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Der Fluch des Magiers Kurzgeschichte (Fantasie)

Diese Datei als Buch herauszubringen, war die Seitenzahl zu gering und mit den Bildern, die übrigens Klasse sind, viel zu teuer.


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2<br />

Seite 3 <strong>Der</strong> <strong>Fluch</strong><br />

Seite 5 Die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> und<br />

Die Wolkeninsel<br />

Seite 11<br />

Das Inselabenteuer<br />

Wolkendrachen<br />

Seite 16<br />

Begegnung<br />

Seite 21<br />

Seite 24<br />

Seite 29<br />

Seite 39<br />

Seite 42<br />

Liebe<br />

Die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong><br />

Auf dem Weg zum Feuerkristall<br />

Das Herz <strong>des</strong> Wassers.<br />

Die Rückkehr<br />

Diese <strong>Kurzgeschichte</strong> wurde mit Unterstützung von KI geschrieben. Einzelene Textpassagen<br />

wurden von KI generiert.<br />

Bildmaterial generiert von KI , zusammengstellt und von mir bearbeitet.<br />

Die Geschichte unterliegt dem Urheberrecht.<br />

Renate A. Becker<br />

beckerreni43@gmil.com


3<br />

1. <strong>Der</strong> <strong>Fluch</strong> <strong>des</strong> <strong>Magiers</strong><br />

In einer Welt, in der Magie und Abenteuer Hand in Hand gingen, gab es einen<br />

Magier, <strong>des</strong>sen Name in den Annalen der Geschichte verloren gegangen war. Er war<br />

bekannt als der Abenteurer, ein Wanderer zwischen den Welten, ein Meister der Elemente<br />

und Hüter uralter Geheimnisse. Doch mit großer Macht kam auch ein großer<br />

Preis – ein <strong>Fluch</strong>, der so alt war wie die Magie selbst.<br />

<strong>Der</strong> Magier stand auf einem zerklüfteten Gipfel, die Augen fest auf den Horizont<br />

gerichtet, wo der Himmel und das Meer sich trafen und das Ende der Welt zu sein<br />

schien. Sein Mantel flatterte im Wind, und die Runen auf seinem Gewand leuchteten<br />

mit einer unheimlichen Präsenz. Er hatte diesen Ort aufgesucht, um den <strong>Fluch</strong> zu<br />

brechen, der auf ihm lastete, einen <strong>Fluch</strong>, der ihn dazu verdammt hatte, ewig zu<br />

wandern, niemals einen Moment der Ruhe zu finden.<br />

Mit einem Stab, der aus dem Holz <strong>des</strong> Weltenbaums geschnitzt war, zeichnete er ein<br />

komplexes Muster in die Luft. Die Runen glühten auf und ein Portal öffnete sich, ein<br />

Tor zu einer anderen Welt. <strong>Der</strong> Magier wusste, dass dies seine letzte Chance sein<br />

könnte, den <strong>Fluch</strong> zu brechen. Er atmete tief ein und trat durch das Portal, bereit,<br />

sich den Schatten seiner Vergangenheit zu stellen und sein Schicksal ein für alle Mal<br />

zu ändern.<br />

Das Portal schloss sich hinter ihm, und der Gipfel wurde wieder still. Doch die<br />

Legende <strong>des</strong> Abenteurer-<strong>Magiers</strong> würde weiterleben, erzählt von den Winden, die<br />

über die Berge wehten, und von den Sternen, die in den dunkelsten Nächten flüsterten.


4<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fluch</strong>, der auf dem Abenteurer-Magier lastete, war so alt wie die Zeit selbst. Es<br />

wurde gesagt, dass er von einem mächtigen Wesen ausgesprochen wurde, das die<br />

Balance der magischen Kräfte bewachte. <strong>Der</strong> Magier hatte in seiner unersättlichen<br />

Suche nach Wissen eine verbotene Grenze überschritten und die Harmonie der<br />

Welten gestört.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fluch</strong> verurteilte ihn dazu, durch die Dimensionen zu wandern, ohne jemals<br />

einen Ort zu finden, an dem er bleiben konnte. Mit jedem Dimensionssprung fand er<br />

sich in einer neuen Welt wieder, jeder Sprung nahm ihm die Chance, Verbindungen<br />

zu knüpfen oder Frieden zu finden. Er konnte die Schönheit der Welten sehen, ihre<br />

Geheimnisse entdecken, aber nie Teil von ihnen werden.<br />

Doch der <strong>Fluch</strong> hatte auch seine Vorteile. <strong>Der</strong> Magier erlangte die Fähigkeit, die<br />

Sprache der Elemente zu sprechen, die Muster <strong>des</strong> Schicksals zu lesen und die<br />

Geheimnisse <strong>des</strong> Universums zu entwirren. Seine Macht wuchs mit jedem Übergang,<br />

und so auch sein Verständnis für die Verantwortung, die mit dieser Macht einherging.<br />

Um den <strong>Fluch</strong> zu brechen, musste der Magier die drei verlorenen Artefakte der Elemente<br />

finden: den Kristall <strong>des</strong> Feuers, der in den Tiefen eines erloschenen Vulkans<br />

verborgen lag; die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong>, die auf dem höchsten Gipfel <strong>des</strong> Himmels<br />

schwebte; und das Herz <strong>des</strong> Wassers, das in den dunkelsten Tiefen <strong>des</strong> Ozeans<br />

ruhte. Nur wenn er diese Artefakte vereinte und das Ritual der Harmonie vollzog,<br />

könnte der <strong>Fluch</strong> gelöst werden.<br />

<strong>Der</strong> Magier wusste, dass seine Reise gefährlich und voller Prüfungen sein würde,<br />

aber die Hoffnung, den <strong>Fluch</strong> zu brechen und endlich Ruhe zu finden, trieb ihn voran.<br />

Und so setzte er seinen Weg fort, getrieben von der Sehnsucht nach Freiheit und<br />

dem Wunsch, die Ordnung der Welten wiederherzustellen.<br />

Entschlossen durchschritt er das Dimensionstor. Er spürte, wie sich sein Körper in<br />

seine kleinsten Bestandteile auflöste. Ein starker Sog zog ihn in eine ungewisse<br />

Zukunft.


5<br />

Feder der Winde<br />

Langsam kehrte sein Bewusstsein zurück. Sein Kopf dröhnte. Auf seiner Reise durch<br />

das Dimensionstor erhielt er einen Hinweis in Versform, wo er sein könnte.<br />

Auf dem Gipfel, so hoch und weit,<br />

schwebt die Feder, leicht und befreit.<br />

Sie tanzt im Wind, so frei, so sacht,<br />

hat Macht über Tag und über Nacht.<br />

Sie gleitet durch die Lüfte klar,<br />

ein Wunder, selten, sonderbar.<br />

Die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong>, zart und selten<br />

Lässt die Schönheit erahnen, ganzer Welten.<br />

In ihrem Flug, so still die Reise,<br />

erzählt sie uns von alter Weise.<br />

Von Stürmen wild und Zeiten still,<br />

die Feder schwebt, weil sie es will.<br />

So möge sie fliegen, immerdar,<br />

ein Zeichen der Hoffnung, wunderbar.<br />

Die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong>, auf ihrem Thron,<br />

trägt deine Träume davon, davon.


6<br />

Die Landschaft hatte sich verändert. Er nahm die Umgebung als weite Ebene wahr.<br />

Grasbedeckte Flächen, so weit das Auge reichte. Ganz schwach im Hintergrund<br />

ließen sich Berge erahnen. Sollten die Verse stimmen, waren die Berge sein Ziel.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fluch</strong> bereitete ihm große Schwierigkeiten. Warum war er so fern von den<br />

Bergen, wenn es denn Berge waren und nicht ein Waldgürtel? Er zuckte mit den<br />

Schultern und entschied sich, den dunklen Gürtel anzusteuern. <strong>Der</strong> Magier würde<br />

mehrere Tage benötigen, um sein Ziel zu erreichen. Sein Ziel? Wer entschied, ob er<br />

die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> in Besitz nehmen konnte? Sie war wahrscheinlich eines der<br />

Artefakte, die er benötigte, um den <strong>Fluch</strong> zu brechen.


Deutlich sah er ein Bild vor seinem geistigen Auge. Sie schwebte in den Wolken. Er<br />

sah es als Ironie an. Welche Möglichkeiten gibt es, sie zu erreichen? Sie schien ihn<br />

zu locken, flüsterte ihm zu:<br />

7<br />

«Komm zu mir!»<br />

Besorgt schaute er in den tiefblauen Himmel über sich. Kein Windhauch wehte. Es<br />

herrschte eine unangenehme Hitze. Sie trieb die Feuchtigkeit aus seinen Poren.<br />

Seine Kleidung war binnen kürzester Zeit von Schweiß nass geworden. Wo gab es<br />

eine Abkühlung?<br />

Er schaute sich um. Die Augen mit der rechten Hand beschattend. Was er dann sah,<br />

konnte er kaum glauben. Eine Insel in den Wolken. Wasserfälle flossen über den<br />

Rand hinweg und verloren sich in der Luft. Seine Gedanken jagten hinter der Stirn.<br />

Er musste dorthin, oder handelte es sich dabei um eine Fata Morgana? Die Insel<br />

schien näherzukommen und sich der Erde zuzuwenden. Sie setzte sanft und langsam<br />

auf.<br />

«Wenn nicht jetzt, wann dann», dachte er und mit einem mächtigen Sprung erreichte<br />

er die Insel. Hart schlug er auf deren Oberfläche auf, doch das war ihm im Moment<br />

egal. Er hoffte, sie würde ihn bis zum Gebirge mitnehmen.


Kaum hatte er sich erhoben, hob die Insel ab. Tauchte in einen mit Nebel bedeckten<br />

Himmel ein. Es wurde blitzartig dunkel. Er konnte seine Hand nicht vor Augen sehen.<br />

Er wurde vorsichtig. Unter seinen Händen fühlte er kalten Fels. In Gedanken versank<br />

er auf der Insel im Nichts. So schnell, wie es dunkel geworden war, wurde es wieder<br />

heller. Es wurden Konturen sichtbar und er begann, die Insel zu erkunden. <strong>Der</strong> Fels<br />

wurde von weichen Waldböden abgelöst. Ein dichtes Waldgebiet nahm ihn auf. Stundenlang<br />

irrte er zwischen den mächtigen Bäumen umher. <strong>Der</strong> Wald schien kein Ende<br />

zu nehmen. Doch dann stieß er auf eine mächtige Lichtung, in deren Mitte ein<br />

Eichenbaum stand, der seinesgleichen suchte. In dem Geäst <strong>des</strong> Baumes befand<br />

sich ein Nest, das nur einem großen Vogel gehören konnte. <strong>Der</strong> Magier verhielt sich<br />

still. Ein lautes Rauschen ließ seinen Blick zum Himmel gleiten.<br />

8


9<br />

Was sich am Rand <strong>des</strong> Nestes niederließ, war ein drachenähnliches Geschöpf. Die<br />

Haut glitzerte silbern in der untergehenden Sonne. <strong>Der</strong> Magier wagte es nicht, sich<br />

zu bewegen. Trotzdem bewegte das Tier den Kopf in seine Richtung. Er erschrak, als<br />

er eine Stimme in seinem Kopf hörte. Ich kenne dich und deine Bestimmung und ich<br />

kenne deinen Namen, den niemand mehr erinnert.<br />

«Dein Name ist ein starker, bedeutungsvoller Name, Valerian. Du bist Valerian. Ich<br />

werde dir die Bedeutung <strong>des</strong> Namens erklären. Ursprünglich aus dem Lateinischen<br />

stammend, bedeutet Valerian “stark sein” oder gesund sein. Es gab auch eine Figur<br />

in der slawischen Mythologie namens Valerian, die als Held und Beschützer verehrt<br />

wurde. Das ist schon sehr lange her. Nun bist du wieder da Valerian und deine Aufgabe<br />

ist schwer. Wenn es der Wind will, wirst du deine erste Aufgabe erfüllen<br />

können. Auf den Flügeln <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> wird sie den Bergen zugetrieben. Höre mir zu.<br />

Hoch über dem blauen Ozean <strong>des</strong> Himmels,<br />

wo die Luft rein und klar ist,<br />

liegt eine Insel, umhüllt von weißem Nebel,<br />

ein Ort, der nur in Träumen existiert.<br />

Sie schwebt sanft auf dem Atem der Winde,<br />

umgeben von einem Meer aus weichem Weiß.<br />

Die Sonne küsst ihre grünen Wiesen,<br />

und Sterne funkeln in ihren Nächten.<br />

Bäume mit silbernen Blättern flüstern Geschichten,<br />

von alten Zeiten und verborgenen Schätzen.<br />

Ihre Wurzeln umarmen die Wolken fest,<br />

als wären sie aus dem Himmel selbst gewachsen.<br />

Wasserfälle aus kristallklarem Wasser<br />

Stürzen in die Unendlichkeit hinab.<br />

Sie nähren die Flüsse, die leise fließen,<br />

über die Insel, wie ein sanftes Lied.<br />

Die Bewohner, seltsam und wunderbar,<br />

mit Flügeln so zart wie der Morgentau.<br />

Sie tanzen in der Luft, frei und ungebunden,<br />

in einer Welt, die nur wenige je schauen.<br />

Diese Insel, ein Traum von Freiheit und Frieden,<br />

ein Zufluchtsort, der über den Wolken thront.<br />

Ein Paradies, das in der Stille schwebt,<br />

ein Geheimnis, das nur das Herz kennt.»<br />

«Komme in mein Nest und ruhe dich aus, denn die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> ist nicht leicht<br />

zu erringen. Schone deine Kraft.»


Dankbar nahm Valerian der Magier das Angebot an. Gut bewacht erreichte ihn ein<br />

tiefer, traumloser Schlaf.<br />

10


11<br />

Abenteuer auf der Wolkeninsel<br />

Erfrischt wachte er auf. Durch die Sonne wurden helle Flecken in das Nest gezaubert.<br />

Er blickte sich um und sah den Drachen nicht. Sein Magen knurrte und ihm<br />

wurde bewusst, dass er lange Zeit nichts gegessen und getrunken hatte. Er verließ<br />

das Nest und machte sich auf die Suche nach Wasser und etwas Essbarem. Nicht<br />

weit vom Baum wuchsen blaue Beeren. Waren sie zum Verzehr geeignet? Während<br />

er noch nachdachte, huschte ein Wesen an ihm vorbei und aß mit Genuss die<br />

Beeren vom Strauch.<br />

Seine Arme und Beine waren kurz. Dafür war sein Bauch sehr imposant. Dick und<br />

rund schaute er über dem Hosenbund hervor. <strong>Der</strong> Kopf saß direkt auf den Schultern,<br />

ohne erkennbaren Hals. Er trug einen Bürstenhaarschnitt. Seine Ohren waren spitz<br />

wie die eines Trolls. Vielleicht war er sogar einer?<br />

Ein leises Grunzen ließ erkennen, wie wohl sich der Kleine fühlte. Dann sah der<br />

Winzling, er ging dem Magier bis an die Kniescheibe, zu ihm auf und sagte mit<br />

vollem Mund:


«Warum zögerst du? Die Beeren schmecken gut und sind sehr nahrhaft. Lang zu<br />

Valerian.»<br />

«Du kennst meinen Namen?»<br />

«Jeder auf der Insel kennt deinen Namen. Das hat die flüsternde Ente längst von<br />

einem Ende bis zum anderen Ende verbreitet. Wundere dich nicht, wenn jeder den<br />

du triffst, dich mit Namen anspricht.»<br />

12<br />

Kaum hatte der Kleine seine Rede beendet, als etwas hinter Valerian kicherte.<br />

«Hallo, ich bin Emmaline. Ich habe den Bäumen berichtet, dass du gekommen bist.<br />

Iss die Beeren ohne Sorge. Auf der Wolkeninsel wächst nichts, was giftig ist.»<br />

Mit den Worten drehte sie ihren Schnabel gegen den Wind, breitete die Flügel aus<br />

und flog davon. Valerian pflückte Beeren und sie schmeckten ihm. Sie waren nicht zu<br />

süß und nicht zu herb. Außerdem schienen sie auch sehr nahrhaft zu sein. Denn<br />

nach nicht allzu langer Zeit<br />

«Na, du bist gut. Ich habe ihn dir auch bisher nicht genannt. Alle nennen mich Kugle,<br />

weil ich so rund bin. Ich heiße Milon, aber niemand nennt mich so,» sagte er mit<br />

einem breiten Lächeln.<br />

«Ich werde dich Milon nennen“, sagte Valerian und klopfte ihm auf die Schulter, wozu<br />

er sich weit hinaufbeugen musste. Beide lachten. «Ich werde dir zeigen, wo du<br />

Wasser finden kannst. Du siehst ein wenig vertrocknet aus.»


Milonschüttelte den Kopf und rief: «Hey, wenn du einen Schritt machst, muss ich fünf<br />

Schritte machen und rennen mag ich nicht.»<br />

Valerian zog den Knirps hoch, legte ihn auf seine Schulter und meinte, er solle ihm<br />

lediglich die Richtung mitteilen.<br />

Milon fand es richtig gemütlich auf Valerians Schulter. Plötzlich hob er den Kopf und<br />

sagte: «Sag mal Valerian, hast du dem Wolkendrachen schon seine Belohnung<br />

gegeben?»<br />

«Belohnung? Nein. Was gibt man ihnen denn so?»<br />

«Glitzersteine. Sie stehen darauf. Ich weiß, wo wir welche finden. Die gibst du ihm<br />

dann und er macht alles, was du willst.»<br />

«Ich konnte mich am Morgen nicht bei ihm bedanken, er war schon fort. Sicher weißt<br />

du, wo ich ihn finden kann?»<br />

«Ja, er wird bei den flüsternden Wasserfällen sein. Dort treffen sie sich jeden Morgen<br />

zu irgendwelchen Zeremonien.»<br />

Edelsteinen nur so blitzte. Valerian trank zuerst von dem kristallklaren Wasser, richtete<br />

sich wieder auf und sagte:<br />

«Sag einmal Milon, warum holen sich die Wolkendrachen die Steine nicht selbst aus<br />

dem Bach? Es liegen hier doch tausende davon herum.»<br />

«Die Wolkendrachen scheuen fließende Gewässer. Niemals würde einer von ihnen<br />

auch nur in die Nähe eines Baches kommen. Wasserfälle lieben sie, weiß der<br />

Kuckuck warum, das ist doch auch fließen<strong>des</strong> Wasser. Sie halten sich meistens in<br />

der Mitte der Insel auf, da ist es trockener.»<br />

13<br />

Valerian sammelte ein paar Steine aus dem Bach und verstaute sie in seinem weiten<br />

Mantel. Nicht lange und sie erreichten den Versammlungsplatz der Wolkendrachen,<br />

die sich gerade in einer heißen Diskussion befanden. Bemerkenswert war, sie sahen<br />

alle gleich aus. Valerian konnte seinen Gastgeber nicht ausmachen. Als sie bemerkt<br />

wurden, verstummte ihre Unterhaltung. Einer der Drachen zeigte auf Valerian und<br />

brummte: «Ist das der, der bei dir ein Lager fand und nichts dafür hergab? Ich werde<br />

ihn strafen.» Er machte einen Schritt auf Valerian zu, hob eine seiner Pranken, bereit<br />

zuzuschlagen, als Valerian seine Stimme erhob und ruhig sagte:<br />

«Warte, erstens wusste ich nicht, was ich hätte geben sollen, zweitens war mein<br />

Gastgeber schon weg, als ich erwachte, und drittens habe ich die Bezahlung bei<br />

mir.»<br />

Er griff in die Tasche seines Mantels und holte eine Handvoll Diamanten hervor.<br />

Sie reichten nicht für alle Drachen. Valerian zauberte ein wenig und der Diamantenstrom<br />

aus seinen Händen wurde nicht unterbrochen. Er hörte erst auf, als ein kleiner<br />

Berg auf dem steinigen Boden lag und sagte.<br />

«Reicht das?»Ein Drache löste sich aus der Gruppe und ließ sich vor ihm nieder. Er<br />

schaute auf Valerian herab und fing an, ein Lied zu singen, in dem die anderen Drachen<br />

einstimmten:


14<br />

«In einem Leben voller Farben,<br />

manchmal grau, oft golden.<br />

Hast du mir gezeigt, was zählt,<br />

in den Momenten, die wir teilen.<br />

Refrain:<br />

Dankbarkeit in meinem Herzen,<br />

für all die Zeiten, die wir lachten.<br />

Du bist der Glanz in der Dunkelheit,<br />

mein Licht, mein Diamant.<br />

Wie Sterne in der Nacht<br />

Leuchten deine Taten so hell.<br />

In deiner Güte finde ich Kraft,<br />

du bist der Grund, warum ich strahle.<br />

Dankbarkeit in jedem Wort,<br />

für jede Geste, die du schenkst.<br />

In deiner Nähe fühl ich mich geborgen,


15<br />

wie Diamanten, die ewig glänzen.<br />

Und wenn der Sturmwind weht,<br />

bist du der Fels, der steht.<br />

Deine Liebe, kostbar und rein,<br />

wie Diamanten, die niemals vergehn.<br />

Dankbarkeit, sie fließt durch meine Adern,<br />

für die Liebe, die du mir gibst.<br />

Du bist mehr als nur ein Schatz,<br />

du bist mein Diamant, der für immer lebt.»<br />

Milon sagte: «Er wird seinen Schatz mit den anderen Drachen teilen. Ich fürchte, den<br />

wirst du, solange du hier bist nicht mehr los. Noch nie hat ein Drache so viele Glitzersteine<br />

bekommen für eine Übernachtung.»<br />

Valerian schaute zu Boden und sagte leise: «Noch nie hat jemand ein solches Lied<br />

für mich gesungen. Lasse uns weitergehen.»<br />

Verstohlen wischte Valerian sich eine Träne fort, drehte sich um und ging in Richtung<br />

Süden davon. Er bemerkte nicht, dass der Drache ihm folgte. Milon saß auf <strong>des</strong>sen<br />

Rücken und grinste von einem Ohr zum anderen.


16<br />

Begegnung<br />

Valerian hatte sich vorgenommen, einen erhöhten Punkt der Insel zu erreichen. Er<br />

wollte sehen, in welche Richtung die Insel vom Wind getrieben wurde.<br />

«Sag mal Valerian, wo willst du überhaupt hin?»<br />

«Ich will auf den Berg dort, damit ich sehen kann, wohin die Insel schwebt.»<br />

Milon lachte so sehr, dass er beinahe vom Rücken de Wolkendrachen gefallen wäre.<br />

«Ach je, du brauchst doch nur die Wolkendrachen fragen, die wissen immer, woher<br />

der Wind weht.»<br />

<strong>Der</strong> Magier fasste sich an die Stirn und stöhnte: «Na klar doch. Du Milon, sag mal,<br />

wie heißt denn der Drache, in <strong>des</strong>sen Nest ich geschlafen habe?»<br />

«Giganto heißt er. Er ist sehr sparsam, besonders im Denken,» lachte Milon. Valerian<br />

schaute nach oben und entdeckte ein Haus, dass, so sah es aus, an einer Felsenwand<br />

klebte.<br />

«Wer haust denn da?» Fragte Valerian.<br />

«Winola.»<br />

«Aha, und wer ist diese Winola?»<br />

«Eine Frau.»<br />

Sag mal Milon, muss ich dir je<strong>des</strong> Wort aus der Nase ziehen?»<br />

«Ich mag nicht über sie reden.»<br />

«Warum?»


«Wenn du sie kennenlernen willst, flieg rauf.» Milon drehte sich demonstrativ um und<br />

zeigte Valerian seine Rückseite.<br />

.<br />

17<br />

Valerian breitete die Arme aus, mit den Händen magische Zeichen in die Luft schreibend,<br />

ließ er Wind aufkommen, sein Mantel blähte sich auf und Valerian schwebte<br />

hinauf zu dem seltsamen Haus an der Felswand. Zurück blieb ein verdutzt dreinschauender<br />

Milon und ein sich vor Lachen biegender Wolkendrache.<br />

«Höre sofort auf zu Lachen du blö<strong>des</strong> Vieh.» Schnaufte Milon böse.<br />

«Sei nicht böse flüsterte der Drache, du hättest ihm sagen sollen, das sie eine<br />

Magierin ist, die keine Gesellschaft duldet. Du bist schuld daran, wenn sie ihm einen<br />

Kochtopf an den Kopf wirft.»<br />

«Würde ihm recht geschehen, noch nie jemanden getroffen, der so neugierig ist.»<br />

Gespannt blickten beide hinauf zum Haus der Magierin Winola. Valerian stand auf<br />

einer Art Veranda und schaute zu einem der Fenster in das Haus hinein. Plötzlich<br />

bekam er einen Stoß vor die Brust, ohne das er jemanden gesehen hätte. <strong>Der</strong> Stoß<br />

war so kräftig, dass es ihn von der Veranda katapultierte. Ein Glück, der Wolkendrachen<br />

fing ihn auf. Glucksend und abwechselnd kichernd flüsterte «Es war kein Kochtopf,<br />

mit denen sie sonst zu werfen pflegt.»<br />

«Aha, ihr wisst das und sagt mir nichts? Aber warte, der zeig ich es.»<br />

«Lasse es besser, sie ist immer schlecht gelaunt und duldet niemanden in ihrer<br />

Nähe.»


18<br />

«Die kann doch nicht einfach Menschen vom Berg schleudern.»<br />

«Du hast doch gesehen, das sie kann.»<br />

Wieder kringelte sich der Drache vor lachen.<br />

“Winola,” rief Valerian mit fester, aber sanfter Stimme. “Ich weiß, dass die Welt<br />

manchmal ein dunkler Ort sein kann, aber deine Magie hat das Potenzial, Licht in die<br />

Dunkelheit zu bringen.”<br />

Winola trat auf die Veranda, ihre Augen funkelten vor Misstrauen. “Und warum sollte<br />

ich dir vertrauen, Valerian? Jeder andere hat mich nur gefürchtet oder versucht, mich<br />

zu benutzen.”<br />

Valerian schwebte zu ihr nach oben die Handflächen nach oben gerichtet, ein Zeichen<br />

<strong>des</strong> Friedens. “Weil ich an das Gute in dir glaube. Lass mich dir zeigen, wie du<br />

deine Kräfte für Harmonie und Heilung nutzen kannst, statt für Zerstörung.”<br />

Ein Moment der Stille hing in der Luft, dann begann die dunkle Energie langsam zu<br />

schwinden. Winola sah in Valerians Augen und erkannte die Wahrheit in seinen<br />

Worten. Er stand zwischen den Büschen und schaute zu ihr hinauf. Sie stand auf der<br />

Veranda und war fassungslos, dass er keine Angst vor ihr hatte. Ihr Blick wurde offen<br />

und eine Art zärtlicher Bewunderung war darin zu lesen.


Valerian kletterte zu ihr hinauf und sah sie offen an. Sie sahen sich direkt in die<br />

Augen und es begann ein stummes Duell. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie<br />

den Blick senkte. Leise flüsterte sie:<br />

«Wer bist du. Wieso hast du eine solche Macht. Stärker als alles, was ich bislang<br />

gespürt habe.»<br />

«Ich bin der Wanderer und folge einem <strong>Fluch</strong>. Sicher hast du von mir gehört.»<br />

«Ja ich hörte davon. Dein Wissensdurst war zu groß. Hast die Regeln nicht<br />

beachtet.»<br />

«Ich muss die Feder der Lüfte erreichen das Juwel <strong>des</strong> Feuers und das Herz <strong>des</strong><br />

Wassers. Wenn diese drei Elemente vereint sind, dann ist die gestörte Ordnung <strong>des</strong><br />

Universums wieder hergestellt.»<br />

Winola schaute ihn nachdenklich an.<br />

«Da fallen mir ein paar Verse ein, die dir vielleicht helfen können. Sie sprechen<br />

davon, was geschehen wird, wenn die Ordnung gestört bleibt. Willst du sie hören?»<br />

«Ich bitte darum.»<br />

Sie setzten sich in die bequemen Sessel, die auf der Veranda standen und die<br />

Magierin begann zu sprechen:<br />

19<br />

«Wenn Sterne tanzen aus der Reihe,<br />

und schwarze Löcher gähnen, wehe.<br />

Die Ordnung bricht, das Chaos naht,<br />

ein Universum ohne Saat.<br />

Die Galaxien wirbeln wild,<br />

zur Gnade nicht gewillt<br />

Die Materie, sie strebt nach Form,<br />

im Chaos gibt es keine Norm.<br />

Die Planeten, wie im Wahn<br />

verlieren ihre Bahn,<br />

Das Gleichgewicht, es wankt, es fällt,<br />

ein neuer Kosmos wird bestellt.<br />

Doch in der Unordnung, so klar,<br />

entsteht ein Funke, wunderbar.<br />

Ein neuer Anfang, leise, sacht,<br />

im Chaos birgt sich neue Macht.


20<br />

So tanzen Atome, neu vereint,<br />

im Universum, und das Chaos weint.<br />

Aus Störung wächst die Schöpfungskraft,<br />

die neue Weltenordnung schafft.»<br />

Ihre Worte verhallten, wurden vom Wind davongetragen. Am Fuß <strong>des</strong> steilen<br />

Abhangs warteten Giganto und Milon, der langsam ungeduldig wurde.<br />

«Was macht der bloß so lang bei der Ziege?»<br />

«Sei still Milon,» flüsterte der Wolkendrache, sei nur still. Was immer da oben<br />

geschieht, hat einen Sinn und geschieht nicht durch Zufall.»<br />

«Trotzdem würde es mich interssieren, was die da machen!. Jetzt schau dir das an,<br />

Sie gehen ins Haus. Diese Hexe wird ihm doch wohl nichts antun?»<br />

Milon machte Anstalten die Felsen zu erklimmen, aber Giganto hielt ihn zurück.<br />

Winola bat Valerian in ihr Haus ein. Sie sprachen nicht und trotzdem verstanden sie<br />

sich. Ihre Unterhaltung fand von Geist zu Geist statt. Sie las seine und er ihre<br />

Gedanken. Langsam näherte Valerian ihr und berührte sie sanft an der Schulter, als<br />

habe sie darauf gewartet sank sie in seine Arme und ihre Lippen fanden sich zu<br />

einem langen Kuss.


21<br />

Liebe<br />

Die Magierin, mit ihren leuchtenden Augen und einem sanften Lächeln, zog Kreise in<br />

der Luft mit ihrem Zauberstab, während der Magier Worte in einer alten Sprache flüsterte,<br />

die die Luft um sie herum zum Vibrieren brachte. Als ihre Zauber sich vereinten,<br />

entstand ein sanftes Leuchten, ein warmes Licht umgab das Haus.<br />

Sie tanzten zusammen, ihre Bewegungen waren harmonisch und voller Anmut, als<br />

ob sie von der Magie selbst geführt würden. Die Zeit schien stillzustehen, während<br />

sie in ihrer eigenen Welt aus Zauberei und Zuneigung versunken waren.<br />

Als der Morgen graute, verblasste das magische Leuchten langsam, und sie wussten,<br />

dass ihre gemeinsame Nacht zu Ende ging. Doch die Erinnerung an diese<br />

Liebesnacht würde für immer in ihren Herzen bleiben, ein kostbarer Moment, geprägt<br />

von Magie und tiefer Verbundenheit.<br />

Ihre Körper trennten sich. Winola umhüllte ihren nackten Körper mit einem seidenen<br />

Mantel und sagte mit Wehmut in der Stimme:<br />

«Heute wird die Insel das Gebirge erreichen, wo du die Feder der Lüfte bekommen<br />

kannst. Ich weiß, du musst gehen. Aber versprich mir, wenn der <strong>Fluch</strong> gebannt ist,<br />

dass du zu mir zurückkommst.»<br />

«Ich werde zurückkommen.»<br />

Noch einmal nahm er sie zärtlich in die Arme, küsste sie und noch einmal versanken<br />

sie in einem langen Kuss und noch einmal vereinigten sich ihre Körper in sanfter<br />

Bewegung.<br />

Sie sanken erschöpft auf das weiche Lager der Magierin Winola. Valerian stans auf,<br />

zog seine im Haus verstreute Kleidung wieder an und ging auf die Veranda. Er<br />

blickte zurück und durch den seidenen Vorhang der, den Schlafraum vom Wohnraum<br />

trennte, sah er Winolas nackten Körper. Nein er würde nicht zurückgehen. Langsam<br />

machte er sich an den Abstieg.<br />

Dort wurde er mit vorwurfsvollen Worten von Milon empfangen:<br />

«Kannst du mir mal sagen, was du so lange da oben mit der Hexe gemacht hast?»<br />

Valerian lachte und der Wolkendrache verformte seinen Körper zu einem großen<br />

Herzen. Dabei summte er eine alte Liebesmelodie.<br />

Milon schaute vom Drachen zu Valerian und zurück und sagte: «Ach so.»


22<br />

Die Feder der Winde<br />

Plötzlich war Emmaline, die Ente wieder da. Aufgeregt flatterte sie um Giganto<br />

herum und schnatterte laut, was sonst nicht ihre Gewohnheit war.<br />

«<strong>Der</strong> Berg, der Berg, Giganto der Berg, die Feder, die Feder, weg, Giganto, weg.»<br />

Valerian packte das kleine Tier und sagte:<br />

«Halt, hole mal tief Luft und dann sagst du, was dich aus dem Gleichgewicht<br />

gebracht hat.»<br />

«Die Feder Valerian, die Feder sie ist nicht mehr da. Ich habe durch das Dimensionstor<br />

geschaut. Immer habe ich sie sehen können. Heute Morgen, war sie weg,»<br />

Nachdenklich schaute Valerian die kleine Ente an.<br />

«Zeige mir das Tor.»<br />

«Wir müssen durch den Flüsterwald. Die Bäume dort sind sehr neugierig und alle<br />

sprechen immer durcheinander. Wundere dich also nicht. Es hat auch keinen Sinn,<br />

sie zu ermahnen, einzeln zu reden. Sie Tuns einfach nicht.»<br />

Sie gingen einen Waldweg entlang, der sich zwischen den alten Bäumen hindurchschlängelte.<br />

Von allen Seiten waren leise Stimmen zu hören. Sie redeten alle durcheinander.<br />

Es waren nur Wortfetzen zu verstehen.<br />

Mitten in diesem Wald der flüsternden Bäume stand ein imposantes Tor. Es ragte<br />

hoch in den tiefblauen Himmel.


23<br />

Valerian verabschiedete sich von seinen neu gefundenen Freunden und schritt, ohne<br />

zu zögern, durch das leuchtende Tor. Wieder überkam ihn dieses sonderbare Gefühl<br />

aufgelöst zu werden. Als er wieder klar sehen konnte, fand er sich in einer Felsenlandschaft<br />

wieder. Vor ihm ragte ein hoher Berg auf, <strong>des</strong>sen Gipfel in den Wolken<br />

lag. Er schaute sich um und alles, was er sah, waren Felsen, große und kleine<br />

Steine. Was er nicht entdecken konnte, war eine Vegetation. Trocken und staubig.<br />

Etwas ratlos stand er inmitten dieser Trostlosigkeit. Wie sollte er an die Luftfeder<br />

herankommen, wenn er sie nicht sehen konnte? War sie noch da, oder war sie verschwunden,<br />

wie die kleine Ente es gesagt hatte?Wen konnte er hier fragen?<br />

Valerian blickte nicht zurück. Wieder ein abgeschlossenes Kapitel, er würde Winola<br />

nicht vergessen, so wie er alle anderen Frauen auf seinem Weg nicht vergessen<br />

würde. Allerdings hatten sie bei ihm eine Seite berührt, die er bisher nicht kannte.<br />

Energisch schob er den Gedanken an die Frau beiseite und konzentrierte sich auf


seine Aufgabe. Bisher war alles glattgegangen, aber er konnte sich nicht darauf verlassen,<br />

dass es auch so bleiben würde. Besorgt schaute er zum Gipfel <strong>des</strong> Berges<br />

vor ihm, der sich majestätisch in den Himmel erhob und <strong>des</strong>sen Gipfel im roten Licht<br />

der untergehenden Sonne glänzte. Er richtete sich zwischen zwei größeren Felsbrocken<br />

ein Nachtlager ein und legte sich nieder. Je<strong>des</strong> Mal nach einem Dimensionssprung<br />

fühlte er sich matt, was sich aber schnell legte. In der Nacht durch die Felsen<br />

zu gehen, war zu gefährlich. Valerian wollte bis zum nächsten Morgen warten.<br />

Er hatte es sich gerade bequem gemacht, als ein Rauschen in der Luft ihn hinderte<br />

zu schlafen. Pfeifende Geräusche marterten seine Ohren. Ungehalten darüber, was<br />

ihn da störte, richtete er sich auf. Sein Blick fiel, als er um den Felsen herum ging,<br />

24<br />

auf eine finstere Gestalt. In Feuer eingehüllt, verkörperte sie die To<strong>des</strong>drohung<br />

schlechthin. Valerian war überrascht und reagierte einen Bruchteil zu spät, als ihn<br />

ein mächtiger Schlag gegen den Brustkorb nach hinten warf. Hart fiel er auf den<br />

Rücken. Aber sein durchtrainierter Körper war sofort wieder einsatzbereit. Er sprang<br />

auf die Füße, griff nach seinem Stab und murmelte eine Verteidigungsformel. Aus der<br />

Spitze <strong>des</strong> Stabes schoss eine blaue Flamme und traf die Gestalt frontal gegen die<br />

Brust. Sie sank in sich zusammen und löste sich in einer schwarzen Rauchwolke auf,<br />

um gleich darauf wieder zu erscheinen. Diesmal ohne Flammen und pfeifen.<br />

«Ich bin Skiks, dieses Tal gehört mir. Ich bin hier der Herrscher und dulde keine<br />

Fremden. Wenn du die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> suchst, ich habe sie in sicherer Verwahrung.<br />

Ich wusste das du kommen wür<strong>des</strong>t, um die Feder zu holen. Es wird dir nicht<br />

gelingen, weil ich etwas dagegen habe, dass sich die Weltunordnung wieder herstellt.<br />

Verschwinde wieder, bevor ich mich entscheide, dich zu töten.»


Aus Valerians Haltung sprach die Verachtung, die er für diese finstere Gestalt empfand.<br />

Ruhig stand er seinem Gegner gegenüber und sagte:<br />

«Du hast kein Recht auf die Feder <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> und du wirst sie mir geben, bevor ich<br />

mich dazu hinreißen lass, dich tu tötern.»<br />

25<br />

Damit waren die Fronten geklärt und ein Magierduell entstand, wie es kein Zweites<br />

gab.<br />

In der düsteren Dämmerung <strong>des</strong> Steintales standen sich Valerian und Skiks, der<br />

Schattenweber, gegenüber. Valerian, <strong>des</strong>sen Stab mit der reinen Energie der Sterne<br />

durchtränkt war, schleuderte blendende Lichtkugeln auf Skiks, der sie mit dunklen<br />

Energieströmen abwehrte. <strong>Der</strong> Boden bebte, als die Kräfte aufeinanderprallten, und<br />

ein Chor aus Winden sang eine Melodie <strong>des</strong> bevorstehenden Unheils. Skiks, mit<br />

Augen wie leere Abgründe, beschwor eine Legion von Schattenkreaturen, doch Valerian,<br />

unerschütterlich in seinem Glauben, formte einen Schild aus leuchtender Aura,<br />

der die Dunkelheit zurückdrängte. Mit einem mächtigen Ruf, der die Stille zerriss,<br />

entfesselte Valerian einen Strahl purer Magie, der Skiks in die Knie zwang. <strong>Der</strong><br />

Kampf war heftig, doch im Herzen wusste Valerian, dass das Licht die Dunkelheit<br />

immer durchdringen würde.<br />

Zurück blieb der Gestank <strong>des</strong> Bösen. Valerian durfte keine Zeit verlieren. Sein am<br />

Boden liegenden Gegner zu bannen, in dem er seinen Stab auf ihn richtete und ein<br />

seil aus purer Energie, blau leuchtend schlang sich um den Körper <strong>des</strong> Dunkelmagiers<br />

und hinderte ihn daran zu verschwinden. Wütend zerrte dieser an der Fessel,<br />

ohne sie lösen zu können. Dabei stieß er wilde Flüche aus.<br />

«Spare deine Kräfte und gib mir die Feder.»<br />

«Niemals!»<br />

«Wie du willst.»<br />

Valerian richte seinen Stab wieder auf Skiks. Ein dünner weißer Lichtstrahl schoss<br />

aus <strong>des</strong>sen Spitze und traf den Dunkelmagier am rechten Oberschenkel. Skiks<br />

schrie auf, als ein Netz weißer Fäden sich anschickte, ihn ganz einzuhüllen. Langsam<br />

kroch der weiße Lichtfaden über das Bein <strong>des</strong> Skiks, immer höher und höher<br />

und je höher er kam, umso schmerzhafter wurde es für ihn. Ein langgezogenes<br />

Heulen durchdrang die Luft <strong>des</strong> Steintales.<br />

«Willst du mir nun sagen, wo die Feder ist? Wo hast du sie hingebracht?»<br />

Mit schmerzverzerrtem Gesicht entgegnete Skiks:<br />

«Sie ist im Tal der endlosen Flammen. Niemals wirst du sie da herausbekommen.<br />

Niemand hat es bislang überlebt. Du kannst hinein, aber niemals wieder hinaus. Lass<br />

mich nun los.»


«Dumm werde ich sein Skiks. Dein Weg <strong>des</strong> Unheils ist hier zu Ende.» Er richte<br />

seinen Stab ein letztes Mal auf den Dunkelmagier und in einer Wolke aus reiner<br />

Energie verging das Böse, es löste sich auf.<br />

26<br />

Aus der Vergangenheit hatte er gelernt, kein Mitleid mit den Vertretern der Finsternis<br />

zu haben. Er stand noch eine weile mit gesenktem Kopf und bat den Herrn <strong>des</strong> Universums<br />

die Seele <strong>des</strong> Dunkelmagiers, nicht in die ewige Dunkelheit zu schicken. Er<br />

richtete seine Schritte um den Berg herum, auf der Suche nach dem Tal <strong>des</strong> Feuers.<br />

Er sprach eine leise Formel und vor ihm erschien eine kleine Lichtgestalt.<br />

«Was kann ich für dich tun Valerian?»<br />

«Zeig mir den Weg zu Tal <strong>des</strong> Feuers.»<br />

«Ich kann dich hinbringen, schließ die Augen.»<br />

Die kleine Lichtgestalt drehte sich mit irrsinniger Geschwindigkeit um Valerian. Er<br />

wurde eingehüllt in eine in sich rotierende Kugel, die vom Boden abhob und schnell<br />

nach Norden bewegte.<br />

«Du kannst die Augen wieder öffnen,» hörte Valerian die feine leise Stimme in<br />

seinem Kopf.<br />

<strong>Der</strong> Anblick, der sich ihm bot, verschlug ihm den Atem..


27<br />

,<br />

Feuer, wohin das Auge reichte. Darüber, unerreichbar eine weiße Feder, die Feder<br />

<strong>des</strong> Win<strong>des</strong>. Valerian richtete sich hoch auf, streckte die rechte Hand aus und rief mit<br />

machtvoller Stimme:<br />

«Spiritus ignis, ventus et aer, ad te veniendum est. Inferno<br />

pennis super flamma volitant, Pluma ad me, per me ingestum.»<br />

Die Feder zitterte, bewegte sich langsam aber stets der Hand <strong>des</strong> <strong>Magiers</strong> entgegen.<br />

Die Hitze, die nach ihm griff ignorierend, wartete er darauf, dass die Feder seine<br />

Hand berührte. Das kleine Lichtwesen hatte sich zurückgezogen. Es hatte seine Aufgabe<br />

erfüllt.<br />

Endlich hielt er sie fest in der Hand. Er spürte die Macht, die von ihr ausging. Er<br />

betrachtete sie interessiert. Valerian erstarrte und schrie vor Schmerz auf. Als die<br />

Feder sich auflöste und als milchige Flüssigkeit durch seine Handfläche in sie eindrang.<br />

Als er vor seinen Augen ein irisieren<strong>des</strong> Licht ausmachte, schloss er sie.<br />

Valerian stand inmitten eines leuchtenden Energiewirbels, der um ihn herum wirbelt<br />

und seine Gestalt umgab. Seine Augen leuchten auf und seine Hände sind ausgestreckt,<br />

als er die Energie in sich aufnahm. Funken und Strahlen umgaben ihn, während<br />

er die neue, mächtige Energiequelle in sich spürte. Die Luft um ihn herum war<br />

elektrisch aufgeladen und man spürte förmlich die Kraft und Macht, die von ihm aus-


ging. Es war, als ob er sich mit der Energie <strong>des</strong> Universums verbindet und eine ganz<br />

neue Dimension der Magie erfährt.<br />

28


29<br />

Auf den Weg zum Feuerkristall<br />

Nachdem er durch das Dimensionstor getreten war, fand er sich in einer Welt wieder,<br />

die von der Asche längst vergessener Zeiten bedeckt war. Sein Ziel war der Feuerkristall,<br />

ein Artefakt von unermesslicher Macht, verborgen im Herzen eines erloschenen<br />

Vulkans, bewacht von den Flammen eines magischen Feuers.<br />

Valerian blickte auf die Landschaft vor ihm. <strong>Der</strong> Boden unter seinen Füßen war warm<br />

und die Luft erfüllt von einem schwachen Glühen, das von dem erloschenen Vulkan<br />

ausging. Er wusste, dass der Weg nicht einfach sein würde, doch seine Entschlossenheit<br />

war ungebrochen. Die Macht der Feder in ihm gab ihm die Kraft und den Mut<br />

seinen Weg fortzusetzen. Es dauerte nicht lange und seine Kleidung war mit feiner<br />

Vulkanasche bedeckt. <strong>Der</strong> Staub, in der Luft, machte das Atmen schwer,<br />

Es war auch die Macht der Feder, die eine Energieglocke entstehen ließ, die den<br />

Magier einhüllte, ihn aber nicht hinderte seinen Weg fortzusetzen.<br />

Ein unheimliches Gefühl machte sich in ihm breit. Er fühlte sich beobachtet, konnte<br />

jedoch niemanden sehen. Plötzlich raste etwas Schemenhaftes auf ihn zu und prallte<br />

gegen den Energieschirm, der ihn umgab.<br />

Ein lautes Kreischen ertönte und eine schleimige Masse rann an dem Schutz<br />

hinunter. Er wurde von dem staubigen Boden sofort aufgenommen. Jetzt sah er in<br />

einiger Entfernung geisterhafte Gestalten, die jede seiner Bewegungen beobachteten.<br />

Jedenfalls griffen sie ihn vorerst nicht mehr an.<br />

Mit jedem Schritt wirbelte er Staub auf. Aus diesem Staub erwuchsen neue durchscheinende<br />

Geister. Valerian fühlte sich belästigt und gerne wäre er die bösartigen<br />

Gestalten losgeworden. Er versuchte es mit einer magischen Formel:<br />

««Per aetheris vim et puritatis essentiam,Te<br />

iubeo, discede et dissolve!<br />

Ut purgatio completa sit.»


30<br />

Kaum ausgesprochen, wirbelten die Staubgeister, in einer mächtigen Spiralbewegung<br />

durcheinander. Immer schneller wurde der Wirbel, bis er mit einem ohrenbetäubenden<br />

Heulen in der grauen Atmosphäre entschwand. Ungehindert konnte Valerian<br />

seinen Weg durch die triste Landschaft fortsetzen.<br />

Tagelang marschierte Valerian. Hunger und Durst plagten ihn. Seine wenigen Vorräte<br />

neigten sich dem Ende zu. Urplötzlich, wie aus heiterem Himmel wuchs ein Vulkankegel<br />

vor ihm auf. Warum hatte er ihn vorher nicht bemerkt? Das gab ihm neue Kraft,<br />

sein Ziel war nah.<br />

Er brauchte einige Zeit, um den Berg zu erklimmen, und als er endlich am Rand <strong>des</strong><br />

erloschenen Vulkans stand. Es war der Falsche. Kein Feuer, kein Kristall, nur Staub.<br />

«Valerian, warum bist du so dumm?» Meldete sich die Kraft der Feder in ihm.<br />

«Warum nutzt du meine Kraft nicht? Höre in dich hinein, meditiere. Erkunde dein<br />

Inneres. Nimm dir die Zeit.»<br />

<strong>Der</strong> Magier setzte sich im Schneidersitz auf den warmen Boden, legte seine Hände<br />

auf die Knie, mit den Handflächen nach oben. Zeigefinger und Daumen bildeten<br />

einen Kreis. Er versank in eine Tiefe Meditation. Die Umgebung begann sich zu verändern.<br />

Um Valerian wuchsen kleine Büsche mit roten Beeren. Eine kleine Quelle<br />

sprudelte aus der Erde. Er beendete die Meditation und wusste nun, was die Feder<br />

in ihm alles vermochte. Er musste es nur aussprechen in einer Beschwörungsformel.


31<br />

Valerian nahm von den Beeren, trank das klare Wasser und sprach die Formel, leise<br />

aus.<br />

Vis siderum longe et clarum;<br />

Calamus voco a cella tam rara.<br />

elementis cosmos influit;<br />

Da vires ver, libera.<br />

Hac incantatione firma et vera;<br />

Imple votum meum, o mira pluma!<br />

Valerian stand am Rand <strong>des</strong> erloschenen Vulkans, <strong>des</strong>sen dunkle Tiefe vor ihm lag.<br />

Die Legenden hatten ihn hierher geführt, zum Ruheplatz <strong>des</strong> Feuerkristalls, verborgen<br />

in den Tiefen <strong>des</strong> magischen Feuers, das ewig im Herzen <strong>des</strong> Vulkans brannte.<br />

Er hatte von diesem Ort in den alten Schriften gelesen, von der glühenden Hitze, die<br />

kein gewöhnlicher Mensch ertragen konnte, und von der unermesslichen Macht, die<br />

der Kristall verlieh. Valerian wusste, dass der Weg gefährlich sein würde, doch die<br />

Aussicht auf das, was der Kristall für ihn bedeuten könnte, trieb ihn voran.<br />

Mit einem tiefen Atemzug begann Valerian den Abstieg. Die Hitze um ihn herum stieg<br />

mit jedem Schritt, und die Luft flimmerte vor Energie. Er konnte das Echo <strong>des</strong> magischen<br />

Feuers hören, ein sanftes Murmeln, das zu ihm sprach und ihn tiefer in den<br />

Vulkan lockte.<br />

Die Suche nach dem Feuerkristall war mehr als nur eine Jagd nach Macht; es war<br />

eine Prüfung seines Mutes und seiner Entschlossenheit. Valerian war bereit, sich den<br />

Herausforderungen zu stellen, die auf ihn warteten, und die Geheimnisse zu enthüllen,<br />

die der Vulkan seit Jahrhunderten hütete. Bereit sein und damit Erfolg zu<br />

haben, sind zwei verschiedene Paar Schuh.<br />

Valerian war heiß darauf den Kristall zu finden. Er bemerkte nicht, dass er immer<br />

schneller den Berg hinabkletterte, hinein in den Vulkankrater. Im Kater angekommen<br />

rannte er einen mit Flammen gekennzeichneten Pfad entlang,. Urplötzlich tauchte er<br />

auf, Kristall <strong>des</strong> Feuers. Mächtig groß und sein Glanz tat dem Auge weh.


Die enorme Größe <strong>des</strong> Kristalls<br />

32


Die enorme Größe <strong>des</strong> Kristalls ließ ihn erzittern, Gänsehaut breitete sich auf seinem<br />

ganzen Körper aus. Es war ein majestätischer Anblick. Er schwebte mitten im Krater<br />

und versprühte ein Feuer, welches kaum zu beschreiben war. Die untere Spitze <strong>des</strong><br />

Steins berührten den Boden nicht und seine Oberseite brannte wie Feuer. Kleine<br />

Flammen züngelten an den Seiten entlang.<br />

«Da bist du ja endlich Valerian», hörte er eine Stimme in seinem Kopf.<br />

Valerian spürte, wie die Hitze ihn umgab, als er dem Feuerdiamanten näher kam. Die<br />

Luft flirrte, und das Licht schien sich zu biegen, verzerrt durch die immense Energie,<br />

die von dem glühenden Edelstein ausging. Er hatte Geschichten über den Feuerdiamanten<br />

gehört, Legenden, die von einem verborgenen Reich sprachen, das in<br />

seinem Inneren existierte.<br />

Ein Reich, so heiß und lebendig wie die Sonne selbst. Mit jedem Schritt, den er auf<br />

den Diamanten zuging, wurde das Pulsieren stärker, und die Welt um ihn herum<br />

begann zu verschwimmen. Valerian streckte seine Hand aus, zögerte einen Moment,<br />

und berührte dann die glatte Oberfläche <strong>des</strong> Diamanten. Ein Sog erfasste ihn, und<br />

mit einem Mal fand er sich in einem Strudel aus Licht und Feuer wieder.<br />

Er konnte fühlen, wie er durch einen Tunnel aus flammenden Farben gezogen<br />

wurde, schneller und schneller, bis er schließlich mit einem Ruck zum Stehen kam.<br />

Als seine Augen sich an das Licht gewöhnten, sah er, dass er sich in einer Welt<br />

befand, die aus Feuer und Stein geformt war. <strong>Der</strong> Boden unter seinen Füßen glühte,<br />

und Flüsse aus geschmolzenem Gestein schlängelten sich durch die Landschaft.<br />

Valerian stand auf einer Anhöhe und blickte auf ein Tal hinab, in <strong>des</strong>sen Mitte ein See<br />

aus Lava brodelte. Um den See herum tanzten Gestalten, deren Körper aus Flammen<br />

zu bestehen schienen. Sie bewegten sich zur Musik einer unsichtbaren Quelle,<br />

einer Melodie, die gleichzeitig wunderschön und beängstigend war.<br />

Ein Gefühl der Ehrfurcht überkam Valerian, als er die Feuerwesen beobachtete. Er<br />

wusste, dass er in einer Welt war, die nicht für Sterbliche gemacht war. Doch eine<br />

innere Stimme drängte ihn, näher zu treten, sich unter die Flammenwesen zu<br />

mischen und ihre Geheimnisse zu ergründen.<br />

Als er sich dem See näherte, spürte er die Hitze auf seiner Haut, doch sie verbrannte<br />

ihn nicht. Es war, als ob der Feuerdiamant ihn beschützte, ihm erlaubte, Teil dieser<br />

fremden, aber faszinierenden Welt zu sein. Valerian nahm all seinen Mut zusammen<br />

und trat in den Kreis der tanzenden Flammen.<br />

In diesem Moment fühlte er sich verbunden mit dem Feuer, als wäre es ein Teil von<br />

ihm. Er tanzte mit den Flammenwesen, ließ sich von der Musik leiten und entdeckte,<br />

dass er sich bewegen konnte, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er war frei,<br />

frei von den Fesseln seiner eigenen Welt, frei in einer Welt, die aus dem reinen Element<br />

<strong>des</strong> Feuers bestand.<br />

Wieder hörte er die Stimme, diesmal eindringlicher:<br />

«Valerian, endlich bist du hier. Bist du bereit, die Prüfung zu bestehen, um würdig zu<br />

sein, das meine Macht dir dient?»<br />

33


34<br />

Valerian sah sich plötzlich in einer ganz andern Umgebung stehen.<br />

In der tiefsten Kammer <strong>des</strong> Vulkanes, wo die Lava leise brodelte und die Wände in<br />

einem unheimlichen Rot glühten, stand Valerian vor seiner größten Herausforderung.<br />

<strong>Der</strong> Feuerdiamant, ein Kristall von unermesslicher Macht, schwebte über einer Säule<br />

aus purem Obsidian, umgeben von Flammen, die in allen Farben <strong>des</strong> Sonnenuntergangs<br />

tanzten.<br />

«Valerian,» sprach eine tiefe Stimme, die aus den Schatten zu kommen schien, «um<br />

die Macht <strong>des</strong> Feuerdiamanten zu erlangen, musst du drei Prüfungen bestehen.<br />

Jede wird deine Stärke, deinen Mut und deine Weisheit auf die Probe stellen.»<br />

Die erste Prüfung war die Prüfung der Stärke. Ein Golem aus geschmolzenem<br />

Gestein erhob sich vor Valerian, seine Augen glühten wie Kohlen. Valerian wusste,<br />

dass er nicht durch reine Kraft gewinnen konnte. Statt<strong>des</strong>sen nutzte er seine<br />

Geschicklichkeit, um den Golem zu überlisten und ihn dazu zu bringen, sich selbst zu<br />

zerstören. Gigantisch ragte der Golem vor ihm auf. Unwillkürlich wich Valerian<br />

zurück. Immer noch umgab ihn das schützende Energiefeld, aber ob es die Kraft<br />

hatte einem gezielten Schlag auszuhalten? Valerian wollte es nicht drauf ankommen<br />

lassen. Schwer und klobig tapste der Golem auf Valerian zu. Ein tiefes Grollen kam<br />

aus seiner Kehle. Valerian meinte, der Golem sprach zu ihm. Angestrengt lauschte<br />

er.<br />

«Magier, ich weiß nicht, warum ich dich bekämpfen soll. <strong>Der</strong> Meister sagte, du musst<br />

sterben und ich muss tun, was der Meister befiehlt.»<br />

«Welche Macht besitzt dein Meister über dich? Warum musst du ihm gehorchen?»<br />

«Schau mich an Magier. Er hat mich erschaffen, aus Feuer und Stein. Allgemein wird<br />

geglaubt, ein Golem sei nicht fähig zu denken, ich suche nach dem Sinn meiner<br />

Existenz:»<br />

«Hast du den Sinn noch nicht gefunden? Ist es lebenswert für dich, zu gehorchen,<br />

wenn es deinem Meister einfällt, dass er dich braucht, er dich ansonsten aber nicht<br />

beachtet?»<br />

Abrupt blieb der Golem stehen und nahm seinen zum Schlag erhobenen Arm<br />

herunter.<br />

«Danke Magier, jetzt erkenne ich den Sinn meiner Existenz, sie hat keinen Sinn. Leb<br />

wohl Magier.»<br />

<strong>Der</strong> Golem lief ein Stück von Valerian weg und erreichte einen Abhang, der noch<br />

tiefer in den Vulkan hineinreichte. Ohne stehen zu bleiben, stürzte sich der Golem in<br />

den Abgrund.<br />

Ein wütender Schrei ließ Valerian herumfahren. Es schien, der Meister <strong>des</strong> Golem<br />

hatte mit einer solchen Wendung der Geschehnisse nicht einverstanden. Jetzt wollte<br />

er zu Ende bringen, was seine Kreatur sich geweigert hatte zu tun. Valerian reagierte<br />

sofort und sprach die Formel der Vernichtung <strong>des</strong> Bösen.


«Mane quod quisque cantat, tenebras <strong>des</strong>truit,<br />

lucem nescit obstaculum.»<br />

35<br />

Ein greller Blitz formte sich in der Hand <strong>des</strong> <strong>Magiers</strong> Valerian. Er traf den Widersacher<br />

genau zwischen seine glühenden, hasserfüllten Augen. Zu Ende war die<br />

Herrschaft der finsteren Gestalt.


36<br />

Wieder wechselte die Umgebung. Er stand vor einem Abgrund, in <strong>des</strong>sen Tiefe ein<br />

höllisches Inferno aus heulenden Flammen tobte.<br />

«Höre Magier, die zweite Prüfung ist die <strong>des</strong> Mutes. Schau hin!»<br />

Valerian musste über eine Brücke aus Asche gehen, die über einen Abgrund aus<br />

flüssiger Lava führte. Mit jedem Schritt drohte die Brücke unter seinem Gewicht zu<br />

zerfallen. Doch Valerian ging mit festem Blick und unerschütterlichem Herzen vorwärts,<br />

bis er sicher das andere Ende erreichte.


37<br />

Wieder wechselte die Umgebung. Er stand vor drei kleinen Toren. Alle drei sahen<br />

gleich aus.<br />

«Wähle Valerian, dies ist die Prüfung der Weisheit. Triffst du die falsche Entscheidung,<br />

ist das dein sicherer Tod. Hinter einem dieser Tore ist der Kristall <strong>des</strong> Feuers,<br />

der dir ungeahnte Kraft und Macht verleihen kann. Doch überlege dir gut, wie du<br />

diese Macht. Nicht immer gehorcht dir der Kristall. Versuche dein Glück es kann sein,<br />

der Kristall will nicht zu dir. Dann hast du Pech und er wird dich vernichten. Willst du<br />

es immer noch versuchen?»<br />

Valerian schloss seine Augen und lauschte auf die leisen Geräusche, die von jedem<br />

Tor ausgingen. Er wählte das Tor, aus dem das Knistern der Flammen und das sanfte<br />

Singen <strong>des</strong> Diamanten zu hören war.


Als Valerian das richtige Tor durchschritt, fand er sich plötzlich vor dem Feuerdiamanten<br />

wieder. Die Stimme sprach erneut: «Du hast die Prüfungen bestanden, Valerian.<br />

Die Macht <strong>des</strong> Feuerdiamanten ist nun dein.»<br />

Mit zitternden Händen nahm Valerian den Diamanten und spürte sofort seine warme<br />

Energie. Er war nun bereit, sein Schicksal zu erfüllen und die Welt vor der Dunkelheit<br />

zu retten, die sich am Horizont zusammenbraute.<br />

<strong>Der</strong> Diamant hob sich plötzlich aus seiner Hand und schwebte auf Valerians Brust zu.<br />

Ehe er eine abwehrende Bewegung durchführen konnte, senkte sich der Kristall in<br />

seine Brust.<br />

Valerian schien von innen zu explodieren. Feuerwirbel tanzten um seine Gestalt. Ein<br />

unsagbarer Schmerz durchfuhr seine Brust, breitet sich im ganzen Körper aus. Valerian<br />

schrie. Er war sicher, das dies sein Tod sein würde. Langsam glitt er zu Boden.<br />

Seine Sinne verließen ihn für einen kurzen Augenblick. Dann war es auch schon<br />

vorbei. Kein Schmerz mehr, kein Feuer nichts. Als er die Augen öffnete sah er über<br />

sich einen wolkenlosen blauen Himmel und unter ihm weiches Gras. Langsam stand<br />

er auf und fühlte sich, als könne er alles, was er sich vornahm.erreichen,<br />

38


Das Herz <strong>des</strong> Wassers<br />

39


40<br />

In den unergründlichen Tiefen <strong>des</strong> Ozeans, wo das Licht der Sonne nur als ferner<br />

Traum existiert, ruhte das Herz <strong>des</strong> Wassers. Es war ein Kristall von unvergleichlicher<br />

Schönheit, der die Essenz <strong>des</strong> Lebens selbst in sich trug. Viele hatten versucht,<br />

es zu beanspruchen, doch alle waren an Neptun gescheitert, dem Wächter<br />

der Meere, der das Herz mit eiserner Entschlossenheit verteidigte.<br />

Valerian, der Magier mit dem silbernen Mantel, wusste, dass das Herz <strong>des</strong> Wassers<br />

der Schlüssel zu seiner Queste war. Er stand am Rand eines Schiffes, das sanft auf<br />

den Wellen tanzte, und blickte hinab in die Dunkelheit. Mit einem Zauberstab, der<br />

aus dem Holz <strong>des</strong> legendären Weltenbaums geschnitzt war, zeichnete er ein leuchten<strong>des</strong><br />

Symbol in die Luft, und das Wasser vor ihm begann zu wirbeln.<br />

«Neptun, Herrscher der Tiefen, ich fordere das Herz <strong>des</strong> Wassers heraus,» rief Valerian<br />

mit einer Stimme, die so klar war wie das Wasser selbst. «Ich schwöre, es mit<br />

Ehre und Weisheit zu nutzen.»<br />

Ein Grollen erfüllte das Meer, und aus den Wellen erhob sich Neptun, umgeben von<br />

einem Sturm aus Schaum und Gischt. Sein Blick war so tief wie der Ozean und seine<br />

Stimme donnerte wie die Gezeiten.<br />

«Valerian, Magier <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, dein Mut ist bewundernswert, aber das Herz gehört<br />

dem Meer. Nur wer die Prüfungen <strong>des</strong> Wassers besteht, kann es beanspruchen,»<br />

sprach Neptun, während sein Dreizack das Wasser um ihn herum zum Leuchten<br />

brachte.<br />

Valerian nickte. Er wusste, dass dies keine leichte Aufgabe sein würde. Mit einem<br />

Sprung tauchte er in die Tiefe, gefolgt von Neptuns wachsamen Augen. Die Prüfungen<br />

waren hart; er musste gegen Strömungen ankämpfen, die stark genug waren,<br />

um Schiffe zu zerbrechen, Rätsel lösen, die älter waren als die Zeit selbst, und gegen<br />

Kreaturen kämpfen, die in den Legenden der Menschen nur als Mythen existierten.<br />

Doch Valerian war nicht ohne seine eigenen Kräfte. Je<strong>des</strong> Mal, wenn er fiel, erhob er<br />

sich wieder, stärker als zuvor. Je<strong>des</strong> Rätsel, das er löste, brachte ihn näher an das<br />

Herz, und jede Kreatur, die er besiegte, zeigte ihm einen neuen Weg.<br />

Schließlich, nachdem er alle Prüfungen bestanden hatte, stand Valerian vor dem<br />

Herz <strong>des</strong> Wassers. Es pulsierte mit einem Licht, das die Dunkelheit um ihn herum<br />

erhellte. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und berührte den Kristall. In diesem<br />

Moment fühlte er eine Verbindung, die tiefer war als alles, was er je gekannt hatte.<br />

Neptun erschien neben ihm, ein Lächeln auf den Lippen. «Du hast die Prüfungen<br />

bestanden, Valerian. Das Herz <strong>des</strong> Wassers gehört dir. Nutze es weise.»


Es wunderte ihn schon nicht mehr, dass er von einer Sekunde zur anderen, seinen<br />

Standort wechselte. Er stand wieder am Strand <strong>des</strong> Ozeans.Das Herz <strong>des</strong> Wassers<br />

schwebte eine Armeslänge vor ihm entfernt in der Luft.<br />

Als Valerian seine Hand in das schimmernde Nass legte, spürte er, wie das Herz <strong>des</strong><br />

Wassers sanft in seine Adern eindrang. Es war, als würde eine Flutwelle der Reinheit<br />

und Kraft durch ihn hindurchfließen, jede Zelle seines Seins erneuernd.<br />

Valerians Körper reagierte auf die Energie <strong>des</strong> Herzens <strong>des</strong> Wassers mit einer tiefgreifenden<br />

Transformation.<br />

41


Jede Pore schien mit dem lebendigen Fluss <strong>des</strong> Wassers verbunden zu sein.Valerian<br />

konnte die Welt um sich herum schärfer sehen, als hätte er einen neuen Sinn für die<br />

Schönheit und die Geheimnisse der Natur erhalten.<br />

42<br />

Seine Muskeln fühlten sich gestärkt an, als ob sie von der Kraft <strong>des</strong> Wassers genährt<br />

würden. Valerian spürte, wie seine Bewegungen fließender wurden, als könnte er mit<br />

der Leichtigkeit eines Flusses durch Raum und Zeit gleiten.<br />

Aber die tiefgreifendste Veränderung war in seinem Herzen. Es schlug nicht mehr<br />

nur für ihn selbst, sondern für die ganze Welt. Valerian fühlte eine tiefe Verbundenheit<br />

mit allem Leben, als ob er Teil eines größeren Ganzen wäre.<br />

Valerians Veränderungen durch die Macht der Feder, <strong>des</strong> Feuerkristalls und die Kraft<br />

<strong>des</strong> Wassers, war nicht unbemerkt geblieben von dem Machthaber der Finsternis.<br />

Seine Vasallen hatten den Magier nicht aufhalten können. Doch er wurde gestört<br />

durch den Herrscher <strong>des</strong> Lichts, der ihn eindringlich warnte, vor einer Auseinandersetzung<br />

zwischen Licht und Finsternis.<br />

Die Finsternis zog sich zurück. Valerian atmete auf. Die finale Schlacht würde ausfallen,<br />

fürs Erste.<br />

Die Rückkehr<br />

Er wusste, wohin er gehen würde. Valerian wischte mit der Hand durch die Luft und<br />

es entstand ein Hologramm.


43<br />

Leise flüsterten seine Lippen einen Namen: «Winola, ja, ich kehre zurück zu dir.»<br />

Vor ihm baute sich ein Dimensionstor auf, das ihn dorthin brachte, wo er sein Herz<br />

vor Jahren zurückgelassen hatte. Er trat durch das Tor und befand sich unterhalb <strong>des</strong><br />

Hauses der Magierin. Würde sie noch da sein? Hatte sie all die Jahre auf ihn<br />

gewartet?<br />

Er wollte ohne Magie zu ihr gelangen und begann den Felsen zu erklimmen. Als er<br />

die Veranda erreicht hatte, bekam er einen heftigen Stoß gegen die Brust, die ihn<br />

genau wie bei ihrer ersten Begegnung den Berg hinunter schleuderte. Kurz vor dem<br />

Aufprall fing er sich durch seine Magie ab und landete sanft auf dem Boden.<br />

Von oben hörte er die Stimme eines Kin<strong>des</strong>.<br />

«Verschwinde,Mama ist nicht da.»<br />

Mama? Was hatte das zu bedeuten. Gleich darauf, ertönte die Stimme einer Frau:<br />

«Valerian, was hast du wieder angestellt? Habe ich dir nicht verboten deine Magie<br />

gegen Menschen einzusetzen? Du hast mächtiges Glück, dass dein Vater nicht hier<br />

ist. Komme herein. Ich werde mich um den Menschen kümmern, wahrscheinlich hat<br />

er sich sämtliche Knochen gebrochen.»<br />

Im gleichen Augenblick erschien Winola neben Valerian. Sie sahen sich stumm an<br />

und wieder sprang der Funke unendlicher Liebe zwischen ihnen hin und her.<br />

Beide lachten zur gleichen Zeit und Winola sagte zärtlich:<br />

«Valerian, deinen Sohn hast du ja nun schon kennengelernt.» Mit nach oben gerichteten<br />

Blick rief sie:<br />

«Valerian komme herunter, ich muss dich jemanden vorstellen.»<br />

<strong>Der</strong> Junge erschien neben seiner Mutter und schaute neugierig den Mann an, der<br />

seinen Arm um seine Mutter gelegt hatte.<br />

Winola nahm sein Gesicht in beide Hände, schaute ihn an und sagte liebevoll:<br />

«Ich habe dir von ihm erzählt und nun ist er zurückgekommen.<br />

Valerian, das ist dein Vater. Ich muss sagen, man sieht, dass ihr Vater und Sohn<br />

seid.


ENDE<br />

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