vocatium_update_Sonderausgabe_April2024_einzelseiten
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Qualität / 15<br />
Der <strong>vocatium</strong> Schulpreis wird als<br />
Videowettbewerb ausgeschrieben<br />
– und hat mit dem Thema „Berufswahl“<br />
einen Nerv bei den Schülerinnen<br />
und Schülern getroffen. Sie können<br />
sich künstlerisch mit dieser Wahl auseinandersetzen<br />
und für sich reflektieren, was<br />
ihnen dabei wichtig ist. Wir haben mit Ulrike<br />
Klettner vom Heinrich-Heine-Gymnasium<br />
Hamburg über ihre Erfahrungen<br />
mit dem Schulpreis 2023 gesprochen.<br />
IfT: Frau Klettner, Sie haben im vergangenen<br />
Jahr am <strong>vocatium</strong> Schulpreis teilgenommen<br />
und Ihre Schüler*innen<br />
haben prompt den 2. Platz gewonnen.<br />
Was hat Sie motiviert, Ihre Jugendlichen<br />
an diesen Wettbewerb heranzuführen?<br />
Ulrike Klettner: Wir arbeiten an unserer<br />
Schule gerne fachübergreifend. Ich leite einen<br />
Filmkurs in der Oberstufe, kann also<br />
einen Kunstkurs als Filmkurs unterrichten.<br />
Das ist eine Besonderheit, die nicht<br />
jede Schule hat. Die Schüler*innen hatten<br />
im Vorjahr die Berufsorientierungswoche<br />
hinter sich und waren dann im Abi-Jahrgang<br />
auf der Suche nach Berufen. Entsprechend<br />
handelt es sich um ein Thema, das<br />
die Schüler*innen ohnehin umtreibt. Es<br />
war deshalb gar nicht schwer, sie davon zu<br />
überzeugen, dass es eine gute Idee wäre,<br />
dazu auch einen kurzen Film zu machen.<br />
Ich durchforste regelmäßig das Internet<br />
nach Filmwettbewerben, weil ich es gut<br />
finde, wenn man auf ein Ziel hinarbeitet.<br />
Wenn die Schüler*innen wissen, dass es<br />
dabei etwas zu gewinnen gibt, spornt sie<br />
das zusätzlich an.<br />
IfT: Wie haben Sie die Teilnahme am<br />
Schulpreis in den Unterricht eingebaut?<br />
Klettner: Ich habe den Schulpreis vorgestellt<br />
und die Schüler*innen gefragt, ob sie<br />
Lust haben, daran teilzunehmen. Unser<br />
Thema für das 4. Semester bestand darin,<br />
einen Kurzfilm zur Berufswahl zu drehen.<br />
Im 4. Semester sind die Schüler*innen ja<br />
nur noch zwei, drei Monate in der Schule,<br />
also passte es für sie zeitlich gut. Das Filmprojekt<br />
war Teil des regulären Unterrichts.<br />
Die Filme wurden bewertet und gingen in<br />
die Note ein.<br />
IfT: Wie reflektiert sind die Schüler*innen<br />
an die Aufgabe herangegangen?<br />
Klettner: Dadurch, dass sich die Schüler*innen<br />
sowieso mit dem Thema Berufsorientierung<br />
beschäftigt haben – und im<br />
letzten Schuljahr noch mehr als in der Zeit<br />
davor –, haben sie bereits ein intensives<br />
Brainstorming dazu gemacht, was sie persönlich<br />
gerade umtreibt. Dementsprechend<br />
war die Frage „Machen wir etwas,<br />
was uns viel Geld bringt, oder suchen wir<br />
einen Beruf, der unsere Leidenschaften erfüllt?“<br />
für sie naheliegend. Auch wenn ich<br />
natürlich nicht alles mitbekommen habe,<br />
war die Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
der Berufswahl sehr tiefgreifend – auch<br />
deshalb, weil sie untereinander viel Zeit<br />
hatten, sich abzusprechen. Ich finde, man<br />
sieht dem Beitrag an, dass sich jemand Gedanken<br />
dazu gemacht hat.<br />
„Die Erfahrung, für eine Arbeit, die<br />
man für die Schule macht, einen<br />
Preis zu bekommen, hat die Schüler*innen<br />
wirklich stolz gemacht.“<br />
IfT: Gab es im Prozess des Filmemachens<br />
Überraschungen, oder haben die<br />
Schüler*innen vielleicht auch Sie überrascht?<br />
Klettner: Es hat mich schon überrascht,<br />
dass sie so eine Einigkeit demonstriert haben.<br />
Beim Filmemachen besteht die<br />
Schwierigkeit ja häufig darin, dass jeder<br />
eine andere Vorstellung hat. Nicht umsonst<br />
gibt es im professionellen Film einen<br />
Regisseur, der den Ton angibt. Aber hier<br />
müssen sich die Schüler*innen im Gruppenprozess<br />
einigen – im Prinzip sind alle<br />
gleichberechtigt. Mein Eindruck war, dass<br />
sie ihre Rollen sehr gut gefunden haben. Es<br />
gab zwei, die intensiver am Text gearbeitet<br />
haben, weil sie das besser konnten. Außerdem<br />
war sofort klar, wer die Kamera macht<br />
oder wer schneidet. Und dann fand ich<br />
auch den Schüler, der die Hauptrolle<br />
spielt, wirklich richtig gut! Es hat mich gefreut,<br />
das zu sehen!<br />
IfT: Was haben Ihrer Einschätzung nach<br />
die Jugendlichen für sich aus dieser Arbeit<br />
mitgenommen? Wie war das Feedback?<br />
Klettner: Die Erfahrung, für eine Arbeit,<br />
die man für die Schule macht, einen Preis<br />
zu bekommen, hat die Schüler*innen<br />
wirklich stolz gemacht. Es besteht ein großer<br />
Unterschied darin, ob der eigene Film<br />
vielleicht mal in der Schule oder auf einem<br />
Filmabend läuft oder ob man eine Arbeit<br />
erstellt, die deutschlandweit zu sehen ist.<br />
Auch dass die Preisverleihung so feierlich<br />
und offiziell stattfinden würde, hatten sie<br />
nicht erwartet. Dadurch haben sie sich<br />
schon sehr geehrt gefühlt. Das fand ich<br />
schön für die Schüler*innen!<br />
IfT: In diesem Jahr nehmen Sie erneut<br />
an dem Wettbewerb teil – wie sieht der<br />
Stand der Dinge da aus? Sind die Schüler*innen<br />
mit ähnlicher Begeisterung<br />
wieder am Ball?<br />
Klettner: Ja, mit ähnlicher Begeisterung auf<br />
jeden Fall! Es war wieder sehr einfach, die<br />
Schüler*innen davon zu überzeugen, dass<br />
das ein gutes Thema ist! Derzeit sind alle<br />
bereit für den Dreh, und ich finde die<br />
Drehbücher wirklich gut. Jetzt ist die Frage,<br />
ob ihnen auch die Umsetzung gelingt.<br />
Das ist jedes Mal das Spannende.<br />
IfT: Noch eine letzte Frage zum Schluss:<br />
Wie war das Feedback innerhalb der<br />
Schule? Wurde darüber diskutiert?<br />
Klettner: Ja, natürlich! Der Film ist auf unserer<br />
Seite zur Berufsberatung verlinkt.<br />
Die Schüler*innen haben sich gefreut, die<br />
Schulleitung hat sich gefreut, und insgesamt<br />
hat die Schulöffentlichkeit diesen<br />
Film durchaus wahrgenommen. Auch weil<br />
wir solche Preisträger-Nachrichten auf unserer<br />
Homepage melden, haben wir eine<br />
sehr positive Resonanz bekommen. Ich<br />
kann nur alle Lehrkräfte dazu ermutigen,<br />
an Filmwettbewerben – und gerade an solchen,<br />
die sich so klar an den Bedürfnissen<br />
der Schüler*innen ausrichten – zu beteiligen!<br />
Manche haben ja ein bisschen Angst,<br />
Filme zu machen, weil sie sagen: „Ach, ich<br />
weiß gar nicht so genau, wie das geht.“<br />
Aber die Schüler*innen wissen immer, wie<br />
das geht! Film ist ein sehr dankbares Fach<br />
zum Unterrichten!<br />
IfT: Vielen Dank für das Interview!<br />
Anmerkung: Der Schulpreis-Jury werden alle<br />
Wettbewerbsbeiträge anonymisiert vorgelegt.<br />
Den Schüler*innen des Heinrich-Heine-<br />
Gymnasiums erwächst aus diesem Interview<br />
weder ein Vor- noch ein Nachteil.