14 / Qualität <strong>vocatium</strong> Schulpreis „Die Schüler*innen wissen immer, wie das geht!“ Lehrerin Ulrike Klettner über den Videowettbewerb als Unterrichtsprojekt www.erfolg-im-beruf.de/<strong>vocatium</strong>-schulpreis
Qualität / 15 Der <strong>vocatium</strong> Schulpreis wird als Videowettbewerb ausgeschrieben – und hat mit dem Thema „Berufswahl“ einen Nerv bei den Schülerinnen und Schülern getroffen. Sie können sich künstlerisch mit dieser Wahl auseinandersetzen und für sich reflektieren, was ihnen dabei wichtig ist. Wir haben mit Ulrike Klettner vom Heinrich-Heine-Gymnasium Hamburg über ihre Erfahrungen mit dem Schulpreis 2023 gesprochen. IfT: Frau Klettner, Sie haben im vergangenen Jahr am <strong>vocatium</strong> Schulpreis teilgenommen und Ihre Schüler*innen haben prompt den 2. Platz gewonnen. Was hat Sie motiviert, Ihre Jugendlichen an diesen Wettbewerb heranzuführen? Ulrike Klettner: Wir arbeiten an unserer Schule gerne fachübergreifend. Ich leite einen Filmkurs in der Oberstufe, kann also einen Kunstkurs als Filmkurs unterrichten. Das ist eine Besonderheit, die nicht jede Schule hat. Die Schüler*innen hatten im Vorjahr die Berufsorientierungswoche hinter sich und waren dann im Abi-Jahrgang auf der Suche nach Berufen. Entsprechend handelt es sich um ein Thema, das die Schüler*innen ohnehin umtreibt. Es war deshalb gar nicht schwer, sie davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, dazu auch einen kurzen Film zu machen. Ich durchforste regelmäßig das Internet nach Filmwettbewerben, weil ich es gut finde, wenn man auf ein Ziel hinarbeitet. Wenn die Schüler*innen wissen, dass es dabei etwas zu gewinnen gibt, spornt sie das zusätzlich an. IfT: Wie haben Sie die Teilnahme am Schulpreis in den Unterricht eingebaut? Klettner: Ich habe den Schulpreis vorgestellt und die Schüler*innen gefragt, ob sie Lust haben, daran teilzunehmen. Unser Thema für das 4. Semester bestand darin, einen Kurzfilm zur Berufswahl zu drehen. Im 4. Semester sind die Schüler*innen ja nur noch zwei, drei Monate in der Schule, also passte es für sie zeitlich gut. Das Filmprojekt war Teil des regulären Unterrichts. Die Filme wurden bewertet und gingen in die Note ein. IfT: Wie reflektiert sind die Schüler*innen an die Aufgabe herangegangen? Klettner: Dadurch, dass sich die Schüler*innen sowieso mit dem Thema Berufsorientierung beschäftigt haben – und im letzten Schuljahr noch mehr als in der Zeit davor –, haben sie bereits ein intensives Brainstorming dazu gemacht, was sie persönlich gerade umtreibt. Dementsprechend war die Frage „Machen wir etwas, was uns viel Geld bringt, oder suchen wir einen Beruf, der unsere Leidenschaften erfüllt?“ für sie naheliegend. Auch wenn ich natürlich nicht alles mitbekommen habe, war die Auseinandersetzung mit dem Thema der Berufswahl sehr tiefgreifend – auch deshalb, weil sie untereinander viel Zeit hatten, sich abzusprechen. Ich finde, man sieht dem Beitrag an, dass sich jemand Gedanken dazu gemacht hat. „Die Erfahrung, für eine Arbeit, die man für die Schule macht, einen Preis zu bekommen, hat die Schüler*innen wirklich stolz gemacht.“ IfT: Gab es im Prozess des Filmemachens Überraschungen, oder haben die Schüler*innen vielleicht auch Sie überrascht? Klettner: Es hat mich schon überrascht, dass sie so eine Einigkeit demonstriert haben. Beim Filmemachen besteht die Schwierigkeit ja häufig darin, dass jeder eine andere Vorstellung hat. Nicht umsonst gibt es im professionellen Film einen Regisseur, der den Ton angibt. Aber hier müssen sich die Schüler*innen im Gruppenprozess einigen – im Prinzip sind alle gleichberechtigt. Mein Eindruck war, dass sie ihre Rollen sehr gut gefunden haben. Es gab zwei, die intensiver am Text gearbeitet haben, weil sie das besser konnten. Außerdem war sofort klar, wer die Kamera macht oder wer schneidet. Und dann fand ich auch den Schüler, der die Hauptrolle spielt, wirklich richtig gut! Es hat mich gefreut, das zu sehen! IfT: Was haben Ihrer Einschätzung nach die Jugendlichen für sich aus dieser Arbeit mitgenommen? Wie war das Feedback? Klettner: Die Erfahrung, für eine Arbeit, die man für die Schule macht, einen Preis zu bekommen, hat die Schüler*innen wirklich stolz gemacht. Es besteht ein großer Unterschied darin, ob der eigene Film vielleicht mal in der Schule oder auf einem Filmabend läuft oder ob man eine Arbeit erstellt, die deutschlandweit zu sehen ist. Auch dass die Preisverleihung so feierlich und offiziell stattfinden würde, hatten sie nicht erwartet. Dadurch haben sie sich schon sehr geehrt gefühlt. Das fand ich schön für die Schüler*innen! IfT: In diesem Jahr nehmen Sie erneut an dem Wettbewerb teil – wie sieht der Stand der Dinge da aus? Sind die Schüler*innen mit ähnlicher Begeisterung wieder am Ball? Klettner: Ja, mit ähnlicher Begeisterung auf jeden Fall! Es war wieder sehr einfach, die Schüler*innen davon zu überzeugen, dass das ein gutes Thema ist! Derzeit sind alle bereit für den Dreh, und ich finde die Drehbücher wirklich gut. Jetzt ist die Frage, ob ihnen auch die Umsetzung gelingt. Das ist jedes Mal das Spannende. IfT: Noch eine letzte Frage zum Schluss: Wie war das Feedback innerhalb der Schule? Wurde darüber diskutiert? Klettner: Ja, natürlich! Der Film ist auf unserer Seite zur Berufsberatung verlinkt. Die Schüler*innen haben sich gefreut, die Schulleitung hat sich gefreut, und insgesamt hat die Schulöffentlichkeit diesen Film durchaus wahrgenommen. Auch weil wir solche Preisträger-Nachrichten auf unserer Homepage melden, haben wir eine sehr positive Resonanz bekommen. Ich kann nur alle Lehrkräfte dazu ermutigen, an Filmwettbewerben – und gerade an solchen, die sich so klar an den Bedürfnissen der Schüler*innen ausrichten – zu beteiligen! Manche haben ja ein bisschen Angst, Filme zu machen, weil sie sagen: „Ach, ich weiß gar nicht so genau, wie das geht.“ Aber die Schüler*innen wissen immer, wie das geht! Film ist ein sehr dankbares Fach zum Unterrichten! IfT: Vielen Dank für das Interview! Anmerkung: Der Schulpreis-Jury werden alle Wettbewerbsbeiträge anonymisiert vorgelegt. Den Schüler*innen des Heinrich-Heine- Gymnasiums erwächst aus diesem Interview weder ein Vor- noch ein Nachteil.
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