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Rohrleitungssysteme für den Transport von Wasserstoff Internationale<br />
Normen (EN 13480, ASME B31.3 und ASME B31.12)<br />
W. Khemakhem, D. Kölbl, Essen<br />
Die beiden bewährten Normen für Industrierohrleitungen ASME B31.3 und DIN EN 13480 werden im direkten<br />
Vergleich mit ASME B31.12 an zwei hypothetischen Projekten verglichen. Für Betreiber, Planer, Auslegung,<br />
Fertigung und Abnahme ist beispielhaft dargestellt, welchen Einfluss die Auswahl der Normen hat.<br />
Zusammenfassung<br />
Die verglichenen Normen sind oberflächlich betrachtet sehr ähnlich. Werden ASME B31.3, ASME B31.12 oder<br />
EN 13480 vollständig angewandt, bekommt der Anwender offenbar eine Leitung, die mit hinreichenden Sicherheitsmargen<br />
ausgelegt und in gewissem Umfang geprüft wurde.<br />
In den Details zeigen sich jedoch gewaltige Unterschiede. ASME B31.3 und EN 13480 sind allgemeine Rohrleitungsnormen,<br />
die für vielfältige Fluide, inklusive Wasserstoff, anwendbar sind, aber jeweils nicht die Besonderheiten<br />
für Druckwasserstoff ansprechen. Dagegen ist die ASME B31.12 ausschließlich für Wasserstoff gedacht.<br />
Sie regelt Industrieleitungen und Überlandleitungen. Im Vergleich der Industrierohrleitungen stellt die<br />
B31.12 Forderungen, die Besonderheiten von Druckwasserstoff, zum Beispiel durch Auslegungskoeffizienten<br />
oder Härtemessungen, berücksichtigen. Bei den anderen Normen müssen die Anwender diese Besonderheiten<br />
kennen und separat spezifizieren. Hinsichtlich Auslegung, Fertigung, Prüfung und Druckprobe werden hier<br />
nur einige der wirklich zahlreichen Unterschiede herausgestellt. Die Anwender sind somit gewarnt, sich wirklich<br />
für die Projekte mit den Normen, aber auch regulatorischen Anforderungen zu befassen. Vor dem Vermischen<br />
der Normen wird jedoch eindringlich gewarnt.<br />
1 Einleitung<br />
Ein Vergleich von Normen ist grundsätzlich unvollständig und immer vom Blickwinkel des Betrachters abhängig.<br />
So ist auch diese Darstellung der Regelwerke „ASME B31.3 Process Piping“, „ASME B31.12 Hydrogen<br />
Piping and Pipelines“ und „DIN EN 13480 Metallische Industrielle Rohrleitungen“ eine Betrachtung ausgewählter<br />
Aspekte. Am Beispiel zweier Werkstoffe soll hier ein Eindruck von den Unterschieden erweckt werden.<br />
Natürlich ist im Rahmen dieses Artikels kein kompletter Vergleich möglich; den würde ohnehin niemand lesen<br />
wollen, er wäre deutlich länger als drei Normen zusammen.<br />
Bevor die Normen verglichen werden können, sind für das betreffende Projekt die Gesetze und Verordnungen<br />
am Ort der Anlage anzuwenden. Dann kommt die Spezifikation durch den Betreiber ins Spiel. Manch ein<br />
Betreiber überlässt alles dem Anlagenbauer, andere Betreiber haben eine genaue Vorstellung von Auslegungskriterien,<br />
Materialien, Komponenten, Prüfungen und Dokumentation. Diese gilt es dann in Einklang mit<br />
den Vorgaben des betreffenden Regelwerks zu bringen. Dabei geht es auch immer um Kosten, um Sicherheit<br />
und um Verantwortung. Hier wird ein erster Eindruck von der Unterschiedlichkeit der Regelwerke vermittelt,<br />
mit ein paar Stärken und Schwächen.<br />
In diesem Artikel geht es übrigens nicht um einen Wettbewerb, sondern um die vergleichende Anwendung<br />
dreier Normen an einem hypothetischen Projektbeispiel. Es wird eine Rohrleitung für 8 MPa Wasserstoffgas,<br />
im ersten Fall bei gemäßigten Temperaturen von -40 bis 100 °C und im zweiten bei 400 °C, durchaus warm,<br />
betrachtet. Bei den angestellten Vergleichen liegt das Augenmerk auf den Geltungsbereichen, den Verantwortlichkeiten,<br />
der Auswahl von Materialien, den Festigkeitskennwerten, der Kerbschlagerprobung (ja, die gibt<br />
es auch in der ASME Welt) sowie den resultierenden Wanddicken und Prüfumfängen. Abnahmen, Druckprobe<br />
und die erforderliche Dokumentation schließen diese kurze Betrachtung ab.<br />
Das Fazit ist: Die drei Normen sind verschieden. Sehr wenigen Gemeinsamkeiten stehen sehr viele Unterschiede<br />
gegenüber. Es bleibt dem Leser überlassen, diese Unterschiede zu bewerten. Es gibt keine prozentualen<br />
Unterschiede von Wanddicke Prüfkosten oder Prüfdruck, die universell gelten können. Der Anlagenbauer<br />
muss sich mit dem Regelwerk beschäftigen, damit gebaut wird, was der Betreiber gebrauchen kann,<br />
damit die Anlage in Betrieb gehen kann, damit die Anlage sicher die Herausforderungen des Fluidtransports<br />
bewältigen kann. Nur genaue Kenntnisse der Stärken und Schwächen von ASME B31.3, B31.12 und EN<br />
13480 erlauben es, im Wettbewerb des internationalen Anlagenbaus mitzumachen, geeignete Zusatzforderungen<br />
festzulegen und sichere Anlagen zu bauen.<br />
<strong>DVS</strong> 392 5