Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Umstellung von Erdgasröhrenspeichern auf die Nutzung mit<br />
Wasserstoff<br />
G. Stadie, C. Mayer, Köln<br />
Neben der Umstellung von Gastransportleitungen und Gasverteilnetzen stellt sich im Rahmen der Dekarbonisierung<br />
auch die Frage, ob die bestehenden Erdgasspeicher auch eine weitere Verwendung finden können.<br />
Im Rahmen dieses Papers werden anhand eines Erdgasröhrenspeichers die Möglichkeit und die notwendigen<br />
Schritte für eine Umstellung auf die Speicherung von Wasserstoff erörtert.<br />
1 Einleitung<br />
Vor dem Hintergrund der Dekarbonisierung der Energieversorgung ist neben dem Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien auch der Ausbau einer Wasserstoffinfrastruktur vorgesehen [1]. Beim geplanten Ausbau der Windund<br />
Photovoltaikstromerzeugung sind größere Speicherpotentiale erforderlich, da die Energieerzeugung mit<br />
Hilfe von Wind und Sonnenenergie naturbedingt Schwankungen unterliegt. Um ein Herunterregeln der erneuerbaren<br />
Energiegewinnung zu vermeiden, kann beispielsweise die Energie zur Erzeugung von Wasserstoff<br />
genutzt werden. Wenn dieser nicht direkt genutzt werden kann, muss er zwischengespeichert werden. Dazu<br />
könnten ggf. bereits bestehende Gasspeicher genutzt werden.<br />
Tendenziell lassen sich die aktuellen Erdgasspeicher in drei Kategorien einteilen: Kavernenspeicher, Porenspeicher<br />
und Röhrenspeicher. Kavernen- und Porenspeicher sind Untertagespeicher und werden für die Langzeitspeicherung<br />
von Erdgas verwendet. Erdgasröhrenspeicher bestehen aus eingeerdeten parallel-mäanderförmig<br />
aneinandergereihten Rohrleitungen. Sie werden im Wesentlichen für kurzfristige Lastspitzenabdeckung<br />
verwendet, da ihr Inhalt schnell und in großem Maß verfügbar ist. Die Eignung dieser Röhrenspeicher für die<br />
Verwendung mit Wasserstoff wird in den folgenden Kapiteln näher betrachtet.<br />
2 Änderungen durch die Änderung des Betriebsmediums<br />
Für das Vorgehen bei der Änderung des Betriebsmediums von Erdgas auf Wasserstoff bestehen gut regelte<br />
Abläufe für Transportleitungen [2] und Verteilnetze [3]. Für Röhrenspeicher, die im Wesentlichen aus Rohren<br />
bestehen, kann analog vorgegangen werden. Jedoch unterscheiden sich die auftretenden Belastungen und<br />
Randbedingungen eines Röhrenspeichers von den Betriebsparametern einer typischen Transportleitung. Bei<br />
der Speicherung ist eine deutlich höhere Anzahl von Lastwechseln anzunehmen, die aus dem Bestreben einer<br />
möglichst wirtschaftlichen Nutzung des Speichers resultiert. Um diesem Rechnung zu tragen, wird z. B. eine<br />
Rissfortschrittsberechnung, siehe Kapitel 4, durchgeführt.<br />
Um den Anforderungen insbesondere auf den mechanischen Zustand des Speichers gemäß BetrSichV [4]<br />
gerecht zu werden, müssen hier zusätzlich die mit Wasserstoff einhergehen könnenden Schädigungsmechanismen,<br />
wie Risswachstum durch geeignete Prüfkonzepte, berücksichtigt werden. Für eingeerdete Röhrenspeicher<br />
muss daher im Rahmen der Prüfung der Umstellung auch ein geeignetes Prüfkonzept erstellt werden.<br />
Durch die Erdverlegung müssen für die äußere Prüfung gemäß BetrSichV Ersatzmaßnahmen definiert werden.<br />
Da die verbauten Rohrbögen eine innere Prüfung mittels UT oder MFL-Inspektionsmolch meistens verhindert,<br />
müssen auch hier Ersatzmaßnahmen definiert werden, um potenzielle Schadensentwicklungen rechtzeitig<br />
erkennen zu können.<br />
3 Materialeignung für Wasserstoff<br />
Bei den typischerweise eingesetzten Stählen in Röhrenspeichern besteht potenziell die Gefahr einer Versprödung<br />
des Materials und damit eines beschleunigten Risswachstums. Dies ist sowohl bei der Eignung der<br />
Werkstoffe also auch bei der bruchmechanischen Bewertung, siehe Kapitel 4, zu berücksichtigen.<br />
Für die Bewertung der Eignung der Werkstoffe enthält z. B. AD 2000 S2 Informationen [5]. Hier ist allerdings<br />
der Anwendungsbereich auf Werkstoffe mit einer Mindeststreckgrenze bis 500 MPa beschränkt. Da aber auch<br />
Röhrenspeicher aus Rohren mit größeren Streckgrenzen, z. B. X80/L555, existieren, muss auf andere Mittel<br />
zur Werkstofftauglichkeit zurückgegriffen werden. Viele Werkstoffe wurden bereits im Forschungsvorhaben<br />
SyWest H2 [6] des DVGW untersucht. Der Forschungsbericht kann als Erkenntnisquelle für die am häufigsten<br />
verwendeten Stähle herangezogen werden. Bei unzureichender Informationslage über die Werkstoffe sind die<br />
notwendigen Werkstoffkennwerte experimentell unter Wasserstoffatmosphäre zu ermitteln, um die Eignung<br />
des Werkstoffes nachzuweisen. Hierbei ist es von Vorteil, wenn Material z. B. aus der Bauphase noch vorhanden<br />
ist.<br />
12<br />
<strong>DVS</strong> 392