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Bote aus der Buckligen Welt April 2024 - Nr. 252

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REGION<br />

Das Schloss inmitten eines Landschaftsparks Alte Graffiti Beson<strong>der</strong>s<br />

Aspang: Das Schloss öffnet wie<strong>der</strong><br />

Schloss Aspang liegt mitten im Zentrum des Marktes, leicht versteckt<br />

in einem weitläufigen Landschaftspark. Die Ursprünge <strong>der</strong><br />

Festung reichen ins Mittelalter zurück, mehrmals wurde sie um- und<br />

<strong>aus</strong>gebaut. Über Jahrhun<strong>der</strong>te war Aspang Herrschaftssitz und<br />

verfügte sogar über die Blutgerichtsbarkeit. Heute öffnet die Anlage<br />

im Privatbesitz wie<strong>der</strong> mehr und mehr ihre Tore: als Event-Location<br />

für Hochzeiten o<strong>der</strong> sogar für ein großes Western-Fest im Park.<br />

Schloss Aspang wurde Ende<br />

des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts als<br />

kastellartige Burg auf einem<br />

strategisch günstigen Geländesprung<br />

nahe dem Zusammenfluss<br />

des Großen und Kleinen<br />

Pestingbaches errichtet.<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Burg waren die<br />

Wegesicherung über den Wechsel<br />

und <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Grenze<br />

zu Ungarn. Ursprünglich gab es<br />

zum Markt hin noch einen Burggraben,<br />

<strong>der</strong> jedoch im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

zugeschüttet wurde.<br />

Das Schloss wurde 1220 und<br />

dann kurz nach 1300 urkundlich<br />

als „Hous zu Aspangen“<br />

erwähnt. Der Ort selbst dürfte<br />

wesentlich älter sein, ob er im<br />

Jahr 1983 zurecht 1.000 Jahre<br />

Aspang gefeiert hat, beschäftigt<br />

Historiker bis heute. Die Burg<br />

wurde 1472 vom Ungarnkönig<br />

Matthias Corvinus erobert und<br />

bis 1486 besetzt gehalten. 1503<br />

wurde die spätgotische Pfarrkirche<br />

zwischen Schloss und<br />

Marktplatz errichtet. Sie diente<br />

nun anstelle <strong>der</strong> Schlosskapelle<br />

als „Schlosskirche“ und blieb<br />

eng mit den jeweiligen Besitzern<br />

<strong>der</strong> Herrschaft verbunden.<br />

In den Türkenkriegen dürfte die<br />

Festung 1529 und 1532 den Osmanen<br />

getrotzt haben, während<br />

<strong>der</strong> Markt selbst arg verwüstet<br />

wurde. Während die Burg in<br />

den ersten Jahrhun<strong>der</strong>ten viele<br />

Besitzerwechsel zu verzeichnen<br />

hatte, blühte sie ab 1555 unter<br />

dem Adelsgeschlecht <strong>der</strong> Königsberger<br />

neu auf: Sie wurde<br />

in ein prächtiges Renaissance-<br />

Schloss umgebaut.<br />

Herrschaft Aspang als<br />

protestantische Hochburg<br />

In diese Epoche fällt auch<br />

eine interessante und wenig<br />

bekannte Geschichte <strong>der</strong> Herrschaft<br />

und Pfarre Aspang: jene<br />

des Glaubensreformators Simon<br />

Gerengel und <strong>der</strong> Zeit des<br />

Protestantismus in Aspang.<br />

Nachdem Martin Luther 1517<br />

seine 95 Thesen angeschlagen<br />

und damit die protestantische<br />

Reformbewegung gegründet<br />

hatte, verbreitete sich die neue<br />

Lehre auch in Österreich bis<br />

tief in die Bucklige <strong>Welt</strong> hinein.<br />

Gerengel war in <strong>der</strong> Pfarrkirche<br />

Oberaspang tätig, und um<br />

1551 herum ist verbürgt, dass<br />

er den neuen evangelisch-lutherischen<br />

Glauben verbreitete.<br />

Er nahm sich eine Frau und<br />

konnte auch weitere Pfarrer,<br />

unter an<strong>der</strong>em <strong>aus</strong> Schwarzenbach,<br />

Krumbach, Bad Schönau,<br />

Feistritz und Raach, zur<br />

Reform ihrer Pfarren bewegen.<br />

Die Geistlichen mussten später<br />

dafür jahrelange Festungshaft<br />

auf Hohensalzburg erdulden.<br />

Die neue Glaubenslehre hielt<br />

sich bis 1628 in Aspang, dann<br />

musste <strong>der</strong> Graf Wolf Matthäus<br />

von Königsberg „unter großem<br />

Geseufze und Herzeleid“<br />

die Kirche einem katholischen<br />

Pfarrer zurückgeben. Noch heute<br />

ist Aspang in Schulbüchern<br />

neben großen Städten wie Wr.<br />

Neustadt und St. Pölten als protestantisches<br />

Zentrum auf heutigem<br />

nie<strong>der</strong>österreichischem<br />

Gebiet verzeichnet!<br />

In <strong>der</strong> weiteren Geschichte<br />

<strong>der</strong> Besitzer folgten im Jahre<br />

1652 die Grafen von Pergen<br />

auf die Königsberger. Unter den<br />

Grafen von Pergen erfolgte von<br />

1883 bis 1887 ein weiterer Umbau<br />

des Schlosses im Stil <strong>der</strong><br />

Dachkammer des Südostturms Gewölbe <strong>aus</strong> dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t Turmkammer<br />

damals beliebten Burgenromantik<br />

– dieses Erscheinungsbild<br />

hat sie heute noch. Durchschreitet<br />

man das Schloss, so<br />

folgen viele große holzvertäfelte<br />

Gewölbe-Säle aufeinan<strong>der</strong>. Im<br />

ersten Stock, über dem Torbau,<br />

befindet sich eine beeindruckende<br />

Bibliothek. Bemerkenswert<br />

sind die ehemaligen Räume<br />

eines Verlieses im Südost-Turm.<br />

Hier sind alte Graffiti zu sehen,<br />

die Insassen dort in den Jahren<br />

1529, 1553 und 1555 hinterlassen<br />

haben. Möglicherweise<br />

wurde auch Simon Gerengel<br />

hier festgehalten. Denn die Herrschaft<br />

Aspang war mit eigener<br />

Gerichtsbarkeit versehen. Nicht<br />

nur das: Die Herrschaft hatte<br />

bis zur Reform 1848/49 auch<br />

die Blutgerichtsbarkeit inne, das<br />

heißt, man durfte selbst Todesurteile<br />

vollstrecken. Dazu gab es<br />

auch einen um 1529 errichteten<br />

Galgen am Gerichtsberg (hier<br />

wurde also Gericht abgehalten);<br />

Trümmer seiner Säulen liegen<br />

dort bis heute im Wald.<br />

Das Schloss als vielseitige<br />

Event-Location<br />

Die Grafen von Pergen saßen<br />

bis zum Jahre 1914 auf Schloss<br />

Aspang und noch heute kann<br />

man ihre prächtigen Grabmäler<br />

auf dem nahen Friedhof sehen.<br />

6 <strong>Bote</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong> | <strong>April</strong> <strong>2024</strong>

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