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Wie eine:r der in Renegade Joy vorgestellten Filmschaffenden

sagte, führt eine geradlinige Annäherung an alles

„Queere“ nur dazu, dass es straight wird. Diese Auswahl

fordert die Zuschauer:innen auf, ihre Vorstellung von

Queerness zu erweitern und lädt sie ein, durch (unwahrscheinliche)

Freude und Verspieltheit zu rebellieren,

über die Grenzen des Glücks – und des Menschseins

– nachzudenken und empathisch zu erspüren, was

übrigbleibt, wenn die Freude von unvorstellbarem

Schmerz hinweggespült wird.

Eine der wichtigsten queeren Möglichkeiten, gegen die

Stagnation des „Heterodooms“ zu rebellieren und das

Leben zu bejahen, war schon immer unser Begehren:

Wie es im Queer Nation Manifesto heißt: „Jedes Mal,

wenn wir ficken, gewinnen wir.“ (Queers Read This, 1990).

Diesem Grundsatz folgend, haben wir unseren Gästen

Masha Ravlyk und Ton Melnyk gerne angeboten, ein

Programm mit queer-feministischen Pornos speziell

für das Symposium zu kuratieren. Das Ergebnis, „Naked

Bodies, Bared Souls“, umfasst sechs Kurzfilme aus der

Ukraine, Polen und Rumänien. „Sie variieren in Inhalt

und Form: Werke mit einem anständigen Budget und

Amateur-DIY-Pornos, Filme mit einer Handlung und

Videoclips, die von Künstlern:innen und Aktivisten:innen

geschaffen wurden“, so die Kurator:innen.

***

Literatur

Butler, Judith (2009): Frames of War: When is Life Grievable?

London New York: Verso. ISBN 978-1-84467-333-9.

Bohinc, Nika (2009): The Eastern European Cinema Conundrum.

Culture 360. ASEF, 25 June 2009. https://culture360.asef.

org/magazine/eastern-european-cinema-conundrum/

Brunow, Dagmar (2019): Queering the archive: amateur films

and LGBT-memory. In Ingrid Stigsdotter (ed.): Making the

Invisible Visible. New Approaches to Reclaiming Women’s

Agency in Film History: 97-117. Lund: Nordic Academic Press.

Horvat, Anamarija (2023): Bring on The Parade: queer

cinema, memories of war and transnationalism in Srđan

Dragojević’s Parada. Transnational Screens 14 (1): 47–63.

10.1080/25785273.2023.2184568.

Queeres Begehren, queere Intimität (einschließlich der

platonischen Version) sind die Quelle von (oft tödlichen)

Othering-Prozessen und – gleichzeitig – die letzte, ultimative

Möglichkeit, selbst in den dunkelsten Zeiten am

Leben festzuhalten. Solange es auch nur einen einzigen

Ort auf der Erde gibt, an dem queere Intimität aus welchen

Gründen auch immer nicht sicher ist, schürt dies unser

Streben nach Utopie. Wie einer der Gäste des Symposiums,

Syaivo, im Manifest von ZBOKU, einem queeren

Basiskollektiv aus der Ukraine, schrieb: „...‘zbochuvannya‘

(Perversion, s.o.) wurde und wird als etwas bezeichnet,

das nicht leicht zu verstehen oder zu ‚korrigieren‘ ist.

Obwohl es nicht korrigiert werden muss, und das Verstehen

nicht wirklich so wichtig ist. Es ist Wissen durch

Berührung, Wissen durch Gefühl. Wir schaffen, verändern

und verbreiten dieses Wissen, wenn wir berühren – mit

unseren Körpern, Worten, Leben. Wir berühren ohne ein

einziges Ziel oder eine Richtung – (ohne Hoffnung) in der

Hoffnung auf eine andere Welt.“ (Syaivo)

In diesem Prozess der Berührung und des gegenseitigen

Austauschs verflechten sich unsere verschlungenen,

mangrovenähnlichen Wurzeln und nähren sich

gegenseitig, um selbst in den rauesten aller Umgebungen

zu überleben und zu etwas herrlich Seltsamen heranzuwachsen.

Jasmina Šepetavc, Yulia Serdyukova

Jelača, Dijana (2016): Dislocated screen memory: Narrating

trauma in post-Yugoslav cinema. New York: Springer.

Jovanović, Nebojša (2012): My own private Yugoslavia:

František Čap and the socialist celluloid closet. Studies in

Eastern European Cinema 3 (2): 211–229.

Jovanović, Nebojša (2016): Queering Masculinity in Yugoslav

Socialist Realist Films. In Ewa Mazierska, Matilda Mroz and

Elżbieta Ostrowska (eds.): The Cinematic Bodies of Eastern

Europe and Russia: 132–145. Edinburgh: Edinburgh University

Press.

Kuhar, Roman, and Takács, Judit (2007): Beyond the pink

curtain: everyday life of LGBT people in Eastern Europe.

Ljubljana: Mirovni inštitut.

Kulpa, Robert, and Mizielińska, Joanna (2011): De-centring

western sexualities: Central and Eastern European

perspectives. Furnham and Burlington: Ashgate.

Muñoz, José Esteban (2009): Cruising Utopia: The Then and

There of Queer Futurity. New York: New York University Press.

Plakhotnik, Olga (2019): Imaginaries of Sexual Citizenship in

Post-Maidan Ukraine: A Queer Feminist Discourse Analysis.

PhD thesis in Sociology, the Open University. https://www.

academia.edu/39975267/Imaginaries_of_Sexual_Citizenship_

in_Post_Maidan_Ukraine_A_Queer_Feminist_Discourse_

Analysis_PhD_thesis_in_Sociology_the_Open_University

Queers Read This (1990): Queer Nation Manifestos. June

1990. https://actupny.org/documents/QueersReadThis.pdf

Syaivo: Pro zbochuvannya y zbochenstvo. ZBOKU. /

Сяйво: Про збочування і збоченство. ЗБОКУ.

https://zbokuart.wordpress.com/тексти-texts/

про-збочування-і-збоченство/

Syaivo ta Agamian, Mariam (2022) Chomu nemaye takoho

imeni, Veselka? ZBOKU, 2 February 2022 / Cяйво та Агамян,

Маріам (2022): Чому немає такого імені, Веселка?

ЗБОКУ. https://zbokuart.wordpress.com/category/

період-period/1950-1980/

65 CINEMA ARCHIPELAGO: SYMPOSIUM

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