Taxi Times DACH - 1. Quartal 2024
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TAXITARIFE<br />
THOMAS KRAUSE, GRÜNDER UND<br />
GESCHÄFTSFÜHRER DES UNTERNEHMENS<br />
LINNE + KRAUSE<br />
WIE EIN TAXITARIF<br />
ENTSTEHT<br />
Thomas Krause von Linne + Krause ist Deutschlands<br />
einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger<br />
für das <strong>Taxi</strong>gewerbe. Sein Unternehmen hat<br />
sich auf die Erstellung von Gutachten nach Paragraf<br />
13, Absatz 4 Personenbeförderungsgesetz (PBefG)<br />
spezialisiert und untersucht im Auftrag von Genehmigungsbehörden<br />
die sogenannte Funktionsfähigkeit<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes. Neben den <strong>Taxi</strong>betrieben werden<br />
zunehmend auch Mietwagenbetriebe in die Untersuchungen<br />
einbezogen. Mit dem Gutachten im Rücken<br />
bestimmt eine Behörde die Höchstzahl der örtlichen<br />
<strong>Taxi</strong>genehmigungen. Wer sich wie Linne + Krause so<br />
intensiv mit dem <strong>Taxi</strong>markt beschäftigt, kann natürlich<br />
auch die <strong>Taxi</strong>tarife gut einschätzen. Im Interview<br />
mit <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> verrät Thomas Krause seine Beobachtungen.<br />
TAXI TIMES: Herr Krause, bewerten Sie in Ihren Gutachten<br />
auch den <strong>Taxi</strong>tarif?<br />
THOMAS KRAUSE: Wir bekommen oft zusammen mit einem<br />
Funktionsfähigkeitsgutachten den Auftrag, den Tarif gleich<br />
mitzuprüfen. Zunehmend werden wir aber auch mit eigenständigen<br />
Tarifgutachten beauftragt. Anlass ist oft ein Tarifantrag<br />
aus der Unternehmerschaft. Wir prüfen dann, ob der nachvollziehbar<br />
und vertretbar ist. Häufig<br />
machen wir auch eigene Vorschläge<br />
– etwa dann, wenn abweichende<br />
Anträge vorliegen.<br />
Nur sehr selten wird das, was vom<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe vorgeschlagen wird,<br />
auch umgesetzt.<br />
Meist gehen die Taxler bewusst<br />
etwas höher heran, um gegenüber<br />
der Behörde Verhandlungsspielraum<br />
zu haben. Das Gesetz geht bei einer<br />
Festlegung des <strong>Taxi</strong>tarifs von einer Interessenabwägung aus.<br />
Zum einen muss der <strong>Taxi</strong>tarif auskömmlich genug sein, dass ein<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer davon seinen Fuhrpark unterhalten, Löhne<br />
bezahlen und auch noch einen Gewinn erwirtschaften kann.<br />
Zum anderen darf das öffentliche Interesse an erschwinglichen<br />
»Immer häufiger sitzt<br />
mit den Krankenkassen<br />
ein weiterer Akteur am<br />
Tisch – ohne wirklich im<br />
Raum zu sein.«<br />
Preisen für die Bevölkerung nicht aus dem Blickfeld<br />
geraten.<br />
Sind die derzeit gültigen <strong>Taxi</strong>tarife aus Sicht der <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
überhaupt noch wirtschaftlich?<br />
Das ist eine gute Frage. Wir haben keine einheitliche Tariflandschaft.<br />
Interessant ist, dass in Gebieten mit einer sehr geringen<br />
Kaufkraft die <strong>Taxi</strong>preise am höchsten sind, zum Beispiel<br />
in Thüringen und Sachsen-Anhalt.<br />
Wie kann das sein?<br />
Immer häufiger sitzt mit den Krankenkassen ein weiterer<br />
Akteur am Tisch – ohne wirklich im Raum zu sein. Ich will<br />
damit sagen: In vielen Flächenkreisen gibt es zwar <strong>Taxi</strong>tarife,<br />
aber kaum noch Menschen, die ein <strong>Taxi</strong> zum amtlichen <strong>Taxi</strong>tarif<br />
nutzen. Mit Abstand wichtigste Auftraggeber sind hier die<br />
Krankenkassen. Daher werden oft weit überhöhte Tarife beantragt<br />
und zum Teil auch genehmigt, um gegenüber den Krankenkassen<br />
eine bessere Verhandlungsposition zu bekommen.<br />
Deren Entgelte liegen ja meist unter dem <strong>Taxi</strong>tarif.<br />
Dann müsste man in der Konsequenz doch den Krankenkassen<br />
einen Riegel vorschieben und keine Rahmen- oder<br />
Einzelverträge mehr unterschreiben, die deutlich unter dem<br />
Tarif liegen.<br />
Solange sich der Mengenrabatt,<br />
der ja vom Gesetzgeber auch so<br />
erwünscht ist, im Rahmen bewegt,<br />
ist das in Ordnung. In den Städten<br />
des Rheinlands laufen die Entgelte<br />
für Krankenfahrten sogar etwa im<br />
Gleichschritt mit den <strong>Taxi</strong>tarifen. In<br />
den NRW-Flächenkreisen sind es im<br />
Durchschnitt rund 15 Prozent weniger.<br />
Das wäre noch okay.<br />
Wie aber begründet man einen Mengenrabatt bei <strong>Taxi</strong>s?<br />
Das hat der Gesetzgeber so entschieden. Wir dürfen aber nicht<br />
vergessen: Ohne Krankenfahrten gäbe es „in der Fläche“<br />
kaum noch <strong>Taxi</strong>s. Ursprünglich waren rabattierte Krankenfahrten<br />
als Nebenerwerb zum herkömmlichen Tarifgeschäft<br />
14 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2024</strong> TAXI