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Flüstern aus dem Jenseits (Fantasie)

nicht für Kinder geeignet FSK ab 16

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Inhaltsverzeichnis:<br />

Seite 3 Kapitel 1<br />

Seite 6 Kapitel 2<br />

Seite 7 Kapitel 3<br />

2


Vorwort<br />

Das Leben im H<strong>aus</strong> des Bildhauers Gottlieb Doglan war nicht als einfach einzustufen.<br />

Dorglan, ein kleiner Mann mit großem Ego und einem Charakterzug, der sich<br />

als Jähzorn in der reinsten Form bezeichnen ließ. Wenn er in den Spiegel schaute<br />

zeigte sich ihm ein Gesicht, das nur eine Mutter lieben konnte. Seine Gestalt war fett,<br />

in der Fachsprache als Adipositas bezeichnet. Das kam nicht von ungefähr, oder war<br />

als krankhaft zu bezeichnen. Die Pfunde hatt er sich im Laufe seines <strong>aus</strong>schweifenden<br />

Lebens im wahrsten Sinn des Wortes, angefressen. Der kahle Schädel, von<br />

bleicher, ungesunder Farbe saß direkt auf den Schultern. Ein Fettwulst und ein dreifach<br />

Kinn ließen zumindest erahnen, dass da einmal ein Hals gewesen sein musste,<br />

der jetzt radikal zugewachsen war. Sein Gang glich <strong>dem</strong> einer Ente. Das er eine<br />

durch und durch unvorteilhafte Erscheinung war, tat seinem Selbstbewusstsein<br />

keinen Abbruch. Er umgab sich gerne mit schönen Frauen, die nicht unbedingt ihn<br />

liebten als vielmehr sein Geld. Arm war er nicht. Er bekam Aufträge, die er kaum<br />

bewältigen konnte. Seine Arbeiten stachen in der Fachwelt her<strong>aus</strong> und bekamen<br />

durch die Bank weg mehr als sehr gute Kritiken.<br />

Kapitel 1<br />

Martha war eine Frau in den besten Jahren und hatte gerade, wegen<br />

Unvereinbarkeit zwischen Arbeitgeber- und Nehmer ihre Arbeitsverhältnis<br />

verloren. Sie hatte so ihre eigenen Ansichten darüber, wie und vor<br />

allem, wann eine Arbeit zu erledigen sei. Nun saß sie in einem kleinen<br />

Café, vor einer Tasse Kaffee und einem Stück Buttercremetorte. Eine,<br />

auf <strong>dem</strong> Nachbartisch liegende Tageszeitung, erregten ihr Interesse. Es<br />

könnte ja eine Stellenanzeige darin stehen, die für sie in Frage käme.<br />

Sie suchte den Anzeigenteil und überflog die Texte.<br />

3


Dabei sprang ihr eine Anzeige ins Auge. <br />

Damit konnte sie dienen. Vorschriften bezüglich zu erledigender Arbeiten<br />

hasste sie wie die Pest. Martha notierte sich die Anschrift, zahlte den<br />

Kaffee und den Kuchen und machte sich auf den Weg zur angegebenen<br />

Adresse. Als sie vor <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong> stand, in <strong>dem</strong> ihr zukünftiger Arbeitgeber<br />

wohnte, hörte sie lautes Hämmern. Der Lärm kam <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Keller.<br />

Martha drückte ihren Daumen auf den Klingelknopf. Ein Scheppern<br />

ertönte hinter der H<strong>aus</strong>tür. Es hörte sich an, als würden zwei verrostete<br />

Töpfe gegeneinander geschlagen. Unvermindert ging das Hämmern im<br />

Keller weiter. Niemand öffnete. Martha hielt nun ihren Daumen ununterbrochen<br />

auf den Klingelknopf. Das Scheppern der Türglocke im<br />

Zusammenspiel mit <strong>dem</strong> Hämmern im Keller war ein ohrenbetäubender<br />

Lärm. Es dauerte eine kleine Weile, bis das Hämmern aufhörte. Nach<br />

einer gefühlten viertel Stunde wurde die Tür aufgerissen. Martha machte<br />

unwillkürlich einen Schritt zurück. Sie dachte spontan beim Anblick des<br />

Mannes, der die Türbreite voll <strong>aus</strong>füllte, an Quasimodo.<br />

«Was wollen Sie?» Brüllte es ihr entgegen, was sie dazu veranlasste,<br />

noch einen Schritt rückwärts zu gehen. Es forderte sie aber auch her<strong>aus</strong>,<br />

im gleichen Tonfall zu antworten: «Brüllen sie mich nicht an, sie unmöglicher<br />

Mensch. Ich komme auf ihre Anzeige in der Tageszeitung. Brauchen<br />

sie nun eine H<strong>aus</strong>wirtschafterin oder nicht.»<br />

Er musterte sie von oben bis unten und zurück. Er schnaufte:<br />

«Ja, ich brauch eine, aber trauen sie sich die Arbeit in ihrem Alter denn<br />

noch zu?» Dabei war sein Gesichts<strong>aus</strong>druck mehr als anzüglich. Manchmal<br />

erwarte ich nicht nur H<strong>aus</strong>arbeiten. Sein Gesichts<strong>aus</strong>druck wechselte<br />

von anzüglich nach lüstern. So ein Dialog, war genau nach ihrem<br />

Geschmack.<br />

«Aha, sagen wir mal so, solltest du es tatsächlich schaffen, eine Nacht<br />

mit mir zu überleben, dann wirst du sicherlich sehr zäh sein.»<br />

4


Ihre Mimik und Gestik waren eindeutig zweideutig.«Komm rein, werde<br />

sehen ob wir zusammen passen», schnaufte er und gab den Weg in<br />

einen unaufgeräumten Flur frei.<br />

«Von Ordnung hast du wohl noch nie was gehört», meinte sie grinsend.<br />

«Was glaubst du, warum ich dich einstellen will. Kannst gleich<br />

anfangen.»<br />

«Zuerst will ich wissen, wie viel du gedenkst zu zahlen.»<br />

Er drehte sich zu ihr um mit Staunen im Gesicht. «Mindestlohn natürlich,<br />

was denkst denn du?»<br />

Martha bekam einen Lachanfall. «Mindestlohn? Sag mal dafür stehe ich<br />

morgens nicht mal auf. Ich bekomme 17.50 die Stunde, netto. Wenn dir<br />

das nicht passt, machst deinen Dreck allein weg. Dabei sind die diversen<br />

Extras nicht enthalten. Nur das du bescheid weißt. Außer<strong>dem</strong> will ich<br />

alles schriftlich haben. Ich kann mir nämlich vorstellen, das du bei<br />

gewissen Vereinbarungen unter Gedächtnisschwund leidest.»<br />

Sowas wie die, war ihm noch nie vorgekommen. Er war einen Moment<br />

der Meinung sie gleich wieder r<strong>aus</strong>zuschmeißen, aber dann überlegte er<br />

es sich doch anders. Es reizte, ihn ihr das Maul zu stopfen, koste es was<br />

es wolle.<br />

«Einverstanden», hörte er sich sagen.Er konnte ja nicht wissen, was er<br />

sich da ins H<strong>aus</strong> geholt hatte.<br />

Kapitel 2<br />

Vier Wochen waren vergangen. Martha und Gottlieb stritten sich täglich<br />

wie die Kesselflicker. Martha hatte mit der Zähigkeit ihres Arbeitgebers<br />

nicht gerechnet und allmählich ging er ihr auf die Nerven. Nicht nur, dass<br />

er ihr permanent widersprach, nein, er verlegte seine Tätigkeit in die<br />

Nachtstunden. Was hatte sie eigentlich dazu veranlasst, nach zwei<br />

Wochen bei ihm einzuziehen? Ihre Veränderung war ihm nicht ent-<br />

5


gangen und jedes Mal, wenn sie sich begegneten, musterte er sie, als<br />

betrachtete er ein krankes Insekt.<br />

Immer öfter kreisten ihre Gedanken um eine Todesart, die sie ihm<br />

zukommen lassen könnte. Dass er sich mit <strong>dem</strong> gleichen Gedanken<br />

beschäftigte, ahnte sie nicht. Jetzt kam es darauf an, wer von ihnen<br />

schneller war in der Durchführung eines perfiden Mordplans.<br />

Zuerst hatte sie an Gift gedacht, aber er schien etwas zu ahnen, denn<br />

alles was sie ihm vorsetzte an Nahrung, ließ er von seinem nicht minder<br />

dicken und gefräßigen Mops vorkosten. Er dachte daran, sie mit einem<br />

Meißel zu erschlagen, aber nie drehte sie ihm den Rücken zu. Sein Entschluss<br />

nahm Form an, als er im Keller eine Dose mit Rattengift fand. Es<br />

kam an jenem denkwürdigen Tag dazu, dass sie ein mexikanisches<br />

Gericht mit einer Menge scharfer Gewürze gab. In einem unbewachten<br />

Augenblick schüttete er eine gehörige Portion Gift in den Kochtopf.<br />

Ungesehen verschwand er wieder <strong>aus</strong> der Küche. Als sie ihn zum Essen<br />

rief, schnauzte er zurück, sie können ihren zusammengemanschten Fraß<br />

allein runterwürgen.<br />

Gottlieb ging, entgegen seinen Gewohnheiten nach <strong>dem</strong> Mittagessen in<br />

den Keller, stellte ein uralt Tonband an mit lauter Rockmusik an. Während<br />

sie in der Küche qualvoll ihr Leben <strong>aus</strong>hauchte, schüttelte er im<br />

Keller zur Musik seinen Speck mit selten guter Laune. Er hatte sich<br />

sogar schon einen Plan zurechtgelegt, welcher die Entsorgung der<br />

Leiche beinhaltete. In den nächsten Tagen hörten die Nachbarn das<br />

drehen eines Betonmischers. Im Keller seines H<strong>aus</strong>es trug er Schicht<br />

um Schicht Beton auf den starren Körper Marthas auf. Dabei achtete er<br />

darauf, dass sie eine ansprechende Pose einnahm, das heißt er verbog<br />

sie so, wie es ihm genehm war. Er hatte ihre Beine angewinkelt, das<br />

Becken angehoben und ihre Arme in gleiche Höhe aufgestellt, waagerechter<br />

Linie zu ihren Knien. Gottlieb gab sich viel Mühe mit der Skulptur.<br />

Nicht nur das er sie glattschliff, er gab ihr auch eine farbliche Oberfläche<br />

in Kirschbaum braun. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Um seine<br />

Arbeit zu vollenden, bedarf es noch einer runden Holzplatte, die er auf<br />

Knie und Armen der Figur anbrachte. Aus Martha war ein Musterexemplar<br />

bildender Kunst geworden. Ein extravaganter Tisch.<br />

6


Gottlieb war sehr zufrieden mit seinem Werk. In der darauffolgenden<br />

Woche, nach Fertigstellung des kunstvoll gestalteten Gebrauchsgegenstands,<br />

inserierte er im Tageblatt: Es dauerte auch nicht lang,<br />

als sich ein potentieller Käufer meldete. Schnell war man sich über den<br />

Preis einig, der Käufer war sehr zufrieden, hatte er doch Gottlieb um fast<br />

200 Euro heruntergehandelt. Gottlieb war zufrieden, weil er sein Verbrechen<br />

so schnell loswurde. Befriedigt zählte er das Geld und ging in sein<br />

Wohnzimmer, um sich einen Doppelkorn zu genehmigen.<br />

Kapitel 3<br />

Martha benötige eine Weile, um zu begreifen, dass sie gestorben war.<br />

Sie ärgerte sich maßlos, dass es diesem Stinktier gelungen war, sie<br />

umzubringen. Schnell fand sie sich mit ihrem jetzigen Zustand ab und<br />

beobachtete mit Interesse, was Gottlieb mit ihrem Körper anstellte. Sie<br />

missbilligte den Verkauf ihres Körpers, aber was sollte sie machen.<br />

Mehrmals hatte sie versucht, einen Hammer aufzuheben, um ihm den<br />

Schädel einzuschlagen, aber immer griff sie hindurch. Als sie Gottlieb<br />

sah, wie er voller Genugtuung das Geld zählte, klatschte sie ihm Beifall<br />

und sagte:<br />

«Gut gemacht Gottlieb. Sei froh, dass ich dir nichts mehr anhaben kann.<br />

Hast es geschafft nicht?»<br />

Mit Vergnügen bemerkte sie, das Gottlieb zusammenzuckte und ihm sein<br />

Geld <strong>aus</strong> der Hand fiel. Er konnte sie nicht sehen, aber hören. Das empfand<br />

sie als äußerst zufriedenstellend. Hatte sie doch nun eine Möglichkeit<br />

ihn in den Wahnsinn zu treiben. «Gooooottlieeeeeeeeebchen, geht<br />

es dir gut ja?»<br />

«Lass mich in Ruhe, du bist tot du alte Schabracke und ich freue mich<br />

das du hinüber bist. Ich habe dich an einen Kunstliebhaber verkauft, der<br />

7


dich sogar <strong>aus</strong>stellen will. Vielleicht wirst du ja auch noch berühmt<br />

werden.»<br />

«Ja, nur wirst du davon nichts haben, wenn ich berühmt werde. Vielleicht<br />

verkauft er mich und verdient mit mir ein Vermögen und du, du sch<strong>aus</strong>t<br />

mit <strong>dem</strong> Ofenrohr ins Gebirge.»<br />

Schaurig lachend tanzte sie um in herum.<br />

«Verschwinde endlich, lass mich in Ruhe.»<br />

«Den Teufel wird ich tun, keine Minute Ruhe werde ich dir lassen. Ich bin<br />

ein Gespenst und benötige keinen Schlaf. Du aber schon.»<br />

Martha hielt Wort. Sie redete, oder sang ununterbrochen. Er konnte sich<br />

ihr nicht entziehen. Drei Wochen hielt er durch, dann hatte sie erreicht,<br />

was sie wollte. Er drehte durch. Die Polizei brachte ihn in eine Psychiatrische<br />

Einrichtung. Kein Arzt konnte sich seinen Zustand erklären. Er<br />

sprach von einer Frauenleiche in einem Tisch, von Beton und eine flüsternde<br />

Stimme, die ihn gr<strong>aus</strong>am folterten. Allgemein waren die Ärzte der<br />

Ansicht, er sei unheilbar verrückt geworden und es das Beste sei, man<br />

würde ihn mit Medikamenten ruhig stellen. Er konnte sich nicht wehren,<br />

als sie ihm Spritzen verpassten, die ihn von außen zwar ruhig werden<br />

ließen, aber in seinem Inneren tobten die Empfindungen einer Folter an<br />

seinem Geist. Er war ein Gefangener in seinem Körper und die Wut die<br />

er im inneren empfand konnte er nach außen nicht loswerden. Nach<br />

einer Woche in der Psychiatrie erlag Gottlieb Doglan einem Herzinfarkt.<br />

8


In den Schatten der Vergangenheit,<br />

wo dunkle Geheimnisse lasten,<br />

findet sich die Wahrheit verhüllt,<br />

in den Taten, die niemals rasten.<br />

Die Skulpturen, stumm und kalt,<br />

erzählen Geschichten, alt und bald.<br />

Von einem Künstler, verloren in Sünde,<br />

dessen Seele keinen Frieden finde.<br />

Doch die Mahnung liegt im Verborgenen,<br />

in den Folgen unbedachter Züge.<br />

Dass jeder Stein, den wir werfen,<br />

zurückkehrt, wenn das Schicksal füge.<br />

So endet die Erzählung hier,<br />

mit der Hoffnung, dass man spüre,<br />

die Last der Reue, schwer wie Stein,<br />

möge Warnung für die Zukunft sein.<br />

Ende<br />

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