procontra | Ausgabe 02/2024 | Preview
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Pflegevorsorge TITELTHEMA | 7<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Warum das Geschäft mit<br />
Pflegezusatzpolicen so<br />
zäh verläuft<br />
Welchen Produkten die<br />
Zukunft gehören könnte<br />
Welchen Tatsachen Kunden<br />
ins Auge sehen müssen<br />
Menschenwürdige Pflege bleibt ein<br />
dominierendes Thema. Aktuell sind<br />
mehr als fünf Millionen Menschen in<br />
Deutschland pflegebedürftig; im Jahr<br />
2040 werden es sechs Millionen sein,<br />
erwartet der PKV-Verband. Statistisch<br />
wird mehr als jede zweite Person im<br />
Laufe ihres Lebens einmal pflegebedürftig.<br />
Die Wahrscheinlichkeit steigt<br />
mit dem Alter.<br />
Mit der Einführung der Pflegeversicherung<br />
im Jahr 1995 hat der<br />
Gesetzgeber auf die absehbare<br />
demografische Entwicklung reagiert.<br />
Kassenpatienten müssen in die<br />
soziale Pflegepflichtversicherung und<br />
Privatpatienten in die private Pflegepflichtversicherung.<br />
Von Beginn an<br />
sollte der Staat das Pflegerisiko nur<br />
teilweise abdecken; denn eine Vollversicherung<br />
ist im Umlageverfahren<br />
– das ja selbst ein Demografieproblem<br />
hat – nicht finanzierbar. Durch den<br />
Abschluss von Pflegezusatzpolicen<br />
nicht nur sinnvoll, sondern dringender<br />
denn je. Denn allein der Eigenanteil,<br />
den Pflegebedürftige im ersten<br />
Jahr ihres Heimaufenthalts selbst<br />
aufbringen müssen, steigt stetig und<br />
beträgt aktuell im Durchschnitt 2.700<br />
Euro pro Monat. Kann die betroffene<br />
Person den Betrag nicht bezahlen,<br />
müssen ab einer bestimmten Grenze<br />
die Angehörigen ran – oder eben<br />
sofort eine private Pflegezusatzversicherung.<br />
Trotz der lückenhaften Absicherung<br />
durch die gesetzliche Pflegeversicherung,<br />
der immer größeren Kostenbelastung<br />
für Pflegebedürftige und<br />
deren Angehörige sowie des mit dem<br />
Alter steigenden Risikos der eigenen<br />
Pflegebedürftigkeit – die private Pflegevorsorge<br />
ist bis heute nicht richtig<br />
in der Bevölkerung angekommen.<br />
Wie Alexander Kraus, Fachkoordinator<br />
für den Bereich Krankenversicherung<br />
bei Assekurata, gegenüber<br />
<strong>procontra</strong> erläutert, „hatten Ende<br />
2<strong>02</strong>2 nur 4,4 Millionen Deutsche eine<br />
zusätzliche Absicherung für den Pflegefall<br />
abgeschlossen“. Auf die Gesamtbevölkerung<br />
bezogen seien das maue<br />
5 Prozent. Die Corona-Pandemie habe<br />
kurzfristig zu mehr Abschlüssen<br />
geführt. Zuletzt aber sei das Marktwachstum<br />
schon wieder abgeflacht<br />
und stagniere mittlerweile, berichtet<br />
Kraus.<br />
Fatales Paradoxon<br />
In der Branche spricht man vom<br />
Pflegeparadoxon: hoher Bedarf, aber<br />
kaum Absicherungen. Woran liegt<br />
das? <strong>procontra</strong> ist dieser Frage nachgegangen.<br />
Fasst man die Antworten<br />
der Analysten, Vermittler, Versicherer<br />
und Wissenschaftler zusammen,<br />
schält sich ein Kernproblem heraus:<br />
das bei Politikern vorhandene Misstrauen<br />
gegenüber einem auch nur<br />
teilweise eigenverantwortlichen Umgang<br />
mit dem Pflegefallrisiko. Trotz<br />
knapper Finanzen und der Grundidee,<br />
dass der Staat ebendeshalb nur<br />
eine Teilabsicherung bieten solle, weite<br />
der Gesetzgeber die Leistungen der<br />
sozialen Pflegepflichtversicherung<br />
ständig aus. Das schüre Illusionen.<br />
Seit 2017 habe der Gesetzgeber alle<br />
zwei Jahre die Leistungen in der<br />
sozialen Pflegepflichtversicherung<br />
ausgeweitet und damit auch deren<br />
Finanzierungsproblem vergrößert.<br />
Während die Mehrleistungen in Medien<br />
breit dargestellt würden, finde<br />
eine Debatte über ihre Bezahlbarkeit<br />
nur in Fachkreisen statt, ist in der<br />
Branche zu hören. Zurück bleibe eine<br />
ruhiggestellte Bevölkerung, die wenig<br />
Interesse an Eigenverantwortung<br />
habe. „Die regelmäßigen Leistungsausweitungen<br />
vermitteln den Men-<br />
Private Vorsorge wächst kaum<br />
Personen mit einer Pflegezusatzversicherung<br />
Gratis Angebot<br />
kann dann ein höheres Leistungsniveau<br />
erreicht werden.<br />
Eine solche Absicherung erscheint Lesen Sie 4,5 die <strong>procontra</strong> kostenlos<br />
5,0<br />
als E-Book oder als Printversion!<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
3,45<br />
Angaben in Mio.<br />
3,57<br />
3,66<br />
3,77<br />
2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2<br />
3,78<br />
4,16 4,17<br />
Quelle: PKV-Verband<br />
Illustration: Roman Kulon