Schneekugel
Das Magazin aus dem Frankfurt Museum
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EINSPRUCH!<br />
In einem Seminar im Historischen Museum wird gezeigt,<br />
was man Verschwörungsmythen entgegensetzen kann.<br />
Ein Stammtisch kann überall sein. An<br />
der Kasse des Bio-Supermarktes, auf<br />
dem Spielplatz, in der Bahn oder in der<br />
Uni-Lerngruppe. Aber: Stammtischkämpfer*innen<br />
können auch überall<br />
sein – und durch Widerspruch, deutliches<br />
Positionieren und engagierte<br />
Diskussionen ein Zeichen setzen und<br />
unentschlossenen Menschen ein Beispiel<br />
geben. Mehr als 20.000 solcher<br />
„Kämpfer*innen“ gibt es inzwischen,<br />
ausgebildet in bundesweit über 1.400<br />
Seminaren. Eines davon – mit dem<br />
Fokus auf Verschwörungsmythen –<br />
fand Anfang Februar im Historischen<br />
Museum statt, ein weiteres folgt nun<br />
am 13. April. Beide Termine waren<br />
bereits kurz nach der Veröffentlichung<br />
ausgebucht. Groß scheint das<br />
Bedürfnis zu sein, typische Argumentationsmuster<br />
von Verschwörungstheoretiker*innen<br />
und deren häufig<br />
antisemitischen Hintergrund zu<br />
durchschauen und ihnen Paroli bieten<br />
zu können.<br />
Weitere Informationen zur Kampagne unter<br />
www.aufstehen-gegen-rassismus.de/stk/<br />
ODELLE<br />
Kämpfe<br />
in Miniatur<br />
Der Modellbauer Matthias Schmeier hat sich auf Neue Soziale Bewegungen spezialisiert.<br />
Eines seiner Dioramen steht auch im Historischen Museum.<br />
Unter den vielen Modellen im Historischen Museum gehört<br />
das Diorama von Matthias Schmeier zu den eher kleineren<br />
Exemplaren. Es steht in einer postgelben Vitrine in der<br />
Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“, in der es – unter anderem<br />
– um die Proteste gegen den Bau der Startbahn West<br />
Anfang der 1980er Jahre geht. Schmeier war bei diesen<br />
Protesten damals häufig dabei, obwohl er damals gar nicht<br />
im Rhein-Main-Gebiet, sondern im Saarland wohnte. Als<br />
Teil der links-autonomen Szene nahm er aber jede Gelegenheit<br />
war, um gegen „System und Establishment“ auf die<br />
Straße zu gehen. Nur mit den ganzen Diskussionen, für die<br />
diese Kreise ja ebenso bekannt waren, konnte Schmeier<br />
nichts anfangen. Er reflektierte Aktionen wie Hausbesetzungen,<br />
Demonstrationen und Blockaden lieber, indem er<br />
sich zuhause zurückzog und erlebte Szenen in Miniatur<br />
nachbaute. Liebevoll machte er mit Hilfe von Knete<br />
und Farbe aus Spielzeugsoldaten Straßenkämpfer*innen<br />
und Polizist*innen. Mehrere Stunden saß er so an jeder<br />
einzelnen Figur, bis alles stimmte. Doch auch Revoluzzer<br />
kommen in die Jahre. Heute ist Schmeier Lehrer und längst<br />
im bürgerlichen Leben angelangt. Dioramen von Sozialen<br />
Bewegungen baut er indes noch immer mit großer Leidenschaft.<br />
Zurzeit sitzt er an einem Modell des Christopher<br />
Street Days.<br />
Dauerausstellung Frankfurt Einst?, Weltstadt (Kreuzungen)<br />
HMF, Horst Ziegenfusz<br />
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