09.04.2024 Aufrufe

Verband Deutscher Antiquare e.V. / Handbuch 2023/2024

Mitgliederverzeichnis des Verbands Deutscher Antiquare e.V. mit Informationen zu Mitgliedern, Firmenverzeichnis nach Orten sowie einem Verzeichnis der Spezialgebiete der Mitglieder. Ergänzt mit redaktionellen Beiträgen und einer Messe-Chronik zur Antiquariatsmesse Stuttgart.

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Menschen, Bücher und Zeiten<br />

Friedrich C. Heller<br />

Menschen, Bücher und Zeiten<br />

Der Blick des Sammlers auf die Antiquariatsmesse Stuttgart<br />

Vor mir liegen mehrere Visitkärtchen von Antiquariaten, auf denen ich handschriftlich<br />

vermerkt habe: „Existiert leider nicht mehr“. – Und neulich musste ich bei einem Besuch<br />

in der Wiener Innenstadt feststellen, dass schon wieder ein traditionsreiches Antiquariat<br />

für immer geschlossen wurde (der „untere Hasbach“ auf der Wollzeile). Das sind Erlebnisse,<br />

die jeder Sammler und Bücherliebhaber seit Jahren machen muss und die traurig<br />

stimmen, denn es scheint, als verenge sich die Bücherwelt, als zöge sie sich in eine vergangene<br />

Welt zurück, aus der sichtbaren Präsenz in den Städten in kaum mehr sichtbare<br />

oder nur mehr schwierig zu erreichende Orte irgendwo in einer Wohnung oder fern auf<br />

dem Land, oder gar überhaupt nur mehr in der ortlosen digitalen Sphäre, außerhalb des<br />

alltäglich begehbaren und also persönlich erfahrbaren kulturellen Horizonts. Die Zukunft<br />

des Antiquariats als Ladengeschäft erscheint fragwürdig und ungewiss, trotz mancher<br />

mutigen Neu-Einsteiger, die da und dort mit vielen Hoffnungen und wenig Tradition<br />

den Versuch wagen.<br />

Und dann – Szenenwechsel: Man betritt die Räume der Antiquariatsmesse Stuttgart<br />

und befindet sich in einer Welt, in der fürs erste alle Zweifel und Unsicherheiten gar<br />

nicht aufkommen können. Hier öffnen sich – in einer wundervoll hell beleuchteten Inszenierung<br />

– die Stände der Aussteller, man weiß sich von ähnlich gesinnten Menschen,<br />

von Sammlern und Sammlerinnen umgeben, man freut sich auf die Begegnungen mit<br />

altbekannten Antiquarinnen und <strong>Antiquare</strong>n, schaut neugierig auf neue und auf ihr Angebot<br />

– und die Welt erscheint wieder in Ordnung.<br />

Ist sie es wirklich? Natürlich nicht, denn hinter der wunderbaren Selbstverständlichkeit,<br />

mit der hier die vielfältigen Schätze aufliegen und in die Hand genommen werden<br />

können, steht natürlich auch hier, unsichtbar vielleicht, nur selten in privaten Gesprächen<br />

angesprochen, die Sorge um die Zukunft, die Frage, ob denn noch in ein paar<br />

J ahren …<br />

Müssen solche Fragen ausgeklammert werden, wenn es darum geht, die durch<br />

sechs Jahrzehnte währende Existenz der Stuttgarter Antiquariatsmesse zu feiern? Ich<br />

denke: nein. Vielmehr sollten wir uns bewusst machen: welch ungeheure Kraft und<br />

Zähig keit diese lange Existenz möglich gemacht hat. Es war nicht nur die Energie der<br />

Gründer- Väter (bei denen, so kann man vermuten, der Glaube an eine über ein halbes<br />

Jahrhundert dauernde Zukunft gar nicht zur Rede stand), es war und ist die von vielen<br />

Teilnehmern – den Antiquarinnen und <strong>Antiquare</strong>n und dem interessierten Publikum<br />

– ungebrochen und durch Jahrzehnte anscheinend unbeirrt bezeugte und aktiv<br />

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