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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2024

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TAXITARIFE<br />

Wie lange wird<br />

man wegen eines<br />

Taxameters noch<br />

zum Eichen fahren<br />

müssen?<br />

FOTO: Remmer Witte<br />

AUS DER ZEIT<br />

GEFALLEN<br />

Was kostet eine <strong>Taxi</strong>fahrt? Diese Frage beantwortet<br />

sich für den Kunden durch den Blick auf den<br />

Taxameter. Doch sind solche Fahrpreisanzeiger in<br />

Zeiten von GPS und Apps noch nötig?<br />

Der Taxameter ist gemäß Paragraf<br />

37 BOKraft (Verordnung<br />

über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen<br />

im Personenverkehr) nur ein<br />

Fahrpreisanzeiger und somit keine Kasse.<br />

Alternativ zur erdgebundenen Messung<br />

der Wegstrecke wäre vielleicht auch ein<br />

GPS-Tracking der Fahrtstrecke möglich.<br />

Das Ergebnis wäre letztlich mehr oder<br />

weniger identisch, würde aber die technische<br />

Verbindung vom Taxameter mit dem<br />

Fahrzeug obsolet machen. Ein GPS-Taxameter<br />

ermittelt seine Messdaten autark.<br />

Eine nachgeschaltete Software kann auch<br />

fahrzeugunabhängig einen tarifgetreuen<br />

Fahrpreis errechnen. Vergleichende Feldversuche<br />

unter Einsatz beider Messmethoden<br />

ergaben mehr oder weniger identische<br />

Ergebnisse sowohl für die exakte Fahrstrecke<br />

als auch für Fahr- und Standzeit zur<br />

möglichen Ermittlung einer verkehrsbedingten<br />

Wartezeit.<br />

Die gesetzlichen Regelungen für die Personenbeförderung<br />

dürfen an dieser Stelle<br />

nach ihrer Novelle sogar als Wegbereiter<br />

gesehen werden, denn gemäß Paragraf 28<br />

BOKraft ist ausdrücklich die Ausrüstung<br />

mit einem konformitätsbewerteten softwarebasierten<br />

System (zur Fahrpreisermittlung)<br />

möglich.<br />

Bei dieser Konformitätsbewertung müssen<br />

Fahrzeug und Taxameter miteinander<br />

verheiratet werden, um den Anforderungen<br />

des bundesdeutschen Eichrechts gerecht<br />

zu werden. Weitere Kosten drohen auf Basis<br />

der zum Jahreswechsel 2025/26 verpflichtend<br />

anstehenden Integration einer TSE<br />

(Technische Sicherungseinrichtung) in die<br />

digitale Speicherung der Einnahmeursprungsaufzeichnungen.<br />

ALTERNATIVE GPS-TAXAMETER<br />

Allerdings erweckt die Option zur Nutzung<br />

eines softwarebasierten Systems mit<br />

„Konformitätsbewertung“ noch Zweifel, wie<br />

eine solche Konformitätsbewertung denn<br />

alternativ erfolgen kann, denn Satelliten<br />

entziehen sich der Überprüfung durch bundesdeutsche<br />

Eichbehörden.<br />

Durch die Forcierung der Einsatzmöglichkeit<br />

von GPS-Taxametern wäre der Weg<br />

für das <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe jedoch<br />

geebnet, sich vollständig von den engmaschigen<br />

Regelungen der Eichbehörden zu<br />

entbinden, ohne auf den Einsatz nachvollziehbarer<br />

Messergebnisse zur Fahrpreisermittlung<br />

für Spontanfahrten zu verzichten.<br />

Ein GPS-Taxameter könnte seine Datenaufzeichnung<br />

genauso loggen, wie dies geeichte<br />

Taxameter heute tun. Gleichzeitig wäre<br />

aber der Weg auch für die Industrie frei, den<br />

Taxameter zu einer eichrechtlich ungebundenen<br />

Registrierkasse aufzurüsten, die eben<br />

wahlweise Festpreise oder messstreckenbasierte<br />

Fahrpreisermittlungen mittels hinterlegtem<br />

Algorithmus zur Grundlage der<br />

Einnahmeursprungsaufzeichnungen macht.<br />

Die erwünschte TSE wäre dann ebenfalls in<br />

diesem Gerät oder alternativ auch einer Cloud<br />

zu verorten. Selbst Sondervereinbarungen für<br />

Krankenkassen könnten zusätzlich als weitere<br />

Berechnungsbasis direkt im rechtlich neu<br />

definierten GPS-Taxameter hinterlegt werden.<br />

Es wird Zeit, dass diese Thematik diskutiert<br />

und nach Lösungen gesucht wird. Beim<br />

Treffen der norddeutschen <strong>Taxi</strong>verbände in<br />

Glückstadt wurden diese Gedankenexperimente<br />

angestoßen. Beispielsweise von Dirk<br />

Ritter, dem Vertreter der Hamburger Genehmigungsbehörde,<br />

für den ein Taxameter<br />

zunehmend ein Anachronismus werde.<br />

Ihm ging es ihm um die spezielle Bindung<br />

des Taxameters an die exakt zurückgelegte<br />

Fahrtstrecke und an deren geeichte Messung.<br />

Branchengutachter Thomas Krause<br />

stellte daraufhin jedoch fest: „Wenn nicht<br />

mehr die Taxameterdaten, sondern nur<br />

noch Folgedaten gespeichert werden, dann<br />

sind wir im Vorhof der Hölle.“ Gleichzeitig<br />

schwindet so die wichtigste Differenzierung<br />

zum Mietwagen.<br />

Man war sich in Glückstadt einig, dass<br />

Perspektiven eines möglichen Abschieds<br />

von erdgebundenen Fahrtstreckenmessungen<br />

gemäß den Vorgaben des Eichrechts<br />

unbedingt weiterverfolgt werden sollten.<br />

Der weitere Fortgang dieser Vision darf<br />

dabei sicherlich mit großer Spannung<br />

erwartet werden. <br />

rw<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2024</strong><br />

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