16.04.2024 Aufrufe

mav 02.2024

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Innovation in der spanenden Fertigung<br />

www.<strong>mav</strong>-online.de | € 27,-<br />

02-2024<br />

Forschung Bildbasierte Verschleißüberwachung von Fräswerkzeugen Seite 22<br />

Luftfahrt Präzisions-Profilstechen einer komplexen Hülse Seite 40<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum Highlights vom Branchentreff Seite 49<br />

Special<br />

Feinst -<br />

bearbeitung<br />

Seite 26


2 April 2024


Editorial<br />

Effiziente E-Mobilität<br />

erfordert höchste Präzision<br />

■■■■■■<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde dem Schleifen<br />

in der Metallbearbeitung ein schleichender Niedergang prophezeit.<br />

Zum Teil sollte es durch das wirtschaftlichere Hartfräsen ersetzt<br />

werden, in anderen Bereichen durch präzises Schlichtfräsen<br />

oder -drehen überflüssig werden. Es kam dann anders: Während bei<br />

einigen Anwendungen der Schleifprozess ersetzt wurde, kamen in<br />

vielen Bereichen neue Werkstücke mit höchsten Präzisionsanforderungen<br />

hinzu.<br />

Der Wunsch, die Effizienz der Endprodukte<br />

immer weiter zu steigern, erforderte<br />

immer exaktere Bauteile. Die E-Mobilität,<br />

von vielen Zerspanern zunächst vor allem als<br />

Bedrohung wahrgenommen, beschert gerade<br />

den Schleifern eine Menge Arbeit. Der leise<br />

Elektroantrieb braucht zwar nur noch<br />

ein rudimentäres Getriebe, das aber muss besonders<br />

leise und hocheffizient arbeiten.<br />

Daher müssen Wellen und Zahnräder<br />

mit großer Präzision geschliffen werden. Wie<br />

Maschinenhersteller die neuen, anspruchsvollen<br />

Prozesse für Serienteile umsetzen, zeigen<br />

unsere Beispiele auf den Seiten 30 - 33.<br />

Ein anderes Beispiel ist die bevorstehende Einführung der Abgasnorm<br />

Euro 7. Sie sieht eine ganzheitliche Regulierung der Feinstaubemissionen<br />

vor. Um den Abrieb zu verringern, werden Bremsscheiben<br />

künftig hartstoffbeschichtet und danach geschliffen – eine<br />

spannende Herausforderung für die Maschinenhersteller (S. 62).<br />

Dass die Konjunktur aktuell robust ist, bestätigt auch Martin<br />

Göbel, Leiter Messen beim Grindinghub-Veranstalter VDW: „Im<br />

vergangenen Jahr war die Schleiftechnik sehr gut unterwegs. Nach<br />

Schätzung des VDW ist die Produktion in diesem Bereich 2023 in<br />

Deutschland um 15 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gegenüber<br />

dem Vorjahr gestiegen.“ Weitere Impulse für die Schleifer erwartet<br />

Göbel von der Branchenmesse Grindinghub, die vom<br />

14.5. bis 17.5. zum zweiten Mal auf dem Stuttgarter Messegelände<br />

stattfindet. Mit ca. 500 Ausstellern und vier Hallen hat auch die<br />

Messe stark zugelegt. Neuheiten von der Grindinghub finden Sie in<br />

unserem Special ab S. 26.<br />

Wer sich für jede Menge weiterer Innovationen aus der Welt der<br />

Zerspanung interessiert, dem sei unser Sonderteil zum 16. <strong>mav</strong><br />

Innovationsforum empfohlen (ab S. 49). Die Themen reichen<br />

von Nachhaltigkeit und Wertschöpfung durch Präzision über Automatisierung<br />

und Digitalisierung bis hin zu Künstlicher Intelligenz.■<br />

Holger Röhr<br />

Chefredakteur<br />

holger.roehr@konradin.de<br />

14. – 17. Mai 2O24<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

GrindingHub in Stuttgart<br />

in Halle 8, Stand B10<br />

Werkzeugtechnik<br />

Schrumpftechnik<br />

Mess- und<br />

Voreinstelltechnik<br />

Auswuchttechnik<br />

HAIMER<br />

Power Series<br />

Für höchste Präzision<br />

und maximale Produktivität<br />

beim Fräsen<br />

www.haimer.de<br />

April 2024 3


Inhalt 02-2024<br />

Der Automobilzulieferer<br />

Greidenweis setzt für die<br />

Fertigung von Formbauteilen<br />

aus dem Vollen auf eine<br />

Lösung der Chiron Group:<br />

Zwei fünfachsige Bearbeitungszentren<br />

der Baureihe<br />

16 und eine Variocell-Palettenautomation<br />

liefern die<br />

geforderte hohe Performance.<br />

Bild: Chiron<br />

18<br />

01 Maschinen<br />

18 Automobilzulieferer Greidenweis setzt auf 5-Achs-<br />

Bearbeitungszentren von Chiron<br />

22 Forscher am IFW entwickeln Ansatz zur bildbasierten<br />

Verschleißüberwachung von Fräswerkzeugen<br />

24 Präzisionsformenbauer Precupa setzt auf 5-Achs-<br />

Fräsbearbeitungszentren von Hermle<br />

SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

26 Schweizer Qualität als Preishit: Studer baut<br />

Schleifmaschinen-Einstiegssegment stärker aus<br />

30 Für die E-Mobilität: Hochleistungslösungen für die<br />

Verzahnungs-Schleifbearbeitung von Emag SU<br />

32 Kapp Niles: Serienbegleitende Qualitätsprüfung für<br />

geräuscharme Verzahnungen für die E-Mobilität<br />

34 Vollmer: PcBN-Bearbeitung mit der Schleifmaschine<br />

36 Automatisierte Schleifbearbeitung: Mensch-Roboter-<br />

Kollaboration im Blickpunkt auf der Grindinghub<br />

02 Werkzeuge<br />

40 Präzisionsbauteile für die Luftfahrt:<br />

Profilstechen einer komplexen Hülse mit Penta 27<br />

von Iscar bei Apelt<br />

44 Effiziente Fertigungsprozesse für bleifreie Materialien:<br />

Werkzeuglösungen für optimalen Spanbruch<br />

und hohe Werkzeugstandzeiten<br />

48 Gratfreie Alu-Strangpressprofile: Entgratwerkzeug<br />

ersetzt das aufwändige händische Entgraten<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

50 Keynote Prof. Dr. Hans-Christian Möhring:<br />

Digitalisierung in der Zerspanung<br />

52 Keynote Prof. Dr. Marco Huber:<br />

Maschinelles Lernen im Produktionsumfeld<br />

03 Automation<br />

104 Automation für die Präzisionsfertigung: Wymed nutzt<br />

Spannsysteme und Roboterzellen von Erowa<br />

106 AMF-Beladesystem erhöht Fertigungstiefe beim<br />

Spanntechnikspezialisten Güthle<br />

04 Qualitätssicherung<br />

108 Vecnum produziert anspruchsvolle Fahrradteile<br />

„Made in Germany“ – mit Blum-Messtastern<br />

05 Anlagen, Verfahren<br />

110 Bei Ceratizit in Kreckelmoos versorgen zwei KSS-<br />

Zentralanlagen von Knoll hunderte Schleifmaschinen<br />

4 April 2024


32<br />

Eine hochfeine Ober -<br />

fläche mit gesteigertem<br />

Material-Traganteil<br />

kann den Wirkungsgrad<br />

bei der Drehmomentübertragung<br />

erhöhen<br />

und die Reichweite von<br />

Elektrofahrzeugen verbessern.<br />

Kapp Niles<br />

bietet dafür maßgeschneiderte<br />

Lösungen.<br />

Bild: Kapp Niles<br />

110<br />

Im neuen Ceratizit-Produktionswerk<br />

Kreckelmoos<br />

übernehmen zwei<br />

KSS-Zentralanlagen von<br />

Knoll die zuverlässige<br />

Versorgung hunderter<br />

Schleifmaschinen mit Öl<br />

und wässriger Lösung –<br />

perfekt gereinigt und<br />

auf ± 0,2 K exakt temperiert.<br />

Bild: Ceratizit/Rolf Marke<br />

Rubriken<br />

6 Titelgeschichte: Fanuc<br />

12 Aus der Branche<br />

39 Innentitel Innovative Werkzeuglösungen: Iscar<br />

49 <strong>mav</strong>-Event:<br />

Highlights vom 16. <strong>mav</strong> Innovationsforum<br />

113 Kommentar<br />

114 Impressum<br />

PLATTFORM 3 – Die ideale Basis<br />

Neuentwicklung<br />

der Extraklasse<br />

JUNKER eröffnet mit der Neuentwicklung<br />

der Plattform 3 weitreichende Optionen für<br />

die Zukunft.<br />

Mit immer produktiveren Schleifkonzepten<br />

bietet JUNKER die perfekte Lösung für<br />

permanent steigende Anforderungen an<br />

Wirtschaftlichkeit und Präzision. Schon<br />

bei der Entwicklung wurde die Plattform 3<br />

genau dafür ausgelegt.<br />

Zum Titelbild<br />

Feiern Sie die Weltpremiere mit uns vom<br />

14. bis 17. Mai auf der GrindingHub 2024 und<br />

erleben Sie unsere Neuentwicklungen live<br />

auf unserem Messestand.<br />

Als „unverschnörkelt und<br />

funktional“ beschreibt<br />

Anwender Grip die Fertigungszellen<br />

von CNC<br />

Häberle mit zwei Robodrill-Maschinen.<br />

Angestrebt<br />

wurde eine Verdopplung<br />

der Produktionskapazität<br />

– erzielt wurde ein<br />

Mehrfaches davon. Bild: Fanuc<br />

Innovation in der spanenden Fertigung<br />

02-2024<br />

Forschung Bildbasierte Verschleißüberwachung von Fräswerkzeugen Seite 22<br />

Luftfahrt Präzisions-Profilstechen einer komplexen Hülse Seite 40<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum Highlights vom Branchentreff Seite 49<br />

Special<br />

Feinst -<br />

bearbeitung<br />

Seite 26<br />

www.<strong>mav</strong>-online.de | € 27,-<br />

Halle 10<br />

Stand B50<br />

www.junker-group.de<br />

April 2024 5


Titelgeschichte<br />

Häberle-Bearbeitungszentren führen bei Grip zu kreativen Fertigungslösungen<br />

Produktives Ideen-Karussell<br />

Mit der Investition in zwei automatisierte Bearbeitungszentren<br />

von Häberle zielte die Grip GmbH auf eine Verdopplung<br />

der Produktionskapazität. Ergebnis: Die Kapazität ist mit den<br />

beiden Fanuc-Robodrill-Maschinen heute sechsmal so hoch<br />

wie zuvor.<br />

Autor: Bernhard Foitzik<br />

6 April 2024


Lohnende Investition:<br />

Durch den Einsatz<br />

zweier automatisierter<br />

Robodrill-Maschinen<br />

können bei Grip Stillstandszeiten<br />

vermieden<br />

und Spät- oder Nachschichten<br />

produktiv<br />

genutzt werden. Bild: Fanuc<br />

April 2024 7


Titelgeschichte<br />

Vom Karussell an der Robodrill<br />

werden die vorgespannten Werk -<br />

stücke automatisch in die Maschine<br />

eingewechselt. Bild: Fanuc<br />

■■■■■■ Die Frage „Wie mache ich mein<br />

Unternehmen fit für die Zukunft?“ stellt<br />

sich wohl jede Unternehmerin und jeder Unternehmer.<br />

Erst recht, wenn im Unternehmen<br />

Komponenten für die Automatisierungstechnik<br />

produziert werden. Die aus -<br />

lösende Überlegung für die Beschaffung von<br />

zwei Bearbeitungszentren fasst Hasan<br />

Canti, Geschäftsführer der Grip GmbH,<br />

Dortmund, so zusammen: „Wie müsste eine<br />

perfekte Produktion für uns aussehen?“<br />

Zusammen mit einem externen Berater<br />

wurde ein Konzept erarbeitet und ein Anforderungsprofil<br />

für die Produktionsmaschinen<br />

erstellt. Schließlich profitierte Grip von einem<br />

Investitionsprogramm der Bundesregierung,<br />

das für innovationsbereite Unternehmen<br />

Nachteile durch die Automobilkrise<br />

ausgleicht.<br />

Die 1989 gegründete Grip GmbH produziert<br />

manuelle und automatische Wechselsysteme,<br />

Durchführungen, Greifer und ein-<br />

schlägiges Zubehör. Außerdem ist Grip Spezialist<br />

für hochwertige Lösungen im Bereich<br />

Sondergreifer und Vorrichtungsbau, beispielsweise<br />

– ganz exklusiv – für die Schuhindustrie.<br />

Kunden gibt es weltweit in zahlreichen<br />

Branchen, wobei der Direktvertrieb<br />

durch Vertragspartner ergänzt wird.<br />

Für die Realisierung des Investitionsprojektes<br />

brachte Johann Neumann, Regional<br />

Sales Manager, Fanuc Deutschland, die Unternehmen<br />

Grip als Interessent und CNC<br />

Häberle als Systemintegrator zusammen.<br />

„Das Konzept überzeugte uns technisch und<br />

durch die zahlreichen, praxisorientierten Ergänzungen“,<br />

erinnert sich Canti. Durch die<br />

Automatisierung konnten Stillstandszeiten<br />

vermieden und Spät- oder Nachschichten<br />

produktiv genutzt werden. Im Prinzip können<br />

die Bearbeitungszentren 24 Stunden am<br />

Tag, 7 Tage die Woche und abzüglich Servicezeiten<br />

365 Tage im Jahr arbeiten.<br />

8 April 2024


Robodrill überzeugt in der Praxis<br />

Bei einer Investition in dieser Größenordnung<br />

möchte man selbstverständlich größtmögliche<br />

Sicherheit haben. Also organisierte<br />

Neumann einen Besuch bei CNC Häberle in<br />

Laichingen. Das Unternehmen konzipiert<br />

und realisiert auf Basis von Robodrill-Maschinen<br />

von Fanuc hochprofitable Bearbeitungsanlagen<br />

mit hohem Automatisierungsgrad<br />

inklusive eigener Module wie Teile-/<br />

Werkzeugspeicher. Was zusätzlich überzeugt:<br />

Häberle betreibt eine eigene Lohnfertigung<br />

und kann daher jede Entwicklung<br />

schon im eigenen Haus testen.<br />

Für die Wahl der Robodrill sieht Canti<br />

noch weitere Argumente: „Die weltweit verbreitete<br />

Robodrill ist eine Arbeitsmaschine.<br />

Da ist nichts verschnörkelt, alles ist funktional.<br />

Dazu der Roboter und der Werkstückspeicher.“<br />

Ziel der Investition war es, die Produk -<br />

tionskapazität zu vergrößern und mindestens<br />

zu verdoppeln. Tatsächlich konnte die<br />

Kapazität sogar versechsfacht werden. Als<br />

erwünschter Nebeneffekt ergab sich, dass<br />

die Produktion von Teilen, die auf verlängerter<br />

Werkbank gefertigt worden waren,<br />

wieder in die eigene Fertigung geholt werden<br />

konnten. Canti: „Dadurch sind wir<br />

auch in der Abwicklung von Aufträgen viel<br />

schneller geworden.“ Außerdem habe die<br />

kurzfristige Lieferfähigkeit dazu geführt,<br />

neue Kunden zu gewinnen.<br />

„Die Maßgabe, den vorhandenen Platz<br />

perfekt auszunutzen, ist definitiv erfüllt“,<br />

sagt Canti. Überhaupt sei es ein durchdachtes<br />

und kompaktes System. Eine gedankliche<br />

Parallele zwischen dem modularen Konzept<br />

von Häberle und den Grip-eigenen Produkten<br />

gefiel Canti sowieso: „Auch unsere<br />

Komponenten sind modular aufgebaut. Zu<br />

den Grundfunktionen bekommen die Nutzer<br />

unserer Produkte eigentlich immer Zusatzfunktionen<br />

dazu.“ So ist beispielsweise<br />

bei einem Adapterflansch, wenn erforderlich,<br />

auch die Medienführung integriert.<br />

Seit knapp einem Jahr sind die beiden<br />

Maschinen in Betrieb. Cantis Fazit: „Für<br />

mich war es überraschend, welche Dynamik<br />

diese Maschinen in unser Team gebracht haben.<br />

Was wir geplant und ‚berechnet‘ hatten,<br />

wurde bei weitem übertroffen.“ Da war<br />

zum einen die Schulung bei Häberle. Dadurch<br />

seien die Mitarbeiter perfekt vorbereitet<br />

an den Start gegangen. Und schon<br />

nach kurzer Zeit hätten sie Ideen entwickelt,<br />

die Flexibilität der Anlagen zu nutzen<br />

und Prozesse zu optimieren.<br />

Neue Ideen, neue Abläufe<br />

Freundliche Spann -<br />

vorrichtung: Bis zu 96<br />

dieser Werkstückträger<br />

lassen sich im Karussell<br />

puffern. Bild: Fanuc<br />

Mit den Bearbeitungszentren hat sich die<br />

Arbeit durchaus verändert. Vor den neuen<br />

Robodrill gab es pro Schicht und pro Maschine<br />

einen Bediener, der an der CNC auch<br />

das Bearbeitungsprogramm geschrieben hat<br />

– währenddessen die Maschine aber nicht<br />

produzierte. Heute wird das Bearbeitungsprogramm<br />

an einem CAM-System geschrieben<br />

und das komplette Programm an die<br />

Maschine überspielt.<br />

Kompakt und durchdacht<br />

Kernelement ist bei beiden Bearbeitungszentren<br />

eine RobodrillPlus-K Max auf Basis einer<br />

Robodrill Advantage Plus der mittleren<br />

Baugröße mit 21 Werkzeugplätzen von Fanuc.<br />

Für Grip wurde das Karussell an der<br />

Vorderseite durch ein zweites Karussell an<br />

der Rückseite der Automationszelle ergänzt<br />

und damit die Kapazität verdoppelt. Beide<br />

Module können mit Werkstückträgern und/<br />

oder Werkzeugplätzen bestückt werden.<br />

Dank des integrierten Greiferfingerwechsels<br />

und der Wechselstation für Werkstück -<br />

spanner können auch Rohteile automatisch<br />

eingewechselt werden. Der Fanuc-Roboter<br />

LR Mate 200iD übernimmt in der Zelle den<br />

Werkstückwechsel. Dabei ist der Roboter<br />

vollständig in die CNC-Steuerung integriert.<br />

Im Häberle-Karussel können sowohl Werkstücke<br />

(s. Bild) als auch Werkzeuge vorgehalten werden.<br />

Bild: Fanuc<br />

Der LR-Mate-Roboter übernimmt den Werkstückwechsel.<br />

Er ist steuerungsmäßig vollständig in die<br />

CNC der Robodrill integriert. Bild: Fanuc<br />

April 2024 9


Titelgeschichte<br />

Inspiriert vom Häberle-Spannsystem entwickelte das<br />

Grip-Team eine eigene Spanneinheit für bis zu 28<br />

Werkstücke. Bild: Grip<br />

Durch die CAM-Programmierung ließen<br />

sich zusätzlich Qualitätsverbesserungen erzielen.<br />

So sind Entgratarbeiten, die zuvor<br />

manuell erledigt wurden, nun in den automatisierten<br />

Fertigungsprozess integriert und<br />

das Werkstück kommt komplett fertig bearbeitet<br />

aus der Maschine.<br />

Aus naheliegenden Gründen ist die Bearbeitung<br />

in einer Aufspannung angestrebt.<br />

Um auch die sechste Seite rationell zu fertigen,<br />

wurden die Mitarbeiter durch das Werkstück-Spannsystem<br />

von Häberle zu einer<br />

Weiterentwicklung angeregt. Für bestimmte<br />

Produktgruppen kommen nun Werkstückträger,<br />

die in das Spannsystem des Häberle-<br />

Karussells passen, zum Einsatz, die bis zu 25<br />

oder 28 Teile auf einmal fassen. Bei 96 Plätzen<br />

im Karussell lassen sich 96 x 25 Teile für<br />

die Bearbeitung puffern. Canti: „Damit<br />

kommen wir locker durch eine Nachtschicht<br />

und unserer Wunschvorstellung nahe, die<br />

manuelle Schicht durch wenigstens eine<br />

mannlose Schicht zu ergänzen.“ Wochenendarbeit<br />

ohne Personal ist machbar, wird aber<br />

bisher noch wenig genutzt.<br />

Geschäftsführer Hasan<br />

Canti: „Für mich war es<br />

überraschend, welche<br />

Dynamik diese Maschinen<br />

gebracht haben.“<br />

Bild: Fanuc<br />

Lagerbezogen fertigen für kurze Lieferzeiten<br />

Um Aufträge sehr schnell ausliefern zu können,<br />

wird bei Grip vorzugsweise lagerbezogen<br />

gefertigt. Je nach Produkt gibt es Stückzahllimits,<br />

die einen Fertigungsauftrag auslösen.<br />

Durch die neuen Bearbeitungszentren<br />

und die damit mögliche schnelle Durchlaufzeit<br />

lassen sich jetzt die Teilezahlen der bevorrateten<br />

Produkte reduzieren und zusätzlich<br />

Kosten sparen.<br />

Laufen solche Lageraufträge auf einer<br />

der beiden Robodrill, lässt sich – entsprechende<br />

Werkzeuge im Magazin vorausgesetzt<br />

– auch mal ein Kundenauftrag dazwischenschieben.<br />

Dazu hat die Maschine die<br />

erforderliche Flexibilität und den Job-Manager<br />

von Häberle, eine Software, die zusätzlich<br />

zur Fanuc-Software auf der CNC<br />

installiert ist. Gibt es keine Vorgaben durch<br />

den Bediener, kann die Maschine selbstständig<br />

eine Reihenfolge der Aufträge festlegen<br />

– je nachdem, welche Werkzeuge ohne Aufwand<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Das erste Teil eines Fertigungsloses wird<br />

auf Maßhaltigkeit überprüft, im weiteren<br />

Verlauf gibt es stichprobenartige Prüfungen.<br />

In festgelegten Abständen gehen einzelne<br />

Teile in den Messraum und werden dort auf<br />

einer 3D-Koordinatenmessmaschine und/<br />

oder auf einer sogenannten Durchlicht-<br />

Messmaschine auf bis zu 1/1000 mm geprüft.<br />

Zwei Dinge sind Canti noch wichtig. Er,<br />

der selbst als Angestellter bei Grip angefangen<br />

hat, setzt auf eine familiäre Atmosphäre:<br />

„Wenn wir kreativ arbeiten wollen, müssen<br />

wir auch das entsprechende Umfeld<br />

schaffen. Da hat sich eine gewisse Gelassenheit<br />

entwickelt.“ Es sei nicht wichtig, von<br />

wem im Unternehmen eine Idee komme:<br />

„Die Idee entscheidet.“<br />

■<br />

Fanuc Deutschland GmbH<br />

www.fanuc.de<br />

Häberle Feinmechanik CNC-Technik<br />

GmbH<br />

https://haeberle.com<br />

Grip GmbH Handhabungstechnik<br />

https://www.grip-gmbh.com<br />

10 April 2024


BESUCHEN SIE UNS AN DER<br />

GRINDINGHUB IN STUTTGART<br />

14.–17.5.2024<br />

GrindingHub<br />

14.–17.5.24<br />

Halle 9,<br />

Stand C51<br />

Die Fritz Studer AG, gegründet 1912, ist einer der<br />

Markt- und Technologieleader im Universal-, Aussen-,<br />

Innenrund- sowie im Unrundschleifen. STUDER steht mit<br />

rund 25’000 ausgelieferten Anlagen seit Jahrzehnten für<br />

Präzision, Qualität und Langlebigkeit.<br />

studer.com<br />

April 2024 11<br />

The Art of Grinding.<br />

A member of the UNITED GRINDING Group


Aus der Branche<br />

Termine<br />

Personalien<br />

Heller Open House<br />

23.04. – 26.04.2024<br />

Passion for Production, Nürtingen<br />

www.heller.biz<br />

Control<br />

23.04. – 26.04.2024<br />

Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung,<br />

Stuttgart<br />

www.control-messe.de<br />

Chiron Group Open House<br />

24.04. – 26.04.2024<br />

Experience the world of machining, Tuttlingen<br />

https://chiron-group.com<br />

Grindinghub<br />

14.05. – 17.05.2024<br />

Fachmesse für Schleiftechnik, Stuttgart<br />

www.grindinghub.de<br />

Castforge<br />

04.06. – 06.06.2024<br />

Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung,<br />

Stuttgart<br />

www.messe-stuttgart.de/castforge/<br />

KRoX – das Konradin RobotX Forum<br />

20.06.2024<br />

Innovationen aus Robotik und Automatisierung,<br />

Leinfelden<br />

https://automationspraxis.industrie.de/krox<br />

Bild: Rhenus Lub<br />

Rhenus Lub<br />

mit neuem<br />

Geschäftsführer<br />

Seit 1. Februar 2024<br />

leitet Johannes<br />

Samwer (Bild) die<br />

Bereiche Vertrieb,<br />

Produktmanagement,<br />

Marketing,<br />

Beschaffung und<br />

Logistik beim<br />

Schmierstoffspezialisten<br />

Rhenus Lub.<br />

Er folgt auf Meinhard<br />

Kiehl, der sich<br />

nach über 30 Jahren<br />

erfolgreicher Tätigkeit<br />

bei Rhenus Lub<br />

in den Ruhestand<br />

verabschiedet hat.<br />

Wechsel bei<br />

Yaskawa<br />

Europe<br />

Bild: Yaskawa<br />

Der japanische<br />

Automatisierungs -<br />

Spezia list Yaskawa<br />

hat Markus Mead<br />

(Bild) zum Execu -<br />

tive Officer Regional<br />

Manager Europe,<br />

Chairman & President<br />

der Yaskawa<br />

Europe GmbH gekürt.<br />

Er übernimmt<br />

den Stab von Bruno<br />

Schnekenburger, der<br />

in den Ruhestand<br />

geht.<br />

Neuer<br />

Vertriebschef<br />

bei Sandvik<br />

Bild: Sandvik<br />

Der Werkzeughersteller<br />

Sandvik<br />

Coromant hat<br />

David Harbon zum<br />

General Manager<br />

der Sales Area North<br />

and Central Europe<br />

ernannt. Er trägt die<br />

Gesamtverantwortung<br />

für die Leitung,<br />

Entwicklung und<br />

Umsetzung aller<br />

Vertriebsaktivitäten<br />

über direkte und<br />

indirekte Vertriebskanäle<br />

in dieser<br />

Region.<br />

Bild: SW<br />

Rieser leitet<br />

Vertrieb bei SW<br />

Seit Oktober 2023<br />

ist Dr. Daniel Rieser<br />

Geschäftsführer Vertrieb<br />

und Marketing<br />

der Schwäbische<br />

Werkzeugmaschinen<br />

GmbH (SW). Er<br />

blickt auf eine langjährige<br />

Karriere im<br />

Top-Management<br />

von Technologieunternehmen<br />

zurück –<br />

vor allem im Vertrieb<br />

und vornehmlich<br />

in Asien.<br />

Fritz Studer Award 2023<br />

für Sauter<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

finden Sie in den<br />

Whitepapern der <strong>mav</strong>!<br />

Kompaktes Fachwissen ganz<br />

einfach downloaden!<br />

Bild: Studer<br />

Gewinner des Fritz Studer Award<br />

2023 ist Dr. Emil Sauter vom<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Fertigung der ETH Zürich.<br />

Die Jury würdigte Sauters Arbeiten<br />

an der Entwicklung eines neu -<br />

artigen Zustandsüberwachungs -<br />

systems beim Außenrundschleifen.<br />

Der Forschungspreis wurde zum<br />

siebten Mal vergeben.<br />

https://<strong>mav</strong>.industrie.de/whitepaper/<br />

12 April 2024


Erfolgsgeschichte im Werkzeugmaschinenbau<br />

Heller feiert 130-jähriges Bestehen<br />

„Wir können stolz sein auf die Erfolgsgeschichte,<br />

die das Heller-Team bislang geschrieben hat,<br />

sagt CEO Dr. Thorsten Schmidt anlässlich des<br />

130-jährigen Firmenjubiläums. Bild: Heller<br />

■■■■■■ Sein 130-jähriges Bestehen feiert<br />

der Werkzeugmaschinenhersteller Heller in<br />

diesem Jahr. 1894 in Nürtingen als kleiner<br />

Handwerksbetrieb gegründet, entwickelt<br />

Heller heute als global agierende Unternehmensgruppe<br />

mit 2600 Mitarbeitern CNC-<br />

Werkzeugmaschinen und Fertigungssysteme<br />

für die hochproduktive Metallverarbeitung.<br />

Fünf Produktionsstätten in Europa,<br />

Asien und Nord- und Südamerika beliefern<br />

Kunden aus zahlreichen Branchen. Das Produktprogramm<br />

umfasst 4- und 5-Achs-<br />

Bearbeitungszentren, Fräs-Dreh-Bearbeitungszentren,<br />

Sonder- und Prozessmaschinen,<br />

Maschinen für die Kurbel- und<br />

Nockenwellenbearbeitung und Beschichtungsmodule.<br />

Ergänzt wird das Portfolio<br />

durch ein modulares Dienstleistungsangebot<br />

sowie erweiterte Lösungen zur Digitalisierung<br />

und Automatisierung der Produktion.<br />

„Wir blicken auf beeindruckende 130<br />

Jahre zurück und können stolz sein auf die<br />

Erfolgsgeschichte, die das Heller-Team bislang<br />

geschrieben hat“, sagt CEO Dr. Thorsten<br />

Schmidt. Bis heute pflegt die Familie<br />

Heller den Geist eines traditionsbewussten<br />

Familienunternehmens. Seit 2016 liegen alle<br />

Anteile der Gruppe zu 100 % in Familienhand.<br />

■<br />

Erweiterung des digitalen Angebots im Bereich Werkzeugmanagement<br />

Haimer beteiligt sich an Wintool<br />

Hermle 2023 mit<br />

Rekordergebnis<br />

■■■■■■ Haimer stellt seinen Hardware-<br />

Produkten rund ums Zerspanungswerkzeug<br />

ein leistungsstarkes digitales Angebot zur<br />

Seite. Dieses besteht aus der Software Wintool,<br />

einem unabhängigen Werkzeugmanagement-System,<br />

und Toolbase, einem Werkzeugausgabesystem<br />

mit Software- und<br />

Markus Temmel (r.), CEO TCM Group, und<br />

Andreas Haimer, President Haimer Group,<br />

freuen sich auf die weitere Intensivierung<br />

der Zusammenarbeit. Bild: Haimer<br />

Hardwarekomponenten. Dafür ist der Hersteller<br />

eine Kompetenzpartnerschaft mit der<br />

TCM-Gruppe eingegangen, zu der unter anderem<br />

die Entwickler und Produzenten der<br />

Wintool- bzw. Toolbase-Lösungen, Wintool<br />

AG und Achterberg GmbH, gehören. Jetzt<br />

wurde die Partnerschaft über eine 25-prozentige<br />

Beteiligung an der Wintool AG strategisch<br />

und langfristig verankert und durch<br />

weitere globale Vertriebsvereinbarungen gefestigt.<br />

„Mit unseren neuen Produkten Wintool<br />

und Toolbase sind wir in der Lage, unseren<br />

Kunden das beste Komplettangebot im<br />

Markt zu machen“, sagt Andreas Haimer,<br />

President der Haimer Group.<br />

■<br />

Der schwäbische Werkzeugmaschinenbauer<br />

Hermle hat im Geschäftsjahr 2023 neue Höchstwerte<br />

bei Umsatz und Ergebnis erzielt. Nach vorläufigen<br />

Zahlen ist der Konzernumsatz im Vergleich<br />

zum Vorjahr um rund 12 % auf gut 532 Millionen<br />

Euro gestiegen. Zuwächse verzeichnete<br />

Hermle sowohl im In- als auch im Ausland. Besonders<br />

erfolgreich sei das Geschäft mit Automationslösungen<br />

gewesen, die mit unternehmens -<br />

eigenen Digitalisierungskomponenten ausgestattet<br />

sind. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg leicht<br />

überproportional zum Umsatz auf mehr als 115<br />

Millionen Euro.<br />

Ursächlich für die etwas über den Erwartungen<br />

liegenden Werte war laut Hermle die anhaltend<br />

gute Nachfrage zu Jahresbeginn. Erst ab Mai kam<br />

es zur prognostizierten Abschwächung, sodass<br />

der Auftragseingang im Gesamtjahr um rund 7 %<br />

auf etwa 495 Millionen Euro zurückging.<br />

April 2024 13


Aus der Branche<br />

Präzisionsmaschinenbauer überzeugt bei Top-100-Wettbewerb<br />

Kern als Innovator gewürdigt<br />

■■■■■■ Der Hochpräzisionsmaschinenhersteller<br />

Kern Microtechnik konnte sich,<br />

wie schon 2019 und 2021, auch 2024 beim<br />

Innovationswettbewerb Top 100 unter den<br />

Besten seiner Klasse platzieren. Der Award<br />

bestätigt dem Unternehmen, zu den 100 innovativsten<br />

Mittelständlern Deutschlands<br />

zu gehören.<br />

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr:<br />

Die Kern-Geschäftsführer Simon Eickholt<br />

und Sebastian Guggenmos investieren permanent<br />

in Innovationsmanagement auf operativer<br />

Ebene und in die gesamte strategische<br />

Entwicklung des Unternehmens. Seine<br />

Innovationsfähigkeit stellt Kern regelmäßig<br />

unter Beweis. Zuletzt hatte das Unternehmen<br />

die Micro HD präsentiert, die inzwischen<br />

bei vielen Unternehmen unterschiedlicher<br />

Branchen in der Hochpräzisionsbearbeitung<br />

etabliert ist.<br />

Zudem engagiert sich der Hochpräzisionsmaschinenbauer<br />

aber auch sehr stark in<br />

der Grundlagenforschung. So gelang es den<br />

Kern-Entwicklern im vergangenen Jahr, die<br />

möglichen Abtragraten bei der hochge -<br />

nauen Bearbeitung von technischer Keramik<br />

Kern Microtechnik ist auch 2024 unter den Gewinnern<br />

beim Top-100-Innovationswettbewerb.<br />

Die Geschäftsführer Sebastian Guggenmos (l.)<br />

und Simon Eickholt (r.) werden – wie hier 2021 –<br />

im Herbst den Preis von Wissenschaftsjournalist<br />

Ranga Yogeshwar, dem Mentor des Wettbewerbs,<br />

überreicht bekommen. Bild: Kern<br />

zu vervielfachen. Basis dafür sind ein neuer<br />

Schnittmodus, hochpräzise Kern-Bearbeitungszentren<br />

sowie Spezialwerkzeuge eines<br />

Partnerunternehmens.<br />

■<br />

Präzisionswerkzeughersteller erwarten Marktbelebung im 2. Halbjahr 2024<br />

Werkzeug-Umsatz steigt um 3 %<br />

Stefan Zecha, Vor -<br />

sitzender VDMA<br />

Präzisionswerkzeuge:<br />

„Die Unternehmen<br />

brauchen dringend<br />

bessere Rahmenbedingungen.“<br />

Bild: VDMA<br />

■■■■■■ Die deutschen Hersteller von<br />

Präzisionswerkzeugen haben im vergangenen<br />

Jahr einen Umsatz von knapp 10 Milliarden<br />

Euro erzielt. „Nominal stieg der Umsatz<br />

um 3 %“, sagt Stefan Zecha, Vorsitzender<br />

des Fachverbands Präzisionswerkzeuge<br />

im VDMA.<br />

Der Inlandsmarkt für Werkzeuge setzte<br />

mit plus 4 % trotz des schwachen gesamtwirtschaftlichen<br />

Umfelds positive Akzente.<br />

Insbesondere die wieder funktionierenden<br />

Lieferketten und die dadurch stark gestiegene<br />

Inlandsproduktion der deutschen Automobilindustrie<br />

sowie die hohe Produktionsauslastung<br />

im Maschinenbau machten sich<br />

hier bemerkbar.<br />

Der Export legte 2023 insgesamt um<br />

2 % zu. Allerdings – wie schon im vergangenen<br />

Jahr – mit deutlich unterschiedlicher<br />

Entwicklung in den einzelnen Branchen und<br />

Zielländern. Einheitlich und hartnäckig<br />

hielt sich für alle die Schwäche im Chinageschäft.<br />

Aktuell weltweit rückläufige Wirtschaftsindikatoren<br />

führen dazu, dass die Branche<br />

mit einer Belebung des Marktes erst ab der<br />

zweiten Jahreshälfte 2024 rechnet. „Was die<br />

Unternehmen dringend brauchen, sind bessere<br />

Rahmenbedingungen“, so Zecha. ■<br />

Studer meldet erfolg -<br />

reiches Geschäftsjahr<br />

Trotz des global schwierigen Investitionsumfelds<br />

hat die Fritz Studer AG ihren Umsatz 2023 gesteigert<br />

und in vielen Regionen Marktanteile hinzugewonnen.<br />

„Das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr<br />

ist äußerst erfolgreich verlaufen“, sagt<br />

Jens Bleher, CEO des Schweizer Herstellers von<br />

Präzisions-Rundschleifmaschinen. Insbesondere<br />

in den wichtigen Märkten USA und China<br />

entwickelten sich die Umsätze positiv. Asien war,<br />

wie schon in den Vorjahren, die größte Einzelre -<br />

gion, gefolgt von Zentraleuropa und Nordamerika.<br />

Die konsequenten Investitionen in die Produktentwicklung<br />

und die Standortinfrastruktur hätten sich<br />

ausgezahlt, so Bleher. In vielen Regionen habe<br />

Studer Marktanteile hinzugewonnen. Als positives<br />

Zeichen für das kommende Geschäftsjahr wertet<br />

er, dass sich die Auftragslage zum Jahresende hin<br />

wieder überdurchschnittlich gut entwickelten.<br />

JOIN THE CNC REVOLUTION<br />

Neueste Steuerungsgeneration<br />

Leistungsstarke Performance & intuitive Bedienung<br />

Branchenweit erstes integriertes WLAN<br />

Implementierte IoT-Lösungen<br />

14<br />

Erfahren Sie mehr:<br />

April 2024<br />

www.mitsubishielectric-cnc.de


Grindinghub: Mehr Aussteller, höhere Internationalität<br />

Schleiftechnikmesse auf<br />

Wachstumskurs<br />

Freuen sich auf die zweite Auflage der Grindinghub (v. l.): Sebastian Schmid,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung Messe Stuttgart, Dr. Markus Heering,<br />

Geschäftsführer VDW, Martin Göbel, Leiter Messen VDW. Bild: VDW<br />

■■■■■■ Vom 14. bis 17. Mai 2024 öffnet<br />

die Grindinghub zum zweiten Mal ihre<br />

Tore für Schleifexperten aus aller Welt.<br />

487 Aussteller (Stand 19. März<br />

2023) werden ihre neuesten Lösungen<br />

aus der Schleiftechnik<br />

präsentieren – fast 30 % mehr<br />

als bei der Premiere 2022. Auch<br />

die Ausstellungsfläche ist gewachsen:<br />

Die Veranstaltung belegt<br />

diesmal vier Hallen des<br />

Stuttgarter Messegeländes, eine<br />

mehr als 2022.<br />

Die Messebesucher dürfen<br />

sich aber nicht nur über mehr<br />

Aussteller freuen, auch die internationale<br />

Vielfalt ist gestiegen.<br />

Die Aussteller kommen aus insgesamt<br />

31 Ländern – 8 mehr als<br />

beim letzten Mal. Zudem verteilen<br />

sie sich auf 40 Sektoren, von<br />

Schleif-, Polier- und Honmitteln<br />

über Rund- und Unrundschleifmaschinen<br />

bis hin zu Kühlung<br />

und Schmierung.<br />

„Wir freuen uns besonders,<br />

dass es gelungen ist, die Prozesskette<br />

Schleifen noch umfassender<br />

zu präsentieren als bei der<br />

Erstveranstaltung“, freut sich<br />

Martin Göbel, Leiter Messen<br />

beim Veranstalter VDW (Verein<br />

Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken).<br />

„Mehr Aussteller, höhere<br />

Internationalität, mehr<br />

Produktvielfalt: In allen wichtigen<br />

Bereichen haben wir im Vergleich<br />

zur Premiere 2022 zugelegt.“<br />

Bei der Grindinghub werde<br />

es aber nicht nur um technische<br />

Produkte und Innovationen gehen,<br />

berichtet VDW-Geschäftsführer<br />

Dr. Markus Heering.<br />

„Automatisierung und Digitalisierung,<br />

Fachkräftemangel und<br />

Nachwuchsförderung, neue<br />

Kunden und Märkte – die Industrie<br />

steht vor multiplen He-<br />

rausforderungen und Chancen. Als Branchentreff<br />

für die Schleiftechnik wollen wir<br />

der Community in diesen herausfordernden<br />

Zeiten eine Plattform zum Austausch und<br />

zur Information bieten.“<br />

■<br />

April 2024 15


Aus der Branche<br />

110 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2023<br />

Drehmaschinenhersteller<br />

CMZ übertrifft Ziele<br />

Der spanische CNC-Drehmaschinenhersteller<br />

CMZ<br />

hat 2023 die selbst gesetzten<br />

Ziele übertroffen. Bild: CMZ<br />

■■■■■■ Der CNC-Drehmaschinenhersteller<br />

CMZ hat im Geschäftsjahr 2023 einen<br />

Umsatzrekord von 110 Millionen Euro<br />

verbucht. Damit übertrafen die Spanier die<br />

im Strategieplan von 2021 festgelegten Ziele,<br />

die eine Umsatzmarke von 100 Millionen<br />

Euro bis 2024 vorsahen. In den Umsatzangaben<br />

enthalten sind der technische Kundendienst,<br />

der Online-Werkzeughalterverkauf<br />

über den CMZ Store sowie der Verkauf<br />

von CNC-Drehmaschinen, der sich allein<br />

auf knapp 100 Millionen Euro beläuft.<br />

75 % des Umsatzes entfielen auf den Export,<br />

davon fast 10 % auf<br />

so anspruchsvolle Märkte<br />

wie die USA und die Türkei<br />

– Märkte mit großem Potenzial,<br />

die in den kommenden<br />

Jahren weiter erschlossen<br />

werden sollen.<br />

Im Geschäftsjahr 2023 investierte CMZ<br />

in zahlreiche Produktionsanlagen, sodass<br />

das Unternehmen nun über mehr als 40 000<br />

m 2 Nutzfläche für die Herstellung und den<br />

Vertrieb von CNC-Drehmaschinen verfügt.<br />

Mit dem Ziel, auf 800 fertig gestellte Drehmaschinen<br />

im Jahr zu kommen, fokussiert<br />

das Unternehmen auf den weiteren Ausbau<br />

seiner Produktionsanlagen. Außerdem treibt<br />

man die internationale Ausrichtung voran.<br />

So ist für Ende 2024 die Eröffnung einer<br />

neuen Niederlassung in den USA geplant. ■<br />

Neue Fachmesse Parts<br />

Finishing in Karlsruhe<br />

Auf die geänderten Bedürfnisse fertigender Industriebereiche<br />

soll die neue Fachmesse Parts<br />

Finishing eine Antwort geben. Sie findet am 13.<br />

und 14. November 2024 in Karlsruhe statt. Im<br />

Fokus stehen die Produktionsschritte Entgraten,<br />

Bauteilreinigung und Oberflächenendbearbeitung<br />

– vom Stand-alone-Prozess bis zur vernetzten<br />

Fertigungslinie. „Um sowohl Anbieter als<br />

auch Anwender von Lösungen für das Entgraten,<br />

die Bauteilreinigung und die Oberflächenendbearbeitung<br />

eine optimale Plattform zu bieten, haben<br />

wir die Parts Finishing entwickelt“, sagt Hartmut<br />

Herdin, Geschäftsführer des Messeveranstalters<br />

Fairxperts.<br />

Nach der Umstellung der Parts2clean auf einen<br />

zweijährigen Turnus füllt die neue Veranstaltung<br />

eine Lücke im Messekalender. „Die Unternehmen<br />

haben uns in einer Ausstellerbefragung während<br />

der Parts2clean 2023 bestätigt, dass sowohl der<br />

zweijährige Innova tionszyklus als auch das geänderte<br />

Reiseverhalten der Besucher diese neue<br />

Ausrichtung erfordern“, begründet Christoph Nowak,<br />

Projektleiter der Parts2clean bei der Deutschen<br />

Messe die Entscheidung.<br />

9 % mehr Ausfuhren in 2023 – Wachstumstreiber Amerika – Europa schwächelt<br />

Werkzeugmaschinen-Exporte legen zu<br />

■■■■■■ Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie<br />

hat im vergangenen Jahr Maschinen einschließlich<br />

Teile und Zubehör im Wert von rund<br />

9,5 Milliarden Euro exportiert – 9 % mehr als<br />

2022. „Damit haben wir unseren Weltmeistertitel<br />

vor China und Japan verteidigt“, kommentiert Dr.<br />

Markus Heering, Geschäftsführer beim Branchenverband<br />

VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken),<br />

das Ergebnis.<br />

Die Ausfuhren nach Amerika sind mit 18 %<br />

Plus innerhalb der Triade am kräftigsten gewachsen.<br />

Die Exporte nach Asien stiegen um 7 %.<br />

Europa, das mit einem Anteil von mehr als 50<br />

% die größte Absatzregion für deutsche Hersteller<br />

darstellt, bildete in puncto Wachstumsdynamik<br />

das Schlusslicht – mit einem Plus von 6 % und einem<br />

Volumen von rund 4,9 Milliarden Euro. ■<br />

Branche bleibt Exportweltmeister<br />

Exporte der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie: Top-15-Absatzmärkte 2023. Quellen: Stat. Bundesamt, VDMA, VDW<br />

16 April 2024


Werkzeughersteller schließt sich der Science Based Targets initative (SBTi) an<br />

Walter verpflichtet sich zu<br />

CO 2<br />

-Halbierung bis 2030<br />

■■■■■■ Der Zerspanungsspezialist Walter<br />

hat sich der Science Based Targets initative<br />

(SBTi) angeschlossen, der weltweit mehr<br />

als 4000 Unternehmen und Finanzinstitute<br />

angehören. Mit dem Beitritt verpflichten<br />

sich die Tübinger, ihre CO 2<br />

-Emissionen aus<br />

eigener Hand (Scope 1) und die aus Nutzung<br />

von gekaufter Energie entstandenen<br />

Emissionen (Scope 2) bis 2030 zu halbieren.<br />

Zusätzlich sollen die aus der vor- und nachgelagerten<br />

Lieferkette entstandenen<br />

CO2-Emissionen (Scope 3) um 30 % reduziert<br />

werden.<br />

Im Rahmen des Beitritts setzt Walter auf<br />

grüne Energie. Dazu kauft das Unternehmen<br />

für fast alle Standorte weltweit, darunter<br />

auch Produktionsstätten in den USA und<br />

China, grüne Energie aus Windparks und<br />

Solaranlagen ein. Außerdem trägt ein neues,<br />

zirkulares Ölfiltrationssystem in der Walter<br />

Produktionsstätte in Soultz, Frankreich, dazu<br />

bei, pro Jahr 1,5 Millionen kWh Strom<br />

und 38 000 l Schneidöl einzusparen.<br />

Diese neuen Maßnahmen unterstützen<br />

die seit 2019 geltende Nachhaltigkeitsstrategie,<br />

unter der Walter exemplarisch in den<br />

letzten Jahren circa 7,7 Millionen kWh an<br />

Energie eingespart und seinen CO 2<br />

-Ausstoß<br />

um etwa 2200 Tonnen reduziert hat. Dazu<br />

trugen auch die Installation von mehr als<br />

Der Tübinger Werkzeughersteller Walter<br />

setzt auf grüne Energie – hier Solaranlagen<br />

auf den Gebäuden. Bild: Walter<br />

1000 Solarpaneelen an den Standorten Tübingen,<br />

Münsingen und Zell, LED-Beleuchtung<br />

in zahlreichen Walter-Gebäuden sowie<br />

ein Energierückgewinnungsverfahren bei,<br />

das die Abwärme aus den Produktionsanlagen<br />

nutzt.<br />

■<br />

DER RVM.<br />

DER RVM<br />

VON RÖHM.<br />

DAS FLEXIBLE KRAFTPAKET<br />

UNTER DEN 5-ACHS-SPANNERN<br />

5-Achs Azentrisch-Spanner<br />

Frei positionierbares Spannzentrum<br />

Spannbacken-Schnellwechsel-System<br />

Hohe Spannkraft bis 40 kN pro Backe<br />

Großer Spannbereich von bis zu 182 mm<br />

Gute Zugänglichkeit durch geringe Störkontur<br />

Flexible Anbindung mit Nullpunkt-Spannsystem,<br />

Schrauben oder Spannpratzen<br />

Extrem leichte Handhabbarkeit<br />

NEU<br />

Mehr Informationen hier:<br />

www.roehm.biz/rvm<br />

RÖHM GmbH Heinrich-Roehm-Straße 50 89567 Sontheim/Brenz<br />

TEL +49 7325 16 0 info@roehm.biz www.roehm.biz<br />

April 2024 17


Schnelles präzises Abzeilen – die<br />

herausragende Maschinendynamik<br />

der FZ 16 ermöglicht extrem schnelle<br />

Richtungswechsel, was sich in einer<br />

deutlich kürzeren Bearbeitungszeit<br />

zeigt. Die Verfahrwege sind X/Y/Z =<br />

660 x 660 x 500 mm. Bild: Chiron<br />

In dieser Anlage von Greidenweis sorgen Presskaschier-Umbug-Werkzeuge für eine makellose<br />

Türbrüstung eines Mittelklassewagens. Bild: Chiron<br />

Automobilzulieferer Greidenweis setzt auf 5-Achs-Bearbeitungszentren von Chiron<br />

Passgenaue Performance<br />

gefragt, passgenau geliefert<br />

Stellen Sie sich vor, sie sitzen in Ihrem Auto und schauen sich bewusst um. Da sind das<br />

vertraute Cockpit mit Lenkrad und Instrumenten, die Armlehne in der Mittelkonsole und<br />

natürlich die Türen. Und je nachdem, mit welcher Klasse und Type Sie fahren, entdecken<br />

Sie mehr oder weniger komplexe Designsprache, sehen und fühlen Stoff, Leder und deren<br />

Kombination. Hinter so einem Ambiente steckt oft die Expertise von Greidenweis. Das Unternehmen<br />

aus Spaichingen gehört zu den ersten Adressen für alle, die etwas zu kaschieren<br />

haben. Nichts zu kaschieren in der Fertigung von Formbauteilen aus dem Vollen hat<br />

die Lösung der Chiron Group: Zwei fünfachsige Bearbeitungszentren der Baureihe 16 und<br />

eine Variocell-Palettenautomation liefern hohe Performance, wie bestellt. Autor: Peter Wustrow<br />

■■■■■■ Im Februar 2022 war eine der ersten Aufgaben<br />

von Fabio Neukirch, dem neuen Fertigungsleiter<br />

von Greidenweis, Fertigung und Maschinenpark zu modernisieren.<br />

Mit seinen 11 Jahren Erfahrung im Musterund<br />

Protoypenbau und als gelernter Zerspanungsmechaniker<br />

war das für den Industriemeister Neukirch eine<br />

willkommene Herausforderung. Aber was galt es<br />

hier eigentlich zu modernisieren und mit welchen Zielen?<br />

Dazu muss man wissen, dass so eine Kaschieranlage,<br />

wie Greidenweis sie seit gut 25 Jahren in die Automobilbranche<br />

zu den Tier 1 liefert, komplexe und immer<br />

individuelle Anlagen sind, sprich 100 % Turnkey.<br />

Und so ein komplettes Kaschierwerkzeug, das bei Neukirch<br />

in der Fertigung in Auftrag gegeben wird, kann<br />

neben der Kernkomponente Formteil gerne mal aus 300<br />

Einzelteilen bestehen. Dazu gehören die Formteilaufnahme,<br />

zahlreiche Umbugschieber, Rippenplatten,<br />

Pneumatikteile, etc. Geht es um große Serien, hat man<br />

zwei, vier oder sogar acht solcher Kaschierwerkzeuge,<br />

die dann auf einer eigens dafür entwickelten Anlage, in<br />

einem komplett automatisieren Prozess ihre Aufgabe erfüllen<br />

– nämlich all das, was man nicht sehen will, zu<br />

kaschieren.<br />

In mehr eigene Fertigungstiefe investieren, und …<br />

Neukirch hatte sich einen Überblick verschafft, was an<br />

aktuellen Aufträgen durch jetzt ja „seine“ Fertigung<br />

läuft. 30 % Eigenfertigung zu 70 % Lohnfertigung war<br />

für Neukirchs Verständnis kein wirtschaftlich und fertigungstechnisch<br />

optimales Verhältnis. Aber gut für ihn<br />

zu wissen, um seinen Auftrag der Maschinenparkmo-<br />

18 April 2024


Maschinen 01<br />

dernisierung von Beginn an richtig aufzugleisen. Dabei<br />

hat ihn Jens Rauser, seit fünf Jahren Verkaufsleiter von<br />

Greidenweis, mit seiner Expertise unterstützt und ihn<br />

über die Kunden mit ihren Herausforderungen im<br />

Markt und den Anforderungen an Greidenweis ins Bild<br />

gesetzt. Ein paar Runden mit Kapa- und Stückkostenkalkulationen,<br />

Arbeitsvorbereitungsanalyse, Fertigungsstrategie<br />

und natürlich Gesprächen mit Mitarbeitern<br />

und Lieferanten später wusste man, welche Art von Maschine<br />

und wie viele davon die passende Lösung sein<br />

würde.<br />

Das Lastenheft bringt Neukirch in Kürze auf den<br />

Punkt: „Was die Maschine erwartet, sind Losgrößen<br />

von 1 bis 10, komplexe Formteile, Anspruch hoher<br />

Oberflächengüte, immer aus dem Vollen gefertigt, größtenteils<br />

fünfachsig, Werkstoff Alu zu 70 % und Stahl zu<br />

30 % sowie Laufzeiten von 2 bis 6 Stunden pro Teil.<br />

Und das Ganze mit der Anforderung einer Automa -<br />

tionslösung für einen 3-Schichtbetrieb.“ Das Ziel, das<br />

Greidenweis mit dieser Investition erreichen will, formuliert<br />

Rauser aus Vertriebssicht so: „Wenn wir das gemeinsam<br />

mit dem Werkzeugmaschinenhersteller auf die<br />

Beine gestellt bekommen, werden wir unsere Fertigungstiefe<br />

mehr als verdoppeln und im Ergebnis flexibler,<br />

schneller und wettbewerbsfähiger sein.“ Auch wenn<br />

man allein mit der physischen Nähe (20 Minuten Fahrtzeit)<br />

zu Greidenweis und der Tatsache, auch noch der<br />

Mutterkonzern einer neu erworbenen Tochter zu sein,<br />

einen klaren Heimvorteil hatte, schmälerte das nicht die<br />

Energie und Motivation von Dirk Schmid, Leiter Technischer<br />

Vertrieb D/A/CH der Chiron Group – ganz im<br />

Gegenteil. „Projekt ist Projekt“, sagt Schmid überzeugt,<br />

„und wie bei allen anderen auch gilt es, die beste Lösung<br />

für den Anwender zu finden.“<br />

Kraftvoll und dynamisch zerspanen,<br />

prozesssicher automatisieren<br />

Als er die Anfrage im Frühjahr 2022 auf den Tisch bekam,<br />

war ja ganz offensichtlich, dass hier eine klassische<br />

Werkzeug- und Formenbau-Lösung gefragt war. Wie<br />

aber sich gegen Branchenprimus und ebenso erfahrene<br />

Werkzeug- und Formenbau erfahrene Mitbewerber<br />

durchsetzen? Welche Chiron-Maschine ist für die Ziele<br />

von Greidenweis die richtige? Und wie den Prozess sicher<br />

und mit dieser hohen Autonomie automatisieren?<br />

Ein Ortstermin, um die Fertigung in Spaichingen zu<br />

spüren, und ein tieferes „fertigungsphilosophisches“<br />

Gespräch zu Teilespektrum und Fertigungsstrategie mit<br />

Rauser und Neukirch mussten her. Mit derMaßgabe,<br />

dass „der erste Schuss immer sitzen muss, sprich Oberfläche<br />

und Maßhaltigkeit der Formteile den engen Toleranzanforderungen<br />

entsprechen, sowohl bei Alu als<br />

auch bei Stahl“, war für Dirk Schmid klar, wohin die<br />

Reise maschinenseits geht: Robustheit, hohe Dynamik<br />

und stabile Bedingungen im gesamten Arbeitsraum –<br />

besonders in Hinblick auf die dynamischen Nachgiebigkeiten<br />

– sind ein absolutes Muss an Maschineneigenschaften.<br />

Und damit waren in seinem Konzept zwei<br />

fünfachsige Einspindler der Baureihe 16 gesetzt.<br />

Mit ihr hatte die Chiron Group bereits in anderen<br />

Branchen wie Aerospace und spezialisierter Lohnfertigung<br />

ähnliche Aufgabenstellungen erfolgreich gemeistert.<br />

Die Maschinendynamik einer 16er ermöglicht extrem<br />

schnelle Richtungswechsel beim 5-achsig simultanen<br />

Abzeilen, was sich bei Millionen von Programmsätzen<br />

in einer deutlich kürzeren Bearbeitungszeit bemerkbar<br />

macht. In einem direkten Vergleich waren das<br />

25 %! Bei den Schruppbearbeitungen, sei es mit High<br />

Feed oder Heavy Duty, kann man mit der Leistung und<br />

Stabilität der 16er guten Gewissens an die Grenzen bei<br />

den Schnittdaten der Werkzeughersteller gehen und das<br />

maximale Zerspanvolumen Q fräsen. Mitverantwort-<br />

Fabio Neukirch zieht<br />

Bilanz: „Die 16er überzeugen<br />

mit Dynamik<br />

und Stabilität. Die Automationslösung<br />

passt.<br />

Alle Prozesse laufen<br />

sicher ab. Statt 30 %<br />

unserer Formteile<br />

fertigen wir gut 90 %<br />

wieder im eigenen<br />

Haus.“ Bild: Chiron<br />

Für Dirk Schmid, Leiter<br />

Technischer Vertrieb<br />

D/A/CH der Chiron<br />

Group, ist der zufriedene<br />

Kunde eine Bestätigung<br />

aus der Praxis, dass die<br />

Baureihe 16 definitiv<br />

auch im Werkzeug- und<br />

Formenbau angekommen<br />

ist. Bild: Chiron<br />

April 2024 19


01 Maschinen<br />

Hohe Autonomie – die VariocellPallet hat 8 Stationen mit Nullpunktspannsystem.<br />

Die Werkstückrohlinge können deutlich<br />

größer sein als die Palette selbst. Bild: Chiron<br />

Formschönes Formteil: Folienträger, Losgröße 8, Laufzeit 660<br />

Minuten – 3 Tage 16 Stunden mannlos und prozesssicher 5-achsig<br />

komplett in OP10 und OP20 auf der FZ 16 bearbeitet. Bild: Chiron<br />

lich für das Mehr an Produktivität war auch das Ziehen<br />

einer Option, nämlich eine Spindel mit 20 000 min -1 einzusetzen.<br />

Mit 57 kW Leistung und 140 Nm Drehmoment<br />

würde sie in der täglichen Zerspanpraxis aus dem<br />

Vollen mit 70 % Alu und 30 % Stahl optimal performen.<br />

So weit zu den beiden Maschinen. Mit Blick auf<br />

die Losgrößen, die Jahresproduktion, Bearbeitungszeiten<br />

von 2 bis 6 Stunden/Teil und Zerspanvolumina von<br />

bis zu 80 %, gibt es in Schmids Vorstellung für den geforderten<br />

3-Schicht-Betrieb genau eine Lösung – eine<br />

der FZ 16 bekommt eine Palettenautomation mit Portallader<br />

auf Basis der Variocell.<br />

Vollauf zufrieden mit der Lösung (v. l.): Verkaufsleiter Jens Rauser, Anwendungstechniker Lars<br />

Flaig und Sascha Franke, Fertigungsleiter Fabio Neukirch.<br />

Bild: Chiron<br />

Geschaffene Kapazitäten voll ausgeschöpft –<br />

Insourcingquote erreicht<br />

Für die Verfahrwege einer FZ 16 S five axis von X/Y/Z<br />

= 660 x 660 x 500 mm stellt die VariocellPallet für in<br />

große oder kleine Schraubstöcke gespannte Werkstück-<br />

Kubaturen acht Plätze bereit. Die Bearbeitung auf der<br />

Maschine und das Bestücken der Automationszelle mit<br />

den Werkstückrohlingen über Nullpunktspannsystem<br />

laufen hauptzeitparallel ab. Wenn ein Anwendungstechniker<br />

ein Werkstück einfährt, steht die Zelle an ihrer<br />

Rüstposition, wo sie ein weiterer Anwendungstechniker<br />

be- bzw. entlädt. Namentlich sind das Lars Flaig und Sascha<br />

Franke, die seit gut 15 Monaten mit den zwei FZ<br />

16 und der VariocellPallet arbeiten – übrigens geht das<br />

auch, wenn die Maschine bearbeitet und die verfahrbare<br />

Automationszelle direkt vor der Position des Arbeitsraumes<br />

steht. Was die beiden „so als Anwendungstechniker“<br />

am meisten schätzen, sind die „Bedienerfreundlichkeit<br />

von Maschine und Automation, die beeindruckende<br />

Dynamik, sprich Schnelligkeit, sprich Produktivität,<br />

und vor allem die Qualität, die am Werkstück ankommt.“<br />

Flaig und Franke wissen ja schließlich um die<br />

Maßgabe, dass „der erste Schuss immer sitzen muss!“<br />

Als die Anlage bei Greidenweis im Dienst antrat, hat<br />

sich durch Konstruktion, Programmierung und Fertigung<br />

ein konsequenter Lern- und Weiterentwicklungsprozess<br />

ob der neuen Möglichkeiten und einhergehenden<br />

Herausforderungen automatisierter Fertigungsprozesse<br />

in Gang gesetzt.<br />

Heute durchlaufen alle CAD-/CAM-Programme eine<br />

NC-Simulation und werden durch das Kollisionsvermeidungs-Tool<br />

ProtectLine zusätzlich abgesichert. In<br />

der Arbeitsvorbereitung wird so gedacht und geplant,<br />

dass jede dritte Schicht sowie von Freitagabend bis<br />

Montag früh ein Maximum an mannloser Fertigung ablaufen<br />

kann. So ein Plan ist klasse, geht aber (und das<br />

20 April 2024


Brings solutions<br />

to the surface.<br />

Aufstellplan FZ 16 S plus VariocellPallet. Großvolumige Werkstücke<br />

automatisiert auf kompakter Fläche fertigen. Für freien Zugang zum<br />

Arbeitsraum ist die VariocellPallet per Knopfdruck verfahrbar. Bild: Chiron<br />

Der Branchentreff der Schleiftechnik.<br />

Stuttgart,Germany<br />

14-17/05/2024<br />

wissen wir alle) nicht immer auf: Eine Durststrecke von<br />

ein paar Wochen musste das Fertigungsteam von Fabio<br />

Neukirch wieder aufholen, als spezifisch definierte Zulieferkomponenten<br />

der Werkstückaufnahme nicht den<br />

Vorgaben entsprachen und die Automation immer mal<br />

wieder lahmlegte. Den Fehler hatte das Service-Team<br />

der Chiron Group zwar schnell herausgefunden, aber<br />

wenn Weihnachtszeit, krankheitsbedingt fehlende Kapazität<br />

beim Zulieferer und noch ein/zwei klassische<br />

Kommunikationsschleifen zusammenkommen, ja, dann<br />

geht’s leider auch mal länger. „Stand heute sind die<br />

Durchlaufzeiten unserer Formteile bis zu 25 % kürzer<br />

und aus den ehemals 30 % Eigenfertigungstiefe 90 %<br />

geworden. Unsere Strategie und unsere Wahl hat sich als<br />

richtig erwiesen, die Rechnung von Wertschöpfungssteigerung<br />

und Amortisation geht auf“, stellt Fabio Neukirch<br />

sichtlich erfreut fest. Für Jens Rauser ist die Welt<br />

ebenfalls in Ordnung, „jetzt, wo doch das Know-how<br />

und die Kapazität wieder vollumfänglich in unserem<br />

Haus sind“. Schließlich freut sich auch Dirk Schmid.<br />

Sein Fazit zu diesem Projekt: „Aus Sicht des Verkäufers<br />

ist der rein wirtschaftliche Erfolg immer gut. Ich sehe<br />

aber auch den Lerneffekt, den wir über teilweise neue,<br />

fertigungstechnisch wichtige Erkenntnisse aus erster<br />

Hand von einem erfahrenen Team bei Greidenweis hatten.<br />

Das bringt uns wieder ein Stück voran. Und letztlich<br />

ist dieses Anwendungsbeispiel für die Chiron<br />

Group eine Bestätigung aus der Praxis, dass die Baureihe<br />

16 definitiv auch im Werkzeug- und Formenbau angekommen<br />

ist.“<br />

■<br />

Greidenweis GmbH<br />

www.greidenweis-sondermaschinen.de<br />

Chiron Group<br />

www.chiron-group.com<br />

UGO*<br />

zum<br />

Greifen nah.<br />

*<br />

Unknown Grinding Objects<br />

grindinghub.de<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Trägerschaft<br />

April 2024 In cooperation with<br />

Sponsorship 21


01 Maschinen<br />

Bild 1: Integration der Kamera in die Maschine. Bild: IFW<br />

Forscher am IFW entwickeln Ansatz zur bildbasierten Verschleißüberwachung von Fräswerkzeugen<br />

KI-gestützte<br />

Werkzeugkontrolle<br />

Erhöhter Werkzeugverschleiß kann dazu führen, dass das Werkzeug<br />

bricht oder die Werkstücktoleranzen nicht eingehalten werden. Eine<br />

Prognose des Werkzeugverschleißes ist für eine automatisierte Fertigung<br />

daher unabdingbar. Die RSConnect GmbH und das Institut für<br />

Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) Hannover stellen<br />

einen kamerabasierten Ansatz zur Verschleißüberwachung vor.<br />

Autoren: Berend Denkena, Jonas Becker, Paul Krombach, IFW Universität Hannover, Rainer<br />

Schmutte, Geschäftsführer RSConnect GmbH<br />

taktile Verfahren oder Durchlichtansätze erreichen<br />

nicht die gleiche Genauigkeit und<br />

erfordern zudem einen hohen Parametrieraufwand.<br />

Weiterhin entfällt durch die Integration<br />

der Kamera in die Maschine das<br />

Ein- und Auswechseln der Werkzeuge. Manuelle<br />

Tätigkeiten und Nebenzeiten werden<br />

so reduziert.<br />

Web-Hinweis<br />

Eine ausführliche Fassung mit<br />

Quellenangaben finden Sie<br />

unter: https://hier.pro/eiX4f<br />

■■■■■■ Werkzeugverschleiß stellt produzierende<br />

Unternehmen vor große Herausforderungen,<br />

da Verschleiß erhebliche Einflüsse<br />

auf den Prozess, die Oberflächengüte und<br />

Maßhaltigkeit hat. Eine Prognose des Verschleißes<br />

auf Basis der Betriebsstunden des<br />

Werkzeugs wird unter anderem durch chargenbedingte<br />

Schwankungen von über 50 %<br />

bei Werkzeugen sowie Materialschwankungen<br />

verhindert. Variierende Eingriffsbedingungen<br />

erhöhen die Unsicherheit weiter. Vor<br />

allem kleine mittelständische Unternehmen<br />

(KMUs) mit einer hohen Anzahl an Einzelteilen<br />

oder Kleinstserien und damit vielfältigen<br />

Prozessen sind stark betroffen.<br />

Im Rahmen des vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten<br />

Projektes „ProKI“ wurde daher ein<br />

kamerabasierter KI-gestützter Ansatz entwickelt.<br />

ProKI verfolgt das Ziel, das an den<br />

Hochschulen vorhandene Wissen im Bereich<br />

künstlicher Intelligenz (KI) in die Wirtschaft<br />

zu transferieren. Ein Bestandteil von ProKI<br />

sind Umsetzungsprojekte.<br />

Der kamerabasierte Ansatz ermöglicht<br />

es, Verschleiß eindeutig und schneidenaufgelöst<br />

zu bestimmen. Verfahren wie die Verschleißprognose<br />

über Maschinenströme,<br />

Umsetzung<br />

Die Verschleißüberwachung wird in einem<br />

DMG Mori Milltap 700 5-Achs-Bearbeitungszentrum<br />

umgesetzt. Für die Bildaufnahme<br />

ist eine Heidenhain VT121 Kamera<br />

auf der Nebenfläche des Maschinentischs,<br />

wie in Bild 1 gezeigt, montiert. Ein von<br />

RSConnect GmbH, Dr. Johannes Heidenhain<br />

GmbH und dem IFW entwickelter Kamerazyklus<br />

ermöglicht die automatisierte<br />

Bildaufnahme mit einer einzelnen Zeile NC-<br />

Code. Die Kamera nimmt das Werkzeug<br />

durch zwei optische Einheiten sowohl von<br />

der Seite als auch von unten auf. Das Überwachungssystem<br />

kann den Verschleiß so<br />

von allen Seiten erfassen.<br />

Das System ist in Bild 2 dargestellt. Zunächst<br />

detektiert die Verschleißsegmentie-<br />

22 April 2024


Bild 3: Erklärung Mean<br />

Average Precision (mAP).<br />

Bild: IFW<br />

rung die Verschleißform („Freiflächenverschleiß“,<br />

„Ausbruch“ und „Anhaftung“)<br />

und -fläche im Bild. Berechnet werden daraufhin<br />

Verschleißkenngrößen wie die Verschleißmarkenbreite<br />

V B<br />

sowie die Fläche des<br />

Ausbruchs in µm. Ein Alarm löst aus, wenn<br />

eine der Verschleißkenngrößen einen vom<br />

Benutzer festgelegten Schwellenwert überschreitet.<br />

Grundlage für die Verschleißberechnung<br />

ist die möglichst exakte Segmentierung der<br />

verschlissenen Fläche durch das KI-Modell.<br />

Daher wird in diesem Beitrag zunächst das<br />

KI-Modell zur Erkennung und Segmentierung<br />

des Verschleißes im Bild vorgestellt und<br />

untersucht. Die Untersuchung der Genauigkeit<br />

der Verschleißberechnung steht noch<br />

aus und birgt einige Herausforderungen.<br />

Diese sind eine fehlende Vergleichbarkeit, etwa<br />

durch manuelle Mikroskopmessungen<br />

und Abweichungen, die vor (Labelqualität<br />

und Erkennungsgüte des KI-Modells) und<br />

während der Verschleißberechnung (Berechnungsmethode)<br />

entstehen können.<br />

Zur Verschleißsegmentierung wird das<br />

KI-Modell YOLO v8 verwendet. Ausgeführt<br />

wird es auf dem Embedded System „GREY.<br />

Box“ von RSConnect. Für das Training des<br />

KI-Modells werden entsprechend der anzulernenden<br />

Verschleißformen Bilder mit dazugehörigen<br />

Labels benötigt. Es wurden<br />

1800 Bilder einer Werkzeuggeometrie aufgezeichnet.<br />

Enthalten sind die drei Verschleißformen<br />

Freiflächenverschleiß, Ausbrüche<br />

und Anhaftungen. Das KI-Modell erkennt<br />

und segmentiert nach abgeschlossenem<br />

Training die Verschleißformen (Bild 2).<br />

Das Modell wird auf 80 % des Datensatzes<br />

trainiert. Eine Validierung findet während<br />

des Trainings auf weiteren 10 % statt.<br />

Die verbleibenden 10 % werden für den finalen<br />

Test des Modells verwendet. Die Beurteilung<br />

erfolgt anhand der Mean Average<br />

Precision (mAP), siehe Bild 3.<br />

Ergebnisse<br />

YOLO v8 X (Extra Large) erzielt eine<br />

mAP@0.5 von 0,652 auf dem Testdatensatz.<br />

Die AP@0.5 der einzelnen Klassen unterscheidet<br />

sich dabei deutlich. Für Freiflächenverschleiß<br />

wird eine AP@0.5 von 0,600<br />

erreicht. Für Ausbrüche werden 0,773 erzielt.<br />

Anhaftungen werden mit einer<br />

AP@0.5 von 0,583 am schlechtesten erkannt.<br />

Die im Vergleich niedrige AP der Klassen<br />

Freiflächenverschleiß und Anhaftungen lässt<br />

sich zum einen durch eine erhöhte Anzahl<br />

an Hintergrunddetektionen bei diesen beiden<br />

Klassen erklären. Zum anderen tritt auf<br />

einer Vielzahl der Bilder Freiflächenverschleiß<br />

nur sehr feinflächig auf (durchschnittliche<br />

Labelfläche 2600 Pixel, entspricht<br />

0,2 % der Gesamtpixelfläche). Gleiches<br />

gilt für Anhaftungen (ØA ≈ 4000 Pixel).<br />

Ausbrüche sind meist deutlicher sichtbar<br />

(ØA ≈ 7000 Pixel).<br />

Mit Abschluss des ProKI-Umsetzungsprojektes<br />

von RSConnect und dem Institut<br />

für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen<br />

(IFW) liegt eine Methode zur bildbasierten<br />

und KI-unterstützten Verschleißüberwachung<br />

vor. Aufgebaut wurde ein Datensatz,<br />

der die drei Verschleißklassen Freiflächenverschleiß,<br />

Ausbrüche und Anhaftungen<br />

enthält. Trainiert wurde ein YOLO v8 X<br />

Modell zur Verschleißsegmentierung. Die<br />

Untersuchung hat gezeigt, dass die Methode<br />

Potenzial zur Überwachung von Werkzeugverschleiß<br />

bietet. Mit einer AP@0.5 von<br />

0,773 werden Ausbrüche bereits zuverlässig<br />

erkannt. Diese sind besonders relevant für<br />

die Oberflächenqualität und sind daher ein<br />

wesentliches Kriterium für den Werkzeugwechsel.<br />

Die Beurteilung der Genauigkeit<br />

der Umrechnung in die Verschleißkenngrößen<br />

steht noch aus. Im nächsten Schritt sollen<br />

daher Referenzaufnahmen mittels Mikroskop<br />

erstellt werden. Diese ermöglichen<br />

die Beurteilung des Fehlers, der sich durch<br />

die Labelqualität sowie die Segmentierungsgenauigkeit<br />

des KI-Modells und der Umrechnung<br />

der segmentierten Fläche in die<br />

Verschleißkenngrößen ergibt.<br />

■<br />

IFW Universität Hannover<br />

www.ifw.uni-hannover.de<br />

Bild 2: Verschleißüberwachungssystem. Bild: IFW<br />

RSConnect GmbH<br />

https://www.rsconnect.de<br />

April 2024 23


Mit der rechten C 400 U stieg Precupa in die 5-Achs-Fräsbearbeitung ein. Zwei Jahre später verdoppelte eine weitere C 400 U die Kapazität. Bild: Hermle<br />

Präzisionsformenbauer Precupa setzt auf 5-Achs-Fräsbearbeitungszentren von Hermle<br />

Erfolg durch Maschinen-Klone<br />

Precupa kombiniert Präzisionsformenbau mit Kunststoffspritzguss<br />

und erarbeitet im eigenen Technikum Spritzgießlösungen für morgen.<br />

Eine der Kernkompetenzen in der Fertigung ist die Fräszerspanung.<br />

Hier vertraut der Werkzeugbauer auf Hermle, von dem er die<br />

gesamte Performance-Line im Einsatz hat.<br />

schießt, spült es Späne einfach aus dem<br />

Schneideneingriff – selbst aus tieferen Bohrungen.<br />

Das macht den Fräsprozess für Precupa<br />

nicht nur schneller, sondern auch sicherer<br />

und präziser.<br />

■■■■■■ Thomas März war zur Stelle, als<br />

sein Arbeitgeber Precupa 2014 aufgrund<br />

fehlender Nachfolge zum Verkauf stand.<br />

„Ich hatte mir genau überlegt, an welchen<br />

Schrauben ich drehen muss, um das Ganze<br />

noch besser zu machen“, erinnert sich der<br />

heutige Inhaber und Geschäftsführer. Mit<br />

einer Ausbildung startete März seine berufliche<br />

Karriere beim Präzisionsformenbauer<br />

in Gaißach, südlich von Bad Tölz. Es folgte<br />

der Meister, ab 2001 leitete er die Fertigung.<br />

Sein Businessplan überzeugte: 2015 fand<br />

der offizielle Eigentümerwechsel statt. März<br />

kaufte direkt das erste 5-Achs-Bearbeitungszentrum<br />

– eine C 400 U von Hermle –,<br />

strukturierte um und schuf dadurch mehr<br />

sowie besser nutzbare Produktionsflächen.<br />

Das Kerngeschäft blieb unverändert: präzise<br />

Spritzgießformen für die Konsumgüterund<br />

Möbelindustrie, Medizintechnik und<br />

Elektronikbranche. Deutlich gewachsen ist<br />

dagegen das Volumen. „Wir reservieren für<br />

Kunden fix Maschinenstunden. Das gab uns<br />

von Anfang an genug Stabilität, um das Geschäft<br />

einfacher auf- und auszubauen“, be-<br />

richtet März. Das gelang ihm so gut, dass er<br />

bereits zwei Jahre nach der Übernahme vor<br />

der Frage stand, wie er auf das Auftragswachstum<br />

reagieren sollte. Seine Antwort:<br />

„Der Einstieg in die Automation wäre für uns<br />

zu teuer, wegen der langen Anlaufzeit zu aufwendig<br />

und wegen der Einzelteil-Fertigung<br />

nicht zielführend gewesen. Deswegen habe<br />

ich mich entschieden, die Maschinen zu duplizieren:<br />

Senk- und Drahterodiermaschine sowie<br />

HSC-Elektrodenfräsmaschine mal zwei.“<br />

Alle zwei Jahre eine Neue<br />

Im Zuge dessen bestellte er auch eine zweite<br />

C 400 U, die 2018 bei Precupa in Betrieb<br />

ging. Der einzige Unterschied: Das zweite<br />

Bearbeitungszentrum war bereits mit einer<br />

inneren Kühlmittelzufuhr (IKZ) vorkonfiguriert.<br />

„Wir kannten das System vorher<br />

nicht. Es hat uns jedoch so überzeugt, dass<br />

wir bei der ersten Hermle das IKZ direkt<br />

nachrüsten ließen“, erzählt März begeistert.<br />

Indem das zugeführte Kühlmittel unter hohem<br />

Druck direkt aus der Werkzeugspitze<br />

Mittlerweile haben alle Hermle-Maschinen bei Precupa<br />

eine innere Kühlmittelzufuhr. Sie spült mit 40 bar<br />

Späne aus dem Schneideneingriff und beschleunigt so<br />

den Fräsprozess deutlich. Im Bild die Fünfseitenbearbeitung<br />

einer Kernhalteplatte vom Rohmaterial bis<br />

zum fertigen Bauteil in einer Aufspannung. Bild: Hermle<br />

24 April 2024


Maschinen 01<br />

Von links: Thomas März mit seinem Fräs-Team Kaspar Gerg, Andreas Wimmer, Benedikt Kell und Robert<br />

Schatton. Bild: Hermle<br />

Für März war der Kauf identischer Maschinen<br />

eine perfekte Lösung – fürs Erste.<br />

Denn 2020 zog bereits die dritte Hermle<br />

ein: März reagierte mit dem Kauf der C 250<br />

U auf neue Bedürfnisse am Markt. „Wir<br />

hatten viele Aufträge für kleinere Spritzgießwerkzeugeinzelteile.<br />

Die C 250 U ist etwas<br />

kompakter – das macht uns schneller.“ Als<br />

Precupa Aufträge auch für größere Ausschraub-<br />

und Etagenwerkzeuge erhielt,<br />

musste eine Maschine mit größerem Bearbeitungsraum<br />

her. „Die dafür benötigten<br />

Platten waren zu groß, um sie komplett auf<br />

der C 400 U zu bearbeiten“, erklärt März,<br />

der 2022 eine C 650 U in Gosheim orderte.<br />

„Wir haben uns kurzfristig abgestimmt und<br />

ich habe direkt bestellt“, umschreibt er einen<br />

der Vorteile, alleiniger Eigentümer zu<br />

sein.<br />

Biokunststoff für morgen<br />

Ein anderer Vorzug ist, das Tempo des technologischen<br />

Fortschritts angeben zu können.<br />

Denn seit der Firmenübernahme hat<br />

März nicht nur die Fräskompetenz massiv<br />

gestärkt, sondern auch die Kunststoffteileproduktion<br />

ausgebaut. Spezialisiert hat sich<br />

der Unternehmer auf Thermoplaste, Duroplaste<br />

und Silikon. Und auch das nächste<br />

Zukunftsthema findet in seinem neuen<br />

Technikum seinen Platz: das Spritzen von<br />

komplett abbaubaren Biomaterialien. „Daraus<br />

hergestellte Produkte sollen herkömmliches<br />

Einwegplastik ersetzen. Sie müssen<br />

über einen kurzen Zeitraum stabil und sicher<br />

zu verwenden sein, sich danach aber<br />

rückstandslos und schnell auflösen“, umschreibt<br />

es März.<br />

Das Material basiert auf Eukalyptus und<br />

sei vom Gießverhalten her nicht mit herkömmlichen<br />

Kunststoffen zu vergleichen.<br />

„Als wir die ersten Versuche gefahren haben,<br />

ist unser Verfahrenstechniker fast verzweifelt“,<br />

erinnert sich März. Aktuell hat<br />

Precupa den Prozess maschinenseitig und<br />

werkzeugtechnisch im Griff und fertigt auf<br />

selbst gebauten Mehrkavitäten-Werkzeugen<br />

beispielsweise Prototypen von Eislöffeln<br />

und Eisbechern. Nur an der Rezeptur müsse<br />

noch gefeilt werden. Auf das visionäre Projekt,<br />

das er mit einem anderen Unternehmer<br />

umsetzt, will er nicht eingehen. Es stecke<br />

viel Know-how darin, das sich eines Tages<br />

bezahlt mache, ist er überzeugt.<br />

Ohne Daten geht nichts<br />

Ein anderer Bereich, in dem Precupa seine<br />

technologische Vorreiterrolle ausspielt, ist<br />

das Digitalisieren von Bauteilen zur Vermessung<br />

oder zur Datenerstellung. „Der Werkzeugbau<br />

erfordert sehr viele Daten. Diese<br />

benötigen wir, um die Bauteile rekonstruieren,<br />

programmieren und simulieren zu können“,<br />

erklärt März und zeigt stolz seinen<br />

3D-Streifenlichtscanner und Zubehör. Dieser<br />

projiziert ein feines Streifenmuster auf<br />

eine Objektoberfläche und erfasst sie gleichzeitig<br />

mit zwei Kameras. Die sogenannte<br />

Flächenrückführung erlaubt es, 3D-Daten<br />

von einem alten Bauteil zu bekommen sowie<br />

neu gefertigte Werkzeuge oder Einzelteile<br />

auf ihre Genauigkeit zu überprüfen. Mit<br />

einem neuen, handgeführten 3D-Laserscanner<br />

der nächsten Generation erweitert Precupa<br />

den Anwendungsbereich enorm. März<br />

sieht darin die Zukunft. „Wir finden schneller<br />

Fehler und können auf Wunsch eine Dokumentation<br />

zu den Spritzgießwerkzeugen<br />

erstellen“, begründet der Unternehmer und<br />

erläutert, warum sich das konsequent Daten-basierte<br />

Arbeiten auszahlt: „Wir passen<br />

selten etwas von Hand an und investieren<br />

viel in eine präzise Fertigung. Das reduziert<br />

schließlich die Montagezeit und steigert die<br />

Qualität unserer Formwerkzeuge.“ Treten<br />

doch Ungenauigkeiten auf, ist manchmal<br />

ein Programmierfehler oder Werkzeugverschleiß<br />

die Ursache.<br />

„Auf die Bearbeitungszentren von Hermle<br />

können wir uns verlassen“, betont März<br />

abschließend. Das gelte auch für den guten<br />

Service, der mitentscheidend für die Treue<br />

zum Gosheimer Maschinenbauer ist. „Wenn<br />

mein Betrieb nur eine Fünf-Achs-Fräsmaschine<br />

hat, muss ich sicher sein, dass er nicht<br />

ausfällt“, erinnert sich der Geschäftsführer<br />

an die Situation aus seinen unternehmerischen<br />

Anfangsjahren. Auch heute ist März<br />

sehr zufrieden: „Mein Gegenüber weiß, wohin<br />

wir wollen. Und wenn wir etwas brauchen<br />

oder wenn irgendetwas nicht funktioniert,<br />

sprechen wir das an und es findet sofort<br />

Gehör.“<br />

■<br />

Precupa GmbH<br />

www.precupa.de<br />

Maschinenfabrik Berthold Hermle<br />

www.hermle.de<br />

Den größeren Bauraum der C 650 U nutzt Precupa<br />

auch, um vier kleinere Bauteile in einem Durchgang<br />

zu bearbeiten. Bild: Hermle<br />

April 2024 25


SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

Schweizer Qualität als Preishit<br />

Studer baut Schleifmaschinen-<br />

Einstiegssegment stärker aus<br />

Studer ist international renommiert für seine Rundschleifmaschinen<br />

im High-End-Segment – aber auch bei den Einstiegsmaschinen<br />

profitieren Kundinnen und Kunden von kompromissloser<br />

Qualität und Präzision.<br />

stalten können. Damit hat Studer für jeden<br />

Anwendungsbereich die passende Maschine<br />

im Portfolio. „Unsere Vertriebsmitarbeitenden<br />

und unsere Vertriebspartner kennen die<br />

Spezifikationen jeder Maschine und können<br />

dementsprechend das passende Modell mit<br />

der optimalen Konfiguration anbieten“, erläutert<br />

Bottazzo.<br />

Das Beste aus zwei Welten<br />

„Für Kunden, die Studer-Qualität und höchste Präzision schätzen, aber nicht alle Features aus dem<br />

Premium- Segment benötigen, bauen wir unser Einstiegssegment laufend aus“, sagt Sandro Bottazzo,<br />

CSO der Fritz Studer AG. Bild: Studer<br />

■■■■■■ „Für Kunden, die Studer-Qualität<br />

und höchste Präzision schätzen, aber<br />

nicht alle Features aus dem Premium-Segment<br />

benötigen, bauen wir unser Einstiegssegment<br />

laufend aus“, sagt Sandro Bottazzo,<br />

CSO der Fritz Studer AG. Als „kompromisslose<br />

Studer-Qualität und -Präzision<br />

zum Einstiegspreis“ beschreibt er die Philosophie<br />

hinter den Einstiegsmaschinen in der<br />

Produktpalette. Konkret handelt es sich bei<br />

den Maschinen aus dem Einstiegssegment<br />

um die Modelle favorit, favoritCNC und<br />

S100.<br />

Aber was ist überhaupt eine Einstiegsmaschine?<br />

„Im Vergleich zu unseren High-End-<br />

Modellen sind Anzahl der Werkzeuge und<br />

Spindelleistungen limitiert und viele technische<br />

Abläufe und Schnittstellen sind standardisiert<br />

– sie decken dadurch mit einem<br />

hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis<br />

eine Vielzahl von Schleif-Applikationen<br />

ab“, erklärt Daniel Huber, CTO von Studer.<br />

Zudem sind je nach Modell auch optionale<br />

Erweiterungen und Anpassungen im Bereich<br />

Zubehör möglich, mit denen Betriebe ihre<br />

individuelle Produktion noch effizienter ge-<br />

Die Kundinnen und Kunden erhalten das Beste<br />

aus zwei Welten: sie profitieren von einem<br />

wirtschaftlichen Preis und erhalten das kompromisslos<br />

hochwertige Produkt mit weltweit<br />

bekannter Studer-Qualität, bester Zuverlässigkeit<br />

und höchster Präzision. Und noch eine<br />

Besonderheit verbindet alle Einstiegsmaschinen:<br />

Studer bietet besonders kurze Lieferzeiten.<br />

Möglich ist dies dank des hauseigenen<br />

Fertigungskonzepts und der Fließmontage+.<br />

Dort montieren Fachleute von Studer die Maschinen<br />

an einem speziell konzipierten, hochpräzisen<br />

Fördersystem. Kunden profitieren<br />

hier von kürzesten Durchlaufzeiten und hoher<br />

Herstellungsqualität.<br />

Was das aus Kundensicht in der Praxis<br />

bedeutet, beschreibt Okyay Erik, General<br />

Manager des türkischen Automobilzulieferers<br />

Celikis: „Uns hat überrascht, was die<br />

Studer favorit leisten kann, obwohl sie eigentlich<br />

als Einstiegsmaschine klassifiziert<br />

ist.“ Das in Izmir ansässige Unternehmen<br />

produziert unter anderem Differentialgetriebe,<br />

Wellen und Gehäuse für große Automobilhersteller.<br />

„Mit der favorit haben wir die<br />

Effizienz unserer Produktion von Antriebswellen<br />

erheblich steigern können“, berichtet<br />

Erik. „Waren es früher 15 Antriebswellen in<br />

einer Stunde, gelingen uns nun in der glei-<br />

26 April 2024


Die CNC-Universal-Rundschleifmaschine<br />

favoritCNC ist die Spitzenreiterin in Sachen<br />

Preis-Leistung und lässt sich mit verschiedenen<br />

Optionen nachträglich an eine Vielzahl von<br />

Schleifaufgaben anpassen. Bild: Studer<br />

chen Zeit 25 Antriebswellen. Dazu kommt<br />

noch der Vorteil, dass wir keine Messsteuerung<br />

mehr einsetzen müssen, da die Wiederholgenauigkeit<br />

der Maschine sehr hoch ist.<br />

Dies wiederum reduziert die Umrüstzeiten,<br />

was die Produktivität maßgeblich erhöht.“<br />

Einstiegsmaschinen beherrschen die<br />

wichtigsten Anwendungen<br />

Die favorit kann als universell einsetzbare<br />

und dank des 24"-Multitouch-Bildschirms<br />

leicht programmierbare CNC-Universal-<br />

Rundschleifmaschine sowohl kurze als auch<br />

lange Werkstücke mit einem Gewicht bis zu<br />

150 kg schleifen – in Einzel- oder Serienfertigung.<br />

Dabei gewährleisten die aus hochwertigem<br />

Grauguss gefertigten Quer- und<br />

Längsschlitten höchste Präzision. Und wie<br />

bei allen Maschinen von Studer besteht das<br />

Maschinenbett aus dem patentierten Mineralguss<br />

Granitan, das mit einem hervorragenden<br />

Dämpfungs- und Thermikverhalten<br />

für beste Oberflächenqualität der geschliffenen<br />

Teile sorgt. Dies sind nur einige Beispiele<br />

dafür, wie Kunden bei Einstiegsmaschinen<br />

von Studer als Premiumhersteller profitieren.<br />

Gleiches trifft auf die favoritCNC zu.<br />

Diese CNC-Universal-Rundschleifmaschine<br />

ist die Spitzenreiterin in Sachen Preis-Leistung<br />

und lässt sich mit verschiedenen Optionen<br />

wie Messteuerung, Auswuchtsystem,<br />

Anschlifferkennung und Längspositionierung<br />

nachträglich an eine Vielzahl von<br />

Schleifaufgaben anpassen. Mit einer Spitzenweite<br />

von 650 mm oder 1000 mm ist sie<br />

universell einsetzbar und beherrscht die<br />

wichtigsten Anwendungen. Wie hoch die<br />

50 JAHRE LEIDENSCHAFT<br />

FÜR PRÄZISION<br />

Treffen Sie die Menschen hinter der Erfolgsgeschichte<br />

und erleben Sie die neusten ANCA-Highlights auf<br />

unseren Messen und Veranstaltungen 2024.<br />

Halle 7, A70<br />

April 2024 27


SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

„Im Vergleich zu unseren High-End-Modellen sind<br />

die Anzahl der Werkzeuge und die Spindelleistungen<br />

limitiert und viele technische Abläufe und Schnittstellen<br />

standardisiert“, erklärt Daniel Huber, CTO<br />

von Studer. Bild: Studer<br />

Schleifpräzision selbst in dieser Einstiegsklasse<br />

ist, zeigt zum Beispiel ihre hohe<br />

Rundheitsgenauigkeit von unter 0,0004<br />

mm. Und dank der hauseigenen Schleifsoftware<br />

StuderPictogramming lassen sich<br />

selbst komplexe Schleifzyklen einfach und<br />

intuitiv ausführen.<br />

Einfache Bedienung ist besonders wichtig<br />

Mit der S100 ist zudem auch eine Spezialistin<br />

für Innenrundschleifen im Einstiegs-<br />

Portfolio und sozusagen das Pendant zur favoritCNC<br />

im Aussenrundschleifen. Sie beherrscht<br />

mit höchster Genauigkeit ein großes<br />

Spektrum an Innen-, Plan- und Außenschleifanwendungen<br />

und ist damit die ideale<br />

Universal-Innenrundschleifmaschine in diesem<br />

Segment. Ihre Spezialität ist die Komplettbearbeitung<br />

von Werkstücken mit einer<br />

Länge bis 550 mm (inklusive Spannmittel)<br />

und einem Durchmesser bis 420 mm. Durch<br />

den Schleifkopf mit mehreren Schleifspindeln<br />

und QuickSet für eine schnelle Einrichtung<br />

reduziert sie die Ein- und Umrichtkosten<br />

deutlich. Auch die S100 lässt sich einfach<br />

und schnell steuern, mit ergonomisch<br />

angeordneten Bedienungselementen und<br />

StuderPictogramming. „Die einfache Bedienung<br />

ist auch bei Einstiegsmaschinen besonders<br />

wichtig“, erklärt CSO Bottazzo.<br />

Vielerorts wird es aufgrund der schrumpfenden<br />

und alternden Bevölkerungen immer<br />

schwieriger, die in den Ruhestand gehenden<br />

Arbeitskräfte zu ersetzen, die durch ihre jah-<br />

relange Erfahrung auch mit manuellen<br />

Schleifmaschinen eine hohe Qualität erreichen<br />

konnten. „Dank der innovativen Technik,<br />

intuitiven Software und einfachen Bedienung<br />

unserer Einstiegsmaschinen können<br />

Mitarbeitende eines Betriebs bereits nach einer<br />

Schulung von wenigen Tagen Werkstücke<br />

in höchster Qualität schleifen“, erläutert<br />

CTO Huber.<br />

Auch Automatisierung spielt eine immer<br />

wichtigere Rolle. Denn diese hilft dabei, den<br />

Zeit- und Arbeitsaufwand für Bedienende<br />

zu reduzieren und die Produktion insgesamt<br />

effizienter zu gestalten. So lassen sich etwa<br />

die favorit und die S100 mit einer standardisierten<br />

Laderschnittstelle ausstatten, welche<br />

die Bedientür automatisch öffnen und<br />

schließen kann. „Die Kunden können die<br />

Maschine damit in ihren eigenen automatisierten<br />

Produktionsablauf integrieren, zum<br />

Beispiel mit einem Roboterarm oder einem<br />

Portallader“, sagt Huber.<br />

Breites Anwendungsspektrum<br />

Genau wie bei seinen Premium-Modellen<br />

kennt Studer als global aufgestellter Schleifmaschinenhersteller<br />

mit einer über 111-jährigen<br />

Tradition die regional unterschiedlichen<br />

Anforderungen auch im Einstiegsbereich.<br />

„Nebst einer hohen Qualität und Präzision<br />

ist insbesondere eine hohe Zuverlässigkeit<br />

sehr wichtig. Unsere Kunden, gerade<br />

auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen,<br />

schätzen es, dass sie mit unseren<br />

Maschinen praktisch keine Ausfälle haben<br />

und so hoch wirtschaftlich schleifen können“,<br />

erklärt Bottazzo. Denn die technische<br />

Standardisierung sorgt nicht nur für einen<br />

wirtschaftlichen Preis, sondern auch für eine<br />

geringe Fehleranfälligkeit. Und falls doch<br />

mal ein Problem auftreten sollte, steht der<br />

kundennahe und leistungsstarke Customer<br />

Care von Studer schnell und kompetent zur<br />

Verfügung.<br />

Aber was ist am Ende die typische Kundschaft<br />

für eine Einstiegsmaschine? Die gibt<br />

es nicht, dank des hohen Anwendungsspektrums,<br />

das diese Maschinen abdecken. Seien<br />

es ein Automobilzulieferer auf höchstem internationalen<br />

Niveau wie Celikis in der Türkei<br />

oder Hersteller von Werkzeugen für die<br />

Holzbearbeitung, Hydraulikteilen für die<br />

Flugzeugindustrie, Wellen für Traktoren<br />

und Hartmetall-Komponenten für Ziehmatrizen:<br />

Das alles und vieles mehr lässt sich<br />

mit den Einstiegsmaschinen von Studer realisieren<br />

– wirtschaftlich, effizient und ohne<br />

Kompromisse bei der Qualität. ■<br />

Fritz Studer AG<br />

www.studer.com<br />

Mit der S100 ist auch eine Spezialistin für Innenrundschleifen im Einstiegs-Portfolio<br />

verfügbar – sozusagen als Pendant zur favoritCNC im Aussenrundschleifen. Bild: Studer<br />

28 April 2024


STARKE MARKEN<br />

STARKE TECHNOLOGIEN<br />

Halle 08/B60<br />

THE TECHNOLOGY GROUP<br />

www.hardinge.eu<br />

In der Hardinge-Gruppe vereinen sich höchste Kompetenzen<br />

im Schleifen, Drehen, Fräsen und Spannen.<br />

Für jede Ihrer Bearbeitungsanforderungen finden Sie<br />

bei uns die richtigen Spezialisten.<br />

Wir denken konsequent kundenorientiert!<br />

S C H L E I F E N<br />

K E L L E N B E R G E R<br />

V O U M A R D<br />

H A U S E R<br />

T S C H U D I N<br />

D R E H E N / F R Ä S E N<br />

W E I S S E R<br />

H A R D I N G E<br />

S P A N N E N<br />

F O R K A R D T<br />

B U C K C H U C K<br />

April 2024 29


SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

Hochleistungslösungen für die Verzahnungsschleifbearbeitung von Emag SU<br />

Extreme Oberflächengüte<br />

für die E-Mobilität<br />

Besondere Präzision und Prozesssicherheit prägen den Automobilbau<br />

seit vielen Jahrzehnten. Mit der Etablierung der E-Mobilität<br />

wächst der Qualitätsanspruch zusätzlich, denn viele E-Motor-Komponenten<br />

müssen noch „perfekter“ gefertigt werden: Zumeist geht<br />

es hierbei um höchste Oberflächengüte im Mikrometerbereich, damit<br />

zum Beispiel an den Verzahnungsbauteilen keine lauten Laufgeräusche<br />

entstehen – angesichts des leisen E-Motors wären diese<br />

zu hören. Vor diesem Hintergrund rückt aktuell die Technologie<br />

von Emag SU in den Fokus vieler Produktionsplaner.<br />

Markt, was durch zwei parallele Werkstücktische möglich<br />

wird, die abwechselnd mit hohem Tempo zur<br />

Schleifscheibe verfahren. Während also ein Bauteil bearbeitet<br />

wird, setzt der interne Beladeroboter einen Rohling<br />

in die andere Spindel ein bzw. entlädt zuvor das fertige<br />

Bauteil. Darüber hinaus sorgt das Achskonzept für<br />

die in der E-Mobilität so wichtigen perfekten Ober -<br />

flächen. Entscheidend ist dabei, dass die G 160 über<br />

keine Tangentialachse verfügt, sondern dass die<br />

vorhandenen Y- und Z-Achsen durch eine simultane Bewegung<br />

eine „virtuelle“ Tangentialachse erzeugen. In<br />

der Folge ist der Abstand zwischen A-Achse und Werkzeugkontaktpunkt<br />

sehr klein, was wiederum die sogenannten<br />

Geisterfrequenzen auf der Oberfläche des Bauteils<br />

verhindert.<br />

Welche Möglichkeiten dieser Ansatz für die E-Mobilität<br />

eröffnet, zeigt etwa das Beispiel der Zwischenwelle<br />

mit 21 Zähnen und normalem Modul, wobei eine Boden-zu-Boden-Zeit<br />

von nur 33 s (inklusive Verschränkungskompensation<br />

und anteiliger Abrichtzeit) und eine<br />

Schleifzeit von nur 25 s erreicht wird. Ähnliche Leistungswerte<br />

zeigen sich bei einer Eingangswelle mit 26<br />

Zähnen und einem Modul von 1,6 mm. Hier beträgt die<br />

reine Schleifzeit nur 28 s.<br />

Minimale Boden-zu-Boden-Zeiten<br />

G 160 für Bauteile bis<br />

Modul 3 und einem<br />

maximalen Außendurchmesser<br />

von 160 mm.<br />

Bild: Emag<br />

■■■■■■ Die Spezialisten entwickeln unter anderem<br />

Hochleistungslösungen für das Verzahnungsschleifen –<br />

inklusive kurzer Span-zu-Span-Zeiten, intelligenter<br />

Achskonzepte, thermischer und mechanischer Stabilität<br />

sowie einer hohen Bedienfreundlichkeit. Welche Maschinen<br />

und Verfahren stehen dabei im Fokus?<br />

Als herausragende Lösungen für den Bereich der Verzahnungsschleifbearbeitung<br />

sind etwa die Maschinen<br />

G 160 sowie G 250 zu nennen. Dabei kommt die G 160<br />

bei Bauteilen bis Modul 3 und mit einem maximalen<br />

Außendurchmesser von 160 mm zum Einsatz. In diesem<br />

Anwendungsfeld ist sie die schnellste Maschine auf dem<br />

Auch die größere Maschine G 250 punktet mit Präzi -<br />

sion, minimalen Span-zu-Span-Zeiten, kurzen Rüstzeiten<br />

und Zuverlässigkeit bei Bauteilen mit einer maximalen<br />

Länge von 550 mm. Die Maschine hat wie die<br />

G 160 einen Doppeltisch. Be- und Entladevorgänge sowie<br />

das Messen von Komponenten werden somit hauptzeitparallel<br />

durchgeführt. Außerdem interessant: Der<br />

Schleifdorn kann Schleifscheiben mit unterschiedlichen<br />

Durchmessern aufnehmen; zudem ist die gesamte Konstruktion<br />

sehr steif. Wälzschleifen und Profilschleifen<br />

finden auf der Hauptschleifspindel statt, sodass die Maschine<br />

keinen Wärmegang hat. Auch lässt sie sich in wenigen<br />

Minuten für das jeweils andere Verfahren umrüsten.<br />

Im Bereich der E-Mobilität kommt dieser Ansatz<br />

zum Beispiel bei der Schleifbearbeitung von Achsan-<br />

30 April 2024


Die G 160 weist kurze<br />

Span-zu-Span-Zeiten,<br />

ein intelligentes Achskonzept,<br />

thermische und<br />

mechanische Stabilität<br />

sowie eine hohe Bedienfreundlichkeit<br />

auf.<br />

Bild: Emag<br />

triebsrädern zum Einsatz. Die Boden-zu-Boden-Zeit beträgt<br />

hierbei nur 69 s (inklusive Verschränkungskompensation<br />

und anteiliger Abrichtzeit), wobei die eigentliche<br />

Schleifzeit sogar nur 58 s umfasst. Eine vergleichbar<br />

hohe Produktivität erreicht die G 250 bei der Bearbeitung<br />

von Ritzeln mit einer starken Balligkeit im Zahnflanken-Profil<br />

und normaler Balligkeit in der Flankenlinie.<br />

Die Boden-zu-Boden-Zeit beträgt 33 s und die reine<br />

Schleifzeit 28 s. Dabei wird eine DIN-3962-Qualität<br />

von 4 erreicht.<br />

Sky Grind: Die Kosten massiv absenken<br />

Wie darüber hinaus die allgemeine Zukunft des Verzahnungsschleifens<br />

aussehen könnte, verdeutlicht Emag SU<br />

mit der Etablierung des neuen Verfahrens „Sky Grind“.<br />

Hier wird das abschließende Schleifen am Zahnrad<br />

komplett trocken ausgeführt – mit großen finanziellen<br />

Vorteilen für die Anwender, weil Filteranlage, Kühler<br />

und Co., die normalerweise beim Nass-Schleifen benötigt<br />

werden, entfallen. Somit sinkt der anfängliche Investitionsaufwand.<br />

Außerdem reduziert sich der Energieverbrauch<br />

massiv. Möglich gemacht wird das Ganze<br />

durch ein Dual-Tool-System mit zwei unterschiedlichen<br />

Werkzeugspindeln in der Maschine: einer für das<br />

Schruppen per Schälwälzfräsen und einer für das<br />

Schlichten per Schleifen. In der Praxis heißt das: Zum<br />

Beispiel beim klassischen Automotive-Schaltrad mit<br />

100 µm Aufmaß pro Flanke werden beim Sky-Grind-<br />

Verfahren 90 µm durch das Schälwälzfräsen und nur<br />

noch 10 µm durch das Wälzschleifen abgetragen. Im<br />

Endergebnis sind die Taktzeiten des konventionellen<br />

Nass-Schleifens von Zahnrädern und des Sky-Grind-<br />

Verfahrens sehr ähnlich – die Kosten aber sehr unterschiedlich.<br />

Wie lassen sich das Know-how und das Angebot von<br />

Emag SU zusammenfassen? „Man könnte sicher sagen,<br />

dass wir unseren Kunden Wettbewerbsvorteile und einen<br />

schnellen ,Return on Investment‘ garantieren“, antwortet<br />

Alexander Morhard von Emag SU. „Dafür investieren<br />

wir laufend in Forschung und Entwicklung,<br />

um die Effizienz und Umweltfreundlichkeit der Maschinen<br />

weiter zu steigern. Am Ende stehen perfekte Lösungen<br />

für die Herstellung von hochfeinen Oberflächen bei<br />

unterschiedlichen Konturen.“<br />

■<br />

Emag GmbH & Co. KG<br />

www.emag.com<br />

Die G 250 verfügt,<br />

wie die G 160, ebenfalls<br />

über einen Doppeltisch.<br />

Das Be- und Entladen<br />

sowie das Messen der<br />

Bauteile erfolgt somit<br />

hauptzeitparallel.<br />

Bild: Emag<br />

April 2024 31


Schleifbearbeitung einer E-Mobilitätswelle mit einer Kombi-Wälz schnecke. Bild: Kapp Niles<br />

Serienbegleitende Qualitätsprüfung für geräuscharme Verzahnungen<br />

Verzahnungslösungen<br />

für die E-Mobilität<br />

Seit über 10 Jahren beschäftigt sich das Maschinenbauunternehmen<br />

Kapp Niles intensiv mit dem Thema Verzahnungen in der<br />

E-Mobilität und hat sich als Vorreiter in dieser schnell wachsenden<br />

Industrie etabliert. Mit Fokus auf Innovation und Qualität bietet<br />

Kapp Niles maßgeschneiderte Lösungen für die Fertigung von Getrieben<br />

und Verzahnungen in elektrischen Fahrzeugen.<br />

■■■■■■ Elektrofahrzeuge sind die Zukunft<br />

in der Mobilität. Kapp Niles gestaltet<br />

diese Zukunft mit einem engagierten Team<br />

von hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern aktiv mit.<br />

„Wir verstehen die spezifischen Herausforderungen<br />

der E-Mobilität und arbeiten<br />

eng mit unseren Kunden zusammen, um deren<br />

Anforderungen zu erfüllen und erstklassige<br />

Ergebnisse mit unseren Maschinen und<br />

Technologien zu erzielen“, fasst Matthias<br />

Kapp, Geschäftsführer bei Kapp Niles, zusammen.<br />

E-Mobilität in verschiedenen<br />

Anwendungsbereichen<br />

Die E-Mobilität erfordert unterschiedliche<br />

Verzahnungslösungen für verschiedene Anwendungsbereiche.<br />

„Die Flexibilität beim Bauteilspektrum<br />

ist eine unserer Stärken. Wir können hier<br />

unterschiedlichste Anforderungen erfüllen,<br />

sei es bei der Feinbearbeitung von Miniaturverzahnungen<br />

in E-Bikes oder den Bauteilen<br />

für elektrisch angetriebene Pkw bis hin zu<br />

größeren Bauteilen in E-Nutzfahrzeugen,“<br />

betont Friedrich Wölfel, Leiter Vertrieb bei<br />

Kapp Niles.<br />

Optimierung der Oberflächen<br />

für mehr Reichweite<br />

Noch viel stärker als bei konventionellen<br />

Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor muss<br />

der Antriebsstrang bei Elektrofahrzeugen<br />

hinsichtlich des Wirkungsgrades und damit<br />

32 April 2024


SPECIAL<br />

Feinstbearbeitung<br />

Prozessüberwachung<br />

beim Wälzschleifen einer<br />

verzahnten E-Mobilitätswelle.<br />

Bild: Kapp Niles<br />

der Reichweite optimiert werden. Ein wesentlicher<br />

Bestandteil der dafür eingesetzten<br />

Maßnahmen ist die Optimierung der Zahnrad-Oberflächen<br />

im Getriebe. Durch Feinoder<br />

Polierschleifen auf Kapp Niles-Maschinen<br />

können höchste Oberflächengenauigkeiten<br />

wirtschaftlich und reproduzierbar<br />

hergestellt werden.<br />

„Eine hochfeine Oberfläche mit gesteigertem<br />

Material-Traganteil kann den Wirkungsgrad<br />

bei der Drehmomentübertragung<br />

erhöhen und die Reichweite von Elektrofahrzeugen<br />

verbessern. Unsere Technologien<br />

bieten hierfür maßgeschneiderte Lösungen,“<br />

erklärt Patrick Duhre, Teamleiter<br />

Lohnbearbeitung bei Kapp Niles.<br />

Prozessüberwachung und Welligkeitsanalyse<br />

für geräuscharme Verzahnungen<br />

In der E-Mobilität müssen Getriebe nicht<br />

nur effizient, sondern auch besonders leise<br />

sein. Kapp Niles setzt auf eine intelligente<br />

Prozessüberwachung, um schon während<br />

der Bearbeitung geräuschauffällige Bauteile<br />

zu identifizieren und die Rücklaufquote zu<br />

reduzieren. Dies ist eine effektive und kostensparende<br />

Möglichkeit und erfüllt die hohen<br />

Qualitätsanforderungen der E-Mobilität.<br />

Aus dem gleichen Grund kommt auch<br />

der Welligkeitsauswertung zur Beurteilung<br />

der Verzahnungsqualität bei elektrischen<br />

Antrieben ein immer höherer Stellenwert<br />

zu. Auf den Kapp-Niles-Messmaschinen ist<br />

eine Softwareoption zur Ordnungsanalyse<br />

direkt integriert, um eine serienbegleitende<br />

Qualitätsprüfung für geräuscharme Verzahnungen<br />

zu ermöglichen.<br />

„Mit unserer Welligkeitsanalyse bieten<br />

wir eine präzise und effiziente Möglichkeit,<br />

kleinste Geometrieabweichungen infolge<br />

vorgelagerter Prozessschritte zu ermitteln<br />

und Bauteile anhand definierbarer Toleranzkurven<br />

zu bewerten“, berichtet Dr. Philip<br />

Geilert, Erprobung/Grundlagen bei Kapp<br />

Niles.<br />

■<br />

Kapp Niles<br />

www.kapp-niles.com<br />

Der neue Werkzeughalter<br />

für den kostengünstigen<br />

Einstieg in die Hydro-<br />

Dehnspanntechnik.<br />

Hannover Messe<br />

22. - 26. April 2024<br />

Halle 6, Stand A26<br />

schunk.com/tendosilver<br />

Prozessüberwachung beim Messen einer verzahnten<br />

E-Mobilitätswelle. Bild: Kapp Niles<br />

April 2024 33<br />

Hand in hand for tomorrow


SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

Grindinghub 2024: Vollmer mit vier Neuheiten im Gepäck<br />

PcBN-Bearbeitung mit<br />

der Schleifmaschine<br />

Im Mai öffnet die internationale Fachmesse Grindinghub<br />

2024 ihre Tore in Stuttgart. Der schwäbische Schärfspezialist<br />

Vollmer nutzt seinen Messeauftritt, um sein Port -<br />

folio an automatisierten Schleif-, Erodier- und Lasermaschinen,<br />

Services sowie digitalen Lösungen zu zeigen.<br />

■■■■■■ Erstmals stellt Vollmer auf der<br />

Grindinghub sein Filtrationssystem VFS<br />

400 vor. Live können Messebesucher erleben,<br />

wie die platzsparende Anlage während<br />

des Schärfprozesses die Feinstfiltration von<br />

Kühlöl oder Dielektrikum erledigt. An die<br />

VFS 400 können je nach Maschinentyp bis<br />

zu zwei Vollmer-Schärfmaschinen angeschlossen<br />

werden.<br />

Die zweite Neuheit von Vollmer ist ein<br />

Feature für die Schleifmaschine VGrind<br />

360S. Dank einer optionalen Abrichteinheit<br />

für die Schleifscheibe lassen sich zukünftig<br />

auch Werkzeuge mit dem ultraharten<br />

Schneidstoff PcBN über zwei Bearbeitungsschritte<br />

schleifen – zuerst erfolgt das<br />

Schruppen und anschließend das hochpräzise<br />

Schlichten. Möglich ist die PcBN-Bearbeitung<br />

mit der VGrind 360S, weil die Maschine<br />

einerseits über eine sehr hohe Systemsteifigkeit<br />

verfügt und andererseits der Antrieb<br />

der X-, Y- und Z-Achsen über Linearmotoren<br />

erfolgt, was eine oszillierende Werkzeugbearbeitung<br />

realisiert.<br />

Zudem sind am Vollmer-Stand die<br />

Schleif- und Erodiermaschine VHybrid 260<br />

sowie die Lasermaschine VLaser 370 live zu<br />

sehen. Das Filtrationssystem VFS 400 ist an<br />

die beiden Schleifmaschinen CHX 840 und<br />

CS 860 angeschlossen, mit denen hartmetallbestückte<br />

Kreissägen geschärft werden.<br />

Verschiedene Automatisierungen dokumentieren<br />

darüber hinaus, wie Werkzeughersteller<br />

Vollmer-Maschinen mannlos und rund<br />

um die Uhr einsetzen können.<br />

Intensiver Austausch mit den Kunden<br />

„Die Grindinghub ist für uns als Schärfspezialist<br />

die zentrale Messe, um dem internationalen<br />

Fachpublikum unsere Innovationen<br />

für die Werkzeugbearbeitung vorzustellen<br />

und um in einen intensiven Austausch<br />

mit unseren Kunden zu kommen“, sagt Jürgen<br />

Hauger, Geschäftsführer der Vollmer<br />

Gruppe.<br />

■<br />

Vollmer Werke Maschinenfabrik GmbH<br />

www.vollmer-group.com<br />

In Halle 5, Stand<br />

D71 der Stuttgarter<br />

Messe erwartet der<br />

Schärfspezialist Vollmer<br />

die Besucher der<br />

GrindingHub 2024.<br />

Bild: Vollmer<br />

34 April 2024


UNITED GRINDING GROUP<br />

WIR SEHEN UNS AUF<br />

DER GRINDINGHUB<br />

GRINDINGHUB<br />

14.-17. MAI 2024<br />

HALLE 9,<br />

STAND C51<br />

STAY<br />

CONNECTED<br />

Erleben Sie die technologische Vielfalt unserer Gruppe und<br />

seien Sie dabei, wenn wir unsere WALTER-Neuheit im Bereich<br />

der Werkzeugbearbeitung vorstellen:<br />

14.05.2024, 10 Uhr, Halle 9, Stand C51<br />

grinding.ch<br />

UNITED FOR YOUR SUCCESS<br />

April 2024 35<br />

MÄGERLE BLOHM JUNG STUDER SCHAUDT MIKROSA WALTER EWAG IRPD


SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

Retrofit und Mensch-Roboter-Kollaboration im Blickpunkt auf der Grindinghub<br />

Schritt für Schritt zur automa -<br />

tisierten Schleifbearbeitung<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration könnte in Fabriken immer häufiger<br />

den Takt angeben. Manuelle Schleif-, Polier- oder Bürstprozesse in<br />

eine automatisierte Produktion zu überführen, erscheint sehr reizvoll,<br />

ist allerdings alles andere als trivial. Der Herausforderung tragen<br />

immer mehr Maschinenhersteller Rechnung, indem sie<br />

Schleiftechnik in Kombination mit flexiblen Automatisierungssystemen<br />

anbieten.<br />

Beim Retrofit wird die Maschine zunächst komplett zerlegt und mechanisch fit gemacht.<br />

Dann erfolgt der Umbau. Bild: ASW Naumburg<br />

■■■■■■ Anders als viele OEMs dürften mittelständische<br />

Anwender eine Vorgehensweise in kleinen Schritten<br />

und mit jeweils überschaubaren Investitionen bevorzugen.<br />

Bestandsmaschinen und Retrofit fällt dabei eine besondere<br />

Rolle zu. Aussteller der Grindinghub, dem<br />

Branchentreff für Schleiftechnik in Stuttgart, haben vor<br />

Messebeginn einen Einblick in Ihre Lösungen und Forschungsprojekte<br />

gegeben.<br />

Dabei wird deutlich: Automatisierung liegt im Trend.<br />

Der Druck zu höherer Produktivität sowie der Mangel<br />

an Fachkräften stützen nach Einschätzung des VDW<br />

(Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) künftige<br />

Investitionen in Fertigungstechnik – und dies sogar<br />

weitgehend konjunkturunabhängig. Die Schleifbearbeitung<br />

stellt hier keine Ausnahme dar, im Gegenteil: Höhere<br />

Produktionsgeschwindigkeit, Auslegung engerer<br />

Toleranzen, reproduzierbare Qualität oder potenzielle<br />

Einsparungen locken auch Unternehmen, die noch auf<br />

manuelle Bearbeitung setzen.<br />

Umfassende Unterstützung dank<br />

gebündelter Kompetenzen<br />

Auf Fachmessen wie der Grindinghub wird deutlich,<br />

wie sich die Hersteller von Schleif-, Hon-, Läpp- und<br />

Poliermaschinen auf die Anforderungen einstellen,<br />

wenn etwa Werkzeugmaschinen gleich mit dem passenden<br />

Roboter zur Be- und Entladung mit Werkstücken<br />

angeboten werden oder zusätzliche Roboterzellen zur<br />

automatischen Prüfung, Reinigung, Entgratung, Laserbeschriftung<br />

und Lagerung zur Auswahl stehen. Um die<br />

Automatisierung von Schleifprozessen voranzutreiben,<br />

werden vielfach strategische Partnerschaften geschmiedet,<br />

etwa zwischen Maschinen- und Roboteranbietern.<br />

So lassen sich Kompetenzen aus stationärer (Maschinen)<br />

und flexibler Automatisierung (Robotik) bündeln.<br />

Wie viele Faktoren bei der Automatisierung zu berücksichtigen<br />

sind, macht 3M Deutschland deutlich.<br />

Der Spezialist für Industrieschleifmittel kooperiert mit<br />

Schunk, Hersteller von Greifsystemen und Spanntechnik.<br />

Die jahrzehntelangen Erfahrungen in der Automatisierung<br />

von Schleifarbeiten flossen bei 3M in einen Leitfaden<br />

zur Ermittlung des Automatisierungsbedarfs ein.<br />

Dieser enthält unter anderem Fragen zu den optischen<br />

und technischen Anforderungen an Oberflächengüten,<br />

zur Reihenfolge von Prozessschritten für ein spezifisches<br />

Werkstück, zu Werkzeugen und Schleifmitteln.<br />

Die Anzahl der zu berücksichtigenden Faktoren könne<br />

„überwältigend“ sein, heißt es bei 3M. Wohl auch<br />

deshalb binden nach Einschätzung von Experten rund<br />

zwei Drittel aller Unternehmen, die Prozesse in ihrer Fabrik<br />

automatisieren wollen, externe Berater oder Systemintegratoren<br />

ein. Darüber hinaus gibt es Unterstützung<br />

in Universitäts- und Fraunhofer-Instituten, die der<br />

WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik)<br />

angeschlossen sind und ihren Schwerpunkt sowohl<br />

in der Erforschung neuer Produktionstechnologien<br />

als auch in deren wirkungsvollem Transfer in die<br />

industrielle Produktion gelegt haben.<br />

36 April 2024


Nr. 1 bei der Oberflächengüte (0,05 µm/Ra)<br />

// Nr. 1 bei der Maschineneffizienz<br />

// Auch für Mikrowerkzeuge von 0,5 mm und kleiner<br />

Roboterunterstützte Schleifprozesse im Versuchsfeld des<br />

Produktionstechnischen Zentrums Berlin (PTZ). Bild: IWF TU Berlin<br />

Automationsziele definieren und systematisch bewerten<br />

„Im Allgemeinen sind sich die Unternehmen darüber im<br />

Klaren oder haben zumindest bestimmte Prozesse in ihrer<br />

Produktion identifiziert, die automatisiert werden<br />

könnten. Sie sind jedoch nicht sicher, womit sie anfangen<br />

sollen“, sagt Arturo Bastidas-Cruz, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter in der Abteilung Prozessautomatisierung<br />

und Robotik am Fraunhofer IPK (Institut für Produktionsanlagen<br />

und Konstruktionstechnik), Berlin. Zu<br />

genau dieser Fragestellung bietet das Institut Unterstützung<br />

an. Die Automatisierungspotenzialanalyse des IPK<br />

beinhaltet individuelle Beratungsgespräche und Workshops.<br />

Bastidas-Cruz hat zu diesem Zweck ein Tool entwickelt,<br />

um Produktionsprozesse systematisch auf ihr<br />

Automatisierungspotenzial hin zu bewerten. „Mit Hilfe<br />

einer Software formalisieren wir breites Erfahrungswissen,<br />

um eine belastbare Einschätzung geben zu können“,<br />

sagt er.<br />

Der Wissenschaftler schaut sich bei den Unternehmen,<br />

die sich an das Institut wenden, die Situation vor<br />

Ort an und „füttert“ die Software mit entsprechenden<br />

Kriterien. Dabei geht es nicht nur um die Gestaltung<br />

und den Ablauf des Fertigungsprozesses. Es wird auch<br />

untersucht, welcher Automatisierungsgrad erforderlich<br />

ist. In manchen Fällen könnte eine flexiblere Automatisierungslösung<br />

wie die MRK (Mensch-Roboter-Kollaboration)<br />

eine geeignetere Option sein. Dafür sind beispielsweise<br />

die Sicherheit der Mitarbeiter und der verfügbare<br />

Arbeitsraum zu berücksichtigen – entscheidende<br />

Faktoren vor allem in kleineren Fabriken.<br />

Am Ende wirft die Software eine Skala aus: Je höher<br />

das Ergebnis in der Skala ausfällt, desto größer ist das<br />

Potenzial für die Automatisierung. So könnten zum Beispiel<br />

vier von zehn Prozessschritten ein hohes Potenzial<br />

VHybrid 260<br />

INTUITIV. INTELLIGENT. INTEGRIERT.<br />

Warum nur Schleifen oder nur Erodieren, wenn doch beides möglich ist? Die<br />

VHybrid 260 vereint beide Prozesse in einer Maschine – für Hartmetallwerkzeuge<br />

und für PKD-Werkzeuge. Das ist nicht einfach nur innovativ. Das ist vor allem<br />

intuitiv verständlich und intelligent umgesetzt – nämlich komplett integriert. Die<br />

pure Schärfe – für alle, die alles haben wollen.<br />

14. - 17.05.2024<br />

Stuttgart // Halle 7/D71<br />

www.vollmer-group.com<br />

Innovative<br />

Verzahnungsmesstechnik<br />

Pure Perfection. Seit 1978.<br />

• Messtechnik für Lauf- und Passverzahnungen<br />

• Universelle Rotationsmessung von Wellen<br />

• Messlehren mit Zweikugelmaßerfassung<br />

• Verzahnte Höchstpräzision<br />

• Zweiflankenwälzprüfgeräte<br />

• Wälzscannen<br />

• DAkkS-akkreditiertes Prüflaboratorium<br />

www.frenco.de<br />

2024<br />

23. - 26. April<br />

Stuttgart<br />

Halle 8 I Stand 8408<br />

Einflankenwälzprüfung<br />

mit Geräuschmessung<br />

April 2024 FRENCO GmbH I Verzahnungstechnik I Messtechnik I 90518 Altdorf I www.frenco.de 37


SPECIAL Feinstbearbeitung<br />

Mit Hilfe einer selbst<br />

entwickelten Software<br />

bewertet Arturo Bastidas-<br />

Cruz vom Fraunhofer<br />

IPK das Automatisierungspotenzial<br />

von<br />

Fertigungsprozessen.<br />

Bild: Fraunhofer IPK/Larissa Klassen<br />

aufweisen. Unterschiedliche MRK-Szenarien werden dabei<br />

anhand der Kriterien Übertragbarkeit, technisches<br />

Risiko, Zulassung und Wirtschaftlichkeit verglichen und<br />

bewertet. Die Software ermöglicht einen ersten schnellen<br />

Überblick über den Produktionsprozess des Kunden.<br />

Aus Sicht der WGP wird die Entwicklung flexibler<br />

automatisierter Systeme für Montage und Handhabung<br />

durch den Trend hin zu kundenindividueller Produktion<br />

immer wichtiger. In der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

würden die herausragenden kognitiven und sensomotorischen<br />

Fähigkeiten des Menschen mit Präzision, Geschwindigkeit<br />

und mechanischer Leistung des Roboters<br />

in idealer Weise verbunden. Allerdings müssten sich diese<br />

Robotersysteme mit ihrer Bauweise, der integrierten<br />

Sensorik und Steuerungstechnik schon aus Sicherheitsgründen<br />

auch perfekt in die vorhandene Prozessumgebung<br />

integrieren lassen. Das wirft die Frage auf, ob Bestandsmaschinen<br />

jeweils auf diese Entwicklung vorbereitet<br />

sind.<br />

Bestandsmaschinen zukunftsfähig machen<br />

Das Retrofit von Bestandsmaschinen in Kombination<br />

mit Datenerfassung und Automation gehörte zu den<br />

Themen auf der diesjährigen Schleiftagung in Fellbach,<br />

die eine Kooperationspartnerschaft mit der Grindinghub<br />

verbindet. Thomas Veit, Geschäftsführer der Firma<br />

Automation, Sonder- und Werkzeugmaschinen ASW,<br />

gehörte zu den Referenten. Das in Naumburg/Saale ansässige<br />

Unternehmen entstand als Management-Buyout<br />

aus einem ehemaligen Mikrosa-Werk. Schon zu<br />

DDR-Zeiten seien in Naumburg Maschinen automatisiert<br />

und Taktstraßen gebaut worden, sagt Veit. Mit<br />

dem Retrofit alter Mikrosa-Maschinen und ganz allgemein<br />

der Automatisierung von spitzenlosen Rundschleifmaschinen<br />

konnte sich ASW gut entwickeln.<br />

Das Angebot an Automatisierungseinrichtungen umfasst<br />

Handlingsysteme sowie Lösungen in der Zu- und<br />

Abführung von Werkstücken mit Transportbändern,<br />

Walzen, Flächenportalen oder Palettierungssystemen.<br />

Dazu gehören auch Roboterzuführungen in modularer<br />

„Mit Retrofit und einer<br />

modernen CNC-Steuerung<br />

ist die Maschine<br />

einer neuen Maschine<br />

absolut ebenbürtig“,<br />

sagt Geschäftsführer<br />

Thomas Veit von<br />

ASW Naumburg.<br />

Bild: ASW Naumburg<br />

Bauform sowie Prüfzellen für die Qualitätskontrolle.<br />

Datenerfassung, Traceability sowie die Einbindung von<br />

Schnittstellen seien wichtige Bausteine der Zuführtechnik,<br />

betont Veit. Die für die Prüfzellen eingesetzte Software<br />

ermöglicht Datenspeicherung und eine Auswertung<br />

für die Produktionsüberwachung.<br />

Bei der Automatisierung von spitzenlosen Rundschleifmaschinen<br />

bekommt es ASW nicht selten mit Baureihen<br />

zu tun, die 10 oder 15 Jahre alt sind. „Es kommt<br />

auf den Einzelfall an, ob die Maschine noch die an sie gestellten<br />

Anforderungen erfüllt und mit welchen Maßnahmen<br />

sie ertüchtigt werden kann“, so Veit. Um mit Retrofit<br />

aus einer konventionellen Maschine eine vollwertige<br />

CNC-Schleifmaschine zu machen, wird sie zunächst<br />

komplett zerlegt und mechanisch fit gemacht. Dann erfolgt<br />

ein elektrischer und steuerungstechnischer Umbau.<br />

„Mit Retrofit und einer modernen CNC-Steuerung ist<br />

die Maschine einer neuen Maschine absolut ebenbürtig“,<br />

betont der Experte. Dabei koste der Umbau in der Regel<br />

kaum mehr als die Hälfte einer Neuanschaffung. Der<br />

größte Kostenfaktor sei dabei die CNC-Steuerung, für<br />

die schon mal ein hoher fünfstelliger Betrag anfallen<br />

könnte. Große Hoffnung setzen die ASW-Experten daher<br />

in ein gemeinsames Projekt mit Siemens. Es geht um ein<br />

reines Steuerungs-Retrofit, das vielen Maschinen ein<br />

preiswerteres Update bescheren könnte. Das käme vor allem<br />

kleinen und mittelständischen Anwendern entgegen.<br />

Für die Schleiftagung war das Thema Retrofit indes<br />

nicht nur aus technischen und ökonomischen Gesichtspunkten,<br />

sondern auch aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit<br />

gesetzt. Tagungsleiter Jannik Röttger stellt dazu<br />

fest, dass es im Hinblick auf die CO 2<br />

-Bilanz nicht uninteressant<br />

sei, die Einsatzdauer einer mit hohem Energieaufwand<br />

hergestellten Maschine zu verlängern. Die<br />

Aussicht auf ein zweites Leben dürfte die Schleifmaschine<br />

in einer automatisieren Umgebung sogar noch wertvoller<br />

machen.<br />

■<br />

Grindinghub<br />

www.grindinghub.de<br />

38 April 2024


+<br />

Innovation in der spanenden Fertigung<br />

02-2024<br />

Innovative<br />

Werkzeuglösungen<br />

April 2024 39


02 Werkzeuge<br />

Profilstechen einer komplexen Hülse mit Penta 27 von Iscar bei Apelt<br />

Präzisionsbauteile für<br />

die Luftfahrt<br />

Die Günter Apelt GmbH stellt unter anderem Präzisionsbauteile für die Luft- und<br />

Raumfahrt her. Bei der Produktion einer komplexen Hülse aus Edelstahl für die<br />

Flugsteuerung ziviler Luftfahrzeuge setzt der Hersteller jetzt auf einen maßgeschneiderten<br />

Penta-27-Schneidsatz von Iscar. Damit fertigt Apelt die Komponente<br />

mit weniger Arbeitsschritten, schneller und vor allem prozesssicher.<br />

Alle Parameter des<br />

Schneideinsatzes wie<br />

Kantenverrundung,<br />

Beschichtung und<br />

Spanleitgeometrie sind<br />

auf die Anforderungen<br />

beim Kunden maßgeschneidert.<br />

Bild: Iscar<br />

■■■■■■ Die Günter Apelt GmbH wurde<br />

1965 im schwäbischen Rosenfeld gegründet<br />

und hat sich in den vergangenen mehr als<br />

50 Jahren als gefragter Hersteller von Präzisionsbauteilen<br />

etabliert. Die 45 Mitarbeiter<br />

drehen, fräsen, stechen und schleifen im<br />

Zweischichtbetrieb Komponenten für Kunden<br />

aus der Luft- und Raumfahrt, aus der<br />

Mess- und Regeltechnik, der Food- und Beverage-Branche<br />

sowie der Medizin- und Antriebstechnik<br />

in Deutschland und der<br />

Schweiz. „Wir fertigen hauptsächlich Bauteile<br />

mit komplexen Geometrien aus schwer<br />

zerspanbaren Materialien“, erklärt Björn<br />

Schmid, Vertriebsleiter bei Apelt. „Die große<br />

Herausforderung dabei ist, immer komplexer<br />

werdende Teile mit immer engeren Toleranzen<br />

in sehr guter Qualität zu liefern.“<br />

Prozesssicherheit und Standzeit der eingesetzten<br />

Werkzeuge sind hierbei entscheiden-<br />

de Faktoren. „Bei beiden war bei der Produktion<br />

einer Hülse für die Flugsteuerung in<br />

einem zivilen Flugzeug, die wir regelmäßig<br />

auf der Maschine haben, noch Luft nach<br />

oben“, ergänzt Viktor Reich, Ausbilder bei<br />

Apelt.<br />

Die 18 mm lange Komponente wird aus<br />

Stangenmaterial 1.4545.4 mit einer Zugfestigkeit<br />

von 1.050 N/mm 2 und einem Durchmesser<br />

von 20 mm gefertigt. Das Apelt-<br />

40 April 2024


Die Optik<br />

bringt<br />

den Laser<br />

auf den Punkt!<br />

Damit diese<br />

schmutzfrei<br />

bleibt,<br />

kümmern wir<br />

uns um die<br />

Emissionen.<br />

„Das funktioniert ganz hervorragend – rein, raus, fertig“, sagt Viktor Reich, Ausbilder bei Apelt.<br />

Bild: Iscar<br />

FUCHS Umwelttechnik<br />

Absaug- und Filtergeräte<br />

Team dreht diese auf 15 mm vor, bringt verschiedene<br />

Einstiche, Bünde, Absätze, Freistiche<br />

sowie Bohrungen ein und sticht die<br />

Komponente schließlich ab. Zwischen<br />

16 000 und 18 000 Stück stellt der Lohnfertiger<br />

jedes Jahr her.<br />

Bislang setzte das Unternehmen zum Vorund<br />

Fertigstechen der Konturen eine<br />

2,24 mm breite Platte eines Iscar-Mitbewerbers<br />

ein. „Allerdings hatten wir hierbei mit<br />

unregelmäßig auftretenden Ringspänen, viel<br />

Ausschuss, Standzeiten von unter 200 Teilen<br />

pro Schneide und hohen Werkzeugkosten zu<br />

kämpfen“, schildert Reich die Problematik.<br />

„Aus Sicherheitsgründen wechselten wir<br />

den Schneideinsatz jeden Morgen, und auch<br />

die Standzeit des Schlichtwerkzeugs im anschließenden<br />

Bearbeitungsschritt war beeinträchtigt.“<br />

Sonderwerkzeug als Lösung<br />

Bei einem der regelmäßigen Besuche von<br />

Andreas Walz, Beratung und Verkauf bei Iscar,<br />

kam das Thema zur Sprache. „Apelt arbeitete<br />

hier mit einem aufwendigen Prozess<br />

– Vorstechen, Fertigstechen, Flanken kopieren<br />

–, der zu unbefriedigenden Ergebnissen<br />

in Qualität und Quantität führt“, erzählt<br />

Walz. „Für mich ein klarer Fall: Die Lösung<br />

heißt Profilstechen mit einer maßgeschneiderten<br />

Penta-27-Platte.“<br />

Diesem Vorschlag begegnete das Apelt-<br />

Team zuerst mit Skepsis. „Das hatten wir<br />

vor zehn oder zwölf Jahren schon einmal<br />

mit einem Werkzeug eines Mitbewerbers<br />

und nur mäßigem Erfolg versucht“, sagt<br />

Reich. „Unter anderem waren die auftretenden<br />

Vibrationen damals einfach zu hoch.<br />

Doch seitdem ist in der Werkzeugentwick-<br />

Das Apelt-Team dreht<br />

das 18 mm lange Bauteil<br />

auf 15 mm vor,<br />

bringt verschiedene<br />

Einstiche, Bünde, Ab -<br />

sätze, Freistiche sowie<br />

Bohrungen ein und<br />

sticht die Komponente<br />

schließlich ab. Bild: Iscar<br />

Infos unter:<br />

FUCHS Umwelttechnik P+V GmbH<br />

89195 Steinberg<br />

Tel.: +49 (0) 7346/9614-0<br />

www.fuchs-umwelttechnik.com<br />

info@fuchs-umwelttechnik.com<br />

CLEAN AIR TECHNOLOGY<br />

April 2024 41


02 Werkzeuge<br />

Haben das Projekt<br />

gemeinsam erfolgreich<br />

umgesetzt (v. l.): Viktor<br />

Reich, Ausbilder bei<br />

Apelt, Andreas Walz,<br />

Beratung und Verkauf,<br />

und Erik Hoffmann,<br />

Produktspezialist<br />

Non-Rotating Tools,<br />

beide bei Iscar. Bild: Iscar<br />

lung viel passiert, und da Andreas Walz<br />

praktisch zur Belegschaft gehört und wir<br />

auf seinen Rat vertrauen, gaben wir der Idee<br />

eine Chance.“<br />

Auslegung des Schneideinsatzes<br />

Zusammen mit Erik Hoffmann, Produktspezialist<br />

Non-Rotating Tools bei Iscar, und<br />

in enger Absprache mit Reich machte sich<br />

Walz an die Auslegung des passenden<br />

Schneideinsatzes. „Mit dem fünfschneidigen<br />

Präzisionsstechwerkzeug Penta 27 lassen<br />

sich komplexe Profile mit Breiten bis zu<br />

20 mm und einer Stechtiefe von 4 mm in<br />

nur einer Bewegung maßgenau in wenigen<br />

Sekunden herstellen“, erklärt Hoffmann.<br />

Alle Parameter des Schneideinsatzes wie<br />

Kantenverrundung, Beschichtung und Spanleitgeometrie<br />

sind auf die Anforderungen<br />

beim Kunden maßgeschneidert.<br />

Ausschlaggebend für die Leistung und eine<br />

einwandfreie Funktion ist das optimale<br />

Zusammenspiel von Schneidkantenpräparation,<br />

Beschichtung, Spanwinkel und Substrat.<br />

„Und beim vorliegenden Werkstückstoff<br />

spielt auch die Kühlung eine entscheidende<br />

Rolle, da bei der Bearbeitung sehr viel<br />

Wärme ins Werkzeug wandert, die der<br />

Schneide zusetzt“, ergänzt Hoffmann. Deshalb<br />

verfügt das Werkzeug über innen liegende<br />

Kanäle, die das Kühlmittel direkt in<br />

die Schnittzone transportieren.<br />

Nur das Verhältnis zwischen der Schnittbreite<br />

der Penta 27 und dem Durchmesser<br />

des Werkstücks ließ das Iscar-Team kurz zögern.<br />

Es bestand die Gefahr, dass der hohe<br />

Schnittdruck bei der Bearbeitung das Werkstück<br />

wegdrücken könnte, was zu Toleranzproblemen<br />

führen würde. „Das Verhältnis<br />

von Materialdurchmesser und Schnittbreite<br />

liegt hier bei etwa eins zu eins, das ist schon<br />

grenzwertig“, sagt Hoffmann und grinst.<br />

„Aber manchmal muss man eben Risiken<br />

eingehen.“ Und das Ergebnis sollte ihm<br />

recht geben. Über die Schnellschussline, Iscars<br />

Premium-Service für die Penta-Linie,<br />

waren die Maßanfertigungen zusammen mit<br />

den passenden Haltern in nur drei Wochen<br />

beim Kunden. „Wir haben gemeinsam mit<br />

den Apelt-Leuten den ersten Stich gesetzt<br />

und – Bingo. Es hat gleich auf Anhieb gepasst“,<br />

erzählt Walz zufrieden.<br />

Schnellere Taktzeiten und geringere<br />

Werkzeugkosten<br />

Mit der Penta 27 muss Viktor Reich jetzt<br />

nur noch einmal einstechen, um die angestrebten<br />

Konturen einzubringen. „Das funktioniert<br />

ganz hervorragend – rein, raus, fertig“,<br />

schildert er und zählt die Vorteile der<br />

neuen Lösung auf: „Die Ringspäne treten<br />

nicht mehr auf, die Oberflächengüten passen,<br />

wir können mit einer Schneide jetzt<br />

prozesssicher 1700 Bauteile bearbeiten, die<br />

Ausbringung ist höher und als Leckerli nebenbei<br />

fahren wir auch noch schnellere<br />

Taktzeiten und haben geringere Werkzeugkosten.“<br />

■<br />

Günter Apelt GmbH<br />

www.apelt-gmbh.de<br />

Iscar Germany GmbH<br />

www.iscar.de<br />

Ausschlaggebend für die Leistung und<br />

einen weichen Schnitt mit wenig Vibrationen<br />

ist das optimale Zusammenspiel von<br />

Schneidkantenpräparation, Beschichtung,<br />

Spanwinkel und Substrat. Bild: Iscar<br />

42 April 2024


Zerspanung vorantreiben.<br />

Auf Augenhöhe beraten.<br />

Zerspanungsprozesse gemeinsam mit Ihnen voranzutreiben, ist unser Ansporn.<br />

Wir betrachten ganzheitlich, analysieren genau und beraten auf Augenhöhe.<br />

Denn die beste Lösung entsteht immer im Austausch mit Ihnen.<br />

www.genau-unser-ding.de<br />

DIE Zerspanungslösung<br />

CERATIZIT ist eine Hightech-Engineering-Gruppe,<br />

spezialisiert auf Zerspanungswerkzeuge und<br />

Hartstofflösungen.<br />

Tooling a Sustainable Future<br />

www.ceratizit.com<br />

April 2024 43


Philipp Dahlhaus, Leiter<br />

Produktmanagement bei<br />

der Paul Horn GmbH.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Werkzeuglösungen für optimalen Spanbruch und hohe Werkzeugstandzeiten<br />

Effiziente Fertigungsprozesse<br />

für bleifreie Materialien<br />

Als Reaktion auf verschärfte Umweltauflagen wird in Zukunft verstärkt<br />

auf den Einsatz bleifreier Materialien geachtet werden müssen.<br />

In der Zerspanung wirkt sich der Verzicht auf Blei vor allem auf<br />

die Prozesssicherheit und die Werkzeugstandzeiten aus. Philipp<br />

Dahlhaus von der Paul Horn GmbH beleuchtet die Dringlichkeit, mit<br />

der sich die Hersteller auf den Materialwechsel einstellen müssen,<br />

und zeigt, mit welchen Werkzeuglösungen die Produktivität der<br />

Fertigungsprozesse auch weiterhin sichergestellt werden kann.<br />

Autor: Frederick Rindle<br />

■■■■■■ Bleihaltige Werkstoffe, die wegen ihrer sehr<br />

guten Zerspanungseigenschaften geschätzt werden, geraten<br />

derzeit aufgrund neuer Verordnungen und Richtlinien<br />

zunehmend in die Kritik und sollen daher zukünftig<br />

nicht mehr verarbeitet werden. Verordnungen wie<br />

die europäische RoHS-Richtlinie und die REACH-Verordnung<br />

spielen eine Schlüsselrolle bei der politischen<br />

Weichenstellung hin zu bleifreien Alternativen.<br />

„In der EU gibt es bislang noch eine Ausnahmegenehmigung<br />

für die Verwendung von bleihaltigen Legierungen,<br />

die bisher immer wieder um 18 Monate verlängert<br />

wurde“, sagt Philipp Dahlhaus, Leiter Produktmanagement<br />

bei der Paul Horn GmbH. „Es ist aber völlig<br />

unklar, wie lange die EU die Ausnahmegenehmigungen<br />

noch verlängert.“ Viele Unternehmen bereiten sich daher<br />

schon jetzt auf die Umstellung ihrer Produktion auf<br />

bleifreie Materialien vor.<br />

Davon betroffen sind eine große Anzahl von Werkstoffen:<br />

Von Automatenstählen über Aluminiumlegierungen<br />

bis hin zu Messing und Kupferlegierungen wird<br />

Blei in unterschiedlichen Werkstoffen eingesetzt.<br />

„Durch den Zusatz von Blei wird vor allem der Spanbruch<br />

begünstigt“, sagt Dahlhaus. „Für die Drehbearbeitung<br />

hat das natürlich enorme Vorteile, vor allem für<br />

die Prozesssicherheit des Zerspanungsprozesses.“ Hinzu<br />

kommt eine weitere besondere Eigenschaft des Bleis:<br />

„Das sehr weiche Blei sorgt durch seine schmierende<br />

Wirkung zusätzlich für einen geringeren Verschleiß an<br />

der Werkzeugschneide. Dadurch wird auch die Standzeit<br />

der Werkzeuge deutlich verbessert.“<br />

44 April 2024


Werkzeuge 02<br />

Spanbruch bereitet Kopfzerbrechen<br />

Bei der Umstellung auf bleifreie Werkstoffe bereitet den<br />

Unternehmen zuallererst der schlechtere Spanbruch<br />

Kopfzerbrechen. Denn bisher wurde zum Beispiel bleihaltiges<br />

Kupfer vor allem in der Massenproduktion von<br />

Kleinteilen wie Steckern für die Elektronikindustrie eingesetzt.<br />

„Gerade für Unternehmen, die zum Beispiel auf<br />

Rundtaktmaschinen Millionen von Bauteilen herstellen,<br />

ist die geringere Spanbruchneigung der bleifreien Werkstoffe<br />

eine echte Herausforderung“, sagt Dahlhaus.<br />

Aber auch für alle anderen Hersteller sind die bei der<br />

Drehbearbeitung von bleifreien Werkstoffen häufig auftretenden<br />

Wirrspäne und die damit verbundene geringere<br />

Prozesssicherheit ein Problem. Denn mit dem bestehenden<br />

Prozess ist eine Serienfertigung mit den neuen<br />

Materialien dann oft nicht mehr möglich. „Das habe ich<br />

bei einem großen Hersteller von Fittings für den Sanitärbereich<br />

selbst schon sehen dürfen“, sagt Werkzeugexperte<br />

Dahlhaus. „Dort wurden diese Heizungsfittings<br />

aus Messing auf großen Rundtaktmaschinen in großer<br />

Stückzahl gefertigt.“ Bei der Umstellung habe man dort<br />

schnell mit großen Spänenestern an den Werkzeugen zu<br />

kämpfen gehabt. Deshalb konnte der bisherige Prozess<br />

dort nicht mehr wie gewohnt eingesetzt werden.<br />

Für die Werkzeugexperten der Paul Horn GmbH<br />

stand daher schon früh fest, dass das Thema Spanbruch<br />

bei der Bearbeitung bleifreier Werkstoffe im Fokus der<br />

Entwicklung einer prozesssicheren Lösung stehen muss.<br />

Je nach Prozess und eingesetzter Maschine sind die Ansätze<br />

jedoch sehr unterschiedlich. „Gerade bei diesem<br />

Thema ist es immens wichtig, den gesamten Produk -<br />

tionsprozess zu analysieren, um die optimale Lösung für<br />

die Bedürfnisse des Kunden zu finden“, erklärt Dahlhaus.<br />

Denn gerade das Leistungsspektrum des eingesetzten<br />

Maschinentyps sei eine der Schlüsselkomponenten,<br />

so der Experte.<br />

Detlev Hofmann GmbH / Präzisions-Maschinenbau / CNC-Teilapparate<br />

Rastatter Strasse 36 / D-75179 Pforzheim<br />

Tel.: +49 (0) 7231 14297-0 / Fax: +49 (0) 7231 14297-29<br />

Erste Hilfe.<br />

brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe<br />

Selbsthilfe.<br />

WAS WIR UNTER WERKZEUGSPANNSYSTEMEN<br />

VERSTEHEN, MERKEN UNSERE KUNDEN ERST<br />

NACH MILLIONEN VON HÜBEN.<br />

Schneidplattengeometrie kann für Spanbruch sorgen<br />

„Auf CNC-Drehmaschinen können wir bei der Bearbeitung<br />

von bleifreiem Messing relativ einfach einen Spanbruch<br />

erzwingen, indem wir auf eine Stahlgeometrie mit<br />

entsprechender Spanbruchgeometrie umstellen“, so<br />

Dahlhaus. Dazu müssten aber auch die Bearbeitungsparameter,<br />

insbesondere die Schnittgeschwindigkeit, angepasst<br />

werden, was beispielsweise auf den bereits erwähnten<br />

Rundtaktmaschinen oft nicht wirtschaftlich<br />

umsetzbar ist. Zudem werden in der Serienfertigung<br />

sehr häufig Sonderwerkzeuge eingesetzt, um verschiedene<br />

Bearbeitungen in einem Schritt zu kombinieren. Diese<br />

können natürlich nicht einfach durch Standardplatten<br />

ersetzt werden. Die Serienfertigung mit Sonderwerkzeugen<br />

erfordert ein tiefes Prozessverständnis und viel<br />

Knowhow bei der Werkzeugauslegung. Ein Beispiel<br />

hierfür ist das Horn-Stechsystem 315, das oft als Son-<br />

Wir geben uns nicht mit einer guten Lösung<br />

zufrieden, sondern suchen stets die allerbeste.<br />

Kein Wunder, dass wir in den letzten Jahrzehnten<br />

mit immer neuen Innovationen Meilensteine in der<br />

Werkzeugspanntechnik gesetzt haben – ob manuell<br />

oder automatisch. Unser umfassendes Anwender-<br />

Know-how und unsere hohe Entwicklungs- und<br />

Fertigungskompetenz ermöglichen es uns,<br />

Spannsysteme für Werkzeugmaschinen zu liefern,<br />

die mit Sicherheit langfristig funktionieren.<br />

April 2024 OTT-JAKOB Spanntechnik GmbH<br />

45<br />

www.ott-jakob.de


02 Werkzeuge<br />

die speziell für Werkstoffe mit schlechten Spanbildungseigenschaften<br />

entwickelt wurde. Die Geometrie eignet<br />

sich zum Kopierdrehen, Längsdrehen und Plandrehen.<br />

Besonders bei kleinen Zustellungen in Stahl und rostfreien<br />

Stählen zeigt das Werkzeugsystem seine Stärken<br />

in der Spankontrolle. Dies führt zu einer höheren Prozessstabilität<br />

und darüber hinaus zu längeren Standzeiten.<br />

Das Werkzeug ist zum Innenausdrehen sowie zum<br />

Inneneinstechen geeignet.<br />

PKD-Schneiden ermöglichen längere Standzeiten<br />

Die stirnseitig verschraubten<br />

Schneidplatten des Typs Mini<br />

zählen zu den Kernprodukten von<br />

Horn und sind nun auch in der<br />

neuen I-Geometrie verfügbar.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

derwerkzeug und mit speziellen Geometrien, die durch<br />

Laser- oder Schleiftechnologie eingebracht werden, zum<br />

Einsatz kommt.<br />

„Mit dem Wissen aus einer Vielzahl erfolgreich umgesetzter<br />

Projekte haben wir uns bei der Paul Horn<br />

GmbH allerdings schon vor vielen Jahren auf solche<br />

schwierigen Bearbeitungssituationen spezialisiert und<br />

bieten hierfür neben dem Werkzeug-Knowhow auch<br />

den optimalen Prozess an“, so Dahlhaus.<br />

Spanformgeometrien per Laser einbringen<br />

Die optimale Werkzeuglösung sei dann eine ideale Kombination<br />

aus Geometrie, Schneidstoff und Beschichtung.<br />

„Vom Hartmetallpulver bis zum fertig beschichteten<br />

Werkzeug bilden wir den gesamten Prozess im eigenen<br />

Haus ab und können so jeden Parameter exakt auf die<br />

Bedürfnisse des Kunden abstimmen“, erklärt Dahlhaus.<br />

Mit der Laserbearbeitung haben die Werkzeugexperten<br />

gerade bei kleinen Werkzeuggeometrien zusätzlich noch<br />

ein weiteres Ass im Ärmel. „Wir versuchen in vielen Fällen,<br />

die Spanformgeometrien direkt über die Formgebung<br />

einzubringen. Wenn das aber nicht möglich ist,<br />

kann die Geometrie an der Spanfläche auch gelasert<br />

werden“, sagt Dahlhaus. Gerade bei den Spanformgeometrien<br />

sei das ein entscheidender Vorteil. So können<br />

die Werkzeugexperten beispielsweise auch Lösungen für<br />

Bauteile mit Durchmessern von 0,5 oder sogar 0,4 mm<br />

anbieten.<br />

Bei diesen extrem kleinen und engen Bauteilabmessungen<br />

kommen die Werkzeugsysteme Mini oder auch<br />

Super Mini für die Innen- und Außenbearbeitung zum<br />

Einsatz. Ein konkretes Beispiel ist die neue I-Spanformgeometrie<br />

für das Werkzeugsystem Mini des Typs 108,<br />

Auch für den erhöhten Werkzeugverschleiß bei der Bearbeitung<br />

bleifreier Werkstoffe haben die Werkzeugexperten<br />

bereits Lösungen erarbeitet. So kommen neben<br />

feinstgeschliffenen Werkzeugschneiden bei Bedarf auch<br />

Diamant- oder CBN-Schneiden zum Einsatz. „Gerade<br />

durch den Einsatz von PKD-Schneiden können wir die<br />

Standzeiten unserer Werkzeuge noch einmal deutlich<br />

verbessern“, so Dahlhaus. Aber auch hier müsse man<br />

immer den Gesamtprozess beim Kunden betrachten, um<br />

zu prüfen, ob der Wechsel zu einem widerstandsfähigeren<br />

Schneidstoff auch das richtige Ergebnis bringt. Eine<br />

ganz wichtige Rolle spielt dabei auch die Kühlung. Gerade<br />

beim Einstechen ist es immens wichtig, dass die<br />

Kühlung die Schneide genau trifft.<br />

Aber auch für den Fall, dass ein neues Fertigungsverfahren<br />

und eine neue Werkzeuglösung gerade in Bezug<br />

auf den Spanbruch nicht für den gewünschten Effekt<br />

sorgen können, haben die Werkzeugexperten noch weitere<br />

Lösungen im Köcher. „Auch nach allen Optimierungen<br />

kann es vorkommen, dass ein Span einfach nicht<br />

bricht“, so Dahlhaus. „Dann ist es unsere Aufgabe,<br />

trotzdem eine Lösung für den Kunden zu finden.“<br />

Wichtig ist es dann, die Schneide so zu platzieren, dass<br />

der lange Span ohne zu stören abfließen kann. Eventuell<br />

kommt auch eine Dreh-Fräsbearbeitung mit angetriebenen<br />

Werkzeugen infrage. Denn beim Fräsen hat man<br />

viel weniger Probleme mit den langen Spänen.<br />

Direkt gesinterte Spanformgeometrien in Zukunft<br />

Für die Werkzeugexperten der Paul Horn GmbH sind<br />

schwierige Bearbeitungssituationen per se immer ein<br />

lohnendes Einsatzgebiet für ihre Werkzeuglösungen.<br />

Um immer neue Lösungen realisieren zu können, werden<br />

auch die Prozesse in der Werkzeugherstellung ständig<br />

weiterentwickelt. „Das Thema prozesssicheres Zerspanen<br />

wird sich auch auf die Gestaltung der Horn-<br />

Produkte auswirken. Spanformgeometrien auf weiteren<br />

Produktfamilien könnten ein Ansatz sein“, blickt Dahlhaus<br />

in die Zukunft.<br />

■<br />

Paul Horn GmbH<br />

www.horn-group.com<br />

46 April 2024


Kann man Mobilität beschleunigen,<br />

wenn man Kosten bremst?<br />

Neue Technologien, neue Materialien, neue Mobilitätskonzepte:<br />

Die Anforderungen an moderne Fahrzeuge steigen rasant.<br />

Automobilhersteller und Zulieferer müssen ihre Konzepte immer<br />

schneller überholen. Zum Beispiel, indem sie Gewicht und Verbrauch<br />

reduzieren. Was jedoch konstant bleibt, ist der Wunsch nach<br />

herausragenden Bearbeitungslösungen.<br />

Hier zählt ein Partner, der wirtschaftliche Werkzeuglösungen und<br />

zuverlässigen Service bietet. Denn nur eine hohe Produktivität bei<br />

gleichbleibender Qualität der Bauteile sorgt in der Automobilbranche<br />

für den richtigen Antrieb.<br />

Fahrt aufnehmen: mit Engineering Kompetenz von Walter.<br />

Schon geladen? Unser Whitepaper<br />

zur E-Mobilität.<br />

http://social.walter/<br />

emobilitaet<br />

Jetzt das Whitepaper downloaden<br />

walter-tools.com<br />

April 2024 47


02 Werkzeuge<br />

Werkzeug ersetzt das aufwendige händische Entgraten<br />

Gratfreie Alu-Strangpressprofile<br />

Wie ein einziges Entgratwerkzeug die manuellen Tätigkeiten beim<br />

Entgraten von Aluprofilen um gut 90 % reduzieren kann, zeigt sich<br />

bei der Firma Somic Verpackungsmaschinen GmbH. Durch den<br />

Einsatz des ibex-Entgratsystems des Entgratspezialisten Kempf aus<br />

Reichenbach an der Fils findet die Komplettbearbeitung seither in<br />

der Maschine statt und die Bauteile werden, trotz Maßabweichungen<br />

der Rohteile, sauber und prozesssicher entgratet.<br />

Komplettbearbeitung eines Bauteils ein Mitarbeiter<br />

damit beschäftigt war, das vorher<br />

gefertigte Bauteil innerhalb der Taktzeit<br />

komplett von Hand zu entgraten.<br />

Manuelle Entgrattätigkeit ersetzen<br />

Das aufgespannte Strangpressprofil in der CNC-Maschine: Das bereits zugesägte Stück wird<br />

in dieser Länge für den Bau der eigenen Anlagen eingesetzt. Bild: Kempf<br />

■■■■■■ Somic Packaging mit Hauptsitz<br />

in Amerang ist führender Anbieter für Shelf-<br />

Ready-Verpackungsmaschinen und Linientechnologie<br />

für komplette End-of-Line-Automatisierungslösungen.<br />

Im Gegensatz zu<br />

vielen anderen Unternehmen, die auf<br />

schlanke Strukturen und einen hohen Zukaufanteil<br />

setzen, schlägt Somic einen anderen<br />

Weg ein. Durch die hohe Fertigungstiefe<br />

können hoch spezialisierte Verpackungsmaschinen<br />

entwickelt werden, die in Sachen<br />

Variabilität und Flexibilität ihresgleichen<br />

suchen. Die Schlussfolgerung daraus ist aber<br />

auch, die eigenen Fertigungsprozesse ständig<br />

zu optimieren, indem man möglichst viel<br />

automatisiert. Dabei spielt nicht nur die höhere<br />

Fertigungsgeschwindigkeit eine Rolle,<br />

sondern auch die damit einhergehende Qualitätssteigerung.<br />

Das Thema Entgraten wird<br />

dabei oft vernachlässigt und in nachgelagerten,<br />

häufig manuellen Prozessen ausgeführt.<br />

Die bei Somic für den Bau der eigenen<br />

Maschinen eingesetzten Strangpressprofile<br />

aus Aluminium, die in der Vorbearbeitung<br />

durch eine Matrize gepresst ihre Form erhalten,<br />

werden schließlich auf Länge gesägt<br />

und die Flächen der Stirnseiten im Anschluss<br />

mit einem Fräser besäumt. Dem weichen<br />

Legierungstyp geschuldet, entstehen<br />

bei dieser Operation teilweise große Grataufwürfe,<br />

die bisher manuell entfernt werden<br />

mussten. Die vielen Verstrebungen des<br />

Profils machten das ganze Unterfangen<br />

nicht einfacher, sodass während der CNC-<br />

Firmeninterne Versuche, diesen Prozess zu<br />

automatisieren und die einzelnen Verstrebungen<br />

an den Stirnseiten in der CNC-Maschine<br />

programmiert abzufahren sowie zu<br />

entgraten, schlugen fehl, da für diesen Prozess<br />

teilweise zu hohe Maßschwankungen<br />

der Bauteile vorlagen. Es folgte schließlich<br />

die Kontaktaufnahme zum technischen Außendienst<br />

Waldemar Freund des Entgratspezialisten<br />

Kempf, der für diese Aufgabe ein<br />

prädestiniertes Werkzeugsystem in petto<br />

hatte. Das ibex-Entgratsystem, bestehend<br />

aus Ausgleichshalter und speziell geschliffenen<br />

Entgratfräsern, ist genau dann die bessere<br />

Lösung, wenn Maßschwankungen den<br />

Einsatz von CNC-programmierten, konturgebundenen<br />

Werkzeugen unmöglich machen.<br />

Bei undefinierten Konturen und Kanten,<br />

also z. B. bei Guss- oder umgeformten<br />

Bauteilen, kann der ibex-Ausgleichshalter<br />

bis zu 10 mm in Zug und Druck ausgleichen,<br />

sodass Maßschwankungen einfach<br />

„geschluckt“ werden.<br />

Nach der Implementierung des Werkzeugsystems<br />

in die maschinelle Bearbeitung<br />

der Strangpressprofile werden diese seither<br />

in einer Taktzeit von ca. 30 min komplett<br />

gefertigt und entgratet. Der nachgelagerte<br />

manuelle Entgratprozess entfällt. So spart<br />

Somic etwa 90 % der bisher notwendigen<br />

manuellen Tätigkeiten ein und der Maschinenbediener<br />

kann in dieser Zeit anderweitig<br />

eingesetzt werden. Zum zeitlichen Vorteil<br />

kommt hinzu, dass die Reproduzierbarkeit<br />

der Entgratergebnisse zunimmt und die Entgratung<br />

prozesssicher abläuft.<br />

■<br />

Kempf GmbH<br />

www.kempf-tools.de<br />

48 April 2024


Industrie<br />

| Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

16.<br />

10. April 2024<br />

Filderhalle Leinfelden<br />

Bild: HORN/Sauermann


<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

STEIGERUNG VON PRODUKTIVITÄT, QUALITÄT UND NACHHALTIGKEIT<br />

Digitalisierung in der Zerspanung<br />

Die Digitalisierung von Fertigungsprozessen findet immer stärker<br />

Einzug in Industriebetrieben. Von Organisations- und Fertigungssteuerungsaufgaben<br />

bis zur Prozessauslegung und –optimierung<br />

bietet die Digitalisierung eine Unterstützung zur Steigerung von<br />

Produktivität, Qualität und Nachhaltigkeit.<br />

Foto: IfW, Universität Stuttgart<br />

Digitalisierungs-Labor des Instituts für Werkzeugmaschinen an der Universität Stuttgart<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Dr. h.c.<br />

Hans-Christian<br />

Möhring<br />

Tim Reeber<br />

Daniel Gutsche<br />

Patrick Georgi<br />

Schon seit geraumer Zeit werden<br />

unter dem Begriff der Digitalisierung<br />

Maßnahmen, Methoden und<br />

Systeme zur tiefgreifenden Erfassung,<br />

vielschichtigen Verarbeitung<br />

sowie digitalen Kommunikation<br />

und Bereitstellung von Produktions-<br />

und Fertigungsdaten auf verschiedensten<br />

Organisationsebenen<br />

zusammenfassend beschrieben.<br />

Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen,<br />

Unternehmensabläufen,<br />

aber insbesondere auch der Fertigungsvorgänge<br />

kann bei richtiger<br />

Umsetzung zu erheblichen Einsparungen<br />

von Zeit, Ressourcen und<br />

Kosten beitragen. Die prozessintegrierte<br />

Datenerfassung auf der Fertigungsebene<br />

ermöglicht es, Prozess-<br />

und Maschinenzustände<br />

transparenter zu beobachten, fehlerhafte<br />

Tendenzen und Optimierungspotenziale<br />

frühzeitiger zu erkennen,<br />

den Einsatz von Material<br />

und Werkzeugen effizienter zu<br />

steuern, Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />

rechtzeitig zu<br />

planen, Qualitäts- und Kosteninformationen<br />

laufend verfügbar zu<br />

machen, Gewährleistungsnachweise<br />

zu erbringen, sowie die Produktivität<br />

und Zuverlässigkeit der Fertigungssysteme<br />

nachhaltig zu erhöhen.<br />

Je nach Anwendungsfall und Aufgabenstellung<br />

eignen sich verschiedene<br />

Digitalisierungsansätze in unterschiedlichem<br />

Maße dazu, die<br />

vorgenannten Potenziale zu erschließen.<br />

In der industriellen Praxis<br />

werden oftmals umfangreiche<br />

Datenmengen erhoben, ohne dass<br />

geeignete Methoden und Hilfsmittel<br />

zur Verfügung stehen, diese Daten<br />

nutzbringend zu verarbeiten.<br />

Eine zielgerichtete und erfolgreiche<br />

Digitalisierung beginnt demgegenüber<br />

mit der Fragestellung,<br />

welche Daten bezüglich einer Beobachtungs-,<br />

Überwachungs- bzw.<br />

Steuerungs- oder Optimierungsaufgabe<br />

überhaupt relevant sind,<br />

und mit welcher Auflösung und<br />

Frequenz diese Daten erhoben<br />

werden müssen, damit sie in ausreichender<br />

Qualität vorliegen und<br />

verarbeitet werden können.<br />

50 April 2024


<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Ein anschauliches Beispiel für die Digitalisierung von spanenden Fertigungsprozessen:<br />

Ein intuitiv bedienbares Grafikinterface<br />

Einen wichtigen Baustein eines<br />

Digitalisierungssystems stellt die<br />

Informationsquelle dar. Neben<br />

vielfältigen Daten, die von modernen<br />

Maschinen- und Anlagensteuerungen<br />

beispielsweise via Edge-Computing<br />

in verschiedenen<br />

Kommunikationstakten zur Verfügung<br />

gestellt werden, existiert eine<br />

anwachsende Fülle an sensorischen<br />

Systemen, mit denen eine in-Prozess<br />

Erfassung mannigfaltiger Messinformationen<br />

ermöglicht wird. Über<br />

die Aufnahme und Verarbeitung<br />

einzelner Signale hinaus, bietet die<br />

synchrone Erfassung voneinander<br />

unabhängiger, heterogener Prozess-<br />

und Maschinendaten oftmals<br />

besondere Potenziale hinsichtlich<br />

aussagekräftiger Zustandsbeschreibungen.<br />

Geeignete Kommunikationsschnittstellen<br />

sind dabei entscheidend.<br />

Gerade im Hinblick auf<br />

eine längerfristige Speicherung und<br />

Auswertung solcher Daten stellt<br />

das Datenmanagement eine weitere<br />

Säule einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie<br />

dar. Schließlich<br />

sind geeignete Methoden erforderlich,<br />

um aus der Menge der Daten<br />

diejenigen Informationen und Zusammenhänge<br />

zu extrahieren, welche<br />

als Überwachungskriterium,<br />

Fehlerindikator und Auslöser von<br />

Korrektur- und Optimierungsmaßnahmen<br />

herangezogen werden<br />

können. Neben den vielfach diskutierten<br />

Methoden der künstlichen<br />

Intelligenz und des maschinellen<br />

Lernens, können in der Praxis zum<br />

Teil bereits einfache Filter, Korrelationsanalysen<br />

oder Toleranzwertvergleiche<br />

großen Nutzen bringen.<br />

Das Institut für Werkzeugmaschinen<br />

(IfW) der Universität Stuttgart<br />

befasst sich bereits seit vielen Jahren<br />

mit der Realisierung, Untersuchung<br />

und Weiterentwicklung von<br />

Digitalisierungssystemen für die<br />

Fertigungstechnik. Ein im Jahr<br />

2023 neu eingerichtetes Versuchslabor<br />

für die Digitalisierung von<br />

Fertigungsmaschinen und –prozessen<br />

bietet hierbei die Grundlage,<br />

um einerseits neue Technologien<br />

zu erforschen und andererseits, Industrieunternehmen<br />

bei ihren Digitalisierungsvorhaben<br />

zielgerichtet<br />

zu unterstützen. Über die Erfassung<br />

und Verarbeitung von Maschinensteuerungsdaten<br />

hinaus,<br />

entwickelt das IfW aufgabenspezifische<br />

sensorische Systeme, beispielsweise<br />

für intelligente Werkzeuge,<br />

Spannsysteme und Maschinenkomponenten.<br />

Steuerungs- und<br />

Sensorsignale werden mitunter<br />

durch digitale Zwillinge ergänzt,<br />

welche mit an die Aufgabe angepassten<br />

Modellbildungs- und Simulationsverfahren<br />

erzeugt werden.<br />

Die untersuchten Datenverarbeitungsstrategien<br />

reichen von einfach<br />

nachvollziehbaren analytischen<br />

Methoden (white-box) über<br />

kombinierte (grey-box) bis hin zu<br />

rein datengetriebenen (black-box)<br />

Ansätzen der künstlichen Intelli-<br />

genz und des maschinellen Lernens.<br />

Die Übertragbarkeit des aus<br />

spezifischen Prozessdaten erhobenen<br />

Wissens auf ähnliche aber<br />

auch andersartige Prozesse (transfer-learning)<br />

stellt einen aktuellen<br />

Forschungsgegenstand dar. Darüber<br />

hinaus wird daran gearbeitet,<br />

ganze Prozessketten, welche verschiedene<br />

Prozesstechnologien beinhalten,<br />

derart zu digitalisieren,<br />

dass eine übergreifende Optimierung<br />

realisiert werden<br />

■<br />

kann.<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

(IfW) – Universität Stuttgart<br />

www.ifw.uni-stuttgart.de<br />

Foto: IfW, Universität Stuttgart<br />

Erfassung von<br />

Prozessdaten mit<br />

sensorischem<br />

Spannsystem<br />

und Werkzeug<br />

Foto: IfW, Universität Stuttgart<br />

April 2024 51


<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

VOM HYPE ZUM ERFOLGREICHEN TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Maschinelles Lernen im<br />

Produktionsumfeld<br />

Künstliche Intelligenz (KI) bietet viele Einsatzmöglichkeiten in der<br />

Produktion. Hier sorgen KI-basierte Technologien vom Wareneingang<br />

bis zur Endprüfung für mehr Autonomie und Effizienz. Auch für<br />

die Metallbearbeitung entstehen KI-basierte Anwendungen.<br />

KI unterstützt<br />

Roboter beim<br />

Bearbeiten von<br />

Oberflächen, sodass<br />

Bauteile<br />

besser wiederverwendet<br />

werden<br />

können.<br />

Foto: Fraunhofer IPA<br />

Der Autor<br />

Prof.<br />

Marco Huber<br />

Abteilungsleiter<br />

Fraunhofer IPA<br />

Der 30. November 2022 ist ein<br />

Meilenstein der KI-Entwicklung:<br />

Der damals vorgestellte Bot<br />

ChatGPT ist die populärste Errungenschaft<br />

des dritten KI-Frühlings,<br />

einer Phase, in der KI umfassende<br />

Entwicklungsfortschritte erzielt<br />

und Anwendungen auf neuem Niveau<br />

und in einer bis jetzt unbekannten<br />

Breite ermöglicht. Entsprechend<br />

euphorisch sind die<br />

Prognosen rund um den KI-Einsatz.<br />

So beziffert Pricewaterhouse-<br />

Coopers das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />

allein in<br />

Deutschland bis 2030 durch KI<br />

mit elf Prozent oder 430 Mrd.<br />

Euro.<br />

Seit etwa zehn Jahren kommt dreierlei<br />

zusammen, was die massiven<br />

Fortschritte auch schon vor<br />

ChatGPT ermöglicht hat: die Digitalisierung,<br />

die Vernetzung von<br />

Produktionsmaschinen im Kontext<br />

von Industrie 4.0 sowie leistungsstarke<br />

Sensoren und hohe<br />

Rechenkapazität, sodass die großen<br />

Datenmengen auch verarbeitet<br />

und ausgewertet werden können.<br />

Denn Daten sind der Schlüssel für<br />

den Erfolg des maschinellen Lernens<br />

(ML), also des KI-Teilgebiets,<br />

das aktuell am meisten verbreitet<br />

ist. ML ist ein Oberbegriff von<br />

Verfahren, die Modelle anhand<br />

von Daten und darin identifizierten<br />

Mustern lernen. Das daraus resultierende<br />

Wissen setzen sie für<br />

eine bestimmte Ausgabe ein. Was<br />

früher aufwendig programmiert<br />

werden musste, wird jetzt automatisch<br />

generiert. Gelernt wird anhand<br />

von meist vielen Beispielen<br />

oder Lerndaten und oft in Simulationsumgebungen.<br />

Das spart Res-<br />

52 April 2024


<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

sourcen und die reale Anwendung<br />

ist schneller umsetzbar.<br />

Viele Einsatzfelder<br />

Auch wenn aktuell ein ziemlicher<br />

Hype um ML besteht, ist die Technologie<br />

kein Selbstzweck und eignet<br />

sich nicht für alle Probleme<br />

und Anwendungskontexte. Und<br />

doch gibt es ein breites Einsatzspektrum<br />

für ML, sofern die unternehmens-<br />

und anwendungsspezifischen<br />

Rahmenbedingungen geeignet<br />

sind. Beispielhafte Einsatzfelder<br />

in der Produktion können sein:<br />

∙ Eine automatisierte visuelle<br />

Qualitätsprüfung erkennt eine<br />

beschädigte Lieferung.<br />

∙ Die Parameter eines Produktionsprozesses<br />

wie bspw. beim Lackieren<br />

können verbessert werden.<br />

∙ Bei den Produktionsschritten<br />

kann eine KI prädiktive Diagnosen<br />

etwa hinsichtlich des Werkzeugverschleißes<br />

stellen und<br />

auch Anomalien wie Prozessabweichungen<br />

erkennen.<br />

∙ Die Handhabung von Halbzeugen<br />

und Produkten lässt sich<br />

mit kognitiven Robotern wie etwa<br />

beim Griff-in-die-Kiste automatisieren.<br />

∙ Routen für die intralogistischen<br />

Abläufe sind besser planbar.<br />

∙ Und schließlich kann KI die<br />

Endprüfung unterstützen und<br />

beispielsweise Fehlerursachen<br />

erkennen.<br />

KI für die Bearbeitung<br />

In aktuellen Forschungsprojekten<br />

spielt KI auch für die Metallbearbeitung<br />

eine immer wichtigere<br />

Rolle. So entstehen aktuell gemeinsam<br />

mit der Firma Trumpf<br />

zwei KI-Anwendungen. Eine nutzt<br />

KI für eine visuelle Qualitätskontrolle,<br />

um thermische Schnittkanten<br />

zu prüfen. Die zweite aus dem<br />

Projekt „de:karb“ nutzt KI, um<br />

das Nesting-Problem zu lösen, also<br />

um Aufträge auf einem Blech so<br />

passend zu platzieren, dass weniger<br />

Verschnitt entsteht. In einem<br />

DFG-Projekt soll KI für das Gesenkschmieden<br />

genutzt werden,<br />

In einem DFG-Projekt geht es um die KI-gestützte Prozessmodellierung im<br />

Gesenkschmieden bspw. für diese Anlage am IFUM der Uni Hannover.<br />

sodass bspw. aus den Prozessdaten<br />

auf die Qualität des Schmiedeteils<br />

geschlossen werden kann. Und<br />

schließlich ging letztes Jahr das<br />

Projekt „RoboGrind“ zu Ende.<br />

Darin wurde ein flexibles und<br />

hochautomatisiertes KI-System<br />

zur Oberflächenbearbeitung mit<br />

Robotern entwickelt, um die Wiederaufbereitung<br />

von Gerätekomponenten<br />

gegenüber der Neuproduktion<br />

wirtschaftlich zu machen.<br />

Erfolgreich einsteigen<br />

Aus den vielen KI-Projekten am<br />

Fraunhofer IPA lassen sich ‚Learnings‘<br />

bzw. Handlungsempfehlungen<br />

ableiten, wie ein Unternehmen<br />

gut in KI einsteigen kann:<br />

∙ Klein anfangen, groß denken:<br />

Der Einstieg über einzelne Prozessschritte<br />

fällt üblicherweise<br />

leichter. Kleine Erfolge verhelfen<br />

zu Kenntnissen über ML und<br />

sorgen für mehr Vertrauen in die<br />

Technologie.<br />

∙<br />

∙<br />

∙<br />

Zeitig starten: Kurze Entwicklungszyklen<br />

für nützliche Anwendungsfälle<br />

bringen schnell<br />

einen ersten Prototyp.<br />

Nutzenzentriert arbeiten: Der<br />

KI-Einstieg ist meist mehr ein<br />

Thema für die Fachabteilung als<br />

für die IT und die Fachabteilung<br />

erkennt schnell mögliche Mehrwerte.<br />

KI geht alle an: Es gilt, das Vertrauen<br />

und die Bereitschaft der<br />

Belegschaft zu stärken und diese<br />

mitzunehmen, denn wenn nicht<br />

alle an einem Strang ziehen,<br />

kann es unnötige Blockaden im<br />

■<br />

Projekt geben.<br />

Fraunhofer IPA<br />

ipa.fraunhofer.de/cci<br />

Foto: IFUM/Universität Hannover<br />

April 2024 53


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

KONTAKTLOSE ÜBERTRAGUNG VON ENERGIE UND SIGNALEN<br />

Digitale Fabrik: Konnektivität<br />

in der Automation und Robotik<br />

Die digitale Fabrik der Zukunft wird durch die Integration von Automatisierungstechnologien<br />

und Robotik geprägt sein. Eine zentrale<br />

Rolle spielt dabei die Konnektivität, die es ermöglicht, verschiedene<br />

Komponenten miteinander zu verbinden und einen reibungslosen<br />

Informationsaustausch zu gewährleisten.<br />

Der Einsatz<br />

eines induktiven<br />

Koppelsystems<br />

ermöglicht bei<br />

allen MOTIACT-<br />

Greifern eine<br />

360°-Drehung<br />

in beide Richtungen.<br />

Foto: SMW-electronics<br />

Der Autor<br />

Tobias<br />

Schneider<br />

In modernen Produktionsumgebungen<br />

werden eine Vielzahl von<br />

Sensoren und Aktoren eingesetzt,<br />

um Produktionsprozesse zu steuern<br />

und zu überwachen. Ein entscheidender<br />

Aspekt ist die ent -<br />

koppelte Energieversorgung und<br />

Signalübertragung zwischen beweglichen<br />

oder rotierenden und<br />

stationären Einheiten. Um Verschleiß<br />

zu minimieren und die Zuverlässigkeit<br />

zu erhöhen, erfolgt<br />

dies zunehmend kontaktlos. Und<br />

hier kommen induktive Koppelsysteme<br />

ins Spiel, da sie eine<br />

berührungs lose Übertragung von<br />

Energie und Signalen ermöglichen.<br />

SMW-electronics bietet entsprechende<br />

Lösungen für induktive<br />

Koppelsysteme an.<br />

Konnektivität für die<br />

digitale Fabrik<br />

Die steigende Automatisierung bedingt<br />

den zunehmenden Einsatz<br />

von Sensoren und Aktoren auch in<br />

rotierenden oder sich bewegenden<br />

Anlagenteilen. Bisher erfolgte bei<br />

diesen Systemen die Übertragung<br />

von Energie und Signalen mittels<br />

Kabel, Stecker oder Schleifringen.<br />

Das Problem hierbei: Diese Komponenten<br />

verschleißen und sind<br />

anfällig für Verschmutzungen. Die<br />

Lösung sind die kontaktlos arbeitenden<br />

induktiven Koppelsysteme<br />

von SMW-electronics. Diese stehen<br />

in den unterschiedlichsten<br />

Ausführungen sowohl als scheibenförmiger<br />

Koppler mit und ohne<br />

Innendurchgang als auch als zylin-<br />

54 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

derförmige Koppler mit Gewinde<br />

zur Verfügung. Mit ihnen können<br />

die unterschiedlichsten, in mobilen<br />

Anlagenteilen untergebrachten<br />

Aktoren und Sensoren über einen<br />

Luftspalt verschleißfrei an Bussysteme<br />

und die Energieversorgung<br />

angebunden werden. Diese Koppelsysteme<br />

eignen sich ideal für<br />

mechatronische Spann- und Greifsysteme,<br />

welche umfangreiche<br />

Steuerungs- und Überwachungsmöglichkeiten<br />

bieten und daher<br />

besonders geeignet für die Automatisierung<br />

sind. Ein innovativer<br />

Anwendungsfall ist die Kombination<br />

des mechatronischen Greifers<br />

MX mit einem induktiven Koppelsystem:<br />

über die berührungslose<br />

Schnittstelle wird in Roboterapplikationen<br />

die notwendige Energie<br />

für den Greifer übertragen. Gleichzeitig<br />

werden ebenfalls berührungslos<br />

und somit verschleißfrei<br />

die Steuer- und Überwachungssignale<br />

übertragen. Der mechatronische<br />

Greifer kann zudem endlos<br />

rotieren.<br />

Im Bereich der digitalisierten<br />

Spannsysteme spielt ebenfalls die<br />

Überwachung von Prozessparametern<br />

eine entscheidende Rolle. Beispielsweise<br />

bei der verschleißfreien<br />

Wegeabfrage für selbstzentrierende<br />

Lünetten: hier überwacht ein<br />

ultraschallbasierter Sensor kontaktlos<br />

die genaue Position der Lünettenarme<br />

und gibt diese in Signalform<br />

an die Steuerung aus.<br />

Durch ein Schnellwechselsystem<br />

mit induktiver Koppelschnittstelle<br />

kann die Lünette mithilfe eines<br />

Roboters schnell und sicher ein-<br />

und ausgewechselt werden.<br />

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist<br />

die Überwachung der Position von<br />

Greifsystemen, die ebenfalls mit<br />

induktiven Koppelsystemen kombiniert<br />

werden können. Beim Einwechseln<br />

eines Greiferwerkzeugs<br />

wird die integrierte Sensorik des<br />

Greifers mit Energie versorgt und<br />

die Sensorsignale zur Prozessüberwachung<br />

werden zeitgleich übertragen.<br />

Dies ermöglicht den Verzicht<br />

auf kontaktbehaftete, verschleißanfällige<br />

Steckverbindungen<br />

bei Greiferwechselsystemen,<br />

was zu erheblichen Minimierungen<br />

von Stillstandszeiten und Verschleißkosten<br />

führt.<br />

KI-fähige Spann- und<br />

Greifsysteme<br />

Die Integration von Künstlicher<br />

Intelligenz (KI) in die Spann- und<br />

Greifsysteme eröffnet neue Möglichkeiten<br />

für eine adaptive und intelligente<br />

Produktion. Beispielsweise<br />

können lernende Algorithmen<br />

für Spannprofile bei mechatronischen<br />

Spannsystemen dazu<br />

beitragen, die Effizienz und Genauigkeit<br />

der Spannprozesse zu<br />

verbessern. Diese KI-gesteuerten<br />

Systeme können sich an unterschiedliche<br />

Werkstücke und Produktionsanforderungen<br />

anpassen,<br />

was zu einer flexibleren Fertigung<br />

führt. Ein weiterer innovativer Ansatz<br />

besteht darin, präventive Wartungen<br />

durch die Ableitung von<br />

Prozessparametern einzuleiten.<br />

Hierbei kann die KI basierend auf<br />

Prozessdaten und Analysen potenzielle<br />

Probleme frühzeitig erkennen<br />

und entsprechende Wartungsmaßnahmen<br />

vorschlagen.<br />

Dies trägt dazu bei, ungeplante<br />

Stillstände zu minimieren<br />

und die Produktionsausfallzeiten<br />

zu reduzieren. Insgesamt<br />

stellt die Integration von<br />

KI in die Spann- und Greifsysteme<br />

durch SMW einen wichtigen<br />

Beitrag zur Weiterentwicklung der<br />

digitalen Fabrik dar. Diese fortschrittlichen<br />

Technologien tragen<br />

dazu bei, die Produktionsprozesse<br />

zu optimieren, die Flexibilität zu<br />

erhöhen und die Gesamteffizienz<br />

■<br />

in der Fertigung zu steigern.<br />

SMW-electronics GmbH<br />

www.smw-electronics.de<br />

Foto: SMW-electronics<br />

Induktive Koppelsysteme<br />

für verschleißfreie Energie-<br />

und Signalübertragung.<br />

Foto: SMW-electronics<br />

Ultraschall Positionsmesssystem<br />

für Lünetten: Berührungslose und<br />

verschleißfreie Wegeabfrage mittels<br />

Ultraschalltechnologie.<br />

April 2024 55


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

KLEINSTE SPÄNE IN DER WERKZEUGSCHNITTSTELLE TAKTZEITNEUTRAL ERKENNEN<br />

Innovative Zustandsüberwachung<br />

für die Werkzeugspindel<br />

Verschleiß oder zwischen Spindel und Werkzeug eingeklemmte<br />

Späne sorgen für unnötigen Maschinenstillstand. Dem lässt sich mit<br />

dem neuen Sensorsystem von OTT-JAKOB vorbeugen: PLANKO-M<br />

erkennt beim Werkzeugwechsel eingeklemmte Späne rechtzeitig,<br />

noch bevor es zu nicht maßhaltigen Werkstücken kommt.<br />

Ein Komplettspannsystem<br />

von<br />

OTT-JAKOB:<br />

PLANKO-M, ein<br />

Spannsatz mit<br />

Einbauspannkopf<br />

sowie eine Löse -<br />

einheit mit Dreh -<br />

durchführung.<br />

Foto: OTT-JAKOB<br />

Der Autor<br />

Florian Merz<br />

Entwicklungs -<br />

ingenieur<br />

OTT-JAKOB<br />

Spanntechnik<br />

GmbH<br />

Durch Neuentwicklungen und die<br />

optimale Abstimmung von Einzelkomponenten<br />

aufeinander hat sich<br />

das Unternehmen OTT-JAKOB<br />

Spanntechnik GmbH sowohl bei<br />

Serienprodukten als auch bei zahlreichen<br />

Sonderkonstruktionen<br />

weltweit einen guten Ruf für qualitativ<br />

hochwertige Spannsysteme<br />

erarbeitet. Die zunehmende Automatisierung<br />

von Industrieanlagen<br />

erfordert eine zuverlässige und immer<br />

tiefergreifendere Überwachung<br />

der Spanntechnik. Dazu gehört<br />

zudem die Kontrolle der<br />

Werkzeugspannung mittels Überwachung<br />

der Zugstangenposition.<br />

Bestenfalls sollen auch der Zustand<br />

der Löseeinheit sowie unerwünschte<br />

Leckagemengen automatisch<br />

erkannt werden.<br />

Entsprechende Assistenzsysteme<br />

integriert OTT-JAKOB auf Kundenwunsch<br />

in den Werkzeugspanner.<br />

Auch die Qualität des Werkzeugspannvorgangs<br />

lässt sich überwachen.<br />

Verschleiß kann genauso<br />

wie zwischen Werkzeug und Werkzeugschnittstelle<br />

eingeklemmte<br />

Späne zu einem Rundlauffehler am<br />

Werkzeug führen, welcher in nicht<br />

maßhaltigen Werkstücken resultiert.<br />

Übrigens ist auch der Einsatz<br />

eines Reinigungssystems kein Garant<br />

für eine spanfreie Werkzeuganlagefläche.<br />

Denn nicht in allen<br />

Fällen lassen sich Späne durch eine<br />

Reinigung mittels Luftstroms restlos<br />

entfernen.<br />

Es gibt bereits Sensoren, welche<br />

den entstandenen Rundlauffehler<br />

am Werkzeug nach dem Werkzeugwechselvorgang<br />

messen und<br />

einen entsprechenden Alarm melden.<br />

Weitere Systeme, die teilweise<br />

auch von OTT-JAKOB integriert<br />

werden, überwachen die Plananlage<br />

mittels Staudruck oder erken-<br />

56 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: OTT-JAKOB<br />

nen Abweichungen an der Zugstangenposition.<br />

Aber auch diese<br />

Systeme unterliegen Einschränkungen:<br />

Sie erkennen Späne erst<br />

ab einer gewissen Größenordnung<br />

und benötigen teils sehr lange für<br />

die Messung.<br />

Einfach und<br />

kostengünstig<br />

Nun ergänzt OTT-JAKOB sein<br />

Portfolio um einen komplett in die<br />

Spindel integrierten Sensor, der<br />

auch kleinste Werkzeugrundlauffehler<br />

aufgrund von eingeklemmten<br />

Spänen erkennen kann. Das<br />

PLANKO-M genannte Assistenzsystem<br />

erkennt Späne ohne Zeitverlust<br />

und bereits ab einer Größe<br />

von 10 μm. Dabei liegt der Fokus<br />

auf einer einfachen und kos -<br />

tengünstigen Integration in die<br />

Spindel.<br />

Neben einem Lesekopf, welcher<br />

ein vorverarbeitetes Ausgangssignal<br />

direkt an die Maschinensteuerung<br />

liefert, ist lediglich eine Nutstruktur<br />

auf dem Rotor notwendig,<br />

die durch den Lesekopf abgetastet<br />

wird. Ein besonderer Vorteil<br />

ist dabei, dass die Nutstruktur<br />

durch eine einfache Drehbearbeitung<br />

in die Spindelwelle eingebracht<br />

werden kann – wahlweise<br />

nachträglich in einen bereits vorliegenden<br />

Spindelrotor oder aber<br />

direkt während der Wellenfertigung.<br />

Alternativ entwirft OTT-JAKOB<br />

eine passende Adapterbuchse für<br />

die gewünschte Werkzeugschnittstelle,<br />

welche dann kundenseitig<br />

auf die Motorwelle montiert wird.<br />

Das Sensorsystem PLANKO-M<br />

wurde für die Werkzeugschnitt -<br />

stelle HSK-63 entwickelt, die Skalierbarkeit<br />

für weitere Größen<br />

wird derzeit geprüft.<br />

Das Messprinzip basiert auf dem<br />

von Drehgebern bekannten und<br />

bewährten GMR (giant magnetoresistance)<br />

Effekt. Eingeklemmte<br />

Späne führen dabei zu einer Verformung<br />

der Nutstruktur, welche<br />

den Winkel von Magnetfeldlinien<br />

ändern. Der zum Patent angemeldete<br />

Sensor kann durch Signalverarbeitung<br />

und die geschickte Verschaltung<br />

von Einzelsensorelementen<br />

zu einer Messbrücke Umgebungseinflüsse<br />

kompensieren.<br />

Ein weiterer Vorteil: der Sensor arbeitet<br />

werkzeugunabhängig. Somit<br />

ist kein individuelles Teach-In für<br />

unterschiedliche Werkzeuge notwendig.<br />

Intelligent vernetzt<br />

Soll eine Messung gestartet werden,<br />

ist dies dem Sensor über einen<br />

digitalen Eingang oder über ein<br />

IO-Link Kommando mitzuteilen.<br />

Nachdem der Sensor eigenständig<br />

eine komplette Rotorumdrehung<br />

aufgezeichnet und mit einer Referenzmessung<br />

verglichen hat, steht<br />

Das Sensorsystem PLANKO-M erkennt kleinste Abweichungen von der<br />

gewünschten Werkzeugposition mittels Lesekopf und Messstruktur.<br />

Premiere im September 2023: Auf der Messe EMO veranschaulichte<br />

eine per Touchscreen bedienbare Animation die Funktionsweise<br />

von PLANKO-M.<br />

das Messergebnis wahlweise als<br />

Spannungswert oder IO-Link Prozesswert<br />

zur Verfügung und kann<br />

von der Maschinensteuerung auf<br />

das Überschreiten eines festgelegten<br />

Grenzwertes überprüft werden.<br />

Die Messung hat bei einer frei<br />

wählbaren, jedoch gleichbleibenden<br />

Spindeldrehzahl stattzufinden.<br />

Idealerweise findet der Messvorgang<br />

unmittelbar nach dem Werkzeugwechsel<br />

statt, sodass das Resultat<br />

vorliegt, bevor die Spindel<br />

die erste Bearbeitungsposition erreicht<br />

hat. Somit geht durch den<br />

Messvorgang keine Zeit verloren.<br />

Wurde von PLANKO-M keine Abweichung<br />

vom Referenzwert erkannt,<br />

beginnt die Bearbeitung des<br />

■<br />

Werkstücks.<br />

OTT-JAKOB Spanntechnik<br />

GmbH<br />

www.ott-jakob.de<br />

Foto: OTT-JAKOB<br />

April 2024 57


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

VERSCHIEDENSTE VERZAHNUNGEN MIT HELLER PERFORMANCE<br />

Power Skiving als flexible<br />

und hochproduktive Option<br />

Mit dem Technologiezyklus Power Skiving bietet Heller seinen Kunden<br />

ein hochproduktives und flexibles Verfahren zum Wälzschälen verschiedenster<br />

Verzahnungen. Mit Hilfe einer bedienerfreundlichen<br />

Eingabe können auf einem 5-Achs-Bearbeitungszentrum mit Mill-<br />

Turn-Lösung höchste Verzahnungsqualitäten erzielt werden.<br />

Das Wälzschälen<br />

punktet mit weniger<br />

Störkonturen,<br />

mehr Flexibilität<br />

und günstigeren<br />

Werk -<br />

zeugen als beim<br />

Räumen und<br />

beim Wälzfräsen.<br />

Foto: Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH<br />

Der Autor<br />

Daniel Kehl<br />

Projektleiter<br />

Power Skiving /<br />

Technologie -<br />

entwicklung<br />

Gebr. Heller<br />

Maschinenfabrik<br />

GmbH.<br />

Bauteile in einer Aufspannung zu<br />

bearbeiten, hat viele Vorteile: Die<br />

Bearbeitungsgenauigkeit nimmt<br />

ebenso zu wie die Produktivität,<br />

und Aufwendungen im Bauteilhandling<br />

werden reduziert. Damit<br />

Kunden diese Potenziale erschließen<br />

können, integriert Heller sukzessive<br />

weitere Technologien in<br />

seine Bearbeitungszentren. Ein<br />

Beispiel ist das Wälzschälen, mit<br />

dem Anwender*innen von 5-Achs-<br />

Fräszentren Bauteile auch verzahnen<br />

– ohne umzuspannen.<br />

Hochproduktiv<br />

und flexibel<br />

Beim Power Skiving gibt es kaum<br />

Stirnräder, die sich nicht herstellen<br />

lassen. Ob gerade oder schräge<br />

Verzahnung, ob Außen- oder Innenverzahnung<br />

– alles ist problemlos<br />

machbar. Auch ballige Verzahnungen<br />

können über eine komplexe<br />

mathematische Transformation<br />

mit höchster Profiltreue realisiert<br />

werden. Die Kosten für eine extra<br />

Verzahnungsmaschine lassen sich<br />

dabei sparen, das Verfahren ist<br />

zwei- bis dreimal schneller als das<br />

Stoßen und damit weitaus produktiver.<br />

Dazu punktet das Wälzschä-<br />

58 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

len mit weniger Störkonturen,<br />

mehr Flexibilität und günstigeren<br />

Werkzeugen als beim Räumen und<br />

beim Wälzfräsen.<br />

Einfache Integration und<br />

Programmierung<br />

Die einzige Voraussetzung ist, dass<br />

die eingesetzte 5-Achs-Maschine<br />

zusätzlich über die Drehfunktionen<br />

der Heller Mill-Turn-Option<br />

mit dem direkt angetriebenen<br />

Rundtisch verfügt. Ist dies der Fall,<br />

lässt sich die Technologie Wälzschälen<br />

einfach in moderne Siemenssteuerungen<br />

integrieren und<br />

ebenso einfach programmieren.<br />

Selbst Maschinenbediener*innen<br />

mit wenig Verzahnungserfahrung<br />

werden keine Probleme haben, ein<br />

zuverlässig funktionierendes Programm<br />

zu erstellen. Basis dafür ist<br />

ein Technologiezyklus mit klarer<br />

Gliederung und grafisch unterstützter<br />

Eingabemaske. Die Programmierenden<br />

geben hierzu<br />

schrittweise alle relevanten Verzahnungsdaten<br />

ein und bestätigen<br />

diese am Ende. Dann führt der Zyklus<br />

automatisch eine umfangreiche<br />

Plausibilitätsprüfung durch.<br />

Schließt diese erfolgreich ab, lässt<br />

sich der Produktionsprozess starten.<br />

Die Bearbeitung selbst setzt eine<br />

hohe Genauigkeit aller Maschinenachsen<br />

voraus. Im Mittelpunkt<br />

stehen hierbei der Rundtisch mit<br />

dem Werkstück und die Spindel<br />

mit dem Werkzeug. Diese beiden<br />

Rundachsen sind generisch gekoppelt,<br />

da sie exakt synchron rotieren<br />

müssen. Bei diesem hochdynamischen<br />

Prozess wälzen Schälrad<br />

und Werkstück aufeinander ab.<br />

Gleichzeitig führt die Maschine<br />

entlang der Verzahnungsachse einen<br />

gleichmäßigen Vorschub aus,<br />

und trägt so den Span ab. Die<br />

Zahnform ergibt sich letztendlich<br />

aus der synchronen Rotation und<br />

der Form des jeweils eingesetzten<br />

Fräsers.<br />

Kurze Bearbeitungszeit<br />

und hohe Qualität<br />

Auf der EMO 2023 in Hannover<br />

stellte Heller auf dem neuen 5-Achs-<br />

Bearbeitungszentrum F 6000 im<br />

Rahmen einer Performance- und<br />

Technologie-Demobearbeitung in<br />

Stahl die Verzahnungstechnologie<br />

Power Skiving vor. Das Werkstück<br />

wird in einer Aufspannung gedreht,<br />

gefräst, gebohrt und bekommt<br />

schließlich via Wälzschälen<br />

eine Innenverzahnung mit Modul<br />

4 (31 Zähne). Letztere Bearbeitung<br />

nimmt lediglich 80 Sekunden<br />

in Anspruch und erreicht dank der<br />

hochpräzisen Heller Bearbeitungszentren<br />

und des Heller Knowhows<br />

hinsichtlich des Wälzschälprozesses<br />

eine herausragende Qualität<br />

von 6 nach DIN 3961.<br />

Power Skiving erweitert so das<br />

Spektrum der Komplettbearbeitung<br />

auf einfache und zuverlässige<br />

Weise. Dabei halten sich die Zusatzinvestitionen<br />

in engen Grenzen.<br />

Denn es werden lediglich die<br />

jeweiligen Werkzeuge benötigt.<br />

Die im Paket integrierte Sicherheitsoption<br />

ESR sorgt dafür, dass<br />

das Werkzeug im Störfall sofort<br />

aus dem Werkstück springt und<br />

■<br />

kein Schaden entsteht.<br />

Gebr. Heller<br />

Maschinenfabrik GmbH<br />

https://www.heller.biz<br />

Mit Power Skiving<br />

lassen sich<br />

verschiedenste<br />

Zahnformen herstellen:<br />

Außenund<br />

Innenverzahnung,<br />

gerade<br />

und schräg.<br />

Foto: Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH<br />

April 2024 59


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

SOLUTION PROVIDER<br />

Smarte Fertigungslösungen für<br />

eine hocheffiziente Bearbeitung<br />

Die Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH (SW) mit Sitz in Schramberg-<br />

Waldmössingen ist ein international führender Hersteller von smarten Fertigungslösungen.<br />

SW zeichnet sich durch eine klare Mission aus: Durch die<br />

Steigerung von Flexibilität, Produktivität, Modularität und Konnektivität strebt<br />

das Unternehmen die Führung als ganzheitlicher Solution Provider an.<br />

Die BA 711 space für<br />

größere Bauteile sowie<br />

einer B-Achse<br />

Foto: Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH<br />

Der Autor<br />

Michael<br />

Kreuzberger<br />

Produktmanager<br />

Das Portfolio von SW umfasst ein<br />

breites Spektrum an Lösungen, das<br />

von CNC-Bearbeitungszentren mit<br />

modularen Automationssystemen<br />

bis hin zu autonomen Fertigungszellen<br />

und kompletten Fertigungssystemen<br />

mit integrierten Softwarelösungen<br />

reicht. Als weltweit<br />

führender Anbieter von mehrspindligen<br />

Bearbeitungszentren für<br />

die Zerspanung unterschiedlichster<br />

Materialien ist SW in Branchen<br />

wie der Automobilindustrie, Elektromobilität,<br />

Land- und Baumaschinen,<br />

Medizintechnik sowie<br />

Luft- und Raumfahrt vertreten.<br />

BA W08–21 Y1550:<br />

von der Marktanalyse<br />

zum Produkt<br />

Durch umfassende Marktanalysen<br />

und intensive Kundengespräche<br />

hat die Schwäbische Werkzeugmaschinen<br />

GmbH (SW) herausgefunden,<br />

dass insbesondere großformatige<br />

Aluminium-Druckgussbauteile<br />

in der Karosserie von Battery<br />

Electric Vehicles (BEV) zukünftig<br />

vermehrt zum Einsatz kommen<br />

werden. Infolgedessen wurde untersucht,<br />

wie solche Bauteile, die<br />

oft zwar lang, aber nicht besonders<br />

breit oder hoch sind, auf den<br />

Maschinen von SW produktiv und<br />

doppelspindlig bearbeitet werden<br />

können. Dabei kristallisierte sich<br />

die BA W08–21 heraus. Durch das<br />

Aufstellen der Teile aufrecht auf<br />

der 5-Achse und die Verwendung<br />

eines Gegenlagers auf der anderen<br />

Seite sowie die Vergrößerung des<br />

60 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Y-Verfahrwegs ist es sogar möglich,<br />

ein solches Bauteil in einer<br />

einzigen Spannlage vollständig zu<br />

bearbeiten. Dies ermöglicht eine<br />

effiziente und präzise Fertigung.<br />

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass<br />

die BA W08–21 Y1550 mit einem<br />

Störkreis je Aufspannplatz (2 Stück)<br />

von Ø800 und einer Länge von<br />

über 1.800 mm eine Vielzahl<br />

solcher Rahmenbauteile doppelspindlig<br />

bearbeiten kann. Diese<br />

Flexibilität ermöglicht es SW,<br />

schnell und präzise auf die Anforderungen<br />

des Marktes zu reagieren.<br />

Im Bereich der Produktivität<br />

konnte SW ein deutliches Beispiel<br />

verzeichnen: ein Gehäuse für die<br />

Leistungselektronik eines Elektroautos.<br />

Bisher wurde dieses Bauteil<br />

auf zwei Maschinen in zwei Aufspannungen<br />

bearbeitet, was zu einer<br />

Taktzeit von ca. 28 Minuten<br />

für 2 Teile führte.<br />

Durch den Einsatz der BA<br />

W08–21 Y1550 kann das Bauteil<br />

nun in einer Aufspannung in nur<br />

ca. 17 Minuten für 2 Teile bearbeitet<br />

werden. Dies entspricht einer<br />

Reduzierung der Zykluszeit um ca.<br />

40% Prozent. Diese Effizienzsteigerung<br />

ermöglicht eine schnellere<br />

und effektivere Fertigung.<br />

BA 711 space mit<br />

B-Achse: vom Kundenwunsch<br />

zum Produkt<br />

Ein Kunde wandte sich an SW, da<br />

er große Stahlbauteile aus verschiedenen<br />

Produktfamilien fertigen<br />

muss. Diese Bauteile haben<br />

maximale Abmessungen von etwa<br />

1.300 x 500 x 700 mm und wiegen<br />

bis zu 800 kg. In enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden<br />

wurde eine Lösung entwickelt: Die<br />

BA 711 wurde modifiziert. Anstelle<br />

der serienmäßigen horizontalen 4.<br />

Achse (A-Achse) wurde eine vertikale<br />

B-Achse eingebaut. Mithilfe<br />

einer flexiblen Spannvorrichtung<br />

können nun alle Bauteile in einer<br />

einzigen Aufspannung bearbeitet<br />

werden. Um alle Bearbeitungswerkzeuge<br />

für die verschiedenen<br />

Produktfamilien abzudecken, wurde<br />

das Werkzeugmagazin vergrößert.<br />

Die Maschine kann nun 270<br />

HSK-A100 Werkzeuge aufnehmen.<br />

Die Beladung der schweren<br />

Bauteile erfolgt weiterhin mittels<br />

Automation. Diese Flexibilität ermöglicht<br />

es den Kunden, ihre geforderten<br />

Bauteile effizient und<br />

präzise in nur einer Maschine und<br />

einer Aufspannung zu bearbeiten.<br />

Insgesamt hat sich SW mit ihren<br />

innovativen Lösungen und ihrer<br />

Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse<br />

als Vorreiter für intelligente<br />

Fertigungslösungen erwiesen.<br />

Die BA W08–21 Y1550 und<br />

die modifizierte BA 711 space sind<br />

Beispiele für die Flexibilität und<br />

Anpassungsfähigkeit von SW, um<br />

den sich ständig ändernden Anforderungen<br />

des Marktes gerecht zu<br />

werden. Diese Maschinen ermöglichen<br />

nicht nur eine effizientere<br />

Produktion, sondern auch eine<br />

präzisere Bearbeitung, was letzt-<br />

Effiziente Ein-Spannlagen-Fertigung<br />

durch aufrechte 5-Achsen-Positionierung<br />

mit Gegenlager und erweitertem<br />

Y-Verfahrweg für präzise Bauteilbearbeitung.<br />

endlich zu einer Steigerung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Kunden<br />

führt.<br />

Mit einem klaren Fokus auf Innovation<br />

und Kundenzufriedenheit<br />

bleibt SW ein führender Anbieter<br />

von Smart Manufacturing Solutions<br />

und wird auch in Zukunft Maß -<br />

■<br />

stäbe in der Branche setzen.<br />

Schwäbische<br />

Werkzeugmaschinen GmbH<br />

www.sw-machines.com<br />

Foto: Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH<br />

Foto: Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH<br />

Foto: Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH<br />

Großzügiger Zugang der BA W08–21 für eine gute Be-/Entladung<br />

mittels automatischer Beladetüre<br />

BA W08–21 verfügt über einen erweiterten Y-Verfahrweg mit<br />

1.550 mm<br />

April 2024 61


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

DIE SCHEIBENBREMSE DER ZUKUNFT<br />

Warum das Schleifen von Bremsscheiben<br />

neu erfunden wurde<br />

Die Reduktion von Emissionen war in Bezug auf den Umweltschutz<br />

lange Zeit hauptsächlich mit dem Verbrennen fossiler Brennstoffe<br />

und dem Einsatz von Verbrennungsmotoren verknüpft. Jedoch plant<br />

die bevorstehende Einführung der Euro 7 Abgasnorm erstmals eine<br />

ganzheitliche Regulierung der Feinstaubemissionen. Dies lenkt nun<br />

den Fokus auf den Abrieb von Reifen und den Bremsen.<br />

Schleifprozess<br />

hartstoffbeschichteter<br />

Bremsscheiben<br />

– Supfina<br />

Planet BD<br />

Foto: Supfina<br />

Der Autor<br />

Michael Wöhrle<br />

Leiter F&E<br />

Supfina<br />

Grieshaber<br />

GmbH & Co. KG.<br />

Als Feinstaub zählen Partikel die<br />

kleiner als PM10, bedeutet im<br />

Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer<br />

im Durchmesser sind. Solche<br />

feinen Partikel können tief in<br />

die Lunge eindringen und besonders<br />

feine Partikel den Weg bis in<br />

den Blutkreislauf finden.<br />

Die notwendige Feinstaubreduktion<br />

hat die Dringlichkeit von Innovationen<br />

zur Herstellung hartstoffbeschichteter<br />

Bremsscheiben verstärkt.<br />

Diese speziell beschichteten Bremsscheiben,<br />

die einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Reduzierung von Feinstaub-Emissionen<br />

leisten und gleich -<br />

zeitig den erforderlichen Korrosionsschutz<br />

für Elektrofahrzeuge<br />

bieten, rücken in den Mittelpunkt.<br />

Das Hartstoffschleifen ist eine Herausforderung<br />

für Schleifmaschine<br />

und Werkzeug. Vor allem, wenn<br />

Wolfram-, Titan- oder Niobcarbid<br />

mittels Laserauftragsschweißen<br />

(LMD), extremem Hochgeschwindigkeits-Laserauftragsschweißen<br />

(EHLA), Hochgeschwindigkeits-<br />

Flammspritzen (HVOF) oder Kaltgasspritzen<br />

(CGS) aufgetragen worden<br />

sind. Supfina ist technologieoffen<br />

unterwegs, stellt sich aber<br />

vor allem auf das Laserauftragsschweißen<br />

und das Kaltgasspritzen<br />

ein. In diesem dynamischen Umfeld<br />

hat Supfina eine Schlüsselrolle<br />

eingenommen. Mit der Einführung<br />

der Supfina Planet BD, einem<br />

spezialisierten System für das<br />

62 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Schleifen von hartstoffbeschichteten<br />

Bremsscheiben, werden neue<br />

Standards in Sachen Präzision und<br />

Effizienz gesetzt.<br />

In Zusammenarbeit mit Bremsscheibenherstellern<br />

und -Beschichtern<br />

entwickelte Supfina eine wirtschaftliche<br />

Lösung für das Doppelplanschleifen<br />

der Bremsscheiben.<br />

Diese Lösung berücksichtigt die<br />

gesamte Prozesskette und stimmt<br />

den Schleifprozess präzise auf vorherige<br />

Arbeitsschritte ab.<br />

Präzision und<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Durch ein zum Patent angemeldetes,<br />

kraftneutrales Schleifverfahren,<br />

erreicht die Supfina Planet BD<br />

eine signifikante Verbesserung der<br />

Form- und Lagetoleranzen. Diese<br />

Methode optimiert nicht nur die<br />

Werkzeuglebensdauer, sondern reduziert<br />

auch die Stückkosten erheblich.<br />

Darüber hinaus gewährleistet das<br />

Maschinenbett aus Mineralguss eine<br />

hohe Präzision, da es eine ausgezeichnete<br />

thermische Stabilität,<br />

Schwingungsdämpfung und chemische<br />

Beständigkeit gegenüber<br />

Kühlschmierstoffen bietet.<br />

Die Planet BD zeichnet sich durch<br />

ihre spezifische Anpassungsfähigkeit<br />

an das Schleifen beschichteter<br />

Bremsscheiben aus. Ihre Be- und<br />

Entladung kann für verschiedene<br />

Zu- und Abführsysteme automatisiert<br />

werden, was eine reibungslose<br />

Integration in unterschiedliche<br />

Fertigungsprozesse ermöglicht und<br />

zu weiteren Kosteneinsparungen<br />

führt.<br />

Eine zukunftsweisende<br />

Lösung<br />

Die Supfina Planet BD kombiniert<br />

technologische Innovationen mit<br />

einer präzisen Ausführung, um den<br />

heutigen Anforderungen in der<br />

Foto: Supfina<br />

Supfina Grieshaber<br />

GmbH & Co. KG<br />

www.supfina.com<br />

Mineralguss-<br />

Maschinenbett<br />

mit hervorragendem<br />

Dämpfungsverhalten.<br />

Bremsentechnologie gerecht zu<br />

werden. Ihre Fähigkeit, sowohl die<br />

Leistung als auch die Nachhaltigkeit<br />

zu verbessern, macht sie zu einem<br />

relevanten Beitrag in einem<br />

sich rasch entwickelnden Sektor.<br />

Dies deutet darauf hin, dass die<br />

Supfina Planet BD nicht nur eine<br />

Antwort auf gegenwärtige Herausforderungen<br />

bietet, sondern auch<br />

das Potenzial hat, die Standards in<br />

der Zukunft der Bremssystemfertigung<br />

zu<br />

■<br />

beeinflussen.<br />

Die Supfina<br />

Planet BD<br />

bereits erfolgreich<br />

im Einsatz<br />

Foto: Supfina<br />

April 2024 63


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

ADAPTCUT — KI UNTERSTÜTZTE MIKROZERSPANUNG<br />

KI und maschinelle Zerspanung:<br />

ein Duo mit Zukunft!<br />

Die Firma Louis Bélet S.A. hat sich zum Ziel gesetzt, die Mikrozerspanung<br />

durch Künstliche Intelligenz zu revolutionieren. Dabei werden<br />

präzisere Prognosen erstellt, Werkzeugpfade und Schnittparameter<br />

optimiert und sogar Werkzeuggeometrien automatisch angepasst.<br />

Dies steigert die Effizienz, senkt Kosten und verbessert die<br />

Produktqualität.<br />

Durch KI generiertes<br />

Bild eines<br />

von KI unterstützten<br />

Mikrozerspanungsvorgangs<br />

/ Quelle:<br />

Louis Bélet S.A,.<br />

erstellt mit<br />

DALL-E<br />

Foto: Louis Bélet<br />

Der Autor<br />

Sinan Akyol<br />

Technischer<br />

Berater<br />

Louis Bélet S.A.<br />

Das Projekt „AdaptCUT“ stellt<br />

eine wegweisende Fusion von<br />

Künstlicher Intelligenz (KI) und<br />

Zerspanungstechnik dar, die darauf<br />

abzielt, die Effizienz und Präzision<br />

in der Mikrozerspanung<br />

zu steigern. Die Zusammenarbeit<br />

von der Hochschule ARC, Chiron<br />

Suisse und Louis Bélet verfolgt den<br />

Zweck, mittels „AdaptCUT“ innovative<br />

Lösungen zu entwickeln,<br />

die die Bearbeitungstechniken verbessern<br />

und die Produktionseffizienz<br />

erhöhen.<br />

Der Einsatz von KI setzt jedoch ein<br />

grundlegendes Verständnis des<br />

Konzepts voraus. Mit KI wird das<br />

Simulieren menschlicher Intelligenz<br />

mithilfe von Maschinen und Programmen<br />

bezeichnet. KI fungiert<br />

als Blackbox, die eine Fülle von<br />

Daten aufnimmt, um optimale Ergebnisse<br />

zu liefern. Im Kontext der<br />

Zerspanung bietet KI immense Vor-<br />

64 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: Louis Bélet<br />

teile, da sie komplexe Datenmengen<br />

verarbeitet, unerwartete Beziehungen<br />

erkennt und die Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

maximiert.<br />

Der Ursprung des Projekts<br />

„AdaptCUT“ liegt in der Entwicklung<br />

der Micro5-Maschine an der<br />

Hochschule Arc. Diese innovative<br />

Maschine, konzipiert für die Bearbeitung<br />

kleiner Werkstücke, diente<br />

als Ausgangspunkt für das MiLL-<br />

Projekt (MicroLean Lab), das für<br />

die Vision einer autonomen Mikrofabrik<br />

steht. Louis Bélet war von<br />

Anfang an Partner dieses Projekts<br />

und beteiligte sich aktiv an der<br />

Entwicklung spezieller Werkzeuge<br />

für die Bearbeitungszelle.<br />

Im Vordergrund des Projekts<br />

„AdaptCUT“ steht die Fähigkeit<br />

der Maschine, sich selbst zu optimieren.<br />

Dazu gibt es verschiedene<br />

Module. Das erste Modul, Opti-<br />

COM, ermöglicht eine grobe Bestimmung<br />

der Schnittparameter<br />

für bestimmte Werkzeug-Material-<br />

Paare. Ein weiteres Modul,<br />

AdaptCUT CC, bietet eine Webschnittstelle<br />

für die Benutzung der<br />

Micro5-Maschine zur Bearbeitung<br />

und Datengenerierung. Das Modul<br />

AdaptCUT GO richtet sich an<br />

Werkzeughersteller und nutzt KI,<br />

um neue Werkzeuge mit optimierten<br />

Geometrien zu entwickeln.<br />

Die Integration von „AdaptCUT“<br />

Durch KI generiertes Bild von KI als «Blackbox» / Quelle: Louis Bélet S.A., erstellt<br />

mit DALL-E<br />

in andere Systeme wie ToolFinder<br />

und Skylight ermöglicht eine nahtlose<br />

Datenübertragung und optimiert<br />

den Werkzeugauswahlprozess.<br />

Dies schafft massgeschneiderte<br />

Lösungen für die Kunden und<br />

verbessert die Effizienz der Zerspanungstechniken.<br />

Es ist jedoch<br />

wichtig zu betonen, dass trotz des<br />

Potenzials der KI menschliche Aufsicht<br />

und Kontrolle unerlässlich<br />

sind, um sicherzustellen, dass die<br />

Ergebnisse den Vorstellungen entsprechen<br />

und brauchbar sind.<br />

Die Zukunft in der Zerspanungstechnik<br />

ist mit KI vielversprechend.<br />

Es eröffnen sich neue Möglichkeiten<br />

für Effizienzsteigerungen<br />

und Produktivitätsverbesserungen.<br />

Dennoch braucht es eine<br />

sorgfältige und kritische Herangehensweise,<br />

um sicherzustellen, dass<br />

die Technologie verantwortungsvoll<br />

eingesetzt wird. „AdaptCUT“<br />

repräsentiert einen wichtigen<br />

Schritt in diese Richtung und<br />

könnte den Weg für weitere Innovationen<br />

in der Zerspanungsbranche<br />

■<br />

ebnen.<br />

Louis Bélet S.A.<br />

www.louisbelet.ch<br />

Foto: Louis Bélet<br />

Durch KI generiertes<br />

Bild eines<br />

Menschen, der die<br />

KI an der Line<br />

hält / Quelle:<br />

Louis Bélet S.A.,<br />

erstellt mit<br />

DALL-E<br />

April 2024 65


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

PRODUKTIVITÄT UND FLEXIBILITÄT AB STÜCKZAHL 1 MIT DER RICHTIGEN STRATEGIE<br />

Digitalisieren und Automatisieren<br />

von Fertigungsprozessen<br />

Mit Automation lässt sich die Produktivität in der Zerspanung steigern.<br />

Mit Digitalisierung und der richtigen Strategie bleibt dabei die für die<br />

Einzelteil- und Kleinserienfertigung notwendige Flexibilität erhalten.<br />

Foto: Tebis AG<br />

Die Automatisierung mit Plattenwechslern oder Handlingsystemen erhöht die Produktivität in der Einzelteilfertigung.<br />

Der Autor<br />

Christoph<br />

Brückner<br />

Key Account<br />

Management /<br />

Regionalvertrieb<br />

Die Automatisierung in der spanenden<br />

Fertigung wird von unterschiedlichen<br />

Faktoren getrieben –<br />

wie Kostendruck, Fachkräftemangel<br />

oder dem Wunsch nach höherer<br />

Produktivität. Dabei sollen<br />

mehr unterschiedliche Bauteile<br />

schneller gefertigt werden. Daher<br />

darf die Effizienzsteigerung nicht<br />

zu Lasten der Flexibilität gehen.<br />

Dies gilt für die Kleinserien- und<br />

Einzelteilfertigung gleichermaßen.<br />

Bei Neuinvestitionen in Bearbeitungszentren<br />

wird mittlerweile ein<br />

hoher Anteil von Anfang an mit<br />

Automatisierungslösung oder entsprechender<br />

Vorbereitung beschafft.<br />

Gleichzeitig gibt es einen<br />

erheblichen Markt für die Nachrüstung<br />

von Maschinen mit entsprechender<br />

Automatisierung.<br />

Zum Einsatz kommen dabei Plattenwechsler,<br />

Handlingsysteme etc.<br />

Stabile Prozesse für erfolgreiche<br />

Automatisierung<br />

Sind die Anlagen in der Lage ein<br />

Bauteil nach dem anderen zu fertigen,<br />

setzt dies einen ausreichend<br />

stabilen Fertigungsprozess voraus.<br />

Denn manuelle Eingriffe in den<br />

laufenden Prozess unterbrechen<br />

die Automatisierung. Damit diese<br />

den erhofften Vorteil bringen<br />

kann, müssen Fertigungsaufträge<br />

vollständig und sicher sein, ehe<br />

diese auf die Maschine gehen. Das<br />

bedeutet, dass die Maschine nach<br />

dem Aufspannen eines Rohteils<br />

und dem Bereitstellen der erforderlichen<br />

Werkzeuge ein NC-Programm<br />

benötigt, das alle notwendigen<br />

Operationen bis zum Abspannen<br />

des Bauteils enthält. Dieses<br />

NC-Programm muss technologisch<br />

vollständig und fehlerfrei<br />

sein.<br />

66 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Um dieses Ziel zu erreichen sind Digitalisierung<br />

und Automatisierung<br />

im Vorfeld der Maschine, also vor<br />

der Zerspanung notwendig. Wenn<br />

alle Aufgaben vorher in der virtu -<br />

ellen Welt mit exakten digitalen<br />

Zwillingen vorbereitet werden, gibt<br />

es bei der Abarbeitung keine Über -<br />

raschungen. Verfügt beispielsweise<br />

der Programmierer über ein genaues<br />

digitales Modell der geplanten<br />

Spannsituation und Maschine und<br />

arbeitet mit digitalen Zwillingen<br />

der Zerspanungswerkzeuge inklu -<br />

sive exakter geometrischer Daten<br />

und technologieerprobter Schnittwerte,<br />

entsteht ein NC-Programm,<br />

das bereits die meisten der oben genannten<br />

Anforderungen erfüllt. Eine<br />

anschließende komplette Simulation<br />

in der CAD/CAM-Umgebung<br />

bringt die letzte Sicherheit für alle<br />

Verfahrbewegungen und Endschalter.<br />

Dafür sorgt auch die Ausgabe<br />

über einen zertifizierten vom CAD/<br />

CAM-Hersteller gelieferten Postprozessor.<br />

So entstehen komplette<br />

NC-Programme mit Sequenzen für<br />

das Drehen, Fräsen, Bohren und sogar<br />

das prozess-integrierte Messen.<br />

Schnell zum<br />

NC-Programm mit<br />

Wissensbibliotheken<br />

Automatisierte Bearbeitungszentren<br />

im 24/7-Betrieb haben einen hohen<br />

Durchsatz an Teilen und benötigen<br />

folglich ein hohes Volumen<br />

an NC-Programmen. Dieser hohe<br />

Bedarf an „perfekten“ NC-Programmen<br />

darf aber nicht den Aufwand<br />

für Arbeitsvorbereitung und<br />

Programmierung erhöhen, denn<br />

sonst verringert dies den Effizienzgewinn<br />

der Automatisierung.<br />

Daher muss der Prozess der NC-<br />

Programmierung automatisiert werden.<br />

Dazu wird das im Unternehmen<br />

vorhandene Fertigungswissen<br />

gesammelt, abgespeichert und als<br />

automatisierte Regel in einer Wissensbibliothek<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Diese Regeln können für ganze<br />

Bauteilklassen den Durchlauf<br />

vom Dateneingang über die Datenaufbereitung<br />

und Vorbereitung der<br />

Spannsituation bis hin zum fertigen<br />

NC-Programm auf wenige Aktionen<br />

für den Anwender reduzieren.<br />

Exakte digitale Zwillinge aller Fertigungsmittel (Werkzeuge, Spannmittel, Maschinen etc.) im CAD/<br />

CAM-System führen zu vollständigen und fehlerfreien NC-Programmen.<br />

Mit Strategie zur<br />

Automatisierung<br />

Eine erfolgreiche automatisierte<br />

Einzelteilfertigung aufzubauen, ist<br />

für viele Betriebe ein Paradigmenwechsel,<br />

der mit der richtigen Strategie<br />

angegangen werden muss.<br />

Dabei hilft es, einen externen Partner<br />

mit ins Boot zu holen, der Erfahrung<br />

mitbringt, um die Automatisierung<br />

anhand des Produktportfolios<br />

richtig zu dimensionieren<br />

und die erforderlichen vernetzten<br />

und sicheren Prozessketten<br />

aufzubauen. Ein weiterer wichtiger<br />

Aspekt beim Aufbau einer<br />

automatisierten Fertigung ist es,<br />

Tebis Technische<br />

Informationssysteme AG<br />

www.tebis.com<br />

Mit Wissensbibliotheken, die Fertigungswissen als automatisierte Regel zur Verfügung stellen, kann<br />

der Durchlauf vom Dateneingang über die Arbeitsvorbereitung bis hin zum fertigen NC-Programm<br />

auf wenige Aktionen reduziert werden.<br />

alle Beteiligten für das Projekt zu<br />

motivieren und entsprechend zu<br />

qualifizieren. Auch dies kann der<br />

externe Partner übernehmen, um<br />

das Tagesgeschäft möglichst wenig<br />

zu beeinträchtigen.<br />

Zerspanungsbetriebe, die in ihrer<br />

Fertigung Digitalisierung und Automatisierung<br />

etabliert haben,<br />

profitieren von hohem Durchsatz<br />

und gutem Anpassungsvermögen.<br />

Dadurch gewinnen sie die nötige<br />

■<br />

Effizienz und Flexibilität.<br />

Foto: Tebis AG<br />

Foto: Tebis AG<br />

April 2024 67


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

HYBRIDE FERTIGUNG VON METALLBAUTEILEN<br />

CNC meets SolidCAM Additive<br />

Wenngleich der 3D Druck die zerspanende Fertigung niemals ersetzen<br />

kann, birgt er für viele Unternehmen große Potentiale in der Fertigung.<br />

Mit Binder-Jetting & SolidCAM lassen sich komplexe Werkstücke<br />

wirtschaftlich und in hoher Stückzahl nahezu endfertig drucken und<br />

effizient spanend bearbeiten.<br />

Durchgängige<br />

Lösung: 3D gedruckter<br />

Knochenplattenrohling<br />

mit Setter-Struktur<br />

für das Sintern.<br />

CNC-Nachbearbeitung<br />

mit SolidCAM<br />

programmiert<br />

Foto: SolidCAM<br />

Die Autoren<br />

Simon Sommer<br />

& Jörg Vollmann-<br />

Schipper<br />

SolidCAM GmbH<br />

Mit dem beinahe vierzigjährigen<br />

Know-how im CAD/CAM Bereich<br />

und der Zerspanungstechnik will<br />

das Additive-Team von SolidCAM<br />

Fertigungsunternehmen und CNC-<br />

Dienstleistern den Einstieg in diese<br />

Zukunftstechnologie erleichtern.<br />

Als nahtlos integrierte CAM-<br />

Lösung für Solidworks, Solid Edge<br />

und Inventor unterstützt Solid-<br />

CAM bekanntermaßen sämtliche<br />

CNC-Maschinentypen und Bearbeitungen<br />

der subtraktiven Fertigungsverfahren.<br />

Dazu zählt neben<br />

der iMachining-Technologie, die in<br />

vielen Branchen die Zerspanungsprozesse<br />

massiv beschleunigt hat,<br />

auch die CAM-Software für mehrkanalige<br />

CNC-Bearbeitungszentren<br />

und komplexe CNC-Langdrehmaschinen<br />

von SolidCAM.<br />

Die beispielhafte Fertigung eines<br />

Messerkopf-Werkzeugs mit Innenkühlung<br />

oder die kosteneffizientere<br />

Herstellung des Griffstücks eines<br />

medizintechnischen Wirbelsäulen-Instruments<br />

belegen, dass<br />

der 3D Druck in Kombination mit<br />

SolidCAM für die nachfolgende<br />

CNC-Bearbeitung technologisch<br />

und wirtschaftlich bedeutende<br />

Vorteile bietet. Gedruckt wurden<br />

die Werkstücke im Shop System<br />

von Desktop Metal, welches problemlos<br />

in eine moderne Fertigungsumgebung<br />

integriert werden<br />

kann. Das Shop System erschließt<br />

mit der fortschrittlichen Binder-<br />

Jetting-Druckmethode einen vollständig<br />

neuen Markt für Fertigungsbetriebe.<br />

Kleine, einbaufertige<br />

Metallbauteile lassen sich damit<br />

kostengünstig und mit hoher<br />

Oberflächengüte in beispielloser<br />

Geschwindigkeit und Produktivität<br />

drucken. Und dies 10-mal<br />

schneller und zu einem Bruchteil<br />

der Kosten im Vergleich zu laserbasierten<br />

3D-Drucksystemen.<br />

Natürlich ist der gesamte 3D<br />

Druckprozess von Metallteilen<br />

nicht frei von Tücken und möglichen<br />

Fallstricken, die es zu be -<br />

achten gilt. Gravitationsbedingt<br />

schrumpfen die Werkstücke beispielsweise<br />

beim Sintern nicht<br />

gleichmäßig. Aus diesem Grund<br />

unterstützt Desktop Metal den<br />

Anwender mit der Software „Live<br />

Sinter“, welche den Sinter-Prozess<br />

simulieren kann. Die Softwarelösung<br />

soll Fehler bei der Fertigung<br />

hochpräziser Teile mit pulverme-<br />

68 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

In der Software-<br />

Lösung Fabricate<br />

kann der Anwender<br />

die 3D Druck-<br />

Jobs und Befüllung<br />

des Pulverkastens<br />

optimal steuern.<br />

Foto: SolidCAM<br />

tallurgie-basierten Verfahren wie<br />

dem Binder-Jetting eliminieren. Sie<br />

korrigiert unter anderem die<br />

Schrumpfung und Verformung<br />

von 3D-Druckteilen direkt beim<br />

Sintern, indem sie die Geometrie<br />

der Werkstücke bereits vor dem<br />

Druck entsprechend anpasst.<br />

Durch die Verbesserung der Formund<br />

Maßtoleranzen gesinterter<br />

Teile wird der Erstteilerfolg bei<br />

komplexen Geometrien verbessert,<br />

und Kosten sowie Zeitaufwand für<br />

die Nachbearbeitung reduzieren<br />

sich.<br />

Hybrid Manufacturing<br />

Der Grund für den Einstieg von<br />

SolidCAM in das Thema „AM“<br />

waren die gewaltigen Fortschritte<br />

speziell mit dem Binder-Jetting-<br />

Verfahren von Desktop Metal.<br />

Dieses bietet von der Medizintechnik<br />

über den Automobilbau bis<br />

hin zur Luft- und Raumfahrt neue<br />

Möglichkeiten für innovative Designlösungen,<br />

effizientere Fertigungsprozesse<br />

und die Herstellung<br />

individueller Produkte bis hin zur<br />

Großserienfertigung. Unter dem<br />

Stichwort „Hybrid Manufacturing“<br />

offeriert SolidCAM jetzt<br />

nicht nur seinen CAM-Kunden<br />

ganzheitliche, kombinierte Lösungen<br />

für den 3D-Druck und die<br />

CNC-Bearbeitung. In Deutschland<br />

und den USA wurden die CAMund<br />

CNC-Technologiezentren bereits<br />

um Additive Manufacturing-<br />

Systeme erweitert.<br />

Gesamtkosten im Blick<br />

Zahlreiche erfolgreich umgesetzte<br />

Additiv-Projekte sprechen für sich.<br />

Am Beispiel einer Implantat-Knochenplatte<br />

lassen sich die Vorteile<br />

einer hybriden Fertigung schnell<br />

aufzeigen. Klar ist: Dank leistungsfähiger<br />

CAM-Module wie Solid-<br />

CAM iMachining und Sim 5X<br />

kann die Knochenplatte selbst in<br />

anspruchsvollsten Materialien sehr<br />

effizient aus dem Vollen zerspant<br />

werden. Mittels 3D-Druck erübrigt<br />

sich jedoch die Schrupp-Bearbeitung,<br />

was die Gesamtherstellungskosten<br />

reduziert. Der 3D Metalldruck<br />

ist zudem denkbar einfach:<br />

Das 3D Modell wird in der Fabricate-Software<br />

von DM eingelesen,<br />

danach läuft der gesamte Druckund<br />

Sinterprozess dank interaktiver<br />

Softwareunterstützung nahezu<br />

vollautomatisch ab. Sofort nach<br />

dem Abkühlen der gedruckten<br />

Bauteile sind diese voll belastbar<br />

und können auf einem CNC-Bearbeitungszentrum<br />

spanend nachbearbeitet<br />

■<br />

werden.<br />

SolidCAM GmbH<br />

https://www.solidcam.de<br />

Foto: SolidCAM<br />

State-of-the-Art:<br />

SolidCAM Additive-Teilespektrum<br />

für den 3D<br />

Metalldruck.<br />

April 2024 69


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

INNOVATIVE LÖSUNG ZUR GENERIERUNG VON WERKZEUGSTAMMDATEN<br />

Werkzeugdaten aus verschiedenen<br />

Datenquellen zusammenführen<br />

Wer längere Rüst- und Stillstandszeiten vermeiden will, muss das<br />

Werkzeugmanagement im Griff haben. Das Hindernis zu einer umfassenden<br />

Werkzeugverwaltung liegt oft in der zeit- und fachkraftintensiven<br />

Datenerfassung. Das Schürfen von Werkzeuginformationen<br />

aus diversen Datenquellen bietet hier neue Chancen.<br />

Werkzeug-Community<br />

– Austausch<br />

von Werkzeugdaten<br />

über<br />

die EVO-Werkzeugcloud<br />

im<br />

geschützten und<br />

qualitätsgeprüften<br />

Datenraum<br />

Foto: EVO<br />

Der Autor<br />

Jürgen<br />

Widmann<br />

Geschäftsführer<br />

EVO Informations -<br />

systeme GmbH<br />

Für diese Aufgabe – die Gewinnung<br />

und umfassende Nutzung<br />

von Werkzeugdaten – hat der Digitalisierungsspezialist<br />

EVO Informationssysteme<br />

ein neuartiges<br />

Konzept realisiert. Seit Jahrzehnten<br />

entwickelt das Unternehmen<br />

modulare Softwarelösungen für<br />

die Industrie, die sich schnittstellenfrei<br />

als ganzheitliches Fabrik-<br />

Organisationssystem zum Management<br />

aller Ressourcen kombinieren<br />

lassen. Als „digitale Assistenten“<br />

helfen diese Informationssysteme,<br />

die betrieblichen Abläufe<br />

im Industriebetrieb schneller, effizienter<br />

und produktiver zu gestalten.<br />

Potenzial Werkzeug -<br />

organisation<br />

In vielen metallverarbeitenden<br />

Unternehmen blieb bislang das<br />

Werkzeugmanagement ein weißer<br />

Fleck auf der IT-Landkarte. Das<br />

liegt auch daran, dass die Zer -<br />

spaner das Potenzial und den<br />

Nutzen eines Werkzeugmanagement-Systems<br />

als eher gering an -<br />

sahen. Deshalb beschränkte sich<br />

die Werkzeugverwaltung auf die<br />

Beschaffung und Ausgabe von<br />

Werkzeugkomponenten. Dabei<br />

bleibt das ganze Datenpotenzial<br />

von der Werkzeugbeschaffung bis<br />

zur Werkzeugverwendung in den<br />

Werkzeugmaschinen ungenutzt.<br />

Die Ausgangslage sieht so aus,<br />

dass in den Betrieben eine Unmenge<br />

an Werkzeugen in überdimensionierten<br />

Werkzeugmagazinen<br />

70 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

von Maschinen und in zahlreichen<br />

Werkzeugschränken gebunkert<br />

wird. Einmal zusammengebaut,<br />

befinden sich die Komplettwerkzeuge,<br />

die hohe Sachwerte darstellen,<br />

unkontrolliert im Umlauf.<br />

Nicht nur ihr Aufenthaltsort ist<br />

aus Sicht der Digitalisierung und<br />

Datenverwaltung unbekannt, sondern<br />

auch ihr Zustand.<br />

Das ändert sich mit der synergetischen<br />

Werkzeugorganisation von<br />

EVO. Sie betrachtet die Werkzeuge<br />

sowohl physisch als auch digital.<br />

Ein zentrales Schlüsselelement ist<br />

dabei die Identifikation eines<br />

Werkzeugs über eine eindeutige<br />

Ident-Nummer und deren Verwendung<br />

von der Beschaffung bis zum<br />

Verbrauch in den Maschinen. Um<br />

das Zerspanungs-Know-how in einem<br />

Unternehmen nutzbar zu machen,<br />

bedarf entweder vieler zeitlicher<br />

Ressourcen, um die Informationen<br />

zu sammeln, oder eben eines<br />

innovativen Lösungsansatzes,<br />

welcher hier beschrieben wird.<br />

Werkzeug-Community<br />

Wer bereits einmal Werkzeuge in<br />

eine Datenbank gelegt hat, der<br />

weiß, wie mühsam es ist, ein Werkzeug<br />

digital zu erfassen. Um diesen<br />

Aufwand zu eliminieren, stellt<br />

EVO den Werkzeugherstellern und<br />

Werkzeuganwendern eine Crowd -<br />

sourcing-Plattform zur Verfügung,<br />

um in der globalen Werkzeugcloud<br />

die produktbezogenen Werkzeugdaten<br />

bereitzustellen bzw. auszutauschen.<br />

Die mit der EVO-Cloud vernetzten<br />

Werkzeuganwender können mit<br />

allen anderen Anwendern die bekannten<br />

oder ermittelten Werkzeugdaten<br />

teilen. Über die Katalog-<br />

oder Bestellnummer des<br />

Werkzeugs werden aus der Cloud<br />

dann die individuellen Werkzeuginformationen<br />

in die „private“<br />

Werkzeugverwaltung geladen. Der<br />

Vorteil: Die Werkzeugtechnologiedaten<br />

müssen nicht mehr manuell<br />

erfasst werden. Fehleingaben sind<br />

somit ausgeschlossen und jedem<br />

Anwender stehen im Sinne des<br />

„Digitale Zwillings“ immer die<br />

richtigen Werkzeugdaten zur Verfügung.<br />

Werkzeugfluss bis in die Maschine<br />

Foto: EVO<br />

Synergetische<br />

Datenquellen<br />

Für die ganzheitliche Betrachtung<br />

der Werkzeugdatenwelt können<br />

weitere, ergänzende Datenquellen<br />

genutzt werden – zum Beispiel Informationen<br />

aus Lagersystemen<br />

und Werkzeugmaschinen. Mit der<br />

Extraktion von Werkzeugdaten<br />

aus archivierten CNC-Programmen<br />

entsteht so nahezu automatisch<br />

eine zentralisierte Werkzeugdatenbank,<br />

die auch das Zerspanungswissen<br />

der Maschinenbediener<br />

und CNC-Programmierer enthält.<br />

Aus dem maschinenspezifischen<br />

NC-Code lassen sich mittels<br />

Algorithmen verschiedene Bearbeitungsparameter<br />

wie Drehzahlen<br />

und Vorschub ermitteln. Die<br />

Prozessdaten von abertausenden<br />

CNC-Programmen werden schlagartig<br />

nutzbar – ein riesiges Potenzial<br />

für die Optimierung der Prozesse.<br />

Somit lassen sich die Prozessparameter<br />

maschinen- und<br />

werkstoffspezifisch für zukünftige<br />

Zerspanungsaufgaben direkt heranziehen.<br />

Quick Wins und<br />

Langzeitnutzen<br />

Die EVO-Digitalisierungsstrategie<br />

zielt grundsätzlich auf schnellstmögliche<br />

Erfolge (Quick Wins).<br />

Durch die konsequente Nutzung<br />

vorhandener Datenquellen mit deren<br />

Informationen und die Vernetzung<br />

mit den Werkzeugmaschinen<br />

steht schon ab dem Tag der Installation<br />

und Inbetriebnahme eine<br />

umfassende und zuvor nicht dagewesene<br />

Datenplattform zur Verfügung,<br />

die sofort genutzt werden<br />

kann.<br />

Diesen doch sehr erheblichen Vorteil<br />

kann der Betrieb mit geringem<br />

Investment – ab 300 € pro Monat<br />

bei einem kleineren Maschinenpark<br />

– für sich nutzen.<br />

Vergleicht man das mit den Ausgaben<br />

für Werkzeuge und dem Aufwand<br />

für das Sammeln von Werkzeugdaten<br />

für die CNC-Programmierung,<br />

ist der Umstieg auf das<br />

Werkzeugmanagement 4.0 mehr<br />

als attraktiv. Zumal der Nutzer damit<br />

den weiteren ganz erheblichen<br />

„Long-time Win“ erzielt, dass er<br />

bei jeder Zerspanungsaufgabe<br />

stets Zugriff auf das gesamte Zerspanungs-Know-how<br />

im Unternehmen<br />

■<br />

hat.<br />

EVO Informationssysteme GmbH<br />

www.evo-solutions.com<br />

Durchgängig digital überwachter<br />

Werkzeugfluss von der Werkzeugbeschaffung<br />

bis zum Werkzeugverbrauch<br />

in der Werkzeugmaschine<br />

April 2024 71


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

ALUMINIUMZERSPANUNG<br />

Bearbeitungslösungen mit PKD –<br />

Mehr als nur ein Werkzeug<br />

Anwendungen für PKD-Werkzeuge benötigen nicht nur ein Werkzeug,<br />

sondern einen kompletten Prozess. In gemeinsamer, sehr<br />

enger Kooperation zwischen Kunde, Engineering und Produktion<br />

werden hoch produktive und prozesssichere Lösungen für die<br />

Bearbeitung von Komponenten mittels PKD-Werkzeuge erarbeitet.<br />

Foto: Walter<br />

Werkzeug lösungen<br />

mit PKD<br />

Autorin<br />

Dr.-Ing.<br />

Vikki Franke<br />

Director Production<br />

Technology<br />

Walter AG Tübingen<br />

Um in diesem Spannungsfeld aus<br />

Standzeit, Taktzeit, Maschinenleistung<br />

und Toleranzen erfolgreich zu<br />

sein, gilt es gewisse Parameter in<br />

der Werkzeugentwicklung zu berücksichtigen<br />

und stetig zu verbessern.<br />

Ein gutes Werkzeug allein<br />

führt aber nicht zum gewünschten<br />

Erfolg. Tiefes Prozesswissen und<br />

die kluge Kombination von Werkzeugen<br />

sowie der Einsatz des jeweils<br />

richtigen Konzepts zur Lösung<br />

eines Problems sind entscheidend.<br />

So ist der Schlüssel zum Erfolg<br />

für Walter die sehr enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Kunde,<br />

Anwendungstechnik und Produktion<br />

des Werkzeuges, um die passenden<br />

Lösungen bereitzustellen.<br />

Dies ist einer der Gründe, weshalb<br />

Walter zum 1. September 2023<br />

sein Vertriebsangebot für PKD-<br />

Sonderwerkzeuge (Polykristalliner<br />

Diamant) in Deutschland durch<br />

den Zusammenschluss mit dem<br />

portugiesischen Tochterunternehmen<br />

FMT (Frezite Metal Tooling)<br />

gestärkt hat.<br />

Durch die Integration von FMT<br />

erweitert Walter sein Portfolio an<br />

72 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: Walter<br />

Anwendungsbereich Automobilindustrie: Komponenten<br />

PKD-Standardwerkzeugen und<br />

vertieft gleichzeitig seine bestehende<br />

PKD-Kompetenz. Die Übernahme<br />

von FMT passt perfekt in die<br />

Aluminiumstrategie von Walter<br />

und ermöglicht Kunden den Zugang<br />

zu einem breiteren Angebot<br />

an PKD-Sonderwerkzeugen für die<br />

Bearbeitung von Leichtbauwerkstoffen<br />

wie Aluminium aber auch<br />

von anderen Nichteisenmetallen.<br />

Der Markt verlangt nach PKD-bestückten<br />

Werkzeugen und FMT –<br />

mit seiner hohen Kompetenz in<br />

der Leichtbaubearbeitung – füllt<br />

diese Lücke. Dazu gehört eine neu<br />

gegründete Geschäftseinheit in<br />

Deutschland mit der Bezeichnung<br />

‚Lightweight‘ und der Aufbau eines<br />

starken Vertriebsteams. Das<br />

Vertriebsteam bietet ab sofort verstärkt<br />

lösungsorientierte Beratung<br />

im Bereich der Aluminiumbearbeitung.<br />

Nicht zuletzt ist die Zusammenarbeit<br />

zwischen Menschen der Erfolgsfaktor<br />

Nummer eins. Die<br />

Profis von FMT und Walter liefern<br />

pünktlich, bieten großartige technische<br />

Lösungen und schaffen<br />

selbstverständlich ein sicheres und<br />

vertrauenswürdiges Geschäftsumfeld.<br />

Walter fungiert als zentraler<br />

Ansprechpartner des Kunden und<br />

als Brücke zum Engineering und<br />

zum technischen Support, maßgeblich<br />

unterstützt vom Fachwissen<br />

unserer Lightweight Business<br />

Unit-Organisation und deren Geschäftsentwicklern.<br />

Im Rahmen des Vortrages werden<br />

Beispiele von Bearbeitungslösungen<br />

vorgestellt, unter Darstellung des<br />

Zusammenspiels der verschiedenen<br />

Know-How Träger. Dieses führt<br />

■<br />

zum größtmöglichen Erfolg.<br />

Walter AG<br />

www.walter-tools.com<br />

April 2024 73


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

OPTIMALE ZERSPANUNGSLÖSUNGEN VON MAPAL FÜR DIE ALUMINIUMBEARBEITUNG<br />

Mehr Reichweite und weniger CO 2<br />

mit jedem eingesparten Kilogramm<br />

Während Leichtbau mit den dafür geeigneten Materialien und Strukturen<br />

für die Luftfahrt schon immer ein wichtiges Thema war, hat<br />

der Trend zur Gewichtsreduzierung und damit zur Verwendung von<br />

Aluminium im Fahrzeugbau mit der E-Mobilität einen weiteren Schub<br />

erfahren. Auch andere Branchen setzen das Material gerne ein.<br />

Feinbohrwerkzeug<br />

in Leichtbauweise<br />

zur hochpräzisen<br />

Fertigbearbeitung<br />

der Statorbohrung<br />

mit PKD-Schneidplatten<br />

und Füh-<br />

rungsleistentech-<br />

nologie<br />

Ihr Referent<br />

Igor Ivankovic<br />

Component<br />

Manager<br />

MAPAL<br />

Dr. Kress KG<br />

Foto: Mapal<br />

Gewichtsreduzierungen sind ein<br />

wesentlicher Fokus in der Entwicklung<br />

von E-Fahrzeugen: Jedes<br />

Kilogramm weniger bedeutet<br />

schließlich mehr Reichweite. In<br />

der mechanischen Bearbeitung von<br />

Aluminiumbauteilen für Elektrofahrzeuge<br />

finden sich auch solche,<br />

die mit den bekannten Prozessen<br />

und Werkzeugen sehr gut zu beherrschen<br />

sind. Jedoch kommen<br />

auch zwangsläufig neue Systeme<br />

und Bauteile hinzu, deren Bearbeitung<br />

durch ihre Funktion betreffend<br />

Geometrie und Genauigkeit<br />

und/oder Materialeigenschaften<br />

neu entwickelt werden müssen.<br />

Insbesondere bei der Skalierung<br />

der Produktionsmengen und den<br />

gewohnten Ansprüchen an Prozessstabilität,<br />

konstante Bauteilqualität<br />

und ein niedriges Kostenniveau<br />

muss die Werkzeugbranche<br />

Antworten haben.<br />

Besondere Ansprüche<br />

Ein Beispiel für besondere Anforderungen<br />

sind natürlich die E-Motorengehäuse.<br />

Die große Statorbohrung<br />

mit Durchmessertoleranzen<br />

im Bereich von IT6 bis IT7,<br />

Rundheiten und Zylinderformen<br />

von 20–30 µm oder weniger, in<br />

Kombination mit anderen Funktionsflächen<br />

zur Aufnahme von Rotor<br />

und Getriebeelementen, erfordert<br />

höchste Genauigkeiten bezüglich<br />

Form- und Lagetoleranzen.<br />

Ein weiteres Beispiel sind große<br />

Batteriewannen, deren Hauptstruktur<br />

aus Strangpressprofilen<br />

besteht, für die niedrigsiliziumhaltiges<br />

Aluminium zum Einsatz<br />

kommt. Hier gilt es, Späne und<br />

Gratbildung zu beherrschen sowie<br />

die sehr großen Teile mit produktiven<br />

Schnittwerten ohne Vibrationen<br />

zu bearbeiten. Aufgrund der<br />

labilen Bauteilstrukturen und der<br />

Zerspanung auf eher instabilen<br />

Maschinen und Spannverhältnissen<br />

eine echte Herausforderung. Das<br />

gilt auch für den Trend Giga Casting,<br />

bei dem großflächige Strukturbauteile<br />

nicht mehr aus Einzelteilen<br />

bestehen, sondern in einem<br />

Stück gegossen werden, was<br />

zu weiterer Gewichtsreduzierung<br />

führt. Zu den reinen Platzproblemen,<br />

die für die Bearbeitungsmaschinen<br />

solcher Großbauteile auftreten,<br />

kommen die Herausforderungen<br />

einer möglichst schwingungsarmen<br />

Zerspanung, die sich<br />

aufgrund der Bauteilgröße noch<br />

verstärken. Eine weitere Heraus-<br />

74 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

forderung sind in diesem Zusammenhang<br />

neue Aluminiumlegierungen,<br />

deren Zerspanungseigenschaften<br />

es zu beherrschen gilt.<br />

Parts und Assembly<br />

Foto: Mapal<br />

Für die Bearbeitung<br />

von Batterierahmen<br />

hat Mapal einen<br />

Musterprozess erarbeitet, der die<br />

besonderen Zerspanungsherausforderungen<br />

des Bauteils abbildet und individuell auf die<br />

Kundengegebenheiten angepasst wird.<br />

Bei der Luftfahrt unterscheidet<br />

man zwischen dem Part Machining,<br />

also dem Herstellen und Bearbeiten<br />

einzelner Strukturbauteile<br />

zum Beispiel für Rumpf oder Flügel,<br />

und der Final Assembly, wo<br />

einzelne Sektionen zur gesamten<br />

Maschine zusammengebaut werden.<br />

Beim Part Machining wird<br />

das Aluminiumbauteil sehr häufig<br />

aus dem vollen Material herausgearbeitet.<br />

Zerspanungsraten von<br />

mehr als 90 Prozent erfordern eine<br />

effiziente Volumenzerspanung, um<br />

in kürzester Zeit möglichst viel<br />

Rohmaterial zu zerspanen. Leistungsfähige<br />

Werkzeuge sind hier<br />

ein wichtiger Schlüssel.<br />

Stark variierenden Anforderungen<br />

müssen die Werkzeuge in der Final<br />

Assembly gerecht werden. Hier<br />

wird häufig nicht nur Aluminium<br />

bearbeitet, sondern sogenannte<br />

Stacks, die sich aus Leichtbaumaterialien<br />

wie Aluminium, Titan<br />

und faserverstärkten Kunststoffen<br />

in unterschiedlicher Kombination<br />

zusammensetzen. Diese Materialkombinationen<br />

sind eine besondere<br />

Herausforderung, da sich die<br />

Zerspanungseigenschaften der einzelnen<br />

Materialien sehr unterscheiden.<br />

Daneben sind in der Fluidtechnik<br />

sowie im Elektronikbereich mit<br />

Gehäusen Bauteile aus Aluminium<br />

zu finden, die einen hohen Anspruch<br />

an individuellen Zerspanungslösungen<br />

haben.<br />

Lösungen nach Maß<br />

Mit seiner Basic-Performance-Expert<br />

Klassifizierung gibt Werkzeughersteller<br />

Mapal seinen Kunden<br />

Orientierung je nach Produktionssituation.<br />

Damit ist Mapal in<br />

der Lage, die Bearbeitungslösung<br />

der Anwendung quasi auf den Leib<br />

zu schneidern und an die Anforderungen<br />

in Sachen Genauigkeit, Volumen<br />

oder Taktzeit anzupassen.<br />

Fertigt der Kunde zum Beispiel<br />

Prototypen in guter Qualität, wobei<br />

die Taktzeit von untergeordneter<br />

Bedeutung ist, empfiehlt sich<br />

eine Werkzeuglösung der Basic Solution.<br />

Wenn hingegen die hohe<br />

Genauigkeit in Verbindung mit<br />

kurzer Taktzeit und hohem Ausstoß<br />

gefordert ist, führt an der Expert<br />

Solution kein Weg<br />

■<br />

vorbei.<br />

Mapal Dr. Kress KG<br />

www.mapal.com<br />

Der Vollhartmetall-Schruppfräser<br />

OptiMill-Alu-<br />

Wave für die<br />

Hochvolumen -<br />

bearbeitung von<br />

Aluminiumwerkstoffen<br />

erreicht<br />

ein Zeitspanvolumen<br />

von bis zu<br />

21 Litern pro<br />

Minute.<br />

Foto: Mapal<br />

April 2024 75


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

SPANBILDUNG UND SPANABFUHR<br />

Prozesssicherheit durch<br />

kontrollierte Späne<br />

Die Spanbildung ist das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung<br />

von Einflüssen auf die Zerspanung. Wesentliche Faktoren sind der<br />

Werkstoff, die Werkzeuggeometrie und die Schnittdaten. Dies zeigt<br />

sich beim Gewinden, Bohren und Fräsen. Anhand der Späneausformung<br />

werden hier auch Vibrationen erkannt.<br />

Je länger der<br />

Anschnitt ist<br />

beziehungsweise<br />

je mehr Nuten<br />

das Werkzeug<br />

hat, desto dünner<br />

wird der Spanquerschnitt.<br />

Foto: OSG<br />

Aufgrund der Gestaltung des Anschnitts<br />

kommt es in diesem Bereich<br />

zu sehr unterschiedlichen<br />

Spanquerschnitten. Die Querschnitte<br />

wiederum beeinflussen<br />

maßgeblich die Spanbildung. Das<br />

bedeutet: Durch Anpassen der<br />

Nutform und der Schneidengeometrie<br />

muss der Span in die richtige<br />

Form gebracht werden. Ohne<br />

Know-how ist das nicht möglich.<br />

Der Autor<br />

Magnus Hoyer<br />

Head of Academy<br />

and Public<br />

Relations<br />

Bei der Zerspanung mit definierter<br />

Schneide ist die Spanbildung von<br />

entscheidender Bedeutung. Nur<br />

ein „optimaler“ Span lässt sich gut<br />

abführen und ist damit Grundlage<br />

für einen sicheren Prozess. Läuft<br />

ein Prozess unzuverlässig, worauf<br />

schwankende Standzeiten hindeuten<br />

können, sind häufig die Späne<br />

die Ursache. Abhängig vom Zerspanungsverfahren<br />

stellt das die<br />

Werkzeugentwicklung und -konstruktion<br />

vor ebenso große wie<br />

spezifische Herausforderungen.<br />

Ungeachtet des Verfahrens ist es<br />

für Hersteller in jedem Fall aufwendig<br />

und kostenintensiv, die<br />

Werkzeugproduktion so zu gestalten,<br />

dass Reproduzierbarkeit gewährleistet<br />

ist. Und das über Jahre,<br />

zum Teil auch Jahrzehnte – so<br />

lange das Werkzeug marktgängig<br />

ist.<br />

Spanbildung beim<br />

Gewinden<br />

Das Problem beim Gewindebohren<br />

besteht darin, dass der Anwender<br />

nur einen Parameter – die<br />

Schnittgeschwindigkeit – beeinflussen<br />

kann. Der Vorschub ist dagegen<br />

durch die Gewindesteigung<br />

gegeben. Das hat zur Folge, dass<br />

die Spanbildung ausschließlich<br />

durch die Geometrie des Gewindebohrers<br />

beeinflusst wird. Man<br />

sollte meinen, dass dies keine<br />

große Herausforderung darstellt.<br />

Doch das Gegenteil ist der Fall:<br />

Spanbildung beim<br />

Bohren<br />

Beim Bohren besteht zusätzlich zur<br />

Schnittgeschwindigkeit die Möglichkeit,<br />

den Vorschub beliebig zu<br />

ändern. Entsteht zum Beispiel ein<br />

langer Span, kann versucht werden,<br />

mit Erhöhen des Vorschubs<br />

einen dickeren Span zu erzeugen,<br />

der entsprechend stärker gestaucht<br />

wird und kürzer bricht. Besser ist<br />

es jedoch, Geometrien gleich so zu<br />

entwickeln, dass stets ein kurzer<br />

Span entsteht – unabhängig von<br />

Schnittgeschwindigkeit und Vorschub,<br />

im besten Fall sogar unabhängig<br />

vom bearbeitenden Material.<br />

OSG betreibt große Anstrengungen<br />

in der Werkzeugentwick-<br />

76 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: OSG<br />

Das Nutdesign des „AE-VMS“-Fräsers<br />

bewirkt eine sehr gute Spanabfuhr,<br />

sogar beim Fräsen von Vollnuten.<br />

lung, um den Span über die Geometrie<br />

zu kontrollieren. Die Maschinen<br />

sind hierbei ebenso ausschlaggebend<br />

wie die Werkzeugaufnahme,<br />

die Spannsituation des<br />

Werkstücks, das Kühlmittel und<br />

das Werkstück selbst. Anwender<br />

können angesichts dieser komplexen<br />

Situation vor Ort die optimalen<br />

Schnittdaten nicht immer umsetzen.<br />

Spanbildung beim<br />

Fräsen<br />

Beim Fräsen liegt stets ein unterbrochener<br />

Schnitt vor. Man könnte<br />

daher meinen, dass die Spanbildung<br />

und Spanabfuhr nur eine geringe<br />

Gewichtung haben. Natürlich<br />

vereinfacht dies die Prozessführung,<br />

es ist aber kein Grund,<br />

dem Span weniger Aufmerksamkeit<br />

zu widmen. Auch beim Fräsen<br />

ist es wichtig, dass der Span gut<br />

abgeführt wird, nirgends liegenbleibt<br />

oder gar noch einmal mitgezogen<br />

wird. Gute Spanabfuhr setzt<br />

eine gute, gleichmäßige Spanbildung<br />

voraus. Beim Fräsen gibt der<br />

Span zu erkennen, ob die passenden<br />

Parameter gewählt wurden.<br />

Zudem lässt sich an den Anlassfarben<br />

ablesen, ob die Bearbeitungstemperatur<br />

über den Span abgeführt<br />

wird. Nicht zuletzt lassen<br />

sich am Span auch Vibrationen erkennen,<br />

die sich ungünstig auf die<br />

Werkzeugstandzeit und die Oberflächenqualität<br />

des Bauteils auswirken<br />

können. Grundsätzlich<br />

stellen sich beim Fräsen für den<br />

Anwender große Herausforderungen,<br />

da er nicht nur Schnittdaten<br />

wie die Schnittgeschwindigkeit<br />

oder dem Vorschub beeinflussen<br />

kann, sondern auch die Zustelltiefe,<br />

die Zustellbreite und die Bearbeitungsstrategie.<br />

■<br />

OSG GmbH<br />

de.osgeurope.com<br />

Gleichmäßige<br />

Spanbildung<br />

beim Bohren mit<br />

dem „ADU-<br />

SUS-5D“, Werkstoff<br />

C45, Emulsion<br />

15 bar.<br />

Foto: OSG<br />

April 2024 77


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

PROZESSE BEHERRSCHEN<br />

Gewindeherstellung<br />

Das Wirbelverfahren erfand der deutsche Karl Burgsmüller im Jahr<br />

1942. 80 Jahre später setzt die zerspanende Industrie weiterhin auf<br />

dieses Verfahren, da es bedeutende Vorteile gegenüber den herkömmlichen<br />

Gewindeherstellungsverfahren bietet. Die Werkzeuge<br />

haben sich in dieser Zeit ständig weiterentwickelt. Die Paul Horn<br />

GmbH stellte im Jahr 2018 mit dem Jet-Wirbeln ein innengekühltes<br />

Wirbelverfahren vor, was einen weiteren Meilenstein in der Wirbeltechnologie<br />

darstellt. Mit dieser Entwicklung zeigte Horn sein<br />

Know-how im Wirbelprozess. Neben dem Jet-Wirbeln bietet Horn<br />

weiteren innovative Werkzeugsysteme und Prozesse, die eine produktive<br />

Herstellung von Gewinden ermöglichen.<br />

Hohe Zerspanraten, lange Gewinde<br />

mit hohen Oberflächengüten,<br />

tiefe Gewindeprofile, kurze Späne,<br />

mehrgängige Gewinde und geringe<br />

Werkzeugbelastungen sind wichtige<br />

Vorteile des Wirbelprozesses.<br />

Neben den genannten Vorteilen<br />

stehen dem Anwender aber auch<br />

technische Herausforderungen gegenüber.<br />

Ein wichtiger Aspekt sind<br />

die eingesetzten Werkstoffe, beispielsweise<br />

bei Knochenschrauben.<br />

Die Werkzeugschneiden der<br />

Wirbelplatten sind bei der Zerspanung<br />

von Titan, nicht rostenden<br />

Stählen und anderen Superlegierungen<br />

sehr hohen Belastungen<br />

ausgesetzt. Um dem Schneidkantenverschleiß<br />

bei dem gewünscht<br />

hohen Spanungsvolumen und kurzer<br />

Bearbeitungszeit entgegenzuwirken,<br />

müssen Werkzeughersteller<br />

die eingesetzten Werkzeuge und<br />

Prozesse ständig optimieren und<br />

weiterentwickeln.<br />

Mit dem Jet-Wirbeln zeigt Horn<br />

sein Knowhow in der Gewindebearbeitung.<br />

Das System ermöglicht<br />

durch die innere Kühlmittelzufuhr<br />

hohe Standzeiten durch die direkte<br />

Der Autor<br />

Philipp<br />

Dahlhaus<br />

Leiter Produktmanagement<br />

Hohe Zerspan raten, lange Gewinde mit hohen Oberflächengüten, tiefe Gewindeprofile, kurze Späne, mehrgängige Gewinde<br />

und geringe Werkzeugbelastungen sind wichtige Vorteile des Wirbelprozesses.<br />

Foto: Horn/Sauermann<br />

78 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: Horn/Sauermann<br />

Kühlung der Schneiden. Des Weiteren<br />

erreicht das System in Verbindung<br />

mit dem stabilen Wirbelaggregat<br />

bessere Oberflächengüten<br />

am Werkstück und verringert<br />

das Risiko eines Spänestaus zwischen<br />

den Schneidplatten. Die<br />

Oberflächengüte spielt bei der<br />

Herstellung von Knochenschrauben<br />

eine große Rolle. Jede Riefe<br />

oder Grataufwürfe können den<br />

Platz für Keimherde darstellen.<br />

Ein weiteres Verfahren zeigt Horn<br />

mit dem High-Speed-(HS)-Wirbeln.<br />

Diese Technologie ist in einer<br />

Kooperation mit dem Maschinenhersteller<br />

Index-Traub entstanden.<br />

Das HS-Wirbeln bietet eine hohe<br />

Produktivitätssteigerung durch die<br />

parallele Dreh- und Wirbelbearbeitung.<br />

Bei dem Verfahren ist die<br />

Drehzahl so hoch, dass vor dem<br />

Wirbeln ein Drehprozess erfolgen<br />

kann. Das vor dem Wirbelwerkzeug<br />

angestellte Drehwerkzeug reduziert<br />

das Materialvolumen, das<br />

sonst von dem Wirbelwerkzeug<br />

abgetragen werden müsste. Dies<br />

ermöglicht höhere Standzeiten und<br />

führt zu höheren Oberflächengüten.<br />

Die Wirbelköpfe gleichen sich<br />

mit den konventionellen Wirbelköpfen.<br />

Nur die Schneideinsätze<br />

unterscheiden sich in der Geometrie.<br />

Die Herstellung von ein- und<br />

mehrgängigen Gewinden ist mit<br />

nur einem Schneidsatz möglich.<br />

Darüber hinaus ist das High-<br />

Das HS-Wirbeln bietet eine hohe Produktivitätssteigerung durch die parallele<br />

Dreh- und Wirbelbearbeitung.<br />

Speed-Wirbelfräsen (Dreh-Wirbelfräsen)<br />

ein hochproduktiver Prozess<br />

für das Fertigen von Gewinden<br />

für Knochenschrauben. Dabei<br />

sind ein oder zwei Zirkularfräser<br />

in einem bestimmten Winkel gegenüber<br />

dem Werkstück angestellt.<br />

Die Drehrichtungen der Fräser<br />

und des Werkstücks können gleich<br />

oder entgegengesetzt sein. Das<br />

Drehzahlverhältnis des Werk-<br />

Durch High-Speed-Wirbelfräsen (Dreh-Wirbelfräsen) lassen sich erstmals auch<br />

Gewinde mit echter variabler Steigung durch dynamische Änderung des Gewindeprofils<br />

wirtschaftlich herstellen.<br />

stücks zu den beiden Fräsern<br />

hängt von der Anzahl der Gewindegänge<br />

und der Anzahl der<br />

Schneiden der Fräser ab. Durch<br />

High-Speed-Wirbelfräsen (Dreh-<br />

Wirbelfräsen) lassen sich erstmals<br />

auch Gewinde mit echter variabler<br />

Steigung durch dynamische Änderung<br />

des Gewindeprofils wirtschaftlich<br />

herstellen.<br />

Mit dem vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) geförderten Verbundprojekt<br />

zeigen die beteiligten Partner<br />

INDEX Werke GmbH & Co. KG<br />

Hahn & Tessky, die Paul Horn<br />

GmbH, die Beutter Präzisions-<br />

Komponenten GmbH & Co. KG<br />

sowie das wbk Institut für Produktionstechnik<br />

am Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT) ihr<br />

Knowhow in der Medizintechnik.<br />

Hierbei lag der Fokus auf, neben<br />

anderen Fertigungsverfahren, auf<br />

dem neuen Fertigungsprozess<br />

High-Speed-Wirbelfräsen (Dreh-<br />

■<br />

Wirbelfräsen).<br />

Hartmetall-Werkzeugfabrik<br />

Paul Horn GmbH<br />

www.horn-group.com<br />

Foto: Horn/Sauermann<br />

April 2024 79


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

ADHÄSION UND SPANVERWICKLUNGEN BEIM BOHREN & GEWINDEN IN INOX REDUZIEREN<br />

INOX-Bearbeitung: Prozess -<br />

sicherheit & Kostenoptimierung<br />

Das Bohren und Gewinden in Edelstahl stellt Anwender vor Herausforderungen.<br />

EMUGE-FRANKEN erklärt anhand der Neuentwicklungen<br />

InoxDrill und Enorm INOX, wie bestimmte Bearbeitungsparameter<br />

und Werkzeugeigenschaften dazu beitragen, die Prozesssicherheit<br />

zu erhöhen und Produktionskosten zu senken.<br />

Foto: EMUGE-FRANKEN<br />

Foto: EMUGE-FRANKEN<br />

EMUGE InoxDrill – den Spiralbohrer für rostfreie<br />

Stahlwerkstoffe gibt es in Durchmessern<br />

von 3 bis 20 mm.<br />

Autoren<br />

Stefan Fenn<br />

Anwendungstechnik<br />

&<br />

Entwicklung<br />

Martin Steinbach<br />

Produktmanager<br />

Spiralbohrer<br />

Foto: EMUGE-FRANKEN<br />

Die geöffnete Nutform ermöglicht einen<br />

„reibungslosen“ Spanabtransport.<br />

Bei universell einsetzbaren Werkzeugen<br />

für das Bohren und Gewinden<br />

sind multifunktionale Schichtsysteme<br />

einer von vielen Bausteinen<br />

bei der Werkzeugauslegung.<br />

Grenzt man den Einsatzbereich<br />

ein, entstehen materialbezogene<br />

Spezialisten mit spezifischer Geometrie<br />

und Beschichtung, die bei<br />

Standwegen und Prozesssicherheit<br />

neue Level erreichen. Der Spezialist<br />

bleibt aber weiterhin abhängig<br />

von externen Rahmenbedingungen,<br />

wie beispielsweise die Qualität<br />

des Kühlschmierstoffs (KSS).<br />

Vergleicht man beim Bohren die<br />

INOX-Bearbeitung mit der von<br />

Stahl am Beispiel der Spanbildung<br />

bzw. Spanevakuierung, werden die<br />

Unterschiede schnell klar: Bei der<br />

Bearbeitung von Stahl ist die Prozesswärme<br />

entscheidend für die<br />

Spanbildung. Trotzdem würde hier<br />

die Blasluft durch die Maschinenspindel<br />

für eine funktionierende<br />

Spanevakuierung reichen. Ganz anders<br />

bei INOX-Werkstoffen: Hier<br />

ist nicht nur die Prozesswärme der<br />

Die Bohrergeometrie, kombiniert mit<br />

hohen Vorschüben, sorgt für sicheren<br />

Spanbruch.<br />

begrenzende Faktor. Insbesondere<br />

Aspekte wie Adhäsion und die<br />

hohe Bruchdehnung von INOX-<br />

Werkstoffen stellen die Grenzen<br />

der Prozesssicherheit dar. Um Adhäsion<br />

zu verringern, muss eine<br />

ausreichende Schmierung vorhanden<br />

sein, die Trockenbearbeitung<br />

würde hier nicht funktionieren.<br />

Rostfreie Stähle werden wegen ihrer<br />

Korrosionsbeständigkeit gerne<br />

in den Bereichen Medizintechnik,<br />

Öl und Gas, Aerospace und Defence<br />

eingesetzt. Durch neue Technologien<br />

und Innovationen werden<br />

die Werkstoffe kontinuierlich<br />

weiterentwickelt und die Verschleißfestigkeit<br />

erhöht. Folglich<br />

liegt die effiziente Zerspanung sehr<br />

im Fokus.<br />

80 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: EMUGE-FRANKEN<br />

Foto: EMUGE-FRANKEN<br />

Der Enorm INOX-GLT-201 für die Herstellung von Innengewinden<br />

in Grundlöchern in den Materialgruppen M 1.1 und M 2.1.<br />

Der Gewindebohrer reduziert prozessunterbrechende Eingriffe zum<br />

Entfernen von Spanwicklungen bis zu 50 %.<br />

Foto: EMUGE-FRANKEN<br />

Spiralbohrer für INOX<br />

Um externe Einflüsse wie die<br />

Emulsion gering zu halten, fokussieren<br />

sich die Bohrer-Entwickler<br />

von EMUGE auf prozesssichere<br />

Geometrien, moderne Hochleistungsbeschichtungen<br />

und verbindliche<br />

Schnittdaten. Die Adhäsion<br />

wird beim Spiralbohrer InoxDrill<br />

durch eine spezielle Topografie<br />

und Makrogeometrie vermindert.<br />

Darüber hinaus sind die mitgegebenen<br />

Schnittdaten zu beachten,<br />

im Detail die hohen Vorschübe.<br />

Diese braucht der Bohrer um einen<br />

sicheren Spanbruch zu gewährleisten.<br />

Ein zu geringer Vorschub<br />

führt zu schnellerem Verschleiß<br />

und die Standzeit sinkt. Das abgestimmte<br />

Zusammenspiel aus Geometrie,<br />

Schnittdaten und Beschichtung<br />

ermöglicht Standwege von<br />

mehr als 100 Metern in<br />

1.4301 (V2A). Bei der interdisziplinären<br />

Entwicklung der Spiralbohrer<br />

für INOX wurden alle Faktoren<br />

berücksichtigt, die sich negativ<br />

auf das nachfolgende Gewindewerkzeug<br />

auswirken könnten. Dazu<br />

zählen die Rundheit, die Bohrgenauigkeit<br />

und die Bohrwandverfestigung<br />

im Speziellen.<br />

Prozesssicher Gewinden<br />

in INOX<br />

Die Gewindebohrer<br />

sind in<br />

der Ausführung<br />

2,5 x d1, mit<br />

Durchmessern<br />

von M 2 bis M<br />

24 und mit der<br />

Anschnittform C<br />

erhältlich.<br />

Im Gegensatz zum Spiralbohren<br />

gibt es beim Gewindebohren in<br />

Inox keine geometrische Möglichkeit,<br />

Spanbruch herbeizuführen.<br />

Grund hierfür ist die sehr hohe<br />

Bruchdehnung der Werkstoffe,<br />

beispielsweise das Material 1.4301<br />

mit Werten von mehr als 30 %.<br />

Der Fließspan muss deshalb kontrolliert<br />

aus der Bohrung abgeführt<br />

werden und zwar so, dass<br />

materialbedingte Spanverwicklungen,<br />

auch bekannt als „Bird<br />

Nesting“, reduziert werden. Die<br />

Lösung ist die definierte Span -<br />

bildung über die Geometrie des<br />

Gewindebohrers. Um Maschinenstopps<br />

zum Entfernen von Spänen<br />

zu verringern, gilt es auch Spanverklemmungen<br />

zu reduzieren. Funktion<br />

und Prozesssicherheit kommen<br />

beim Gewindebohrer Enorm<br />

INOX über die Makro- und Mikrogeometrie<br />

sowie die Beschichtung<br />

des Werkzeugs.<br />

Zurück zum Thema Kühlschmierstoff:<br />

Weil bei vielen Anwendern<br />

oft nur die Kühlung im Mittelpunkt<br />

steht, wird der Öl-Anteil im<br />

KSS und so die Schmierung der<br />

Bohr- und Gewindewerkzeuge außer<br />

Acht gelassen. Beim Bohren<br />

eher unkritisch, beim Gewinden<br />

im INOX aber entscheidend. Vier<br />

oder acht Prozent Öl-Anteil stellen<br />

einen gewaltigen Unterschied dar<br />

und wirken auf die Lebensdauer<br />

der Werkzeuge im hohen Maße.<br />

Dazu ein Blick auf den Einfluss der<br />

Kontaktfläche: Diese ist beim Gewindebohrer<br />

im Vergleich zum<br />

Spiralbohrer um ein Vielfaches<br />

größer. Die Schnittaufteilung eines<br />

Gewindebohrers besteht in der Regel<br />

aus dem gesamten Anschnitt<br />

und zusätzlichen Zähnen im Führungsbereich<br />

des Werkzeugs, was<br />

in Summe eine immens große<br />

Kontaktfläche ergibt. Deswegen<br />

ist das Zusammenspiel von Makro-<br />

und Mikrogeometrie, unter<br />

dem Blickwinkel Kühlschmierung,<br />

der entscheidende Faktor zur Minimierung<br />

der Adhäsionsneigung<br />

für das prozesssichere Gewinden<br />

■<br />

in INOX.<br />

EMUGE-FRANKEN<br />

www.emuge-franken.com<br />

April 2024 81


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

CERATIZIT BIETET KOMPLETTLÖSUNGEN FÜR DIE MODERNE PRODUKTION<br />

Innovationen fördern<br />

Nachhaltigkeit und Effizienz<br />

Innovative Zerspanungslösungen, nachhaltige Hartmetallsorten sowie<br />

digitale Anwendungen sind für die industrielle Produktion wichtige<br />

Impulsgeber. Denn mit diesen Mosaiksteinen kann die Zerspanung<br />

auf ein zeitgemäßes und zukunftsweisendes Niveau gehoben<br />

werden. Als Komplettanbieter und Vordenker hat Ceratizit dazu die<br />

passenden Konzepte.<br />

Additiv gefertigt<br />

und zielgenau<br />

in der Kühlung:<br />

Der MaxiMill –<br />

211-DC zeigt<br />

seine Stärken in<br />

der Zerspanung<br />

von Titan und<br />

Superlegierungen.<br />

Foto: Ceratizit<br />

Der Autor<br />

Dr. Jan Nickel<br />

R&D Manager<br />

R&D Cutting<br />

Tools CTAT<br />

Die Anforderungen für Zerspaner<br />

wachsen stetig: So müssen sie täglich<br />

komplexe Bauteile aus anspruchsvollen<br />

Materialien herstellen<br />

und dabei noch wettbewerbsfähig<br />

bleiben. Außerdem möchten<br />

viele aus der Branche ihren<br />

CO 2 -Fußabdruck verkleinern und<br />

insgesamt nachhaltiger agieren.<br />

Gut, wenn man dabei einen erfahrenen<br />

Partner zur Seite hat, der mit<br />

modernsten Werkzeugsystemen,<br />

Softwarelösungen und einer ambitionierten<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

adäquate Antworten liefert.<br />

Additiv perfekt gekühlt<br />

Wer regelmäßig Titan und andere<br />

hochwarmfeste Werkstoffe bearbeitet,<br />

der weiß: Um ein gutes Bearbeitungsergebnis<br />

zu erzielen, ist eine<br />

bestmögliche Kühlung mit<br />

Emulsion unabdingbar. Und so<br />

stand für die Entwickler bei Ceratizit<br />

beim Fräsergrundkörper des<br />

MaxiMill – 211-DC mit Direct-<br />

Cooling die optimierte Freiflächenkühlung<br />

im Fokus. Mit herkömmlichen<br />

Fertigungsverfahren war<br />

diese sehr komplexe Konstruktion<br />

allerdings nicht zu realisieren und<br />

wurde stattdessen mit Hilfe der additiven<br />

Fertigung umgesetzt.<br />

So ergab sich die perfekte Kombination<br />

aus geometrischen und<br />

funktionellen Eigenschaften: die<br />

ideale Düsenposition, ergänzt<br />

durch eine perfekt auf die Kühlung<br />

abgestimmte Plattengeometrie.<br />

Trotz der komplexen Kühlkanäle<br />

ist der MaxiMill – 211-DC mit<br />

Standard-Werkzeugaufnahmen<br />

mit innerer Kühlmittelzufuhr<br />

kompatibel. Verglichen mit einem<br />

herkömmlich gekühlten Werkzeug<br />

82 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Mit der Soft -<br />

wareanwendung<br />

CERAsmart<br />

ToolPaths wird<br />

die Programmierung<br />

des High<br />

Dynamic Turning<br />

Verfahrens (HDT)<br />

noch einfacher zu<br />

handhaben.<br />

Foto: Ceratizit<br />

sorgt der neue MaxiMill –<br />

211-DC für 60 % längere Standzeiten.<br />

Obendrein profitieren die<br />

Nutzer von einem sicheren Zerspanungsprozess<br />

– bei deutlich geringerem<br />

Werkzeugeinsatz.<br />

Digital zerspanen<br />

Ein Universalwerkzeug zum<br />

Schruppen, Schlichten, Konturdrehen,<br />

Plan- und Längsdrehen? Was<br />

bis vor wenigen Jahren noch<br />

Wunschdenken eines jeden Drehexperten<br />

war, kurbelt mittlerweile<br />

die Effizienz in den Produktionshallen<br />

an: Mit dem patentierten<br />

High Dynamic Turning-Verfahren<br />

(HDT) und den speziell dafür entwickelten<br />

FreeTurn-Werkzeugen<br />

ist die Drehtechnologie in einer<br />

neuen Evolutionsstufe angekommen.<br />

„Damit sich die nötigen NC-<br />

Codes für die HDT-Prozesse nun<br />

noch einfacher generieren lassen,<br />

haben wir die Softwareanwendung<br />

CERAsmart ToolPaths entwickelt.<br />

Sie ermöglicht es, selbst komplexeste<br />

Bauteilgeometrien mit den<br />

FreeTurn-Werkzeugen auf vielen<br />

verschiedenen Maschinen zu programmieren“,<br />

erläutert Dr. Jan<br />

Nickel, R&D Manager \ R&D<br />

Cutting Tools bei Ceratizit.<br />

PCF macht transparent<br />

Nachhaltigkeit muss mehr sein als<br />

ein abstraktes Konstrukt, es soll<br />

vor allem transparent und nachvollziehbar<br />

sein. Ein Wegweiser ist<br />

in diesem Zusammenhang der so<br />

genannte Product Carbon Footprint<br />

(PCF), der die Menge an<br />

Treibhausgasen angibt, die bei der<br />

Herstellung des Produkts ausgestoßen<br />

werden. Dazu hat Ceratizit<br />

als erstes Unternehmen in der<br />

Branche ein Modell zur Berechnung<br />

und Klassifizierung des PCF<br />

seiner Hartmetallprodukte vorgelegt.<br />

Dieses Klassifizierungsmodell<br />

ist ähnlich wie bei der Energieverbrauchskennzeichnung<br />

auf Elektrogeräten<br />

zu lesen.<br />

So können Käufer den PCF eines<br />

Produkts auf einen Blick erfassen,<br />

den eigenen CO 2 -Fußabdruck wesentlich<br />

genauer berechnen und<br />

auf Basis dieser Daten eine fundierte<br />

Entscheidung treffen: Zum<br />

Beispiel, Produkte mit einem geringen<br />

CO 2 -Fußabdruck auszuwählen<br />

– so wie die Hartmetall-<br />

Sorten upGRADE von Ceratizit.<br />

„Über 99% des Rohmaterials<br />

stammen aus optimierten Recyclingprozessen.<br />

Das bedeutet, dass<br />

das verwendete Material nicht aus<br />

Erzen, sondern aus Sekundärrohstoffen<br />

gewonnen wird. Dabei entspricht<br />

upGRADE unseren hohen<br />

Qualitätsstandards und ist Sorten<br />

aus Primärrohstoffen ebenbürtig“,<br />

so Jan Nickel.<br />

Recycling next level<br />

Überhaupt hat Recycling einen hohen<br />

Stellenwert bei Ceratizit: So<br />

kauft das Unternehmen verschlissene<br />

Wendeschneidplatten und<br />

Werkzeuge von seinen Kunden zurück<br />

und verarbeitet sie in hochmodernen<br />

Recyclinganlagen wieder<br />

zu Hartmetallpulver. „Indem<br />

wir den Anteil an wiedergewonnenen<br />

Werkstoffen durch Hartmetall-Recycling<br />

deutlich steigern,<br />

schonen wir die begrenzten Primärressourcen.<br />

Zudem grenzen<br />

wir somit die Folgen intensiven<br />

Bergbaus, wie Verschmutzung von<br />

Luft, Wasser und Boden, sowie den<br />

Einsatz großer Energiemengen<br />

■<br />

ein“, resümiert Jan Nickel.<br />

Ceratizit Deutschland GmbH<br />

www.ceratizit.com<br />

www.cuttingtools.ceratizit.com<br />

April 2024 83


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

PKD- UND VHM-WERKZEUGLÖSUNGEN BRINGEN WIRTSCHAFTLICHKEIT UND MAßGENAUIGKEIT<br />

Effizient Strukturbauteile<br />

bearbeiten mit PKD- und VHM<br />

Strukturbauteile aus langspanendem Aluminium wie z. B. in der<br />

6000er-Serie werden in verschiedenen Branchen produziert. Es ist<br />

wichtig, die Anforderungen und Eigenschaften der verwendeten Aluminiumlegierung<br />

sowie die Zielanwendung der Bauteile zu berücksichtigen,<br />

um den besten Fertigungsansatz zu wählen.<br />

Foto: Kyocera Unimerco Tooling A/S<br />

Gemeinsam höchsten Anforderungen in der Fertigung gerecht werden<br />

Der Autor<br />

Peter Cramer<br />

Head of Group<br />

Business Development,<br />

Automotive<br />

and E-Mobility<br />

Kyocera Unimerco<br />

Tooling A/S<br />

Im Automobilbau spielt die Verwendung<br />

von langspanendem Aluminium<br />

in der Fertigung von<br />

Strukturbauteilen eine entscheidende<br />

Rolle. Aufgrund seines geringen<br />

Gewichts ist es von zentraler<br />

Bedeutung für die Leichtbauweise<br />

im Automobilsektor. Seine<br />

Verwendung trägt zur Kraftstoffeffizienz<br />

und damit zur Reduzierung<br />

von Emissionen bei − vor<br />

dem Hintergrund der aktuellen<br />

Debatte um Klimaneutralität und<br />

die Verringerung des CO 2 -Fuß -<br />

abdrucks eines der maßgeblichen<br />

Kaufkriterien bei Zwischen- und<br />

Endprodukten wie auch eines der<br />

bevorzugt verwendeten Herstellungsmittel<br />

in der Wertschöpfungskette.<br />

Aluminium wird in der<br />

Herstellung von Fahrzeugrahmen<br />

und Chassis eingesetzt. Hier ist<br />

Präzision entscheidend für die<br />

richtige Passform und Funktionalität.<br />

Insbesondere im Kontext der<br />

Präzision gibt es einige spezifische<br />

Herausforderungen, die es zu<br />

adressieren gilt. Seit Jahrzehnten<br />

ist Kyocera Unimerco im Themenfeld<br />

der Aluminiumbearbeitung<br />

tätig, um nicht nur die Wirtschaftlichkeit<br />

und Maßhaltigkeit, sondern<br />

auch die Forderung nach<br />

84 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: Kyocera Unimerco Tooling A/S<br />

Licht ins Dunkel bringen bei komplexen Strukturbauteilen – saubere Ein- und<br />

Austrittslöcher sowie spanfreie Zwischenräume.<br />

geringster Gratbildung, insbesondere<br />

bei dünnwandigen Strukturen,<br />

zu berücksichtigen. Hier kommen<br />

Kyocera Unimercos Hartmetallwerkzeuge<br />

mit und ohne PKD-<br />

Schneide zum Einsatz, die den hohen<br />

und strengen Anforderungen<br />

der Automobilindustrie gerecht<br />

werden.<br />

Höchste Oberflächen -<br />

güte führt zum Erfolg<br />

Aluminium im Strukturbausegment<br />

neigt dazu lange Späne zu<br />

bilden, die es zu kontrollieren gilt,<br />

um eine effiziente und stabile Bearbeitung<br />

zu gewährleisten. Aluminium<br />

hat auch die Tendenz, sich an<br />

den Schneidwerkzeugen zu „verkleben“.<br />

Dies kann zu Oberflächenschäden<br />

am Werkzeug selbst<br />

führen und zu einem erhöhten<br />

Werkzeugverschleiß führen. Das<br />

„Verkleben“ an der Schneide kann<br />

außerdem unregelmäßige Oberflächen<br />

am Werkstück zur Folge haben.<br />

All dies erfordert geeignete<br />

Maßnahmen zur Verhinderung einer<br />

solchen Adhäsion. Die optimalen<br />

Schnittgeschwindigkeiten und<br />

Vorschübe müssen sorgfältig abgestimmt<br />

werden, um die besten Ergebnisse<br />

zu erzielen und Werkzeugverschleiß<br />

zu minimieren. Eine<br />

Maßnahme stellt die Wahl des<br />

Schneidstoffs dar. Werkzeuge aus<br />

polykristallinem Diamant (PKD)<br />

von Kyocera Unimerco bieten bei<br />

der Zerspanung von langspanendem<br />

Aluminium im Strukturbausegment<br />

mehrere Vorteile – Die geringe<br />

Reibungseigenschaft von<br />

PKD-Werkzeugen reduziert die<br />

Wahrscheinlichkeit von Adhäsion.<br />

Dies trägt zu einer verbesserten<br />

Oberflächenqualität und deutlich<br />

höheren Standzeiten bei. Kombiniert<br />

mit höheren Schnittgeschwindigkeiten<br />

sind PKD-Werkzeuge<br />

vielseitig einsetzbar und<br />

können für verschiedene Zerspanungsoperationen<br />

wie Drehen,<br />

Fräsen und Bohren verwendet werden.<br />

Dies macht sie zu einer effizienten<br />

Option für die Bearbeitung<br />

von Strukturbauteilen bei reduzierten<br />

Rüstzeiten und zugleich<br />

höherer Produktivität.<br />

Arbeitsschritte<br />

kombinieren<br />

Ein weiterer Baustein ist das Thema<br />

Sonderwerkzeuge. Sie spielen<br />

eine wichtige Rolle in der Zerspanung,<br />

wenn besonders hohe Kundenanforderungen<br />

und spezifische<br />

Anwendungen berücksichtigt werden<br />

müssen. Je nach den genauen<br />

Aluminiumlegierungen und Materialvariationen,<br />

die in der Fertigung<br />

verwendet werden, können<br />

spezielle Beschichtungen oder<br />

Schneidstoffe erforderlich sein, um<br />

optimale Ergebnisse zu erzielen.<br />

Die Anwendungstechnik ist hier<br />

ein entscheidender Faktor bei<br />

der Bestimmung der optimalen<br />

Prozessparameter, einschließlich<br />

Schnittgeschwindigkeit, Vorschub<br />

und Kühlung. Sonderwerkzeuge<br />

können entsprechend diesen Parametern<br />

gestaltet werden um hierbei<br />

auch die Anzahl der Werkzeuge<br />

und Arbeitsschritte zu kombinieren.<br />

Hersteller von Sonderwerkzeugen<br />

wie Kyocera Unimerco bieten<br />

umfassende Beratung und<br />

technische Unterstützung an, um<br />

sicherzustellen, dass die Werkzeuge<br />

optimal auf die Bearbeitungsanforderungen<br />

der Anwender abgestimmt<br />

sind.<br />

Die enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Anwender, Maschinen- und<br />

Werkzeughersteller ist entscheidend,<br />

um maßgeschneiderte Lösungen<br />

zu entwickeln, die den<br />

spezifischen Herausforderungen<br />

und Anforderungen der Bearbeitung<br />

gerecht werden. Dabei kann<br />

Kyocera Unimerco auf eine Jahrzehnte<br />

lange Geschichte zurückblicken.<br />

■<br />

Kyocera Unimerco Tooling GmbH<br />

www.kyocera-unimerco.com<br />

Foto: Kyocera Unimerco Tooling A/S<br />

Gratfreie Bearbeitung<br />

mit hoher<br />

Oberflächengüte<br />

reduziert<br />

die Anzahl der<br />

Arbeitsschritte<br />

und erhöht die<br />

Produktivität<br />

April 2024 85


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

FEINBOHR-KURZKLEMMHALTER ES-BORE MIT DIGITALANZEIGE 3E TECH+<br />

Das „µ“ beherrschen und<br />

Zeit und Geld sparen<br />

Die Feinbohr-Kurzklemmhalter ES-Bore (Easy Set Bore) von Wohlhaupter<br />

lassen sich einfach auf den Körper von Werkzeugen montieren<br />

und zusätzlich um die Funktionalität der µ-genauen Digitalanzeige<br />

3E TECH+ ergänzen. Damit können Anwender innerhalb kurzer Zeit<br />

und zu geringeren Kosten ihre eigenen Werkzeuge oder Sonderwerkzeuge<br />

bauen. 3E TECH+ sichert dabei höchste Einstellgenauigkeit.<br />

Foto: Wohlhaupter GmbH<br />

Feinbohr-Kurzklemmhalter ES-Bore<br />

Der Autor<br />

Axel Wagner<br />

ist Business<br />

Development<br />

Manager bei der<br />

Wohlhaupter<br />

GmbH<br />

Mit ES-Bore stellen Anwender ihre<br />

eigenen Werkzeuge und Sonderwerkzeuge<br />

schnell und kostengünstig<br />

zusammen: Sie müssen dazu<br />

lediglich einen oder auch mehrere<br />

Kurzklemmhalter auf die speziell<br />

konstruierte Bohrstange montieren.<br />

Die ES-Bore Kurzklemmhalter<br />

eignen sich für einen Durchmesserbereich<br />

von 28 bis 3.200<br />

Millimeter, wenn Standardkomponenten<br />

von Wohlhaupter zum Einsatz<br />

kommen; bei anwenderspezifischen<br />

Feindrehwerkzeugen und<br />

Sonderbohrstangen ist der Durchmesser<br />

praktisch unbegrenzt. Derzeit<br />

sind die Halter für zwei verschiedene<br />

Wendeplattengrößen –<br />

die Wohlhaupter-Formen 101<br />

(rhombisch) und 20 (dreikant) in<br />

rechter und linker Ausführung –<br />

erhältlich und können in allen<br />

gängigen Materialien eingesetzt<br />

werden. ES-Bore gibt es in einer<br />

analogen und in einer digitalen<br />

Version für den Einsatz mit der Digitalanzeige<br />

3E TECH+.<br />

3E TECH+ für die µ-genaue<br />

Verstellwegmessung<br />

Die Digitalanzeige 3E TECH+ bietet<br />

höchste Einstellgenauigkeit mit<br />

bis zu einem Mikrometer im<br />

Durchmesser und ist damit ideal<br />

für die Einhaltung geringster Toleranzen<br />

bei der Bohrungsbearbeitung.<br />

Auch die Feinbohr-Kurzklemmhalter<br />

der Serie ES-Bore<br />

können mit 3E TECH+ bestückt<br />

werden und erweitern so die Produktpalette<br />

um Lösungen für anwenderspezifische<br />

Anwendungen.<br />

Eingesetzt auf Stufenbohrstangen<br />

oder auch Reihenbohrstangen<br />

wird für mehrere Kurzklemmhalter<br />

oder Feinverstelleinheiten nur<br />

ein Anzeigemodul benötigt. Ansonsten<br />

kann das Anzeigemodul<br />

mit allen Serien-Feinbohrwerkzeugen<br />

von Wohlhaupter mit 3E<br />

TECH-Anbindung auch rückwärtskompatibel<br />

eingesetzt werden;<br />

dazu gehören VarioBore, die<br />

Baureihen 410 und 464, die Feinbohrkassetten<br />

der Serie 537 sowie<br />

kundenspezifische Feinbohrlösungen.<br />

Die neue Digitalanzeige 3E<br />

TECH+ erhöht dabei die Genauigkeit<br />

der vorhandenen Werkzeuge<br />

von 2 µm auf 1 µm Einstellgenauigkeit<br />

im Durchmesser und wertet<br />

diese nochmals auf.<br />

86 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: Wohlhaupter GmbH<br />

3E TECH+ von Wohlhaupter<br />

Die digitalen Anzeigemodule sind<br />

besonders bedienerfreundlich, weshalb<br />

immer mehr Anwender von<br />

der manuellen, analogen Nonius-<br />

Einstellung abrücken. Die externe<br />

Digitalanzeige ist abnehmbar und<br />

trägt so dazu bei, dass teure digi -<br />

tale Werkzeugkomponenten nicht<br />

durch Späne oder hohen Kühlschmierstoffdruck<br />

beschädigt werden<br />

können. Dabei ist der letzte<br />

Einstellwert weiterhin im Werkzeug<br />

gespeichert und bleibt beim<br />

Abnehmen des Anzeigemoduls und<br />

späteren, erneuten Andocken der<br />

Anzeige erhalten.<br />

3E TECH+ für die 1-µm-genaue<br />

Verstellwegmessung verfügt über<br />

ein hintergrundbeleuchtetes OLED-<br />

Display mit großer Anzeige zur<br />

guten Ablesbarkeit. Für optimale<br />

Sichtbarkeit in jeder Umgebung<br />

gibt es verschiedene Display-Farboptionen.<br />

Mithilfe der automatischen<br />

Drehfunktion der Anzeige<br />

passt sich diese an die jeweilige<br />

Ausrichtung des Anzeigemoduls an.<br />

3E TECH+ lässt sich zwischen metrischer<br />

und imperialer Einstellung<br />

zur Anpassung an alle Anwendungen<br />

umschalten. Das Anzeigemodul<br />

wird mit wiederaufladbarem<br />

Akku über USB-C geladen.<br />

3E TECH+ ist die modernste Digitalanzeige<br />

für Anwendungen, bei<br />

denen es auf höchste Genauigkeit<br />

ankommt, und ist für Kleinbe -<br />

triebe wie Lohnfertiger ebenso geeignet<br />

wie für die Automobilin -<br />

dustrie, den Schwermaschinenbau<br />

oder die Luft- und Raumfahrtbranche.<br />

ES-Bore und 3E TECH+ sind neue<br />

Produkte im Portfolio von Wohlhaupter,<br />

mit denen das Unternehmen<br />

flexible Werkzeuglösung und<br />

deren Digitalisierung weiter vorantreibt.<br />

Bereits seit über 90 Jahren<br />

steht Wohlhaupter international<br />

für innovative Präzisionswerkzeuge<br />

für die Bohrungsbearbeitung.<br />

Als Marktführer für modulare<br />

Werkzeugsysteme in Deutschland<br />

ist der Zerspanungsspezialist<br />

aus Frickenhausen weltweit der<br />

Anbieter mit dem größten Programm<br />

an digitalen Werkzeugen<br />

mit direkter optoelektronischer<br />

Verstellwegmessung. Mit den bewährten<br />

Feindrehwerkzeugen mit<br />

3E TECH+ Technologie in Verbindung<br />

mit externer Digitalanzeige<br />

und den seit Jahrzehnten bewährten<br />

Werkzeugen mit integrierter<br />

Verstellwegmessung bietet der Präzisionswerkzeughersteller<br />

u. a. die<br />

weltweit größte Bandbreite an<br />

Werkzeugen mit Digitalanzeige im<br />

Durchmesserbereich von 0,4 mm<br />

bis 3.255 mm. Für alle Produkte<br />

gilt: Das komplette Katalogprogramm<br />

mit hocheffizienten Lösungen<br />

in Premiumqualität „Made in<br />

Germany“ ist ab Lager zu beziehen.<br />

■<br />

Wohlhaupter GmbH<br />

www.wohlhaupter.com<br />

April 2024 87


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

NEUE UND BEWÄHRTE LÖSUNGSKONZEPTE<br />

Wirtschaftliches Rückwärts -<br />

plansenken bis 2.3x Bohr-Ø<br />

Plansenkungen an der rückseitigen Bohrungskante stellen regelmässig<br />

eine Herausforderung dar. Oft sind diese Stellen schlecht<br />

zugänglich, der verfügbare Raum für die Bearbeitung ist begrenzt<br />

oder ein Umspannen des Werkstücks wird aus wirtschaftlichen<br />

Überlegungen ausgeschlossen. Der Rückwärtssenker BSF von<br />

Heule löst diese Probleme und erhöht die Prozesssicherheit.<br />

Foto: Heule Precision Tools<br />

Das Rückwärtsplansenken macht das Umspannen des Werkstücks überflüssig, was nicht nur der Wirtschaftlichkeit, sondern<br />

auch der Präzision zugutekommt.<br />

Der Autor<br />

Martin Filko<br />

Key Account<br />

Manager Werkzeug-<br />

und Maschinenhersteller<br />

Heule Germany<br />

GmbH<br />

Als Technologieführer im Bereich<br />

der rückseitigen Bohrungsbearbeitung<br />

verfügt Heule seit mehreren<br />

Jahren nicht nur über erstklassige<br />

Lösungen fürs Entgraten oder Fasen,<br />

sondern auch für das Rückwärtsplansenken.<br />

Da die Bearbeitung<br />

von der gleichen Seite wie die<br />

Bohrung erfolgt, lassen sich Plansenkungen<br />

so auch an schlecht zugänglichen<br />

Stellen einfach fertigen<br />

– zum Beispiel zwischen den<br />

Schenkeln eines Gabelstücks.<br />

Die Werkzeuglösung BSF gewährleistet<br />

die für die Serienfertigung<br />

entscheidende Prozesssicherheit –<br />

und dies bei Senkungen bis zu 2.3x<br />

Bohr-Ø. Das Werkzeug bearbeitet<br />

Bohrungen im Standardsortiment<br />

ab einem Durchmesser von 6.5 mm<br />

bis 21.0 mm, ist speziell für den automatisierten<br />

Betrieb konzipiert und<br />

ohne Voreinstellungen am Werkzeug<br />

einsetzbar. Der Klappmechanismus<br />

des Messers in Kombination<br />

mit dem robusten Aufbau gewährleisten<br />

die geforderte Prozesssicherheit.<br />

Zudem sorgen die Standzeiten<br />

der Hartmetall-Messer für eine<br />

hohe Maschinenverfügbarkeit. Ob<br />

Aluminium, hochlegierte Stähle<br />

oder Inconel und Titan, das Werkzeug<br />

ist in der Lage, die unterschiedlichsten<br />

Werkstoffe zu bearbeiten.<br />

Neue Varianten in der<br />

Aktivierung<br />

Die hohe Wirtschaftlichkeit basiert<br />

auf dem kompakten und gleich -<br />

zeitig einfachen Funktionsprinzip.<br />

Nach Aktivierung der Spindel<br />

klappt das Hartmetallmesser bei<br />

einer Initialdrehzahl und der daraus<br />

resultierenden Fliehkraft aus.<br />

Für das Einklappen nach erfolgter<br />

Bearbeitung bietet Heule mehrere<br />

Möglichkeiten an. Bei der Standard-Variante<br />

wird der Impuls<br />

fürs Einklappen über die Innenkühlung<br />

gegeben, was einen Kühlmitteldruck<br />

von min. 20 bar vo-<br />

88 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Foto: Heule Precision Tools<br />

Foto: Heule Precision Tools<br />

Das bewährte<br />

Funktionsprinzip:<br />

Ausklappen des<br />

Messers aufgrund<br />

der Fliehkraft;<br />

Einklappen ent -<br />

weder über Innenkühlung,<br />

Druckluft<br />

oder per Hand.<br />

Das BSF lässt sich in sehr beengten<br />

Raumverhältnissen einsetzen.<br />

Der Zugang zur Bearbeitungsstelle<br />

erfolgt durch die Bohrung selbst.<br />

raussetzt. Kunden kamen auf Heule<br />

mit dem Wunsch zu, BSF auch<br />

auf einfacheren Maschinentypen<br />

einsetzen zu können. Es entstanden<br />

zwei weitere Varianten, die<br />

das Standardsortiment ergänzen –<br />

BSF Air und BSF Manual.<br />

Beim BSF Air kann durch die Vergrösserung<br />

der wirksamen Kolbenfläche<br />

das Messer per Druckluft<br />

eingeklappt werden. Bei konstant<br />

min. 5 bar Luftdruck funktioniert<br />

das BSF Air prozesssicher.<br />

Diese Schaft-Variante kommt zum<br />

Einsatz, wenn die anwendungs -<br />

spezifischen Anforderungen oder<br />

die maschinentechnischen Gegebenheiten<br />

keine Aktivierung per<br />

Innenkühlmittel ermöglichen. Das<br />

BSF Manual ergänzt das Werkzeugsortiment<br />

um die Option der<br />

manuellen Steuerung. Das Messer<br />

kann mit einem Aktivierungsring<br />

«von Hand» eingeklappt werden.<br />

Diese Option wird typischerweise<br />

verwendet, wenn kein Medieneinsatz<br />

möglich ist. Bereits bestehende<br />

Werkzeuge können bei Bedarf<br />

auf Steuerung per Druckluft oder<br />

manuellen Aktivierungsring umgerüstet<br />

werden. Der modulare Aufbau<br />

ermöglicht eine Umrüstung<br />

innerhalb des Standardsortiments.<br />

Anwendungsspezifische<br />

Auslegung<br />

Sind spezielle Senkformen oder<br />

eine andere Beschichtung gefragt,<br />

kann Heule diese mit massgeschneiderten<br />

Messern realisieren.<br />

So beispielsweise mit einer zusätzlichen<br />

Fase an der Bohrungskante<br />

oder gar mit einer Kugelkalottenform.<br />

Sind engere Senktoleranzen<br />

gefordert, kommt die Produktlinie<br />

BSF-P zum Einsatz. Statt der bishe-<br />

rigen Standard-Senktoleranz von<br />

+/- 0.2 mm erreicht BSF-P ein Toleranzband<br />

von +/- 0.1 mm. Diese<br />

höhere Genauigkeit ist dank zusätzlicher<br />

Merkmale am Messer<br />

als auch am Messergehäuse möglich.<br />

Heule wird mit diesen Möglichkeiten<br />

seinem Ruf als erfahrener Problemlöser<br />

gerecht. Denn immer,<br />

wenn für die Anwendungssituation<br />

keine Werkzeuglösung aus der<br />

Standardpalette möglich ist, kommen<br />

die eigenen Werkzeugentwickler<br />

zum Einsatz. Entweder<br />

wird an einem bestehenden Werkzeugsystem<br />

eine kundenspezifische<br />

Anpassung umgesetzt oder es wird<br />

bei Bedarf ein individuelles System<br />

entwickelt. Keine Entgratsituation<br />

ist wie die andere, lösen will Heule<br />

■<br />

aber alle.<br />

Heule Precision Tools<br />

www.heule.com<br />

Foto: Heule Precision Tools<br />

Auch Gusseisenmaterialen<br />

mit<br />

sehr heterogenen<br />

Oberflächen<br />

(Gusshaut) sind<br />

mit dem BSF<br />

gut bearbeitbar.<br />

Die beschichteten<br />

Hartmetallmesser<br />

widerstehen der<br />

starken Belastung<br />

ohne Ausfälle und<br />

Störungen.<br />

April 2024 89


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

AUTOMATISIERUNG IM MASCHINENBAU<br />

Mit der Schnittstelle KUKA.PLC<br />

mxAutomation ist der Roboter<br />

einfach zu bedienen<br />

Die Maschinenbaubranche ist traditionell stark in Deutschland. Stark ist derzeit jedoch<br />

auch der Mangel an Fachkräften zu spüren. Die Automatisierung von Teilen der<br />

Produktion hilft Unternehmen, die Effizienz trotzdem hochzuhalten. Die Schnittstelle<br />

KUKA.PLC mxAutomation erleichtert dem Werker dabei die Bedienung des Roboters.<br />

de und körperlich anstrengende<br />

Arbeiten übernehmen und so die<br />

Belegschaft des metallverarbeitenden<br />

Betriebs entlasten. Dadurch<br />

können sich die Mitarbeitenden<br />

anspruchsvolleren Tätigkeiten zuwenden,<br />

zu denen auch die Bedienung<br />

des Roboters zählt.<br />

Dass sich die Robotik von KUKA<br />

perfekt in jede Produktionsumgebung<br />

einfügt, gewährleisten die<br />

Automationsexperten aus Augsburg<br />

durch ein breites Portfolio,<br />

viel Prozess- und Integrationswissen<br />

und nicht zuletzt durch die<br />

passende Software. Die einfache<br />

Schnittstelle zwischen Mensch und<br />

Maschine KUKA.PLC mxAutomation<br />

erlaubt es den Werkern,<br />

Durch die Schnittstelle KUKA.PLC mxAutomation können die Werker in ihrer Robotik zu verstehen, zu bedienen<br />

gewohnten Steuerungsumgebung bleiben. Alle Infos werden übersichtlich auf und zu programmieren, ohne die<br />

einem Touchpanel dargestellt.<br />

gewohnte Steuerungsumgebung zu<br />

verlassen.<br />

Alle wichtigen Funktionen der<br />

KUKA.SystemSoftware (KSS) stehen<br />

direkt in der vorhandenen SPS<br />

Wenn ein metallverarbeitendes<br />

Unternehmen eine Maschine mit (Speicherprogrammierbare Steuerung)<br />

beziehungsweise PLC (Pro-<br />

KUKA auf einen Blick<br />

roboterbasierter Automation bestellt,<br />

braucht es dazu in der Regel gramable Logic Control) der Anla-<br />

Gegründet 1898 in Augsburg<br />

auch das entsprechende Integrations-Know-how.<br />

Es sei denn, der der Bewegungen und sämtliche Sige<br />

zur Verfügung. Die Kontrolle<br />

· Führender Anbieter in der Roboter-, Anlagenund<br />

Systemtechnik<br />

Werkzeugmaschinenhersteller liefert<br />

direkt eine schlüsselfertige weiterhin die Robotersteuerung.<br />

cherheitsfunktionen übernimmt<br />

· Fokus auf intelligente und effiziente Produktionslösungen,<br />

Roboter, Zellen, Software und Service Maschine aus. Dann bringt der Dabei ist die Kommunikation zwischen<br />

Robotik und SPS keine Ein-<br />

Aktiv in mehr als 50 Ländern<br />

onsexpertise ein und stellt sie dem bahnstraße. So wie Befehle an den<br />

für intelligente Automatisierung<br />

Maschinenhersteller die Automati-<br />

· 15.000 Mitarbeiter weltweit Kunden bedienerfreundlich zur Roboter gesendet werden, laufen<br />

Verfügung. Der eingesetzte Roboter<br />

kann monotone, wiederkehrentionen<br />

auch wieder zurück an<br />

Diagnose- und Zustandsinforma-<br />

die<br />

Foto: KUKA<br />

90 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Steuerung. Dort behält der Werker<br />

auf einem übersichtlichen und intuitiv<br />

zu bedienenden Touchpanel<br />

jederzeit den Überblick.<br />

Einheitliches<br />

Bedienkonzept<br />

In dieser Anwendung<br />

wird der<br />

KUKA Roboter<br />

zur Bestückung<br />

der Fräsmaschine<br />

eingesetzt.<br />

Die Schnittstelle KUKA.PLC<br />

mxAutomation bietet Unternehmen<br />

den Vorteil, dass ihre Teammitglieder<br />

in ein- und derselben<br />

Steuerungsumgebung sowohl die<br />

CNC-Maschine als auch den Roboter<br />

programmieren können. Die<br />

Mitarbeitenden benötigen hierzu<br />

keine eigene Schulung, sondern<br />

können gleich starten. So entsteht<br />

auf der Anwenderseite keine Hürde<br />

bei der Implementierung einer<br />

Automatisierungslösung. Der Roboter<br />

kann schnell und unkompliziert<br />

mit SPS-Kenntnissen integriert<br />

und bedient werden.<br />

Wirtschaftliche Vorteile<br />

durch die Schnittstelle<br />

Von der SPS-Integration mit der<br />

Schnittstelle mxAutomation profitieren<br />

Unternehmen in vielfacher<br />

Hinsicht wirtschaftlich: Geringere<br />

Stückkosten und eine effizientere<br />

Produktion bedeuten einen Wettbewerbsvorteil<br />

in der Industrie.<br />

Die Vorteile kommen zustande<br />

durch eine größere Zeitersparnis<br />

bei der Konfiguration, bei der Inbetriebnahme<br />

und bei der Anpassung<br />

an neue Produktionsprozesse.<br />

Wie bereits erwähnt, spielt auch<br />

die vereinfachte Bedienung eine<br />

wichtige Rolle. Die Anwendung in<br />

der gewohnten Steuerumgebung<br />

führt zu einer nahtlosen Integration<br />

der Automatisierung. Es passieren<br />

weniger Fehler durch vordefinierte<br />

Blocks und Sequenzen. Und<br />

die zentrale Programmierung sorgt<br />

■<br />

für mehr Effizienz.<br />

KUKA<br />

www.kuka.com<br />

Foto: KUKA<br />

Easy to use,<br />

easy to program<br />

Dass die Einführung der Automatisierung in einem<br />

Unternehmen ganz automatisch gelingt, ist nicht<br />

gesagt. Vielmehr müssen für eine erfolgreiche Implementierung<br />

von Robotern in den Produktionsprozess<br />

die nötigen Voraussetzungen geschaffen<br />

werden. Hierzu zählt, dass die Werker den Roboter<br />

einfach und intuitiv programmieren und bedienen<br />

können. Beides ermöglicht die Schnittstelle KU-<br />

KA.PLC mxAutomation, durch deren Nutzung der<br />

Bediener in der gleichen Umgebung bleibt wie bei<br />

der Steuerung der Anlage.<br />

Der Autor<br />

Foto: KUKA<br />

Steffen Günther<br />

Key Technology<br />

Manager Machine<br />

Tool Automation<br />

KUKA<br />

Die Programmierung und Bedienung des Roboters erfolgt intuitiv, Robotik-Kenntnisse sind hierfür nicht nötig.<br />

April 2024 91


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

INDUSTRIEROBOTER UND WERKZEUGMASCHINEN MIT DIRECT ROBOT CONTROL KOMBINIEREN<br />

Robotik- & CNC-Programmierung<br />

auf einer Plattform<br />

Die Verbindung von Robotik und CNC-Technologie verschafft Maschinenbauern<br />

und OEMs klare Wettbewerbsvorteile. Mitsubishi<br />

Electric ermöglicht durch eine einheitliche Programmierumgebung<br />

eine direkte Robotersteuerung. Über diese erfolgt die Programmierung<br />

via G-Codes im CNC-Bearbeitungszentrum. Das optimiert<br />

Automationsprozesse und steigert die Produktivität.<br />

Mit der Direct<br />

Robot Control<br />

von Mitsubishi<br />

Electric kann ein<br />

Roboter per<br />

G-Code direkt<br />

im CNC-Bearbeitungszentrum<br />

programmiert<br />

werden.<br />

Foto: Mitsubishi Electric<br />

Autoren<br />

Benjamin Buzga<br />

Teamleiter CNC<br />

Sales and<br />

Business<br />

Development<br />

FA CNC<br />

Michael Finke<br />

Produktmanager<br />

Robotik<br />

Industrial<br />

Automation<br />

In den vergangenen Jahren wurde<br />

die Robotertechnik verstärkt in<br />

der Maschinenbeschickung eingesetzt,<br />

um den Gesamtdurchsatz erheblich<br />

zu steigern, insbesondere<br />

für die effiziente Be- und Entladung<br />

von Bearbeitungszentren.<br />

Dies führt zu verkürzten Zykluszeiten<br />

und einer gesteigerten Effizienz<br />

des gesamten Produktionsprozesses,<br />

was es ermöglicht, größere<br />

Chargen eigenständig über<br />

Nacht laufen zu lassen.<br />

Trotz dieser Vorteile gab es bisher<br />

eine bedeutende Herausforderung:<br />

Die Programmiersprache moderner<br />

Roboter unterscheidet sich erheblich<br />

von der G-Code-Programmiersprache,<br />

die bei der Programmierung<br />

von CNC-Steuerungen<br />

verwendet wird. Während sich ein<br />

Bearbeitungszentrum schnell über<br />

die G-Codes einrichten lässt,<br />

ging dieser Geschwindigkeitsvorteil<br />

verloren, wenn der Maschinenbediener<br />

nicht zusätzlich die<br />

skriptbasierte Programmiersprache<br />

für Roboter erlernen konnte.<br />

Mit der Einführung der Robotersteuerung<br />

„Direct Robot Control“<br />

hat Mitsubishi Electric die bisher<br />

getrennten Automatisierungstechnologien<br />

zusammengeführt. Die<br />

Robotersteuerung und die Steuerung<br />

der CNC-Maschine werden<br />

nicht mehr separat programmiert.<br />

Stattdessen kann der Roboter über<br />

G-Codes im CNC-Bearbeitungszentrum<br />

selbst programmiert werden<br />

und wird somit als integraler<br />

Bestandteil des Bearbeitungsauftrags<br />

betrachtet. Sogar die Bewegung<br />

des Roboters kann über das<br />

Handrad der Maschine gesteuert<br />

werden. Warnungen oder Alarme<br />

von der CNC-Maschineund dem<br />

Roboter werden darüber hinaus<br />

im selben Protokoll aufgezeichnet.<br />

92 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Einfache Bedienung<br />

über G-Code<br />

Der Roboter kann einfach über<br />

Plug&Play mit der Werkzeugmaschinensteuerung<br />

verbunden werden.<br />

Dies setzt voraus, dass die<br />

Steuerung der M8-CNC-Serie von<br />

Mitsubishi Electric die neue Funktion<br />

„Direct Robot Control“ installiert<br />

hat und das Modelldes<br />

Roboters dem System bekannt<br />

sind. Sobald diese Parameter erfüllt<br />

sind, kann der Roboter direkt<br />

an die Werkzeugmaschine angeschlossen<br />

und in Betrieb genommen<br />

werden. Dadurch wird der<br />

Einsatz des Roboters an verschiedenen<br />

Werkzeugmaschinen ermöglicht<br />

– entsprechend den Anforderungen<br />

und Größen entweder mobil<br />

und verfahrbar oder fest installiert<br />

im Zentrum einer Fertigungsinsel.<br />

Als komfortable und äußerst präzise<br />

Methode ermöglicht es nun,<br />

direkt auf das Koordinatensystem<br />

der Werkzeugmaschinen-Achsen<br />

zuzugreifen. Die Werkstückkoordinaten<br />

können ohne Übertragung<br />

in ein anderes System verwendet<br />

werden, und es bleibt möglich,<br />

Zielpunkte der Teach-Methode<br />

anzufahren. Dies führt zu verkürzten<br />

Programmierzeiten, erhöht die<br />

Sicherheit und ermöglicht kürzere<br />

Zykluszeiten in der Praxis. Diese<br />

einfache Idee reduziert die Komplexität<br />

erheblich und ermöglicht<br />

die mühelose Integration von Robotern<br />

in automatisierte Produktionsprozesse.<br />

Robotik und<br />

CNC vereint in<br />

einer einzigen<br />

Robotersteuerung<br />

Die Vorteile im Überblick<br />

∙<br />

Einfache Integration per Plug<br />

and Play zwischen Roboter und<br />

Werkzeugmaschine<br />

∙ Eine breite Auswahl an passenden<br />

Robotertypen<br />

∙ Maximale Bedienerfreundlichkeit<br />

∙ Vereinheitlichtes Koordinatensystem<br />

für kürzere Programmier-<br />

und Zykluszeiten<br />

∙ Reduzierter Programmieraufwand<br />

durch Einsatz von G-Code<br />

oder SPS-Signalen<br />

Das „Robot Direct Control“ eröffnet<br />

neue Möglichkeiten, indem<br />

Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels<br />

nur einen Spezialisten<br />

benötigen, und Erstausrüster<br />

die Robotik leichter in ihre CNC-<br />

Maschinen integrieren können.<br />

In den letzten Jahrzehnten haben<br />

sich Robotik und CNC Bearbeitung<br />

massiv weiterentwickelt und<br />

es geht immer weiter. Technologien<br />

wie KI halten in immer mehr Automatisierungskomponenten<br />

Einzug<br />

und maschinelles Lernen<br />

macht das robotergestützte Bearbeitungszentrum<br />

effizienter. Mit<br />

seiner unternehmenseigenen KI-<br />

Technologie MAISART* ist Mitsubishi<br />

Electric<br />

■<br />

federführend.<br />

*Maisart („Mitsubishi Electric‘s<br />

AI creates the State-of-the-ART<br />

in technology“)<br />

Mitsubishi Electric Europe B.V.<br />

de.mitsubishielectric.com/fa<br />

mitsubishielectric-cnc.de<br />

KI hält Einzug<br />

in die modernen<br />

Produktions -<br />

prozesse<br />

Foto: Mitsubishi Electric<br />

Große Auswahl an<br />

Robotern<br />

Der Kunde hat den Vorteil aus<br />

dem breiten Sortiment an MELFA-<br />

Robotern auswählen zu können,<br />

die mit dem „Direct Robot Control“<br />

harmonisieren.<br />

Vor allem die Knickarmroboter<br />

der MELFA FR-Serie vom Typ<br />

RV-7 und RV-13 mit ihrer großen<br />

Reichweite sind für die Be- und<br />

Entladung geeignet. Aber auch die<br />

SCARA-Serien und der Cobot<br />

MELFA Assista können hierfür<br />

eingesetzt werden.<br />

Mehr zum Thema:<br />

Das Video: https://youtu.be/weGAS1bDUoQ<br />

Und auf https://www.mitsubishi-cnc.de/direct-robot-control/<br />

Foto: Mitsubishi Electric<br />

April 2024 93


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

DIGITALISIERUNG DER SPINDELTECHNOLOGIE UND DATENGESTEUERTE PRODUKTION<br />

Spindeldaten für die<br />

optimale Zerspanung<br />

Bei der Digitalisierung von Werkzeugmaschinen spielen Motorspindeln<br />

eine wichtige Rolle. Zentral ist die Kommunikation zwischen<br />

Spindel, Steuerung und Edge-Device. GMN präsentiert Ergebnisse<br />

aus dem Einsatz von IIoT-fähigen Spindeln auf einer Overbeck-<br />

Schleifmaschine und zeigt die Potenziale der Maschinendatenanalyse.<br />

Foto: GMN<br />

Betriebsstatus, Temperatur, Geschwindigkeit und Vibrationen der IIoT-fähigen Spindel HV-X 120i-75000/7 im Dashboard<br />

Der Autor<br />

Dr. Jens Falker<br />

ist Leiter<br />

Engineering<br />

Spindeltechnik<br />

bei GMN<br />

Die digitale Spindeltechnologie<br />

verspricht eine nachhaltige Fertigung<br />

in hoher Qualität – zu geringen<br />

Kosten und bei minimierten<br />

Ausfallzeiten.<br />

Zum einen ermöglicht die Datenerfassung<br />

und -auswertung ein<br />

transparentes Energiemonitoring.<br />

So schafft sie die Informationsbasis,<br />

um die Effizienz der eingesetzten<br />

Komponenten steigern und<br />

den Ressourcenverbrauch senken<br />

zu können.<br />

Zum anderen bildet sie die Grundlage<br />

für eine umfassende Analyse<br />

und Optimierung aller Prozesse,<br />

Betriebskosten und Wartungserfordernisse.<br />

Auf diese Weise lassen sich<br />

Workflows standardisieren, Wartung<br />

und Instandhaltung können<br />

vorausschauend geplant werden.<br />

Das erhöht wiederum die Prozesszuverlässigkeit<br />

und die Maschinenverfügbarkeit,<br />

verhindert Produktionsverzögerungen<br />

und senkt<br />

Ausfallzeiten. Außerdem kann die<br />

Inbetriebnahme von Werkzeugmaschinen<br />

vereinfacht und beschleunigt<br />

werden.<br />

Sichere Kommunikation<br />

Eine Voraussetzung für eine datengesteuerte<br />

Produktion ist das Erfassen<br />

und Verarbeiten der Prozesswerte.<br />

Genauso wichtig ist die<br />

zuverlässige und sichere Kommunikation<br />

aller prozessbeteiligten<br />

Komponenten. Um diese voranzutreiben,<br />

hat sich GMN 2022 am<br />

Forschungsprojekt „ESCOM“ –<br />

Edge-Services for Components –<br />

beteiligt. Es ist Teil der Projektfamilie<br />

„EuProGigant – Europäisches<br />

Produktionsgiganet“ und<br />

der europäischen Initiative Gaia-X<br />

für eine leistungsfähige und datenschutzkonforme<br />

europäische Infrastruktur.<br />

Enge Zusammenarbeit<br />

Mit dem Maschinenbauer Overbeck<br />

Danobat hat GMN beim<br />

94 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Schwerpunkt „Edge-Services für<br />

Motorspindeln“ einen Kooperationspartner<br />

gefunden. Im Einsatz<br />

auf einer Innen- und Außenschleifmaschine<br />

IED-400 M lassen sich<br />

die Leistungen der digitalen Spindeltechnologie<br />

veranschaulichen.<br />

Die Maschine ist mit vier GMN-<br />

Spindeln ausgestattet, darunter eine<br />

HV-X 120i-75000/7. Das „i“<br />

im Namen steht für die Ausstattungsvariante<br />

mit dem Embedded<br />

System IDEA-4S, das die Spindel<br />

IIoT-ready macht.<br />

Im Schaltschrank ist außerdem ein<br />

Edge-Device installiert, welches<br />

die prozessrelevanten Daten aller<br />

Maschinenkomponenten in Echtzeit<br />

sammelt, analysiert und verarbeitet.<br />

Zu den angezeigten Informationen<br />

der Spindel gehören der<br />

Betriebsstatus, die Lager- und<br />

Kühlmitteltemperatur, die Drehzahl<br />

und ihre Schwinggeschwindigkeit.<br />

Regulationen in Echtzeit<br />

Neben der Maschinenüberwachung<br />

und der Zustandsanalyse ist<br />

es möglich, quasi ohne Zeitverzögerung<br />

auf Fehlentwicklungen zu<br />

reagieren. Mit dieser echtzeitregulatorischen<br />

Anwendung lassen sich<br />

Qualitätsschwankungen in der Bearbeitung<br />

sofort identifizieren und<br />

beheben. Bewegen sich beispielsweise<br />

die Schwingungen einer<br />

Spindel nahe der definierten Toleranzgrenze,<br />

kann IDEA-4S in Millisekunden<br />

antworten und ein entsprechend<br />

konfiguriertes Korrektursignal<br />

senden.<br />

Alle Informationen werden zentral<br />

auf einer IIoT-Plattform gespeichert<br />

und können von allen berechtigten<br />

Beteiligten genutzt werden.<br />

Ein direkter Zugriff auf das<br />

Anlagen- oder das Unternehmensnetzwerk<br />

ist hierbei nicht möglich.<br />

Digitaler Zwilling<br />

Auf Basis der Plattformdaten ist<br />

zusätzlich zur physischen Maschine<br />

ein spezifisch konfigurierter digitaler<br />

Zwilling entstanden. Jede<br />

einzelne Maschinenkomponente<br />

wird hierbei auf einem Dashboard<br />

abgebildet und als 3D-Modell visualisiert.<br />

Die Detailtreue geht so<br />

weit, dass der physische Austausch<br />

eines Elementes automatisch aktualisiert<br />

wird.<br />

Die Topologie der Maschine ist auf<br />

dem Dashboard in Dokumentenordnern<br />

nachgebildet. Sie enthalten<br />

sämtliche Informationen, die<br />

das jeweilige Element betreffen.<br />

Der Umfang reicht vom digitalen<br />

Typenschild und den Bedieninformationen<br />

bis zu den Laufzeiten in<br />

der Maschine und der vollständigen<br />

Service-Historie. Ebenfalls erfasst<br />

werden der Ressourcenverbrauch<br />

und der CO 2 -Fußabdruck,<br />

der hierdurch erstmals transparent<br />

wird.<br />

Automatisiert lernen<br />

Nutzern wird zudem die Option<br />

angeboten, ihre Komponentenund<br />

Maschinendaten für eine anonymisierte<br />

und automatisierte<br />

Analyse freizugeben und im Gegenzug<br />

von den Ergebnissen zu<br />

profitieren. Dadurch wächst auf<br />

der zentralen IIoT-Plattform kon -<br />

tinuierlich ein Erfahrungsschatz<br />

an Verhaltensinformationen heran.<br />

Das Zusammenwirken vieler generiert<br />

so neues Wissen für optimierte<br />

Prozesse.<br />

Foto: GMN<br />

Über GMN:<br />

GMN hat auf der EMO<br />

2023 die erste Spindelbaureihe<br />

für Fräs- und Schleifanwendungen<br />

mit integrierter<br />

IIoT-Technologie<br />

IDEA-4S vorgestellt<br />

Der Maschinenbauer GMN Paul<br />

Müller Industrie GmbH & Co.<br />

KG ist ein 1908 gegründetes und<br />

heute in vierter Generation geführtes<br />

Familienunternehmen. Rund<br />

470 Mitarbeiter entwickeln und<br />

produzieren ausschließlich am Unternehmenssitz<br />

in Nürnberg Hochpräzisionskugellager<br />

und -lagersysteme,<br />

Maschinenspindeln, elektrische<br />

Antriebe, Klemmkörperfreiläufe<br />

sowie berührungslose Dichtungen.<br />

Die Exportquote von GMN beläuft<br />

sich auf rund 45 Prozent, das<br />

Unternehmen liefert seine Produkte<br />

an Abnehmer in der ganzen<br />

Welt. Diese stammen aus einer<br />

Vielzahl von Branchen, hervorzuheben<br />

sind der Maschinenbau, der<br />

Modell- und Fahrzeugbau sowie<br />

die Luft- und Raumfahrttechnik.<br />

Vertrieb und Service gewährleistet<br />

GMN über ein weltweites Netz<br />

von Vertretungen und Niederlassungen.<br />

■<br />

GMN Paul Müller Industrie<br />

GmbH & Co. KG<br />

www.gmn.de<br />

Foto: GMN<br />

Eine GMN-<br />

Spindel HV-X<br />

120i-75000/7<br />

mit dem Em -<br />

bedded System<br />

IDEA-4S auf<br />

einer Overbeck<br />

Danobat<br />

IED-400 M<br />

April 2024 95


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

DIGITALISIERUNG & VERNETZUNG IM FOKUS:<br />

Shopfloor-IT als „Brückenbauer“<br />

zwischen ERP und Fertigung<br />

Um ein Unternehmen ganzheitlich zu digitalisieren, ist es fundamental die „Office“<br />

Ebene (Top-Floor) mit der Produktionsebene (Shopfloor) zu vernetzen. Die Herausforderung<br />

besteht in der Verknüpfung der einzelnen Systeme, sowohl horizontal<br />

als auch vertikal. Unternehmen fokussieren sich im Bereich Ihres Shopfloors<br />

auf Interoperabilität und Services im Kontext von Industrial Internet of Things<br />

(IIoT), Spezialisten mit tiefem Verständnis der Prozesswelten von IT und Produktion<br />

bildet hierbei eine zentrale Schlüsselfunktion. Coscom realisiert Datenvernetzungsstrategien<br />

vom ERP-System in den Shopfloor der zerspanenden Fertigungsindustrie<br />

und ergänzt bzw. entlastet unternehmensinterne IT-Abteilungen.<br />

Digitalisierung<br />

& Vernetzung<br />

im Fokus: Mit<br />

Coscom Shop -<br />

floor IT gelingt<br />

die Verknüpfung<br />

von der „Office“<br />

Ebene (Top-<br />

Floor) mit der<br />

Produktionsebene<br />

(Shopfloor),<br />

sowohl horizontal<br />

als auch<br />

vertikal.<br />

Foto: Coscom Computer GmbH<br />

Der Autor<br />

Christian<br />

Erlinger<br />

Geschäftsführer<br />

Coscom<br />

Mit dem Einzug von CAx-Systemen<br />

hat die interne technische IT<br />

in Produktionsunternehmen über<br />

die letzten Jahrzehnte hinweg<br />

enorm an Bedeutung gewonnen.<br />

Im Zuge von Industrie 4.0, ganzheitliche<br />

Vernetzungsstrategien<br />

von Shop- und Top-Floor sowie<br />

Dienstleistungskonzepten in der<br />

Fertigung stehen IT-Abteilungen<br />

vor neuen Herausforderungen.<br />

Organisatorisch ist ein Fertigungsunternehmen<br />

in der Regel in betriebswirtschaftliche<br />

und technische<br />

Geschäftsprozesse gegliedert,<br />

die wiederum in Arbeitsgebiete<br />

münden wie Marketing, Konstruktion,<br />

Arbeitsvorbereitung,<br />

Produktion/Fertigung und Rückbau.<br />

Die Computertechnologie ist<br />

mit den CA-Techniken wie CAE,<br />

CAD, CAP, CAM und CAQ in weiten<br />

Bereichen der diskreten Fertigung<br />

in „Top-Floor“ (Engineering<br />

und Office-Anwendungen) und<br />

„Shopfloor“ (Produktion) verankert.<br />

Im Umfeld der Produktion<br />

trifft man auf den Begriff „Virtual<br />

Machining“. Gemeint ist damit eine<br />

Bündelung von Prozessen rund<br />

um die tiefe Integration von CAD<br />

mit CAM, Maschinensimulation<br />

und Folgeprozesse, wie z.B. Postprocessing<br />

mit NC-Code-Erstellung.<br />

Seit einigen Jahren fokussieren<br />

sich Unternehmen im Bereich Ihres<br />

Shopfloors auf Interoperabilität<br />

und Services im Kontext von Industrial<br />

Internet of Things (IIoT).<br />

Alles in allem hat der Einfluss der<br />

IT in den Fertigungsbetrieben im<br />

Laufe der Zeit weiter an Bedeutung<br />

zugenommen, und die Versetzung<br />

der einzelnen IT-Systeme<br />

96 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

steht im Vordergrund bei den Verantwortlichen.<br />

Zentrale Vernetzung im<br />

Shopfloor mit Verknüpfung<br />

in den Top-Floor<br />

Die erfolgreiche Umsetzung eines<br />

durchgängigen Digitalisierungsprojekts<br />

bis hinunter in den Shop -<br />

floor erfordert neben dem Kooperationsvermögen<br />

ein tiefes Verständnis<br />

der Prozesswelten von IT<br />

und Produktion. Eine Verzahnung<br />

im gemeinsamen Verständnis ist<br />

aufgrund der Fachlichkeit und der<br />

heterogenen Infrastruktur der Produktion<br />

allein schon schwierig.<br />

Auch die räumliche Trennung von<br />

Topfloor und Shopfloor trägt ein<br />

Übriges zur Komplexität bei. Überwunden<br />

werden, können diese Herausforderungen<br />

durch die Einführung<br />

einer „Zwischenschicht“,<br />

fungierend als das verbindende<br />

Glied. Auch wenn die Begrifflichkeiten<br />

dafür noch recht unspezifisch<br />

sind, scheint klar zu sein, dass<br />

das Ziel dabei eine neue Art der<br />

„Process Excellence“ ist. Oftmals<br />

wird die Abteilung, die sich mit<br />

diesen Themen beschäftigt, als<br />

„Shopfloor-IT“ bezeichnet. Meist<br />

handelt es sich dabei um sehr gut<br />

ausgebildete Experten mit einer<br />

starken Affinität zu IT-Themen.<br />

Die Digitalisierungswelle mit ihren<br />

spezifischen Anforderungen an immer<br />

mehr Flexibilität hat auch zur<br />

Folge, dass die Hersteller von monolithischen<br />

IT-Systemen unter<br />

dem Eindruck von „Standardisierung“,<br />

sei es beispielsweise durch<br />

ERP- oder PLM-Projekte getrieben,<br />

sich öffnen müssen. Man geht<br />

daher davon aus, dass sich der<br />

Trend zur Entstehung neuer Prozessplattformen<br />

noch verstärkten<br />

wird.<br />

Die durchgängige Digitalisierung<br />

von Shopfloor-Prozessen wie der<br />

papierlosen Fertigung steckt verglichen<br />

mit den Erfolgen auf dem<br />

Topfloor noch in den Kinderschuhen,<br />

was natürlich auch der heterogenen<br />

Infrastruktur dort und der<br />

damit einhergehenden Prozessvielfalt<br />

geschuldet ist. Das Potenzial in<br />

Sachen Prozessoptimierung, mehr<br />

Effizienz und effizienter Ressourceneinsatz<br />

ist groß und somit verständlich,<br />

dass die Digitalisierung<br />

mittlerweile zentrales IT-Thema<br />

ist.<br />

IT-Kompetenz und<br />

Prozess Know-how für<br />

erfolgreiche Digitalisierungsvorhaben<br />

rizontal als auch vertikal. Entscheidend<br />

ist hier nicht nur IT-<br />

Kompetenz, sondern auch die entsprechende<br />

Prozess Know-how<br />

und technisches Fachwissen, z.B.<br />

rund um den Zerspanungsprozess.<br />

Datenprozesse lückenlos zu gestalten<br />

und Synergien zu nutzen, sind<br />

wesentliche Bestandteile von Digitalisierungsvorhaben<br />

in der CNC-<br />

Fertigung. Coscom realisiert Datenvernetzungsstrategien<br />

vom<br />

ERP-System in den Shopfloor der<br />

zerspanenden Fertigungsindustrie<br />

und ergänzt bzw. entlastet unternehmensinterne<br />

IT-Abteilungen.<br />

Die Bereiche der Daten- und Informationsvernetzung,<br />

der zielgerichtete<br />

Einsatz eines ToolManagement-<br />

und Fertigungsinformationssystems<br />

sowie die optimale Gestaltung<br />

einer CAD/CAM-Prozesskette<br />

bis hin zur hocheffektiven<br />

Automatisierungslösung, liegen im<br />

Fokus der Coscom-Spezialisten.<br />

Die Kombination aus Prozess-<br />

Consulting, eigenentwickelten<br />

Softwarelösungen & Projektumsetzung<br />

steht für eine erfolgreiche<br />

und termingerechte Einführungszeit,<br />

schnellem Produktiv-Einsatz<br />

und wirtschaftlicher Amortisationszeit<br />

eines Digitalisierungsprojektes.<br />

Weitere Informationen unter<br />

■<br />

www.coscom.de<br />

Coscom Computer GmbH<br />

www.coscom.de<br />

Foto: Coscom Computer GmbH<br />

Ein Beispiel ist die Verbindung von<br />

Engineering mit Production: Aus<br />

ERP-Daten und CAD-Zeichnung<br />

entstehen das Komplettwerkzeug<br />

und NC-Programm für die Herstellung<br />

des Produkts und mittels<br />

Maschinensimulation lässt sich die<br />

Kollisionsprüfung von Werkzeug<br />

und Rohling exakt durchführen.<br />

Alle relevanten Fertigungsdaten<br />

einschließlich Änderungsdienst<br />

lassen sich papierlos bis an das Bearbeitungszentrum<br />

oder die Werkzeugmaschine<br />

bringen. Dabei wird<br />

der Gesamtprozess optimalerweise<br />

in einer Prozessplattform abgebildet,<br />

die interoperabel alle am Prozess<br />

beteiligten IT-Systeme über eine<br />

zentrale Datenbank integriert.<br />

So ist zum Beispiel die Erschaffung<br />

des digitalen Zwillings des Werkzeugs<br />

mit all seinen Vorteilen möglich.<br />

Shopfloor- und Topfloor wachsen<br />

zusammen, viele Anwendungen<br />

überschneiden sich. Die klare Abgrenzung<br />

von ERP, PLM, MES<br />

tritt in den Hintergrund. Die Herausforderung<br />

für IT-Verantwortliche<br />

besteht in der Verknüpfung<br />

der einzelnen Systeme, sowohl ho-<br />

Plattformökonomie<br />

als Basis für<br />

Business Intelligence<br />

(BI) – Das<br />

Coscom Software<br />

ECO-System<br />

ebnet Weg für KI<br />

und maschinelles<br />

Lernen. Das Ziel:<br />

Nicht nur Daten<br />

sammeln, sondern<br />

sie durch<br />

intelligente Verknüpfungs-<br />

und<br />

Auswertemechanismen<br />

nutzen,<br />

um den kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess<br />

(KVP) im Shop -<br />

floor voranzutreiben,<br />

um neuen<br />

Effizienzpotenzialen<br />

auf die<br />

Spur zu kommen.<br />

April 2024 97


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

FLEXIBLE ANWENDUNGSLÖSUNG FÜR RUNDSCHLEIFPROZESSE IN DER CNC-FERTIGUNG<br />

CNC-Komplettlösung – für nachhaltigen<br />

Erfolg in ihrer Fertigung<br />

Der Bedarf an Lösungen für Steuerungsaufgaben in der CNC-Fertigung<br />

stellt OEM vor Herausforderungen. Die Entwicklung eigener<br />

Systeme bindet Ressourcen zu Lasten des Kerngeschäfts. Als ein<br />

führender Anbieter von CNC-Lösungen bietet NUM langjährige Expertise<br />

in Gestalt flexibler Komplettlösungen.<br />

sätzlich zum eigentlichen Kerngeschäft<br />

nur schwer bereitstellen,<br />

ohne dadurch die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu gefährden.<br />

Wegweisende Lösungen<br />

Foto: NUM GmbH<br />

NUMgrind HMI – Einrichtseite<br />

Der Autor<br />

Cédric Trachsler<br />

Product Manager<br />

NUMgrind<br />

NUM AG<br />

Die CNC-Bearbeitung zählt unverändert<br />

zu den Schlüsseltechnologien<br />

in der Fertigung von Bauteilen<br />

für unterschiedlichste Anwendungsgebiete<br />

mit höchsten<br />

Ansprüchen an Präzision und Effizienz.<br />

Die zunehmend rasante<br />

Entwicklung der Industrie in<br />

Schlüsselbereichen wie den neuen<br />

Energien oder der E-Mobilität sowie<br />

immer kürzere Produktlebenszyklen<br />

fordern auch von<br />

OEM-Herstellern wachsende Anstrengungen<br />

beim flexiblen Einsatz<br />

von Maschinen, neuen Werkzeugen<br />

und auf maximale Effizienz<br />

und Präzision ausgerichteten<br />

Prozessen. Gleiches gilt für die<br />

hierbei erforderlichen Steuerungsaufgaben.<br />

Softwarelösungen müssen<br />

in immer kürzeren Abständen<br />

an veränderte Aufgabenstellungen<br />

angepasst werden. Die Entwicklung<br />

geeigneter Systeme präsentiert<br />

sich hierbei als immer komplexere<br />

und anspruchsvolle Aufgabe.<br />

Gerade kleine und mittelständische<br />

Unternehmen können<br />

die hierfür erforderlichen Ressourcen<br />

und das Know-how zu-<br />

Seit mehr als 60 Jahren entwickelt<br />

die Schweizer NUM AG Gesamtlösungen<br />

und Systeme für<br />

unterschiedliche Anwendungen<br />

im Bereich der CNC-Fertigung.<br />

Mit Standorten auf sechs Kontinenten<br />

zählt NUM zu den weltweit<br />

führenden Herstellern von<br />

High-End-Lösungen für die Automation<br />

von CNC gesteuerten<br />

Maschinen. Insbesondere im Bereich<br />

der Entwicklung kundenspezifischer<br />

Lösungen für Nischen-<br />

und Sondermaschinen<br />

überzeugt NUM durch langjährig<br />

aufgebautes Know-how, kompetente<br />

Einblicke in den Markt und<br />

überdurchschnittliches Engagement<br />

im Aufbau langjähriger,<br />

produktiv-partnerschaftlicher<br />

Kundenbeziehungen. Dabei profitieren<br />

Kunden jeder Größe von<br />

den flachen Hierarchien innerhalb<br />

des globalen NUM-Netzwerks,<br />

kurzen Kommunikationswegen<br />

sowohl intern als auch extern<br />

und einer individuellen Gestaltung<br />

des Leistungsportfolios,<br />

orientiert an den konkreten Bedürfnissen<br />

des Kunden, von einzelnen<br />

Entwicklungsleistungen<br />

bis hin zur langfristigen Begleitung<br />

in der kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

von Produkten.<br />

98 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Flexibel mit NUMgrind<br />

Für die präzise Bearbeitung von<br />

Innen- und Außenflächen mit den<br />

Methoden des CNC-Rundschleifens<br />

bietet die von NUM entwickelte<br />

Softwarelösung NUMgrind<br />

Anwendern nachhaltigen Mehrwert.<br />

NUMgrind arbeitet mit vertikalen<br />

und horizontalen Rundschleifmaschinen<br />

und jeder Art<br />

von Abrichtern. Das Schleifen<br />

wird sowohl für Neumaschinen als<br />

auch im Retrofitbereich unterstützt.<br />

Mit einem großen Umfang an<br />

Schleifzyklen und einer bedienerfreundlichen<br />

HMI-Oberfläche sowie<br />

einer Basis-SPS erlaubt<br />

NUMgrind eine einfache und effiziente<br />

Integration auf unterschiedlichsten<br />

Kundenmaschinen. OEM-<br />

Kunden können von den Eigenschaften<br />

und Funktionen profitieren,<br />

die NUMgrind zu einer optimalen<br />

Systemlösung machen. Im<br />

Vordergrund steht dabei die überzeugende<br />

Anwenderfreundlichkeit.<br />

Alle prozessrelevanten Daten werden<br />

über die Eingabemaske des<br />

HMI eingegeben, ohne dass weiterführende<br />

Programmierkenntnisse<br />

erforderlich sind. Neun Innen-<br />

und Außenschleifzyklen sowie<br />

ein umfangreiches Set an Figuren<br />

für das Unrundschleifen erleichtern<br />

die Anwendung von<br />

NUMgrind. Darüber hinaus besteht<br />

die Möglichkeit, eigene Figuren<br />

wie Nockenprofile zu laden<br />

und auf fertige, parametrisierbare<br />

Schleifscheibenprofile zuzugreifen.<br />

Zur Qualitätssicherung erlaubt<br />

NUMgrind die Integration unterschiedlicher<br />

Messsysteme wie AE-<br />

Sensoren für das Anschleifen von<br />

Werkstücken und Abrichter, Systeme<br />

wie Marposs oder Movomatic<br />

zur In-Prozess-Messung oder solche<br />

zur aktiven oder passiven<br />

Z-Positionierung.<br />

Technische Highlights<br />

von NUM<br />

∙<br />

Geeignet für alle Werkzeug -<br />

maschinentypen (3–4-Achsen-<br />

Maschinen, 5-Achsen-Fräs- und<br />

Schleifmaschinen, Mehrkanal-<br />

Transfermaschinen)<br />

NUMgrind HMI – Konische Scheibe<br />

NUMgrind HMI – Pendelschleifen<br />

∙<br />

∙<br />

∙<br />

∙<br />

Optionale Anpassung als<br />

Komplettlösung für Nischenprodukte<br />

Skalierbares System mit einzigartiger<br />

Offenheit und<br />

Flexibilität für Produktlösungen<br />

führender Anbieter weltweit<br />

Individuell anpassbares HMI<br />

nach kundenspezifischen<br />

Vorgaben<br />

Integration kundenspezifischer<br />

Makros/Anwendungen<br />

∙<br />

Unkomplizierte Integration<br />

von Drittanbieter-Motoren<br />

und speziellen E/A-Geräten<br />

∙ Einfache und vollständige<br />

Sicherheitslösung<br />

Einzigartiges und einfaches Inbetriebnahme-Tool<br />

für alle Maschinentypen<br />

■<br />

NUM GmbH<br />

www.num.com<br />

Foto: NUM GmbH<br />

Foto: NUM GmbH<br />

April 2024 99


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

MAXIMALE POTENZIALE FÜR WERKZEUGHERSTELLER UND ZERSPANER MIT CEMECON HIPIMS.<br />

HiPIMS-Technologie bringt<br />

einzigartige Vorteile.<br />

HiPIMS ist die Zukunft der PVD-Beschichtung. Darin ist sich der<br />

Markt einig. Die Technologie vereint die Vorteile aller gängigen Beschichtungsverfahren<br />

in sich. Mit CemeCon HiPIMS können sich<br />

Werkzeughersteller und Zerspaner noch größere Potenziale eröffnen.<br />

Foto: CemeCon<br />

Die Kombination aus der chemischen Zusammensetzung, den physikalischen Eigenschaften eines Schichtwerkstoffes und<br />

dem CemeCon Engineering ermöglicht kundenindividuelle Beschichtungslösungen.<br />

Der Autor<br />

Dr.-Ing.<br />

Christoph<br />

Schiffers<br />

Product Management,<br />

Coating<br />

Equipment,<br />

CemeCon AG<br />

HiPIMS ermöglicht die einzigartige<br />

Kombination aus der chemischen<br />

Zusammensetzung eines<br />

Schichtwerkstoffs und physikalischen<br />

Eigenschaften, die in dieser<br />

Form nur mit HiPIMS möglich<br />

sind. HiPIMS-Beschichtungen sind<br />

extrem glatt, außerordentlich hart<br />

und gleichzeitig zäh. Sie haben eine<br />

dichte, feinkörnige Struktur und<br />

niedrige Druckeigenspannungen.<br />

Das Zusammenspiel aus Härte und<br />

gleichzeitig fein ausbalancierter<br />

Zähigkeit ist grandios und macht<br />

HiPIMS-Beschichtungen leistungsstark.<br />

Warum ist diese Kombination<br />

so wichtig?<br />

Wenn nur die Härte entscheidend<br />

wäre, könnte Glas als ideales Beschichtungsmaterial<br />

betrachtet werden.<br />

Obwohl Glas hart ist, ist es<br />

gleichzeitig sehr spröde. Insbesondere<br />

beim unterbrochenen Schnitt<br />

in Fräsanwendungen oder beim<br />

Stechen führen die ständigen periodischen<br />

Spitzen der Zerspankräfte<br />

zu Schäden an der Oberfläche jeder<br />

herkömmlichen Beschichtung, die<br />

lediglich hart ist. Das gilt umso<br />

mehr, je kleiner das Werkzeug ist.<br />

Durch die Kombination mit hoher<br />

Zähigkeit hingegen widersteht die<br />

Beschichtung solchen Belastungen<br />

erfolgreich.<br />

Da HiPIMS die konsequente Weiterentwicklung<br />

des Sputterns ist,<br />

gibt es verfahrensbedingt keine<br />

Droplets: Das bedeutet extrem<br />

glatte Oberflächen ohne Fehlstellen<br />

in der Beschichtung. Die Technologie<br />

ist sehr flexibel: Fast jede<br />

Schichtzusammensetzung – auch<br />

100 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

etwa TiB2 – kann auf jedem Substrat<br />

– auch auf cBN und Keramik<br />

– aufgetragen werden. Dabei können<br />

die unterschiedlichsten Werkzeugtypen<br />

beschichtet werden. Die<br />

HiPIMS-Flexibilität reicht von sehr<br />

dünnen Beschichtungen auf Mikrowerkzeugen<br />

bis hin zur Wendeschneidplatten-Beschichtung<br />

mit<br />

einer Schichtdicke von 12 µm.<br />

CemeCon hat die Kombination<br />

aus positiven Eigenschaften speziell<br />

auf die Anforderungen von<br />

Zerspanwerkzeugen zugeschnitten.<br />

Im gemeinsamen Engineering<br />

mit dem Werkzeughersteller stimmen<br />

die CemeCon Experten die<br />

Premium-Beschichtung genau auf<br />

die Anforderungen ab, sodass sie<br />

sich mit Substrat und Geometrie<br />

zu einer optimalen Zerspanlösung<br />

für die jeweilige Anwendung verbindet.<br />

Dazu wird der Schichtwerkstoff,<br />

wie z.B. SteelCon, die<br />

Schichtdicke, die Toleranz, die Vorund<br />

die Nachbehandlungsinnvoll<br />

kombiniert und genau auf die<br />

Werkzeuganforderungen angepasst.<br />

So entsteht eine kundenindividuelle<br />

Beschichtungslösung.<br />

Beschichtet wird dann in Europas<br />

größtem Beschichtungszentrum in<br />

Würselen oder beim Kunden vor<br />

Ort mit seiner eigenen Inhouse-Beschichtungslinie.<br />

Wer eigene innovative<br />

Beschichtungen exakt an<br />

seine Präzisionswerkzeuge anpassen<br />

möchte, hat mit der CC800<br />

Die CC800 HiPIMS arbeitet äußerst<br />

schnell: Abscheideraten von 2µm/h<br />

und bis zu fünf Chargen mit je unterschiedlichen<br />

Beschichtungs-Spezifikationen<br />

an einem einzigen Tag!<br />

Foto: CemeCon<br />

HiPIMS vollen Zugriff auf alle Hi-<br />

PIMS-Parameter. Das ermöglicht<br />

einen hohen Individualisierungsgrad<br />

der Zerspenwerkzeug-Produkte<br />

und Abgrenzung vom Wettbewerb.<br />

■<br />

CemeCon AG<br />

www.cemecon.de<br />

Foto: CemeCon<br />

HiPIMS Beschichtungen verfügen<br />

über eine dichte, feinkörnige<br />

Struktur und niedrige<br />

Druckeigenspannungen.<br />

April 2024 101


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

▶<br />

DER RICHTIGE KÜHLSCHMIERSTOFF UND DESSEN EINFLUSS AUF DIE ENERGIEEFFIZIENZ<br />

Energieeffizienz im<br />

Bearbeitungsprozess steigern<br />

Zwischen 30 bis 70% der aufgewendeten Gesamtenergie im Bearbeitungsprozess<br />

werden von der Kühlmittelanlage verbraucht. Doch<br />

welcher Energieeinsatz wird für eine Operation tatsächlich benötigt<br />

und wie kann der Verbrauch mit dem richtigen Kühlschmierstoff<br />

optimal abgestimmt werden?<br />

Foto: TU Darmstadt, PTW, Projekt Maxiem<br />

Legende:<br />

Energieverbrauch einer<br />

Werkzeugmaschine<br />

Der Autor<br />

Andreas Finger<br />

Head of Team<br />

Application<br />

Engineering<br />

Die metallverarbeitende Industrie<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, in Zukunft<br />

nachhaltiger zu produzieren.<br />

Ein möglicher Ansatzpunkt bietet<br />

hierbei das Kühlschmierstoff-Management.<br />

Wir von Blaser Swisslube<br />

zeigen auf, wie dies in der Produktion<br />

umgesetzt werden kann,<br />

ohne dabei die Konkurrenzfähigkeit<br />

des Produktionsstandorts zu<br />

strapazieren. Weiter bietet sich<br />

hier die Chance, Energiekosten<br />

einzusparen.<br />

Energiefresser<br />

Kühlmittelanlage<br />

Rund die Hälfte der Energie im Bearbeitungsprozess<br />

wird von der<br />

Kühlmittelanlage verbraucht (Abb.<br />

1). Moderne Bearbeitungszentren<br />

verfügen über eine Hochdruck-Innenkühlung<br />

und über eine Niederdruck-Aussenkühlung.<br />

Dazu kommen<br />

noch die Hebepumpe, die Filtrierung<br />

und optional auch die<br />

Temperierung des Kühlschmierstoffs<br />

(KSS). Die Hochdruck-Innenkühlpumpe<br />

(IKZ) strapaziert<br />

die gesamte Energiebilanz erheblich.<br />

Eine IKZ-Pumpe liefert typischerweise<br />

50 bis 80 bar. Bei kritischen<br />

Prozessen wie dem Tieflochbohren,<br />

Fräsen von tiefen Kavitäten<br />

oder beim Einsatz von Mikrowerkzeugen,<br />

macht der Hochdruck<br />

Sinn. Aus der Literatur wissen wir<br />

aber, dass für einfache Bearbeitungsoperationen<br />

der KSS-Druck<br />

deutlich reduziert werden kann.<br />

102 April 2024


Anzeige<br />

<strong>mav</strong> Innovationsforum 2024<br />

Projekt im Blaser<br />

Technologiecenter<br />

In einem Grundlagenprojekt mit<br />

unserem Partner MAPAL erforschten<br />

wir in unserem hauseigenen<br />

Technologiecenter, was hinsichtlich<br />

der Reduktion des Kühlschmierstoffdrucks<br />

möglich ist.<br />

Wichtig hierbei war, dass die<br />

Werkzeugstandzeit nicht verringert<br />

wird. Wir haben hinterfragt, ob ein<br />

High-End-KSS gegenüber einem<br />

herkömmlichen Produkt Vorteile<br />

in der Druckreduktion bietet.<br />

In einem Test beim Überfräsen von<br />

Titan (Ti6Al4V) haben wir bewiesen,<br />

dass der IKZ-Druck mit dem<br />

High-End-Produkt im Vergleich<br />

mit einem herkömmlichen KSS<br />

deutlich reduziert werden kann<br />

(Abb. 2). Das Diagramm zeigt auf,<br />

dass die maximale Standzeit beim<br />

High-End-Produkt bereits bei 15<br />

l/min Volumenstrom erreicht ist.<br />

Das entspricht beim eingesetzten<br />

Wendeschneidplatten-Fräsen mit<br />

Durchmesser 20 einem Druck von<br />

22 bar. Dem gegenüber benötigt<br />

der herkömmliche KSS einen Pumpendruck<br />

von 40 bar (20 l/min<br />

Volumenstrom), um die maximale<br />

Standzeit zu erreichen.<br />

In Prozentzahlen ausgedrückt<br />

heisst dies, dass wir auf einer typischen<br />

mittelgrossen Bearbeitungsmaschine,<br />

welche mit einer 7 kW<br />

IKZ-Pumpe ausgerüstet ist, mit<br />

dem High-End-KSS ca. 70 Prozent<br />

elektrische Pumpenleistung einsparen<br />

können. Das entspricht 3.6<br />

kW pro Bearbeitungsstunde!<br />

Die verwendete Bearbeitungsmaschine<br />

spielt dabei eine tragende<br />

Rolle. Bei älteren Anlagen kann<br />

die Druckreduktion über einen<br />

Bypass realisiert werden. Dabei ist<br />

es jedoch kontraproduktiv, den<br />

Druck zu reduzieren, da die überschüssige<br />

Energie in Wärme umgesetzt<br />

wird. Der Kühlschmierstoff<br />

wird erwärmt und bringt eine ungewollte<br />

thermische Veränderung<br />

in den Maschinenraum. Falls der<br />

KSS klimatisiert ist, wird auch<br />

die erforderliche Kühlleistung und<br />

der damit verbundene Energieverbrauch<br />

deutlich ansteigen. Aber<br />

auch hier gibt es Lösungsansätze.<br />

Die meisten Pumpen lassen sich<br />

mit einer Frequenzsteuerung aktualisieren.<br />

Bei der Drehzahlsteuerung<br />

lässt sich die Druckreduzierung<br />

einstellen.<br />

Prozesse unter die<br />

Lupe nehmen<br />

Andreas Finger, Head of Application<br />

Engineering bei Blaser Swiss -<br />

lube: «Wir konnten zudem im<br />

Bearbeitungstest aufzeigen, dass<br />

ein High-End-KSS erhebliche Leis-<br />

tungsvorteile gegenüber einem herkömmlichen<br />

KSS aufweist. Zum einen<br />

lassen sich mit dem optimalen<br />

KSS entweder Werkzeuge einsparen,<br />

oder aber eine höhere Leistung<br />

pro Maschine erzielen. Beide Varianten<br />

haben einen positiven Effekt<br />

auf die Nachhaltigkeit der Produktion.<br />

Zudem kann bei einfachen<br />

Operationen, wie z.B. Überfräsen<br />

oder Besäumen, gänzlich auf die<br />

Innenkühlung verzichtet werden.<br />

Eine Aussenkühlung ist ausreichend.<br />

In der Regel braucht eine<br />

Aussenkühlung zwei- bis dreimal<br />

weniger Energie als die Innenkühlung.<br />

Daher lohnt es sich hinsichtlich<br />

Zeit und Geld, die Bearbeitungsoperationen<br />

genau unter die<br />

Lupe zu nehmen und einen für den<br />

Prozess passenden High-End-KSS<br />

■<br />

zu verwenden» so sein Fazit.<br />

Blaser Swisslube GmbH<br />

www.blaser.com<br />

Legende: Standzeitvergleich<br />

konventioneller<br />

versus High-<br />

End-KSS ab -<br />

hängig vom<br />

IKZ-Druck<br />

Foto: Blaser Swisslube GmbH<br />

Foto: Blaser Swisslube GmbH<br />

Legende: Technologiecenter<br />

von Blaser<br />

Swisslube am<br />

Hauptsitz in<br />

Hasle-Rüegsau,<br />

Schweiz<br />

April 2024 103


(V. l. n. r.) Michael<br />

Bendel, Verkauf DMG<br />

Mori Schweiz AG,<br />

Michael Fallegger, Leiter<br />

CNC-Fräsen Wymed AG,<br />

und Bernhard Steiger,<br />

Key Account Manager<br />

Erowa. Bild: Erowa<br />

Wymed nutzt Spannsysteme und Roboterzellen von Erowa<br />

Kompakte Automation für<br />

die Präzisionsfertigung<br />

Die Wymed AG mit Sitz im schweizerischen Freienstein-Teufen fertigt<br />

anspruchsvolle Präzisionsteile und Baugruppen. Zu den Kunden<br />

zählen Unternehmen aus der Medizintechnik, der Halbleiter- und<br />

Uhrenindustrie sowie der Luft- und Raumfahrt. Als einer der ersten<br />

Anwender setzt Wymed das neue Spannsystem Vise Power Clamp<br />

(VPC) von Erowa ein – und dies im vollautomatisierten Fertigungsprozess.<br />

■■■■■■ „Der Kontakt mit Erowa kam 2021 via<br />

DMG Mori zustande“, erzählt Bernhard Steiger, Key<br />

Account Manager bei Erowa. Er betreut und begleitet<br />

Wymed seit der ersten Zusammenarbeit mit dem Unternehmen.<br />

Um bestehende Fertigungsprozesse zu optimieren<br />

und Kapazität für weitere Aufträge zu schaffen, entschied<br />

sich Wymed, in passende neue Fräsmaschinen<br />

und Peripherie zu investieren.<br />

Nach ausführlichen Recherchen entschied man sich<br />

für DMP-70-Vertikal-Fräsmaschinen von DMG Mori,<br />

in Kombination mit Robot-Compact-80-Robotern von<br />

Erowa. Vor allem die kompakte Bauweise des Handlingsystems<br />

kam den gegebenen Platzverhältnissen entgegen.<br />

So passen je zweimal zwei DMP 70 mit einem in<br />

der Mitte stehenden Robot Compact 80 perfekt zwischen<br />

die in der Fertigungshalle stehenden Betonsäulen.<br />

Auf den Maschinentischen der DMP 70 ist seit kurzem<br />

auch das Erowa-VPC-Spannsystem in Systemgröße 52<br />

im Einsatz. „Und genau dieses Werkstück-Spannsystem<br />

bietet uns so viele Vorteile“, erklärt Michael Fall egger,<br />

Leiter CNC-Fräsen bei Wymed. Mit ihm als Schnittstelle<br />

zwischen Maschine und Werkstück lassen sich die<br />

verwendeten Werkstückspanner automatisiert und sehr<br />

präzise auf der Maschine positionieren. Die Werkstückspanner<br />

sind bestückt mit vier Spannzapfen. Deren<br />

geschliffene Funktionsflächen sorgen für ein optimales<br />

Einfahrverhalten in das Spannfutter und so für eine störungsfreie<br />

Automation.<br />

„Diese hohe Prozesssicherheit ist für uns essenziell“,<br />

so Fallegger, „ansonsten verlieren wir bares Geld. Denn<br />

aufgrund der validierten Produktionsprozesse im Bereich<br />

Medizintechnik können wir einzelne Fertigungsschritte<br />

nicht einfach so anpassen. Die automatisierte<br />

Fertigung muss verlässlich und sicher laufen – und genau<br />

dafür sorgt das VPC.“<br />

Zudem sei das gesamte System sehr stabil, so Fallegger.<br />

„Gerade bei der Titanbearbeitung merken wir, wie<br />

kraftvoll die vier Spannzapfen sind. Man hört es auch –<br />

es ist leiser. Außerdem haben wir dank geringer Aufbauhöhe<br />

mehr Platz für die zu bearbeitenden Teile und wir<br />

können unsere bestehenden Betriebsmittel einfacher in-<br />

104 April 2024


03<br />

Automation<br />

tegrieren. Zusammengefasst muss man sagen: So präzise<br />

und sicher, wie wir jetzt arbeiten, wäre es ohne das<br />

VPC-Spannsystem gar nicht möglich.“<br />

Die jüngste Ergänzung im Wymed-Maschinenpark<br />

ist eine DMU 40 evo von DMG Mori, beladen durch einen<br />

Erowa Robot Compact 80 mit einem zusätzlichen<br />

dritten Magazin für mehr Palettenkapazität. Auch hier<br />

wurde der begrenzte Platz optimal ausgenutzt, um die<br />

Produktivität zu steigern und gleichzeitig das Teilespektrum<br />

zu erweitern.<br />

Einheitliches Prozessleitsystem<br />

Gesteuert werden die neuen Maschinen mit dem jeweiligem<br />

Handling direkt über das Erowa-Prozessleitsystem<br />

JMS 4.0, das komplett in den Fertigungsablauf integriert<br />

ist. „Das Prozessleitsystem ist für uns sehr wichtig“,<br />

betont Fallegger. „Es steuert die Maschinen und<br />

hilft uns, alle anfallenden Produktionsdaten zu verwalten,<br />

Aufträge zu planen und effizient zu produzieren.<br />

Die Software ist intuitiv und bedienerfreundlich.“<br />

Fallegger zeigt sich von der Modularität der Erowa-<br />

Produkte begeistert: „Die Vielfältigkeit von Erowa hat<br />

uns überzeugt. Viel Automation auf wenig Fläche, sehr<br />

modular aufgebaut, jederzeit erweiterbar und höchste<br />

Prozesssicherheit des gesamten Systems – das brauchen<br />

wir. Denn unsere Fertigung ist genauso vielfältig und herausfordernd:<br />

von einem Oberschenkelimplantat bis zu<br />

kleinsten Werkstücken von wenigen Millimetern.“<br />

Im Jahr 2025 plant Wymed eine deutliche Kapazitätserweiterung<br />

durch einen Neubau mit einer doppelt<br />

so großen Produktionsfläche wie heute, um künftiges<br />

Wachstum zu ermöglichen. „Und da werden wir wieder<br />

mit Erowa zusammenarbeiten“, freut sich Fallegger. ■<br />

Erowa AG<br />

www.erowa.ch<br />

Tausende Messwerte pro Sekunde.<br />

Schnell. Präzise. Prozesssicher.<br />

LC50-DIGILOG.<br />

Das Erowa-VPC-Spannsystem ist die präzise Schnittstelle zwischen<br />

Maschine und Werkstückträger. So lassen sich die verwendeten<br />

Werkstückspanner automatisiert auf der Maschine positionieren.<br />

Bild: Erowa<br />

www.blum-novotest.com<br />

April 2024 Fertigungsmesstechnik Made in Germany<br />

105


03 Automation<br />

AMF-Beladesystem erhöht Fertigungstiefe beim Spanntechnikspezialisten Güthle<br />

Automatisiert zu höherer<br />

Lieferperformance<br />

Mit Smart Automation hat AMF auf der EMO im Herbst 2023 ein<br />

flexibles Roboter-Beladesystem für automatisiertes Werkstück -<br />

handling vorgestellt. Die Güthle Pressenspannen GmbH nutzt die<br />

kompakte Beladezelle, um nicht nur eine höhere Produktivität, sondern<br />

vor allem auch mehr Unabhängigkeit zu erreichen. Beigestellt<br />

an eine vorhandene Drehmaschine, sorgt sie zuverlässig und<br />

mannlos für kontinuierliche Be- und Entladung. Und ihre smarte<br />

„Schwester“ übergibt die Teile zur weiteren Bearbeitung.<br />

„Dass wir vielleicht die ersten sind, die<br />

das neue AMF-Beladesystem einsetzen, ist<br />

eine nette Randnotiz“, sagt Wolfgang Stein,<br />

Standortleiter der Güthle Pressenspannen<br />

GmbH. „Viel entscheidender ist jedoch, was<br />

Smart Automation uns an Unabhängigkeit<br />

bringt.“ Das neue, flexible Roboter-Beladesystem<br />

Smart Automation von AMF automatisiert<br />

das Werkstückhandling von Kugelpfannen<br />

an der Haas-Drehmaschine.<br />

Diese für ihr Hauptprodukt wichtigen Teile<br />

stellt Güthle nun in Ebersbach an der Fils<br />

selbst her, anstatt sie weiterhin zuzukaufen.<br />

Bis zu 10 000 Stück der Metallpressteile<br />

werden jährlich in vier Varianten auf Maß<br />

gedreht. Beladen und entnommen werden<br />

die Werkstücke vom Roboter. Dazu öffnet<br />

und schließt Smart Door die Türe zur Drehmaschine<br />

automatisch, bevor die Werkstücke<br />

in der gegenüber positionierten Reinigungsanlage<br />

Smart Cleaning gesäubert werden<br />

und dann zum Härten gehen.<br />

Die Entscheidung für dieses Ensemble ist<br />

bei Güthle nicht nur wirtschaftlich begründet.<br />

„Wir senken damit auch Risiken der<br />

Lieferkette und können Terminzusagen gegenüber<br />

unseren Kunden zuverlässiger einhalten“,<br />

erklärt Stein. Dass dabei auch die<br />

Lagerverwaltung entlastet wird und die Lagerkosten<br />

sinken, lässt er nicht unerwähnt.<br />

Einfache Programmierung<br />

(V. l.) Fertigungsleiter Sebastian Hellwig,<br />

Zerspanungsmechanikerin Ibah Koda<br />

(beide Güthle), Verkaufsleiter Erik<br />

Laubengeiger und Produktmanager<br />

Maximilian Gress (AMF) vor dem<br />

„Team“ aus Smart Automation, Smart<br />

Door und Smart Cleaning. Bild: AMF<br />

■■■■■■ Die Firma Güthle ist bekannt<br />

für ihre Rollbloc- und Dilos-Wechselsysteme<br />

für schwere Werkzeuge bis jenseits von<br />

60 t Gewicht. Entscheidend für den Erfolg<br />

sind auch die Kugelleisten, die je nach Werkzeuggröße<br />

und Gewicht 2 bis 28 Kugeln<br />

enthalten. Diese werden in die Kugelpfannen<br />

eingepresst. Damit lassen sich Werkzeuge<br />

sehr leicht in eine Maschine einbringen.<br />

„Die Programmierung lässt sich intuitiv und<br />

ohne Programmierkenntnisse am Bildschirm<br />

erledigen“, sagt AMF-Produktmanager<br />

Maximilian Gress. Das ist vor allem<br />

wichtig, wenn die Stückzahlen der Produktionsaufträge<br />

immer kleiner und variantenreicher<br />

werden. Entscheidend ist für Güthle<br />

auch der geringe Platzbedarf, den Smart Automation<br />

aufweist. Mit 930 x 960 mm benötigt<br />

die Beladezelle nicht einmal einen<br />

Quadratmeter Aufstellfläche und hat laut<br />

Hersteller den kleinsten Footprint am<br />

106 April 2024


Markt. So ist für den Werker der Zugang<br />

zur Maschine jederzeit möglich.<br />

Dann steht der Roboter natürlich schon<br />

still. Denn ein Bodenscanner fungiert als<br />

platzsparende Alternative zu einer Umhausung<br />

und gewährleistet die Sicherheit der<br />

Mitarbeiter, indem der Roboter zunächst<br />

verlangsamt und schließlich ganz stoppt.<br />

Konstruiert für kleinen Platzbedarf<br />

Smart Automation ist eine smarte und schlanke Beladezelle<br />

von AMF mit sehr wenig Platzbedarf. Sie wird<br />

an Maschinen beigestellt und schafft mehr Produktivität<br />

bis hin zu einer mannlosen Schicht. Bild: AMF<br />

Die kleine Fläche realisiert AMF, indem der<br />

Kuka-6-Achs-Roboter mit einer Traglast<br />

von 10 kg nicht seitlich angebracht, sondern<br />

oben aufgesetzt wird. Darunter befindet<br />

sich ein Werkstückwagen mit zehn Schubladen<br />

mit Rasterplatten, die der Roboter<br />

selbstständig öffnet und schließt. In diesen<br />

platziert Güthle gleichermaßen bis zu 2000<br />

Roh- und Fertigteile der Kugelpfannen aus<br />

Werkzeugstahl. Die vier Varianten umfassen<br />

einen Durchmesserbereich von 18 bis 36<br />

mm.<br />

Eingeschoben wird der Werkstückwagen<br />

von hinten. Weil er auf Schwerlastrollen<br />

steht, lässt er sich bequem ein- und ausfahren.<br />

Steht ein zweiter Wagen zur Verfügung,<br />

geschieht die Bestückung der Schubladen<br />

extern und hauptzeitparallel. Den benötigt<br />

Güthle allerdings nicht, da die gegenüberstehende<br />

Schwestereinheit Smart Cleaning<br />

ebenfalls einen Werkstückwagen mit zehn<br />

Schubladen enthält.<br />

In zwei Aufspannungen werden die Kugelpfannen<br />

durch zwei Drehoperationen auf<br />

Endmaß gebracht. Am Ende des 6-Achs-Roboters<br />

sitzt ein Doppelgreifer mit integrierter<br />

Ausblasung. Dieser kann durch unterschiedliche<br />

Greifergeometrien in einem Zyklus<br />

ein fertig bearbeitetes Teil entnehmen<br />

und ein neues Rohteil einwechseln.<br />

Eine optionale Wendeeinheit würde die<br />

Bearbeitung von Teilen an allen Seiten ermöglichen.<br />

Das ist bei Güthle nicht möglich,<br />

da die zweite Aufspannung ein anderes<br />

Spannmittel zur Aufnahme erfordert. So<br />

werden also zunächst alle ersten Drehoperationen<br />

durchgeführt, bevor nach dem Wechsel<br />

der Aufnahme alle zweiten erledigt werden.<br />

Damit das reibungslos und vollautomatisch<br />

gelingt, hat Güthle den Türöffner<br />

Smart Door von AMF mit installiert. Dieser<br />

ist für Maschinen ohne automatische Türöffnung<br />

gedacht. Die Einheit ist kompatibel<br />

mit allen gängigen Maschinenausführungen,<br />

einfach nachrüst- und programmierbar<br />

und passt also auch für die Haas-Drehmaschine.<br />

Das begrüßt auch Zerspanungsmechanikerin<br />

Ibah Koda: „Ich bin nun nicht<br />

mehr so stark an diese Maschine gebunden<br />

und kann mich anderen Projekten widmen.“<br />

Weil Güthle wie viele andere auch mit<br />

dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat, haben<br />

die Verantwortlichen als drittes Element<br />

das ebenfalls neue Reinigungssystem Smart<br />

Cleaning von AMF bereitgestellt. Hat der<br />

Roboterarm mit seinen beiden Greifern ein<br />

Teil entnommen und das nächste eingebracht,<br />

führt er das bearbeitete Teil in die<br />

gegenüber positionierte Smart-Cleaning-<br />

Einheit. Dort hält er es in den Luftstrahl, der<br />

über sechs Düsen Späne und Kühlflüssigkeit<br />

wegbläst. Währenddessen ist das nächste<br />

Werkstück fast schon wieder fertig.<br />

„Das Zusammenspiel der drei Einheiten<br />

funktioniert hervorragend“, freut sich Stein.<br />

„Und weil alles so schnell eingerichtet ist,<br />

fertigen wir die Teile auftragsbezogen, ohne<br />

ein großes Lager aufzubauen.“<br />

Für die Herstellung der Rollbloc-Leisten<br />

ist das eine große Verbesserung. Mit ihrer<br />

Einführung 1978 hat Güthle den Werkzeugwechsel<br />

an Pressen revolutioniert. Tonnenschwere<br />

Werkzeuge ließen sich nun einfach<br />

bewegen und präzise positionieren. Zusammen<br />

mit den robusten Dilos-Werkzeugtransportern<br />

und der intelligenten Spanntechnik<br />

ist Güthle so zu einem wichtigen<br />

Erstausrüster für viele Pressenhersteller geworden.<br />

Dass sich mit der Eigenproduktion<br />

der Kugelpfannen mithilfe der drei neuen<br />

AMF-Automatisierungslösungen die Lieferperformance<br />

absichern lässt, dürfte Güthles<br />

Marktposition stärken.<br />

Neue Einsatzfelder im Blick<br />

Natürlich sind mit den 10 000 Teilen pro<br />

Jahr weder die Maschine noch die Automatisierungseinheiten<br />

ausgelastet. Deshalb<br />

überlegt man bei Güthle, wo man die flexiblen<br />

und mobilen Einheiten noch einsetzen<br />

könnte. Mit einem Hubwagen lässt sich<br />

Smart Automation mühelos und flexibel<br />

versetzen und woanders positionieren. Das<br />

gilt genauso für Smart Cleaning.<br />

„Wir durchleuchten unsere Fertigung danach,<br />

wo sich mit AMF Smart Automation<br />

und ‚Kollegen‘ außerdem noch Prozesssicherheit<br />

erhöhen sowie Maschinenlaufzeit<br />

und Produktivität steigern lassen“, sagt<br />

Stein abschließend.<br />

■<br />

Andreas Maier GmbH & Co. KG<br />

www.amf.de<br />

Das neue, flexible<br />

Roboter-Beladesystem<br />

Smart Automation von<br />

AMF automatisiert bei<br />

Güthle das Werkstückhandling<br />

von Kugelpfannen<br />

an der Haas-<br />

Drehmaschine. Bild: AMF<br />

April 2024 107


04 Qualitätssicherung<br />

Vecnum produziert anspruchsvolle Fahrradteile ‚Made in Germany‘ – mit Blum-Messtastern<br />

Automatisierte Fertigung von<br />

High-End-Bikekomponenten<br />

Vecnum aus Isny entwickelt und fertigt Komponenten für Mountainund<br />

Gravelbikes. In der Produktion der Allgäuer sorgen Messtaster und<br />

Werkzeugtaster von Blum-Novotest dafür, die geforderte hohe Genauigkeit<br />

prozesssicher zu erreichen und die Zerspanung zu automatisieren.<br />

■■■■■■ Eine hohe Fertigungsqualität ist<br />

für Vecnum nicht nur Selbstzweck: So würde<br />

Spiel in den Gelenken des gefederten Vorbaus<br />

das Fahrgefühl stark beeinträchtigen.<br />

Gleichzeitig wirken hohe Kräfte auf die Gelenke,<br />

wenn der Fahrer im Wiegetritt am<br />

Lenker zieht. „Auch bei den Sattelstützen<br />

treten hohe Schrägkräfte auf, wenn der Fahrer<br />

darauf sitzt. Bei hoher Dynamik durch<br />

das Treten und den Untergrund“, erläutert<br />

Hochwertige Bauteile für den gefederten Vorbau<br />

Freeqence für Rennräder und Gravelbikes werden<br />

mit Hilfe der Blum-Messsysteme gefräst. Bild: Vecnum<br />

Firmengründer Marcell Maier. „Trotzdem<br />

ist hier ebenfalls das geringste Spiel unerwünscht,<br />

was durch ausgesuchte Materialien<br />

und das präzise Herstellverfahren erreicht<br />

wird. So ist das obere Teleskoprohr<br />

mit dem Anschluss für den Sattel in einem<br />

Stück aus hochfestem Aluminium fließgepresst.“<br />

Sind die Teile der Vecnum-Produkte auch<br />

relativ klein, so ist die Zerspanungsleistung<br />

doch beachtlich: Die Aluteile des Freeqence-<br />

Vorbaus werden aus Rohlingen mit einem<br />

Anfangsgewicht von insgesamt 2 kg hergestellt,<br />

übrig bleiben am Ende 300 g. Aktuell<br />

werden die Freeqence-Teile aus dem Vollen<br />

gefräst. Die Bearbeitung erfolgt auf einen<br />

hundertstel Millimeter genau im Umschlag,<br />

also muss man pro Bearbeitungsseite innerhalb<br />

eines halben Hundertstel bleiben. Allerdings<br />

liegt die Ungenauigkeit allein aufgrund<br />

der Erwärmung der Maschine bei der<br />

Bearbeitung im Bereich eines Hundertstels –<br />

die Spezialisten in Isny müssen also ständig<br />

messen und kompensieren.<br />

Flexible Fertigung mit Robodrill-<br />

Bearbeitungszentren<br />

Die beiden Robodrill-Maschinen in der Fertigung<br />

sind jeweils mit einem Messtaster<br />

vom Typ TC52 LF und einem Werkzeugtaster<br />

Z-Nano von Blum ausgestattet. Das Kürzel<br />

LF bedeutet „Low Force“, der Taster arbeitet<br />

mit nur 0,65 N Messkraft beim Antasten<br />

in X/Y statt 2,3 N. Die reduzierte<br />

Messkraft ist vor allem bei Tasteinsätzen<br />

mit sehr kleinen Rubinkugeln oder filigra-<br />

Beide Robodrill-Maschinen<br />

sind jeweils mit einem<br />

Messtaster vom Typ TC52<br />

LF von Blum ausgestattet.<br />

Bild: Blum-Novotest<br />

108 April 2024


nen Werkstücken von Vorteil. Hohe Präzi -<br />

sion mit einer Wiederholgenauigkeit 0,3 µm<br />

2 σ garantiert beim TC52 LF das multidirektionale<br />

Blum-Messwerk. Die Sattelstützen<br />

erhält Vecnum als fließgeschmiedete<br />

Rohlinge, die ovale Innenkontur und eine<br />

Nut sind da schon mit der Räumnadel bearbeitet.<br />

Die Innenkontur wird mit dem Messtaster<br />

TC52 LF gemessen, um dann die Außenkontur<br />

genau platziert herstellen zu<br />

können.<br />

Die Z-Nano-Taster werden genutzt, um<br />

die Werkzeuglänge zu messen und beispielsweise<br />

die Längenänderung durch die Erwärmung<br />

der Maschine zu kompensieren. Bei<br />

empfindlichen Werkzeugen wie einem<br />

0,8-Millimeter-Bohrer wird zudem eine<br />

Bruchkontrolle nach der Bearbeitung vorgenommen.<br />

Das funktioniert sehr schnell und<br />

zuverlässig, da das Messwerk des Werkzeugtasters<br />

aufgrund der kugelgelagerten<br />

Linearführung mit sehr geringen Messkräften<br />

arbeitet und auf das Werkzeug wirkende<br />

Querkräfte ausgeschlossen sind.<br />

Einen Aha-Effekt bietet das Einmessen<br />

von Messerköpfen mit dem Z-Nano-Werkzeugtaster:<br />

Gemessen werden alle Schneiden<br />

und es zeigt sich – egal wie präzise das<br />

Werkzeug auf dem Papier ist –, dass einzelne<br />

Schneiden eben doch länger sind als andere<br />

und damit das Maß der bearbeiteten Fläche<br />

anders ist als gedacht. Hier stellt das Messen<br />

im Prozess einen sehr wichtigen Faktor für<br />

eine hochpräzise Fertigung dar.<br />

Messtechnik ergänzt<br />

Temperaturkompensation<br />

Der gefederte Vorbau Freeqence erhöht den Komfort der Vorderachse bei Rennrädern oder Gravelbikes, ohne<br />

das höhere Gewicht einer Federgabel zu haben. Bild: Vecnum<br />

Dies umso mehr, weil Vecnum keine temperierte<br />

Werkhalle besitzt und nicht rund um<br />

die Uhr arbeitet. So sorgen die Außentemperaturen<br />

und die Erwärmung der Maschine<br />

durch das hohe Zerspanvolumen dafür, dass<br />

sich die Maschinengeometrie verändert. Um<br />

die nötigen Toleranzen an den Bauteilen sicherzustellen,<br />

setzen die Allgäuer trotz Temperaturkompensation<br />

zusätzlich auf die<br />

Messtechnik. Deshalb wird vor jeder Bearbeitung<br />

die Maschine neu eingemessen. Dies<br />

muss dann sehr schnell gehen – und da ist<br />

die Messung im Prozess durch nichts zu ersetzen.<br />

Vor allem, wenn die Messpunkte –<br />

wie mit den Blum-Tastern möglich – mit einem<br />

Vorschub von 2 m/min angefahren<br />

werden können.<br />

Von Blum hat Vecnum erst kürzlich ein<br />

Update für den Messzyklus am Z-Nano bekommen.<br />

Der neue Zyklus spart einige Se-<br />

Die Z-Nano-Werkzeugtaster werden eingesetzt, um<br />

die Werkzeuglänge zu messen und beispielsweise die<br />

Längenänderung durch die Erwärmung der Maschine<br />

zu kompensieren. Dabei sind sie ständig Kühlmittel<br />

und Spänen ausgesetzt. Bild: Blum-Novotest<br />

kunden pro Messung, indem die Vorpositionierung<br />

– also das erste Anfahren des Werkzeugtasters<br />

– im Eilgang erfolgt. Das spart<br />

in der Masse einige Zeit, wenn beispielsweise<br />

beim Rüsten für einen neuen Bearbeitungsauftrag<br />

die Werkzeuge gewechselt und<br />

alle 21 Werkzeuge im Revolverkopf einmal<br />

durchgemessen werden.<br />

Maier verfügt aus seinem Berufsleben<br />

über viel Erfahrung und Wissen im Bereich<br />

der Werkzeugmaschinen. Zudem ist er mit<br />

seinem Ingenieurbüro nach wie vor in dieser<br />

Branche tätig. Er ist quasi mit Messtastern<br />

groß geworden und hat sich mit den Produkten<br />

verschiedener Hersteller auseinandergesetzt:<br />

„Die Blum-Taster gefallen mir<br />

sehr gut, die Messgenauigkeit ist extrem<br />

hoch, die Messungen erfolgen sehr schnell<br />

und das ganze Messsystem ist absolut zuverlässig.<br />

Daher sind wir mit Blum-Novotest<br />

als Partner sehr zufrieden, von den Produkten<br />

bis hin zur Betreuung.“ Und noch etwas<br />

ist dem Geschäftsführer sehr wichtig: „Man<br />

hört ja immer wieder die Meinung, auf kleinen<br />

Bearbeitungszentren sei ein Messtaster<br />

überflüssig. Ich glaube, das ist der völlig falsche<br />

Ansatz. Um durchgängig höchste Qualität<br />

fertigen zu können, ist das Messen im<br />

Prozess unverzichtbar.“<br />

■<br />

Blum-Novotest GmbH<br />

www.blum-novotest.com<br />

April 2024 109


05 Anlagen, Verfahren<br />

Bei Ceratizit in Kreckelmoos versorgen zwei KSS-Zentralanlagen von Knoll hunderte Schleifmaschinen<br />

KSS-Reinigung: Herzstück<br />

der Hartmetallbearbeitung<br />

Im neuen Ceratizit-Produktionswerk Kreckelmoos übernehmen zwei<br />

KSS-Zentralanlagen von Knoll die zuverlässige Versorgung hunderter<br />

Schleifmaschinen mit Öl und wässriger Lösung – perfekt gereinigt<br />

und auf ± 0,2 K exakt temperiert. Damit erreichen die Werkzeugspezialisten<br />

beim Schleifen und Trennen von Hartmetallstäben und Wendeschneidplatten<br />

höchste Qualität und Wirtschaftlichkeit.<br />

■■■■■■ Ceratizit hat ein klares Ziel vor<br />

Augen: „Wir wollen zur weltweiten Nummer<br />

3 der Hartmetallbranche werden.“ Dazu<br />

treibt das zur Plansee Group gehörende<br />

Unternehmen nicht nur das Wachstum in<br />

Asien und auf dem amerikanischen Kontinent<br />

weiter voran, auch bei Ceratizit Austria<br />

in Reutte – am Stammsitz des Mutterunternehmens<br />

– hat es Gestalt angenommen.<br />

Im Breitenwanger Ortsteil Kreckelben.<br />

Ein besonderes Augenmerk legten die<br />

Verantwortlichen auf die Versorgung der<br />

Maschinen mit Kühlschmierstoff (KSS). „In<br />

unserer bisherigen Produktion hatten wir<br />

fünf unterschiedlich große Zentralanlagen<br />

von Knoll Maschinenbau installiert“, berichtet<br />

Tobias Raggl, Leiter der Abteilung<br />

Technik bei Ceratizit Austria und Bauherrenvertreter<br />

für den Neubau.<br />

„Nach einer Marktanalyse bezüglich der<br />

technischen Möglichkeiten und unter Berücksichtigung<br />

der über Jahre gemachten<br />

Erfahrungen waren wir uns ganz sicher,<br />

auch in Kreckelmoos mit Knoll den perfekten<br />

Partner für die benötigten KSS-Anlagen<br />

zu haben“, so Raggl. Nachdem die Anlagen<br />

und das gesamte Rohrleitungssystem dimensioniert<br />

waren, erfolgte die Bestellung<br />

im März 2022. Bis zum Ende des Jahres war<br />

die KSS-Versorgung funktionsbereit.<br />

Zwei Zentralanlagen – für Öl<br />

und wässrige Lösung<br />

(V. l. n. r.) Tobias Raggl, Technischer Leiter, und Anton Pfanner, Instandhaltungsgruppenleiter bei Ceratizit<br />

Austria, freuen sich mit Knoll-Projektmanager Fabian Schmidt über die gelungene Installation der zwei großen<br />

Zentralanlagen in Kreckelmoos. Bild: Knoll<br />

moos, nur ein paar hundert Meter oberhalb<br />

des bestehenden Unternehmenssitzes, ist ein<br />

zusätzliches Produktionswerk entstanden,<br />

das in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe<br />

setzt.<br />

Von Januar bis Dezember 2023 siedelte<br />

Ceratizit Austria rund 220 Großanlagen<br />

vom unteren Werk nach Kreckelmoos um,<br />

vornehmlich Maschinen zum Schleifen und<br />

Trennen von Wendeschneidplatten und Stä-<br />

Da bei Ceratizit Austria unterschiedliche<br />

Kühlschmiermedien – Öl und wässrige Lösung<br />

– zum Einsatz kommen, entschlossen<br />

sich die Verantwortlichen für zwei Zentralanlagen,<br />

die beide auf dem Knoll-Feinstfiltersystem<br />

Micropur beruhen. Sie sind aus<br />

mehreren Modulkästen mit jeweils<br />

400 l/min Reinigungskapazität aufgebaut.<br />

Jedes Modul ist mit vier Filtergehäusen bestückt,<br />

die jeweils zwei Filterpatronen enthalten.<br />

Diese lassen sich einzeln mit Reinmedium<br />

rückspülen, ohne den Filterprozess<br />

zu unterbrechen – eine zentrale Eigenschaft<br />

des Micropur-Filters.<br />

Über 70 Anlagen werden im Ceratizit-<br />

Werk in Kreckelmoos derzeit mit Öl betrieben.<br />

Das sind hauptsächlich Maschinen fürs<br />

Plan-, Umfang- und Profilschleifen der Wendeschneidplatten<br />

sowie zum Gleitschleifen<br />

110 April 2024


Zentrale Reinigungsanlage für<br />

wässrige Lösung: Die Stärken<br />

des Micropur-Systems beginnen<br />

bereits bei der Aufstellfläche.<br />

Gegenüber konventionellen<br />

Filteranlagen wird bei gleicher<br />

Durchsatzmenge nur etwa<br />

60 % des Platzes belegt. Bild: Knoll<br />

im Werkzeugbau. Die dafür installierte Zentralanlage<br />

enthält 15 Micropur-Module, sodass<br />

permanent über 5000 l/min gereinigt<br />

werden können. Um dem Wachstum gerecht<br />

zu werden, kann die Anlage auf 27 Micropur-Module<br />

erweitert werden, wodurch sich<br />

die Gesamtkapazität auf rund 10 000 l/min<br />

verdoppelt.<br />

Anton Pfanner, Gruppenleiter Instandhaltung,<br />

ist für den Betrieb der beiden<br />

Knoll-KSS-Anlagen verantwortlich. Er<br />

weiß, dass er sich um deren Funktionsfähigkeit<br />

nicht sorgen muss: „Alle Pumpen und<br />

sonstigen wichtigen Komponenten sind redundant<br />

ausgeführt. Eigentlich kann nur ein<br />

Stromausfall für einen Stillstand sorgen.“<br />

Von den Knoll-Anlagen im bisherigen<br />

Werk ist ihm auch deren Leistungsfähigkeit<br />

bestens bekannt. Die dortige Öl-Anlage war<br />

zwar mit einem maximalen Volumenstrom<br />

von 2400 l/min etwas kleiner ausgeführt,<br />

aber die erreichbaren Werte sind identisch.<br />

„Die Filterfeinheiten liegen zwischen 1 und<br />

3 µm und das gereinigte Öl weist nur 1 mg/l<br />

gravimetrischen Restschmutzgehalt auf“,<br />

freut sich der Instandhaltungsgruppenleiter.<br />

Diese Reinheit macht sich nicht nur in einem<br />

optimalen Bearbeitungsergebnis bemerkbar,<br />

sie vermeidet auch Verschleiß an<br />

Maschinenbettführungen und Hochdruckpumpen.<br />

Fürs Spitzenlosschleifen und Trennen<br />

von Hartmetallstäben setzt Ceratizit Austria<br />

eine wässrige KSS-Lösung ein. „Nur damit<br />

erreichen wir den gewünschten Spiegelglanz“,<br />

argumentiert Raggl. „Wasser leitet<br />

die Wärme viel besser ab als Öl, das beim<br />

Spitzenlosschleifen unter dem hohen Druck<br />

zerfällt. Daher müssen wir beim Wasser<br />

bleiben, auch wenn wir gerne Öl als einziges<br />

Medium einsetzen würden.“<br />

Die wässrige KSS-Lösung ist ein Konzentrat,<br />

das in der Regel aus in Wasser gelösten<br />

Polymeren oder Salzen besteht und im Gegensatz<br />

zu Emulsionen mineralölfrei ist. Ein<br />

großes Problem ist, dass sich das Medium<br />

während des Bearbeitungsprozesses mit Mikroluft<br />

auflädt, was die Filtration behindert.<br />

Außerdem erfordert die wässrige Lösung<br />

für perfekte Bearbeitungsergebnisse eine<br />

sehr konstante Temperatur und muss ständig<br />

im Fluss sein, um eine Belastung durch<br />

Mikroorganismen und Pilze zu verhindern.<br />

Zur Reinigung solcher KSS-Lösungen ge-<br />

Global Player in der Hartmetall-Branche<br />

Vor über 100 Jahren starteten sowohl Cerametal als auch<br />

Plansee Tizit als Pioniere für anspruchsvolle Hartmetallprodukte.<br />

Durch ihre Fusion im Jahr 2002 entstand Ceratizit<br />

ein Global Player in der Hartmetall-Branche, der heute weltweit<br />

7000 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 30 Produktionsstandorte<br />

betreibt.<br />

Ceratizit bietet anspruchsvolle Hartstofflösungen für Zerspanung<br />

und Verschleißschutz, hoch spezialisierte Zerspanungswerkzeuge,<br />

Wendeschneidplatten sowie Stäbe aus Hartmetall.<br />

Diese Produkte werden unter anderem im Maschinen- und<br />

Werkzeugbau, in der Automobilbranche, in der Luft- und Raumfahrtindustrie,<br />

in der Öl- und Gasindustrie sowie in der Medizinindustrie<br />

eingesetzt.<br />

Ceratizit Austria ist in Reutte/Tirol, am Stammsitz der Muttergesellschaft<br />

Plansee Group, beheimatet. Dort werden 200 Hartmetalle<br />

angemischt, gepresst und gesintert sowie Hartmetall-<br />

Wendeschneidplatten, -Stäbe und -Formteile produziert.<br />

Das neue Ceratizit-Werk im Breitenwanger Ortsteil Kreckelmoos, gleich neben der Fernpassstraße, ist mit seiner Holzfassade<br />

und den 290 großen Fenstern ein weit sichtbares Zeichen für den Erfolg des Unternehmens. Bild: Ceratizit/Rolf Marke<br />

April 2024 111


05 Anlagen, Verfahren<br />

staltete Knoll seinen Micropur-Filter „wassertauglich“.<br />

Das heißt, die Entwickler passten<br />

Filtergewebe und Modulgehäuse den<br />

speziellen Anforderungen an. Die Rückspülung<br />

wurde modifiziert und Prozessabläufe<br />

wurden umprogrammiert. Zwei der ersten<br />

wassertauglichen Micropur-Module wurden<br />

2017 bei Ceratizit Austria installiert. Sie<br />

gehörten zu einer Knoll-Zentralanlage, bei<br />

der Hydrozyklone die groben Verschmutzungen<br />

und die Micropur-Filter im Bypass<br />

die feinen Verunreinigungen beseitigten.<br />

Von den Erfolgen dieser Mikrofiltration<br />

angetan, entschlossen sich die Verantwortli-<br />

Blick in eine der neuen Fertigungshallen in Kreckelmoos, in der Hartmetall- Wendeschneidplatten geschliffen<br />

werden. An den Schleifmaschinen befinden sich Hebestationen von Knoll, die das Medium über die Decke<br />

zur Reinigungsanlage pumpen. Bild: Ceratizit<br />

Michael Müller ist bei Ceratizit für die Wartung der<br />

KSS-Anlagen zuständig: „Der Wechsel der Micropur-Filterelemente<br />

funktioniert einfach, tropffrei<br />

und in Minutenschnelle, ohne dass die ganze Anlage<br />

stillgelegt werden muss.“ Bild: Knoll<br />

eingeschalteten Maschinen und Durchfluss<br />

– deren Einsatz automatisch steuert.“<br />

Um die Gefahr einer Keimbelastung zu<br />

minimieren, entwickelte Knoll eine ausgeklügelte<br />

Strömungsführung des KSS, sodass<br />

weder in den Micropur-Modulen noch in<br />

den Tanks Toträume entstehen, wo sich das<br />

Medium stauen könnte. Es gibt daher keine<br />

Ablagerungen, die das Keim-Wachstum fördern.<br />

Um die Mikroluft nahezu komplett<br />

aus der wässrigen Lösung zu verbannen, gestaltete<br />

Knoll eine verhältnismäßig lange,<br />

flache Entgasungsstrecke, die das KSS<br />

durchlaufen muss. Und um die Temperatur<br />

des KSS stabil zu halten, durchläuft er unmittelbar<br />

nach dem Filtern ein Kühlsystem,<br />

das Werte von ± 0,2 K gewährleistet.<br />

Nicht zuletzt kommt der wässrigen Lösung<br />

selbst eine große Bedeutung zu. „Wir<br />

haben in den letzten Jahren mit unserem<br />

Additiv-Lieferanten und Knoll umfangreiche<br />

Versuche unternommen, um in der Reinigung<br />

und in der Zerspanung beste Ergebnisse<br />

zu erreichen“, berichtet Pfanner. „Es<br />

ist uns tatsächlich gelungen, die Zusätze auf<br />

ein einziges Additiv zu reduzieren, das alle<br />

gewünschten Eigenschaften der Lösung realisiert.<br />

Es trägt zur schnellen Entgasung bei,<br />

verbessert die Reibungsverhältnisse, sorgt<br />

für Rostschutz und wirkt der Auslösung von<br />

Schwermetallen wie Kobalt entgegen.“<br />

KSS-Zentralanlagen ein voller Erfolg<br />

„Die Abläufe und Transparenz bei der Installation,<br />

die schnelle Unterstützung bei<br />

auftretenden Fragen und schließlich die<br />

KSS-Qualitäten, die unsere neuen Zentralanlagen<br />

liefern, bestätigen unser Vertrauen<br />

in Knoll voll und ganz“, resümiert Raggl.<br />

„Die Anlage läuft super – bis in alle Details.“<br />

■<br />

Knoll Maschinenbau GmbH<br />

www.knoll-mb.de<br />

Ceratizit S.A.<br />

www.ceratizit.com<br />

chen, im Werk Kreckelmoos auf eine Vollfiltration<br />

der wässrigen Lösung mit Micropur-<br />

Modulen zu setzen. Diese Zentralanlage<br />

fasst ein maximales KSS-Volumen von<br />

150 000 l und kann mit ihren 27 Micropur-<br />

Modulen bis zu 7500 l/min reinigen.<br />

Stand Dezember 2023 sind 85 Maschinen<br />

zum Spitzenlosschleifen und Trennen<br />

der Hartmetallstäbe angeschlossen, wobei<br />

die Filterkapazität für weitere 85 Maschinen<br />

reicht. „Wir haben die Anlage daher<br />

nicht komplett befüllt“, sagt Pfanner. „Die<br />

Micropur-Einheiten sind jedoch in der Regel<br />

alle in Betrieb, da die Anlage – je nach<br />

Instandhaltungsgruppenleiter<br />

Anton Pfanner<br />

(l.) betrachtet mit Knoll-<br />

Projektmanager Fabian<br />

Schmidt das Steuerungsdisplay<br />

der Anlage für<br />

wässrige Lösung. Bild: Knoll<br />

112 April 2024


Kommentar<br />

Dr. Allwissend<br />

der Zerspanung<br />

■■■■■■ Wenn mich jemand nach dem Technik-Hype des Jahres<br />

fragt, dann werde ich wohl sagen müssen: Das ist die künstliche<br />

Intelligenz. Ob in der Fertigung, in der Qualitätssicherung<br />

oder in der Automatisierungstechnik – das Thema ist einfach<br />

omnipräsent. Dabei setzen nur gut 13 % der deutschen Unternehmen<br />

KI tatsächlich produktiv ein, so eine Umfrage des Ifo-Instituts<br />

von August vergangenen Jahres. Aber das Potenzial sehen<br />

fast alle. Und natürlich auch wir, die Medienunternehmen, nutzen<br />

den digitalen Kollegen, und wenn auch nur als Stichwortgeber.<br />

Es ist ein Spielfeld, auf dem beide Seiten ständig dazulernen.<br />

Früher hat man sich bei der Abfrage einer Datenbank – was die<br />

KI ja letztlich ist, nur unterfüttert mit neuronalen Netzen – an<br />

die Struktur der Software angepasst, die Syntax einer Query gelernt,<br />

etc. Jetzt will diese plötzlich mit mir kommunizieren, wie<br />

ein Mensch das tut. Das ist schon eine ganz neue Art, mit Maschinen<br />

umzugehen. Und ich bin immer noch unschlüssig, ob ich<br />

mir viele Dinge, die der Chatbot so ausspuckt, nicht auch wie gewohnt<br />

„ergoogeln“ hätte können. Von konkreten Fertigungsproblemen<br />

mal ganz abgesehen.<br />

Da kommt Gienie gerade recht. Dabei handelt es sich natürlich<br />

nicht um den hübschen Flaschengeist ähnlichen Namens, der seinerzeit den<br />

TV-Astronauten Tony Nelson auf Trab hielt. Es geht vielmehr um einen KI-<br />

Chatbot der Schweizer Firma Orderfox, der auf der Bedienoberfläche von Open<br />

AI aufsetzt und spezifische Fragen zu Marktsituation und Anbietern für Fertigungsunternehmen<br />

beantworten soll. Das B2B-KI-Tool des Online-Fertigers<br />

stützt sich dabei auf eine Datenbank von über 250 000 Maschinen und 120 000<br />

Herstellern. Es kann jetzt als Beta-Version getestet werden und das habe ich<br />

auch gleich gemacht. Ich habe den Bot z. B. mal gefragt, welche Hersteller Lösungen<br />

zur Bearbeitung von Batteriegehäusen für E-Fahrzeuge anbieten. Zu unspezifisch,<br />

hat er mir geantwortet. Könne man das nicht regional eingrenzen?<br />

Ok., Punkt für Dich! Dann eben aus Deutschland. Und siehe da, er hat nicht<br />

nur eine Reihe bekannter Hersteller genannt, auf die ich vielleicht auch so gekommen<br />

wäre, sondern auch einige dedizierte Maschinenmodelle für diesen<br />

Zweck. Und auch noch eine Handvoll Fertigungsunternehmen, die sich in diesem<br />

Bereich positionieren.<br />

Klar, gegen ein fundiertes Messegespräch mit einem Brancheninsider können<br />

solche Tools wohl noch nicht „anstinken“. Aber sie werfen doch spannende<br />

Fragen auf. Was geschieht, wenn sie aus vielen Anfragen von Anwendern Stück<br />

für Stück dazulernen? Wenn sie aus dem gesammelten Prozesswissen unzähliger<br />

Zerspaner schöpfen können? Werden sie dann in der Lage sein, für ein spezifisches<br />

Fertigungsproblem eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Lösung<br />

vorzuschlagen? Oder doch nur die legendäre „42“? Wird es also eines Tages<br />

den Dr. Allwissend der Zerspanung im Netz geben? Gut möglich. Aber wahrscheinlich<br />

werde ich dann in Rente sein.<br />

■<br />

Dr. Frank-Michael Kieß<br />

Redakteur<br />

frank-michael.kiess@konradin.de<br />

April 2024 113


Inserentenverzeichnis<br />

ANCA Pty Ltd., AU-Melbourne .......................27<br />

Blaser Swisslube GmbH, Stuttgart ...........102–103<br />

Blum-Novotest GmbH, Grünkraut ..................105<br />

CemeCon AG, Würselen ......................100–101<br />

CERATIZIT Deutschland GmbH, Kempten ..43, 82–83<br />

Coscom Computer GmbH, Ebersberg ..........96–97<br />

BIMATEC-SORALUCE Zerspanungstechnologie<br />

GmbH, Limburg ......................................15<br />

EMUGE-Werk GmbH & Co.KG, Lauf ............80–81<br />

EVO Informationssysteme GmbH, Durlangen ...70–71<br />

Fraunhofer-Institut Produktionstechnik und<br />

Automatisierung IPA, Stuttgart ..................52–53<br />

FRENCO GmbH, Altdorf ..............................37<br />

Fuchs Umwelttechnik Produktions- u.<br />

Vertriebs-GmbH, Staig ...............................41<br />

Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH, Nürtingen 58–59<br />

Haimer GmbH, Hollenbach ............................3<br />

HEULE Germany GmbH, Wangen ...............88–89<br />

Detlev Hofmann GmbH Präzisionsmaschinenbau,<br />

Pforzheim .............................................45<br />

Hartmetall Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH,<br />

Tübingen ....................................116,78–79<br />

Erwin Junker Maschinenfabrik GmbH, Nordrach .....5<br />

Hardinge Kellenberger AG, CH-Goldach .............29<br />

KUKA Deutschland GmbH, Augsburg ...........90–91<br />

KYOCERA UNIMERCO Tooling GmbH, Neuss ...84–85<br />

Laserteile4you/H.P. Kaysser, Leutenbach ...........13<br />

Leipziger Messe GmbH, Leipzig .......................2<br />

LOUIS BELET S.A, CH-Vendlincourt .............64–65<br />

Mapal Dr. Kress KG, Aalen ......................74–75<br />

Mitsubishi Electric Europe B.V., Ratingen ..14, 92–93<br />

GMN Paul Müller Industrie GmbH & Co. KG,<br />

Nürnberg .........................................94–95<br />

NUM GmbH, Holzmaden ........................98–99<br />

Vorschau auf die nächste<br />

OSG GmbH, Göppingen .........................76–77<br />

Ott-Jakob Spanntechnik GmbH,<br />

Lengenwang ................................. 45,56–57<br />

Röhm GmbH, Sontheim ..............................17<br />

SCHUNK SE & Co. KG, Lauffen ......................33<br />

Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH,<br />

Schramberg ......................................60–61<br />

SMW-Autoblok Spannsysteme GmbH,<br />

Meckenbeuren ...................................54–55<br />

SOLIDCAM GmbH, Schramberg ................68–69<br />

Fritz Studer AG, CH-STEFFISBURG ..................11<br />

Supfina Grieshaber GmbH & Co. KG, Wolfach ..62–63<br />

Tebis Technische Informationssysteme AG,<br />

Planegg ..........................................66–67<br />

United Grinding Group AG, CH-Bern ................35<br />

Universität Stuttgart Institut für Werkzeug maschinen,<br />

Stuttgart ..........................................50–51<br />

VDW Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

e.V., Frankfurt ........................................21<br />

Vollmer Werke Maschinenfabrik GmbH, Biberach ..37<br />

Walter Deutschland GmbH, Tübingen .......47,72–73<br />

Wohlhaupter GmbH Präzisionswerkzeuge,<br />

Frickenhausen ...................................86–87<br />

Beilagenhinweis<br />

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt folgender Firma bei:<br />

EVO Informationssysteme GmbH, Durlangen<br />

Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

Gerne können Sie Beilagen auch digital lesen unter<br />

www.<strong>mav</strong>.industrie.de/beilagenservice/<br />

ISSN 0343–043X<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

Dr. Frank-Michael Kieß (fm), Phone +49 711 7594–241<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax –1257,<br />

E-Mail: <strong>mav</strong>.redaktion@konradin.de<br />

Layout: Michael Kienzle, Phone +49 711 7594–258<br />

Anzeigenleitung:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565,<br />

E-Mail: joachim.linckh@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />

Leserservice <strong>mav</strong>:<br />

Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Phone +49 711 7252–254,<br />

Fax +49 711 7252–399, E-Mail: leserservice@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />

Bezugspreis Inland jährlich 160,20 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />

(Ausland 160,20 € inkl. Versandkosten);<br />

Einzelheft 27,00 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt<br />

eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />

kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />

Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />

Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />

E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

Israel: Marcus Sheff, P.O. Box 42 48 15, Yakinton Street, Netanya 42141,<br />

Phone 09 8853687, Fax 09 8853689,<br />

E-Mail: tws@netvision.net.il<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc.Detlef Fox<br />

5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001<br />

Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988;<br />

detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Die Ausgabe 03 der <strong>mav</strong> erscheint am 06.06.2024. Im Trendthema<br />

beleuchten wir, welche span(n)enden Innovationen die Spanntechnik<br />

zu bieten hat. Diese ist unter anderem ein wichtiger Baustein für die<br />

Automatisierung von Werkzeugmaschinen. In unserem Special<br />

stellen wir besonders clevere Lösungen dazu vor.<br />

Automatisierung ist der Schlüssel, um Werkzeugmaschinen produktiver zu nutzen.<br />

Bild: Kuka<br />

114 April 2024


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Kunst trifft<br />

Technik<br />

„FROM METALS TO MEDALS<br />

10.-14. September 2024<br />

Messe AMB in Stuttgart<br />

„<br />

Mit kreativem Sportsgeist<br />

und modernster Technik<br />

neue Maßstäbe setzen!<br />

Jetzt<br />

mitmachen!<br />

Dass Industrieproduktion und Ästhetik sich<br />

nicht ausschließen müssen, möchten wir auch<br />

dieses Jahr wieder mit der Sonderschau Kunst<br />

trifft Technik vom 10.-14.09.2024 auf der AMB in<br />

Stuttgart unter Beweis stellen.<br />

Zum diesjährigen Motto "From metals to medlas"<br />

rufen wir wieder alle AMB-Aussteller und insbesondere<br />

deren Auszubildende auf, ihr bekanntes<br />

Terrain zu verlassen und die Grenzen der Metallbearbeitung<br />

mit kreativen Lösungen zu überschreiten.<br />

Egal ob gefräst, erodiert, gedreht, programmiert<br />

oder additiv erzeugt. Wir freuen uns über alle<br />

kreativen Umsetzungen zum Thema „Sport“.<br />

Wenn Sie bereit sind sich dieser Herausforderung<br />

zu stellen dann melden Sie noch heute Ihr Team<br />

zu unserem internationalen Wettbewerb an.<br />

Alle weiteren Informationen<br />

finden Sie hier:<br />

April 2024 115


MIT HOCHLEISTUNGSREIBEN<br />

ZUR PACKENDEN<br />

HYDRAULIK-PERFORMANCE<br />

ERLEBEN SIE HORN<br />

Außergewöhnliche Ergebnisse sind immer die Verbindung aus<br />

dem optimalen Zerspanungsprozess und dem perfekten Werkzeug.<br />

Dafür kombiniert HORN Spitzentechnologie, Leistung und Zuverlässigkeit.<br />

horn-group.com<br />

116 April 2024

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!