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Strategische Entscheide bei Unsicherheit

Sicherheit in der Unsicherheit ist ein hoher Anspruch. Es zahlt sich aus, ihn einzulösen. Wenn Fakten ungewiss sind und Intuition nicht ausreicht, hilft Strategility weiter.

Sicherheit in der Unsicherheit ist ein hoher Anspruch. Es zahlt sich aus, ihn einzulösen. Wenn Fakten ungewiss sind und Intuition nicht ausreicht, hilft Strategility weiter.

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Wirtschaftsinformatik Schweiz<br />

Chancen lauern an jeder Ecke<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Entscheide</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Unsicherheit</strong><br />

Sicherheit in der <strong>Unsicherheit</strong> ist ein hoher Anspruch. Es zahlt sich aus, ihn einzulösen.<br />

Wenn Fakten ungewiss sind und Intuition nicht ausreicht, hilft Strategility weiter.<br />

VON BERNHARD KRUSCHITZ<br />

DER AUTOR<br />

Bernhard Kruschitz<br />

Als Unternehmer, Strategieberater<br />

und Co-Autor<br />

von «Strategility» ist er<br />

bekannt für seine interaktionsstarken<br />

Seminare<br />

und Workshops. Ursprünglich<br />

Wirtschaftsinformatiker<br />

hat er die<br />

auf Projektmanagement<br />

spezialisierte Firma BKI<br />

AG gegründet und über<br />

20 Jahre erfolgreich als<br />

Inhaber geführt. Im<br />

Zentrum seines Handelns<br />

stehen Menschen und<br />

ihre erfolgreiche<br />

Zusam menar<strong>bei</strong>t in<br />

der Veränderung.<br />

www.kruschitz.ch<br />

Veränderungen sind oft Herausforderung und<br />

Chance zugleich. Da<strong>bei</strong> müssen häufig <strong>Entscheide</strong><br />

mit hoher Tragweite, die sich langfristig<br />

auswirken, unter <strong>Unsicherheit</strong> getroffen werden.<br />

Im Forschungsprojekt zu Strategility haben wir<br />

mit Unternehmen und Verwaltungen über zwei Jahre<br />

Prinzipien erprobt, die gezielt Sicherheit <strong>bei</strong> <strong>Unsicherheit</strong><br />

schaffen. Dazu die folgende Reflexion.<br />

DEN FOKUS AUF DER WIRKUNG HALTEN<br />

Wenn wir eine strategische Herausforderung angehen,<br />

sind damit Chancen und Risiken verbunden. Erfahrungsgemäss<br />

wird oft schnell nach Lösungen gesucht,<br />

die dann mit grossem Aufwand und unter Zeitdruck<br />

realisiert werden. Vielfach geht der Fokus auf<br />

die Wirkung verloren, weil das Ergebnis im Zentrum<br />

steht. Zu starke Ergebnisorientierung führt zu festhalten<br />

am Ergebnis, Wirkungsorientierung hingegen<br />

führt zu Freiheit in der Ergebnisgestaltung. Um die<br />

Orientierung an der Wirkung zu stärken, lohnt es sich,<br />

diese konkret zu formulieren und Indikatoren festzulegen.<br />

Die Prüfung, ob die Wirkung eintritt, wird<br />

da<strong>bei</strong> nicht erst am Ende eines Vorhabens, sondern<br />

frühzeitig und laufend, mit definierten Indikatoren<br />

vorgenommen. Für viele Personen erfordert dies einen<br />

Mindshift in ihrer Denk- und Handlungsweise.<br />

Strategility<br />

In unserer Forschung mit über 10 Firmen und<br />

Verwaltungen haben wir Prinzipien erprobt, die<br />

für strategische Entscheidungsfindung hilfreich<br />

sein können. Sie verbinden etabliertes<br />

strategisches Management mit verbreiteten<br />

agilen Ar<strong>bei</strong>tsweisen. Daraus ist das Framework<br />

«Strategility» entstanden, das als Buch<br />

mit vielen Hilfsmittel publiziert wurde. Das Forschungsprojekt<br />

wurde von Innosuisse, der<br />

Schweizer Innovationsagentur, mitfinanziert.<br />

Autoren von Strategility sind Prof. Dr. Kerstin<br />

Pichel, Thomas Haas, Bernhard Kruschitz.<br />

www.strategility.org<br />

EMPIRISCHES VORGEHEN NUTZEN<br />

In strategischen <strong>Entscheide</strong>n gehen wir von (vermeintlich<br />

klaren) Fakten und Annahmen aus. Annahmen<br />

mit hoher Tragweite führen zu hoher <strong>Unsicherheit</strong>.<br />

Wo Analysen nicht Klarheit schaffen können, ist<br />

empirisches Vorgehen nötig. Da<strong>bei</strong> werden in kurzen<br />

Iterationen (mit einer Dauer von Tagen, Wochen) Experimente/Tests<br />

durchgeführt, die rasch Informationssicherheit<br />

schaffen. Aufwand, Dauer und Informationsgewinn<br />

aus einem Experiment sind in vielen<br />

Bereichen gut einschätzbar. Zudem führen Experimente/Tests<br />

häufig zu zusätzlichen Erkenntnissen,<br />

die nicht auf dem Radar waren (wir nennen das den<br />

«Beifang»). Ein Design von Hypothesen und Experimenten/Tests<br />

schafft Effizienz und Geschwindigkeit<br />

und gibt Sicherheit <strong>bei</strong> einem grundlegenden Kurswechsel.<br />

Dies hilft, einen allfälligen Verlust an eingesetzten<br />

Mitteln gering zu halten.<br />

WISSENSTRÄGER EINBEZIEHEN<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Entscheide</strong> werden wegen ihrer Tragweite<br />

in der Regel auf oberster hierarchischer Ebene<br />

getroffen. Bei hoher <strong>Unsicherheit</strong> der Faktenlage ist<br />

es sinnvoll, einen Rahmen zu schaffen, um Wissensträger<br />

einzubeziehen. Dazu dient ein Prozessdesign,<br />

60<br />

www.computerworld.ch Computerworld 1/2024


Wirtschaftsinformatik Schweiz<br />

das aufzeigt, wer in welchem<br />

Schritt einbezogen wird und welche<br />

Informationen ausgetauscht<br />

werden. Die Öffnung des Prozesses<br />

mit internen und externen<br />

Wissensträger ist in der Privatwirtschaft<br />

mit Risiken verbunden, in<br />

der Verwaltung jedoch ist er unerlässlich<br />

und weitgehend institutionalisiert<br />

und etabliert. Der Einbezug<br />

von internen Wissensträgern<br />

führt zudem zu Verankerung<br />

von strategischen <strong>Entscheide</strong>n in<br />

der Organisation. Der Ansatz von<br />

«OpenStrategie» hat sich vielfach<br />

bewährt.<br />

DEN PROZESS INS FLIESSEN<br />

BRINGEN<br />

Auf strategische Herausforderungen<br />

muss dann reagiert werden, wenn sie auftreten<br />

– nicht in vordefinierten Mehrjahreszyklen. In Organisationen<br />

mit hoher Änderungsdynamik aufgrund<br />

von Innovation, Veränderung des Umfelds und der<br />

Rahmenbedingungen, des Marktes etc. sind Strategien<br />

und Umsetzungspläne oft rasch veraltet. Dieser<br />

Herausforderung kann einfach mit einem Strategieprozess<br />

begegnet werden, der Strategieausrichtung,<br />

­entwicklung und ­umsetzung als dauerhafte Prozesse<br />

einrichtet und mit einer einfachen, übergeordneten<br />

Steuerung verbindet. Dies geschieht mit einem<br />

Strategility­Board.<br />

DIE MODERATION SICHERSTELLEN<br />

Der Strategility­Master etabliert den Prozess, hält ihn<br />

am Laufen und optimiert ihn kontinuierlich. Er stellt<br />

Community und Trainings<br />

<strong>Strategische</strong> Herausforderung<br />

erkennen<br />

Seit Erscheinen von Strategility haben sich verschiedene<br />

Organisationen, Verwaltungen und<br />

Berater für die Anwendung von Strategility entschieden.<br />

Die Strategility Community umfasst<br />

über 80 Personen aus Wirtschaft, Verwaltung,<br />

Beratung und Forschung. Sie tauscht sich regelmässig<br />

aus, diskutiert die Anwendung und<br />

Weiterentwicklung von Strategility und organisiert<br />

sich über www.meetup.com. Für Strategility<br />

Master finden regelmässig Kurse statt.<br />

www.strategility.org<br />

Stossrichtung<br />

vorgeben<br />

Rasch<br />

Erkenntnis gewinnen<br />

Kraftvoll in die<br />

Umsetzung<br />

die wenigen benötigten Hilfsmittel zur Verfügung<br />

und unterstützt das Strategieteam. Er sorgt damit für<br />

Effizienz und Wirkung. In grösseren Organisationen<br />

hat sich bewährt, dass die Rolle von einem kleinen<br />

Team übernommen wird, das auch die Business Owner<br />

in ihrer Tätigkeit unterstützen. Für Strategility­<br />

Master ist ein kurzes Training hilfreich, damit sie sich<br />

vertieft mit dem Thema auseinandersetzen können<br />

(siehe Box).<br />

DIE KULTUR SCHAFFEN<br />

<strong>Entscheide</strong> unter <strong>Unsicherheit</strong> erfordern, dass wir im<br />

Prozess lernen und <strong>bei</strong> Bedarf Richtungswechsel vornehmen.<br />

Die Krisen der vergangenen Jahre haben<br />

uns (trotz vielen negativen Aspekten) erfreulicherweise<br />

gelehrt, dies im Bewusstsein zu halten. Erstaunlicherweise<br />

stellen wir <strong>bei</strong> der iterativen Ar<strong>bei</strong>tsweise<br />

immer wieder fest, dass neue Erkenntnisse<br />

anfallen, an die niemand gedacht hatte und<br />

neue Perspektiven öffnen. Die erforderliche Offenheit<br />

und Kultur des Lernens zu schaffen (falls sie bisher<br />

nicht ausgeprägt vorhanden ist) ist etwas, das sich<br />

in der Regel auszahlt. Es ist eine Aufgabe in Verantwortung<br />

des Managements auf allen Stufen.<br />

Bei der Anwendung von Strategility hat sich bewährt,<br />

eine kurze Analyse der vorherrschenden Kultur<br />

durchzuführen. Oft hat sich gezeigt, dass die Kultur<br />

in einer Organisation heterogen ist, was im Vorgehen<br />

mitberücksichtigt werden sollte. Für die Kulturanalyse<br />

wie auch andere Themen stellt Strategility<br />

mittels QR­Code im Buch etwa 20 downloadbare<br />

Hilfsmittel zur Verfügung.<br />

Strategieausrichtung<br />

Strategieentwicklung<br />

Strategieumsetzung<br />

Wirkung erzielen<br />

Orientierung an strategischer Herausforderung und Wirkung sowie die Verbindung von<br />

Ausrichtung, Entwicklung und Umsetzung sind Merkmale von Strategility<br />

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Quelle: Strategility: Pichel, Haas, Kruschitz<br />

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