Gib den Ankommenden eine Chance!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Denn nicht alle Branchen sind von <strong>eine</strong>r Krise<br />
gleichermaßen betroffen. Nehmen Sie die Corona-Pandemie,<br />
die viele Unternehmen in die<br />
Knie gezwungen hat: Als Logistiker hat TST für<br />
<strong>eine</strong>s der größten Pharma- und Medizintechnikunternehmen<br />
Europas die Distribution von<br />
COVID-19 Tests gesteuert.<br />
Wirtschafts-News: Spielt das Thema Nachhaltigkeit<br />
im Transportbereich <strong>eine</strong> Rolle?<br />
Frank Schmidt: Nachhaltigkeit spielt heute <strong>eine</strong><br />
zentrale Rolle in der Logistik. Schon deshalb,<br />
weil die CO2-Maut zu <strong>eine</strong>r Kostenexplosion<br />
im Straßengüterverkehr geführt hat. Wer heute<br />
nicht in alternative Antriebe investiert und<br />
Logistikhallen nach hohen Nachhaltigkeitsstandards<br />
errichtet, ist morgen raus aus dem Spiel.<br />
Dabei sehen wir in der Nachhaltigkeit immer<br />
auch die soziale Komponente: Wir sorgen bei<br />
TST für moderne Arbeitsplätze, <strong>eine</strong> hohe Ausbildungsquote,<br />
investieren in Weiterbildungsund<br />
Qualifizierungsangebote. Dabei ist mir <strong>eine</strong><br />
hohe Mitarbeiterzufrie<strong>den</strong>heit sehr wichtig.<br />
Wirtschafts-News: Welche Lösungen haben Sie<br />
entwickelt, um Ihre Dienstleistungen klimafreundlicher<br />
zu gestalten?<br />
Frank Schmidt: Wir investieren in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />
zwei Jahren 150 Millionen Euro in <strong>den</strong> Aufbau<br />
<strong>eine</strong>s bundesweiten La<strong>den</strong>etzes für E-Lkw,<br />
das mit Ökostrom gespeist wird, <strong>den</strong> wir über<br />
PV-Anlagen auf <strong>den</strong> Dächern unserer Logistikzentren<br />
erzeugen und auch für Dritte zugänglich<br />
machen. Damit verbun<strong>den</strong> ist die sukzessive<br />
Umstellung unseres Lkw-Fuhrparks auf<br />
E-Mobilität und die Versorgung unserer Logistikzentren<br />
mit grünem Strom. Um dieses Leuchtturmprojekt<br />
mit Hochdruck umsetzen zu können,<br />
haben wir mit dem rheinland-pfälzischen<br />
Energieversorger EWR das Joint Venture PVSM<br />
Energy GmbH mit Sitz in Worms gegründet.<br />
Wirtschafts-News: Unsere Welt erlebt <strong>eine</strong><br />
Vielzahl von Veränderungen. KI-basierte Technologien<br />
dürften auch Ihre Branche beeinflussen.<br />
Empfin<strong>den</strong> Sie diese neuen Technologien<br />
als Fluch oder Segen?<br />
Frank Schmidt: Logistiknetzwerke sind sehr<br />
komplex, weil sie aus <strong>eine</strong>r Vielzahl an Lieferanten,<br />
Standorten und beteiligten Partnern<br />
bestehen, die in die Lieferkette eingebun<strong>den</strong><br />
sind. KI ist für die Logistik ein Segen, weil sie<br />
dabei unterstützt, diese Netzwerke zu planen<br />
und zu steuern. So können wir beispielsweise<br />
Transporte effizienter disponieren, Frachtkapazitäten<br />
besser auslasten, Routen optimieren.<br />
KI schafft in Sekun<strong>den</strong> das, wofür ein Mensch<br />
Tage bräuchte: Millionen von Daten zu analysieren,<br />
auszuwerten und darin Muster zu erkennen.<br />
So hilft sie uns bei der fortlaufen<strong>den</strong><br />
Optimierung unserer Prozesse, aber auch dabei,<br />
drohende Lieferengpässen rechtzeitig zu erkennen.<br />
Wirtschafts-News: Sie haben 3000 Mitarbeiter,<br />
machen jährlich mehr als 300 Millionen Euro<br />
Umsatz. Haben Sie es je bereut, früh ins Risiko<br />
gegangen zu sein und für so viele Menschen<br />
Verantwortung übernommen zu haben?<br />
Frank Schmidt: K<strong>eine</strong> Sekunde. Wer sich im Leben<br />
weiterentwickeln will, für <strong>den</strong> gilt: Das größte<br />
Risiko liegt darin, kein Risiko einzugehen. Und<br />
wir sind über mehr als drei Jahrzehnte ja auch<br />
gesund und organisch gewachsen. Mit gut 3.000<br />
Mitarbeiten<strong>den</strong> sehe ich TST immer noch als<br />
Familienunternehmen, was sicher auch daran<br />
liegt, dass bei uns 37 Familienmitglieder beschäftigt<br />
sind und m<strong>eine</strong> Frau als Mitgeschäftsführerin<br />
immer an m<strong>eine</strong>r Seite steht. Außerdem<br />
habe ich die Verantwortung in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />
auf mehrere Schultern verteilt: Mit Marcel<br />
Bicking und Joachim Willems habe ich zwei weitere<br />
Geschäftsführer im Top-Management.<br />
Redaktion: Ilgin Seren Evisen