MAGNIFICAT Juni 2024

Das Bild im Blick 6
Abraham und Sara
Die Mosaiken von Ravenna gehören zu den ältesten Zeugnissen
biblischer Bildprogramme in Kirchen, die uns erhalten
sind. Sie legen Zeugnis ab vom Glauben der Christen in der Spätantike
und sind stark von der byzantinischen Kunst geprägt, da
Ravenna ein Exarchat des Kaiserreichs von Konstantinopel war.
Im Presbyterium von San Vitale auf der linken Seite, in der Lünette
über dem Durchgang, ist die Szene des Gastmahls Abrahams
für die drei Männer bei den Eichen von Mamre dargestellt (vgl.
Gen 18, 1–15). Wenn die frühchristliche Kunst diese Erzählung
abbildete, so stand nicht die Ankündigung der Elternschaft Abrahams
und Saras im Fokus, sondern es ging um die Darstellung
der Dreifaltigkeit in Gestalt der drei Männer („Der Herr erschien
Abraham bei den Eichen von Mamre“, Gen 18, 1). Diese ist auf
der Innenkarte zu sehen, zusammen mit der anschließenden Opferung
Isaaks durch seinen Vater Abraham (vgl. Gen 22, 1–19).
Sara lacht
Im ersten Buch der Bibel wird die Geschichte Abrahams ab Gen
12 erzählt. Zu dieser Zeit heißt er noch Abram und zieht mit
seiner Frau Sarai, seiner übrigen Familie und seinem ganzen Hab
und Gut auf die Verheißung des Herrn hin („Ich werde dich zu
einem großen Volk machen“, Gen 12, 2) fort aus seiner Heimat
Ur in Chaldäa in das Land Kanaan. In Gen 17 wird sein Name
der Verheißung gemäß in Abraham („Vater der Menge“) geändert,
ebenso heißt Sarai nun Sara („Fürstin“), was darauf hindeutet,
dass sie die Urmutter von Königinnen und Königen sein wird.
Das Titelbild stellt die Szene dar, die uns in Gen 18 erzählt wird:
Sara steht im Eingang einer kleinen Hütte (die Bibel spricht von
einem Zelt), mit strohgedecktem Dach, zwei schlanken Säulen
als Portal und Fenstern in der Seitenwand, hinter Abrahams Rücken.
Auch wenn sie Nomaden sind, zeigt die Kleidung Saras mit