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Verband Deutscher Antiquare e.V. / Handbuch 2023/2024

Mitgliederverzeichnis des Verbands Deutscher Antiquare e.V. mit Informationen zu Mitgliedern, Firmenverzeichnis nach Orten sowie einem Verzeichnis der Spezialgebiete der Mitglieder. Ergänzt mit redaktionellen Beiträgen und einer Messe-Chronik zur Antiquariatsmesse Stuttgart.

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B/C A<br />

marmor, Granit-Marmor (kleine „blasenartige“<br />

Muster), Achatmarmor (großflächigere „blasenartige“<br />

Muster). Wolkenmarmor und Gustav-Marmor<br />

werden anders hergestellt (s.o.). Die Marmoriertechnik<br />

eignet sich auch zum Verzieren anderer Oberflächen;<br />

häufig ist etwa ein marmorierter Buchschnitt zu<br />

finden. Bronzefirnis-Papiere haben einen einfarbig<br />

gestrichenen Grund (in seltenen Fällen mehrfarbig),<br />

auf den das Muster vom Holzmodel mit Goldbronze<br />

versetztem Firnis gedruckt wurde. Der Druck mit<br />

diesen Farben ist schwierig, die Linien wirken relativ<br />

weich, oft leicht verschmiert oder sie haben ein körniges<br />

Aussehen. Sie hatten nur eine kurze Blütezeit<br />

von ca. 1690–1720. Mit dem Aufkommen der Lithographie<br />

im 19. Jahrhundert und später des Offsetdrucks<br />

gibt es aber wieder Papier mit ähnlichem Aussehen.<br />

Weitaus klarer und stabiler sind Brokatpapiere<br />

(auch Goldbrokat oder Augsburger-Papier genannt).<br />

Bei ihnen wurde das Muster (manchmal auch als<br />

Negativ) mit Blattgold oder anderem Blattmetall aufgedruckt.<br />

Sie gehören zu den edelsten Buntpapieren.<br />

Ihre Blütezeit lag um 1720, und im Gegensatz zu<br />

anderen Buntpapieren findet man bei ihnen recht<br />

häufig Herstellerangaben. In dieser Technik wurden<br />

auch viele Motivbogen (Heiligenbilder, Blumen,<br />

Tiere, Jagdszenen, Kostümbilder etc.), aber durchaus<br />

auch streng geometrische Ornamente angefertigt.<br />

Obwohl für die Druckformen Kupfer- oder Messingplatten<br />

verwendet wurden, handelt es sich nicht um<br />

ein Tiefdruck-, sondern um ein Hochdruckverfahren.<br />

Durch den hohen Anpressdruck unter der Walzenpresse<br />

wurde das Blattmetall fest mit dem Papier verbunden,<br />

überstehende, nicht zum Muster gehörende<br />

Teile konnten danach abgebürstet werden. Durch<br />

zusätzliche leichte Schraffierung oder durch Punzen<br />

konnte im Blattmetall eine Prägestruktur erzielt werden.<br />

Als Grund war auch hier einfach gestrichenes<br />

Papier beliebt, jedoch ist auch mittels Schablonen<br />

mehrfarbig vorkoloriertes „patroniertes“ Papier ebenso<br />

zu finden. Wurde das Metall nicht als Muster, sondern<br />

großflächig aufgetragen, entstanden Metallpapiere.<br />

Auch sie bauen auf einem Leim- oder Kleisterfarbgrund<br />

auf. Sehr beliebt waren Grün oder ein<br />

Orangeton, dem zur verbesserten Haftung eventuell<br />

noch Eiweiß beigemischt war. Darauf wurde Blattmetall<br />

(Messing = Gold, Zinn = Silber) aufgelegt und mit<br />

der Walzenpresse angedrückt. Bei Broschuren aus<br />

solchen Papieren findet man oft er habene (von der<br />

Rückseite her ausgeführte) Titel prägungen. Eine große<br />

Gruppe sind die Holzmodel- bzw. Kattunpapiere<br />

(Kattun = Cotton = Baumwolle). Sie wurden mit<br />

Holzmodeln (die für Stoffdruck nicht mehr brauchbar<br />

waren und billig erworben wurden) und Kleisterfarbe<br />

mehrfarbig gedruckt. Die Zahl der Muster und der<br />

Hersteller ist bei diesen Papieren sehr groß, vor allem<br />

zwischen 1750 und 1800. Besonders häufig sind<br />

Blumen muster. Um eine Sonderform handelt es sich<br />

bei Samt- oder Velourspapier. Solche Papiere mit<br />

einer samt artigen Farbschicht entstehen, wenn die<br />

Fläche geleimt bzw. das Muster ohne Farbe mit Leim<br />

aufgetragen und dann sofort mit farbigem, faserigem<br />

Material (häufig wurde Wollstaub verwendet) bestreut<br />

wird. Eine weitere Gruppe sind die Imitationspapiere,<br />

die durch Färbung und Prägung andere Werkstoffe<br />

(Schlangenhaut, Krokoleder, Holzmaserung, Vogelfedern<br />

etc.) imitieren. Hierzu gehört auch das Maroquinpapier,<br />

ein farbiges, stark glänzendes, durch<br />

Narbenprägung lederähnliches Papier. Zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts wurde erneut viel experimentiert und es<br />

gibt wohl kaum eine Technik, mit der man nicht versuchte,<br />

Buntpapier herzustellen. Von Kunsthandwerkern<br />

oder auch namhaften Künstlern handbemaltes<br />

Buntpapier (z.B. mit Batiktechniken oder Pochoirkolorit)<br />

fand bei kleinen und kleinsten Auflagen<br />

außerhalb der regulären Verlage Ver wendung. Halbindustriell<br />

gefertigte Kleisterpapiere, geknitterte und<br />

in Farbe getauchte Papiere und eine Vielzahl gedruckter<br />

Buntpapiere wurden sogar bei großen Buchproduktionen<br />

verwendet. Die Pappbände der Insel-<br />

Bücherei sind typische Vertreter. Durch Einfügen<br />

zusätzlicher Arbeitsschritte und Verwendung besonderer<br />

Farben (besonders Metallfarben) sind selbst bei<br />

den maschinell gedruckten Papieren be sondere Effekte<br />

zu erzielen. Der Anwendungsbereich von Buntpapier<br />

geht weit über das Buchgewerbe hi naus.<br />

C<br />

Cartons (franz.). Nachträglich gedruckte Ergänzungs-<br />

oder Ersatzblätter. Cartons werden hergestellt,<br />

wenn aus irgendwelchen Gründen, z.B. Zensur<br />

oder später festgestellte größere Fehler, eine Korrektur<br />

oder Ergänzung notwendig ist. In fertige Bücher<br />

werden die Cartons vom Buchbinder eingeklebt. Bei<br />

so genannten Titelausgaben wird das alte Titelblatt<br />

entfernt und ein neues in Form von Cartons eingeklebt.<br />

Vgl. auch Tektur.<br />

Census. Verzeichnis aller Exemplare eines Buchs,<br />

z.B. bei seltenen Werken (Gutenberg-Bibel oder<br />

De Revolutionibus Orbium Coelestium des Nikolaus<br />

Kopernikus u.ä.) üblich. Der Census gibt stets auch<br />

die Standorte der verzeichneten Exemplare an.<br />

Chagrin (franz., von türk. zâgri = „Eselsrücken“).<br />

Eigentlich die Bezeichnung für Esels- und Maultierleder<br />

mit kleiner und körniger, künstlich aufgepresster<br />

Narbe. Wenn sonstige Einband-Überzugsstoffe mit<br />

einer ähnlichen Prägung versehen sind, werden sie<br />

dementsprechend bezeichnet, z.B. als Chagrinpapier.<br />

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