Sinfonietta Isartal März 2024
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Carl Nielsen<br />
Kleine Suite für Streicher op. 1<br />
Carl Nielsen im Jahr 1908<br />
Carl August Nielsen gilt heute als der bedeutendste Komponist Dänemarks.<br />
Er wurde am 8. Juni 1863 in Sortelung bei Nørre Lyndelse auf der Ostseeinsel Fyn<br />
(Fünen) als siebtes von zwölf Kindern in eher ärmlichen Verhältnissen geboren.<br />
Sein Vater Niels Jørgensen (1835 – 1916) war Anstreicher und Tagelöhner und<br />
verdiente als Geiger und Kornettist in einem Trio auf Bauernfesten ein Zubrot.<br />
Während seiner Schulzeit hatte er Geigenunterricht und trat mit seinem Vater<br />
als Tanzmusiker auf. In einem um 1874 gegründeten Musikverein Landbomusikforeningen<br />
Braga lernte er als Mitwirkender u.a. Werke von Joseph Haydn (1732<br />
– 1809) und Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) kennen. Sein Einstieg<br />
in den Musikerberuf begann 1879 mit dem Eintritt als Trompeter-Eleve in das<br />
Regimentsmusikkorps in Odense, in dem er bis 1883 diente. Nebenher setzte<br />
er seinen Violinunterricht bei dem dort tätigen Kantor Carl Larsen fort, der<br />
ihn mit der Musik von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) vertraut machte.<br />
Als Mitglied eines Streichquartetts komponierte der gerade Zwanzigjährige sein<br />
1. Streichquartett in d-moll. Einflussreiche Wohltäter in Odense schickten ihn<br />
nach Kopenhagen auf das Konservatorium, wo er nach bestandener Aufnahmeprüfung<br />
1884 als Stipendiat mit dem Hauptfach Violine aufgenommen wurde.<br />
Während seines zweijährigen Studiums wurde er von Valdemar Tofte (1832 –<br />
1907), einem ehemaligen Schüler von Joseph Joachim (1831 – 1907), auf der Violine<br />
unterrichtet. Sein Klavierlehrer war Gottfred Matthison-Hansen (1832 – 1909),<br />
der neben seiner Lehrtätigkeit das Amt eines Organisten an der deutschen<br />
Kirche in Kopenhagen ausübte. Wichtige Impulse für sein kompositorisches<br />
Schaffen erhielt Carl Nielsen von Johann Peter Emilius Hartmann (1805 – 1900)<br />
und besonders von Orla Rosenhoff (1844 – 1905), dem er bis zu dessen Lebensende<br />
freundschaftlich verbunden blieb. Nach Abschluss seines Studiums war<br />
Nielsen vertretungsweise als Geiger u.a. im Konzertsaal-Orchester des Kopenhagener<br />
Vergnügungspark Tivoli aber auch freischaffend als Musiklehrer<br />
tätig. Als Komponist stellte er sich einer größeren Öffentlichkeit mit der Suite<br />
für Streichorchester op. 1 vor. Das 1843 gegründete Tivoli-Orchester führte<br />
unter der Leitung ihres Dirigenten Balduin Dahl (1834 – 1891) die Suite am<br />
8. September 1888 während der Großen Nordischen Industrieausstellung<br />
erstmals auf. Unter den Mitwirkenden befand sich auch der Komponist selbst.<br />
Die Uraufführung war ein großer Erfolg. Der mittlere Satz musste wiederholt<br />
werden und der Komponist mehreren Hervorrufungen Folge leisten.<br />
Auch die zweite Aufführung in Odense auf Fünen am 16. Oktober 1888 unter<br />
der Leitung des Komponisten selbst wurde enthusiastisch bejubelt, zumal sich<br />
der Komponist auch als Geiger mit Souvenir d’Haydn des belgischen Hubert<br />
Léonard (1819 – 1890) vorstellte. Das Stück ist besser bekannt unter dem Titel<br />
Fantasie sur l’air Gott erhalte Franz den Kaiser. Die 1797 von Joseph Haydn komponierte<br />
Melodie für die alte Kaiserhymne Österreichs hatte August Heinrich<br />
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