Chor im Gespräch FOLGE 61
Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet
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1 CHOR IM GESPRÄCH<br />
CHOR IM GESPRÄCH<br />
Jugendkonzertchor Bonn (Foto: privat)<br />
<strong>61</strong>. Folge
2 CHOR IM GESPRÄCH<br />
VORWORT<br />
Diese Betrachtung soll ein Bekenntnis zum hiesigen<br />
<strong>Chor</strong>gesang sein, der nicht nur die Menschen <strong>im</strong>mer<br />
wieder erfreut, sondern auch ein Stück gelebte He<strong>im</strong>at<br />
ist. Das zeigt nicht nur die Tradition der Chöre<br />
und <strong>Chor</strong>gemeinschaften, sondern auch die vielfältigen<br />
Aktivitäten, die sich zwangsläufig aus dem <strong>Chor</strong>und<br />
Vereinsleben ergeben. Das gilt für die zahlreichen<br />
Auftritte, Konzerte und anderweitigen Veranstaltungen.<br />
Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass das Singen<br />
auch den Sängerinnen und Sängern viel Spaß bereitet.<br />
Dass das Singen zudem eine gesellige und soziale<br />
Komponente hat, müsste eigentlich allen Menschen<br />
bekannt sein! Darum liegt es eigentlich auf der Hand,<br />
dass man sich für dieses Metier wirklich interessieren<br />
sollte. Das ganze Umfeld soll deshalb einmal intensiv<br />
betrachtet und auch denen nähergebracht werden,<br />
die sich eigentlich dessen nicht so bewusst sind. Außer-dem<br />
hat es für den Verfasser den weiteren Grund,<br />
dass sich damit für ihn ein stiller Wunsch erfüllt. Es<br />
ist für ihn interessant, das vielfältige Geschehen zu<br />
erleben und zu dokumentieren. Nicht nur der hiesige<br />
<strong>Chor</strong>gesang erlebt eine Zeit, in der die Sängerinnen<br />
und Sänger nachhaltig beweisen können und müssen,<br />
was ihnen das musikalische Erbe wert ist, das es zu<br />
bewahren gilt. Wir sollten uns nicht nur bei Jubiläumsfeiern<br />
daran erinnern. Doch ist leichter gesagt als<br />
getan. Denn es verlangt einen ausgeprägten Gemeinsinn<br />
und die überzeugte Freude am Singen!<br />
Walter Dohr<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
02 Vorwort<br />
03 Ihr Herzen, seid bereit<br />
04 Singen in freier Natur<br />
06 Schöner Vokalklang<br />
07 Singen <strong>im</strong> Vorgebirge<br />
08 In stiller Stunde<br />
09 Singen macht Freude<br />
10 <strong>Chor</strong>gesang tut <strong>im</strong>mer gut<br />
12 Neuer <strong>Chor</strong>leiter in Schladern<br />
13 Gotteslob in Tönen<br />
17 Gesang in der Voreifel<br />
18 Freude am Singen<br />
19 Oratorium von Händel aufgeführt<br />
21 Name ist Programm<br />
24 <strong>Chor</strong>jubiläum in Rheinbach<br />
26 Singen ist ein wahres Füllhorn<br />
28 Schumann-Konzert in der Kölner Philharmonie<br />
29 St<strong>im</strong>mungsvolle Musik in Marienheide<br />
31 Neuer <strong>Chor</strong>leiter in Winterscheid<br />
33 Lebendiger <strong>Chor</strong>gesang<br />
34 Männerchor-Projekt in Dieringhausen<br />
35 Ein Lichtblick<br />
38 Angelsächsische Nachtigall<br />
MUSIKZITATE<br />
Die Musik hat eine wunderbare Kraft,<br />
in einer unbest<strong>im</strong>mten Art und Weise die starken<br />
Gemütserregungen in uns wieder wach zu rufen,<br />
welche vor langer Zeit gefühlt wurden.<br />
Charles Darwin<br />
*<br />
Alle Musik wird geboren <strong>im</strong> Herzen der Menschen.<br />
*<br />
Musik und Kunst sind Lichter,<br />
die die Welt lenken.<br />
Pablo Picasso<br />
*<br />
Musik kann man durch nichts aufwiegen.<br />
Man wird man doch durch sie berührt.<br />
Paavo Järvi<br />
*<br />
IMPRESSUM<br />
Autor und Herausgeber:<br />
Walter Dohr<br />
Assistenz: Erik Breidenbach<br />
Redaktion: walterdohr@musik-kompendium.de
3 CHOR IM GESPRÄCH<br />
IHR HERZEN, SEID BEREIT<br />
2023 in der katholischen Pfarrkirche St. Walburga in<br />
Walberberg ein. Die <strong>Chor</strong>leiterin rückte die Kantate<br />
Weihnachts- und Osteroratorium geschrieben und<br />
zahlreiche Kantaten und Motetten sowie mehrere<br />
Foto: privat<br />
Der „Walberberger Kirchenchor“ unter Leitung von<br />
Helena Wery st<strong>im</strong>mten unter der musikalischen Mitwirkung<br />
eines Instrumentalensembles und der Orgel<br />
die Kirchenbesucher auf die Adventszeit <strong>im</strong> Jahre<br />
„Auf, auf, ihr Herzen, seit bereit“ des sächsischen<br />
Komponisten und Dresdners Kantors und Organisten<br />
Gottfried August Homilius (1714-1785) in den musikalischen<br />
Fokus. Homilius hat überwiegend Kirchenmusik<br />
komponiert und ein Dutzend Passionen, ein<br />
Magnifikat-Vertonungen und Präludien und <strong>Chor</strong>vorspiele<br />
hinterlassen. Im Jahre 1776 wurde er als der<br />
wohl ausgemacht beste Kirchenkomponist tituliert.<br />
Die Kompositionen von Homilius erfreuten sich bis in<br />
das 19. Jahrhundert allergrößter Beliebtheit. Eine<br />
große Zahl der bis heute erhaltenen Abschriften zeugt<br />
von der Verbreitung seiner Werke. Im Zuge der Homilius-Renaissance<br />
der letzten Jahre wurden viele der<br />
wiederentdeckten Werke veröffentlicht. Unter diesen<br />
Aspekten kann man die <strong>Chor</strong>leiterin nur loben, dass<br />
sie sich in Walberberg mit ihren engagierten Sängerinnen<br />
und Sängern ebenfalls um die Renaissance<br />
verdient gemacht hat. Es ist aller Ehren wert, wenn<br />
man solche Werke vor dem Vergessen bewahrt!
4 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN IM GRÜNEN
5 CHOR IM GESPRÄCH<br />
betont die Zielsetzung unsrer Chöre, die es lieben vor<br />
dem Publikum zu singen. Dabei freuen sie sich natürlich<br />
über herzliche Zust<strong>im</strong>mung, die sie be<strong>im</strong> Singen<br />
stets erfahren!<br />
Fotos: privat<br />
Bei einem Stundenkonzert, das der vor Jahren von<br />
Karsten Rentzsch gegründete und Dirigierte Pop- und<br />
Gospelchor „Living Colours“ Uckerath <strong>im</strong> Herbst 2023<br />
in der evangelischen Stephanuskirche veranstaltete,<br />
erbrachte einen Erlös von 605 Euro. Diese Spende<br />
wurde bei einer <strong>Chor</strong>probe vom Dirigenten an die Kinder-<br />
und Jugendstiftung Hennef überreicht, die damit<br />
Förderprojekte finanziert. Die Spendenbereitschaft<br />
der Chöre und <strong>Chor</strong>gemeinschaften diesseits und jenseits<br />
des Rheins sind aller Ehren wert und haben<br />
längst eine Tradition, die man nicht genug hervorheben<br />
kann. Die finanzielle Unterstützung ist dabei so<br />
vielfältig wie das Repertoire, das die Sängerinnen und<br />
Sänger an Rhein und Sieg in ihren Auftritten und Konzerten<br />
<strong>im</strong>mer wieder präsentieren. Für die hiesigen<br />
<strong>Chor</strong>leiterinnen und <strong>Chor</strong>leiter sowie die <strong>Chor</strong>vorstände<br />
ist das mittlerweile eine Ehrenpflicht und die<br />
<strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men eine dankbare Aufgabe, die ihr Singen<br />
beflügelt. Das Gleiche gilt für das soziale Singen in<br />
den Seniorenhe<strong>im</strong>en oder bei den Vereinsveranstaltungen,<br />
bei denen die Chöre <strong>im</strong>mer wieder auftreten,<br />
um den Menschen eine Freude zu machen! Dieses
6 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SCHÖNER VOKALKLANG<br />
Sängerinnen zuzuhören, die jährlich ein oder zwei<br />
Konzertprogramme aufführen. Darüber hinaus über-<br />
Der Schwerpunkt lieg auf der A-cappella-Musik, wobei<br />
auch Werke mit Orgel oder in kleinerer Instrumental-<br />
Foto: privat<br />
Der Frauenchor „Cantalena“ Bonn-Endenich pflegt<br />
unter der professionellen Leitung von Ulrike Ludewig<br />
einen sehr gepflegten Vokalklang. Es macht viel<br />
Freude den 20 jungen und ambitionierten<br />
n<strong>im</strong>mt das vorzügliche Ensemble mehrmals <strong>im</strong> Kirchenjahr<br />
die musikalische Gestaltung der Gottesdienste<br />
in der katholischen Pfarrkirche St. Maria<br />
Magdalena in Bonn-Endenich. Das Repertoire umfasst<br />
geistliche und weltliche <strong>Chor</strong>musik aus allen Epochen.<br />
besetzung erarbeitet werden. Ulrike Ludewig studierte<br />
Dirigieren mit Schwerpunkt <strong>Chor</strong>leitung an der<br />
Musikhochschule Köln bei Prof. J. Hömberg sowie<br />
Schulmusik mit dem Hauptfach Violine und besuchte<br />
Meisterkurse bei namhaften Dirigenten.
7 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN IM VORGEBIRGE<br />
zahlreichen Sängerinnen und Sänger von viele inaktiver<br />
Mitglieder unterstützt. Das Repertoire umfasst<br />
traditionelle „Karnevalistische <strong>Chor</strong>probe“ geben dem<br />
<strong>Chor</strong> zusätzlich die Möglichkeit, weltliche <strong>Chor</strong>stücke<br />
Foto: privat<br />
Der von Stephan Krings dirigierte Kirchenchor „Cäcilia<br />
Merten“ (Stadt Bornhe<strong>im</strong>) ist ein respektabler und ein<br />
deutliches Indiz dafür, dass man auch <strong>im</strong> Vorgebirge<br />
mit viel Freude und Eifer singt. Dabei werden die<br />
anspruchsvolle Stücke der <strong>Chor</strong>literatur, Volkslieder<br />
und neues geistliches Liedgut. Der Schwerpunkt der<br />
<strong>Chor</strong>arbeit liegt auf der Mitgestaltung der Gottesdienste<br />
in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in<br />
Merten. Die Mitwirkung am Ortsgeschehen sowie die<br />
aufzuführen. Musikalische Höhepunkte sind das traditionelle<br />
Weihnachtskonzert am dritten Adventssonntag<br />
und die musikalische Mitgestaltung der Festmessen<br />
den Oster- und Weihnachtsfeiertagen in der<br />
Mertener Pfarrkirche.
8 CHOR IM GESPRÄCH<br />
IN EINER STILLER STUNDE<br />
In einer stillen Stunde, in der Corona die Menschen<br />
das Fürchten lehrte, hat sich Klaus Lüdke („Bergischer<br />
Troubadour) hingesetzt und sein erfülltes Leben an<br />
seinem geistigen Auge vorüberziehen lassen. Damit<br />
hat ihn so berührt, dass er zur Notenfeder griff und<br />
einen eigenen Text zu einem Lied über das Leben ver-<br />
Klaus Lüdke 1. Reihe, 3. von links (Foto: privat)<br />
tont hat. Damit schloss sich für ihn ein Lebenskreis,<br />
der es wahrlich in sich gehabt hat. Seit mehr als 60<br />
Jahren gehört das Singen als Solosänger, <strong>Chor</strong>solist<br />
und <strong>Chor</strong>sänger sozusagen zu seinem Lebenselixier<br />
und ihm und den Menschen <strong>im</strong>mer wieder viel Freude<br />
und Begeisterung beschert. Das besagte Lied, dass an<br />
den beiden Weihnachtstagen <strong>im</strong> Jahre 2021 zu Gehör<br />
gebracht worden ist, ist eine einzige glückliche Lebensreise.<br />
Es verrät vieles über die Seele des rüstigen<br />
Zeitgenossen, den es wegen des 2. Weltkrieges aus<br />
dem pommerischen Stettin über Belgien ins bergische<br />
Oberwennerscheid (Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid)<br />
verschlagen hat. Dort hat er vor Jahren ein<br />
trautes He<strong>im</strong> nach eigenem Duktus geschaffen. „<strong>Chor</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ hat über ihn <strong>im</strong> Zusammenhang mit einer<br />
Präsentation ausführlich berichtet. In dieser<br />
porträtierte er sich selbst als „Klaus der Sänger“ und<br />
präsentierte in Oberwennerscheid eine gebundene<br />
und umfassende Sammlung, die ein beeindruckendes<br />
Zeugnis dafür ist, dass man ein ganzes Leben dem<br />
Gesang und der Musik widmen kann. Be<strong>im</strong> Schmökern<br />
in den lesenswerten und reichlich bebilderten<br />
Memoiren wird die Liebe von Klaus Lüdke zum Leben<br />
und zum Solo- und <strong>Chor</strong>gesang in vielen gefühlsbetonten<br />
Facetten und Gedanken lebendig. Das Lied des<br />
Baritonsängers besingt sein Leben, obwohl es keine<br />
Lebensbeichte ist! Es ist vielmehr ein persönliches Bekenntnis,<br />
zu dem, was ihm das Leben gegeben und<br />
geschenkt hat und wofür er aus tiefem Herzen dankbar<br />
ist! Wohl dem, der dies nach so vielen Jahren sagen<br />
und resümieren kann. Mit anderen Worten: Singe<br />
wem Gesang gegeben!<br />
Walter Dohr<br />
*<br />
Musik ist Licht für die Seele.<br />
Else Pannek
9 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN MACHT FREUDE<br />
Organist gelobt, den man in Oedekoven sogar zum<br />
Ehrendirigenten des Kirchenchores ernannt hat. Der<br />
fördern. Inzwischen hat man Konzertreisen nach<br />
Brüssel, Delmenhorst, Breda, Zoutleeuw (Belgien),<br />
an<br />
Foto: privat<br />
Der von René Breuer dirigierte Kirchenchor St. Cäcilia<br />
Oedekoven, der <strong>im</strong> Vorgebirge seine musikalische<br />
He<strong>im</strong>at hat, wurde <strong>im</strong> Jahre 1945 (!) gegründet. Mit<br />
der Errichtung der katholischen Pfarrkirche St. Mariä<br />
H<strong>im</strong>melfahrt in Oedekoven (Gemeinde Alfter) wuchsen<br />
auch die musikalischen Aufgaben des Kirchenchores,<br />
wobei der große Orgelempore zu anspruchsvoller<br />
Kirchenmusik bot. Die Dirigenten Othmar Rahm und<br />
Wolfgang Höller leiteten den <strong>Chor</strong> bei konzertanten<br />
Aufführungen von ausgesuchten Werken. In der<br />
<strong>Chor</strong>chronik wird die vorbildliche Unterstützung des<br />
Kirchenchores in besonderer und dankbarer Weise die<br />
Hilfsbereitschaft bei der Vakanz der Dirigentenstelle<br />
des <strong>im</strong> Jahre 1992 verstorbenen Leiter des Bonner<br />
Münsterchores, Hubert Brings, als Berater und<br />
<strong>Chor</strong> gestaltet an den wichtigsten Festtagen <strong>im</strong> Kirchenjahr<br />
musikalisch die Gottesdienste mit einem<br />
vielfältigen Repertoire an Messen und geistlichen<br />
<strong>Chor</strong>werken. Seit dem Jahre 1994 werden Kirchenkonzerte<br />
gemeinsam mit Mitgliedern des Gürzenich-<br />
Orchesters veranstaltet, was besonders für das Weihnachtsfest<br />
gilt. Kirchenmusikalische Veranstaltungen<br />
ergänzen das Ganze in der Fasten- und Adventszeit<br />
und an den Marienfesten. Einer der Höhepunkte ist<br />
das traditionelle Cäcilienfest mit Festgottesdienst und<br />
einer Feier der <strong>Chor</strong>familie. Man n<strong>im</strong>mt auch an örtlichen<br />
Veranstaltungen teil, wobei das Repertoire hierfür<br />
Volkslieder, klassische und moderne Stücke vorsieht.<br />
Im Laufe des Jahres finden <strong>im</strong>mer wieder <strong>Chor</strong>ausflüge<br />
und Wanderungen in der Umgebung statt,<br />
um den Zusammenhalt und die Geselligkeit zu<br />
an der bayerischen Ammersee, Aachen, Vianden (Luxemburg),<br />
ins Bergische Land, nach Remagen, in der<br />
Pfalz und Speyer, Straßburg, in die Vulkaneifel, nach<br />
Münster, an die Mosel, nach Mainz, nach Lüttich, ins<br />
holländische Roermond und in die alte Römerstadt<br />
Trier unternommen. Ein unvergessliches Erlebnis war<br />
sicherlich die Mitwirkung des Kirchenchores be<strong>im</strong> großen<br />
und überwältigenden <strong>Chor</strong>fest „Einfach h<strong>im</strong>mlisch“<br />
anlässlich der Kirchenmusikwoche des Kölner<br />
Erzbistums <strong>im</strong> Jahre 2018 in der Kölner Lanxess-<br />
Arena. Die Sängerinnen und Sänger aus Oedekoven<br />
waren dabei eine der vielen <strong>Chor</strong>gemeinschaften unter<br />
den 15.000 (!) Menschen, die mit viel Begeisterung<br />
bei der Sache gewesen sind! Solche musikalischen<br />
Unternehmungen, wie es auch die beliebten<br />
Bundeschorfeste sind, vergisst man nie.
10 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SINGEN TUT IMMER GUT!<br />
Sängern das Singen tut gut, das Singen Spaß macht<br />
und das Singen die Geselligkeit fördert. Das sind gute<br />
fröhlich und zufrieden sind und sich mit dem Singen<br />
auf vielfältige Weise belohnen! Be<strong>im</strong> Singen sollte<br />
Fotos: privat<br />
Was für die eingesessenen Chöre und <strong>Chor</strong>gemeinschaften<br />
diesseits und jenseits Rheins zutrifft, das gilt<br />
auch die Seniorenchöre in unserer <strong>Chor</strong>landschaft.<br />
Gemeint ist damit, dass den älteren Sängerinnen und<br />
Kölner Seniorenchor „Spätlese“ (Ltg: Michael Kokott)<br />
Gründe, einem der Seniorenchöre beizutreten. Diese<br />
Intention, die man nur <strong>im</strong>mer wieder propagieren<br />
kann, wird nämlich damit belohnt, dass die älteren<br />
Menschen, die <strong>im</strong> <strong>Chor</strong> singen und engagieren,<br />
dabei der mehrst<strong>im</strong>mige <strong>Chor</strong>gesang <strong>im</strong> musikalischen<br />
Fokus stehen. Es ist eine Binsenweisheit, dass<br />
die Mehrst<strong>im</strong>migkeit viel mehr Konzentration erfordert;<br />
aber Fähigkeiten fördert. Die Seniorinnen und<br />
Senioren müssen noch besser hinhören und behalten
11 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Singen bewährt sich Kanon, der garantiert, dass der<br />
einst<strong>im</strong>mige und saubere St<strong>im</strong>mklang einstellt, was<br />
bekanntlich die eigentliche st<strong>im</strong>mliche Grundlage ist.<br />
Danach wird der Kanon in diversen St<strong>im</strong>mgruppen<br />
Foto: privat<br />
so eine gewisse Selbstständigkeit. Hinzu kommt, dass<br />
das Gedächtnis durch das Erlernen einer neuen Melodie<br />
zu einem schon bekannten Liedtext st<strong>im</strong>mlich geschult<br />
wird. Für erfahrene <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men ist es eine<br />
besondere Freude zu konstatieren, dass sie die eigene<br />
St<strong>im</strong>me noch halten oder sogar noch vom Notenblatt<br />
singen können. Diese positiven Erkenntnisse darüber<br />
was gut geht, sind <strong>im</strong> fortgeschrittenen Alter wichtig<br />
und beugen einer möglichen Niedergeschlagenheit<br />
vor. Das mit dem Singen einhergehende Zuhören<br />
wirkt sich dabei <strong>im</strong>mer wieder erfrischend und motivierend<br />
auf Körper, Geist und Seele aus! In der heutigen<br />
über 60-Jährigen ist eine reiche Sing- und <strong>Chor</strong>erfahrung<br />
vorhanden, ob man das glaubt oder auch<br />
nicht! Das ist sicher einer der Gründe dafür, dass sich<br />
die älteren Singst<strong>im</strong>men nicht überfordert fühlen.<br />
Eine ausgewogene Auswahl von leichteren und anspruchsvolleren<br />
Stücken und reichliches Loben und<br />
Ermuntern sorgen zudem dafür, dass die Motivation<br />
anhält und die <strong>Chor</strong>probe wie <strong>im</strong> Fluge vergeht. Be<strong>im</strong><br />
eingeteilt, wodurch sich die gewollte Mehrst<strong>im</strong>migkeit<br />
ergibt. Eine andere Möglichkeit eröffnet sich, wenn<br />
man einen Kanon gegen die anderen St<strong>im</strong>mgruppen<br />
agieren lässt. Be<strong>im</strong> Singen ist es wichtig, zunächst die<br />
jeweilige St<strong>im</strong>me sicher zu beherrschen, ehe man<br />
sich der Mehrst<strong>im</strong>migkeit widmet. Walter Dohr<br />
*<br />
Musik ist das beste Labsal des Menschen.<br />
Martin Luther
12 CHOR IM GESPRÄCH<br />
DEBÜT IN SCHLADERN<br />
Foto: privat<br />
Im Jahre 2023 hat Markus Wolter die Leitung der Sängerinnen<br />
und Sänger des Gesangvereins „Germania“<br />
Schladern, dem seit Jahren der Männerchor und Frauenchor<br />
angehören. Dabei gab der Dirigent mit dem<br />
traditionellen Adventskonzert in der katholischen St.<br />
Elisabeth-Kapelle in Schladern (Gemeinde Windeck)<br />
sein Debüt, nachdem er zuvor das Dirigat des Seelsorgebereichsmusikers<br />
Andrzej Mielewczyk übernommen<br />
hatte. Der Frauenchor interpretierte zum Auftakt<br />
u.a. die festliche Hymne „Hoch tut euch auf, die Tore<br />
der Welt“ von Christoph Willibald Gluck, das<br />
schwedische Hirtenlied „Bethlehems stjärna“ und das<br />
beschwingte Weihnachtslied „Feliz Navidad“, das auf<br />
dem ganzen Erdball gesungen wird. Die Schladerner<br />
Sänger offerierten u.a. das besinnliche Lied „Zündet<br />
die Lichter der Freude an“ und das beliebte „Trommellied“<br />
aus der Notenfeder des Kölner Komponisten<br />
Wolfgang Lüderitz, der vor Jahren in Schladern dirigiert<br />
hat. Die ukrainische Pianistin, internationale<br />
Preisträgerin, Konzertmeisterin und Musiklehrerin Natalia<br />
Tkachenko rückte bei dem gelungenen Konzert<br />
in den musikalischen Fokus und intonierte in meisterlicher<br />
Manier wundervolle Werke von Joh. S. Bach,<br />
Sergej Rachmaninow, Frédéric Chopin und eine famose<br />
Klaviervertonung eines Sonetts von William<br />
Shakespeare. Die Künstlerin erwies als vollendete<br />
Meisterin ihres Instruments, dem sie eine Fülle an<br />
schönsten und allerschönsten Tönen entlockte. So et<br />
was dürfte man in dem Gotteshaus <strong>im</strong> Windecker<br />
Ländchen wohl noch nicht gehört und erlebt haben!<br />
Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass man das<br />
inspirierte und beseelte Klavierspiel mit stehenden<br />
Ovationen feierte und sich damit vor einer wahren<br />
Meisterin ihres Fachs verbeugte. Die Sängerinnen und<br />
Sänger traten in einem dritten Liedblock auch als Gemischter<br />
<strong>Chor</strong> (Foto) auf, ehe die Besucher in das unsterbliche<br />
und majestätische Kirchenlied „Großer Gott<br />
wir loben Dich“ einst<strong>im</strong>mten und sich damit auf das<br />
nahende Weihnachtsfest freuten. Vor der Kapelle traf<br />
man sich danach Glühwein und Würstchen, um sich<br />
über das Erlebte auszutauschen und das Konzert so<br />
nachklingen zu lassen.
13 CHOR IM GESPRÄCH<br />
GOTTESLOB IN TÖNEN
14 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
Die engagierte und versierte Seelsorgebereichsmusikerin<br />
Christiane Goeke-Goos (Foto) belebt und bereichert<br />
die Kirchenmusik in Rheinbach und sorgt dafür,<br />
dass das Gotteslob dort nicht verklingt. Ein nachhaltiger<br />
Beweis hierfür ist der von ihr dirigierte „<strong>Chor</strong> der<br />
Pfarrei St. Martin Rheinbach“, der sich bei der musikalischen<br />
Gestaltung von Sonntagsgottesdiensten<br />
und kirchlichen Hochfesten sowie bei bemerkenswerten<br />
Kirchenkonzerten als eine überzeugende und respektable<br />
<strong>Chor</strong>gemeinschaft präsentiert, die aller Ehren<br />
wert ist. Die Jahresausflüge brachten den <strong>Chor</strong> in<br />
die Metropolen der europäischen Kirchenmusik. So<br />
trat man in den Domkirchen und Kathedralen in Köln,<br />
Straßburg, Paderborn, Münster, München, Bamberg,<br />
Würzburg, Salzburg, Wien, Fulda und Xanten, in der<br />
Kathedrale von St. Germain des Pres in Paris sowie in<br />
der St. Hedwig-Kathedrale Berlin auf. Damit erfreute<br />
man das interessierte Publikum und bescherte sich<br />
selbst ein unvergessenes Erlebnis, das auch die Begegnung<br />
der jeweiligen Sehenswürdigkeiten angeht.<br />
Die aus Ostwestfalen stammende Kirchenmusikerin<br />
ist eine echte Bereicherung für den katholischen<br />
Pfarrbereich in Rheinbach und pflegt mit den ambitionierten<br />
Sängerinnen und Sängern ein vielfältiges<br />
und anspruchsvolles Repertoire, das alle Stilepochen<br />
der Kirchenmusik umfasst. Inzwischen hat man u.a.<br />
das „Weihnachtsoratorium“ und Kantaten von J. S.<br />
Bach, das „Messias-Oratorium“ von Händel, das „Gloria“<br />
von Antonio Vivaldi, Tedeum-Vertonungen von<br />
Marc Antoine Charpentier und Georges Bizet, das<br />
„Gloria“ von John Rutter, das „Deutsche Requiem“<br />
von Brahms (von der eine CD produziert worden ist)<br />
sowie ausgewählte Messen von Joseph Haydn, Mozart,<br />
Charles Gounod, Jacob de Haan, Hermann<br />
Schroeder, Gerhard Merkl, Friedrich Koenen und<br />
Lajos Bardos aufgeführt. Fürwahr ein ausgeprägtes<br />
Gotteslob in vielen herrlichen Tönen!<br />
Gesegnet sei der Gott,<br />
der den Frühling und die Musik erschuf.<br />
Richard Wagner
15 CHOR IM GESPRÄCH<br />
auch schon in den Kirchen Maria <strong>im</strong> Kapitol und St.<br />
Gereon in Köln, in der ehemaligen Jesuitenkirche in<br />
Paderborn, in den Domkirchen in Essen und in Aachen<br />
und anderen Kirchen aufgetreten sind. Darüber hinaus<br />
hat man inzwischen auch eine <strong>Chor</strong>vesper <strong>im</strong> Kölner<br />
Dom gestaltet und eigene Themen-Konzerte wie<br />
ein Wiegenlieder-Konzert, ein Wandelkonzert (Konzerte<br />
an diversen Orten und Klangräumen), ein Friedenskonzert<br />
und Krippenkonzerte. Das zeigt den musikalischen<br />
Anspruch des <strong>Chor</strong>es sehr deutlich!<br />
Fotos: privat<br />
Seit dem Jahre 2016 existiert in der katholischen<br />
Pfarrei St. Martin Rheinbach einen Kammerchor, der<br />
als Projektchor. Dieser rekrutiert sich aus sangesfreudigen<br />
und st<strong>im</strong>mlich fortgeschrittenen Sängerinnen<br />
und Sängern, die zu gewissen Anlässen und Gelegenheiten<br />
ausgewählte <strong>Chor</strong>literatur zu Gehör bringen.<br />
Die künstlerische Leitung obliegt der ambitionierten<br />
Kirchenmusikerin Christiane Goeke-Goos, die sich<br />
dem <strong>Chor</strong> außer der musikalischen Gestaltung von<br />
Messen in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in<br />
Rheinbach auch über die musikalische He<strong>im</strong>at hinaus,
16 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Die Kirchenmusikerin Christiane Goeke-Goos (Foto)<br />
trat mit verschiedenen Ensembles auf, spielte be<strong>im</strong><br />
Libori-Fest <strong>im</strong> Paderborner Dom als Organistin und<br />
musste sich <strong>im</strong>mer wieder als Frau an der Orgel behaupten.<br />
Das verriet sie in einem Interview. Ihr Patentrezept<br />
ist <strong>im</strong>mer gewesen, bei ihrer musikalischen<br />
Arbeit mit Können zu überzeugen. In den frühen<br />
neunziger Jahren sei eine Kirchenmusikerin eher<br />
ungewöhnlich gewesen, worauf sich die Herren erst<br />
einmal einstellen mussten. Heute gibt es diesseits<br />
und jenseits des Rheins in den katholischen und evangelischen<br />
Gemeinden anerkannte Kirchenmusikerin.<br />
Und das ist auch gut so. Christiane Goeke-Goos<br />
wuchs in einer musikalischen Familie in Ostwestfalen<br />
auf und begann bereits mit vier Jahren Klavier zu<br />
spielen. Sie interessierte sie sich auch für die Orgel,<br />
wobei sie die Symbiose aus geistlichem Wort und der<br />
Musik faszinierte. Mit zwölf Jahren erhielt sie Orgelunterricht<br />
und wusste bald, dass das Orgelspiel ihre<br />
musikalische Erfüllung war. Auf der Orgel könne man<br />
ein ganzes Orchester <strong>im</strong>itieren und hätte dazu ungeahnte<br />
Möglichkeiten. Nach dem Abitur studiert sie Kirchenmusik<br />
in Köln und schloss daran ein Studium der<br />
Instrumentalpädagogik an. Nachdem sie mehrere<br />
Jahre als Kirchenmusikerin bei den Dominikanern in<br />
St. Andreas in Köln gearbeitet hatte, siedelte sie <strong>im</strong><br />
Jahre 1991 nach Paderborn um, wo sie freiberuflich<br />
unter anderem am dortigen Dom wirkte, Orgelunterricht<br />
erteilte, Chöre dirigierte, mit verschiedenen Ensembles<br />
musizierte und Konzerte veranstaltete. Das<br />
sei eine spannende und lebhafte Zeit gewesen, meint<br />
sie, in der sie sich habe durchsetzen müssen. Beharrlichkeit,<br />
Humor und musikalisches Können hätten ihr<br />
in entscheidend geholfen, das Ganze zu meistern!<br />
Kammerchor der Pfarrei St. Martin Rheinbach<br />
Entscheidend sei es, Vertrauen zu gewinnen und gegenseitigen<br />
Respekt zu zeigen. Sie leitet in der Pfarrei<br />
St. Martin Rheinbach den <strong>Chor</strong> St. Martin, den Kammerchor,<br />
die „Schola Gregoriana“ und den Kinderchor.<br />
Außerdem sorgt sie nachhaltig dafür, dass sich<br />
renommierte Organisten in Rheinbach bei den sogenannten<br />
Sommerfestivals ein Stelldichein geben. Zudem<br />
organisiert Christiane Goeke-Goos weitere Konzerte<br />
wie die Kinderorgelkonzerte oder das<br />
Beethoven-Konzert <strong>im</strong> Jubiläumsjahr 2020. Ihr Naturell<br />
sei von viel Energie, viel Temperament und viel<br />
Humor geprägt, meinte die Musikerin, die hungrig<br />
nach neuen Ideen ist. Auch das ist gut so! Weil davon<br />
die Kirchenmusik und die Kirchenbesucher in und um<br />
Rheinbach profitieren.
17 CHOR IM GESPRÄCH<br />
GESANG IN DER VOREIFEL<br />
<strong>Chor</strong>gemeinschaften diesseits und jenseits des<br />
Rheins widerspiegelt. Wenn sich ein Kirchenchor nur<br />
aus<br />
auch so geblieben. Ergeben hatte sich das Ganze<br />
be<strong>im</strong> Pfarrfest in Flerzhe<strong>im</strong>, was die Sängerinnen nie<br />
Foto: privat<br />
Der Kirchenchor St. Martin Flerzhe<strong>im</strong> (Stadt Rheinbach)<br />
besteht aus Sängerinnen, die seit dem Jahre<br />
2007 gemeinsam miteinander singen. Sie beweisen<br />
damit, dass sich die Vielfalt der Musik auch in der unterschiedlichen<br />
Zusammensetzung von Chören und<br />
aus weiblichen Singst<strong>im</strong>men rekrutiert, so ist das <strong>im</strong>mer<br />
noch ein gewisses Novum. Wie der <strong>Chor</strong> selbst<br />
berichtet, war das bei der Gründung eigentlich auch<br />
nicht so geplant. Doch <strong>im</strong> selben Ort bereits der MGV<br />
„Sängerbund“ Flerzhe<strong>im</strong> existierte, machte man aus<br />
der Not eine Tugend ging das gemeinsame Singen<br />
dennoch beherzt und eifrig an! Das ist bis heute auch<br />
bereut haben. Dabei konnten sie damals auf die tatkräftige<br />
Unterstützung von Pater Bruno Kremsler zählen.<br />
Svetlana Hennes übernahm anfangs die musikalische<br />
Leitung des <strong>Chor</strong>es, die inzwischen Dirk Steinhoff<br />
übernommen hat. Man versteht sich als ein „<strong>Chor</strong><br />
vor Ort“ und gestaltet die Kirchen- und Ortsfeste in<br />
Flerzhe<strong>im</strong> und Ramershoven gerne mit.
18 CHOR IM GESPRÄCH<br />
FREUDE AM SINGEN<br />
Im Jahre 1847 gründete sich die „<strong>Chor</strong>vereinigung<br />
Walberberg“, die ihre musikalische He<strong>im</strong>at <strong>im</strong> Vorgebirge<br />
hat. Dirigent Juliano Suzuki stammt aus dem<br />
brasilianischen Belo Horizonte, wo er schon früh Klavierunterricht<br />
und später Bratschen- und Gesangsunterricht<br />
erhielt. An der Universität São Paulo beendete<br />
Auftritt be<strong>im</strong> 150-jährigen Jubiläum des MGV Hersel<br />
er <strong>im</strong> Jahre 2002 ein Bachelor-Studium in Dirigieren<br />
und Komposition und wurde danach von Chören und<br />
Orchestern als Assistent engagiert. Seit dem Jahre<br />
2007 dirigierte er am Stadttheater in São Paulo zahlreiche<br />
Konzerte und Opern- und Ballettproduktionen.<br />
Im Jahre 2011 lebt der <strong>Chor</strong>leiter in Köln, wo er ein<br />
Masterstudium an der Hochschule für Musik und Tanz<br />
absolvierte. Inzwischen hat er die Leitung von mehreren<br />
Chören übernommen und arbeitet als Korrepetitor<br />
an der Folkwang Universität der Künste und an<br />
der Opernakademie Hamm. Juliano Suzuki ist ein Paradebeispiel<br />
dafür, dass die Musik die Menschen und<br />
Völker verbindet und die <strong>Chor</strong>szene belebt. Und das<br />
ist gut so!
19 CHOR IM GESPRÄCH<br />
HÄNDELORATORIUM
20 CHOR IM GESPRÄCH<br />
dabeiMitglieder von Rodenkirchener Kammer<strong>Chor</strong><br />
und Orchester (RKCO) schlagen eine neue Seite ihrer<br />
bald 50-jährigen gemeinsamen Geschichte auf: Die<br />
26-jährige Dirigentin Anna Goeke wird ab Januar<br />
2024<br />
Fotos: privat<br />
Im Jahre 2024 führten der Rodenkirchener Kammerchor<br />
und das Rodenkirchener Orchester in der Kölner<br />
Trinitatis-Kirche in Kooperation mit dem „Netzwerk<br />
Kölner Chöre“ das Händel-Oratorium „Alexander's<br />
Feast“ (HWV 75) für Soli, <strong>Chor</strong> und Orchester auf, das<br />
der unsterbliche Komponist zu Ehren der Schutzpatronin<br />
der Musik vertont hat. Außer dem renommierten<br />
Kammerchor und dem inspirierten Orchester<br />
wirkten an der ambitionierten Aufführung Theresa<br />
Klose (Sopran), Sandra Niederhoff (Mezzosopran),<br />
Martin Logar (Tenor) und Konstantin Paganetti (Bariton)<br />
mit. Die künstlerische Gesamtleitung hatte<br />
dabei die neue gemeinsame <strong>Chor</strong>leiterin Anna Goeke<br />
übernommen. Nach Anselm Rogmans (1977-2010),<br />
Harald Jers (2010-2015), Walter Mik (2015-2017)<br />
und Arndt Martin Henzelmann (2017-2023), ist dieses<br />
die fünfte musikalische Leitung beider Ensembles.<br />
Das stellt eine Konstellation dar, die in der Kölner Region<br />
einzigartig ist, wie beide Ensembles mit ein wenig<br />
Stolz berichten. Und das gewiss zurecht! Bei der<br />
der Probenarbeit unterstützt wird die Dirigentin vom<br />
international renommierten Violinisten und Konzertmeister<br />
Peter Stein unterstützt. Als ständiger Gastdirigent<br />
des Rodenkirchener Orchesters findet jährlich<br />
ein Orchesterkonzert unter seiner Leitung statt. Gemeinsam<br />
mit dem langjährigen Konzertmeister des<br />
Orchesters, Go Yamamoto, dient die gemeinsame<br />
Arbeit insbesondere der gezielten Entwicklung eines<br />
homogenen Streicherklangs. Das Alexanderfest ist<br />
eine Ode zu Ehren der heiligen Cäcilia für Soli, <strong>Chor</strong><br />
und Orchester, die man musikhistorisch als „Alexander’s<br />
Feast“ oder als „The Power of Music“ kennt. Der<br />
Text wurde vom englischen Dichter Newburgh Hamilton<br />
nach einer Ode von John Dryden aus dem Jahre<br />
1697 eingerichtet. Die Uraufführung des Cäcilien-<br />
Oratoriums fand <strong>im</strong> Jahre 1736 unter Leitung des<br />
Komponisten <strong>im</strong> Covent Garden Theatre in London<br />
vor 1.300 Besuchern (!) statt. So viel Besucher haben<br />
die Aufführung des Händelwerks in der Kölner Trinitatiskirche<br />
nicht erlebt. Für Händel war dieses Oratorium<br />
eines seiner Werke, das er sehr geliebt hat.
21 CHOR IM GESPRÄCH<br />
NAME IST PROGRAMM
22 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
Der Bonner A Cappella-<strong>Chor</strong> „Right Here“ besteht aus<br />
mehr als drei Dutzend engagierten Sängerinnen und<br />
Sängern, der <strong>im</strong> Jahre 2015 ins Leben gerufen worden<br />
ist. Damit gehört das vorzügliche Ensemble zu<br />
den Chören, die die hiesige <strong>Chor</strong>landschaft prägen<br />
und bereichern. Man kann es eigentlich nicht so recht<br />
glauben, dass man noch nicht so lange miteinander<br />
singt. In diesem Zusammenhang darf man nicht ver-<br />
gessen, dass die Corona-Pandemie auch den Chören<br />
und <strong>Chor</strong>gemeinschaften diesseits und jenseits des<br />
Rheins über mitgespielt hat. Doch das gehört glücklicherweise<br />
der Vergangenheit an! Der quicklebendige<br />
Rock- und Popchor rekrutiert sich aus allen Altersgruppen.<br />
Was die aufgeweckten Singst<strong>im</strong>men miteinander<br />
verbindet und beflügelt, ist ein unbändiger<br />
Spaß am Singen. Das A Cappella-Repertoire ist vielseitig<br />
und deckt die musikalische Gefühlswelt in allen<br />
<strong>Chor</strong>leiterin Vera Georgieva<br />
Man arbeitet seit der Gründung unter der hellwachen<br />
Gründungsdirigentin Vera Goergieva akribisch und<br />
zielbewusst, aber nicht nie verkrampft und verbissen.<br />
Vieles davon, was einstudiert wird, ist durchaus ambitioniert<br />
und dennoch realistisch. Die musikalische<br />
Zielsetzung orientiert sich daran, möglichst gut zu<br />
singen und dabei viel Spaß am Singen zu haben!<br />
Diese Balance zwischen Ausdauer und Spaß gelingt
23 CHOR IM GESPRÄCH<br />
der unermüdlich und inspirierenden <strong>Chor</strong>leiterin Vera<br />
auf vorbildliche unnachahmliche Weise. Die Sängerinnen<br />
und Sänger sind mit ihr von der <strong>Chor</strong>gründung<br />
an durch dick und dünn gegangen und hat sich dabei<br />
auch von Corona nicht unterkriegen lassen. Kennt ihr<br />
solche Momente, in denen sich alles richtig anfühlt?<br />
In denen ihr das Gefühl habt, ihr seid genau jetzt,<br />
genau hier genau da, wo ihr sein wollt, wo ihr hingehört?<br />
Das schreibt ein aktives Mitglied dem <strong>Chor</strong> ins<br />
Tagebuch. Und auch, dass die Musik die Kraft gibt,<br />
dieses Gefühl zu geben. Right Here eben. Für den<br />
<strong>Chor</strong>, der sich anfangs „Right Now“ nannte, ist der<br />
Name Programm und Max<strong>im</strong>e zugleich! Man konnte<br />
den ursprünglichen Namen aus markenrechtlichen<br />
Gründen nicht mehr führen. Der <strong>Chor</strong> ist sich dessen<br />
bewusst, dass man den nachhaltigen Erfolg in erster<br />
Linie der wunderbaren und charmanten <strong>Chor</strong>leiterin<br />
Vera Georgieva zu verdanken hat. Sie arbeitet als<br />
freiberufliche Musiklehrerin und <strong>Chor</strong>leiterin, die es<br />
vorzüglich versteht, die <strong>Chor</strong>arbeit unterhaltsam und<br />
effizient zu gestalten. In Bulgarien aufgewachsen, hat<br />
sie in ihrer He<strong>im</strong>at ihre musikalische Ausbildung begonnen,<br />
bevor sie in Deutschland Musik studiert hat.<br />
Dazu gehört eine zweijährige Fortbildung zur Jazzund<br />
Popchorleitung an der Bundesmusikakademie <strong>im</strong><br />
niedersächsischen Wolfenbüttel. Zudem gehören zu<br />
ihrer musikalischen Erfahrung die Teilnahme an zahlreichen<br />
<strong>Chor</strong>- und Vokalworkshops, die sie inzwischen<br />
selbst veranstaltet. Vera Georgieva war langjährige<br />
Sängerin <strong>im</strong> „Bonner Jazzchor“ und be<strong>im</strong> A Cappella-<br />
„BonnVoice“, wo sie auch für <strong>Chor</strong>eografie und Bühnenpräsenz<br />
verantwortlich war. Außerdem ist sie Dozentin<br />
an der Bonner Music Academy, wo sie Gesang,<br />
Klavier und Querflöte unterrichtet. Im Jahre 2019, in<br />
dem noch niemand an die schreckliche Corona-Seuche<br />
dachte, reiste der <strong>Chor</strong> mit der Dirigentin in deren<br />
bulgarische Geburtsstadt Plovdiv. Es sei die erste<br />
<strong>Chor</strong>reise von „Right Here“ gewesen, so wird über das<br />
unvergessene Erlebnis berichtet und auch darüber,<br />
dass Plovdiv zu dieser Zeit europäische Kulturhauptstadt<br />
war. Man habe nicht nur viele Erinnerungen davon<br />
und tausende Fotos gemacht, sondern auch Musik<br />
mitgebracht. Die allergrößte Freude aber dürfte<br />
die <strong>Chor</strong>leiterin selbst empfunden haben.
24 CHOR IM GESPRÄCH<br />
JUBILÄUM IN RHEINBACH<br />
Dirigenten betreut werden, die aus einem anderen<br />
Kulturkreis stammen. Sie identifizieren sich auf vor-<br />
Sängerinnen zurecht sehr geschätzt wird. Ihrer kompetenten<br />
Dirigentin haben sie so viel zu verdanken.<br />
Fotos: privat<br />
Vor Corona beging der von der japanischen <strong>Chor</strong>leiterin<br />
K<strong>im</strong>iko Bernhöft dirigierte „Frauenchor Rheinbach“<br />
sein erstes Gründungsjubiläum (obiges Foto),<br />
dem <strong>im</strong> Jahre 2024 das zweite zum 20-jährige Bestehen<br />
folgte, bei dem in der evangelischen Gnadenkirche<br />
in Rheinbach ein Jubiläumskonzert veranstaltet<br />
worden ist. Die Redaktion von „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“<br />
freut sich darüber, dass die <strong>Chor</strong>landschaft diesseits<br />
und jenseits des Rheins auch von Dirigentinnen und<br />
bildliche Weise mit der <strong>Chor</strong>tradition und <strong>Chor</strong>kultur<br />
und bringen darüber hinaus neue musikalische und<br />
st<strong>im</strong>mliche Tugenden mit ein, die die hiesige durchaus<br />
bereichern und beleben. Wenn man sich die Mühe<br />
machen würde, ein Verzeichnis dieser <strong>Chor</strong>pädagoginnen<br />
und <strong>Chor</strong>pädagogen zu erstellen, dann würde<br />
man verwundert sein. Ihr Tun wirkt sich wohltuend<br />
und überzeugend auf die so oft vergebliche beschworene<br />
Integration aus und hat es durchaus verdient, an<br />
dieser Stelle einmal besonders gewürdigt zu werden!<br />
Das trifft ebenfalls auf K<strong>im</strong>iko Bernhöft zu, die von<br />
Sängerin Yuriko Bernhöft be<strong>im</strong> Jubiläumskonzert <strong>im</strong><br />
Jahre 2024 in der evang. Kirche in Rheinbach
25 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat Empfang <strong>im</strong> Flughafen in Tokio<br />
Das trifft vor allen Dingen auf die Konzertreise nach<br />
Japan <strong>im</strong> Jahre 2016 zu, bei der die Dirigentin wohl<br />
die meiste Aufregung verspürt haben dürfte! Wie berichtet<br />
wurde, wären die Sängerinnen des Frauenchores<br />
Rheinbach, die von weiteren aktiven Mitgliedern<br />
von befreundeten und von K<strong>im</strong>iko Bernhöft betreuten<br />
Chören auf der unvergessenen Fernost-Reise unterstützt<br />
wurden, vom Empfang in der Ankunftshalle des<br />
Flughafens von Tokio überrascht gewesen, bei dem<br />
frenetischer Jubel ausgebrochen sei. Auf einem Willkommensbanner<br />
wurde sogar die ewige Freundschaft<br />
zwischen Deutschland und Japan gepriesen. Man hat<br />
<strong>Chor</strong>arbeit in Rheinbach<br />
fünf überwältigende Konzerte in Tokio, Kyoto und<br />
Osaka unter der künstlerischen Leitung von K<strong>im</strong>iko<br />
Bernhöft gegeben, die den Frauenchor Rheinbach <strong>im</strong><br />
Jahre 2003 ins Leben rief. Man sei wie Popstars gefeiert<br />
worden, berichtete Schriftführerin Gisela Hahn.<br />
Man habe vor der ungewöhnlichen Reise viel über Japan<br />
gelesen, so die besagte Schriftführerin. Aber es<br />
sei ganz anders gewesen, wie man es erwartet hätte!<br />
Monatelang hatten die Frauen die Lieder (auch in japanischer<br />
Sprache) geprobt, ehe sie sich auf die lange<br />
Flugreise machten. Die <strong>Chor</strong>leiterin hat in Tokio das<br />
Licht der Welt erblickt und an der Musikakademie in<br />
Tokio Klavier, Gesang und Dirigieren studiert. Nach<br />
ihrem Abschluss als Konzertpianistin setzte sie ihr<br />
Studium an der Kölner Musikhochschule. Allein bei<br />
den beiden Konzerten in der Musikakademie waren<br />
jeweils 500 interessierte Besucher zu Gast. Es<br />
brauchte nicht lange, um kulturelle Grenzen zu überwinden.<br />
Das japanische Publikum geriet schier aus<br />
dem Häuschen, wenn die deutschen Sängerinnen in<br />
japanischer Sprache anst<strong>im</strong>mten. Während der beeindruckenden<br />
Konzertreise erlebte man vielfältigen<br />
Eindrücke, wozu der majestätische Fujiyama, riesige<br />
Bambuswälder und Tempel mit mächtigen Schreinen<br />
gehörten.
26 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
SINGEN IST EIN FÜLLHORN<br />
Singen ist ein wahres Füllhorn für alle die einem <strong>Chor</strong><br />
miteinander singen. Darum ist jeder gut beraten zu<br />
singen und Glück und Gemeinsamkeit zu erleben. Singen<br />
ist ein menschliches Bedürfnis, auf das man eigentlich<br />
nicht verzichten sollte!<br />
Singen macht Spaß.<br />
Singen heilt.<br />
Singen verbindet Menschen.<br />
Singen ist Kommunikation.<br />
Singen drückt Gefühle aus.<br />
Singen beruhigt.<br />
Singen ist Kultur.<br />
Singen lässt den Alltag vergessen.<br />
Singen fördert die Atmung.<br />
Singen hält jung.
27 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Singen schützt das Nervensystem.<br />
Singen weckt schöne Erinnerungen.<br />
Singen stärkt das Gedächtnis.<br />
Singen lässt die Seels schwingen.<br />
Singen macht glücklich.<br />
Singen führt zu den spirituellen Wurzeln.<br />
Singen lindert Schmerzen.<br />
Singen tröstet.<br />
Singen ist erhebend und berührend.<br />
Singen tut dem Gemüt gut.<br />
Singen ist Balsam für die Seele.<br />
Singen ist einzigartig und erbaulich.<br />
Singen sorgt für ein Wohlgefühl.<br />
Singen ist pure Freude.<br />
Singen hilft, sich selbst zu entdecken.<br />
Singen entspannt den Körper und den Geist.<br />
Singen erfreut die Menschen.<br />
Singen lässt die Seele baumeln.<br />
Singen berührt das Innere.<br />
Singen lässt die Seele jubeln.
28 CHOR IM GESPRÄCH<br />
SCHUMANN-KONZERT<br />
exponierte Vertonung ausgesucht, die es wahrlich in<br />
sich hat! Mit dem vertonten Bühnenstück des großen<br />
Charles, ebenfalls zum Komponieren inspiriert. Ein<br />
Jahrzehnt hat sich Schumann mit dem literarischen<br />
Foto: privat<br />
Der „Rheinische Kammerchor Köln“, der sich aus engagierten<br />
Sängerinnen und Sänger aus Köln und der<br />
rheinischen Region rekrutiert, führte <strong>im</strong> Jahre 2024 in<br />
der Kölner Philharmonie die vom romantischen Komponisten<br />
Robert Schumann „Szenen aus Goethes<br />
Faust“ auf und hatte sich unter der künstlerischen Gesamtleitung<br />
von Wolfgang Siegenbrink eine<br />
deutschen Dichterfürsten hatte man sich für eine musikalische<br />
Herausforderung entschieden, an der sich<br />
Schumann einen Stoff angeblich die Zähne ausgebissen<br />
hat! Der romantische Komponist wählte 13 fragmentarische<br />
Szenen aus und brachte sie in eine assoziative,<br />
mystische, rätselhafte und hochphilosophische<br />
Folge. Goethes „Faust“ hat so manchen Komponisten,<br />
unter ihnen Hector Berlioz, Franz Liszt und<br />
Oratoriums beschäftigt, wobei er seine moralischen<br />
Leiden verarbeitete. Mitgewirkt haben der Rheinische<br />
Kammerchor Köln, Adréana Kraschewski (Sopran),<br />
Stefan Adam (Bariton), Henning Jendritza (Tenor),<br />
Christoph Scheeben (Bass), Michael Struck-Schloen<br />
(Moderation), die Knaben und Mädchen der Kölner<br />
Dommusik (Einstudierung; Eberhard Metternich) und<br />
das Neue Rheinische Kammerorchester Köln.
29 CHOR IM GESPRÄCH<br />
STIMMUNGSVOLLE MUSIK
30 CHOR IM GESPRÄCH<br />
kommt! Maurizio Quaremba und seine Sänger präsentierten<br />
eine wohltuende und friedvolle Programmfolge<br />
aus überlieferten Weihnachtsliedern, von denen<br />
einige auf dem Klavier begleitet wurden. Dabei verdienten<br />
sich der Quartettverein, der schon mehr 60<br />
Jahre <strong>im</strong>mer wieder durch seine st<strong>im</strong>mliche Ausdruckskraft<br />
besticht, sowie die Harfenistin Sonja,<br />
Fotos: privat<br />
Als der anerkannte Dirigent Maurizio Quaremba das<br />
musikalische Erbe des langjährigen und verdienten<br />
<strong>Chor</strong>leiters und Komponisten Gus Anton be<strong>im</strong> Quartettverein<br />
„Die Räuber“ Gummersbach <strong>im</strong> Jahre 2019<br />
übernahm, konnte er nicht ahnen, dass seine <strong>Chor</strong>arbeit<br />
<strong>im</strong> Oberbergischen Kreis schon wenige Monate<br />
später durch die furchtbare Corona-Krise arg in Mitleidenschaft<br />
gezogen wurde. Diese ist von ihm und<br />
dem renommierten Männerchor bewältigt worden.<br />
Danach brach <strong>im</strong> Jahre 2022 in der Ukraine der<br />
furchtbare russische Angriffskrieg in der Ukraine aus.<br />
Im selben Jahr gab der Quartettverein am vierten Adventssonntag<br />
in der katholischen Montfortkirche <strong>im</strong><br />
oberbergischen Marienheide sein traditionelles Weihnachtskonzert,<br />
das mit "Friedvolle Weihnacht" überschrieben<br />
war. Das zeigt deutlich, dass der Frieden<br />
nicht von den Menschen, sondern nur von Gott<br />
Pianist Paul Hagemeyer und Tenorsolist Ján Rusko<br />
musikalische Bestnoten. Das gilt auch das Gesangsduo<br />
"Dunkelstein" (Michael Dunkel und Harald Stein)<br />
und das "Räuber-Quartett" (bestehend aus den <strong>Chor</strong>sängern<br />
Harald Stein, Eberhard Kutscher, Bernd Tokarski-H<strong>im</strong>mel<br />
und Jürgen Trautner). Sie alle sorgten<br />
dafür, dass das st<strong>im</strong>mungsvolle Programm von wunderschönen<br />
Augenblicken geprägt und erfüllt war.<br />
Damit löste man voll und ganz das Versprechen nach<br />
stiller Ruhe und innerer Einkehr ein und machten damit<br />
eine friedvolle Weihnachtszeit gewissermaßen<br />
greifbar. Alle Mitwirkenden hatten den herzlichen Beifall<br />
denn auch verdient.
31 CHOR IM GESPRÄCH<br />
NEUER CHORLEITER
32 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Fotos: privat<br />
Der traditionsreiche MGV „Sangeslust“ Winterscheid<br />
hat sich unter der Leitung von Ulrich Stommel zu einem<br />
respektablen Männerchor entwickelt, der <strong>im</strong> Nutscheid<br />
seine musikalische He<strong>im</strong>stätte hat und nicht<br />
unter dem <strong>Chor</strong>sterben bzw. der <strong>Chor</strong>misere diesseits<br />
und jenseits des Rheines leidet. Der unvergessene Dirigent<br />
Alois Fischer, der mehrere Jahrzehnte die musikalischen<br />
Geschicke der „Sangeslust“ entscheidend<br />
geprägt hat, würde sich wundern, wie präsent und lebendig<br />
der <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> 21. Jahrhundert agiert. Diesem<br />
konnte selbst die schl<strong>im</strong>me Corona-Krise etwas anhaben.<br />
Das ist erstaunlich und zeigt, dass Ulrich Stommel<br />
ganze musikalische Arbeit geleistet hat. Doch<br />
dieser hat sich zu Beginn des Jahres vom <strong>Chor</strong> verabschiedet<br />
und noch dafür gesorgt, dass in Winterscheid<br />
das <strong>Chor</strong>lied weiterhin erklingt. Der neue Dirigent<br />
(Foto) hat noch vor dem traditionellen Frühlingsfest<br />
2024 in Eichhof feiert, sein Amt angetreten und die<br />
<strong>Chor</strong>arbeit mit den Winterscheider Sängern aufgenommen.<br />
Natürlich müssen sich der neue <strong>Chor</strong>leiter,<br />
der als Klavierlehrer und <strong>Chor</strong>leiter an der Musikschule<br />
Much ist, und die <strong>Chor</strong>sänger aneinander gewöhnen.<br />
Aber das ist bei jedem Neuanfang, hat bekanntlich<br />
ein Zauber inne! Das wird in Winterscheid<br />
nicht anders sein. Bernd Immels Leidenschaft galt<br />
schon <strong>im</strong>mer dem Singen und dem <strong>Chor</strong>gesang. Mit<br />
17 Jahren sang in einem Männerchor, den er auch<br />
zeitweise dirigierte. Zur Studienzeit sammelte er als<br />
<strong>Chor</strong>sänger Erfahrung mit <strong>Chor</strong>stücken von der Renaissance<br />
bis zur Neuen Musik in den Hochschulchören<br />
Siegen, Würzburg und Köln. In dieser Zeit legte<br />
er auch <strong>im</strong> Rahmen seines Lehramtsstudiums für Musik<br />
die <strong>Chor</strong>leiterprüfung ab. Ebenfalls genoss er hier<br />
mit Gesang als seinem Zweitfach eine klassische Gesangsausbildung.<br />
Nach der Studienzeit kamen Kompositionen<br />
und Produktionen für mehrst<strong>im</strong>migen Gesang<br />
<strong>im</strong> Bereich Unterhaltungsmusik hinzu. So hatte<br />
sein Gesangsquartett „Regenbogen“ einen TV-Auftritt<br />
in der ARD zur allerbesten Sendezeit. In seinem Studio<br />
entstanden u.a. Kompositionen <strong>im</strong> ungarischen<br />
Stil für sein Gesangs- und Instrumental-Quintett<br />
„Landhaus“. In seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als<br />
Instrumentallehrer hat er auch Gesangsunterricht gegeben.<br />
Sein Hauptfach ist Klavier, das Nebenfach ist<br />
Schlagzeug. In der Freizeit frönt er dem Fitnesstraining<br />
und dem Tennis.
33 CHOR IM GESPRÄCH<br />
LEBENDIGER GESANG<br />
gebung. Das Repertoire umfasst vorwiegend Popmusik<br />
in anspruchsvollen A-cappella-Arrangements.<br />
Auch solche, die eigens für den <strong>Chor</strong> arrangiert sind.<br />
Dabei handelt es sich um weniger bekannte Stücke<br />
aus Genres abseits des Mainstreams, Rock- und Gospelsongs<br />
sowie Werke der Klassik. Der Schlagzeuger<br />
und Musikpädagoge Niklas Genschel ist der künstlerische<br />
<strong>Chor</strong>leiter des Jazz- und Popchores. Während<br />
seines Jazz- und Popschlagzeug-Studiums in Köln und<br />
Arnhe<strong>im</strong> belegte er auch einige Semester Dirigieren<br />
und <strong>Chor</strong>leitung und sang <strong>im</strong> Kammerchor der Musikhochschule<br />
Köln unter Marcus Creed.<br />
Fotos: privat<br />
Der „Jazz- und Popchor Köln“ begeistert nicht nur das<br />
Publikum in der Domstadt. Das zeigten die Auftritte<br />
in Aachen und Leverkusen <strong>im</strong> Jahre 2024, wo man bei<br />
den Chören „Popcorn“ und „Good Voices“ gastierte.<br />
Solche musikalischen Begegnungen und Erlebnisse<br />
bereichern den <strong>Chor</strong>alltag und sorgen dafür, dass <strong>im</strong>mer<br />
wieder neue Freunde findet und so den musikalischen<br />
Horizont erweitert! Der <strong>Chor</strong> rekrutiert sich<br />
aus Sängerinnen und Sängern aus Köln und der Um-
34 CHOR IM GESPRÄCH<br />
MÄNNERCHOR-PROJEKT<br />
traditionellen „Gummersbacher Frühling“ beteiligt,<br />
der ebenfalls <strong>im</strong> Zeichen des KCV-Jubiläums stand.<br />
Leitung von Maurizio Quaremba u.a. <strong>Chor</strong>stücke und<br />
<strong>Chor</strong>arrangements von Franz Schubert, Herbert Grönemeyer,<br />
Udo Jürgens, Wise Guys und anderen einstudiert.<br />
Als besonderes Highlight wurde während der<br />
Probephase ein Workshop zur St<strong>im</strong>mbildung für die<br />
Tenöre mit dem Sänger Ján Rusko (Oper Köln) und<br />
für die Bässe ein Workshop mit Rolf Schmitz-Malburg<br />
(WDR Rundfunkchor Köln) veranstaltet. Eine vorzüg-<br />
Im Jahre 2024 feierte der Kreischorverband (KCV)<br />
Oberberg sein 100-jähriges Bestehen. Das beflügelte<br />
den renommierten Quartettverein „Die Räuber“ Gummersbach<br />
das „Bergische Männerchor-Projekt 2024“<br />
auszurufen. Der von Maurizio Quaremba (Foto) dirigierte<br />
Männerchor hat sich zudem gemeinsam mit<br />
zahlreichen Mitgliedschören des KCV musikalisch am<br />
Fotos: privat<br />
Zum besagten <strong>Chor</strong>projekt trafen sich die Sänger des<br />
Quartettvereins sowie die interessierten Sänger anderer<br />
KCV-Männerchöre zu den gemeinsamen Proben<br />
<strong>im</strong> evangelischen Gemeindehaus Gummersbach-Dieringhausen.<br />
Dabei wurden unter der künstlerischen<br />
Bergisches <strong>Chor</strong>fest <strong>im</strong> Altenberger Dom<br />
liche Idee, die man an dieser Stelle nur nachdrücklich<br />
empfehlen kann! Nach den gemeinsamen <strong>Chor</strong>proben<br />
gab der Projektchor ein Gastkonzert <strong>im</strong> Altenberger<br />
Dom und zudem das Abschlusskonzert in der evangelischen<br />
Kirche in Gummersbach-Dieringhausen.
35 CHOR IM GESPRÄCH<br />
EIN LICHTBLICK<br />
betrüblicher Prozess, den der <strong>Chor</strong>gesang als traditionelles<br />
Kulturgut ins Mark trifft. „<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“<br />
dessen über das Positive berichtet. Als Beispiel hierfür<br />
bietet sich der <strong>im</strong> Jahre 2015 aus der Taufe gehobene<br />
Fotos: privat<br />
Seit dem Millennium oder vielleicht sogar noch früher,<br />
hat eine <strong>Chor</strong>wende eingesetzt, die die <strong>Chor</strong>landschaft<br />
diesseits und jenseits des Rheins verändert<br />
hat. Nach Corona muss man konstatieren, dass das<br />
Ganze wahrlich keine Eintagsfliege gewesen ist. Ganz<br />
<strong>im</strong> Gegenteil! Es war und ist ein schleichender und<br />
will an dieser Stelle bewusst keine Ursachenforschung<br />
und damit auch, wohlgemerkt, keine Beckmesserei<br />
betreiben. Das sollte man tunlichst denen überlassen,<br />
die <strong>im</strong> hiesigen <strong>Chor</strong>wesen verwoben sind und am<br />
besten von um ihre musikalische Verantwortung wissen<br />
und gewillt sind, diese auch umfänglich wahrzunehmen.<br />
Nicht mehr, aber best<strong>im</strong>mt auch nicht weniger!<br />
Also wird auf Ratschläge verzichtet und statt-<br />
Gemischte <strong>Chor</strong> „Swingphonie“ an, der als einer der<br />
beiden eingetragenen Mitgliedschöre der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />
„Germania“ Siegburg existiert und <strong>im</strong>mer<br />
mehr in der Kreisstadt und auch hinaus unter der<br />
künstlerischen Leitung von Musikdirektor FDB Stefan<br />
Wurm als ein leistungsbereites <strong>Chor</strong>ensemble wahrgenommen<br />
und für ihr engagiertes Auftreten bewundert<br />
wird. Es nötigt schon viel Respekt ab, wie sich
36 CHOR IM GESPRÄCH
37 CHOR IM GESPRÄCH<br />
die frohgest<strong>im</strong>mten und positiv agierenden Sängerinnen<br />
und Sänger mit Leib und Seele be<strong>im</strong> Singen zu<br />
Werke gehen. Das ist in der gegenwärtigen Situation<br />
der arg gebeutelten <strong>Chor</strong>szene ein wahrer Lichtblick.<br />
Die unermüdliche und ambitionierte Angela Recino,<br />
die <strong>im</strong> Jahre 2024 zur ersten Vorsitzenden der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />
„Germania“ Siegburg gewählt worden<br />
ist, dürfte sich darüber bewusst sein, dass man alles<br />
tun muss, um die Zukunft der „Swingphonie“ zu sichern.<br />
Es ist eine schöne Passion, aber auch eine Herkulesaufgabe!<br />
So muss auch nicht besonders erwähnt<br />
werden, dass der musikalische Erfolg nicht vom H<strong>im</strong>mel<br />
fällt. Vielmehr muss das dauerhafte Glück eines<br />
<strong>Chor</strong>es <strong>im</strong>mer wieder beschworen werden. Das geschieht<br />
am besten dadurch, dass man <strong>im</strong>mer wieder<br />
alle musikalischen und menschlichen Tugenden entschieden<br />
in die Waagschale wirft und nicht nachlässt<br />
<strong>im</strong>mer besser und für das Publikum attraktiver zu<br />
werden und auch zu bleiben. Das ist die beste Attitüde,<br />
um die Zukunft zu gestalten und auch zu erhalten.<br />
Wer aufgehört hat, besser zu werden, der hat<br />
aufgehört zu singen.<br />
Walter Dohr<br />
Musik verspricht Dinge, die das Leben nicht hält
38 CHOR IM GESPRÄCH<br />
DIE NACHTIGALL<br />
Fotos: privat<br />
Nicht nur die aus anderen Ländern stammende Dirigentinnen<br />
und Dirigenten, wovon ein inzwischen eine<br />
wahre Phalanx in der hiesigen <strong>Chor</strong>landschaft diesseits<br />
und jenseits zu vermelden gilt, bereichern<br />
musikalisch und menschlich die <strong>Chor</strong>szene, sondern<br />
auch Singst<strong>im</strong>men nichtdeutscher Herkunft gegen hin<br />
wieder buchstäblich den Ton an. Ein Paradespiel dafür<br />
ist die begeisternde und charmante Lucy James, die<br />
in England ihre Wurzeln hat. Man kann sie getrost als<br />
“Angelsächsische Nachtigall“ titulieren. Für den Gemischten<br />
<strong>Chor</strong> „Swingphonie“ (<strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />
„Germania“ Siegburg) und den dirigierenden Musikdirektor<br />
Stefan Wurm ist Lucy James wortwörtlich ein<br />
Volltreffer. Wohl dem, der so eine inspirierte <strong>Chor</strong>sängerin<br />
und Solistin in seinen Reihen hat. Lucy James<br />
verfügt über ein Gesangs- und Schauspielstudium,<br />
was sie dazu prädestiniert eine führende Rolle bei der<br />
„Swingphonie“ einzunehmen und vorbildlich auszufüllen.<br />
Das mach ihr keiner so schnell nach. Sie besticht<br />
nicht nur durch ihre verblüffende und atemberaubende<br />
st<strong>im</strong>mliche und m<strong>im</strong>ische Präsenz, sondern<br />
trägt auch das Herz auf dem rechten Fleck! Sie singt<br />
nicht nur vor dem <strong>Chor</strong>, sondern als Altistin auch <strong>im</strong><br />
<strong>Chor</strong>. Dabei hat sie keine Allüren und darf ganz und<br />
gar als Botschafterin ihrer englischen He<strong>im</strong>at angesehen<br />
werden. Sie ist der Typ Mensch, der die Musik <strong>im</strong><br />
Herzen trägt und sogar als Vokalcoachin und sprachliche<br />
Verbesserin (nicht als Besserwisserin!) in authentischer<br />
Weise <strong>im</strong>mer wieder in Erscheinung tritt<br />
und sich so in vielen musikalischen Belangen konstruktiv<br />
und überzeugend einbringt! So wie sie sich<br />
verhält, so verhält sich nur jemand, der eine zweite<br />
musikalische He<strong>im</strong>at gefunden hat. So ist es denn<br />
auch kein Wunder, dass man ihr viel berechtigte Anerkennung<br />
und Sympathie entgegenbringt und sie<br />
sozusagen auf Händen trägt, was sie wahrlich verdient.<br />
Mit anderen Worten: Lucy James verkörpert<br />
eine echte und maßgebliche Vorbildfunktion, von der<br />
die Sängerinnen und Sänger der „Swingphonie“ und<br />
ebenso das Publikum hör- und sichtbar profitieren.<br />
Walter Dohr