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DVS_Bericht_392LP

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4 Bruchmechanische Bewertung<br />

Die bruchmechanische Bewertung soll zeigen, ob in dem betrachteten Bauteil Risswachstum auftreten kann<br />

und falls dieses der Fall sein sollte, wie viele Lastwechsel bis zum Versagen möglich sind. Vor allem das<br />

Zusammenspiel von Material, Speichermedium und Betriebslastwechselhäufigkeiten ist für eine Abschätzung<br />

der sicheren Betriebsdauer von großer Wichtigkeit. Des Weiteren ist es im speziellen Fall von eingeerdeten<br />

Erdgasröhrenspeichern sinnvoll, die auftretenden Spannungen rechnerisch zu erfassen, da so auch Stellen<br />

identifiziert werden können, die z. B. im Zuge der wiederkehrenden Prüfungen sinnvoll überwacht werden<br />

könnten.<br />

4.1 FE-Analyse des Spannungszustands<br />

Für die bruchmechanische Bewertung müssen möglichst detaillierte Informationen über den Spannungszustand<br />

vorliegen. Im Gegensatz zu Gastransportleitungen sind die Spannungszustände komplexer, da sich z.<br />

B. im Bereich von Böden (Krempe) und Stutzen mehrachsige Spannungszustände einstellen (Bild 1). Die<br />

genauen Spannungsverläufe unter Berücksichtigung aller Lasten sollten mittels Finite-Elemente-Berechnungen<br />

ermittelt werden. Die einzelnen Spannungsanteile können dann zur Berechnung des Spannungsintensitätsfaktors<br />

genutzt werden. Es bietet sich z. B. bei komplexen Belastungszuständen auch an, den Spannungsintensitätsfaktor<br />

direkt mit FE zu bestimmen und als Eingangsgröße für bruchmechanische Bewertungen zu<br />

verwenden. Für die Analyse von potenziellen Rissen im Schweißnahtbereich sollten auch Schweißeigenspannungen<br />

– als Sekundärspannungen – mitberücksichtigt werden, siehe auch Zerbst, U.[7]<br />

Bild 1. Exemplarischer Verlauf der von Mises-Vergleichsspannung im Bereich eines Stutzens und eines Bodens<br />

4.2 Rissfortschrittsberechnung<br />

Für die Berechnung muss die Geometrie des Anfangsfehlers angenommen. Wenn vorhanden, können ermittelte<br />

Fehler aus der Zustandsbewertung der Anlage verwendet werden. Andernfalls müssen sinnvolle Annahmen<br />

getroffen werden: Es können z. B. auf die bei der Errichtung zugrunde gelegten Normen zurückgegriffen<br />

und die dort angegebenen maximal zulässigen Schweißnahtfehlerabmessungen verwendet werden.<br />

Eine vollständige erneute zerstörungsfreie Prüfung eines Erdgasröhrenspeichers ist nicht möglich, da in der<br />

Regel keine Molchbarkeit gegeben und ein Freilegen des gesamten Speichers im Regelfall unwirtschaftlich<br />

für die Projektumsetzung ist.<br />

Gemäß DVGW G464 [8] können für die bruchmechanische Analyse rissartige Fehler auf der Rohrinnenseite<br />

mit einer Tiefe von 5 % bzw. 10 % der Wanddicke und einer Länge von 50 mm angesetzt werden.<br />

Mit den Abmessungen des Anfangsfehlers, den Abschätzungen der Spannungszustände aus der FE- Analyse<br />

und dem angestrebten zukünftigen Lastkollektiv für die Gesamtanlage kann die Berechnung durchgeführt werden.<br />

Im Folgenden werden anstelle des Kollektives zur Vereinfachung nur Volllastwechsel betrachtet.<br />

In Bild 2 ist das Ergebnis einer Rissfortschrittsberechnung bis zur kritischen Risstiefe akrit für den Fall Speicherung<br />

von Wasserstoff (blau) bzw. Speicherung von Methan (orange) dargestellt. Es wurden folgende Parameter<br />

verwendet:<br />

<strong>DVS</strong> 392 13

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