PFERD+SPORT 04/24 | Sportliches: Tom Tarver-Priebe – "From nothing to the top"
PFERD+SPORT 04/24 | Sportliches: Tom Tarver-Priebe – "From nothing to the top"
PFERD+SPORT 04/24 | Sportliches: Tom Tarver-Priebe – "From nothing to the top"
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SPORTLICHES<br />
„FROM<br />
NOTHING<br />
TO THE<br />
TOP“<br />
TOM TARVER-PRIEBE<br />
ZU BESUCH<br />
BEI TOM TARVER-<br />
PRIEBE UND<br />
LUCIA VOSS<br />
2021 war sein Jahr! Er rückte als Ersatzreiter für<br />
die neuseeländische Equipe nach und ging bei den<br />
Olympischen Spielen in Tokio an den Start. Einige<br />
Wochen später wurde er in Bad Segeberg zum<br />
Landesmeister gekürt. Nun bereitet sich <strong>Tom</strong> <strong>Tarver</strong>-<br />
<strong>Priebe</strong> auf Olympia 20<strong>24</strong> in Paris vor. Wir haben ihn<br />
und seine Partnerin Lucia Voß auf dem Gestüt<br />
Tasdorf kurz vor ihrer Abreise zur Sunshine Tour<br />
nach Spanien getroffen.<br />
Fo<strong>to</strong>: Tina Siebenhaar<br />
links | Seit<br />
2021 sind <strong>Tom</strong><br />
<strong>Tarver</strong>-<strong>Priebe</strong><br />
und Lucia Voß auf<br />
dem Gestüt Tasdorf<br />
bei Sophie und<br />
Christian Vogg<br />
zuhause.<br />
„In Tokio habe ich einige der besten Erfahrungen<br />
meines Lebens gemacht. Diesem Pferd verdanke<br />
ich alles“, erzählt <strong>Tom</strong>, während er genau dieses<br />
Pferd <strong>–</strong> Fiber Fresh Popeye <strong>–</strong> sattelt. Den 14-jährigen<br />
Schimmelwallach hat er siebenjährig bei seinem<br />
Züchter in Neuseeland entdeckt: „Eigentlich wollten wir<br />
ihn damals nach Japan verkaufen, daraus wurde aber<br />
nichts. Wir waren uns zunächst unschlüssig, was wir<br />
machen, haben dann uns aber dazu entschieden, ihn<br />
zu behalten und zu trainieren.“ Die wohl ideale Entscheidung<br />
für den neuseeländischen Springreiter. Es<br />
folgten erste Erfolge im Heimatland und Australien.<br />
„Er ist das beste Pferd, das man nur haben kann. Er ist<br />
ruhig, aber auch sensibel und das ist, was ihn auszeichnet.<br />
Ich vertraue ihm mein Leben an. Wenn ich<br />
ihm sagen würde, dass wir über eine Klippe springen,<br />
dann würde er springen“, beschreibt der Reiter seinen<br />
Sportpartner. Das bestätigt auch Lucia Voß. „Generell<br />
ist er sehr ausgeglichen im Umgang, braucht aber<br />
seine vertrauten Menschen. Wenn er das nicht hat,<br />
dann benimmt er sich ein bisschen anders. Er wirkt<br />
wie ein Reitschulpferd, aber wenn er soll, dann hat er<br />
richtig Power“, schmunzelt sie. Kennengelernt haben<br />
sich <strong>Tom</strong> und Lucia 2011 in Neuseeland <strong>–</strong> genauer in<br />
Kawerau auf der Nordinsel. Dort führt <strong>Tom</strong>s Mutter ein<br />
Touristenausreitzentrum mit rund 60 Pferden, bei dem<br />
Lucia anfing zu arbeiten. Aus ihrem Work and Travel<br />
Auslandsaufenthalt nach der Schule wurden knapp<br />
zehn Jahre in Neuseeland. Durch <strong>Tom</strong> kam sie zum<br />
Springreiten: „Mit 16 habe ich damals mein erstes Pferd<br />
bekommen, da habe ich hart dran gearbeitet, dass das<br />
passiert. Im Ok<strong>to</strong>ber 2023 habe ich dann an meinem<br />
ersten Vier-Sterne-Springen in Marokko teilgenommen.<br />
Das war schon <strong>to</strong>ll.“ Mit dem 15-jährigen Oldenburger<br />
Hagrano P.M.S. hat sie diesen Sprung geschafft. Auch<br />
<strong>Tom</strong> fand früh die Leidenschaft zum Reiten: „Im Wald<br />
ausreiten und auf dem Pferd fangen gespielt, so habe<br />
ich reiten gelernt“, erzählt er und weiter, „wenn man<br />
mit Pferden aufwächst, dann findet man früher oder<br />
später seinen Weg, der einem am meisten Spaß macht.<br />
▲<br />
www.psi-magazin.de<br />
▲<br />
<strong>PFERD+SPORT</strong> <strong>04</strong> | <strong>24</strong> <strong>PFERD+SPORT</strong> <strong>04</strong> | <strong>24</strong>
SPORTLICHES<br />
ZU BESUCH BEI TOM TARVER-PRIEBE UND LUCIA VOSS<br />
oben | Mit ihrem Oldenburger<br />
Hagrano P.M.S. ist Lucia Voß auf<br />
der ganzen Welt erfolgreich.<br />
Fo<strong>to</strong>s: www.sportfo<strong>to</strong>s-lafrentz.de/Dirk Caremans (1)<br />
In meinem Fall war es Springreiten.“ Doch als er 17 Jahre<br />
alt war, folgte ein Cut. Der Grund: Die Familie konnte<br />
sich den teuren Reitsport nicht mehr finanzieren. „Ich<br />
habe dann schon sehr früh angefangen zu arbeiten“,<br />
erklärt er. Mit 25 nach einigen Jahren in der Landwirtschaft<br />
startete <strong>Tom</strong> einen weiteren Versuch: „Ich wollte<br />
immer reiten. Es war ein langer, harter Weg aus dem<br />
Nichts bis an die Spitze.“ Dankbar ist der ambitionierte<br />
Springreiter nicht nur darüber, dass er heute seinen<br />
Traum leben kann, sondern auch den Menschen, die an<br />
ihn geglaubt und ihn bis dahin unterstützt haben. Er<br />
erzählt von Graeme „Butch“ Thomas <strong>–</strong> dem renommierten<br />
Reiter und Trainer, der seiner Zeit zahlreiche Grand<br />
Prix-Siege feierte und zum neuseeländischen Olympia-<br />
Team gehörte. „Er hat mir, als ich 13 Jahre alt war, 500<br />
Dollar für die Startgebühren eines Turniers geschenkt.“<br />
Deshalb ist ihm eines heute besonders wichtig: sein<br />
Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. „Es ist schön,<br />
etwas zurückzugeben. Wenn man einmal nichts hatte,<br />
lernt man jedes kleine bisschen wertzuschätzen.“ Über<br />
die Sponsoren an seiner Seite <strong>–</strong> Uvex und CWD <strong>–</strong> ist<br />
<strong>Tom</strong> besonders glücklich: „Ich bin damals mit dem ältesten<br />
Equipment geritten. Heute von so <strong>to</strong>llen Marken<br />
unterstützt zu werden, ist großartig.“<br />
ZU BESUCH<br />
BEI TOM TARVER-<br />
PRIEBE UND<br />
LUCIA VOSS<br />
oben | 2021 vertraten <strong>Tom</strong><br />
<strong>Tarver</strong>-<strong>Priebe</strong> und Fiber Fresh<br />
Popeye ihr Heimatland<br />
Neuseeland bei den Olympischen<br />
Spielen in Tokio.<br />
Ziel Olympia<br />
„Popeye und ich kommen beide aus Neuseeland, jetzt<br />
bereisen wir die Welt und sind erfolgreich“, ist <strong>Tom</strong><br />
s<strong>to</strong>lz. Ihr Heimatland ist nur rund 90.000 Quadratkilometer<br />
kleiner als Deutschland <strong>–</strong> zählt aber nicht einmal<br />
ein Zehntel der Einwohner. Nach <strong>Tom</strong> gäbe es zwar<br />
genug gute Reiter und Pferde <strong>–</strong> vor allem Pferde mit<br />
guten Blutlinien aus Europa, wie zum Beispiel Popeye,<br />
der den Holsteiner Starvererber Carden<strong>to</strong> v. Capi<strong>to</strong>l<br />
I-Lord zum Vater hat <strong>–</strong> jedoch kein ausreichendes<br />
Trainingssystem. Für Paris 20<strong>24</strong> haben Neuseelands<br />
Springreiter einen einzigen Einzelreiter-Startplatz.<br />
Insgesamt acht Bewerber gibt es für diesen Spot. „Es<br />
wird also nicht einfach“, gibt <strong>Tom</strong> zu, „aber das macht<br />
eben einen guten Wettbewerb aus.“ Ein Team könne<br />
nicht zustande kommen, da alle dieser Reiter auf der<br />
Welt verteilt sind. Die meisten von ihnen in Europa und<br />
Amerika. Und das hat nur einen Grund: bessere<br />
Bedingungen im Ausland. „Das Training in Europa ist<br />
auf dem allerhöchsten Niveau“, ein Argument, weshalb<br />
<strong>Tom</strong> und Lucia 2019 das erste Mal wieder nach<br />
Deutschland kamen. Zuerst auf die Anlage von Thomas<br />
Voß in Schülp bei Nor<strong>to</strong>rf, dann im August 2021 auf das<br />
Gestüt Tasdorf zu Sophie und Christian Vogg, die dem<br />
Fo<strong>to</strong>: www.ostseefo<strong>to</strong>graf.com <strong>–</strong> Peter Hansen<br />
Springreiter die besten Bedingungen<br />
bieten. „Als ich das erste Mal<br />
nach Europa kam, war ich neu in<br />
der internationalen Szene und<br />
wusste nicht viel. Auch wusste ich<br />
nicht, wie gut ich wirklich war. Es<br />
war ein großer Lernprozess“,<br />
berichtet <strong>Tom</strong>, der regelmäßig<br />
mit Rolf-Göran Bengtsson auf<br />
seiner Anlage in Itzehoe trainiert,<br />
wenn es die Turnierkalender der<br />
beiden ermöglichen. Auf der<br />
Longlist für die Olympischen<br />
Sommerspiele in diesem Jahr stehen <strong>Tom</strong><br />
und Popeye bereits. Bis zum <strong>24</strong>. Juni müssen<br />
die Olympischen Mindestergebnis erbracht<br />
werden. Die beiden haben schon zwei<br />
Qualifikationen, eine fehlt ihnen noch. „Der<br />
Schlüssel zum Erfolg ist Beständigkeit“,<br />
sagt er, aber ihm sei auch Horsemanship<br />
besonders wichtig. „Wenn man wirklich<br />
erfolgreich sein möchte, muss man ganz<br />
vorne anfangen. Bei der grundlegenden Arbeit<br />
wie beim Putzen oder Abpflegen lernt man viel<br />
über sein Pferd, den Charakter und entwickelt<br />
eine besondere Verbindung.“<br />
Deutschland oder Neuseeland?<br />
Lucia gesteht: „Über diese Frage<br />
sprechen wir fast jeden Tag.“ Wenn<br />
der Winter in Deutschland einbricht,<br />
fliegen die beiden mit ihrem Sohn<br />
Leo ins sonnige Neuseeland. „Wir<br />
haben dort drei Unternehmen,<br />
Immobilien und Grundstücke.<br />
Darum muss sich schließlich<br />
gekümmert werden“, erklärt <strong>Tom</strong>.<br />
Eines der Unternehmen ist Fiber<br />
Fresh: „2019 haben wir es mit<br />
zwei Partnern gekauft.“ Das<br />
Zusatzfuttermittel auf Basis von Luzerne<br />
wird in Neuseeland auf 200.000 Hektar<br />
Land angebaut und weltweit exportiert.<br />
Zuvor als Export-Manager tätig, ist<br />
<strong>Tom</strong> heute Botschafter und stiller<br />
Gesellschafter. „Wir holen die Pferde<br />
aus ihrer natürlichen Umgebung, das<br />
Futter bringt sie ein Stück weit zurück<br />
zur Natur“, ist <strong>Tom</strong> von dem Naturpro-<br />
dukt überzeugt. Ein klarer Vorteil für Neuseeland,<br />
neben dem Lebensstil: „Dort kann man leichter<br />
Unternehmen gründen. Wenn man eine Idee hat und<br />
hart arbeitet, kann man in der nächsten Woche direkt<br />
loslegen“, so <strong>Tom</strong>. Die Punkte Professionalität im<br />
Reitsport, Training und Turniere gehen aber ganz<br />
klar an Deutschland. In Sachen Familie ist es ein<br />
Gleichstand, denn die haben sie sowohl in<br />
Neuseeland als auch in Deutschland. Vor<br />
drei Jahren machte Sohn Leo ihr Familienglück<br />
perfekt. Pferde liebt er genauso<br />
sehr wie seine Eltern. Teamwork wird in<br />
der Familie großgeschrieben. „Wenn<br />
jemand da ist und mich um Hilfe bittet,<br />
helfe ich immer gerne“, sagt <strong>Tom</strong>, der in<br />
Tasdorf unter anderem Vielseitigkeitsreiterin<br />
Rebecca-Juana Gerken<br />
und Nicola Schweiger im<br />
Training unterstützt. Durch<br />
seine guten Verbindungen nach<br />
Japan, Neuseeland und Australien<br />
führen immer mal wieder<br />
die Wege junger Reitschüler auf<br />
das Gestüt, die vom Trainingsprogramm<br />
des Springreiters profitieren.<br />
<strong>Tom</strong> und Lucia haben in<br />
ihrem Stalltrakt sieben Boxen<br />
<strong>–</strong> vier davon werden zurzeit<br />
bewohnt. „Wir haben auch<br />
durchaus Berittpferde,<br />
aber ebenso gerne unsere<br />
eigenen, damit wir<br />
flexibel bleiben und<br />
mit den Pferden reisen<br />
können“, be<strong>to</strong>nt<br />
Lucia. Neben Fiber<br />
Fresh Popeye und<br />
Hagrano P.M.S.<br />
steht auch der<br />
neueste Zugang<br />
im Stall: der<br />
links | Nur wenige<br />
Wochen nach seiner<br />
Olympia-Teilnahme<br />
sicherte sich <strong>Tom</strong><br />
<strong>Tarver</strong>-<strong>Priebe</strong> in Bad<br />
Segeberg den<br />
Landesmeistertitel.<br />
▲<br />
www.psi-magazin.de
SPORTLICHES<br />
oben | Das Gestüt Tasdorf<br />
bietet für den neuseeländischen<br />
Springreiter optimale<br />
Trainingsbedingungen.<br />
Fo<strong>to</strong>s: Tina Siebenhaar<br />
ZU BESUCH<br />
BEI TOM TARVER-<br />
PRIEBE UND<br />
LUCIA VOSS<br />
Holsteiner Million Monday. Den<br />
siebenjährigen Million Dollar-Cosido-<br />
Sohn hat <strong>Tom</strong> auf der benachbarten<br />
Anlage von Harm Sievers entdeckt. „Er<br />
hat einen speziellen Charakter, aber das<br />
mag ich“, scherzt er. „Ich präferiere sechs-, sieben- oder<br />
achtjährige Pferde, bei denen ich die Ausbildung<br />
beenden kann. Ich bin gut darin, sie auf das nächste<br />
Level zu bringen“, erzählt er weiter. Manchmal mache<br />
er auch einen Deal mit einem Züchter aus Neuseeland:<br />
Er bringt die Pferde nach Europa, trainiert und<br />
verkauft sie wieder. Denn ihm liegt eines besonders am<br />
Herzen: „Es ist wirklich schön, ein neuseeländisches<br />
Pferd der ganzen Welt zu zeigen.“ Und in Zukunft<br />
möchte sich <strong>Tom</strong> <strong>Tarver</strong>-<strong>Priebe</strong> mit Partnern und<br />
Sponsoren noch größer aufstellen.<br />
MÄRTHA-LOUISE NEETH<br />
oben | Teamwork makes <strong>the</strong> dream work: Das weiß<br />
auch <strong>Tom</strong> <strong>Tarver</strong>-<strong>Priebe</strong>, der seiner Pferdepflegerin<br />
für unermüdlichen Einsatz dankbar ist.<br />
oben | Ob Deutschland oder Neuseeland: Zuhause ist<br />
dort, wo sie mit Sohn Leo und ihren Pferden sind.<br />
<strong>PFERD+SPORT</strong> <strong>04</strong> | <strong>24</strong><br />
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