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Sinfonietta Isartal März 2024

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Gyula Beliczay<br />

Serenade für Streicher d-moll, op. 36<br />

Gyula – auch Julius von Beliczay genannt – wurde am 10. August 1835 in<br />

Komárom an der Donau in Ungarn geboren als Sohn eines Holzhändlers geboren.<br />

Der deutsche Ortsname lautete in der Donaumonarchie Komorn. Die Stadt wurde<br />

1920 geteilt und das Stadtzentrum mit seinem größeren und bedeutenderen<br />

Teil gehört heute unter dem Namen Komárno zum Staatsgebiet der Slowakei.<br />

Während Gyulas Zeit auf dem evangelischen Lyzeum in Pressburg (heute<br />

Bratislava) erteilte der dortige Kapellmeister des Kirchenmusikvereins Joseph<br />

Kumlik (1801 – 1865) dem vielseitig begabten Schüler Klavier und Musiktheorie.<br />

Sechzehnjährig schrieb er sich 1851 an der Technischen Hochschule in Wien<br />

in Wien ein, wo er Mathematik und der Ingenieurswissenschaften studierte.<br />

Zeitgleich nahm zunächst Unterricht in Komposition bei Joachim Hoffmann<br />

(1784 – 1856) und später noch bei Franz Krenn (1816 – 1897) und dem<br />

Beethovenforscher Gustav Nottebohm (1817 – 1882). Der Klavierpädagoge<br />

Anton Halm (1789 – 1872) erteilte ihm Klavier-Unterricht. 1858 trat er als Ingenieur<br />

in den Dienst der Staatseisenbahn. Dieser Beruf ließ ihm offenbar genügend Zeit,<br />

sich seinen musikalischen Neigungen zu widmen. Am 21. Februar 1864 stellte er<br />

sich wagemutig in einem Konzert einer größeren Öffentlichkeit vor, wie wir einem<br />

Konzert-Bericht von dem berühmten und gefürchteten Musikkritiker Eduard<br />

Hanslick (1825 – 1904) in der Wiener Presse vom 24. Februar entnehmen können:<br />

Protrait von Beliczay, 1835<br />

„Die Erfolge der Pianisten T a u s i g und B e n d e l scheinen einem jungen Ungarn,<br />

Herrn J u l i u s v. B e l i c z a y , den Schlaf geraubt zu haben; derselbe gab<br />

Sonntag ein Concert im Musikvereins-Saale, offenbar ohne eine Ahnung, welche<br />

Ansprüche das Wiener Publicum an einen Clavier-Virtuosen stellen darf und muß.<br />

Herrn B.’s Spiel ist in technischer Hinsicht sehr verwahrlost (er spielte selbst die<br />

kleinsten Stücke aus Noten und dennoch falsch), in Bezug auf geistige Beseelung,<br />

ja gewöhnlichste musikalische Empfindung läßt es noch weit mehr zu wünschen<br />

übrig. Mit vieler Gelassenheit und einiger Bewunderung hörten wir, wie Herr v. B.<br />

das Kunststück fertig brachte, Tondichtungen wie B e e t h o v e n ’ s Es-dur-Phantasie,<br />

S c h u m a n n ’ s ‚Aufschwung’, C h o p i n ’ s Es-dur-Nocturne jede Spur von Geist<br />

auszublasen. Einige kleine Clavier-Compositionen des Concertgebers, und L i s z t ’ s<br />

zweite ‚Ungarische Rhapsodie’ haben wir nicht mehr gehört. Hatten wir doch in<br />

dem ganzen Unternehmen eine Art ‚Rhapsodie hongroise’.“<br />

Wenig später zeigte der Wiener Musikverlag C. A. Spina in der II. Beilage des<br />

Fremden-Blattes vom 16. April 1864 das Erscheinen von je zwei Klavierstücken<br />

Duetto und capriccio op. 1 und Novelette und Romanze op. 2 von Julius von<br />

Beliczay an. Selbstbewusst komponierte er als sein Opus 4 eine Solo-Kadenz<br />

als Einlage für das 3. Klavierkonzert in c-moll op. 37 von Ludwig van Beethoven<br />

(1770 – 1827), die 1867 bei Haslinger in Wien gedruckt wurde und Franz Liszt (1811<br />

– 1886) dediziert ist. Dieser bedankte sich brieflich mit den folgenden Worten:<br />

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