den Bedürfnissen der Konsumentinnen<br />

und Konsumenten, dem wirtschaftlichen Profit<br />

und den notwendigen Rettungsmaßnahmen<br />

für das Ökosystem agieren müssen.<br />

www.planetary-business.org/<br />

Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft<br />

15. März bis 13. Oktober 2024<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

Steintorplatz, 20099 Hamburg<br />

Seit den Anfängen der Menschheitsgeschichte<br />

stellt Wasser eine der bedeutendsten Herausforderungen<br />

für die Menschheit dar. Unser<br />

Umgang mit dieser essenziellen Ressource<br />

wird maßgeblich die Zukunft unseres Planeten<br />

und der gesamten Menschheit beeinflussen.<br />

Aktuell stehen wir vor einer komplexen<br />

Wasserkrise, deren Ursprung größtenteils in<br />

unserem fehlerhaften Management liegt: 40<br />

Prozent der Weltbevölkerung leiden unter<br />

Wasserknappheit, und mehr als 90 Prozent<br />

der Naturkatastrophen sind mit Wasser verbunden.<br />

Im Jahr 2022 erlebte Europa die<br />

schwerwiegendste Dürre seit einem halben<br />

Jahrtausend.<br />

Die Ausstellung „Water Pressure. Gestaltung<br />

für die Zukunft“, initiiert durch das Museum<br />

für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) und<br />

Jane Withers Studio, nimmt eine globale<br />

Perspektive auf die Wasserkrise ein. Präsentiert<br />

werden innovative Designideen, die das<br />

Potenzial besitzen, unsere Zukunft grundlegend<br />

zu verändern. Die kreativen Werke aus<br />

den Bereichen Design, Architektur, Kunst und<br />

Wissenschaft orientieren sich oft an natürlichen<br />

Prinzipien und eröffnen somit neue<br />

Wege, um die gegenwärtige Lage zu bewältigen.<br />

76<br />

77


Text Benedict Wermter<br />

Illustration Ibou Gueye<br />

Die Odyssee des gelben Sacks<br />

Nicht nur deutsche Touristen erkunden gern ferne Länder. Auch unser Plastikmüll<br />

reist bisweilen um die Welt. Denn unsere Recyclingindustrie kann mit vielen<br />

Verpackungen nichts anfangen. Unser Autor Benedict Wermter ist hinterhergereist<br />

und hat Lösungen entdeckt, wie unser Müll zu Hause bleiben kann.<br />

Was wird eigentlich aus meinen Chipstüten<br />

und Käseschalen, wenn Chips und Käse gegessen<br />

sind und die Verpackungen im Müll landen?<br />

Werden daraus wirklich neue Verpackungen?<br />

Oder zumindest Parkbänke? Oder nimmt<br />

das verbrauchte Plastik einen ganz anderen,<br />

einen viel weiteren Weg?<br />

Dies ist die Geschichte des gelben Sacks auf<br />

Weltreise. Eine Reise zu Brachen am Bosporus,<br />

wo deutsche Joghurtbecher verbuddelt sind,<br />

auf den Balkan, wo unsere gelben Säcke verbrannt<br />

werden, nach Südostasien, wo Bauern<br />

statt Getreidesamen Plastik im Boden vergraben.<br />

Es ist die Geschichte von vielschichtigen<br />

Plastikverpackungen, die niemand haben will<br />

und die dauernd auf Durchreise sind – bis sie<br />

fernab unserer Hinterhöfe verscharrt oder im<br />

Ozean versenkt werden.<br />

Dies ist auch meine Reise. Denn ich habe<br />

drei Jahre lang meinen Verpackungen<br />

nachgespürt. Entdeckt habe ich sie an<br />

Orten, an denen wir Deutschen eigentlich<br />

Urlaub machen.<br />

Die Reise des gelben Sacks beginnt im Innenhof<br />

meines Wohnblocks. Meine Nachbarn und<br />

ich werfen hier durchschnittlich etwa zwei<br />

Kilo pro Woche in die Tonnen, mehr als 100<br />

Kilo privater Verpackungsmüll waren es laut<br />

Umweltbundesamt im Jahr 2<strong>01</strong>8 pro Kopf.<br />

Die Berliner Entsorgungsfirma „ALBA“ leert<br />

unsere gelben Tonnen; und mein gelber Sack<br />

fährt zusammen mit Tausenden anderen zu<br />

einem Umschlagplatz.<br />

Wenige Kilometer vor Bremen steht die Sortieranlage<br />

der „Gesellschaft für Abfall und Recycling“,<br />

kurz GAR. Das Unternehmen sortiert<br />

pro Jahr etwa 50 Millionen gelbe Säcke, sagt<br />

Jens Blume, der Betriebsleiter. Gelbe Säcke,<br />

wie auch ich sie in die Recyclingtonne werfe.<br />

Unentwegt fahren Lastwagen auf den Hof,<br />

sie werden am Eingang gewogen und kippen<br />

ihren Inhalt auf einen großen gelben Haufen.<br />

Eine Viertelstunde später liegen die gelben<br />

Säcke aufgebrochen auf einem Förderband.<br />

Große und kleine Teile werden getrennt,<br />

danach erkennen Lichtsensoren unterschiedliche<br />

Plastiksorten, die dann per Luftstoß auf<br />

verschiedene Bänder gepustet werden. Der<br />

Rest fällt am Ende des Bandes runter.<br />

Dieses Rosinenpicken, wie das Sortieren in<br />

der Branche genannt wird, trennt wertvolle<br />

Sekundärrohstoffe wie Shampoo-Flaschen von<br />

wertlosem Mischplastik wie Chipstüten. Am<br />

Ende des Prozesses werden die verschiedenen<br />

Plastiksorten in Ballen gepresst, verdrahtet<br />

und auf dem Hof aufgetürmt.<br />

Sortieranlagen wie die GAR sind höchste<br />

deutsche Ingenieurskunst. „Aber wir polieren<br />

hier die Kommastellen der Abfallstatistik“,<br />

sagt Jens Blume. Auch die GAR ändert nichts<br />

daran, dass Mischplastik ein Gros des gelben<br />

Sacks ausmacht. Und für diesen unliebsamen<br />

Inhalt meines gelben Sacks beginnt jetzt die<br />

große Irrfahrt.<br />

Anfang 2<strong>01</strong>9 erhalte ich Hinweise von der<br />

„Break Free From Plastik“-Bewegung, einem<br />

Zusammenschluss von Aktivisten, die vor<br />

allem in Asien gegen Verschmutzung durch<br />

Plastikmüll kämpfen: In der Nähe von Surabaya<br />

auf der indonesischen Insel Java sollen<br />

reihenweise Container aus den USA und<br />

Europa eintreffen, gefüllt mit Plastikmüll.<br />

Zu der Zeit bin ich bereits in Indonesien, auf<br />

Sumatra, und mache einen ersten Abstecher<br />

auf eine Mega-Müllhalde: 30 Meter hohe und<br />

hunderte Meter lange Haufen, qualmend, stinkend<br />

und von Möwen umflogen. Es ist mein<br />

erster Versuch, deutschen Plastikabfall aufzuspüren<br />

– dieses Mal noch vergeblich.<br />

Über Jahre hinweg war unliebsamer Plastikmüll<br />

nach China gereist, bis zu einem Drittel<br />

des globalen Aufkommens der Recyclingtonnen.<br />

Zeitweise waren es über 8 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr. Doch im Juli 2<strong>01</strong>7 kündigte<br />

die chinesische Regierung einen Importstopp<br />

an, um das eigene Müllmanagement zu verbessern,<br />

Anfang 2<strong>01</strong>8 trat es in Kraft. Müllmakler<br />

und Plastikverwerter, oft chinesische<br />

Geschäftsleute, zogen weiter und bauten ihre<br />

Recyclinghöfe in nahegelegenen Ländern wie<br />

Vietnam, Thailand, Malaysia und Indonesien<br />

auf.<br />

Prigi Arisandi, Gründer der indonesischen<br />

Umweltorganisation „Ecological Observation<br />

and Wetlands Conservation“, kurz „Ecoton“,<br />

erklärt mir damals, was auf Java los ist: Dort<br />

würden Papierfabriken Altpapier importieren,<br />

das sie für die Produktion von neuer Zellulose<br />

brauchen. Der Preis für den Import sinkt,<br />

wenn sie sich zwischen dem Altpapier wertlosen<br />

Plastikmüll als blinden Passagier mitliefern<br />

lassen. Davon profitieren auch deutsche,<br />

australische und amerikanische Müllunternehmer:<br />

Sie hätten so Entsorgungskosten für<br />

mehrere Tonnen von Verpackungen eingespart,<br />

berichtet Arisandi.<br />

Die Papierfabriken in Java geben dann die<br />

Plastikverpackungen an Petani Plastik weiter,<br />

an „Plastikbauern“ in der Nachbarschaft.<br />

Ganze Dörfer in Indonesien haben von Reis<br />

78


auf Plastik umgestellt. „Sie fischen einen<br />

kleinen, noch recycelbaren Teil heraus und<br />

verkaufen ihn an Geschäftsleute. Den Rest<br />

verbrennen sie oder werfen ihn in die Flüsse“,<br />

sagt Arisandi. Seine Familie und er haben<br />

regelmäßig Plastikbauern besucht und auch<br />

Verpackungen aus Deutschland gefunden,<br />

erzählt er – einmal sogar den Personalausweis<br />

einer Frau aus Hamburg.<br />

Ich finde keinen deutschen Müll auf der Müllhalde<br />

in Sumatra, und später suche ich auch<br />

in Malaysia vergebens. Später im Jahr 2<strong>01</strong>9<br />

schränken Malaysia und Indonesien dann<br />

die Einreise des gelben Sacks stark ein – als<br />

Folge der Umweltbelastung. Trotzdem: Noch<br />

heute trocknen indonesische Plastikbauern<br />

gelegentlich importierten Plastikmüll als<br />

geschredderte Fetzen in ihren Vorgärten und<br />

verkaufen ihn dann als Brennstoff an Tofufabriken.<br />

Zum Räuchern.<br />

Im Laufe meiner Recherche gewinnt für<br />

mich eine Frage immer mehr an Bedeutung:<br />

Gibt es woanders vielleicht magische Fa ­<br />

briken, die unseren unbrauchbaren Müll in<br />

wertvolle Ressourcen verwandeln? Anfang<br />

2020 stoße ich in einer Art Reiseforum für<br />

Plastiktouristen auf einen Mitstreiter, den<br />

diese Frage ebenfalls umtreibt.<br />

Kumar kommt aus Indien und berät Unternehmen<br />

in Sachen Nachhaltigkeit. Für eine<br />

deutsche Firma soll er recyceltes Plastik einkaufen.<br />

Dieser Auftraggeber, dessen Name<br />

anonym bleiben soll, will es Kinderspielzeug<br />

beimischen. Kumars Problem: Die Qualität<br />

des Rezyklats reicht einfach nicht dafür aus,<br />

dass Kinder das Spielzeug später getrost in<br />

den Mund nehmen könnten – und die Firma<br />

bekommt keine Erlaubnis, es einzusetzen.<br />

Allerdings werben Chemiekonzerne, die Plastik<br />

herstellen oder Firmen, die damit ihre<br />

Produkte verpacken, gerne mit „recyclingfähigen“<br />

und „recycelten“ Verpackungen. Doch<br />

das seien oft leere Versprechen, sagt Kumar,<br />

auch wenn entsprechende Logos aufgedruckt<br />

sind. „Und ich hasse Betrug.“<br />

Wir schmieden einen Plan: Gemeinsam mit<br />

dem Filmemacher Tom Costello bauen wir<br />

Anfang 2021 ein getarntes Müllreisebüro auf.<br />

Wir tun so, als wollten wir Mischplastik auf<br />

Reisen schicken und werben mit unserer Tarnfirma<br />

von Berlin aus Müllhändler im Ausland<br />

an.<br />

Nachdem Asien die Müllpforten fast endgültig<br />

geschlossen hat, werben türkische Recycler<br />

im Frühjahr 2021 um unsere gelben Säcke.<br />

Unsere erste Station im Sommer ist also: die<br />

Türkei. Bevor wir losreisen, wollen wir per<br />

Telefon einen Platz in einem Container buchen<br />

für unsere gelben Säcke. Ein Müllmakler empfiehlt:<br />

„Versteck das unbrauchbare Plastik<br />

im hinteren Teil des Containers. Pack LDPE<br />

vorne an die Tür.“ Light-Density Poly-Ethylen,<br />

Weich-Polyethylen, ist ein sortenreiner und<br />

vergleichsweise hochwertiger Kunststoff.<br />

Wir reisen nach Adana, einem Mülltourismus-Hotspot,<br />

und fahren durch Industriegebiete.<br />

In Lagerhallen sehen wir halb abgefackelte<br />

Ballenware. Anwohner sagen: EU-Müll.<br />

Gemeinsam mit dem türkischen Meeresbiologen<br />

Sedat Gündogdu fahren wir später in die<br />

hügelige Steppe von Adana. Gündogdu sammelt<br />

Hinweise aus der Nachbarschaft zu illegalen<br />

Deponien. Auf einer sandigen Brache,<br />

etwa zwanzig Minuten vom nächsten Dorf<br />

entfernt, finden wir schließlich Verpackungen<br />

aus allen möglichen EU-Ländern im Boden<br />

versenkt. Und jetzt endlich, bin ich fündig<br />

geworden: Manche Packungen stammen aus<br />

Deutschland. Auf ihnen prangt ein kleines,<br />

rundes Symbol der freien Marktwirtschaft, das<br />

hier im Sand wie ein schlechter Witz wirkt:<br />

der Grüne Punkt.<br />

Später trifft Kumar zwei Müllhändler. Sie<br />

prahlen, dass sie im Frühjahr 2021 zehntausende<br />

Tonnen Mischplastik importiert hätten.<br />

Doch zurzeit nehmen sie nichts: „Das Material<br />

ist zu riskant“, sagt der Makler, der uns einige<br />

Wochen zuvor am Telefon den Schmuggel<br />

erklärt hatte. Die Türkei hat den Import im<br />

Juli 2021 stark beschränkt.<br />

Der letzte Halt unserer Odyssee liegt wieder<br />

in der EU: Bulgarien. Fast jede Fünfte Verpackung<br />

aus dem gelben Sack landete 2<strong>01</strong>9 hier,<br />

wie eine Statistik der Stiftung Zentrale Stelle<br />

Verpackungsregister besagt. Offiziell gelten<br />

in Bulgarien alle Anlagen als überprüft und<br />

besiegelt, unsere Verpackungen werden dort<br />

verwertet und das Ganze sauber dokumentiert.<br />

Was inoffiziell passiert, erzählt uns ein<br />

italienischer Müllmakler. Wir treffen ihn unter<br />

dem Vorwand, dreckiges Mischplastik exportieren<br />

zu wollen. In einem Café eröffnet er<br />

uns sein Geschäftsmodell: Beamte des Zolls<br />

und der Umweltbehörden besticht er, weiß,<br />

wann Kontrollen stattfinden.<br />

Später zeigt er uns seinen Betrieb. Nach einstündiger<br />

Autofahrt raus aus den Plattenbauten<br />

der bulgarischen Hauptstadt Sofia<br />

stehen wir mit dem Italiener auf seinem Hof.<br />

Textilien, Essensreste, Plastikverpackungen<br />

lagern hier. Alles Brauchbare, das er darin<br />

findet, recycelt er angeblich. Und tatsächlich,<br />

in einer kleinen Halle steht ein Extruder,<br />

der Verpackungen zu Granulat einschmelzen<br />

könnte – wenn er denn angeschlossen und<br />

betriebsfähig wäre. Maschinen zum Sortieren<br />

von Plastikverpackungen suchen wir hier vergebens.<br />

Vielleicht auch, weil die Stationen des Müllkarussells<br />

teils so verwegen sind, haben<br />

deutsche Entsorger im vergangenen Jahr<br />

weniger Müll exportiert, die Recyclingindustrie<br />

arbeitet hierzulande daran, Kapazitäten<br />

auszubauen. Und ein Teil unseres Mülls reist<br />

tatsächlich als Rezyklat, als Rohstoff wieder<br />

in die Bundesrepublik ein, zum Beispiel aus<br />

Anlagen in Bulgarien. Aber wohl nicht aus<br />

dieser hier. Stattdessen läuft der Italiener<br />

über den Hof und erzählt, wie er den Plastikmüll<br />

in einen nahe gelegenen Zementofen<br />

schickt.<br />

Die Zementindustrie hat die Chipstüten und<br />

Käseschalen als Brennstoffe entdeckt, die<br />

Rohöl ersetzen. Für die Zementwerke ein<br />

gutes Geschäft: Sie sparen nicht nur Ausgaben<br />

für klassische Brennstoffe, sie bekommen<br />

auch noch Geld von den Müllmaklern.<br />

Vorerst also Endstation für meinen gelben<br />

Sack. Sein Inhalt wird allenfalls noch durch<br />

die bulgarische Nachbarschaft reisen, als<br />

giftige Flugasche. Zu uns nach Deutschland,<br />

zu uns Verbrauchern, die so gerne Chips und<br />

Käse essen und die grün bepunktete Packung<br />

guten Gewissens in die Recyclingtonne werfen,<br />

kommt er nicht wieder zurück. Höchstens<br />

vielleicht im Himmel – als Treibhausgas.<br />

Warum findet sich überhaupt der Inhalt<br />

deutscher gelber Tonnen im Ausland?<br />

Dafür muss man die Eigenschaften von Shampoo-Flaschen,<br />

Chipstüten oder Käseschalen<br />

kennen. Die chemischen Bausteine für Kunststoffe<br />

werden aus Rohöl oder Erdgas gewonnen.<br />

Chemiefirmen verbinden die Grundsubstanzen<br />

dann zu langkettigen Molekülen, zu<br />

verschiedenen Kunststoff-Polymeren – etwa<br />

Polyethylen oder Polypropylen. Werden diese<br />

erhitzt und geschmolzen, lassen sich daraus<br />

etwa Folien für Verpackungen ziehen oder<br />

Schalen pressen. Allerdings: Nur Plastikverpackungen,<br />

die sortenrein und aus einem<br />

einzigen Kunststoff aufgebaut sind, sind nach<br />

Gebrauch wirklich kreislauffähig und können<br />

recycelt werden.<br />

Dieser Teil des gelben Sacks ist darum sehr<br />

willkommen auf Recyclinghöfen, wo etwa<br />

Shampoo-Flaschen gehäckselt, gewaschen<br />

und zu kleinen Plastikkügelchen eingeschmolzen<br />

werden. Dieses Rezyklat können Verpackungshersteller<br />

etwa dem Plastik für neue<br />

Shampoo-Flaschen beimischen.<br />

Bei Chipsverpackungen und Käseschalen ist<br />

das schwieriger. Denn sie bestehen aus mehreren<br />

miteinander verklebten Folien verschiedener<br />

Kunststoffe. Auf den oberen lassen sich<br />

Logos und Farben drucken, die unteren geben<br />

Form und Halt, schützen den Inhalt vor Licht<br />

und Luft und machen ihn länger haltbar.<br />

Doch sind die Schichten erstmal verbunden,<br />

lassen sie sich nicht trennen. Und somit nicht<br />

recyceln. Diese im Englischen als Multilayer<br />

bezeichneten Verpackungen werden aussortiert.<br />

Weil Recycling nicht möglich ist, muss<br />

ungefähr die Hälfte des gelben Sacks laut Zentraler<br />

Stelle Verpackungsregister energetisch<br />

verwertet werden – das heißt also: verbrannt.<br />

Henning Wilts ist Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft<br />

beim Wuppertal Institut für Klima,<br />

Umwelt und Energie. Er macht sich dabei auch<br />

Gedanken zu den vielschichtigen Packungen.<br />

„Man wird die Multilayer weiterhin brauchen“,<br />

sagt er. „Es gilt aber, bestimmte, besonders<br />

schwierige Kombinationen von Verpackungen<br />

zu verhindern. Und zu standardisieren, wo<br />

es nur geht“ – dabei müsse sich die Branche<br />

einig werden. Dass immer öfter eine Plastik-Schicht<br />

durch Papier ersetzt wird, hält<br />

Wilts für ein Irreführen der Konsument:innen:<br />

„Sieht nachhaltiger aus, als es ist.“<br />

Der Trend geht außerdem zu biobasierten und<br />

biologisch abbaubaren Verpackungen – von<br />

algenbasierten Kunststoffen bis hin zu Folien<br />

aus Hanf. So lassen sich zwar fossile Rohstoffe<br />

ersetzen. Noch ist allerdings unklar, wie massentauglich<br />

sie sind: Ihr Preis ist höher, und<br />

ihre bessere Umweltbilanz im Vergleich zu<br />

fossilen Kunststoffen ist fraglich; auch sind<br />

sie meist nur in großen Kompostieranlagen<br />

biologisch abbaubar. Fatal wäre außerdem,<br />

wenn wir die „Bio“-Kunststoffe als Freifahrtsschein<br />

für noch mehr Verpackung verstehen<br />

würden. Denn die beste Verpackung ist und<br />

bleibt jene, die nie entstanden ist.<br />

80<br />

81


H L I<br />

F<br />

E<br />

HOW TO ERSTSEMESTER<br />

1. Der Eintritt ins Studium<br />

Damit Studieninteressierte pünktlich zum<br />

Wintersemester – dann beginnen nämlich<br />

die meisten Studiengänge – mit dem Studium<br />

beginnen können, sollten unbedingt die<br />

Bewerbungsfristen eingehalten werden. Für<br />

einen Studienplatz mit Zulassungsbeschränkung<br />

kann man sich vom 15.04. bis zum<br />

15.07. bewerben. Für zulassungsfreie Studiengänge<br />

findet die Bewerbungsphase je nach<br />

Uni von Mitte August bis Mitte Oktober statt.<br />

An den meisten Unis bewirbt man sich über<br />

ein Bewerbungsportal. Zu einer Bewerbung<br />

gehören auf jeden Fall das Antragsformular<br />

und der Nachweis der Hochschulreife. Je<br />

nach Studiengang oder Universität kann der<br />

Umfang der Bewerbung aber variieren.<br />

Sobald die Zusage der Hochschule gekommen<br />

ist, können die zukünftigen Studierenden sich<br />

immatrikulieren, also einschreiben. Meist<br />

muss man dies persönlich tun. Das Zulassungsschreiben<br />

sollte dabei genau durchgelesen<br />

werden, um keine wichtigen Dokumente<br />

zu vergessen.<br />

2. Hilfe, mein Kontostand! Wie<br />

beantrage ich BAföG?<br />

BAföG zu beantragen, ist oft eine Wissenschaft<br />

für sich. Am besten wird ein Beratungstermin<br />

mit dem BAföG-Amt oder einem<br />

AStA-Mitglied vereinbart. Dort sind dann<br />

auch die Antragsformulare für die Studierenden<br />

verfügbar. Eine weitere Möglichkeit ist<br />

der Online-Antrag. Viele Studentenwerke bieten<br />

bereits ein Online-Portal mit praktischen<br />

Hilfestellungen beim Ausfüllen an. Sollte man<br />

kein BAföG erhalten, kommen vielleicht Stipendien<br />

oder Förderkredite infrage.<br />

3. Was, wann, wo? Mit Überblick<br />

zum Stundenplan<br />

Um einen Stundenplan zu erstellen, sollte<br />

zunächst klar sein, welche Kurse überhaupt<br />

belegt werden müssen. Eine Übersicht steht<br />

im sogenannten Studienverlaufsplan, der sich<br />

in der Studienordnung befindet. Der Plan listet<br />

auf, welche Seminare und Vorlesungen für<br />

die jeweiligen Semester vorgesehen sind. Für<br />

einen Bachelorabschluss sind in der Regel 180<br />

Credit Points nötig. Pro Semester sollte man<br />

also etwa 30 Credit Points erreichen. Auf der<br />

Website der jeweiligen Hochschule stehen die<br />

passenden Kurse und Vorlesungen, die dann<br />

zu einem Stundenplan zusammengestellt werden<br />

können.<br />

Wichtig ist, sich in der Anmeldephase für die<br />

jeweiligen Kurse auch einzutragen. Da viele<br />

Kurse schnell voll sind, ist eine rasche Entscheidung<br />

ratsam.<br />

4. Ein Semester – was ist das<br />

eigentlich?<br />

Ein Semester dauert immer sechs Monate und<br />

lässt sich in drei Teile gliedern: die Anmeldephase,<br />

die Vorlesungszeit und die Prüfungsphase.<br />

Während der Anmeldephase trägt<br />

man sich für seine Seminare und Vorlesungen<br />

ein, dies geschieht meist über das jeweilige<br />

Hochschulportal. In der Vorlesungszeit finden<br />

diese dann statt. Am Ende eines jeden Semesters<br />

steht schließlich die Prüfungsphase an,<br />

in der man seine Klausuren und Hausarbeiten<br />

schreibt.<br />

5. Mitarbeiter des Monats – Wie<br />

bekomme ich einen Job?<br />

Ein Job bringt nicht nur Geld, sondern auch<br />

jede Menge wichtige praktische Erfahrungen.<br />

Geeignete Jobs kann man in der Jobbörse der<br />

Universität oder am schwarzen Brett in der<br />

Mensa finden. Auch auf der Internetseite des<br />

Arbeitsamts kann man gezielt nach Werkstudentenjobs<br />

in der Region suchen.<br />

6. Oase der Ruhe oder<br />

Partyzentrale: Wie finde ich eine<br />

Wohnung?<br />

Gerade zu Semesterbeginn ist die Wohnungssuche<br />

eine wahre Herausforderung. Anstatt<br />

sich eine eigene Wohnung zu suchen, kann<br />

man sich auch beim Studentenwerk auf einen<br />

Platz in einem Wohnheim bewerben. Eine<br />

andere Möglichkeit ist das sogenannte Wohnen<br />

für Hilfe, das heißt, man lebt mit einer<br />

älteren Person oder einer Familie zusammen<br />

und bezahlt seine Miete durch vereinbarte<br />

Hausarbeiten. Wer schnell den Kontakt zu<br />

anderen Studenten sucht, für den ist wohl<br />

eine Wohngemeinschaft genau das Richtige.<br />

Angebote sind in der Regel auf den gängigen<br />

Internetportalen oder am Schwarzen Brett zu<br />

finden.<br />

7. Neue Stadt, neue Freunde:<br />

Wie knüpfe ich neue Kontakte?<br />

Viele ziehen für ihr Studium von zuhause<br />

weg – neue Freunde zu finden ist da manchmal<br />

gar nicht so leicht. Besonders die Veranstaltungen<br />

für Erstsemester eignen sich, um<br />

schnell mit anderen in Kontakt zu treten. Man<br />

erhält nicht nur organisatorische Infos, sondern<br />

es finden ebenfalls Kneipentouren und<br />

<strong>Campus</strong>-Rallyes statt. Auch die Freizeit- und<br />

Sportangebote der Universität eignen sich<br />

hervorragend, neue Leute kennenzulernen,<br />

die meisten Erstsemester sind neu in der<br />

Stadt und suchen Freunde.<br />

8. Lost on <strong>Campus</strong>? Tipps zur<br />

Orientierung<br />

Ein Uni-<strong>Campus</strong> kann auf den ersten Blick<br />

sehr unübersichtlich wirken. Deshalb sollte<br />

man unbedingt an den <strong>Campus</strong>- und Bibliotheksführungen<br />

teilnehmen. Neben wichtigen<br />

Infos über die Uni erfahren Erstsemester dort<br />

oft wertvolle Insider-Tipps rund ums <strong>Campus</strong>leben.<br />

In den Wochen vor Semesterstart finden sogenannte<br />

Orientierungswochen statt. Man wird<br />

nicht nur inhaltlich auf das Studium vorbereitet,<br />

sondern kann sich auch über Abläufe<br />

an der Universität informieren und sich mit<br />

Kommilitonen austauschen.<br />

So gelingt der Studienbeginn<br />

Besonders in der Anfangszeit haben es Erstsemester an einer Uni nicht gerade<br />

leicht. Eine unbekannte Umgebung, neue Menschen und ungewohnte Abläufe<br />

können da schnell verunsichern. Um Uni-Neulingen diese Zeit zu erleichtern, haben<br />

wir die wichtigsten Fragen für einen reibungslosen Studienbeginn beantwortet<br />

– und eine Übersicht mit zentralen Begriffen aus dem Uni-Alltag erstellt.<br />

Text Elisabeth Witten<br />

GLOSSAR<br />

Akademisches Viertel – steht hinter einer<br />

Veranstaltung die lateinische Kürzung c.t.<br />

(cum tempore – mit Zeit) bedeutet das, dass<br />

sie eine viertel Stunde später anfängt. 8 Uhr<br />

c.t. – 8:15 Uhr<br />

Achtung! Steht dahinter ein s.t. (sine tempore<br />

– ohne Zeit) beginnt die Veranstaltung<br />

wie angegeben.<br />

AStA – Allgemeiner Studierendenausschuss<br />

(vertritt die Interessen der Studierenden)<br />

Credit Points – Leistungspunkte im Studium<br />

Fachschaft – Studentenvertretung für den<br />

jeweiligen Studiengang<br />

Kommilitonen – so werden die Mitstudenten<br />

genannt<br />

Kolloquium – fachliche Gesprächsrunde ohne<br />

feste Formalien<br />

Matrikelnummer – die Identifikationsnummer<br />

im Studentenverzeichnis. Diese Nummer<br />

sollte man sich unbedingt merken, da sie oft<br />

angegeben werden muss. Für Vergessliche: sie<br />

steht auch auf dem Studentenausweis.<br />

SWS – Semesterwochenstunden, eine SWS<br />

dauert in der Regel 45 Minuten, für die meisten<br />

Seminare sind deshalb 2 SWS angegeben<br />

Immatrikulation – die Anmeldung an einer<br />

Hochschule<br />

Exmatrikulation – die Abmeldung von einer<br />

Hochschule<br />

82<br />

83


Ausbildungsberufe<br />

Duales Studium<br />

Unternehmen<br />

Ratgeber<br />

DIGI:BO – Digitale Berufsorientierung<br />

im Unterricht und zu Hause<br />

Kennst du schon diese Ausbildungsberufe?<br />

Elektroniker für Energie- und<br />

Gebäudetechnik (m/w/d)<br />

Fachinformatiker für Digitale<br />

Vernetzung (m/w/d)<br />

Fachkraft für Kreislauf- und<br />

Abfallwirtschaft (m/w/d)<br />

Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik<br />

sind Experten für die Planung<br />

und Installation von elektrotechnischen<br />

Anlagen in Gebäuden sowie deren<br />

Energieversorgung. Du hast jetzt schon<br />

deine Wohnung mit Smarthome-Devices<br />

ausgestattet oder baust und reparierst<br />

seit Jahren deine Computer selbst<br />

zusammen? Dann könntest du mit<br />

dieser Ausbildung dein Hobby zum Beruf<br />

machen.<br />

Du wirst gerufen, wenn ein Smart-TV<br />

das Wlan nicht erkennt? Du tüftelst gern,<br />

bis der Computer sich wieder mit dem<br />

Internet verbindet? Du findest es spannend,<br />

wie man Daten vor ungewollten<br />

Zugriffen von außen sichern kann? Wenn<br />

dich alles rund um das Thema Digitale<br />

Vernetzung interessiert, solltest du dir<br />

unbedingt diese Fachrichtung der Ausbildung<br />

zum Fachinformatiker einmal<br />

ansehen.<br />

Blaue, braune, gelbe Tonne und Restmüll<br />

– Mülltrennung gehört für uns zum<br />

Alltag; aber wie werden Pizzakartons,<br />

Konservendosen und Blumentöpfe<br />

sachgerecht entsorgt? Dass unser Abfall<br />

am Ende an der richtigen Stelle landet,<br />

um recycelt oder endgültig entsorgt<br />

zu werden, das steuern die Fachkräfte<br />

für Kreislauf- und Abfallwirtschaft. Ein<br />

abwechslungsreicher Beruf, der auch<br />

für dich interessant sein könnte.<br />

Das in Schleswig-Holstein verankerte Online-Portal DIGI:BO bietet Schülerinnen und Schülern<br />

sowie Lehrkräften Informationen und Materialien für eine umfassende und vielseitige<br />

Berufsorientierung. DIGI:BO beruht auf einem pädagogischen Konzept und steht im Einklang<br />

mit dem „Landeskonzept für Berufliche Orientierung an weiterführenden Schulen in<br />

Schleswig-Holstein“.<br />

Möchtest du ein duales Studium absolvieren?<br />

Du möchtest (vorerst) nicht studieren? Dann klick<br />

dich durch über 300 Ausbildungsberufe und 70<br />

duale Studiengänge und finde heraus, was am<br />

besten zu dir passt.<br />

Du brauchst Tipps für deinen Bewerbungsprozess?<br />

Dann besuche unseren Ratgeber, lade dir Vorlagen<br />

runter oder lass dich von der Vielfalt an möglichen<br />

Karrierewegen überraschen.<br />

Entdecke Ausbildungsbetriebe in deiner Nähe<br />

und lerne deren Azubis und Ausbildungs-<br />

Verantwortliche kennen.<br />

Entdecke und orientiere dich auf<br />

www.digibo.school<br />

TEXT ME2BE, Kristina Krijom | FOTO Sebastian Weimar, Shutterstock | ILLUSTRATION Ibou Gueye<br />

Energiewissenschaften<br />

Du begeisterst dich für die drängenden<br />

Energiefragen? Außerdem bist du technikaffin<br />

und findest Elektronik spannend?<br />

Dann ist das duale Studium Energiewissenschaften<br />

vielleicht genau das Richtige<br />

für dich. Spezialisiere dich auf Bereiche<br />

wie Energie- und Umweltmanagement<br />

oder regenerative Energietechnik und<br />

sei Teil einer sehr innovativen Branche,<br />

um Effizienz und Ökologie in Einklang zu<br />

bringen.<br />

Elektrotechnik – Energiesysteme<br />

und Automation<br />

Du bist ein Tüftler, interessierst dich für<br />

Energie, findest Automation faszinierend<br />

und möchtest an zukunftsweisenden<br />

Entwicklungen wie der Energiewende<br />

mitarbeiten? Dann ist das duale Studium<br />

Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />

Automation vielleicht genau das Richtige<br />

für dich. Auf dich warten interdisziplinäre<br />

Kenntnisse, die dir eine Karriere in jenen<br />

Branchen eröffnen, die die Welt nachhaltiger<br />

gestalten.<br />

Data Science and Artificial<br />

Intelligence<br />

Du bringst gerne Ordnung in Daten,<br />

bist ein Problemlöser und fasziniert von<br />

Künstlicher Intelligenz? Dann ist das<br />

Studium Data Science and Artificial Intelligence<br />

womöglich genau richtig für dich.<br />

Denn du lernst aus unstrukturierten Rohdaten<br />

eine strukturierte Datenbasis zu<br />

extrahieren und so Entscheidungsgrundlagen<br />

für Unternehmen zu schaffen. Auf<br />

dich warten spannende Aufgaben und<br />

sehr gute Karrieremöglichkeiten.<br />

84<br />

85


Ausbildungsberufe<br />

Duales Studium<br />

Unternehmen<br />

Ratgeber<br />

Hast du schon diese Ausbildungsbetriebe entdeckt?<br />

Hier berichten Azubis und Studierende von ihren Erfahrungen.<br />

Flenker Bau GmbH<br />

Paradiesweg 54, 24223 Schwentinental<br />

Lufthansa Technik AG<br />

Weg beim Jäger 193, 22335 Hamburg<br />

Leitungsbau Nord GmbH<br />

Auf dem Bös 5, 246<strong>01</strong> Wankendorf<br />

Ob über den Dächern von Kiel oder unter<br />

den Straßen der Landeshauptstadt, wenn<br />

es um Sanierungs- und Bauarbeiten<br />

im Hoch- und Tiefbau geht, rücken die<br />

Kolonnen von Flenker Bau aus. Das mittelständische<br />

Familienunternehmen mit<br />

seinen 50 Fachkräften ist seit 1898 erfolgreich<br />

im Großraum Kiel tätig und vereint<br />

Handwerkstraditionen mit modernen<br />

Arbeitsmethoden. Zusammen mit der<br />

Fahrzeugbau Kiel GmbH, der FLE-KA-TEC<br />

GmbH und der FB Verwaltungs-Management<br />

GmbH ist das Unternehmen unter<br />

dem Dach der PB Holding vereint. Als<br />

etablierter Ausbildungsbetrieb im Großraum<br />

Kiel zieht Flenker Bau jedes Jahr ca.<br />

5 talentierte Nachwuchskräfte an.<br />

Lufthansa Technik ist der weltweit<br />

führende Anbieter für Wartungs-, Reparatur-<br />

und Überholungsservices sowie<br />

Modifikationen in der Luftfahrtindustrie.<br />

Mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden und<br />

über 30 internationalen Tochterunternehmen<br />

bietet die Lufthansa Technik<br />

Gruppe rund 800 Kunden auf der ganzen<br />

Welt einen Komplett-Service von Dienstleistungen<br />

rund um die Flugzeugtechnik<br />

und betreut in diesem Zusammenhang<br />

über 4000 Flugzeuge. Dazu gehören auch<br />

Dienstleistungen u. a. in der Bereichen<br />

Triebwerksinstandhaltung, Geräte- und<br />

Materialversorgung wie auch der Wartung<br />

von VIP-Flugzeugen.<br />

Seit 25 Jahren kümmern sich die mittlerweile<br />

100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des familiengeführten Betriebs<br />

um die Versorgungssicherheit der Region.<br />

Mit Hilfe seiner zwei Hauptgeschäftsfelder<br />

Bahn- und Energietechnik sorgt<br />

Leitungsbau Nord dafür, dass die unterschiedlichen<br />

Zulieferungen reibungslos<br />

funktionieren und stellt sich gleichzeitig<br />

den neuen Herausforderungen des<br />

Energiewandels. Zu den Auftraggebern<br />

des Unternehmens gehören die großen<br />

Energieversorger, regionale Stadtwerke,<br />

Institutionen wie Landesämter, Industriekunden,<br />

die Deutsche Bahn und Privatkunden.<br />

Die Bandbreite der Aufträge ist<br />

folglich sehr vielfältig und bedeutet täglich<br />

neue Herausforderungen, welche die<br />

Arbeit spannend und abwechslungsreich<br />

gestalten.<br />

Ausbildung und Studium:<br />

• Beton- und Stahlbetonbauer (m/w/d)<br />

• Maurer (m/w/d)<br />

• Kanalbauer (m/w/d)<br />

• Straßenbauer (m/w/d)<br />

• Kaufmann für Büromanagement<br />

(m/w/d)<br />

• Duales Studium Bauingenieurwesen<br />

• Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker<br />

(m/w/d)<br />

• Fachkraft für Rohr- Kanal- und<br />

Industrieservice (m/w/d)<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.ost.digibo.school/firmenportrait/<br />

flenker-bau-gmbh/<br />

Ausbildung:<br />

• Fluggerätmechaniker (m/w/d)<br />

• Fluggerätelektroniker (m/w/d)<br />

• Elektroniker für Geräte und Systeme<br />

(m/w/d)<br />

• Werkzeugmechaniker (m/w/d)<br />

• Zerspanungsmechaniker (m/w/d)<br />

• Oberflächenbeschichter (m/w/d)<br />

• Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d)<br />

• Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung<br />

(m/w/d)<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.west.digibo.school/firmenportrait/<br />

lufthansa-technik-ag/<br />

Ausbildung:<br />

• Elektroniker für Betriebstechnik<br />

(m/w/d)<br />

• Tiefbaufacharbeiter (m/w/d)<br />

• Kaufmann für Büromanagement<br />

(m/w/d)<br />

• Rohrleitungsbauer (m/w/d)<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.ost.digibo.school/firmenportrait/<br />

leitungsbau-nord-gmbh/<br />

TEXT Sophie Blady, Kristina Krijom, Anja Nacken | FOTO Sebastian Weimar, Lufthansa Technik, Henrik Matzen<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.süd.digibo.school/firmenportrait/<br />

stadtverwaltung-eutin/<br />

Dennis, 28 Jahre, absolviert das duale Studium Green Building Systems<br />

an der GMSH und der FH Westküste im 5. Semester<br />

„Aktuell befinde ich mich im fünften Semester meines dualen Studiums Green Building<br />

Systems und Nachhaltigkeit ist mein wesentlicher Ansporn. Da es das Praxissemester<br />

ist, verbringe ich es bei der GMSH. Nach meiner Ausbildung zum Anlagenmechaniker<br />

im Bereich Heizungsbau interessierte mich, wie weit man Technologien spezifizieren<br />

kann, um sie so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Durch meine Recherchen<br />

bin ich auf den Studiengang Green Building Systems an der FH Westküste gestoßen.<br />

Leider existierte noch keine Kooperation zwischen FH und GMSH. Doch nach meiner<br />

Anfrage gab es wenig später grünes Licht, und ich konnte mit als erster dieses duale<br />

Studium beginnen. Der Studiengang Green Building Systems deckt meine Interessen<br />

perfekt ab: Er lehrt mich, maßvoll mit Ressourcen umzugehen und zeigt mir, wie ich<br />

in der Praxis meinen Beitrag in der Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik leisten kann.<br />

Dabei geht es um die ideale Verknüpfung und Optimierung der einzelnen Gebäudeelemente<br />

und der Gebäudeautomation. Ich rate jedem zu einem dualen Studium. Neben<br />

der Finanzierbarkeit bietet es die Chance, konkrete Einblicke in ein Unternehmen zu<br />

erhalten und während des Studiums aktiv an Projekten mitzuarbeiten. Dadurch kennt<br />

man bereits als Studierender die Arbeitsprozesse und hat Kontakte geknüpft – das ist<br />

optimal.“<br />

Milena (25), im 1. Jahr ihrer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />

bei der Stadt Eutin<br />

„In der Stadtverwaltung durchlaufe ich viele verschiedene Fachdienste, erfahre die Vielseitigkeit<br />

des Berufes und auch, welcher Bereich mir besonders zusagt. Meinen ersten<br />

Praxisblock absolvierte ich im Fachdienst Finanzen und Controlling. Ein Block Berufsschule<br />

an der KBS Eutin folgte danach und aktuell bin ich im Bürgerbüro tätig. An<br />

meiner Ausbildung schätze ich vor allem, hinter die Kulissen blicken zu können. Auch<br />

der Bürgerkontakt bereitet mir viel Freude. Der Bewerbungsprozess verlief schnell und<br />

unkompliziert, und insgesamt fühle ich mich sehr gut betreut. Für die Ausbildung zur<br />

Verwaltungsfachangestellten sollte man ehrgeizig und wissbegierig sein. Zudem sollte<br />

man – gerade in Bezug auf Bürgerkontakt – offen, kontaktfreudig und manches Mal<br />

auch geduldig und resilient sein. Nach der Ausbildung würde ich gerne bei der Stadt<br />

Eutin bleiben – ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, im Ordnungsamt zu arbeiten.<br />

Eutin ist meine Heimat, doch neben dem Bekannten schätze ich vor allem die Vielfältigkeit<br />

der Stadt – es gibt die Seen, das Schloss, die Nähe zum Strand und auch der<br />

Tourismus sorgt für Abwechslung.“<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.west.digibo.school/firmenportrait/<br />

gmsh/<br />

86<br />

87


Ausbildungsberufe<br />

Duales Studium<br />

Unternehmen<br />

Ratgeber<br />

DIGI:BO unterstützt dich in deinem Prozess der Berufs- und<br />

Lebensorientierung.<br />

Die Bewerbung<br />

Die Bewerbung ist der erste Schritt des<br />

Auswahlverfahrens um einen Ausbildungsplatz.<br />

Anhand deiner Bewerbungsunterlagen<br />

treffen die Personalverantwortlichen<br />

ihre Entscheidung: Eignet sich<br />

die Bewerberin oder der Bewerber für<br />

die angebotene Ausbildung?<br />

Das gehört in deine Bewerbung<br />

Zeugnisse und Bescheinigungen<br />

Zeugnisse und Bescheinigungen zeigen<br />

deinem zukünftigen Arbeitgeber, welche<br />

Qualifikationen du wirklich besitzt. Sie<br />

belegen deine Angaben im Anschreiben<br />

und im Lebenslauf. Die Personalverantwortlichen<br />

bekommen so ein objektives<br />

Bild von dir.<br />

• falls verlangt, ein Gesundheitszeugnis<br />

oder polizeiliches<br />

Führungszeugnis<br />

Alle Dokumente sollten nicht gelocht<br />

und ausschließlich einseitig beschrieben<br />

sein. Klarsichthüllen brauchst du keine.<br />

Ebenfalls unerwünscht sind Eselsohren,<br />

Flecken und natürlich Rechtschreibfehler.<br />

Um einen positiven Eindruck zu vermitteln,<br />

sollte die Bewerbung formal und<br />

inhaltlich tadellos sein und die Qualifikation<br />

und Motivation der Bewerberin<br />

oder des Bewerbers zeigen. Deine Bewerbungsunterlagen<br />

sollten unbedingt aus<br />

diesen drei Teilen bestehen:<br />

• Anschreiben<br />

• Lebenslauf<br />

• Zeugnisse<br />

Diese Anlagen solltest du mitschicken:<br />

• Abschlusszeugnis oder die zwei<br />

letzten Schulzeugnisse<br />

• Arbeitszeugnisse /<br />

Praktikumsnachweise<br />

• Empfehlungsschreiben<br />

• Zertifikate (z.B. von Sprachkursen<br />

oder Lehrgängen)<br />

• Bescheinigung über Ehrenämter<br />

Wer möchte, kann seiner Bewerbung<br />

noch ein Deckblatt, wahlweise mit einem<br />

Inhaltsverzeichnis, sowie ein Motivationsschreiben<br />

beilegen. Falls du dich dafür<br />

entscheidest, der Bewerbung ein Foto<br />

beizufügen, kommt es auf das Deckblatt<br />

oder auf den Lebenslauf.<br />

Das Anschreiben<br />

Ausbildungsarten und<br />

Karrierewege<br />

Gehalt und Finanzen<br />

Das Praktikum<br />

Die Bewerbung<br />

Der Ausbildungsstart<br />

Business Knigge<br />

Das Auswahlverfahren<br />

Rechte und Pflichten<br />

Duales Studium<br />

TEXT ME2BE, Christian Dorbandt | ILLUSTRATION Shutterstock<br />

Das Anschreiben ist das Herzstück<br />

der Bewerbung und kommt bei den<br />

Unterlagen ganz nach vorne. Es muss<br />

fehlerfrei sein, sollte den Umfang von<br />

einer DIN-A4-Seite nicht überschreiten<br />

und bestimmte formale Anforderungen<br />

erfüllen.<br />

1. Der Briefkopf<br />

Du beginnst links oben mit dem<br />

Absender, also mit deinem vollständigen<br />

Namen und deiner Adresse. Darunter<br />

folgt der Adressat, also Name und<br />

Anschrift des Unternehmens. Ist ein<br />

zuständiger Mitarbeiter bekannt, muss<br />

auch dieser vermerkt werden. Eine<br />

Zeile unter dem Adressaten notierst du<br />

rechtsbündig den Ort und das Datum des<br />

Anschreibens. Wenige Zeilen darunter<br />

folgt linksbündig und in Fettdruck deine<br />

Betreffzeile.<br />

2. Die Begrüßung<br />

Ist ein konkreter Ansprechpartner<br />

bekannt, wird dieser auch direkt genannt.<br />

Solltest du keinen Ansprechpartner herausfinden,<br />

lautet deine Begrüßung: Sehr<br />

geehrte Damen und Herren, …<br />

3. Die Einleitung<br />

Du erklärst kurz, wie du auf das<br />

Stellenangebot aufmerksam geworden<br />

bist und warum du dich auf diese Stelle<br />

bewirbst. Hat im Vorfeld ein Telefonat<br />

stattgefunden, weil du dich nach einem<br />

Ansprechpartner erkundigen oder herausfinden<br />

wolltest, ob die angebotene<br />

Stelle bereits vergeben ist, solltest du<br />

unbedingt einleitend darauf aufmerksam<br />

machen, zum Beispiel indem du<br />

schreibst: „Vielen Dank für das freundliche<br />

Telefonat am Montagvormittag. Wie<br />

bereits besprochen, bin ich über Ihre<br />

Internetseite auf Ihr Ausbildungsangebot<br />

aufmerksam geworden.“<br />

4. Die Erklärung<br />

Du begründest, warum genau dieses Stellenangebot<br />

UND dieses Unternehmen<br />

für dich so reizvoll sind. Du solltest überzeugend<br />

darstellen, welche Fähigkeiten<br />

und Motivationen du für diesen Beruf<br />

mitbringst. Keine falsche Bescheidenheit!<br />

Denn nun gilt es zu erläutern, warum<br />

ausgerechnet du der geeignete Azubi in<br />

spe bist!<br />

5. Die Verabschiedung<br />

Abschließend solltest du immer um eine<br />

Einladung zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch<br />

bitten. Eine Zeile darunter<br />

folgt nochmals dein Name und deine<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

Max Mustermann<br />

Musterstraße 99<br />

12345 Musterstadt<br />

Krankenhaus Schuster GmbH<br />

Frau Schuster<br />

Schusterstraße 66<br />

54321 Schusterstadt<br />

Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zum Pflegefachmann<br />

Sehr geehrte Frau Schuster,<br />

auf Ihrer Internetseite habe ich das Ausbildungsangebot zum Pflegefachmann<br />

entdeckt. Da mich die Arbeit im Gesundheitswesen allgemein interessiert,<br />

der Umgang mit Kindern aber im Besonderen, bewerbe ich mich<br />

hiermit um einen Ausbildungsplatz in Ihrem Hause.<br />

Der Bereich Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ist für mich besonders<br />

interessant, da der persönliche Umgang mit Menschen und insbesondere<br />

mit Kindern für mich von großer Bedeutung ist. Zudem habe ich in meiner<br />

Freizeit bereits verschiedene Kurse als Rettungsschwimmer absolviert.<br />

Das Städtische Krankenhaus XY vereint verschiedenste Fachbereiche unter<br />

einem Dach. Daher sehe ich gerade bei Ihnen sehr gute Möglichkeiten,<br />

während der Ausbildung das Gesundheitswesen in Theorie und Praxis umfassend<br />

kennenzulernen.<br />

Ich besuche das Heinrich-Heine-Gymnasium in Plön und befinde mich in<br />

den Abiturvorbereitungen für Juni diesen Jahres. Die naturwissenschaftlichen<br />

Fächer – vor allem Biologie – liegen mir besonders. In den letzten<br />

Herbstferien habe ich ein zweiwöchiges Praktikum in einem Heikendorfer<br />

Sanitätshaus absolviert. Hier hat mich die individuelle und empathische<br />

Kundenberatung durch das Fachpersonal stark beeindruckt. So würde neben<br />

den medizinischen Aspekten auch der persönliche Umgang mit Patienten<br />

für mich eine sehr wichtige Rolle spielen.<br />

Über die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch würde ich<br />

mich sehr freuen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Max Mustermann<br />

Musterstadt, den TT.MM.JJJJ<br />

Weitere Tipps und ein Musteranschreiben zum<br />

Download findest du auf<br />

www.west.digibo.school/ratgeber/die-bewerbung/<br />

handschriftliche Signatur (die du bei einer<br />

Online-Bewerbung einscannst oder ggf.<br />

in kursiver Schreibschrift hinzufügst).<br />

Achtung bei Mustervorlagen für dein<br />

Anschreiben! Sie sollten vor allem als<br />

Ideengeber dienen und nicht blind<br />

kopiert werden. Achte beim Anschreiben<br />

auf die individuelle Note.<br />

88<br />

89


Der Lebenslauf<br />

Wege mit Mittlerem Schulabschluss<br />

Der Lebenslauf gibt dem Personalverantwortlichen<br />

einen klaren Überblick<br />

über deine Kompetenzen, Fähigkeiten,<br />

Erfahrungen und bisherigen Ausbildungsschritte.<br />

Er liegt bei den Bewerbungsunterlagen<br />

hinter dem Anschreiben und<br />

sollte sehr übersichtlich gestaltet sein.<br />

1. Der Kopf<br />

Du beginnst oben mit der Überschrift:<br />

Lebenslauf. Linksbündig darunter<br />

folgen deine Kontaktdaten mit Name,<br />

Familienstand (z.B. ledig), Anschrift, Telefonnummer(n)<br />

und E-Mail-Adresse. Dem<br />

neuen Gleichbehandlungsgesetz zufolge<br />

müssen keine Angaben zu Alter, Familienstand,<br />

Kindern und Religion gemacht<br />

werden. Auch ein Bewerbungsfoto darf,<br />

rechtlich gesehen, nicht vom Arbeitgeber<br />

gefordert werden.<br />

2. Das Bewerbungsfoto<br />

Falls du deinen Bewerbungsunterlagen<br />

freiwillig ein Foto beifügen möchtest,<br />

wähle ein qualitativ gutes und seriöses<br />

Bild aus. Es empfiehlt sich, professionelle<br />

Bewerbungsfotos von einem Fotografen<br />

erstellen zu lassen. Der kann dir auch<br />

die entsprechenden Tipps geben, wie du<br />

dich auf dem Bild präsentierst: freundlich,<br />

aber nicht albern. Aufgeweckt, aber<br />

nicht überdreht. Seriös und kompetent,<br />

aber nicht eingebildet. Wähle ordentliche<br />

Kleidung und eine nette Frisur.<br />

3. Dein Bildungsweg<br />

Der Lebenslauf wird nicht in vollständigen<br />

Sätzen formuliert, sondern tabellarisch<br />

aufgebaut – und zwar rückwärts in<br />

der Zeitfolge. Nenne die Schulen, die du<br />

besucht hast.<br />

4. Praktische Erfahrungen<br />

Solltest du bereits Erfahrungen in der<br />

Arbeitswelt gesammelt haben – prima!<br />

Falls nicht – auch kein Problem. Denn<br />

es zählen auch andere außerschulische<br />

Aktivitäten, die berufsvorbereitenden<br />

Charakter besitzen.<br />

5. Kenntnisse und besondere<br />

Fähigkeiten<br />

Muttersprache, verhandlungssicher, fließend,<br />

sehr gute Kenntnisse, gute Kenntnisse,<br />

Grundkenntnisse. So lauten die<br />

Einstufungen für Fremdsprachenkenntnisse.<br />

„Muttersprache“ ist dann relevant,<br />

solltest du dich auf eine Stelle in einem<br />

ausländischen Unternehmen bewerben.<br />

Längst nicht mehr wegzudenken ist der<br />

Umgang mit Computern. Von Vorteil ist<br />

jegliche Fähigkeit, die speziell für das<br />

Unternehmen, bei dem du dich bewirbst,<br />

relevant ist.<br />

6. Hobbys und Interessen<br />

Was dich bewegt und was dich begeistert,<br />

fügt dem Ganzen eine persönliche Note<br />

hinzu. Und das ist nicht zu unterschätzen!<br />

1.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

Max Mustermann<br />

Musterstraße 99<br />

12345 Musterstadt<br />

Krankenhaus Schuster GmbH<br />

Frau Schuster<br />

Name: Schusterstraße 66 Max Mustermann<br />

Familienstand:<br />

54321 Schusterstadt ledig<br />

Anschrift: Musterstraße 99<br />

12345 Musterstadt<br />

Telefon: 1234 - 56 78 90<br />

E-Mail:<br />

Max@Mustermann.de<br />

Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zum Pflegefachmann<br />

Sehr geehrte Frau Schuster,<br />

auf Ihrer Internetseite habe ich das Ausbildungsangebot zum Pflegefachmann<br />

entdeckt. Da mich die Arbeit im Gesundheitswesen allgemein inte-<br />

Bildungsweg:<br />

ressiert, der Umgang mit Kindern aber im Besonderen, bewerbe ich mich<br />

2005-2<strong>01</strong>3: hiermit um einen Ausbildungsplatz Heinrich-Heine-Gymnasium Ihrem in Hause. Kiel-Heikendorf<br />

20<strong>01</strong>-2005: Grundschule in Kiel-Friedrichsort<br />

Der Bereich Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ist für mich besonders<br />

interessant, da der persönliche Umgang mit Menschen und insbesondere<br />

Praktische mit Kindern Erfahrungen: für mich von großer Bedeutung ist. Zudem habe ich in meiner<br />

Freizeit bereits verschiedene Kurse als Rettungsschwimmer absolviert.<br />

2<strong>01</strong>0-2<strong>01</strong>3: AG Hausaufgabenhilfe für Schüler der Unter- und Mittelstufe<br />

Das Städtische Krankenhaus XY vereint verschiedenste Fachbereiche unter<br />

2<strong>01</strong>2: zweiwöchiges Praktikum im Sanitätshaus Doose in Heikendorf<br />

einem Dach. Daher sehe ich gerade bei Ihnen sehr gute Möglichkeiten,<br />

2<strong>01</strong>0-2<strong>01</strong>1: Teilnahme an mehreren Kursen bei der DLRG<br />

während der Ausbildung das Gesundheitswesen in Theorie und Praxis umfassend<br />

kennenzulernen.<br />

Kenntnisse und besondere Fähigkeiten:<br />

Ich besuche das Heinrich-Heine-Gymnasium in Plön und befinde mich in<br />

Englisch: den Abiturvorbereitungen Fließend für Juni diesen Jahres. Die naturwissenschaftlichen<br />

Fächer – vor Gute allem Kenntnisse Biologie – liegen mir besonders. In den letzten<br />

Spanisch:<br />

Latein: Herbstferien habe Grundkenntnisse<br />

ich ein zweiwöchiges Praktikum in einem Heikendorfer<br />

Sanitätshaus absolviert. Hier hat mich die individuelle und empathische<br />

EDV-Kenntnisse:<br />

Kundenberatung durch Word, das Excel, Fachpersonal Photoshop, CMS stark beeindruckt. So würde neben<br />

den medizinischen Aspekten auch der persönliche Umgang mit Patienten<br />

für<br />

Sonstige Kenntnisse:<br />

mich eine sehr<br />

Erste<br />

wichtige<br />

Hilfe-Schein,<br />

Rolle<br />

Erste<br />

spielen.<br />

Hilfe-Schein für Babys und Kleinkinder,<br />

Rettungsschwimmer-Abzeichen der DLRG<br />

Über die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch würde ich<br />

Führerschein: B, C1, C1E<br />

mich sehr freuen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Hobbys:<br />

Interessen:<br />

Max Mustermann<br />

Musterstadt, den TT.MM.JJJJ<br />

LEBENSLAUF<br />

Handball, Schwimmen, Kochen, Reisen<br />

Sport im Allgemeinen, südamerikanische Kultur<br />

Musterstadt, den TT.MM.JJJJ<br />

Weitere Tipps und ein Musterlebenslauf zum<br />

Download findest du auf<br />

www.ost.me2be.de/ratgeber/die-bewerbung/<br />

Mache dich interessant. Je nach angestrebtem<br />

Berufsweg ist zum Beispiel das<br />

Interesse an Medien oder fremden Kulturen<br />

eine gute Möglichkeit, besondere<br />

Interessen zu betonen. Deine sportlichen<br />

Aktivitäten solltest du nennen, denn sie<br />

sind ein Indiz für Teamfähigkeit, Ausdauer<br />

sowie Ehrgeiz. Ehrenämter sowie<br />

soziales Engagement solltest du auf jeden<br />

Fall erwähnen.<br />

2.<br />

Hier gibt´s noch mehr ...<br />

„Wie finde ich einen Beruf, der wirklich zu<br />

mir passt?“ Jedes Jahr suchen Tausende<br />

Schulabgänger innen und -abgänger eine<br />

passende Antwort auf diese Frage. Es<br />

gibt allerdings noch weitere Fragen, die<br />

auf dem Weg in das Arbeitsleben eine<br />

wichtige Rolle spielen. So müssen sich die<br />

Suchenden nicht nur auf einen Beruf festlegen,<br />

sondern auch für einen der zahlreichen<br />

Ausbildungswege entscheiden:<br />

Mache ich eine duale oder schulische<br />

Ausbildung? Beginne ich ein Studium<br />

an einer Fachhochschule, Universität<br />

oder im dualen System? Und wenn<br />

ich mich für einen Beruf entschieden<br />

habe, wie finde ich den passenden<br />

Ausbildungsplatz? Wie schreibe ich eine<br />

Bewerbung und wie verhalte ich mich<br />

in einem Vorstellungsgespräch? Wie<br />

wird meine Ausbildung vergütet, welche<br />

Abgaben muss ich von meinem Lohn<br />

entrichten, und welche Zuschüsse stehen<br />

mir zu wenn ich mit meinem Geld nicht<br />

auskomme?<br />

Die wichtigsten<br />

Antworten, Tipps<br />

und Ratschläge<br />

findest du im Ratgeber<br />

unter www.<br />

ost.me2be.de/<br />

ratgeber.<br />

TEXT ME2BE, Christian Dorbandt | ILLUSTRATION Shutterstock<br />

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